Losung: Menschenfurcht
bringt zu Fall; wer sich aber auf den HERRN verlässt, wird beschützt. Sprüche
29,25
Lehrtext: Wer wird
euch etwas antun, wenn sich euer Eifer auf das Gute richtet? Doch auch wenn ihr
um der Gerechtigkeit willen leiden müsst - selig seid ihr. 1.Petrus
3,13-14
Liebe Leserin, lieber Leser,
heute geht es in den beiden Bibelworten um Mut. Doch warum ermuntert die Bibel dazu? Weil damals
wie heute der Mut klein und die Feigheit groß ist. Nun, Feigheit klingt gleich
so negativ. Man kann auch Angst dazu sagen. Angst, Nachteile zu erleiden, wenn
man sich einmischt, um den Schwachen zu helfen. Wenn man sich gegen die
Mächtigen in Staat und Gesellschaft auflehnt und sich für Gerechtigkeit
engagiert. Wenn man sich auf das Recht beruft gerade dann, wenn es mit Füßen
getreten wird.
Vor 72 und mehr Jahren haben die meisten Christen in unserem
Land kläglich versagt, als es darum ging, sich einem Unrechtsregime zu
widersetzen. Mehr noch, gerade viele von denen, die nach außen besonders fromm
auftraten, haben bereitwillig mitgemacht wie die Leitung der Diakonissenanstalt
(heute Diakonie) in Neuendettelsau oder in Gunzenhausen. Das darf man nicht
vergessen. Aber ein paar haben sich doch dem öffentlichen Druck widersetzt,
haben sich ihre Freiheit bewahrt und sich ihren Sinn für Gerechtigkeit nicht
abkaufen lassen.
Allerdings will ich vorsichtig sein, wenn ich das Verhalten
so vieler Christen damals kritisiere. Woher will ich wissen, dass ich mich
nicht ähnlich verhalten hätte? Trotzdem muss das, was damals nicht gut war,
heute schlecht genannt werden. Vielleicht lernen wir ja daraus.
Es war nicht zuletzt „Menschenfurcht“, die in jener Zeit das
deutsche Volk zu Fall gebracht hat. Und nicht alle, die sich damals auf den
Herrn verlassen hatten, wurden beschützt (Losung). Pfarrer Paul Schneider wurde
im KZ totgeprügelt. Pfarrer Dietrich Bonhoeffer wurde aufgehängt. Eine größere
Zahl polnischer Priester wurde ermordet ebenso wie Millionen Menschen jüdischen
Glaubens, die sich auf Gott verlassen hatten. Und auch sonst gab es manche, heute unbekannte Christen, die Widerstand geleistet haben und deswegen
drangsaliert worden sind.
Wenn ich auch dem ersten Teil der heutigen Losung zustimmen
kann, beim zweiten habe ich meine Vorbehalte. Stimmt das wirklich? Umso mehr
bewundere ich diejenigen, die offen oder heimlich den Opfern damals geholfen
haben, den verfolgten Juden, den russischen Kriegsgefangenen, den
Sozialdemokraten und Kommunisten. Sie sollen mir ein Vorbild sein. Aber ob ich
dann, wenn es hart auf hart kommt, auch dazu bereit wäre? Im Lehrtext heißt es: »Auch wenn ihr um der Gerechtigkeit willen leiden müsst – selig
seid ihr.« Einmal beschützt Gott. Einmal beschützt er nicht. Warum? Ich weiß es
nicht. Ich weiß nur, dass es ohne Leiden nicht abgeht gerade
dann, wenn man nicht alles mitmacht.
Jesus hat um der Gerechtigkeit willen leiden müssen und
wurde von Gott vor dem Tod am Kreuz nicht beschützt. Er hätte es einfacher
haben können. Aber, so glauben es die Christen seit 2000 Jahren, nur so, dass
er aus Liebe auch zu seinen Feinden ausgehalten hat und uns Menschen treu
geblieben ist, konnte er das Böse und den Tod besiegen.
Aus diesem Glauben ist eine ungeheure Kraft entstanden, die Menschen dazu bringt, sich ohne Rücksicht auf das eigene Wohlergehen für andere einzusetzen. Wo wären wir, wenn es diese Menschen nicht gegeben hätte und immer noch gäbe? Die Bundesrepublik Deutschland, ja sogar Europa ist nach 1945 aufgebaut worden von solchen, die um der Gerechtigkeit willen gelitten hatten und nach einer neuen Friedensordnung strebten. Davon profitieren wir bis heute.
Aus diesem Glauben ist eine ungeheure Kraft entstanden, die Menschen dazu bringt, sich ohne Rücksicht auf das eigene Wohlergehen für andere einzusetzen. Wo wären wir, wenn es diese Menschen nicht gegeben hätte und immer noch gäbe? Die Bundesrepublik Deutschland, ja sogar Europa ist nach 1945 aufgebaut worden von solchen, die um der Gerechtigkeit willen gelitten hatten und nach einer neuen Friedensordnung strebten. Davon profitieren wir bis heute.
Jetzt sind wir dran, Mut zu zeigen. Noch kostet es nicht
viel. Umso mehr sollten wir uns für Gerechtigkeit und Menschenwürde einsetzen für jeden, der in unserem Land lebt.
Gebet: Herr, ich danke dir für alle, die aus
ihrem Glauben heraus den Mut aufbrachten, sich für Gerechtigkeit einzusetzen,
dem Unrecht zu widerstehen und den Verfolgten zu helfen. Schenke auch mir
diesen Glaubensmut, wenn es darauf ankommt. Du selbst bist ja mit gutem
Beispiel vorangegangen und hast nicht andere für dich den Kopf hinhalten
lassen. Amen
Herzliche Grüße
Ihr / dein Hans Löhr
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