Also wenn mir beim Abräumen zum dritten Mal ein Kaffeelöffel auf den Boden fällt, spätestens dann,
liebe Freunde,
bin ich nicht mehr Pfarrer, sondern nur noch Mensch. Dann blinzeln meine zwei Kater kurz, drehen ihre Ohren in die Richtung, woher der Kraftausdruck kam, und schlafen weiter. Sie kennen das schon und lassen sich nicht aus der Ruhe bringen.
Aber ich lasse mich von solchen Kleinigkeiten aus der Ruhe bringen. Öfter als mir lieb ist. Und dann sage ich zu mir: „Hans, was ärgerst du dich denn so über solche Kleinigkeiten. Bück dich und heb den Löffel auf."
Ja, liebe Freunde, warum soll man sich selbst ärgern? Reicht es nicht schon, wenn andere dich ärgern? Aber nun lassen einen bestimmte Dinge mal nicht kalt. Oder ist es dir gleichgültig, wie es in deiner kleinen und in der großen Welt zugeht?
Ich jedenfalls mache mir Sorgen um ein Familienmitglied, das mir nahe steht, um den gegenwärtigen Zustand unserer Welt und, ja, manchmal auch um meine Gesundheit. Und ich denke, dass jetzt einige hier sind, die ähnliche Sorgen haben. Zu euch sage ich: Lassen wir unsere Sorgen, die wir hierher in den Gottesdienst mitgebracht haben, am Schluss einfach da.
>>>>> HL legt drei größere Steine auf den Altar <<<<<
Diese drei Steine sollen für all die Sorgen stehen, die wir auf dem Herzen haben. Ich lege sie auf den Altar unter Jesu Kreuz. Da gehören sie hin. Er sagt in der Bergpredigt: „Sorgt euch nicht um das, was die Zukunft bringt. Euer himmlischer Vater weiß, was ihr braucht. Es reicht schon, dass jeder Tag seine eigene Plage hat“. Und im ersten Petrusbrief greift der Apostel Jesu Wort auf und ermutigt alle, die seine Worte lesen: „Alle eure Sorge werft auf ihn, Christus; denn er sorgt für euch!“ Ja, das will ich hier zusammen mit euch tun, jetzt in Gedanken und später im Gebet. Und dann?
Vielleicht gehen wir nachher wirklich erleichtert aus der Kirche nach Hause. Doch spätestens morgen haben sich manche Sorgen wieder ins Herz zurück geschlichen. Das liegt nicht daran, dass wir zu wenig Glauben hätten. Wir uns einfach zu viele Sorgen machen.
Die Älteren von euch erinnern sich vielleicht noch, wie früher oft ganze Bauernfamilien auf den Äckern unterwegs waren, um Steine aufzuklauben und auf einen Haufen zu werfen. Das war eine mühsame Arbeit. Aber nur so konnte das Feld für das nächste Jahr wieder bestellt werden. Doch wenn zwei, drei Jahre vergangen waren, fing die Plackerei wieder von vorn an. Es schien, als würden die Steine aus dem Boden wachsen. Aber die Bearbeitung des Bodens sowie Hitze, Frost und Starkregen führen eben dazu, dass immer wieder aufs Neue Steine freigelegt werden.
Und genauso, scheint mir, ist es auch bei dir und bei mir. Wir können heute unsere Sorgensteine unter das Kreuz legen, aber morgen oder in ein paar Tagen liegen sie wieder auf unseren Herzen. Wir können sie im Gebet an Gott abgeben und sollten das auch tun, denn das kann uns erleichtern. Aber ein für allemal werden wir sie einfach nicht los.
Ein alter Vers sagt:
Was helfen uns die schweren Sorgen, / was hilft uns unser Weh und Ach? Was hilft es, dass wir alle Morgen / beseufzen unser Ungemach. / Wir machen unser Kreuz und Leid / nur größer durch die Traurigkeit.
Das, liebe Freunde, sollten wir nicht tun. Und deshalb ist es für mich wichtig, am Morgen, wenn ich die Augen aufschlage, zuerst einmal Gott zu danken, dass ich lebe und aufstehen kann. So bekommt der Tag schon mal ein positives Vorzeichen. So fängt er mit einem Dank und nicht mit einem Seufzer an. Und das wirkt sich auch auf die nachfolgenden Stunden aus.
Im Johannesevangelium betet Jesus für die Menschen, die Gott ihm gegeben hat. Er bittet nicht, dass er ihnen, dass er uns die Welt erspart und damit auch Sorgen und Leid, Angst und Tod. Aber er bittet, dass wir darin nicht untergehen, sondern durch das Böse hindurch bewahrt und erlöst werden (Johannes 17,15).
Genau das sagen wir auch im Vaterunser, wenn wir gemeinsam beten „Und erlöse uns von dem Bösen“. Wir bitten nicht, dass uns böse Erfahrungen komplett erspart bleiben. Sie gehören zu diesem Leben in dieser Welt und in dieser Zeit dazu. Aber wir bitten, daraus erlöst und befreit zu werden. Mitten im Leben und an seinem Ende, wenn Gott vollenden wird, was er mit uns angefangen hat. Er, der ohne mein Zutun mit allem begonnen hat, mit der Schöpfung und mit dir und mit mir, er wird auch ohne mein Zutun alles zu einem guten Ende bringen. Darauf hoffe ich.
Wenn, liebe Freunde, mir das nächste Mal ein Kaffeelöffel runterfällt, wird mir vielleicht wieder ein Kraftausdruck entfahren. Doch dann bin ich hoffentlich so geistesgegenwärtig und sage:
Gebet: Gut, Herr, dass es nur um einen Löffel geht. Und die anderen Sorgen? Die gebe ich jetzt dir. Du wirst für mich sorgen. Und für das Schwere, das bleibt, gib mir Kraft, es zu tragen. So will ich mithelfen, dass das Leben auch für andere friedlich und erträglich bleibt. Amen
Herzliche Grüße
Ihr / dein Hans Löhr
Danke , seien sie weiter gesegnet Hr. Löhr🙏
AntwortenLöschenAuch ich danke Ihnen für diese
AntwortenLöschenPredigt . Bleiben SIE und alle um die SIE sich sorgen behütet . Einen gesegneten Sonntag wünsche uns allen.
Lieber Herr Löhr vielen Dank für Ihre Auslegung ich habe mich gefreut wieder von Ihnen zu hören und das was Sie geschrieben haben trifft auch auf mich zu aber wie Sie bin auch ich bei Gott geborgen Ihnen und Ihrer Familie Gottes reichen Segen herzliche Grüße Angelika
AntwortenLöschenVielen Dank für Ihre Predigt und haben Sie und alle Leser einen gesegneten Sonntag!🙏
AntwortenLöschenLieber Herr Löhr,
AntwortenLöschendurch den kürzlichen Tod meiner Frau sind neben Schmerz auch viele Sorgen in meinem Leben aufgetaucht.
Danke für ihre Worte, die mir am heutigen Morgen wieder den richtigen Blick eröffnen und tröstend sind.
Danke für die stärkende Predigt. Der zitierte Vers stammt aus dem Lied 369, Strophe 2, was ich nur so genau weiß, weil es zu den Lieblings- Liedern gehört, die ich mir in sorgenvollen Momenten vor die Nase halte, um „runterzukommen“. Herzlichen Sonntagsgruß an alle
AntwortenLöschenBarbara
Welch ein guter Start in diesen Sonntag mit dieser Predigt! Ich wünsche mir, dass der Herr mir beisteht, meine Sorgen zu tragen, aber nicht über ihnen zu verzagen. Möge ich mich in meinen Nöten immer bei ihm geborgen und geliebt fühlen. Ich wünsche allen einen gesegneten und behüteten Sonntag.
AntwortenLöschenDanke Herr Löhr für die wunderbare Predigt und den treffenden Vers.
AntwortenLöschenIch habe mich richtig gefreut, wieder von Ihnen zu hören, ein schönes Geschenk am Sonntag. Seien sie reich gesegnet und behütet. 🙏🙏🙏
Danke für Ihre Predigt, wunderbar und heilsam. Bleiben Sie und alle Mitbeter behütet und bewahrt in Jesus Christus unserem Herrn. 🙏🕯🕊🌈🙏
AntwortenLöschenDanke Herr Löhr und alles Gute Ihnen Ihrem Verwandten und Ihrer Familie. Ute
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