Lehrtext: Der König mit der Dornenkrone: Amen, ich sage euch: Was ihr einem dieser meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan. Matthäus 25,40
Liebe Leserin, lieber Leser,
bei der Vorbereitung zu dieser Auslegung kam mir ein Gedanke, vielleicht auch eine Einsicht, von der ich noch nicht genau weiß, wie tragfähig sie für mein Verständnis von Jesus und von uns Menschen ist. Ich werde sie trotzdem hier schon einmal niederschreiben, damit sie für mich nicht verloren geht. Falls du dich dazu äußern möchtest, hast du unten in den Kommentaren dazu Gelegenheit.
Amen, so ist es
Lies zunächst bitte noch einmal den Lehrtext, am besten gleich die Bibelstelle Matthäus Kapitel 25, Verse 31-40. Der Evangelist hat hier, wenn man so will, eine Vision. Er schaut gleichsam voraus auf das Ende der Zeit, auf den „Jüngsten Tag“ und das große Endgericht und sieht vor sich Jesus, der von den Toten auferstanden und erhöht ist. Er sieht ihn als Menschensohn, so wie Jesus auch von sich selbst öfter gesprochen hat. Er sieht ihn in dieser menschlichen Gestalt zugleich als König des Himmels und der Erde, gekrönt, wie ich hinzufügen möchte, mit der Dornenkrone, die ihn von allen anderen Königen unterscheidet und über sie erhebt. Und er sieht ihn als Weltenrichter, der in der Vision des Matthäus sagt: »So ist es (= Amen), was ihr einem dieser meiner geringsten Geschwister getan habt, das habt ihr mir getan« Matthäus 25,40 (Übersetzung: Züricher Bibel).
Meine Einsicht
Und dazu jetzt meine Einsicht: Je hilfsbedürftiger ein Mensch ist, desto mehr wird er für mich zum Christus, zum König mit der Dornenkrone. Und dabei, liebe Leserin, lieber Leser, ist es egal, um wen es sich handelt, welcher Religion er angehört, ob er Atheist ist, ob ein Fremder, ein Migrant, ein junger oder alter Mensch, eine Frau oder ein Mann, ein Europäer, ein Afrikaner, jemand aus Asien oder Amerika, sympathisch oder unsympathisch, ein Freund oder ein Feind … Und dabei ist es egal welche Art von Not er leidet, ob materiell, körperlich oder seelisch.
Ich lerne daraus: Wer zu Christus dem König mit der Dornenkrone aufblicken will, muss nach unten schauen auf die, die Not leiden und im Elend sind. Da findet er ihn, da sieht er ihn, da dient er ihm. Nochmal: Je hilfsbedürftiger und schutzbedürftiger eines von Jesu Menschengeschwistern ist, desto mehr wird es dir und mir zum Christus, wer es auch sei. Und, so möchte ich hinzufügen, so erbärmlich, schuldig und abstoßend einer nach unseren Maßstäben auch ist, so bleibt er doch ein Mensch, in dessen Not mir Jesus begegnet.
Wurzel der Gefängnisseelsorge
Das ist nicht nur ein Gedanke. In zivilisierten Staaten wird auch ein Mörder nicht gefoltert und hingerichtet. Und wenn er im Gefängnis krank wird, wird er behandelt. Und wenn er will, wird er besucht und bekommt geistlichen Beistand. Hier liegt die Wurzel der christlichen Gefängnisseelsorge. Auch die nach dem Krieg inhaftierten Nazi-Täter hatten darauf Anspruch und wurden teilweise von ihren ehemaligen Opfern besucht und betreut.
Menschenwürde von Gott
Der König mit der Dornenkrone ist der einzige über mir, den ich für mich akzeptiere, nach dem ich mich zu richten versuche. Ihm diene ich, indem ich ihn in den geringsten meiner Brüder und Schwestern ehre. Durch ihn haben sie ihre Würde so wie ich. Und ihre Würde ist nicht geringer und nicht bedeutender als meine. So hat meines Erachtens auch sonst kein Mensch, er sei was er sei, eine geringere oder bedeutendere Würde als die Menschenwürde, die jedem gleichermaßen von Gott zukommt.
Diese Einsicht macht mich zu einem Christen, zu einem, der seinem Herrn und König dient, indem er den Geringsten seiner Brüder und Schwestern dient. Das versteht sich nicht von selbst. Dazu brauche ich seine Liebe und seine Kraft:
Gebet: Herr, hilf mir, dich in denen zu suchen und zu finden, die am meisten leiden und am wenigsten bedeuten. In ihnen zeigst du dich mir so wie Gott sich in dir zeigt. Denn auch du suchst und findest mich, wenn ich am Boden bin. Dafür danke ich dir. Amen
Herzliche Grüße und einen gesegneten Sonntag,
Ihr / dein Hans Löhr
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1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen.
Ich lege Losung und Lehrtext aus, weil einer Untersuchung zufolge das Nachdenken über Bibelworte den Glauben am stärksten wachsen lässt.
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