Freitag, 1. August 2025

Offene Fragen hl

Losung: Herr, wir erkennen, dass wir vor dir versagt haben. Bleibe uns treu. „Bist du es nicht, Herr, unser Gott, auf den wir hoffen? Denn du hast das alles gemacht.“ Jeremia 14,22

Liebe Leserin, lieber Leser,

Seit Jahrzehnten denke ich nun schon über die Bibel nach. Vieles habe ich dazugelernt. Vieles verstehe ich inzwischen anders, manches besser. Mein Glaube ist, wie ich meine, reifer und tiefer geworden. Aber eine Sache kann und will ich nicht begreifen: Wenn Gott alles gemacht hat, wie es oben heißt, wie ist das dann mit dem Bösen, mit Krankheit, Katastrophen und Krieg? Mit den Schmerzen und all dem Leid? Ich verstehe das einfach nicht. Ich kann ihm das nur klagen.

Und wie ist es mit dem Bösen in mir, also mit meinen negativen Gefühlen und Gedanken, wenn ich insgeheim andere beschuldige und verurteile? Erst recht, wenn ich etwas sage und tue, was sie verletzt? – Und wie ist es in dir?

Adam, Eva und wir

Dass wir Menschen die Schuld für eigenes Versagen gerne anderen in die Schuhe schieben, lese ich schon auf den ersten Seiten der Bibel. Da wird am Beispiel von Adam* und Eva, erzählt, wie der Mensch ist. Adam beschuldigt vor Gott seine Eva: „Die Frau, die du mir zugesellt hast, gab mir von dem Baum und ich aß.“ Und Eva: Die Schlange war's. „Sie betrog mich, sodass ich aß“ (1. Mose 3,12-13).

So schiebt von Anfang an einer die Schuld auf den anderen. Und Adam schiebt sie auch noch auf Gott: „Du hast mir doch diese Frau gegeben.“ Damit aber kommt er samt allen seinen Adamskindern bis hinauf zu uns bei ihm nicht durch.

Freiheit und Verantwortung

Ja, Gott hat alles gemacht, auch uns Menschen. Doch der Bibel entnehme ich, dass er uns auch die Verantwortung gegeben hat – für uns selbst, für andere und seine Schöpfung insgesamt. Er traut uns zu und gibt uns die Freiheit, dass wir zwischen gut und böse unterscheiden können. Er gibt uns die Möglichkeit, dem Bösen zu widerstehen und es mit Gutem zu überwinden (Römer 12,21).

Und dennoch bleiben Fragen, auf die ich keine Antwort finde. Der Glaube ist eben keine Rechenaufgabe, die glatt aufgeht. Es bleiben Widersprüche, die ich nicht auflösen kann. Von denen ich nur erlöst werden kann von dem, der das alles auf sich nimmt am Kreuz.

Durch ihn erfahre ich: Gott wirkt durch seinen Geist, wodurch er alles ins Dasein gerufen hat. Durch den Geist der Liebe und der Kraft, des Segens und des Trostes. Er  wirkt nicht nur durch die Gesetze der Natur. Er wirkt auch in und durch uns Menschen, durch dich und mich, durch Freund und Feind. Ja, auch durch den. Denn unsere Feinde sind nicht zugleich seine Feinde. Gott hat sie ebenfalls geschaffen. 

Er hat auch mit dem zu tun, was mir zu schaffen macht, was mir weh tut. Wie und warum? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass auch das zu dieser Welt gehört und zu meinem Leben. Eine andere Welt kenne ich nicht. Ein anderes Leben habe ich nicht. In beiden begegnet er mir in Christus und hält bei mir aus; das glaube ich.

„Das Leben ist schön“

Doch auch das will ich nicht vergessen, wie schön diese Welt sein kann, wunderschön, und dass ich trotz allem mein Leben liebe. Warum das so ist? Auch das weiß ich nicht, genauso wenig, warum ich überhaupt leben darf in dieser Zeit, in diesem Land, unter seinem Himmel.  

Ich jedenfalls will ihm dankbar sein – auch wenn jetzt nicht alles gut ist. Er ist mein Gott, auf den Menschen seit den Zeiten der Bibel hoffen. Ihm will ich vertrauen. 

Gebet: Herr, ich werde dich nicht lang bitten. Ich gehe davon aus, dass du mein Gott bist, auf den ich hoffen kann. Davon soll mich nichts abbringen, auch das nicht, was weh tut. Du bleibst mir in Jesus treu im Wechsel der Zeiten. Du beschenkst mich täglich mit vielem, was gut ist. Du gibst mir auch die Kraft, zu tragen, was schwer ist. Ja, auf dich kann ich hoffen. Dir will ich danken. Amen

Soweit meine Gedanken und mein Gebet zur heutigen Losung. Was denkst du?

Herzliche Grüße,

Ihr / dein 

Hans Löhr

* Adam: auf Deutsch „der Mensch“. Eva: „Mutter alles Lebendigen"

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 1728 erschien in  die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen. Ich lege Losung und / oder Lehrtext aus, weil das Nachdenken über Bibelworte den Glauben reifen lässt. 

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 Hinweis für Smartphone-Nutzer: So finden Sie frühere Auslegungen: Weiter nach unten gehen. Auf den Link "Web-Version anzeigen" tippen. In der rechten Spalte gewünschtes Jahr, Monat und Tag aufrufen. 

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Sonntag, 27. Juli 2025

Nicht fürchten! hl

Wochenspruch: So spricht der HERR, der dich geschaffen hat: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein! Jesaja 43,1

Lehrtext: Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit. 2. Timotheus 1,7

Liebe Leserin, lieber Leser,

„Fürchte dich nicht!“ - so beginnt beim Propheten Jesaja Gottes frohe Botschaft. Damals galt sie den Israeliten. Heute gilt sie auch uns:

„Fürchte dich nicht!“ - du bist keine Laune der Natur, bist kein Kind des Zufalls! Du bist ein Kind Gottes nach seinem Willen, ganz gleich, ob du das glaubst. Er hat dich erlöst von der Angst, verloren und einsam zu sein in diesem Leben. So heißt es auch in Psalm 27: „Mein Vater und meine Mutter verlassen mich, aber der Herr nimmt mich auf“ (Vers10). Ja, Er hat dich erlöst von dem Schmerz, bei den Menschen ein Nichts und Niemand zu sein. Denn er kennt dich mit Namen. Lass dich nicht von anderen, lass dich nicht von den schlechten Nachrichten einschüchtern. Vertraue seinem Wort: „Du bist mein.“

„Fürchtet euch nicht!“ - sagt der Weihnachtsengel zu den zerlumpten und verachteten Hirten von Bethlehem; „Denn für euch ist heute der Heiland geboren, Christus, der Herr (Lukas 2). Ihr, die ihr sonst die Letzten seid, seid jetzt die Ersten, die das erfahren. Und dieser Jesus ist nicht im Königsschloss von Jerusalem geboren, sondern bei euch, in einem Viehstall. Und er liegt nicht in einer goldenen Wiege, sondern in einem Futtertrog. Und er wird nicht im Bett sterben, sondern am Kreuz. Und das alles für euch. Gerade so wird er der Herr sein; für euch und alle Welt.“ 

So sprach der Engel, der Botschafter Gottes, zu den Hirten. So spricht er zu dir und zu mir. Das, liebe Leserin, lieber Leser, gilt für alle. Doch die gute Botschaft, so glaube ich, entfaltet ihre Kraft in dem, der sich ihr öffnet. Der zu sich sagt: 
Gott hat mir nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit. Manchmal muss man sich mehr sagen lassen, als man zunächst glauben kann.
Und falls ich mich doch fürchte, so will ich daran denken, wer auch mein eigentlicher Herr ist, wem ich gehöre, wer mich mit Namen kennt und wessen Geist in mir ist. Das wird die Furcht verscheuchen und lässt mich wieder ruhig und besonnen sein. 
Nein, ich muss nicht an der großen oder an meiner kleinen Welt verzweifeln. Ich will lieber „selbst die Veränderung sein, die ich mir wünsche“ (Mahatma Gandhi)Denn, liebe Leserin, lieber Leser, wie anders soll sich etwas zum Besseren ändern, als dass wir bei uns damit beginnen? 
Ich selbst kann eine Zelle des Friedens sein. Kann aufrichtig und freundlich sein, hilfsbereit und dankbar. Ich kann einsichtig sein und zuerst dem andern die Hand zur Versöhnung reichen. Kurz: Ich soll und kann lieben, die Sympathischen, aber die anderen auch. Das müssen wir beide nicht aus eigener Kraft tun, sondern im Geist dessen, der uns geschaffen hat und kennt.

Gebetslied:

1:  Warum sollt‘ ich mich denn grämen*? Hab ich doch Christus noch, wer will mir den nehmen? Wer will mir den Himmel rauben, den mir schon Gottes Sohn beigelegt im Glauben?

2:  Nackend lag ich auf dem Boden, / da ich kam, da ich nahm / meinen ersten Odem**. / Nackend werd ich auch hinziehen, / wenn ich werd von der Erd / als ein Schatten fliehen.

3:  Gut und Blut***, Leib, Seel und Leben / ist nicht mein, Gott allein / ist es, der’s gegeben. / Will er’s wieder zu sich kehren, / nehm er’s hin; ich will ihn / dennoch fröhlich ehren.

11:  Herr, mein Hirt, Brunn aller Freuden, / du bist mein, ich bin dein, / niemand kann uns scheiden. / Ich bin dein, weil du dein Leben / und dein Blut mir zugut / in den Tod gegeben.

*      bekümmert sein / sich sorgen
**     Atemzug
***   Blutsverwandte: Eltern, Kinder

Paul Gerhardt 1653. Ich singe dieses Lied für mich nach der Melodie des Weihnachtsliedes „Fröhlich soll meine Herze springen“.

Früher haben mir diese Verse nicht viel bedeutet. Jetzt bin ich um einige Lebenserfahrungen reicher und finde mich in ihnen wieder.

Herzliche Grüße,

Ihr / dein Hans Löhr 

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 1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen. Ich lege Losung und / oder Lehrtext aus, weil das Nachdenken über Bibelworte den Glauben reifen lässt. *************************************************** 
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Donnerstag, 24. Juli 2025

Tiefer blicken hl

Lehrtext: Eine Sünderin trat von hinten zu Jesu Füßen, weinte und fing an, seine Füße mit Tränen zu netzen und mit den Haaren ihres Hauptes zu trocknen, und küsste seine Füße und salbte sie mit dem Salböl. Jesus aber sprach zu der Frau: Dein Glaube hat dir geholfen; geh hin in Frieden! Lukas 7,38.50

Liebe Leserin, lieber Leser,

Hast du Vorurteile gegenüber bestimmten Leuten? Ich schon. Sollte ich nicht. Ich weiß. Aber ich habe sie nun mal. Einige konnte ich Gott sei Dank inzwischen ablegen, zum Beispiel gegenüber Homosexuellen oder Russen. Ich hatte sie von meinen Eltern erworben, deren Einstellungen in der Zeit der Weimarer Republik und des Nationalsozialismus geprägt worden waren und die sie an mich eher unbewusst weitergeben haben. Eigentlich war ich als Kind gegenüber vielem, was mir fremd war, sowieso voreingenommen. 

Manchmal kamen „Zigeuner“, so sagte man damals, in unser Dorf. Die hatten einen schlechten Ruf und galten als Diebe. Erst viel später habe ich erfahren, was die Nazis an ihnen verbrochen hatten. Juden gab es keine mehr. Sie und ihr Schicksal wurden totgeschwiegen. Doch schon wer einen fremden Dialekt gesprochen hatte, war mir irgendwie suspekt. 
Heute ist für mich die sexuelle Orientierung anderer ihre Angelegenheit. Die Russen sind für mich Menschen wie du und ich und die „Zigeuner“, jetzt Sinti und Roma, ebenso.

Ob es überhaupt Menschen ohne Vorurteile gibt? 

Im heutigen Wort aus dem Lukas-Evangelium geht Jesus auf den Ärger seines Gastgebers, des Pharisäers (1) Simon, ein. Der ließ sich deutlich anmerken, wie sehr er diese Prostituierte (2) verachtete, die plötzlich in seinem Haus auftauchte. „Sie trat von hinten zu Jesu Füßen, weinte und fing an, seine Füße mit Tränen zu netzen und mit den Haaren ihres Hauptes zu trocknen, und küsste seine Füße und salbte sie mit dem Salböl.(3) 

Der Pharisäer

Darüber war der fromme Simon verständlicherweise erbost. Denn erstens war die Frau nicht eingeladen und zweitens galt sie nach den damaligen Vorstellungen im Judentum als unrein. So eine wollte er nicht in seinem Haus haben. Und schon gar nicht sollte sie seine Gäste belästigen.

Die Frau

Die Prostituierte aber sagt mit ihrer Geste: „Jesus, wenn mich auch alle verachten, du nicht. Sei du auch mein Gast. Komm in mein schwieriges Leben, so wird meine wunde Seele gesund.“

Jesus

Und er? Er hat sie nicht mit seinen Füßen weggestoßen. Hat sie nicht wie Dreck behandelt wie das die Simons dieser Welt tun. Er sah in ihr nicht die Prostituierte. Er blickte tiefer. Er sah einen Menschen in Not. Und er „sprach zu der Frau: Dein Glaube hat dir geholfen; geh hin in Frieden!(2)

Das Problem hier ist nicht die Sünderin, sondern der selbstgerechte Pharisäer. Wer mit einem anderen grundsätzlich nichts zu tun haben will, wer ihn aus moralischen oder anderen Gründen verurteilt oder gar verachtet, - der ist das Problem. Und vielleicht würde es ihm helfen, so zu beten, wie auch ich es immer wieder nötig habe: 

Gebet: Herr, womit auch immer ich zu dir komme, du stößt mich nicht zurück. Denn du weißt, warum ich so bin wie ich bin. Du kennst auch meine Probleme, die ich mit denen habe, die nicht meinen Werten entsprechen. Hilf mir in meinen Schwierigkeiten, heile mich von meinen Vorurteilen und vergib mir meine Selbstgerechtigkeit. Amen

Herzliche Grüße,

Ihr / dein Hans Löhr

(1) Pharisäer: Im Judentum zur Zeit Jesu waren Pharisäer eine religiöse und politische Partei. Sie legten das Gesetz Mose streng aus und grenzten sich von anderen ab, die sie als unrein betrachteten. 
(2) Die seit der frühen Kirche wahrscheinlichste Erklärung. Manche glauben, sie sei Maria Magdalena gewesen.
(3) Lukas 7,38.50, der heutige Lehrtext. Die ganze Geschichte steht in Lukas 7,36-50 

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1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen. Ich lege Losung und / oder Lehrtext aus, weil das Nachdenken über Bibelworte den Glauben reifen lässt. *************************************************** 
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Mittwoch, 23. Juli 2025

Nachdenken über sich hl

Lehrtext: Durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin. Und seine Gnade an mir ist nicht vergeblich gewesen. 1. Korinther 15,10

Liebe Leserin, lieber Leser,

Ich bin. Das heißt, es gibt mich: von Gott gewollt, geschaffen, gesegnet - wie du.

Ich bin nicht von Menschen gemacht. Habe mich auch nicht selbst geschaffen, bin kein „selfmade man“ wie man gern sagt. Es gibt mich, weil Gott mich gegeben hat. Mit einem Wort: Ich bin mir und anderen von ihm geschenkt – ebenso wie du. Dein Leben wie meins ist Gnade, also Geschenk und kein Fluch. Führen wir es im Vertrauen auf Gott, so ist es - wie Paulus von dem seinen sagt - ebenfalls „nicht vergeblich gewesen“.

Kurz: Wie du, bin auch ich, was ich bin durch Gottes Gnade. Von ihm bin ich geliebt – das weiß ich von Jesus. Das sagt er mir mit seinen Worten und dem, was er für mich getan hat.

Und ich bin, wer ich bin: Ich habe einen Namen und einen Lebenslauf. Meine Fingerabdrücke, meine Gene, meine Stimme sind einmalig. Und unverwechselbar ist, wie ich fühle, denke - und glaube. 

Ich bin - auf Zeit - und werde vergehen. Für Gott aber, so hoffe ich, werde ich bleiben gemeinsam mit dir und allen seinen Geschöpfen. Wie? Das ist seine Sache. Mir soll es genügen, dass es so ist.

So, liebe Leserin, lieber Leser, sehe ich mich, wie Paulus es sagte: „Durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin.“ - Und du, wie siehst du dich?

Ich danke Gott, und freue mich
         Wie's Kind zur Weihnachtsgabe,
Dass ich bin, bin! Und daß ich dich,
         Schön menschlich Antlitz! habe;
Dass ich die Sonne, Berg und Meer,
         Und Laub und Gras kann sehen,
Und abends unterm Sternenheer
         Und lieben Monde gehen;
Und dass mir denn zumute ist,
         Als wenn wir Kinder kamen,
Und sahen, was der heil'ge Christ
         Bescheret hatte, amen!

Ich danke Gott mit Saitenspiel,
         Dass ich kein König worden;
Ich wär geschmeichelt worden viel,
         Und wär vielleicht verdorben.
Auch bet' ich ihn von Herzen an,
         Dass ich auf dieser Erde
Nicht bin ein großer reicher Mann,
         Und auch wohl keiner werde.
Denn Ehr' und Reichtum treibt und bläht,
         Hat mancherlei Gefahren,
Und vielen hat's das Herz verdreht,
         Die weiland wacker waren.
 
Und all das Geld und all das Gut
         Gewährt zwar viele Sachen;
Gesundheit, Schlaf und guten Mut
         Kann's aber doch nicht machen.
 Und die sind doch, bei Ja und Nein!
         Ein rechter Lohn und Segen!
Drum will ich mich nicht groß kastei'n
         Des vielen Geldes wegen.
 
Gott gebe mir nur jeden Tag,
        Soviel ich darf zum Leben.
Er gibt's dem Sperling auf dem Dach;
        Wie sollt' ers mir nicht geben!   

Matthias Claudius

Herzliche Grüße,

Ihr / dein

Hans Löhr

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1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen. Ich lege Losung und / oder Lehrtext aus, weil das Nachdenken über Bibelworte den Glauben reifen lässt. *************************************************** 
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Montag, 21. Juli 2025

Friede heute hl

Losung: „Friede, Friede denen in der Ferne und denen in der Nähe, spricht der HERR; ich will sie heilen.“ Jesaja 57,19

Lehrtext: „Gott hat das Wort dem Volk Israel gesandt und Frieden verkündigt durch Jesus Christus, welcher ist Herr über alles.“ Apostelgeschichte 10,36

Liebe Leserin, lieber Leser,

„Friede“ – wie unwirklich klingt dieses Wort in unserer Zeit,

in der Russen und Ukrainer sich gegenseitig mit Drohnen beschießen;
in der es heißt, dass wir in Deutschland wieder kriegstüchtig werden müssen;
in der der Bundeskanzler sagt, dass die israelische Armee mit dem Angriff auf Ziele im Iran „für uns die Drecksarbeit erledigen“ würde;
in der dieselbe Armee seit Monaten Tag für Tag die palästinensische Zivilbevölkerung im Gazastreifen angreift;
in der israelische „Siedler“ palästinensische Bauern im Westjordanland von ihrem Land vertreiben und töten.

Wie klingt da das Wort Friede?

Mir tun nicht nur die vielen Opfer leid, sondern auch die vielen Israelis, die ihre eigene Regierung deswegen verurteilen und nicht wollen, dass sie für deren Taten mitverantwortlich gemacht werden.

Es fällt schwer, nicht pauschal von „den Russen“, „den Israelis“, „den Palästinensern“ zu reden. Aber ich will unterscheiden – zwischen den Verantwortlichen für Terror, Hunger und Kriegsgreuel, und den Unschuldigen, die in all das hineingezogen werden.

So viel zum Thema Krieg und Frieden heute – einem Thema, bei dem die Emotionen schnell hochkochen und man dem, der nicht der eigenen Meinung ist, oft gar nicht mehr zuhört.

In diese unsere Zeit hinein spricht heute Gott durch seinen Propheten: „Friede, Friede denen in der Ferne und denen in der Nähe; ich will sie heilen.“ (Jesaja 57,19)

Sein Wort gilt auch mir. Denn jeder Friede fängt immer zuerst im eigenen Herzen und im eigenen Kopf an. Er ist wie ein Stein, der ins Wasser fällt und Kreise zieht.

Ja, er muss uns heilen von unserer Angst, die wähnt, Waffen könnten schützen, damit endlich wieder Gottvertrauen wachsen kann.

Was kann ich jetzt anderes tun, als mich Gottes Friedenswort zu öffnen, es anzunehmen und mich danach zu richten – jenem Wort, von dem der Evangelist Johannes sagt, dass es in Jesus Mensch geworden ist?

Was er damals sagte und lebte, ist für mich nach wie vor gültig:
auf Gewalt und Waffen verzichten,
versuchen, die Feinde zu lieben,
miteinander reden statt sich gegenseitig zu verteufeln,
selbstkritisch statt selbstgerecht sein,
den Balken aus dem eigenen Auge ziehen (Matthäus 7,3-5).

Das, so glaube ich, sind wir, die wir uns nach Jesus Christen nennen, uns selbst und der Welt schuldig – gerade wenn wir deshalb als naiv belächelt oder beschimpft werden.

Gebet: Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen (Philipper 4,4-9)

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr

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Samstag, 19. Juli 2025

Wieder ruhig werden hl

Losung: Meine Seele ist stille zu Gott, der mir hilft. (Psalm 62,2)

Liebe Leserin, lieber Leser,

Von manchem sagt man, er sei „die Ruhe selbst“. Aber stimmt das auch? Manche, Männer wie Frauen, lassen sich einfach nichts anmerken – selbst wenn es in ihnen brodelt. Ob das auf Dauer gut ist?

Es gibt viele Gründe, unruhig oder nervös zu werden – manchmal überfallen uns sogar Angst oder Panik. Du wirst das vielleicht selbst kennen.

Wie ist das in einem solchen Moment bei dir? Nimmst du dann ein Beruhigungsmittel? Wenn du etwas hast, das dir gut tut: Warum nicht – solange es dir nicht schadet.

Ideal wäre natürlich jemand in deiner Nähe, der dich in den Arm nimmt und dir Worte sagt, die dich beruhigen. Aber was, wenn gerade niemand da ist?

Im Buch der Psalmen finden sich Verse, in denen Menschen ganz ähnliche Erfahrungen machen wie wir heute. 

Einer sagt zu sich: Meine Seele ist stille zu Gott, der mir hilft.(Psalm 62,2)

Ein anderer spricht zu seiner Seele: Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken, dass er meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist.(Psalm 42,12)

Auffällig ist: Beide reden zu sich selbst – zu ihrer eigenen Seele. Wenn ich aufgewühlt bin und mir selbst innerlich etwas sagen will, lege ich eine Hand auf die Brust, atme tief aus und ein und sage:

Ruhig, Hans. Du bist auch jetzt nicht allein. Du musst deine Sorgen nicht allein tragen. Vertraue auf den, der dir bisher schon geholfen hat.
Was dir zu schaffen macht, wird sich nicht einfach in Luft auflösen. Aber Gott wird dir auch diesmal helfen, dass du daran nicht zerbrichst.
Er kennt deinen Weg und wird dir die Kraft geben, ihn zu gehen. Also: beruhige dich – und vertraue.“

Als Gebet möchte ich eine Strophe eines alten Liedes weitergeben. Sie wird bis heute oft bei Trauerfeiern gewünscht – passt aber auch zu anderen Gelegenheiten, in denen ein Mensch Trost braucht:
Harre, meine Seele, harre des Herrn!
Alles ihm befehle, hilft er doch so gern.
Wenn alles bricht, Gott verlässt uns nicht;
größer als der Helfer ist die Not ja nicht.
In allen Stürmen, in aller Not
wird er dich beschirmen, der treue Gott.

(Friedrich Räder, 1848)


Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr

*Der letzte Satz stammt aus einer anderen Strophe.

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Donnerstag, 17. Juli 2025

Glauben - ob krank oder gesund hl

Losung: Heile du mich, HERR, so werde ich heil; hilf du mir, so ist mir geholfen. Jeremia 17,14

Liebe Leserin, lieber Leser,

Solche Worte wie in der Losung – hast du sie vielleicht selbst schon gebetet? Für dich, für jemanden, den du liebst? Wenn wir Menschen krank werden, ernsthaft krank, besinnen wir uns darauf, was wesentlich ist und  hilft. 

So ähnlich wie der Prophet Jeremia aus dem Alten Testament (Losung) werden bis heute zahllose Menschen gebetet haben und beten, egal, ob sie gläubig sind oder nicht oder welcher Religion auch immer sie angehören.
So betet man wohl, wenn man ernstlich oder, nach Meinung des Arztes, unheilbar krank ist. Da greift man noch nach dem letzten Strohhalm. Und für viele ist dieser dann Gott, was immer sie sich darunter vorstellen.

Doch eins können alle wissen, auch wenn sie das nicht wissen wollen: Letzten Endes stirbt noch jeder am Leben - ob Mensch, ob Tier, ob Pflanze. So gesehen ist auch das Leben, weil begrenzt und hinfällig, wie eine Krankheit zum Tode. Es ist etwas Vorläufiges. Aber vor allem ist es ein Geschenk auf Zeit. Hoffentlich weiß ich das immer wieder zu schätzen.

Aber wie hilft Gott? Ich glaube: oft ganz konkret – durch Ärztinnen, Pflegekräfte, Sanitäter, durch Medikamente, Therapien und Technik. In ihnen wirkt seine Fürsorge. Auch durch die Selbstheilungskräfte, die er uns mitgegeben hat. 

In Jesus zeigt Gott endgültig, dass er mit uns ist – in Gesundheit und Krankheit, im Leben und im Sterben. Er ist der „Gott hilft“ – genau das bedeutet sein Name.
Ihm darf ich vertrauen. Nicht nur, dass er heilt. Sondern, dass er auch dann bei mir bleibt –  wenn sonst nichts mehr heilt. Ihm will ich danken, denn er hilft ja nicht nur dem Körper, er heilt auch die Seele von ihren Ängsten und gibt die Kraft, auch die Leiden zu ertragen.

Gebet: Herr, du weißt, wie es um mich steht. Dir gehört mein Leben, ob ich krank bin oder gesund. Dir gehört das Leben meiner Angehörigen, um die ich mir Sorgen mache. Dir gehört das Leben aller deiner Menschen und Geschöpfe. Du kannst heilen und erlösen. Danke für alle, durch die du wirkst. Bei dir bin ich geborgen – heute und alle Tage. Amen.

Herzliche Grüße,

Ihr / dein Hans Löhr

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Dienstag, 15. Juli 2025

unfassbar hl

Losung: Salomo sprach: Siehe, der Himmel und aller Himmel Himmel können dich nicht fassen – wie sollte es dann dies Haus tun, das ich gebaut habe? 1. Könige 8,27

Liebe Leserin, lieber Leser,

wie groß ist Gott? So groß, dass er in eine Futterkrippe passt. So groß, dass er in dein Herz passt. In der Tat, keiner ist wie er. Jedenfalls kenne ich keinen. Du vielleicht?

Für meinen Verstand aber ist er eigenartigerweise zu groß. Damit kann ich ihn nicht fassen. Dabei muss ich an den Traum des „Kirchenlehrers“ Augustinus (354 bis 430) denken. Er ging an einen Strand entlang und sah ein kleines Kind, das mit einer Muschel Wasser in eine Sandkuhle schöpfte. Als Augustinus fragte, was es denn tue, sagte es: „Ich schöpfe das Meer in meine Kuhle.“ „Aber das ist doch unmöglich“, erwiderte der Erwachsene. Da antwortete das Kind: „Und du willst Gott mit deinem Verstand fassen?“

Manche haben aufgegeben, nach Gott zu fragen, weil sie ihn in ihrem Verstand nicht unterbringen. Aber er will nicht von mir zuerst begriffen werden, sondern geglaubt. Er will nicht, dass ich ihn durchschaue, sondern ihm vertraue, ihm, dem Allmächtigen und Ewigen. Ja, ich will glauben und verstehen. Doch ohne zu glauben, habe ich keine Chance, die gute Nachricht von Gott in Jesus Christus zu verstehen.

Gebet: Herr, was wäre nur mit der Welt, hättest du nicht in der Futterkrippe gelegen! Was wäre nur mit mir, würdest du nicht in mein Herz passen! Ja, ich weiß, dass du unermesslich bist, heilig und allmächtig. Aber wichtiger ist mir, dass ich dir vertrauen und dich lieben kann, weil du mir in Jesus begegnest. Ich bin in dir und du in mir. Amen

Herzliche Grüße! 

Ihr / dein Hans Löhr

* diese Auslegung erschien hier wenig verändert schon einmal vor vier Jahren. Ich hoffe, dass dich / Sie das nicht stört.

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 1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen. Ich lege Losung und / oder Lehrtext aus, weil das Nachdenken über Bibelworte den Glauben reifen lässt.

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 Sie können die Losungsauslegungen gerne über WhatsApp, E-Mail etc. weitergeben: Den Link einfach markieren, kopieren und versenden. Der Text ist teilweise diktiert. Erkennungsfehler bitte melden. Sie werden nachträglich korrigiert. 

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Montag, 14. Juli 2025

Den unsichtbaren Gott sehen hl

Losung: Wo sind denn deine Götter, die du dir gemacht hast? Lass sie aufstehen; lass sehen, ob sie dir helfen können in deiner Not! Jeremia 2,28

Liebe Leserin, lieber Leser, 

wie stellst du dir Gott vor? So wie in den Bildern von Michelangelo in der Sixtinischen Kapelle als älteren Mann mit langen weißen Haaren? Oder wie eine Marmorstatue von Jupiter, dem höchsten Gott der Römer? Oder hast du noch ein anderes Bild vor Augen, wenn du an Gott denkst?

In den Zehn Geboten heißt es, dass man sich kein Bild von Gott machen soll, denn er ist schlicht anders als jedes Wesen, das er geschaffen hat und somit nicht vergleichbar.

Ausnahme Jesus

Ja, so sehe ich das auch. Allerdings gibt es für mich eine Ausnahme: der gekreuzigte Jesus. „Er ist das Bild des unsichtbaren Gottes“, heißt es im Neuen Testament (Kolosser 1,15).

In der Ostkirche, also bei den orthodoxen Christen, wird Jesus als Weltenrichter dargestellt, der über allem thront. 

In der Westkirche, also im Katholizismus und erst recht im Protestantismus herrscht das Bild des Gekreuzigten vor. Es sagt mir: Jesus ist ganz und gar Mensch gewesen, hat sich vor dem Tod gefürchtet, hat gelitten und ist am Kreuz hingerichtet worden. Doch er ist nicht in diesem Abgrund geblieben. Er hat auf diese  Weise Schuld und Tod überwunden und ist auferstanden, heißt es in den Briefen der Apostel. Begreifen kann ich das nicht, aber glauben. Das alles, so lese ich da, geschah aus Liebe zu uns Menschen, die wir immer wieder versagen – aneinander, an Gottes Schöpfung und an uns selbst.

Zwei Bilder von Gott

Das ist das eine Bild, das ich von Gott habe: In der größten menschlichen Schwachheit zeigt sich Gottes Kraft - den Augen verborgen, dem Verstand entzogen, im Glauben offenbar. 

Das andere aber ist das Bild vom guten Hirten, von Jesus, der segnet und heilt, der tröstet und vergibt. Durch ihn erfahre ich Gott als gute, alles wirkende Macht – als das gute Geheimnis der Welt. Darum hat mein Glaube viel damit zu tun, dass ich mich auch immer wieder meines Lebens freuen und dankbar sein kann.

Und die anderen Götter dieser Menschenwelt? Ich kenne sie zu wenig und möchte mir über die, die an sie glauben, kein Urteil erlauben. Ich weiß nur von Jesus, dass in ihm der barmherzige Gott, der Vater aller Menschen, zu mir kommt - auch in mein tiefstes Leid. Er ist da – auch für die, die ihn nicht kennen oder anders glauben. Ihm kann ich vertrauen – und mich über ihn freuen.

Gebet: Herr, du kannst mir helfen in meiner Not*. Du wirst das auf deine Weise tun, und ich will das annehmen,   selbst wenn ich mir es anders wünsche. Und du schenkst mir immer wieder Freude auch in schwierigen Zeiten. Dafür danke ich dir. Amen

Herzliche Grüße,

Ihr / dein Hans Löhr

* Losung

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 1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen. Ich lege Losung und / oder Lehrtext aus, weil das Nachdenken über Bibelworte den Glauben reifen lässt. 
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Sonntag, 13. Juli 2025

Weniger bitten, mehr vertrauen hl

Lehrtext: „Am Morgen, noch vor Tage, stand Jesus auf und ging hinaus. Und er ging an eine einsame Stätte und betete dort. – Markus 1,35

Liebe Leserin, lieber Leser,

Bist du zufrieden mit deinem Beten? Mit dem, wie und was du betest? Eine ungewöhnliche Frage, doch es lohnt sich, darüber nachzudenken.

Meine Mutter betete mit mir, als ich noch In einem weiß lackierten Gitterbett lag. Ich lernte von ihr bekannte Kindergebete wie: „Ich bin klein, mein Herz ist rein, soll niemand drin wohnen als Jesus allein.“ Später habe ich das belächelt, doch heute bin ich dankbar. Entscheidend ist, dass sie mir das Beten beigebracht und mich so für Gott geöffnet hat.

Gibt es bessere und schlechtere Gebete? Ich glaube, Gott hört jedes ehrliche Gebet, solange es nicht gegen andere gerichtet ist. Vor ihm sind alle Menschen und Gebete gleich, und er weiß, was er damit anfängt.

Aber erfüllt er jede Bitte? Hoffentlich nicht! Denn manches, worum ich heute bitte, würde ich morgen vielleicht bereuen.

Neulich telefonierte ich mit einem Jugendfreund. Wir waren einst in dasselbe Mädchen verliebt, doch keiner von uns bekam sie. Er sagte: „Hans, heute können wir beide froh sein, dass nichts daraus geworden ist.“ Ob ich damals dafür gebetet hatte? Ich weiß es nicht mehr, aber wenn doch, war es gut, dass es anders kam.

Lange schien es mir normal, in Gebeten zu bitten, zu danken und Gott zu preisen – wie in den Psalmen. Das ist auch heute richtig.

Doch etwas hat sich verändert: Meine Bitten sind seltener geworden, abgesehen von Stoßgebeten, die manchmal unwillkürlich aus mir kommen. Wenn ich aber doch Gott bitte, dann wie Jesus mit dem Vorbehalt: „Vater, dein Wille geschehe“ – nicht wie ich will, sondern wie du willst.

Was Jesus damals bei Tagesanbruch gebetet hat, wissen wir nicht. Doch wie ich ihn aus den Evangelien kenne, könnte es so ähnlich gewesen sein: 

Gebet: Mein Vater, ich preise dich und danke dir für deine Güte. Du regierst Himmel und Erde, von dir kommt alle Kraft. Du hörst meine Worte und kennst mein Herz. Doch nicht mein Wille, sondern dein Wille geschehe. Ich vertraue, dass er das Beste für mich und alle Menschen ist, auch wenn ich es jetzt noch nicht sehe.

So, glaube ich, dürfte Jesus gebetet haben. Und ich füge hinzu:

Herr, neben dir gibt es keine Macht, die mich aus deiner Hand reißen kann – auch nicht Unglaube und Zweifel. Dein Wille ist gut, weil du gütig und barmherzig bist. In dir bleibe ich geborgen, mit allem, was du geschaffen hast. Du weißt, um welchen Menschen ich mich sorgen muss. Ich vertraue ihn dir an, denn er ist dein Geschöpf, so wie ich. Amen

Natürlich kann ich überall beten, doch am besten gelingt es mir, wenn ich allein bin und mich ganz auf Gott konzentrieren kann – oft in der Nacht oder bei einem Spaziergang.

Und wenn ich das Vaterunser bete, sage ich bewusst auch die Bitte: „Vergib mir meine Schuld, wie auch ich denen vergebe, die an mir schuldig geworden sind.“ Denn eigene Fehler eingestehen und anderen vergeben, das gehört zusammen.

Beten, liebe Leserin, lieber Leser, kann sich mit der Zeit verändern. Wir alle lernen fortwährend dazu, auch im Glauben.

Herzliche Grüße und einen gesegneten Sonntag!

Ihr / dein Hans Löhr

Nächste Auslegung morgen, 14. Juli: „Den unsichtbaren Gott sehen“

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 1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen. Ich lege Losung und / oder Lehrtext aus, weil das Nachdenken über Bibelworte den Glauben reifen lässt. *************************************************** 

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