Losung: Herr, wir erkennen, dass wir vor dir versagt haben. Bleibe uns treu. „Bist du es nicht, Herr, unser Gott, auf den wir hoffen? Denn du hast das alles gemacht.“ Jeremia 14,22
Liebe Leserin, lieber Leser,
Seit Jahrzehnten denke ich nun schon über die Bibel nach. Vieles habe ich dazugelernt. Vieles verstehe ich inzwischen anders, manches besser. Mein Glaube ist, wie ich meine, reifer und tiefer geworden. Aber eine Sache kann und will ich nicht begreifen: Wenn Gott alles gemacht hat, wie es oben heißt, wie ist das dann mit dem Bösen, mit Krankheit, Katastrophen und Krieg? Mit den Schmerzen und all dem Leid? Ich verstehe das einfach nicht. Ich kann ihm das nur klagen.
Und wie ist es mit dem Bösen in mir, also mit meinen negativen Gefühlen und Gedanken, wenn ich insgeheim andere beschuldige und verurteile? Erst recht, wenn ich etwas sage und tue, was sie verletzt? – Und wie ist es in dir?
Adam, Eva und wir
Dass wir Menschen die Schuld für eigenes Versagen gerne anderen in die Schuhe schieben, lese ich schon auf den ersten Seiten der Bibel. Da wird am Beispiel von Adam* und Eva, erzählt, wie der Mensch ist. Adam beschuldigt vor Gott seine Eva: „Die Frau, die du mir zugesellt hast, gab mir von dem Baum und ich aß.“ Und Eva: Die Schlange war's. „Sie betrog mich, sodass ich aß“ (1. Mose 3,12-13).
So schiebt von Anfang an einer die Schuld auf den anderen. Und Adam schiebt sie auch noch auf Gott: „Du hast mir doch diese Frau gegeben.“ Damit aber kommt er samt allen seinen Adamskindern bis hinauf zu uns bei ihm nicht durch.
Freiheit und Verantwortung
Ja, Gott hat alles gemacht, auch uns Menschen. Doch der Bibel entnehme ich, dass er uns auch die Verantwortung gegeben hat – für uns selbst, für andere und seine Schöpfung insgesamt. Er traut uns zu und gibt uns die Freiheit, dass wir zwischen gut und böse unterscheiden können. Er gibt uns die Möglichkeit, dem Bösen zu widerstehen und es mit Gutem zu überwinden (Römer 12,21).
Und dennoch bleiben Fragen, auf die ich keine Antwort finde. Der Glaube ist eben keine Rechenaufgabe, die glatt aufgeht. Es bleiben Widersprüche, die ich nicht auflösen kann. Von denen ich nur erlöst werden kann von dem, der das alles auf sich nimmt am Kreuz.
Durch ihn erfahre ich: Gott wirkt durch seinen Geist, wodurch er alles ins Dasein gerufen hat. Durch den Geist der Liebe und der Kraft, des Segens und des Trostes. Er wirkt nicht nur durch die Gesetze der Natur. Er wirkt auch in und durch uns Menschen, durch dich und mich, durch Freund und Feind. Ja, auch durch den. Denn unsere Feinde sind nicht zugleich seine Feinde. Gott hat sie ebenfalls geschaffen.
Er hat auch mit dem zu tun, was mir zu schaffen macht, was mir weh tut. Wie und warum? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass auch das zu dieser Welt gehört und zu meinem Leben. Eine andere Welt kenne ich nicht. Ein anderes Leben habe ich nicht. In beiden begegnet er mir in Christus und hält bei mir aus; das glaube ich.
„Das Leben ist schön“
Doch auch das will ich nicht vergessen, wie schön diese Welt sein kann, wunderschön, und dass ich trotz allem mein Leben liebe. Warum das so ist? Auch das weiß ich nicht, genauso wenig, warum ich überhaupt leben darf in dieser Zeit, in diesem Land, unter seinem Himmel.
Herzliche Grüße,
Ihr / dein
Hans Löhr
* Adam: auf Deutsch „der Mensch“. Eva: „Mutter alles Lebendigen"
1728 erschien in die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen. Ich lege Losung und / oder Lehrtext aus, weil das Nachdenken über Bibelworte den Glauben reifen lässt.
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Lieber Herr Löhr, vielen Dank für die heutige Auslegung und dass wir an Ihren Gedanken Anteil nehmen dürfen. Diese Sätze, beschäftigen mich ganz besonders:
AntwortenLöschenSo schiebt von Anfang an einer die Schuld auf den anderen.
Er traut uns zu und gibt uns die Freiheit, dass wir zwischen gut und böse unterscheiden können.
Und wie ist es in dir?
Seid einiger Zeit versuche ich mein Leben mit Hilfe der 12 Schritte der Anonymen Alkoholiker zu gestalten. Früher war ich natürlich das Opfer und alle anderen waren immer schuld. Wie lange es doch gedauert hat, bis mir durch das Programm bewusst geworden ist, dass ich meine Teile dazu beigetragen habe, dass Situationen so geworden sind wie sie sind. Ich durfte mir eingestehen, dass viele Menschen Schwierigkeiten mit meinem Eigenwillen gehabt haben. Und nach und nach konnte ich es wirklich so sehen, wie es war. Im Wesentlichen habe ich mir die ganze Scheiße selber eingebrockt.
Im 4. Schritt durfte ich Inventur machen um erst einmal schauen was ist überhaupt in mir an negativen und positiven Charakter Eigenschaften. Als ich dieses erkannt habe, konnte ich wählen, für welche Eigenschaften ich mich entscheide, denn diese Freiheit hat Gott mir gegeben. Ich kann mich für das positive oder das negative entscheiden, es ist meine Freiheit und ich versuche mich immer wieder für das Gute in mir zu entscheiden. Nun bin ich aber immer noch kein Engel geworden, aber ich kann am Abend eine kurze Inventur machen und was schlecht gelaufen ist kann ich vor Gott bringen und um Verzeihung bitten, nicht nur Gott sondern auch meinen Mitmenschen. So werde ich meiner Charakter Prägung immer bewusster und kann diese Prägung immer weiter bearbeiten und mit Gottes Hilfe ändern, es ist für mich ein Prozess der ein Leben lang anhält.
Danke fürs lesen.
Danke für deine Geschichte dazu. Ich wünsche Dir alles Gute und Gottes Segen auf Deinem weiteren Lebensweg.
Löschen❤️🙏🏻
LöschenDanke für die Schilderung und Glückwunsch zu der Einsicht dazu. Mir ging das ähnlich und ich weiß wie schwer das für einen Selbst ist seine Situation zu spiegeln. Dafür meinen großen Respekt.
LöschenDanke für die Auslegung und danke für den Kommentar . Auch ich bemühe mich täglich aufs neue das Gute zu
AntwortenLöschentun und bin dankbar für jeden Tag den ich leben darf . Hoffen und vertrauen , das möchte ich .Ich wünsche uns allen einen nachdenklichen und gesegneten Tag .
Danke für die Auslegung und die Kommentare!
AntwortenLöschenLieber Herr Löhr danke für die Auslegung danke für die Kommentare ja Gott lässt es zu das ich selbstverantwortlich Handel, ich und wir alle sind keine Marionetten die nur von Gott bewegt werden aber wir sind in Gottes Hand geborgen und geliebt dürfen um Vergebung bitten und bekommen sie durch Jesu Blut fallen hin und stehen auf gesehen falche Wege und kehren um ich bin meinem Gott sehr dankbar und will nie aufhören mich an ihm festzuhalten ihnen und ihrer Familie und uns allen Gottes reichen Segen herzliche Grüße Angelika
AntwortenLöschenIch danke Ihnen für diese Auslegung der Losung heute. Wenn mir Zweifel kommen, dann möchte ich immer mit ganzem Herzen sagen können: Unser himmlischer Vater hat alles in seinen Händen und Er wird das Weltgeschehen nach seinem Ratschluss lenken und so auch mir beistehen in meiner schwierigen Zeit. Einen behüteten und segensreichen Tag wünsche ich allen.
AntwortenLöschenIch kenne selbst diese vielen Fragen.
AntwortenLöschenIch finde selbst auch keine Antworten.
Suche trotzdem nach ER-Lösung.
Bekomme sie nicht.
Ich habe schon ein Problem damit,
weil er nicht eingreift, trotz Reue
und mein Leid besteht bleibt.
Tu mich auch schwer damit,
Gott und einen rettenden Glauben
an Menschen weiterzugeben.
Genau aus diesem Grunde.
Bete und glaube weiter trotzdem.
🙏🏻
AntwortenLöschenGuten Morgen, die Auslegung von Herr Löhr und auch der Kommentar von Alwin, beide zeigen, dass wir alle unter unseren Gedanken und Handlungen leiden, sei es, dass wir leichtfertig die Schuld von uns weg schieben, sei es, indem wir unseren engsten Menschen weh tun, ohne dass wir es merken. Sei es aus Unsicherheit, sei es aus eigenen Verletzungen her - wie auch immer. Für mich ist die Erkenntnis, dass verletzte Menschen verletzen -aber leider dann immer die falschen Menschen - ein Meilenstein in meinen Gedanken und doch falle ich manchmal in dieses Muster zurück. Es ist ein ewiger Prozess, an sich zu arbeiten, aber mit Gottes Hilfe geht alles leichter, zulassen muss ich es allerdings selber, das heißt ich muss vieles weitergeben, in Gottes Hand, endgültig abgeben, das ist schwierig aber machbar, seid gesegnet, Elisabeth
AntwortenLöschenDanke Herr Löhr für Ihre Auslegung und auch Alwin für seine offenen Worte. Wenn ich aufstehe ist der erste Gedanke, das ich Gott danke und lobe. Tagsüber werde ich mir sofort klar, wenn ich etwas falsches gesagt habe, und bitte um Vergebung. Ja ich mach viel falsch und hoffe dann auf die Vergebung unseres Herrn Jesus Christus. Wenn ich Nachts aufwache frage ich Ihn ob er bei mir ist und mich tröstet. Dann kann ich auch wieder einschlafen. Reden über meinen Glauben mit den Menschen in meiner Umgebung ist schwierig, Sie meinen, nur mit guten Taten wäre es getan und halten meinen Glauben, und dass ich ein Kirchgäner bin, für unsinnig, ich wünsche Ihnen Herr Löhr und auch Alwin eine gute Zeit und bleiben Sie getragen im Glauben, und allen Mitbetern einen gesegneten Tag. 🙏🕊🌈🙏
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