Donnerstag, 18. September 2025

Wo mir Jesus heute begegnet hl

Wochenspruch: Christus spricht: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan. (Matthäus 25,40)

Liebe Leserin, lieber Leser,

„Und man sieht nur die im Lichte. Die im Dunkeln sieht man nicht.” (Bert Brecht)

Alle schauen nach oben.
Christen schauen nach unten.

Alle schauen auf zu den Reichen und Schönen, zu den Mächtigen und Einflussreichen, den Prominenten und den Stars – zu denen auf der Sonnenseite des Lebens.

Christen aber sehen die Unscheinbaren und Unsichtbaren, die übersehen werden, weil sie nichts gelten und sich mit ihren Ellbogen nicht durchsetzen.

Stimmt das? Ja und nein.

Viele Christen verhalten sich wie alle anderen auch. Ich nehme mich da nicht aus. Mich interessiert ebenfalls, wer „die im Lichte“ der Öffentlichkeit sind und was sie machen – besonders, wenn ihre politische Macht auch mein Leben beeinflusst. Und wenn ich mit dem einen oder der anderen von ihnen persönlichen Kontakt habe, schmeichelt mir das.

Andererseits schauen auch Menschen, die mit dem Glauben nichts anfangen können, nicht weg, wenn jemand Unterstützung braucht. Viele sind sozial eingestellt und haben einen Blick und ein Herz für „die im Dunkeln“.

Das bringt mich zu der Frage: Geht es Jesus darum, ob einer Christ und getauft ist – oder darum, ob er in seinem Geist handelt und lebt? Kann das auch ein Muslim sein, eine Hindu, ein Atheist?

So wie ich Jesu Satz im Lehrtext verstehe, dient ihm, wer die auf der Schattenseite nicht übersieht. Das macht Christen zu Christen: Sie dienen ihm mit ihrer Nächsten- und Feindesliebe. Paulus sagt dazu: Diese Liebe ist noch größer als der Glaube (1. Korinther 13,13).

Und wer anders oder nicht glaubt und dennoch diesen Blick hat – auch der dient Christus, ohne es zu wissen und gehört zu ihm. 

Aber wo liegt dann der Unterschied? Wenn es nicht die Nächstenliebe ist – ist es dann der Glaube?

Für mich ist es das Vertrauen, dass Gott mich liebt. Nicht mehr, aber auch nicht weniger als die, die anders glauben.

Und „die im Lichte“? Auch sie können Jesus dienen. Viele tun das, ich kenne selbst einige, die ein Herz für Arme und Kranke haben.

Doch wer „die im Dunkeln” geflissentlich übersieht oder gar schlecht behandelt, der kann sich noch so demonstrativ das Etikett „christlich“ aufkleben und sich in kirchliche Leitungsgremien wählen lassen – für den gilt das Wort des Paulus: „Und wenn ich allen Glauben hätte und hätte keine Liebe, so wäre ich nichts.“ Das, liebe Leserin, lieber Leser, will ich zuerst mir selbst gesagt sein lassen.

Wer im Scheinwerferlicht steht, wird von allen gesehen. Aber die im Dunkeln „sieht man nur mit dem Herzen gut” (Antoine de Saint-Exupéry).

Gebet: Herr, das habe ich verstanden: Wenn ich ein kleines Kind in der S-Bahn anlächle, dann gilt das auch dir. Wenn ich versuche, mit Geflüchteten ins Gespräch zu kommen, dann rede ich mit dir. Und wenn ich jemandem die Tür aufhalte, gehst du hindurch.
So will ich dich auch in denen sehen, die freundlich und herzlich zu mir sind. So oft zeigst du dich mir am Tag - und ich erkenne dich nicht. So oft hilfst du mir auch mit scheinbaren Kleinigkeiten, und ich halte das für selbstverständlich, statt dir zu danken. Wenigstens heute soll es einmal anders sein. Amen

Herzliche Grüße, 

Ihr / dein Hans Löhr

Anmerkung:

Der aktuelle Hintergrund für dieses Wort Jesu ist die Debatte über den Umgang mit Geflüchteten, Asylsuchenden und Migranten.

Ich tue mich leicht, im Sinn des Bibelwortes eine menschenfreundliche Politik zu verlangen. Wo ich wohne, gibt es kaum Migranten. Doch in manchen Vierteln unserer Städte fühlen sich Alteingesessene inzwischen selbst fremd und nicht mehr zu Hause. Sie fühlen sich von der Politik im Stich gelassen. In Wahrheit werden sie mit ihren Sorgen von uns allen, von der Gesellschaft, im Stich gelassen.

Ich zum Beispiel kann von der Kanzel die Liebe auch zu den Fremden predigen, aber die konkrete Umsetzung müssen andere leisten, die das tägliche Zusammenleben gestalten.

Darum meine ich: Ordentlichen Wohnraum für Zugewanderte muss es in allen Wohngegenden unseres Landes geben – auch in den Villenvierteln –, ebenso wie zumutbare Arbeitsplätze. Es ist unsere gemeinsame Aufgabe, den Umgang mit zunächst Fremden zu lernen und zu praktizieren, ihnen zu begegnen, mit ihnen zu reden und zu feiern.

Dafür ist die neueste Dolmetschertechnik der Künstlichen Intelligenz auf dem Handy wie geschaffen. So können aus Fremden Bekannte, ja sogar Freunde werden.

Und wo das geschieht, erfüllen wir Jesu Wort: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, den Hungernden, Fremden, Gefangenen, Kranken, das habt ihr mir getan.

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Hinweis zu Losung und Lehrtext

1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Ich lege Losung und / oder Lehrtext aus, weil das Nachdenken über Bibelworte den Glauben reifen lässt. 

 Hinweis für Smartphone-Nutzer

So finden Sie frühere Auslegungen: Weiter nach unten gehen. Auf den Link "Web-Version anzeigen" tippen. In der rechten Spalte gewünschtes Jahr antippen.. Sie können die Losungsauslegungen gerne über WhatsApp, E-Mail etc. weitergeben: Den Link einfach markieren, kopieren und versenden. Der Text ist teilweise diktiert. Erkennungsfehler bitte melden. Sie werden nachträglich korrigiert.

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Dienstag, 16. September 2025

Was die Himmel erzählen hl

Losung: „Die Himmel erzählen die Ehre Gottes (Psalm 19,2) und die Schöpfung verkündigt seiner Hände Werk. 
3Ein Tag sagt’s dem andern,
und eine Nacht tut’s kund der andern, 
4ohne Sprache und ohne Worte; unhörbar ist ihre Stimme. 
5Ihr Schall geht aus in alle Lande und ihr Reden bis an die Enden der Welt.”


Liebe Leserin, lieber Leser,

die heutige Losung – was für ein schönes, poetisches Bibelwort, ja der ganze Psalm 19.

Das will ich mir mal genauer vorstellen, wie sich Abend- und Morgenrot die Ehre Gottes erzählen; und, wenn ich einen Blick und ein Ohr dafür habe, auch mir. Wie Sonne und Mond und alle Sterne von Gott reden, von seiner Majestät und Pracht und von seiner Liebe, mit der er alles geschaffen hat, – auch dich und mich.

Ja, von seiner Liebe erzählen sie. Sie hat ihn bewogen, die ganze Schöpfung aus dem Nichts zu schaffen: Atome und Zellen und aus ihnen Pflanzen und Tiere samt uns Menschen. Und wir alle zusammen ehren ihn und rühmen seinen Namen.

Die Himmel erzählen, was Gott tut und an Weihnachten  auch die Engel. Sie singen sein Lob: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.” Alle Sterne des Himmels und alle Geschöpfe beugen sich vor dem, der in einem Futtertrog liegt, in einem Viehstall. Denn Jesus, das Kind in der Krippe und der Mann am Kreuz, ist Gottes Ehre. In ihm ist seine Liebe erschienen (1. Johannesbrief 4,9).

Manchmal aber bleibt mir das Lob im Halse stecken, wenn ich auf all das Dunkle in unserer Welt schaue. Ich will davor nicht die Augen verschließen. Will mithelfen, es wenigstens in meiner kleinen Welt ein bisschen heller und leichter zu machen. Dabei hilft mir, immer wieder den Blick zu heben:

  • nach oben in den Sternenhimmel – und mich an Gott freuen, der Himmel und Erde geschaffen hat.
  • in die Krippe – und seine Liebe spüren, die Mensch geworden ist.
  • auf das Kreuz – und hören, dass Gott uns treu bleibt und vergibt.

Gebetslied:

Himmel, lobe prächtig
deines Schöpfers Taten
mehr als aller Menschen Staaten.
Großes Licht der Sonne,
schieße deine Strahlen,
die das große Rund bemalen.
Lobet gern,
Mond und Stern,
seid bereit, zu ehren
einen solchen Herren.

(EG 327,2 Wunderbarer König)

Herzliche Grüße,

Ihr / dein Hans Löhr

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Hinweis zu Losung und Lehrtext

1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Ich lege Losung und / oder Lehrtext aus, weil das Nachdenken über Bibelworte den Glauben reifen lässt. 

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Sonntag, 14. September 2025

Er sorgt für euch (Predigt) hl

Also wenn mir beim Abräumen zum dritten Mal ein Kaffeelöffel auf den Boden fällt, spätestens dann, 

liebe Freunde, 

bin ich nicht mehr Pfarrer, sondern nur noch Mensch. Dann blinzeln meine zwei Kater kurz, drehen ihre Ohren in die Richtung, woher der Kraftausdruck kam, und schlafen weiter. Sie kennen das schon und lassen sich nicht aus der Ruhe bringen.

Aber ich lasse mich von solchen Kleinigkeiten aus der Ruhe bringen. Öfter als mir lieb ist. Und dann sage ich zu mir: „Hans, was ärgerst du dich denn so über solche Kleinigkeiten. Bück dich und heb den Löffel auf."

Ja, liebe Freunde, warum soll man sich selbst ärgern? Reicht es nicht schon, wenn andere dich ärgern? Aber nun lassen einen bestimmte Dinge mal nicht kalt. Oder ist es dir gleichgültig, wie es in deiner kleinen und in der großen Welt zugeht?

Ich jedenfalls mache mir Sorgen um ein Familienmitglied, das mir nahe steht, um den gegenwärtigen Zustand unserer Welt und, ja, manchmal auch um meine Gesundheit. Und ich denke, dass jetzt einige hier sind, die ähnliche Sorgen haben. Zu euch sage ich: Lassen wir unsere Sorgen, die wir hierher in den Gottesdienst mitgebracht haben, am Schluss einfach da.

>>>>> HL legt drei größere Steine auf den Altar <<<<<

Diese drei Steine sollen für all die Sorgen stehen, die wir auf dem Herzen haben. Ich lege sie auf den Altar unter Jesu Kreuz. Da gehören sie hin. Er sagt in der Bergpredigt: „Sorgt euch nicht um das, was die Zukunft bringt. Euer himmlischer Vater weiß, was ihr braucht. Es reicht schon, dass jeder Tag seine eigene Plage hat“. Und im ersten Petrusbrief greift der Apostel Jesu Wort auf und ermutigt alle, die seine Worte lesen: „Alle eure Sorge werft auf ihn, Christus; denn er sorgt für euch!“ Ja, das will ich hier zusammen mit euch tun, jetzt in Gedanken und später im Gebet. Und dann?

Vielleicht gehen wir nachher wirklich erleichtert aus der Kirche nach Hause. Doch spätestens morgen haben sich manche Sorgen wieder ins Herz zurück geschlichen. Das liegt nicht daran, dass wir zu wenig Glauben hätten. Wir uns einfach zu viele Sorgen machen.

Die Älteren von euch erinnern sich vielleicht noch, wie früher oft ganze Bauernfamilien auf den Äckern unterwegs waren, um Steine aufzuklauben und auf einen Haufen zu werfen. Das war eine mühsame Arbeit. Aber nur so konnte das Feld für das nächste Jahr wieder bestellt werden. Doch wenn zwei, drei Jahre vergangen waren, fing die Plackerei wieder von vorn an. Es schien, als würden die Steine aus dem Boden wachsen. Aber die Bearbeitung des Bodens sowie Hitze, Frost und Starkregen führen eben dazu, dass immer wieder aufs Neue Steine freigelegt werden.

Und genauso, scheint mir, ist es auch bei dir und bei mir. Wir können heute unsere Sorgensteine unter das Kreuz legen, aber morgen oder in ein paar Tagen liegen sie wieder auf unseren Herzen. Wir können sie im Gebet an Gott abgeben und sollten das auch tun, denn das kann uns erleichtern. Aber ein für allemal werden wir sie einfach nicht los.

Ein alter Vers sagt:

Was helfen uns die schweren Sorgen, / was hilft uns unser Weh und Ach? Was hilft es, dass wir alle Morgen / beseufzen unser Ungemach. / Wir machen unser Kreuz und Leid / nur größer durch die Traurigkeit.

Das, liebe Freunde, sollten wir nicht tun. Und deshalb ist es für mich wichtig, am Morgen, wenn ich die Augen aufschlage, zuerst einmal Gott zu danken, dass ich lebe und aufstehen kann. So bekommt der Tag schon mal ein positives Vorzeichen. So fängt er mit einem Dank und nicht mit einem Seufzer an. Und das wirkt sich auch auf die nachfolgenden Stunden aus.

Im Johannesevangelium betet Jesus für die Menschen, die Gott ihm gegeben hat. Er bittet nicht, dass er ihnen, dass er uns die Welt erspart und damit auch Sorgen und Leid, Angst und Tod. Aber er bittet, dass wir darin nicht untergehen, sondern durch das Böse hindurch bewahrt und erlöst werden (Johannes 17,15).

Genau das sagen wir auch im Vaterunser, wenn wir gemeinsam beten „Und erlöse uns von dem Bösen“. Wir bitten nicht, dass uns böse Erfahrungen komplett erspart bleiben. Sie gehören zu diesem Leben in dieser Welt und in dieser Zeit dazu. Aber wir bitten, daraus erlöst und befreit zu werden. Mitten im Leben und an seinem Ende, wenn Gott vollenden wird, was er mit uns angefangen hat. Er, der ohne mein Zutun mit allem begonnen hat, mit der Schöpfung und mit dir und mit mir, er wird auch ohne mein Zutun alles zu einem guten Ende bringen. Darauf hoffe ich.

Wenn, liebe Freunde, mir das nächste Mal ein Kaffeelöffel runterfällt, wird mir vielleicht wieder ein Kraftausdruck entfahren. Doch dann bin ich hoffentlich so geistesgegenwärtig und sage: 

Gebet: Gut, Herr, dass es nur um einen Löffel geht. Und die anderen Sorgen? Die gebe ich jetzt dir. Du wirst für mich sorgen. Und für das Schwere, das bleibt, gib mir Kraft, es zu tragen. So will ich mithelfen, dass das Leben auch für andere friedlich und erträglich bleibt. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr

Montag, 8. September 2025

Blütenblätter der Liebe

Lehrtext: Die Frucht des Geistes ist Liebe, Freude, Frieden, Geduld, Güte, Rechtschaffenheit, Treue, Sanftmut, Selbstbeherrschung. Galater 5,22-23

Liebe Leserin, lieber Leser,

Zu meiner ersten Pfarrstelle Anfang der Achtzigerjahre gehörte ein Seniorenheim. Einer der Altenpfleger dort war Kommunist. Ab und zu haben wir uns ein wenig unterhalten. Einmal zitierte er Karl Marx mit dem Satz, der mir sofort einleuchtete und den ich deshalb behalten habe: „Das Kriterium der Wahrheit ist die Praxis“. 

Bewährung im Alltag

Ja, man kann über viele schöne Dinge schreiben, diskutieren und predigen. Aber letzten Endes kommt es darauf an, dass unsere Theorien und Werte auch wahr und wirklich werden. Dass sie sich im Alltag, also in der Praxis, bewähren. Sonst sind sie nur Schall und Rauch.

Paulus nennt im Lehrtext jene Werte, an denen ein Christ sich orientieren kann. Für mich sind es universelle Werte, gültig für alle Menschen – unabhängig von Land, Zeit, Religion oder politischer Überzeugung. Ich verstehe sie als „Menschenpflichten“. Sie sollten die Menschenrechte ergänzen, die 1948 in der Charta der Vereinten Nationen festgeschrieben wurden. Schade, dass dies nicht geschehen ist. Diese Menschenpflichten könnten für jeden ein innerer Kompass sein.

Doch wer seine Machtinteressen durchsetzen und andere vertreiben oder gar vernichten will, dem sind Menschenrechte wie Menschenpflichten sowieso egal, wie in allen Kriegen und jetzt wieder in Gaza.

Ein Kompass ist noch kein Ziel

Mir aber sollen sie nicht egal sein. Gerade jene Werte aus dem Lehrtext, allen voran die Liebe, sollen mein Fühlen und Denken, mein Verhalten und Handeln bestimmen. Schließlich bin ich Christ. 

Andererseits bin ich alt genug, um zu wissen, dass mir das immer nur ansatzweise gelingt. Auch ein innerer Kompass ist noch keine Garantie, dass man das Ziel auch erreicht. 

Doch wie werden jene Werte und Haltungen in mir und dann auch nach außen hin wirksam? Von dem christlichen Mystiker Meister Eckart (gest.1328) ist folgender Satz überliefert:

Fände Gott soweit Raum in mir, wie in unserem Herrn Jesus Christus, er würde mich ebenso völlig mit seiner Flut erfüllen. Denn der Heilige Geist kann sich nicht enthalten, in all das zu fließen, wo er Raum findet, und so weit, wie er Raum findet.“ 
Für mich hat es sich gelohnt, diesen Satz mehrmals zu lesen und über ihn intensiv nachzudenken. Mir fiel das dazu ein: 

Aufräumen in Herz und Hirn

Nein, ich kann nicht aus eigener Kraft nach den Werten aus dem Lehrtext leben. Doch mir liegt daran, dass der Geist Jesu in mir Raum findet. Auch in mir soll er blühen und Frucht bringen. Dazu brauche ich seine Hilfe, um meine negativen Gefühle und Gedanken zu entrümpeln und in Herz und Hirn aufzuräumen – das ist meine tägliche innere Hausarbeit.

So entsteht wieder Platz für ihn, dass er mich erfüllt mit „Freude, Frieden, Geduld, Güte, Rechtschaffenheit, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung“ (Lehrtext). Wie Blütenblätter fügen sie sich zusammen zur schönsten Blume: zur Liebe. Sie ist das Kriterium des Glaubens. An ihr zeigt sich, was mein Glaube im Alltag wert ist und wer ich wirklich bin (1. Korinther 13,2).

Und so bete ich mit den Worten Paul Gerhardts:

Gebet: 
Mach in mir deinem Geist Raum,
Dass ich dir werd' ein guter Baum
Und lass mich Wurzel treiben.
Verleihe, dass zu deinem Ruhm
Ich deines Gartens schöne Blum'
Und Pflanze möge bleiben.
Amen

Paul Gerhard, EG 503 „Geh aus mein Herz“ Vers 14 aus dem Jahr 1653, fünf Jahre nach dem Dreißigjährigen Krieg. 

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr

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Hinweis zu Losung und Lehrtext

1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Ich lege Losung und / oder Lehrtext aus, weil das Nachdenken über Bibelworte den Glauben reifen lässt. 

 Hinweis für Smartphone-Nutzer

So finden Sie frühere Auslegungen: Weiter nach unten gehen. Auf den Link "Web-Version anzeigen" tippen. In der rechten Spalte gewünschtes Jahr antippen.. Sie können die Losungsauslegungen gerne über WhatsApp, E-Mail etc. weitergeben: Den Link einfach markieren, kopieren und versenden. Der Text ist teilweise diktiert. Erkennungsfehler bitte melden. Sie werden nachträglich korrigiert.

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Mittwoch, 3. September 2025

Wann es Tag wird hl

Lehrtext: 
Jesus sagt: „Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen, auf dass ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel.“ Matthäus 5,44-45

Liebe Leserin, lieber Leser,

Wie soll ich meine Feinde lieben können, wenn ich bleibe, wie ich bin – ein Mensch mit all seinen Grenzen und Schwächen?

Eigentlich denke ich: so richtige Feinde habe ich nicht. Doch ich muss meine derzeit negativen Gefühle gegenüber den Regierungen von Israel, Russland, Afghanistan und den USA beherrschen und darf sie schon gar nicht auf die Menschen in jenen Ländern übertragen. 

Sie alle sind Menschen wie du und ich – mit ihren guten und ihren problematischen Seiten, mit negativen und destruktiven Gefühlen. Aber genauso wie wir sind auch sie fähig zu Mitgefühl, Freundlichkeit und Liebe.

Wir alle sind Gottes Geschöpfe, seine Kinder, die er nicht weniger liebt als mich – unabhängig davon, welcher Religion sie angehören oder ob sie überhaupt glauben. Das denke ich mir nicht aus. So erfahre ich Gott, wie er sich in Jesus zeigt. Und das lässt meine Mitmenschen in einem neuen Licht erscheinen: in seinem Licht.

Dazu eine kleine Geschichte: Ein alter Rabbi fragte einst seine Schüler, wie man die Stunde bestimmen könne, in der die Nacht endet und der Tag beginnt. „Ist es, wenn man von weitem einen Hund von einem Schaf unterscheiden kann?“, fragte einer. „Nein“, sagte der Rabbi. „Ist es, wenn man einen Apfelbaum von einer Birke unterscheiden kann?“, fragte ein anderer. „Nein“, sagte der Rabbi. „Aber wann ist es dann?“, fragten die Schüler. „Es ist dann, wenn du in das Gesicht irgendeines Menschen blicken kannst und darin deinen Bruder siehst. Bis es soweit ist, ist die Nacht noch bei uns.“ Bis ich ihn, so möchte ich ergänzen, im Licht und mit den Augen Jesu sehen kann.

Deswegen, liebe Leserin, lieber Leser, sind mir nicht alle sympathisch – auch nicht in meiner kleinen Welt. Doch das ist mein Problem. Entscheidend ist, dass ich sie nicht zu Feinden mache, sondern bereit bin, mich auch mit denen zu verständigen, die schwierig sind und mich befremden.

Und was hat es damit auf sich, seine Feinde zu lieben?

Wie eingangs gesagt: Aus eigener Kraft kann ich das nicht. Ich müsste ein neuer Mensch werden. Und das verheißt Gott in der heutigen Losung: „Ich will euch ein neues Herz und einen neuen Geist in euch geben.“ (Hesekiel 36,26) Diese Zusage ermutigt mich, es zu versuchen.

Gebet:

Ja, Herr, darum bitte ich dich: Gib mir ein neues Herz und einen neuen Geist, damit ich alle Menschen – in der Nähe und in der Ferne – in deinem Licht sehen kann, im Licht der Liebe Jesu. Und wenn ich dabei versage, dann hör nicht auf, an mir zu arbeiten. Amen.

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr

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 1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Ich lege Losung und / oder Lehrtext aus, weil das Nachdenken über Bibelworte den Glauben reifen lässt. 

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Montag, 1. September 2025

glaubenstrotzig hl

Bibelwort für den Monat September: „Gott ist unsre Zuversicht und Stärke.“ Psalm 46,2

Liebe Leserin, lieber Leser,

Jemand, der mir am Herzen liegt, kämpft gerade in der Klinik mit einer schweren Krankheit. Doch ich bin zuversichtlich, dass er wieder gesund wird. Warum? Weil es für mich zur Zuversicht keine Alternative gibt. Alles andere wäre katastrophal. 

Nein, dafür habe ich keine Garantie. Ich habe nur meinen Glauben. Aber was heißt schon "nur"?

Wie, so frage ich mich, kann einer zuversichtlich sein, der niemand hat, dem er in schlaflosen Nächten seine Sorgen geben kann? Der nicht weiß, wem er sich und seine Angehörigen anvertrauen kann?

Offenbar geht auch das. Denn manche sagen, sie seien zuversichtlich, seien optimistisch auch ohne Gott. Sie werden schon ihre Gründe haben. Das will ich respektieren.

Mein Grund zur Zuversicht hat einen Namen und steht im Bibelwort für den Monat September. Warum ich mir dieses Wort zu eigen mache, liegt an denen, die es vor langer Zeit im Psalm 46 gemeinsam gebetet haben. Sie haben das nicht einfach so dahingesagt. Sie haben ihre Not offen beim Namen genannt. Doch sie klagten nicht nur. Sie bekannten freimütig:

Gott ist unsere Zuversicht und Stärke“ und fuhren glaubenstrotzig fort: „Darum fürchten wir uns nicht, wenngleich die Welt unterginge. Die Gläubigen* sollen dennoch guten Mutes bleiben.“ Psalm 46,2+3

Nein, auch ich will meine Zuversicht nicht preisgeben. Will auf meinen Gott hoffen bis zuletzt. Seine Stärke und Kraft ist auch in uns Menschen wirksam, wo einer für den anderen einsteht. Und auch in mir, wenn ich die Hände zusammenlege und mich an ihn wende.

So will auch ich guten Mutes bleiben. Denn ich weiß, wem ich meine Sorgen geben, und wem ich meine Angehörigen und mich anvertrauen kann. Und wenn auch du das in deinen Nöten und Ängsten tust, dann sind wir damit schon mal nicht allein.

Doch auch dieser Frage muss ich mich stellen: Falls sich meine Zuversicht nicht erfüllt, was dann? Ich weiß es nicht. Das muss dann der wissen, dessen Wille geschieht:

Gebet: Mein Gott, du machst mich zuversichtlich und stark, was auch kommt. Woher sonst soll ich Zuversicht nehmen, wenn du sie mir nicht gibst. Woher sonst kriege ich Kraft, auch das Schwere zu tragen, wenn nicht von dir? Und wenn ich einmal nicht mehr kann, so trage du mich. Und wenn ich die Hoffnung verliere, so lass mich dich finden und getrost sein in Jesus, meinem Bruder und Herrn. Amen

Liedvers: 

Von guten Mächten wunderbar geborgen
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen
und ganz gewiss an jedem neuen Tag.

Dietrich Bonhoeffer 1944/1945

Herzliche Grüße,

Ihr / dein Hans Löhr

* wörtlich heißt es im Psalm: „soll die Stadt Gottes fein lustig bleiben.“

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Donnerstag, 21. August 2025

unendlich sanft hl

Losung: Gott spricht: Im Schweiß deines Angesichts wirst du dein Brot essen, bis du zum Erdboden zurückkehrst, denn von ihm bist du genommen. Denn Staub bist du, und zum Staub kehrst du zurück. 1. Mose 3,19

Lehrtext: Wer auf den Boden seiner selbstsüchtigen Natur sät, wird von seiner Selbstsucht das Verderben ernten. Aber wer auf den Boden von Gottes Geist sät, wird von diesem Geist das ewige Leben ernten. Galater 6,8

Liebe Leserin, lieber Leser.

bin ich Staub? 

Was ich weiß

Nun ja, wissenschaftlich gesehen, besteht mein Körper samt allen Organen und dem Gehirn aus Sternenstaub, aus Milliarden und Abermilliarden Atomen. Sie alle entstanden vor unvorstellbar langer Zeit in fernen Sonnen, die bei ihrem „Tod“ explodierten und ihre Bausteine ins Universum schleuderten. 

Daraus bildeten sich durch die Schwerkraft neue Sonnen mit Planeten. Vor 4,6 Milliarden Jahren entstand so auch unser Sonnensystem mit unserer Erde - und auch das wieder nur auf Zeit. So gesehen und nüchtern betrachtet bin ich Staub, Sternenstaub. 

Aber was ist mit dem Leben selbst? Und mit meinen Gefühlen und Gedanken, mit Glaube, Liebe und Hoffnung? 

Für mich ist das alles ein unfassbares Wunder. Und ich bin froh, glauben zu können, wem ich Staubkörnlein dafür danken kann, dass es die Welt und mich in ihr gibt.

Einmal, vielleicht schon bald, werde ich nicht mehr sein, was ich auf materieller Ebene war, nämlich ein äußerst kunstvolles und kompliziertes Zusammenspiel von Atomen. Dann wird, was ich war, zerfallen und wieder so sein wie zuvor, ehe es mich gegeben hat, und ich „ich“ sagen konnte. 

Soweit ein Blick aus naturwissenschaftliche Sicht. Und wie verhält es sich dabei mit meinem Glauben?

Was ich glaube

Ja, ich bin Staub. Doch wie alles, wie jeder Stern und jede Blume bin ich von Gott geschaffen nach seinem Willen, aus seiner Liebe.

Und seine Hand, die mich am Anfang gemacht hat, wird mich auch am Ende halten. In sie will ich mich legen, wie man ein Samenkorn in fruchtbare Erde legt. Ja, ein solcher Same will ich sein von seiner Gnade und Kraft. Der sterbende Jesus hat das so gesagt: „Vater, deinen Händen vertraue ich mich an.“

Ich glaube über alle wissenschaftlichen Betrachtungsweisen hinaus, dass auch ich einmal nicht verloren sein werde. Dann wird geschehen, worauf ich hoffe, mehr noch, worauf ich vertraue und was der Dichter Rainer Maria Rilke so gesagt hat:

Gedicht:

Die Blätter fallen, fallen wie von weit,
als welkten in den Himmeln ferne Gärten;
sie fallen mit verneinender Gebärde.
Und in den Nächten fällt die schwere Erde
aus allen Sternen in die Einsamkeit.

Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.
Und sieh dir andre an: es ist in allen.
Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen
unendlich sanft in seinen Händen hält.
Rainer Maria Rilke

Gebet: Mein Gott, du klaubst noch jeden Menschenkrümel am Wegrand auf, dass nichts verlorengehe und nichts umsonst war, was du geschaffen hast. Aus dem Kleinsten kannst du wieder Großes schaffen, und was vergehen wird, bleibt doch in deiner Hand. 
Du hast alles schön gemacht zu seiner Zeit, auch die Ewigkeit hast du uns Menschenkindern ins Herz gelegt; nur dass ich nicht ergründen kann das Werk, das du tust, weder Anfang noch Ende.“ * Amen

Herzliche Grüße,

Ihr / dein Hans Löhr

* Prediger 3,11 Altes Testament

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 1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Ich lege Losung und / oder Lehrtext aus, weil das Nachdenken über Bibelworte den Glauben reifen lässt. 

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Dienstag, 19. August 2025

Stückwerk – Patchwork hl

Lehrtext: Paulus schreibt: Unser Wissen ist Stückwerk, und unser prophetisches Reden ist Stückwerk. 10 Wenn aber kommen wird das Vollkommene, so wird das Stückwerk aufhören. Jetzt erkenne ich stückweise; dann aber werde ich erkennen, gleichwie ich erkannt bin. (1. Korinther 13,9-10.12b)

Liebe Leserin, lieber Leser,

Plötzlich waren sie wieder Mode, die Patchworkdecken und Taschen: Zusammengesetzt aus verschiedenfarbigen Stoffresten, passend zur Hippie-Zeit in den siebziger Jahren. Patchwork war Flickwerk. Daran musste ich denken, als ich den heutigen Lehrtext gelesen habe.

Doch Patchwork ist mehr als eine Mode. Mein ganzes Leben ist Stückwerk, unvollkommen und unvollendet. Ist zusammengesetzt aus hellen und dunklen Tagen, aus Liebe und Schuld, Freude und Schmerz – wie auch sonst so manches in dieser Welt. Oder vielleicht sogar alles?

Gott ist vollkommen, so sagen wir es, auch wenn wir letztlich gar nicht wissen, was wir damit sagen. Woher auch? Seit jeher sehnen sich die Menschen nach etwas, das besser und perfekter ist als sie selbst: nach dem Vollkommenen, nach Gott.

Und dann, so lese ich in den Evangelien, war es da – das Göttliche, das Vollkommene mitten in unserer unvollkommenen Welt: Es lag in einem Futtertrog, in schmutzigen Windeln, und hing am Kreuzgalgen, blutend und sterbend.  

In ihm hat Gott zuerst ganz unten angefangen, dort wo es nach dem Urin von Ochs und Esel stank. In ihm ist er zu den Verstoßenen in ihren Höhlen gekommen. Er hat es ertragen, dass sein Sohn gemeinsam mit zwei Schwerverbrechern hingerichtet worden ist: Wie elend auch das Leben, wie groß auch die Schuld, wie tief auch das Leid – er scheut sich nicht, an unserer Seite zu sein.

Die Kriegsknechte aber, wie Luther treffend übersetzt, haben die Kleider des Gekreuzigten unter sich aufgeteilt, nur seinen Leibrock nicht; um den haben sie gelost. Denn der war nicht Patchwork. Er war als Ganzes gewebt, in einem Stück, ohne Flicken. Für mich ein Hinweis, dass in ihm der Vollkommene unter den Unvollkommenen lebte. Wenigstens diesen Rock wollten sie nicht in Stücke reißen (Johannes 19,23–24).

Ich aber bleibe Fragment, Stückwerk, mag ich mich auch noch so abmühen, perfekt zu sein. Mir geht es besser damit, mit meinen Brüchen zu leben als alles zu kitten und zu übertünchen, um den Schein zu wahren. Denn, das glaube ich, nicht zu den Vollkommenen, sondern zu den menschlichen Fragmenten und Bruchstücken ist er gekommen als „wahrer Mensch und wahrer Gott“. Er kommt noch immer zu dir und zu mir, um zu heilen und einst zu vollenden, was nur er heilen und vollenden kann – mit seiner Liebe.

Gebet: Herr, ich halte dir die Scherben meines Lebens hin, alles, was mir misslungen ist und woran ich gescheitert bin. Nimm sie in deine Hand, so werde ich heil. – Und zugleich danke ich dir für alles, was gut und gelungen ist durch deinen Segen. Amen

Herzliche Grüße,

Ihr / dein Hans Löhr

Die Verstoßenen: Menschen, die wegen ihrer Krankheit (Lepra) aus der Gemeinschaft ausgestoßen wurden und in der Bibel die Ausgesetzten oder Aussätzigen genannt werden.

Der Rock Jesu: Der Legende nach wurde der Leibrock Jesu von Helena, der Mutter von Kaiser Konstantin, im 4. Jahrhundert n. Chr. aufgefunden. So gelangte er schließlich nach Trier. Dort wird er seit 900 Jahren als „Heiliger Rock“ im Domschatz aufbewahrt.

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 1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Ich lege Losung und / oder Lehrtext aus, weil das Nachdenken über Bibelworte den Glauben reifen lässt. 

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Sonntag, 17. August 2025

Ach du liebe Zeit! hl

Losung: Unser Leben währet siebzig Jahre, und wenn’s hoch kommt, so sind’s achtzig Jahre, und was daran köstlich scheint, ist doch nur vergebliche Mühe; denn es fähret schnell dahin, als flögen wir davon. Psalm 90,10

Liebe Leserin, lieber Leser,

Ach du liebe Zeit! - wer bist du eigentlich? Manchmal, wenn es „mühselig“ wird, liegst du auf mir wie Blei. Dann wieder, wenn ich zu dir sage: „Verweile doch, du bist so schön!“ *, fliegst du davon. Wo sind sie hingekommen all die Jahre, die du gebracht und wieder genommen hast? So viel ist schon vergangen! Und wie viel bleibt mir noch?

Was ich geschaffen, verweht in deinem Wind. Was mir gehört, nimmst du mir aus der Hand. Du heilst nicht alle Wunden. So lehre mich, mit ihnen zu leben. Dein Zahn nagt an mir, Tag für Tag. Jetzt bin ich alt. Als ich jung war, lag das Künftige in weiter Ferne. Jetzt, da es vergangen ist, scheint es mir, als sei es gestern gewesen.

Zeit, was machst du mit mir? Du hast gegeben und hast genommen. Muss ich mich dir beugen? Herrschst du über mich? Habe ich Zeit - oder hast du mich? 

Nein. Über mich wie über dich herrscht ein anderer. Er hat uns beide gemacht. Wen er ruft, der tritt ins Leben. Wen er wieder ruft, der macht seinen letzten Schritt. Auch du, Zeit, hast einmal begonnen und wirst einmal enden. Auch du wirst gerufen. Du bist der Ewigkeit entsprungen wie ein Quell. Du wirst in sie münden wie ein Fluss. Denn „alles hat seine Zeit“ ** und sein Ziel, auch du.

Gebet: Herr, du hast mir Zeit gegeben, um hier zu leben. Ich danke dir für dein Geschenk. So will ich, auch was schwer ist, annehmen und mich in den guten Zeiten freuen. Will mit meiner Zeit etwas anfangen, das mir und anderen zugute kommt und dich ehrt. Amen

Gebetslied:

Der du die Zeit in Händen hast,
Herr, nimm auch dieses Jahres Last
und wandle sie in Segen.
Nur von dir selbst in Jesus Christ
die Mitte fest gewiesen ist,
führ uns dem Ziel entgegen.

Der du allein der Ewge heißt
und Anfang, Ziel und Mitte weißt
im Fluge unsrer Zeiten:
bleib du uns gnädig zugewandt
und führe uns an deiner Hand,
damit wir sicher schreiten.
Jochen Klepper

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr

*  Faust I
** Altes Testament, Prediger 3,1.20

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 1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Ich lege Losung und / oder Lehrtext aus, weil das Nachdenken über Bibelworte den Glauben reifen lässt. 

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Freitag, 15. August 2025

Gott loben hl

Losung: Ich will dich loben mein Leben lang und meine Hände in deinem Namen aufheben. Psalm 63,5

Liebe Leserin, lieber Leser,

Wann lobst du Gott? Täglich? Wenn es dir gut geht? Wenn dich etwas freut? Auch wenn es dir schlecht geht?

Gott zu loben ist keine Pflicht. Die Psalmen und Lieder, die dazu aufrufen, sind vielmehr eine Erinnerung: Du hast Grund zu danken – egal, wie es dir gerade geht. Lob hilft, den Blick für einen Moment von dem zu lösen, was dich belastet, und auf das zu richten, was gut ist. Und wenn dir im Augenblick nichts einfällt, dann erinnere dich an frühere gute Zeiten.

Gerhard Tersteegen schrieb einmal: „Ist’s etwas Großes, dass die Engel Gott loben? Nein. Aber dass Hiob auf seinem Misthaufen Gott lobte, das war etwas Großes – und gefiel Gott besser als das Lob aller Engel.“ *

Ja, sieh auf das, was gut ist – und lobe Gott! Vieles ist nicht selbstverständlich: dass wir in unserem Land medizinisch gut versorgt werden, ein Dach über dem Kopf haben, genug zu essen und viele Annehmlichkeiten, die das Leben lebenswert machen. Natürlich verdienen Ärztinnen, Ärzte und alle Helfenden unser Lob und unseren Dank. Aber ich glaube, dass Gott auch durch sie wirkt – Grund genug, ihn zu preisen.

Während ich dies schreibe, landet ein Rettungshubschrauber der „gelben Engel“ vor dem Klinikum. Vielleicht bringt er einen Schwerverletzten, der um sein Leben kämpft. Gottlob gibt es die Luftrettung – Gott lob!

Gott wirkt durch Menschen, und oft auch durch dich und mich. Teresa von Ávila (1516-1582) formulierte es so: „Christus hat keine anderen Hände als unsere Hände, um seine Arbeit heute zu tun.“ Wer also einem Menschen dankt, dankt zugleich Gott – bewusst oder unbewusst. Wer sich dessen bewusst ist, sieht ihn überall am Werk: in Mitmenschen, in der Natur, in allem, was Freude und Kraft schenkt.

Darum will ich Gott öfter loben. Das verändert meinen Blick, weitet meinen Horizont und tut mir gut.

Gebet: Mein Jesus, du trägst den Namen „Gott hilft“. Wenn ich deinen Namen sage, lobe ich Gott, und wenn ich seinen sage, dich. Dazu habe ich allen Grund – egal, was gerade geschieht. Amen.

Liedvers:

Ich lobe meinen Gott,
der meine Tränen trocknet, dass ich lache.
Ich lobe meinen Gott,
der meine Angst vertreibt, damit ich atme.
Ehre sei Gott auf der Erde
in allen Straßen und Häusern,
die Menschen werden singen,
bis das Lied zum Himmel steigt.
Ehre sei Gott und den Menschen Frieden,
Frieden auf Erden.

Text: Hans-Jürgen Netz

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr 

* Hiob: „Ich bin nackt von meiner Mutter Leibe gekommen, nackt werde ich wieder dahinfahren. Der HERR hat’s gegeben, der HERR hat’s genommen; der Name des HERRN sei gelobt!“ (Hiob 1,20 und 2,8-10)

Nächste Auslegung: Sonntag, 17.08.25. Thema: Ach du liebe Zeit!

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 1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Ich lege Losung und / oder Lehrtext aus, weil das Nachdenken über Bibelworte den Glauben reifen lässt. 

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