Dienstag, 2. Januar 2024

Opfer - was ist das? hl

Losung: Mit Freuden will ich dir Opfer bringen und deinem Namen, HERR, danken, dass er so tröstlich ist. Psalm 54,8 

Lehrtext: Da kam eine arme Witwe. Sie warf zwei kleine Kupfermünzen hinein. Markus 12,42 

Liebe Leserin, lieber Leser, 

was empfindest du, wenn du das Wort „Opfer“ liest oder hörst? Mich berührt es höchst unangenehm, wenn sich zum Beispiel Schulkinder gegenseitig als „Opfer“ beschimpfen, wie es seit einiger Zeit der Fall ist. Und was denke ich? Ich bin froh, kein Opfer bringen zu müssen und selbst keines zu sein. Ich bewundere auch nicht, die sich für andere aufopfern. Sie tun mir leid.

Das schreckliche Wort „Opfer“

Für mich hat das Wort „Opfer“ keinen guten Klang. Meistens bedeutet es ja einen Verlust an Menschenleben, Glück, Lebensfreude, Freiheit usw. und auch an materiellen Dingen wie Geld. Wer opfert schon freiwillig und gern? Meistens will er etwas dafür haben, was dem Wert seines Opfers entspricht. Aber was bekommen zum Beispiel die Angehörigen eines Soldaten in der Ukraine oder in Russland, deren Sohn Kriegsopfer geworden ist? Wofür wurden beide geopfert? Für die Nation? Für die Ehre? Für die Freiheit? Für die Regierung? Für die Rache? Für den Profit der Rüstungsindustrie? Wie viele Mütter der toten Soldaten halten es für wert, dass ihr Sohn auf der einen wie auf der anderen Seite für solche abstrakten Begriffe gestorben oder zum Krüppel gemacht worden ist?

Braucht Gott unser Opfer?

Ich halte es auch für problematisch, wenn in den Religionen vom „Opfer“ die Rede ist. Zur Zeit des Alten Testaments wurden Tiere geopfert. Da war der Tempel von Jerusalem das reinste Schlachthaus (Harari). Gott sei Dank wird aber auch die Geschichte erzählt, dass Abraham seinen einzigen Sohn Isaak nicht geopfert hat, weil Gott es im letzten Augenblick verhindert hat.
Und Jesus, wurde denn er von Gott am Kreuz wegen unserer Sünden geopfert? So haben viele seinen Tod verstanden und verstehen ihn noch heute, weil sie sich ihn nicht anders erklären können. Ich lehne das ab. Jesus wurde schlicht und einfach von den Römern als angeblicher, politischer Verbrecher hingerichtet auf Betreiben der Mächtigen der damaligen Tempelkirche. Und das nicht, weil er geopfert wurde oder sich selbst geopfert hätte, sondern weil er sich selbst und seiner Liebe zu seinen Freunden und Feinden treu geblieben ist bis in den Tod. Dazu hat er sich in Gethsemane unter Blut, Schweiß und Tränen im Gebet durchgerungen. Nicht die Gewalt sollte zuletzt triumphieren, sondern seine Liebe. So konnten sie zwar seinen Leib töten, aber nicht seinen Geist und seine Botschaft, die gute Nachricht von Gott. In dieser Nachricht lebt er bis heute unter uns.

Nein, Gott, der Schöpfer von allem was war, ist und wird, braucht unsere Opfer nicht. Ihm gehört sowieso alles. Was sollten wir ihm noch geben außer ein dankbares Herz? Oder gibt es noch etwas?

Opfer und Dank

Ich finde schon, dass wir beide Gott etwas opfern sollten, etwas Wichtiges und Kostbares, das sich weder ersetzen noch vermehren lässt. Wir sollten ihm etwas von unserer Zeit opfern. Und das tun wir beispielsweise im Gebet oder wenn wir uns mit seinem Wort, mit Losung und Lehrtext befassen. Die eigentliche Frage aber ist: Bist du es dir wert, dass du Gott Zeit opferst, indem du dir Zeit nimmst für dein Glaubensleben und deine Mitmenschen? Dieses Opfer, liebe Leserin, lieber Leser, kommt dir wieder selbst zugute. So erlebst du die Zeit, die du opferst, als eine erfüllte Zeit für dich, in der dir Gott in Jesus begegnet. Doch was ist dieses Opfer anderes als ein Geschenk? 

Gebet: Herr, du opferst deine Liebe nicht, sondern schenkst sie mir. Du opferst deinen Segen nicht, sondern schenkst ihn mir. Du opferst deinen Sohn Jesus nicht, sondern schenkst ihn mir. Von deinen Geschenken lebe ich. Ich kann dir nichts dafür geben als etwas von meiner Zeit, meinen Dank und mein Vertrauen. Ich tue das nicht, weil ich muss, sondern weil es mir ein Bedürfnis ist und Freude macht (Losung). Amen 

Herzliche Grüße,

Ihr / dein Hans Löhr

 

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1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen.
Ich lege Losung und Lehrtext aus, weil einer Untersuchung zufolge das Nachdenken über Bibelworte den Glauben am stärksten wachsen lässt. 

4 Kommentare:

  1. Genau: im Meer der Liebe Jesu darf ich schwimmen, bin ich getragen und danke ich ganz selbstverständlich, dass ER mich und die andern alle akzeptiert.

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  2. Bernd Lorenz02.01.24, 09:56

    Hallo Herr Löhr, ich lese täglich ihre Andachten und meistens geben sie mir auch etwas. Danke für ihre tägliche Arbeit.
    Heute jedoch geht ihre Auslegung weit über das pazifistische Denken so mancher vergangener Losungsauslegungen hinaus.
    Christus ist das Opferlamm Gottes, anders hätte sein Leben und Sterben
    gar keinen Sinn.
    Die Reihe der Menschen, die aus Liebe und Treue für andere gestorben sind , ist unendlich lang. Von den spricht kaum noch einer und sie waren größtenteils Opfer politischer Macht.
    Christi Kreuzestod war ein Stellvertretertod, ein Opfertod für die Sündhaftigkeit dieser befallen Welt,....aber das wissen sie alles bestimmt noch besser als ich.
    Nein, heute kann ich Ihnen nicht zustimmen, werde aber trotzdem gerne weiterhin ihre zeugnishaften Auslegungen lesen.

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  3. Lieber Herr Löhr,
    Sie sprechen mir aus dem Herzen.
    Besonders seit ich eigene Kinder habe, fällt mir die Vorstellung von einem Gott, der seinen Sohn für uns geopfert haben soll schwer. Für mich ist das ein grausamer Gott und das steht im Widerspruch zu dem liebenden, lebensförderndem und befreienden Gott wie er sich in Jesus gezeigt hat. Für mich ist es viel schlüssiger, dass Jesus diese bedingungslose Liebe so konsequent gelebt hat, dass er letztendlich vom Volk zum Tode verurteilt wurde.
    Ich kann zu diesem Thema das Buch von Meinrad Limbeck „Abschied vom Opfertod“ - Das Christentum neu denken empfehlen (Grünewald Verlag).
    Steffi

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  4. Ich denke, es wäre anmaßend von uns,
    Gottes "Philosophie", seinen Plan per Definition ergründen zu wollen. Alles, was wir tun können, ist, zu GLAUBEN.
    WISSEN tun wir alle nicht.
    Und alles, was geschrieben steht, sind menschliche Worte, Begriffe... So auch das Wort Opfer. Wir müssten Gott fragen, wie er den Tod Jesu bezeichnen würde....
    Jeder von uns wird das immer etwas anders deuten, es gibt dazu aus meiner Sicht keine Definition.
    Herzliche Grüße, Annelie

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