Sonntag, 28. September 2025

Guten Gewissens glauben hl

Liebe Leserin, lieber Leser,

Heute lege ich kein bestimmtes Bibelwort aus. Heute frage ich dich: Wie geht es dir, wenn du an Gott oder Jesus denkst? Hast du manchmal Schuldgefühle, seinem Anspruch nicht zu genügen? Hast du sogar Angst vor seinem Zorn und seinen Strafen? 

Wenn ja, frage dich: Woher kommt dieses dunkle Gottesbild? Vielleicht wurde es dir gut gemeint vermittelt, vielleicht aber auch missbraucht, um Macht auszuüben. In jedem Fall kannst du dich davon lösen und deinen eigenen Weg im Glauben gehen – dankbar für das Gute, aber frei von dem, was deiner Seele nicht dient.

Dein Glaube muss nicht von Angst geprägt sein. Du kannst dich freuen: Gott begegnet uns in Jesus Christus. Er liebt, segnet, heilt und vergibt. Er lag in der Krippe und hing am Kreuz – für uns beide. Ihm kannst du vertrauen, über alles Leid und alle Freude hinaus. Wenn dir jemand „Wohlfühlglauben“ vorwirft, antworte: Ja; denn ich glaube an den Gott der Liebe, wie er sich in Jesus gezeigt hat.

Er will aber auch etwas von mir und sagt: „Alles, was du von anderen erwartest, das tue ihnen zuerst. Das ist es, worauf es im Glaubensleben ankommt” (Mt 7,12). Nicht der Buchstabe zählt, sondern der Geist der Liebe, der lebendig macht (2 Kor 3,6)

Auch wenn der Glaube manchmal schwerfällt, bleibt er Geschenk und Hoffnung. Ich wünsche dir, dass du ihn froh und unbeschwert leben kannst – zum Guten für dich und deine Mitmenschen.

Gebet: „Meine Hoffnung und meine Freude, meine Stärke, mein Licht; Christus, meine Zuversicht. Auf dich vertrau ich und fürchte mich nicht." Amen

(Gesang aus Taizé)

Herzliche Grüße

Ihr / dein

Hans Löhr

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Hinweis zu Losung und Lehrtext

1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Ich lege Losung und / oder Lehrtext aus, weil das Nachdenken über Bibelworte den Glauben reifen lässt. 

 Hinweis für Smartphone-Nutzer

So finden Sie frühere Auslegungen: Weiter nach unten gehen. Auf den Link "Web-Version anzeigen" tippen. In der rechten Spalte gewünschtes Jahr antippen.. Sie können die Losungsauslegungen gerne über WhatsApp, E-Mail etc. weitergeben: Den Link einfach markieren, kopieren und versenden. Der Text ist teilweise diktiert. Erkennungsfehler bitte melden. Sie werden nachträglich korrigiert.

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Freitag, 26. September 2025

Einer von zehn hl

Lehrtext: Einer aber unter den zehn aussätzigen Männern, als er sah, dass er gesund geworden war, kehrte er um und pries Gott mit lauter Stimme. Lukas 17,15

Liebe Leserin, lieber Leser,

Viel „Weh und Ach“ – laut wie leise – wenn es einem selbst schlecht geht. Keiner Rede wert, wenn es einem gut geht. Denn das ist normal. Das erwartet man vom Leben oder von Gott. So ist das zu allen Zeiten.

Aber vielleicht ist ja auch heute wenigstens einer von zehn dankbar, wenn es ihm wieder gut geht. Einer, der weiß, wem er für sein normales Leben danken kann, zum Beispiel der Partnerin oder denen, die im medizinischen Bereich arbeiten. Auch Gott? 

Ich meine, dass er durch all die Menschen und Dinge hilft, die mir helfen, ein einigermaßen normales Leben zu führen. Darum danke ich ihm mit meinen Gebeten und Liedern. Denn Dankbarkeit ist für mich die beste Medizin. Sie lässt mich gut in den Tag starten und ihn auf gute Weise beschließen. Sie macht mich zuversichtlich und ruhig.

Das weiß ich. Das habe ich erfahren bis auf diesen Tag. Und trotzdem mache ich mir immer wieder Sorgen über dies und das, bin beunruhigt und unzufrieden und beklage meine Lasten. 

„Einer von zehn”, ja, der möchte ich sein. Wenn ich aber zu den neun gehöre, von denen das heutige Bibelwort  erzählt? Gott wird mir trotzdem helfen, so wie er in Jesus allen zehn geholfen hat. Aber schade ist es schon, wenn ich das Danken vergesse und damit den, der geholfen hat.

Jetzt aber, da ich das schreibe, ist mir wieder bewusst, wie viele Gründe ich habe, dankbar zu sein, auch wenn nicht alles so ist, wie ich mir das wünsche. 

Und was, wenn es mir so schlecht geht, dass ich das einfach nicht kann? 

Hm, – dann habe ich wenigstens eine Adresse, an die ich mich wenden kann. Dann sage ich Gott, was ich von ihm brauche. Und wenn er es nicht gibt? Dann muss ich mich in Geduld üben und vertrauen, dass er mich gehört hat. Er wird zu seiner Zeit tun, was mir hilft.

Denn eine andere Adresse als ihn, an die ich mich Tag und Nacht wenden kann, habe ich nicht. Und einen anderen „Briefkasten” als seine Hand kenne ich nicht. In sie kann ich alles „einwerfen”, alles hineinlegen: alle meine Sorgen und Wünsche, all mein „Weh und Ach“, mich selbst mit Leib und Seele - und meine kleine und die große Welt dazu. Das ist die richtige Adresse für mich. Und ich glaube, auch für dich.

Er weiß ja jetzt, worum es mir geht. Er hat das schon vorher gewusst. Aber jetzt weiß auch ich, dass er es weiß. 

Und wenn ich morgen früh die Augen aufschlage, will ich sagen: 

Gebet: Guten Morgen, lieber Gott. Schön, dass du bei mir bist. Du weißt, wie es mir geht und wie du mich durch den Tag bringst. Du hast mir bis hierher geholfen. Dafür danke ich dir. Du wirst mir auch weiterhin helfen. Darauf verlasse ich mich. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr

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Hinweis zu Losung und Lehrtext

1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Ich lege Losung und / oder Lehrtext aus, weil das Nachdenken über Bibelworte den Glauben reifen lässt. 

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Donnerstag, 18. September 2025

Wo mir Jesus heute begegnet hl

Wochenspruch: Christus spricht: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan. (Matthäus 25,40)

Liebe Leserin, lieber Leser,

„Und man sieht nur die im Lichte. Die im Dunkeln sieht man nicht.” (Bert Brecht)

Alle schauen nach oben.
Christen schauen nach unten.

Alle schauen auf zu den Reichen und Schönen, zu den Mächtigen und Einflussreichen, den Prominenten und den Stars – zu denen auf der Sonnenseite des Lebens.

Christen aber sehen die Unscheinbaren und Unsichtbaren, die übersehen werden, weil sie nichts gelten und sich mit ihren Ellbogen nicht durchsetzen.

Stimmt das? Ja und nein.

Viele Christen verhalten sich wie alle anderen auch. Ich nehme mich da nicht aus. Mich interessiert ebenfalls, wer „die im Lichte“ der Öffentlichkeit sind und was sie machen – besonders, wenn ihre politische Macht auch mein Leben beeinflusst. Und wenn ich mit dem einen oder der anderen von ihnen persönlichen Kontakt habe, schmeichelt mir das.

Andererseits schauen auch Menschen, die mit dem Glauben nichts anfangen können, nicht weg, wenn jemand Unterstützung braucht. Viele sind sozial eingestellt und haben einen Blick und ein Herz für „die im Dunkeln“.

Das bringt mich zu der Frage: Geht es Jesus darum, ob einer Christ und getauft ist – oder darum, ob er in seinem Geist handelt und lebt? Kann das auch ein Muslim sein, eine Hindu, ein Atheist?

So wie ich Jesu Satz im Lehrtext verstehe, dient ihm, wer die auf der Schattenseite nicht übersieht. Das macht Christen zu Christen: Sie dienen ihm mit ihrer Nächsten- und Feindesliebe. Paulus sagt dazu: Diese Liebe ist noch größer als der Glaube (1. Korinther 13,13).

Und wer anders oder nicht glaubt und dennoch diesen Blick hat – auch der dient Christus, ohne es zu wissen und gehört zu ihm. 

Aber wo liegt dann der Unterschied? Wenn es nicht die Nächstenliebe ist – ist es dann der Glaube?

Für mich ist es das Vertrauen, dass Gott mich liebt. Nicht mehr, aber auch nicht weniger als die, die anders glauben.

Und „die im Lichte“? Auch sie können Jesus dienen. Viele tun das, ich kenne selbst einige, die ein Herz für Arme und Kranke haben.

Doch wer „die im Dunkeln” geflissentlich übersieht oder gar schlecht behandelt, der kann sich noch so demonstrativ das Etikett „christlich“ aufkleben und sich in kirchliche Leitungsgremien wählen lassen – für den gilt das Wort des Paulus: „Und wenn ich allen Glauben hätte und hätte keine Liebe, so wäre ich nichts.“ Das, liebe Leserin, lieber Leser, will ich zuerst mir selbst gesagt sein lassen.

Wer im Scheinwerferlicht steht, wird von allen gesehen. Aber die im Dunkeln „sieht man nur mit dem Herzen gut” (Antoine de Saint-Exupéry).

Gebet: Herr, das habe ich verstanden: Wenn ich ein kleines Kind in der S-Bahn anlächle, dann gilt das auch dir. Wenn ich versuche, mit Geflüchteten ins Gespräch zu kommen, dann rede ich mit dir. Und wenn ich jemandem die Tür aufhalte, gehst du hindurch.
So will ich dich auch in denen sehen, die freundlich und herzlich zu mir sind. So oft zeigst du dich mir am Tag - und ich erkenne dich nicht. So oft hilfst du mir auch mit scheinbaren Kleinigkeiten, und ich halte das für selbstverständlich, statt dir zu danken. Wenigstens heute soll es einmal anders sein. Amen

Herzliche Grüße, 

Ihr / dein Hans Löhr

Anmerkung:

Der aktuelle Hintergrund für dieses Wort Jesu ist die Debatte über den Umgang mit Geflüchteten, Asylsuchenden und Migranten.

Ich tue mich leicht, im Sinn des Bibelwortes eine menschenfreundliche Politik zu verlangen. Wo ich wohne, gibt es kaum Migranten. Doch in manchen Vierteln unserer Städte fühlen sich Alteingesessene inzwischen selbst fremd und nicht mehr zu Hause. Sie fühlen sich von der Politik im Stich gelassen. In Wahrheit werden sie mit ihren Sorgen von uns allen, von der Gesellschaft, im Stich gelassen.

Ich zum Beispiel kann von der Kanzel die Liebe auch zu den Fremden predigen, aber die konkrete Umsetzung müssen andere leisten, die das tägliche Zusammenleben gestalten.

Darum meine ich: Ordentlichen Wohnraum für Zugewanderte muss es in allen Wohngegenden unseres Landes geben – auch in den Villenvierteln –, ebenso wie zumutbare Arbeitsplätze. Es ist unsere gemeinsame Aufgabe, den Umgang mit zunächst Fremden zu lernen und zu praktizieren, ihnen zu begegnen, mit ihnen zu reden und zu feiern.

Dafür ist die neueste Dolmetschertechnik der Künstlichen Intelligenz auf dem Handy wie geschaffen. So können aus Fremden Bekannte, ja sogar Freunde werden.

Und wo das geschieht, erfüllen wir Jesu Wort: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, den Hungernden, Fremden, Gefangenen, Kranken, das habt ihr mir getan.

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Hinweis zu Losung und Lehrtext

1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Ich lege Losung und / oder Lehrtext aus, weil das Nachdenken über Bibelworte den Glauben reifen lässt. 

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Dienstag, 16. September 2025

Was die Himmel erzählen hl

Losung: „Die Himmel erzählen die Ehre Gottes (Psalm 19,2) und die Schöpfung verkündigt seiner Hände Werk. 
3Ein Tag sagt’s dem andern,
und eine Nacht tut’s kund der andern, 
4ohne Sprache und ohne Worte; unhörbar ist ihre Stimme. 
5Ihr Schall geht aus in alle Lande und ihr Reden bis an die Enden der Welt.”


Liebe Leserin, lieber Leser,

die heutige Losung – was für ein schönes, poetisches Bibelwort, ja der ganze Psalm 19.

Das will ich mir mal genauer vorstellen, wie sich Abend- und Morgenrot die Ehre Gottes erzählen; und, wenn ich einen Blick und ein Ohr dafür habe, auch mir. Wie Sonne und Mond und alle Sterne von Gott reden, von seiner Majestät und Pracht und von seiner Liebe, mit der er alles geschaffen hat, – auch dich und mich.

Ja, von seiner Liebe erzählen sie. Sie hat ihn bewogen, die ganze Schöpfung aus dem Nichts zu schaffen: Atome und Zellen und aus ihnen Pflanzen und Tiere samt uns Menschen. Und wir alle zusammen ehren ihn und rühmen seinen Namen.

Die Himmel erzählen, was Gott tut und an Weihnachten  auch die Engel. Sie singen sein Lob: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.” Alle Sterne des Himmels und alle Geschöpfe beugen sich vor dem, der in einem Futtertrog liegt, in einem Viehstall. Denn Jesus, das Kind in der Krippe und der Mann am Kreuz, ist Gottes Ehre. In ihm ist seine Liebe erschienen (1. Johannesbrief 4,9).

Manchmal aber bleibt mir das Lob im Halse stecken, wenn ich auf all das Dunkle in unserer Welt schaue. Ich will davor nicht die Augen verschließen. Will mithelfen, es wenigstens in meiner kleinen Welt ein bisschen heller und leichter zu machen. Dabei hilft mir, immer wieder den Blick zu heben:

  • nach oben in den Sternenhimmel – und mich an Gott freuen, der Himmel und Erde geschaffen hat.
  • in die Krippe – und seine Liebe spüren, die Mensch geworden ist.
  • auf das Kreuz – und hören, dass Gott uns treu bleibt und vergibt.

Gebetslied:

Himmel, lobe prächtig
deines Schöpfers Taten
mehr als aller Menschen Staaten.
Großes Licht der Sonne,
schieße deine Strahlen,
die das große Rund bemalen.
Lobet gern,
Mond und Stern,
seid bereit, zu ehren
einen solchen Herren.

(EG 327,2 Wunderbarer König)

Herzliche Grüße,

Ihr / dein Hans Löhr

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Hinweis zu Losung und Lehrtext

1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Ich lege Losung und / oder Lehrtext aus, weil das Nachdenken über Bibelworte den Glauben reifen lässt. 

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Sonntag, 14. September 2025

Er sorgt für euch (Predigt) hl

Also wenn mir beim Abräumen zum dritten Mal ein Kaffeelöffel auf den Boden fällt, spätestens dann, 

liebe Freunde, 

bin ich nicht mehr Pfarrer, sondern nur noch Mensch. Dann blinzeln meine zwei Kater kurz, drehen ihre Ohren in die Richtung, woher der Kraftausdruck kam, und schlafen weiter. Sie kennen das schon und lassen sich nicht aus der Ruhe bringen.

Aber ich lasse mich von solchen Kleinigkeiten aus der Ruhe bringen. Öfter als mir lieb ist. Und dann sage ich zu mir: „Hans, was ärgerst du dich denn so über solche Kleinigkeiten. Bück dich und heb den Löffel auf."

Ja, liebe Freunde, warum soll man sich selbst ärgern? Reicht es nicht schon, wenn andere dich ärgern? Aber nun lassen einen bestimmte Dinge mal nicht kalt. Oder ist es dir gleichgültig, wie es in deiner kleinen und in der großen Welt zugeht?

Ich jedenfalls mache mir Sorgen um ein Familienmitglied, das mir nahe steht, um den gegenwärtigen Zustand unserer Welt und, ja, manchmal auch um meine Gesundheit. Und ich denke, dass jetzt einige hier sind, die ähnliche Sorgen haben. Zu euch sage ich: Lassen wir unsere Sorgen, die wir hierher in den Gottesdienst mitgebracht haben, am Schluss einfach da.

>>>>> HL legt drei größere Steine auf den Altar <<<<<

Diese drei Steine sollen für all die Sorgen stehen, die wir auf dem Herzen haben. Ich lege sie auf den Altar unter Jesu Kreuz. Da gehören sie hin. Er sagt in der Bergpredigt: „Sorgt euch nicht um das, was die Zukunft bringt. Euer himmlischer Vater weiß, was ihr braucht. Es reicht schon, dass jeder Tag seine eigene Plage hat“. Und im ersten Petrusbrief greift der Apostel Jesu Wort auf und ermutigt alle, die seine Worte lesen: „Alle eure Sorge werft auf ihn, Christus; denn er sorgt für euch!“ Ja, das will ich hier zusammen mit euch tun, jetzt in Gedanken und später im Gebet. Und dann?

Vielleicht gehen wir nachher wirklich erleichtert aus der Kirche nach Hause. Doch spätestens morgen haben sich manche Sorgen wieder ins Herz zurück geschlichen. Das liegt nicht daran, dass wir zu wenig Glauben hätten. Wir uns einfach zu viele Sorgen machen.

Die Älteren von euch erinnern sich vielleicht noch, wie früher oft ganze Bauernfamilien auf den Äckern unterwegs waren, um Steine aufzuklauben und auf einen Haufen zu werfen. Das war eine mühsame Arbeit. Aber nur so konnte das Feld für das nächste Jahr wieder bestellt werden. Doch wenn zwei, drei Jahre vergangen waren, fing die Plackerei wieder von vorn an. Es schien, als würden die Steine aus dem Boden wachsen. Aber die Bearbeitung des Bodens sowie Hitze, Frost und Starkregen führen eben dazu, dass immer wieder aufs Neue Steine freigelegt werden.

Und genauso, scheint mir, ist es auch bei dir und bei mir. Wir können heute unsere Sorgensteine unter das Kreuz legen, aber morgen oder in ein paar Tagen liegen sie wieder auf unseren Herzen. Wir können sie im Gebet an Gott abgeben und sollten das auch tun, denn das kann uns erleichtern. Aber ein für allemal werden wir sie einfach nicht los.

Ein alter Vers sagt:

Was helfen uns die schweren Sorgen, / was hilft uns unser Weh und Ach? Was hilft es, dass wir alle Morgen / beseufzen unser Ungemach. / Wir machen unser Kreuz und Leid / nur größer durch die Traurigkeit.

Das, liebe Freunde, sollten wir nicht tun. Und deshalb ist es für mich wichtig, am Morgen, wenn ich die Augen aufschlage, zuerst einmal Gott zu danken, dass ich lebe und aufstehen kann. So bekommt der Tag schon mal ein positives Vorzeichen. So fängt er mit einem Dank und nicht mit einem Seufzer an. Und das wirkt sich auch auf die nachfolgenden Stunden aus.

Im Johannesevangelium betet Jesus für die Menschen, die Gott ihm gegeben hat. Er bittet nicht, dass er ihnen, dass er uns die Welt erspart und damit auch Sorgen und Leid, Angst und Tod. Aber er bittet, dass wir darin nicht untergehen, sondern durch das Böse hindurch bewahrt und erlöst werden (Johannes 17,15).

Genau das sagen wir auch im Vaterunser, wenn wir gemeinsam beten „Und erlöse uns von dem Bösen“. Wir bitten nicht, dass uns böse Erfahrungen komplett erspart bleiben. Sie gehören zu diesem Leben in dieser Welt und in dieser Zeit dazu. Aber wir bitten, daraus erlöst und befreit zu werden. Mitten im Leben und an seinem Ende, wenn Gott vollenden wird, was er mit uns angefangen hat. Er, der ohne mein Zutun mit allem begonnen hat, mit der Schöpfung und mit dir und mit mir, er wird auch ohne mein Zutun alles zu einem guten Ende bringen. Darauf hoffe ich.

Wenn, liebe Freunde, mir das nächste Mal ein Kaffeelöffel runterfällt, wird mir vielleicht wieder ein Kraftausdruck entfahren. Doch dann bin ich hoffentlich so geistesgegenwärtig und sage: 

Gebet: Gut, Herr, dass es nur um einen Löffel geht. Und die anderen Sorgen? Die gebe ich jetzt dir. Du wirst für mich sorgen. Und für das Schwere, das bleibt, gib mir Kraft, es zu tragen. So will ich mithelfen, dass das Leben auch für andere friedlich und erträglich bleibt. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr

Montag, 8. September 2025

Blütenblätter der Liebe

Lehrtext: Die Frucht des Geistes ist Liebe, Freude, Frieden, Geduld, Güte, Rechtschaffenheit, Treue, Sanftmut, Selbstbeherrschung. Galater 5,22-23

Liebe Leserin, lieber Leser,

Zu meiner ersten Pfarrstelle Anfang der Achtzigerjahre gehörte ein Seniorenheim. Einer der Altenpfleger dort war Kommunist. Ab und zu haben wir uns ein wenig unterhalten. Einmal zitierte er Karl Marx mit dem Satz, der mir sofort einleuchtete und den ich deshalb behalten habe: „Das Kriterium der Wahrheit ist die Praxis“. 

Bewährung im Alltag

Ja, man kann über viele schöne Dinge schreiben, diskutieren und predigen. Aber letzten Endes kommt es darauf an, dass unsere Theorien und Werte auch wahr und wirklich werden. Dass sie sich im Alltag, also in der Praxis, bewähren. Sonst sind sie nur Schall und Rauch.

Paulus nennt im Lehrtext jene Werte, an denen ein Christ sich orientieren kann. Für mich sind es universelle Werte, gültig für alle Menschen – unabhängig von Land, Zeit, Religion oder politischer Überzeugung. Ich verstehe sie als „Menschenpflichten“. Sie sollten die Menschenrechte ergänzen, die 1948 in der Charta der Vereinten Nationen festgeschrieben wurden. Schade, dass dies nicht geschehen ist. Diese Menschenpflichten könnten für jeden ein innerer Kompass sein.

Doch wer seine Machtinteressen durchsetzen und andere vertreiben oder gar vernichten will, dem sind Menschenrechte wie Menschenpflichten sowieso egal, wie in allen Kriegen und jetzt wieder in Gaza.

Ein Kompass ist noch kein Ziel

Mir aber sollen sie nicht egal sein. Gerade jene Werte aus dem Lehrtext, allen voran die Liebe, sollen mein Fühlen und Denken, mein Verhalten und Handeln bestimmen. Schließlich bin ich Christ. 

Andererseits bin ich alt genug, um zu wissen, dass mir das immer nur ansatzweise gelingt. Auch ein innerer Kompass ist noch keine Garantie, dass man das Ziel auch erreicht. 

Doch wie werden jene Werte und Haltungen in mir und dann auch nach außen hin wirksam? Von dem christlichen Mystiker Meister Eckart (gest.1328) ist folgender Satz überliefert:

Fände Gott soweit Raum in mir, wie in unserem Herrn Jesus Christus, er würde mich ebenso völlig mit seiner Flut erfüllen. Denn der Heilige Geist kann sich nicht enthalten, in all das zu fließen, wo er Raum findet, und so weit, wie er Raum findet.“ 
Für mich hat es sich gelohnt, diesen Satz mehrmals zu lesen und über ihn intensiv nachzudenken. Mir fiel das dazu ein: 

Aufräumen in Herz und Hirn

Nein, ich kann nicht aus eigener Kraft nach den Werten aus dem Lehrtext leben. Doch mir liegt daran, dass der Geist Jesu in mir Raum findet. Auch in mir soll er blühen und Frucht bringen. Dazu brauche ich seine Hilfe, um meine negativen Gefühle und Gedanken zu entrümpeln und in Herz und Hirn aufzuräumen – das ist meine tägliche innere Hausarbeit.

So entsteht wieder Platz für ihn, dass er mich erfüllt mit „Freude, Frieden, Geduld, Güte, Rechtschaffenheit, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung“ (Lehrtext). Wie Blütenblätter fügen sie sich zusammen zur schönsten Blume: zur Liebe. Sie ist das Kriterium des Glaubens. An ihr zeigt sich, was mein Glaube im Alltag wert ist und wer ich wirklich bin (1. Korinther 13,2).

Und so bete ich mit den Worten Paul Gerhardts:

Gebet: 
Mach in mir deinem Geist Raum,
Dass ich dir werd' ein guter Baum
Und lass mich Wurzel treiben.
Verleihe, dass zu deinem Ruhm
Ich deines Gartens schöne Blum'
Und Pflanze möge bleiben.
Amen

Paul Gerhard, EG 503 „Geh aus mein Herz“ Vers 14 aus dem Jahr 1653, fünf Jahre nach dem Dreißigjährigen Krieg. 

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr

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Hinweis zu Losung und Lehrtext

1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Ich lege Losung und / oder Lehrtext aus, weil das Nachdenken über Bibelworte den Glauben reifen lässt. 

 Hinweis für Smartphone-Nutzer

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Mittwoch, 3. September 2025

Wann es Tag wird hl

Lehrtext: 
Jesus sagt: „Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen, auf dass ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel.“ Matthäus 5,44-45

Liebe Leserin, lieber Leser,

Wie soll ich meine Feinde lieben können, wenn ich bleibe, wie ich bin – ein Mensch mit all seinen Grenzen und Schwächen?

Eigentlich denke ich: so richtige Feinde habe ich nicht. Doch ich muss meine derzeit negativen Gefühle gegenüber den Regierungen von Israel, Russland, Afghanistan und den USA beherrschen und darf sie schon gar nicht auf die Menschen in jenen Ländern übertragen. 

Sie alle sind Menschen wie du und ich – mit ihren guten und ihren problematischen Seiten, mit negativen und destruktiven Gefühlen. Aber genauso wie wir sind auch sie fähig zu Mitgefühl, Freundlichkeit und Liebe.

Wir alle sind Gottes Geschöpfe, seine Kinder, die er nicht weniger liebt als mich – unabhängig davon, welcher Religion sie angehören oder ob sie überhaupt glauben. Das denke ich mir nicht aus. So erfahre ich Gott, wie er sich in Jesus zeigt. Und das lässt meine Mitmenschen in einem neuen Licht erscheinen: in seinem Licht.

Dazu eine kleine Geschichte: Ein alter Rabbi fragte einst seine Schüler, wie man die Stunde bestimmen könne, in der die Nacht endet und der Tag beginnt. „Ist es, wenn man von weitem einen Hund von einem Schaf unterscheiden kann?“, fragte einer. „Nein“, sagte der Rabbi. „Ist es, wenn man einen Apfelbaum von einer Birke unterscheiden kann?“, fragte ein anderer. „Nein“, sagte der Rabbi. „Aber wann ist es dann?“, fragten die Schüler. „Es ist dann, wenn du in das Gesicht irgendeines Menschen blicken kannst und darin deinen Bruder siehst. Bis es soweit ist, ist die Nacht noch bei uns.“ Bis ich ihn, so möchte ich ergänzen, im Licht und mit den Augen Jesu sehen kann.

Deswegen, liebe Leserin, lieber Leser, sind mir nicht alle sympathisch – auch nicht in meiner kleinen Welt. Doch das ist mein Problem. Entscheidend ist, dass ich sie nicht zu Feinden mache, sondern bereit bin, mich auch mit denen zu verständigen, die schwierig sind und mich befremden.

Und was hat es damit auf sich, seine Feinde zu lieben?

Wie eingangs gesagt: Aus eigener Kraft kann ich das nicht. Ich müsste ein neuer Mensch werden. Und das verheißt Gott in der heutigen Losung: „Ich will euch ein neues Herz und einen neuen Geist in euch geben.“ (Hesekiel 36,26) Diese Zusage ermutigt mich, es zu versuchen.

Gebet:

Ja, Herr, darum bitte ich dich: Gib mir ein neues Herz und einen neuen Geist, damit ich alle Menschen – in der Nähe und in der Ferne – in deinem Licht sehen kann, im Licht der Liebe Jesu. Und wenn ich dabei versage, dann hör nicht auf, an mir zu arbeiten. Amen.

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr

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 1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Ich lege Losung und / oder Lehrtext aus, weil das Nachdenken über Bibelworte den Glauben reifen lässt. 

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Montag, 1. September 2025

glaubenstrotzig hl

Bibelwort für den Monat September: „Gott ist unsre Zuversicht und Stärke.“ Psalm 46,2

Liebe Leserin, lieber Leser,

Jemand, der mir am Herzen liegt, kämpft gerade in der Klinik mit einer schweren Krankheit. Doch ich bin zuversichtlich, dass er wieder gesund wird. Warum? Weil es für mich zur Zuversicht keine Alternative gibt. Alles andere wäre katastrophal. 

Nein, dafür habe ich keine Garantie. Ich habe nur meinen Glauben. Aber was heißt schon "nur"?

Wie, so frage ich mich, kann einer zuversichtlich sein, der niemand hat, dem er in schlaflosen Nächten seine Sorgen geben kann? Der nicht weiß, wem er sich und seine Angehörigen anvertrauen kann?

Offenbar geht auch das. Denn manche sagen, sie seien zuversichtlich, seien optimistisch auch ohne Gott. Sie werden schon ihre Gründe haben. Das will ich respektieren.

Mein Grund zur Zuversicht hat einen Namen und steht im Bibelwort für den Monat September. Warum ich mir dieses Wort zu eigen mache, liegt an denen, die es vor langer Zeit im Psalm 46 gemeinsam gebetet haben. Sie haben das nicht einfach so dahingesagt. Sie haben ihre Not offen beim Namen genannt. Doch sie klagten nicht nur. Sie bekannten freimütig:

Gott ist unsere Zuversicht und Stärke“ und fuhren glaubenstrotzig fort: „Darum fürchten wir uns nicht, wenngleich die Welt unterginge. Die Gläubigen* sollen dennoch guten Mutes bleiben.“ Psalm 46,2+3

Nein, auch ich will meine Zuversicht nicht preisgeben. Will auf meinen Gott hoffen bis zuletzt. Seine Stärke und Kraft ist auch in uns Menschen wirksam, wo einer für den anderen einsteht. Und auch in mir, wenn ich die Hände zusammenlege und mich an ihn wende.

So will auch ich guten Mutes bleiben. Denn ich weiß, wem ich meine Sorgen geben, und wem ich meine Angehörigen und mich anvertrauen kann. Und wenn auch du das in deinen Nöten und Ängsten tust, dann sind wir damit schon mal nicht allein.

Doch auch dieser Frage muss ich mich stellen: Falls sich meine Zuversicht nicht erfüllt, was dann? Ich weiß es nicht. Das muss dann der wissen, dessen Wille geschieht:

Gebet: Mein Gott, du machst mich zuversichtlich und stark, was auch kommt. Woher sonst soll ich Zuversicht nehmen, wenn du sie mir nicht gibst. Woher sonst kriege ich Kraft, auch das Schwere zu tragen, wenn nicht von dir? Und wenn ich einmal nicht mehr kann, so trage du mich. Und wenn ich die Hoffnung verliere, so lass mich dich finden und getrost sein in Jesus, meinem Bruder und Herrn. Amen

Liedvers: 

Von guten Mächten wunderbar geborgen
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen
und ganz gewiss an jedem neuen Tag.

Dietrich Bonhoeffer 1944/1945

Herzliche Grüße,

Ihr / dein Hans Löhr

* wörtlich heißt es im Psalm: „soll die Stadt Gottes fein lustig bleiben.“

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 1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Ich lege Losung und / oder Lehrtext aus, weil das Nachdenken über Bibelworte den Glauben reifen lässt. 

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