Samstag, 2. September 2023

Das fatale Flugblatt hl

Losung: Du sollst kein falsches Gerücht verbreiten. 2.Mose 23,1

Lehrtext: Darum legt die Lüge ab und redet die Wahrheit, ein jeder mit seinem Nächsten, weil wir untereinander Glieder sind. Epheser 4,25 

Liebe Leserin, lieber Leser,

Hubert Aiwanger ist nicht mein Fall. Ich habe ihn nicht gewählt und ich werde ihn auch nicht wählen. Aber mir gefällt der Verdachtsjournalismus nicht, der suggeriert, dass Herr Aiwanger als Sechzehnjähriger jenes widerliche Flugblatt verfasst hat. Auch für ihn gilt im Zweifel die Unschuldsvermutung. Und Zweifel, ob die Vorwürfe zutreffen, gibt es nach wie vor. Doch selbst wenn es sich so verhält, ist es problematisch, von den Flausen eines Teenagers, der von der Welt noch wenig Ahnung hat, sich aber selbst umso wichtiger nimmt, auf einen erwachsenen Mann und dessen Gesinnung heute zu schließen. In diesem Alter steckt man noch in der Pubertät und möchte auffallen. Und das gelingt am besten, wenn man die Erwachsenen provoziert.

Abstoßende Provokation

Bei mir waren es damals in den 60ern die langen Haare, über die sich Erwachsene aufgeregt haben. Hubert Aiwanger hat, wenn es denn stimmt, als Sechzehnjähriger eine besonders  abstoßende Provokation gewählt. Es würde ihm jetzt kein Zacken aus der Krone fallen, wenn er sagen könnte: „Ja, das tut mir leid und ich schäme mich noch heute dafür, zumal ich inzwischen weiß, wie menschenverachtend der Nationalsozialismus war.“ Wie gesagt, falls die Vorwürfe stimmen, die man ihm zur Last legt. 

Dann wäre es aber auch an der Zeit gewesen, das damalige Fehlverhalten zuzugeben. Denn wenn es ihm jetzt noch nachgewiesen wird, ist Herr Aiwanger als Politiker nicht mehr tragbar. Dann würde wieder einmal zutreffen, was schon so oft passiert ist: schlimmer als die böse Entgleisung des Sechzehnjährigen wäre der Umgang des 52jährigen damit. 

Es ist nichts bewiesen

Bis jetzt aber ist nichts bewiesen. So lange fordert es der journalistische und politische Anstand, dass man auf Unterstellungen dieser Tragweite verzichtet (Lehrtext) und erst recht darauf, Gerüchte zu verbreiten (Losung). Immerhin hat sich ein anderer zur Tat bekannt. Das muss ernstgenommen werden. 

Wenn aber die Vorwürfe haltlos sind, ob dann diejenigen, die Herrn Aiwanger jetzt vorverurteilen auch die Größe haben, ihn um Entschuldigung zu bitten? Ich habe da meine Zweifel. Gut möglich, dass der Schuss der Süddeutschen Zeitung nach hinten losgeht und manche nun erst recht Hubert Aiwanger bei den Wahlen zum bayerischen Landtag ihre Stimme geben. Ich nicht.

Gebet: Ach Herr, wir Menschen sind oft so gedankenlos, verantwortungslos und verletzend. Aber auch selbstgerecht, rücksichtslos und schadenfroh. Wir verbergen die eigenen Schwächen, die wir bei anderen aufdecken und spielen das Unschuldslamm. Vergib uns, wenn wir andere zu Unrecht beschuldigen. Vergib uns, wenn wir zu unserer eigenen Schuld nicht stehen können. Du bist der Weg, auf dem wir nicht fallen; die Wahrheit, die uns frei macht und das Leben, das zählt. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr

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1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen.
Ich lege Losung und Lehrtext aus, weil einer Untersuchung zufolge das Nachdenken über Bibelworte den Glauben am stärk. Sten wachsen lässt. 

4 Kommentare:

  1. Danke für Ihre offenen Worte zu diesem Thema.
    Fake News sind heute so schnell in die Welt gesetzt.
    Ich würde ihn auch nicht wählen, aber bewiesen ist nichts.
    Ich glaube, dass wir alle in dem Alter damals viele Fehler gemacht haben oder den falschen Göttern hinterher gelaufen sind.
    Heute rennt man den Influenzern hinterher.
    Ich habe 2 Jahre eine Freundin zu ihren Zeugen Jehovas begleitet, um dann selber zu dem Schluss zu kommen, dass diese Lehre noch nichts von Gottes Gnade weiss. Ich bin dann auch angefeindet worden, was ich denn mit denen zu tun hätte. Als frühere Katholikin habe ich viele Jahrzehnte gebraucht um nun - auch durch Ihre morgentlichen Gedanken - den für mich nun hoffentliche richtigen Weg gefunden zu haben.
    Ich wünsche uns allen Gottes Gnade und Segen, auch um Richtig von Falsch unterscheiden zu können
    Elisabeth

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  2. Guten Morgen Herr Löhr,
    ich kann mich Ihren Worten und Gedanken nur anschliessen.
    Wer von Euch ohne Sünde....
    kann ich nur noch hinzufügen.
    Wenn wir alle vor unserer eigenen Türe kehren würden, hätten wir genug zu bereinigen.
    Wir dürfen dankbar sein,das uns vergeben wird und wurde, wir Alle leben von der Vergebung.
    Wenn ich an meine pubertäre Phase zurückdenke, meine Einstellung damals,kann ich heute nur noch den Kopf über mich selbst schütteln und meine Eltern und den Herrn um Vergebung bitten,wenn sie es nicht schon längst getan hätten.
    Auch heute noch muss ich auf mich aufpassen,nicht jeden spontanen Gedanken zu äussern.
    Ich übe mich in :"Denke...",dann sprich.
    Liebe Grüsse Ute

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  3. Danke für diesen objektiven, fairen Kommentar. Wenn ich richtig unterrichtet bin hat Herr Aiwanger von Anfang an deutlich gemacht, dass er sich sowohl vom Inhalt des Flugblätter deutlich distanziert und dass er seit über 30 Jahren bewiesen hat, dass er keine "Nazi-Affinität" hat. Soweit gilt bei mir auch erst mal die Unschuldsvermutung. Ich muss seine politische Einstellung heute nicht teilen, aber solange sie sich auf dem Boden des Grundgesetzes befindet ist nichts zu vorzuwerfen.
    Schade, wenn sich Menschen zu Richtern aufschwingen, die das nicht von Amts wegen machen und berufen sind.

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  4. Danke für die ausführlichen und durchdachten Beiträge

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