Losung: Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen, spricht der HERR Zebaoth. Sacharja 4,6
Liebe
Leserin, lieber Leser,
wenn du öfter meine Auslegungen liest, weißt du: Ich bin Pazifist (vgl. Matthäus 5,9). Ich lehne militärische Gewalt und Aufrüstung ab, weil ich darauf vertraue, was Jesus gelehrt und gelebt hat. Besonders bewegt mich jene Szene, in der er über Jerusalem weint – nicht etwa über die Römer, sondern über sein eigenes Volk und sagt:
»Wenn doch auch du
heute erkannt hättest, was dem Frieden dient! Aber jetzt bist du mit Blindheit
geschlagen. Es kommt eine Zeit, in der deine Feinde einen Wall um deine Mauern
aufschütten und dich von allen Seiten belagern. Sie werden dich dem Erdboden
gleichmachen und deine Bewohner töten. Kein Stein wird auf dem anderen bleiben.
Denn du hast die Gelegenheit, als Gott dir nahekam, nicht genutzt.« Lukas 19,41-44
Ich frage dich: Was
hätten die Juden damals erkennen, was tun sollen als Jesus unter ihn lebte und
von Gott und seinem Reich sprach? Hätten sie alle auf ihn hören sollen? Auf ihn,
den mittellosen Wanderprediger aus der Provinz Galiläa, der kein Geld hatte und
keine Waffe, nur zwölf Männer, die oft selbst nicht so genau wussten, was sie
von ihm halten sollten? (vergleiche Johannes 6,65-69). Ja, das hätten sie tun sollen. Aber Hand aufs Herz, hätte ich das
getan damals vor 2000 Jahren in Jerusalem? Und du?
Kriege
ohne Ende
Seitdem ist die
Menschheit um die Erfahrung von tausenden weiteren Kriegen reicher,
insbesondere unser Land mit zwei Weltkriegen im letzten Jahrhundert. Und sie
ist um unzählige Kriegsopfer ärmer, um Kinder ohne Zahl, um Frauen und Männer. Trotzdem sterben auch jetzt wieder Menschen im Krieg Russlands gegen die Ukraine und noch
mehr im Krieg der israelischen Regierung und ihrer Armee gegen die zumeist
schutz- und wehrlosen Menschen im Gaza-Streifen.
Was aber soll ich heute
erkennen, was tun, das dem Frieden dient? Was soll ich lernen aus all dem
Morden und Brennen, aus dem Schlachten und Vernichten?
Alle Antworten auf diese Frage sind höchst umstritten je nachdem, von wo
aus und wie man auf die aktuellen Kriege schaut. Auch mein Versuch, eine
Antwort zu finden, wird widersprochen werden. Und doch will ich es wagen.
Die Antwort, die sich mir beim Nachdenken über die Losung und die Tränen
Jesu geradezu aufgedrängt hat, heißt „verzichten“.
Verzichten können – eine Haltung des
Glaubens und der Vernunft
In der
Losung spricht Gott zu Serubbabel, dem Statthalter, der nach dem babylonischen
Exil den zerstörten Tempel wieder aufbauen soll. Doch nicht durch militärische Gewalt
(Heer) oder politische Macht soll das geschehen – sondern durch Gottes Geist (vgl. auch Jesaja 30,15).
Für
mich heißt das: Vertrauen statt Machtstreben. Der Wiederaufbau soll in einem
Geist des Friedens geschehen – ohne erneute militärische Provokation der
Großmächte, ohne Gewalt. Doch bald griffen einige jüdische Gruppen wieder zu
den Waffen. Der Aufstand gegen Rom führte zur erneuten Zerstörung Jerusalems
und zum Verlust der Heimat.
Was wäre gewesen, wenn man den Weg des Verzichts gewählt hätte? Und was
bedeutet das heute?
Für
mich heißt es:
• Verzicht auf Gewalt und Gegengewalt
• Verzicht auf Rache, Strafe, Demütigung
• Verzicht auf Drohungen und Feindbilder
• Verzicht auf ständige Eskalation
Stattdessen:
• Vertrauen auf Gott
• Reden – auch mit Gegnern und Feinden
• Sich in den Gegner hineinversetzen und seine Motive begreifen
• Den eigenen Anteil am Konflikt erkennen und benennen
• Verhandeln, Kompromisse, Nachgeben
• Auch bereit sein, Nachteile zu ertragen.
Und das alles, damit endlich das Leiden und Sterben so vieler Unschuldigen auf allen Seiten aufhört.
Jesus sagt es deutlich: „Wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dem biete auch die andere dar.“ „Liebt eure Feinde …“ (Matthäus 5,38–45) Erst der Verzicht auf Vergeltung kann die Gewaltspirale stoppen.
Ich
weiß, was man mir entgegnet: Das sei naiv. Weltfremd. Gefährlich. Nicht
durchsetzbar in der „wirklichen Welt“. Aber ich sehe auch: Die Kriege nehmen
kein Ende. Weil der Mensch nicht verzichten will – auf Macht und Kontrolle, auf Rache und Dominanz.
Doch
Gottes Reich funktioniert anders: Es lebt davon, dass man einander vergibt und
sich versöhnt. Es lebt aus geistlicher Kraft – nicht von Zwang. Vielleicht wäre
es an der Zeit, den Weg des Verzichts wenigstens einmal zu probieren. Ich
persönlich mache damit im Kleinen gute Erfahrungen, - wenn ich mich dazu überwinden kann.
Gebet (Franz von Assisi zugeschrieben):
Herr, mache mich zu einem Werkzeug deines Friedens,
dass ich Liebe übe, wo man mich hasst;
dass ich verzeihe, wo man mich beleidigt;
dass ich verbinde, wo Streit ist;
dass ich die Wahrheit sage, wo Irrtum herrscht;
dass ich den Glauben bringe, wo Zweifel ist;
dass ich Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält;
dass ich dein Licht entzünde, wo die Finsternis regiert;
dass ich Freude bringe, wo der Kummer wohnt.
nicht, dass ich getröstet werde, sondern dass ich tröste;
nicht, dass ich verstanden werde, sondern dass ich verstehe;
nicht, dass ich geliebt werde, sondern dass ich liebe.
Denn wer sich hingibt, der empfängt;
wer sich selbst vergisst, der findet;
wer verzeiht, dem wird verziehen;
und wer da stirbt, der erwacht zum ewigen Leben. Amen.
Herzliche Grüße,
Ihr / dein Hans Löhr
Herzlichen Dank 🕊🙏.
AntwortenLöschenIch wünsche uns allen eine gesegnete Woche
In der Theorie stimme ich Ihnen voll zu. Aber wir leben in einer Welt der Gewalt. Hitler hatte Waffen und hätte die halbe Welt erobert. Gestoppt wurde er durch Waffengewalt. Sollen die Ukrainer sich einnehmen lassen, verzichten , ein eigener Staat zu sein, Freiheit zu haben ? Ich finde es sehr scheuerig, eindeutig hier zu sagen:wehrt euch nicht mit Gewalt gegen die Gewalt. Im Kleinen bei mir und in meinem Kreis versuche ich es mehr und mehr. Komme aus der Friedensbewegung. Sicher bon ivh nur dass Gott am Ende stärker ist als alke Gewalt auf Erden . Das tröstet mich.
AntwortenLöschenLieber Pfarrer Löhr,
AntwortenLöschenVielen Dank, dass Sie das so auf den Punkt bringen. Ich folge dem voll und ganz. Der Krieg und der Hass wird nie ein Ende nehmen wenn Verzicht nicht gelebt wird auch wenn der Einseitig ist. Auch wenn das für viele Naiv und Weltfremd klingt. Es ist der einzige Weg aus der Gewaltspirale.
Wenn doch der Wunsch nach Frieden in unserer Welt immer größer würde und die Menschen zur Einsicht bringen würde. Herr hilf der Welt bitte zum Frieden. Nur Du kannst alles zum Guten wenden. Ich wünsche einen behüteten und gesegneten Tag allen.
AntwortenLöschenLieber Herr Löhr wie recht sie haben wir erreichen Frieden nur wenn wir auf Gewalt verzichten auf rache auf zurückschlagen auf böse Worte ich bin noch weit davon entfernt aber ich gebe nie auf weil Jesus mich liebt und in mir Frieden schaffen kann Gottes Segen Ihnen und Ihrer Familie herzliche Grüße Angelika
AntwortenLöschenHier wird z.T. einiges durcheinander gebracht. Ich schreibe das als Kriegsdienstverweigerer nach 15 Monaten Wehrdienst 1969/70.
AntwortenLöschenEs gibt Aggressoren mit absolutem Vernichtungswillen, siehe Russland, Hamas, Hisbollah, Iran, Huthis: "Wir geben unsere Pläne langfristig nicht auf: Tod Israel, vollkommene Vernichtung“
Was tun? Sich abschlachten lassen, warten bis die Hamas und Hisbollah wieder aufrüsten und immer wieder Raketen abschiessen auf Israel?
Man lese sich die Berichte vom 7.10.23 oder sehe sich die Videos an:
Unvorstellbarste Grausamkeit.
Von vornherein absichtlich geplant.
Und dabei sollten die Israelis die Hände in den Schoß legen? Die grausamen Taten unbestraft bleiben?
Es ist ein Dilemma mit den Geiseln :
Es hätte sofort zu Beginn heißen müssen:
"Bedingungslose Freilassung aller (!) Geiseln“! Stattdessen fährt der UN-Generalsekretär nach Asien und schüttelt dem Despoten und Kriegsverbrecher die Hand. Und der vermutlich antisemitische Chefankläger in Den Haag hat die Chuzpe
den demokratisch gewählten MP eines demokratischen Landes als Kriegsverbrecher anzuklagen.
Israels Präsident Herzog, ein sehr besonnender Mann, sagte kürzlich sinngemäß: „Die Hamas ist in jedem Haus, in jeder Klinik“
Mahmut Abbas,Palästinenserpräsident, sprach kürzlich in Richtung Hamas:
"Ihr Hundesöhne, lasst die Geiseln frei, Ihr gebt den Juden sonst nur Vorwand für weiteren Krieg“
Ja, Jesus Christus ist d e r Friedensstifter,
aber nur, wenn man sich ihm wirklich auch aussetzt. Und das fehlt leider in großen Teilen unserer Welt und darin liegt die wesentliche Ursache.
Jedenfalls sind ihm Vernichtungsfantasien und Schlachtrufe wie „Allahu Akbar“, Abschlachtung Andersdenkender im Namen Gottes ein absoluter Gräuel.
Auch kann man das Geschehen im 1.Jahrhundert nicht auf die heutige Zeit übertragen.Ja, damals wäre Stillhalten besser gewesen
Und richtig ist auch, dass wir uns, ein jeder persönlich, zu Herzen nehmen, was Sie, lieber Pastor Löhr, oben für uns notiert haben. Danke!
Für mich bleibt etwas: Strikter Antisemitismus und Judenfeinden nicht den geringsten Raum lassen.
Herzliche Grüße und alles Gute
und nicht Ei
Sorry, es muss natürlich heißen: Striktem Antisemitismus und Judenfeinden nicht den geringsten Raum geben
AntwortenLöschenVielen Dank für die ausführliche Beschreibung und Sichtweise im Dickicht des Kriegsdschungels
LöschenDanke Herr Löhr, der Friede des Herrn sei mit Ihnen und allen Mitbetern. Nur wir selber können in unserem kleinem Umfeld für Frieden sorgen und alles dafür tun das es so bleibt. Im großen Weltgeschehen haben leider die ungläubigen die Macht. Wir können nur beten das dem bald ein Ende gemacht wird. Schnell muss es gehen dass nicht noch mehr Kinder sterben und verhungern. Das dürfte es in in unserer Welt nicht geben, es ist unfassbar das wir das nicht beenden können, Wir können nur beten, bitten und noch mal beten.
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