Losung: Der HERR wird einem jeden seine Gerechtigkeit und Treue vergelten. 1.Samuel 26,23
Lehrtext: Paulus schreibt: Richtet nicht vor der Zeit, bis der Herr kommt, der auch ans Licht bringen wird, was im Finstern verborgen ist, und das Trachten der Herzen offenbar machen wird. Dann wird auch einem jeden von Gott Lob zuteilwerden. 1.Korinther 4,5
Liebe Leserin, liebe Leser,
Vorbemerkung: Diese Auslegung ist aus Zeitgründen nicht ausgereift und überarbeitet. Ich bitte um Verständnis.
Wer andere richtet und verurteilt, meint in der Regel, er sei im Recht. Aber stimmt das wirklich? Haben sich die Rechts- und Moralvorstellungen im Laufe der Geschichte und in den verschiedenen Ländern nicht schon oft verändert? Hat man nicht selbst im Lauf seines Lebens andere Maßstäbe hinzugewonnen und alte Maßstäbe verworfen? Hat man sich nicht auch immer wieder mal geirrt und einem anderen mit dem eigenen Vor-Urteil Unrecht getan? Das Recht, das Menschen setzen und aufschreiben, angefangen beim babylonischen König Hamurabi (1810 bis 1750 vor Christi Geburt) bis in die Gegenwart, ist genauso den Veränderungen der Zeit unterworfen wie alles andere auch. Deshalb sollte man zurückhaltend sein mit den eigenen Urteilen, die sich schnell als Vorurteile herausstellen können und vor allem damit, andere zu richten und zu verletzen.
Und wie ist es mit der Strafe? Ein Rechtsstaat, besser noch, ein Richter,
der diesen Namen verdient, weiß, dass er keinem Angeklagten gerecht werden
kann. Jede Straftat hat ihre Vorgeschichte, manchmal schon in der Kindheit und
Jugendzeit des Straftäters. So wie auch jeder Krieg seine Vorgeschichte hat. Es
ist für viele, sehr viele eine schmerzliche Einsicht, gegen die sie sich mit
Händen und Füßen sträuben, dass es keine 100-prozentig Schuldigen und keine
100-prozentig Unschuldigen gibt, keine 100-prozentig Bösen und keine
100-prozentig Guten. Schließlich gehört das auch zu den Grundeinsichten unseres
Glaubens, dass Jesus sowohl für die sogenannten Guten als auch für die Bösen am
Kreuz gehangen hat; für die sogenannten Unschuldigen wie für die Schuldigen. Darum
wurde auch als seine letzten Worte diese Bitte überliefert: »Vater, vergib
ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun!«
Gesetze und
Sanktionen sind unverzichtbar
Aber ein Stamm oder ein Volk kann auf gemeinsame Werte, Vorschriften und
Gesetze nicht verzichten, wenn das Zusammenleben einigermaßen funktionieren
soll. Das gilt auch für Sanktionen (Strafen), selbst wenn denjenigen, die
gestraft werden, in einem gewissen Umfang Unrecht widerfährt. Nur eine Strafe verbietet sich ohne Wenn
und Aber, die Todesstrafe, die z.B. noch in Nordkorea und in den USA verhängt
wird. Kein Mensch darf über das Lebensrecht eines anderen verfügen, auch nicht
zu militärischen Zwecken. Wer einen anderen tötet oder befiehlt oder zulässt, dass
das geschieht, aus welchen Gründen auch immer, lädt schwere Schuld auf sich.
Im Lehrtext schreibt Paulus, dass man "nicht vor der Zeit
richten" soll, bis der Herr (Jesus) kommt. Nun kann man zurecht einwenden:
Paulus rechnete damit, dass Jesus noch zu seinen Lebzeiten oder bald danach
wiederkommen würde, "zu richten die Lebenden und die Toten" (Glaubensbekenntnis). Und in der
Tat mussten die Christen alsbald das Zusammenleben erst in der Familie und
Gemeinde und ab dem 4. Jahrhundert auch im römischen Staat mit Geboten und Gesetzen regeln.
Die Wiederkunft Jesu steht ja bis zu diesem Tag aus. Deshalb haben sie
ersteinmal die heidnischen, römischen Gesetze übernommen, auf denen auch heute
noch ein Teil unserer modernen staatlichen Rechtsprechung fußt. Und das heißt eben
auch, dass sie seitdem nun doch richten und strafen.
Staat, Gesetze,
Ordnungen, Institutionen sind Fiktionen, von Menschen erdacht
Da kommt kein Staat umhin, auch wenn sich die Gesetze der einzelnen Staaten
wegen der unterschiedlichen Traditionen, Kulturen und Religionen zum Teil
erheblich unterscheiden. Nur eines sollte man schon beachten: Als Staatsbürger
sind wir den staatlichen Gesetzen und Rechtsvorschriften unterworfen. Als
Mitglieder unserer Gesellschaft haben wir es mit verschiedenen Sitten,
Gebräuchen, Moral und Regeln zu tun. Das sind für uns Bürgerinnen und Bürger
Rahmenbedingungen, die für alle gelten und nach denen man sich richten soll.
Das wiederum stabilisiert eine Gemeinschaft und trägt zum inneren Frieden bei. Doch
das alles ist Menschenwerk (Fiktion), auch wenn man den Staat und seine
Ordnungen noch so beweihräuchert.
Ein verhängnisvoller
Trugschluss
Die Werte, die Jesus mit Leib und Seele gelebt hat, sind noch einmal andere
als die staatlichen Werte und Gesetze unserer Zeit. Ein verhängnisvoller
Trugschluss mit ebensolchen Folgen ist, wenn man glaubt, unsere menschlichen Vorstellungen
von Recht und Gesetz, von Urteilen und Strafen könnten direkt auf Gott
zurückgeführt werden, wie er sich in Jesus zeigt. Nicht von ungefähr sagt er
beispielsweise in der Bergpredigt: »Ihr
habt gehört, dass den Alten (den Menschen des AltenTestaments) gesagt ist: „Auge um Auge, Zahn um Zahn“. Ich aber sage euch: Leistet dem,
der euch etwas Böses antut, keinen Widerstand, sondern wenn dich einer auf die
rechte Wange schlägt, dann halte ihm auch die andere hin« (Matthäus 5,38+39).
Und so untersagt er denen, die sich nach ihm ‚Christen‘ nennen auch, dass sie
sich gegenseitig richten: »Richtet nicht,
damit ihr nicht gerichtet werdet. Denn wie ihr richtet, werdet ihr gerichtet
werden; und mit welchem Maß ihr messt, wird euch zugemessen werden. Was siehst
du aber den Splitter in deines Bruders Auge und nimmst nicht wahr den Balken in
deinem Auge? Oder wie kannst du sagen zu deinem Bruder: Halt, ich will dir den
Splitter aus deinem Auge ziehen! – und siehe, ein Balken ist in deinem Auge? Du
Heuchler, zieh zuerst den Balken aus deinem Auge; danach kannst du sehen und
den Splitter aus deines Bruders Auge ziehen« (Matthäus 7,1-5). Der Balken,
von dem hier die Rede ist, ist die Selbstgerechtigkeit, der ein fehlendes
Unrechtsbewusstsein auf dem Fuß folgt.
"Richtet nicht!" - mehrmals kehrt diese Anweisung auch beim
Apostel Paulus wieder (Römer 2,1; 14,13; 1. Korinther 4,5). Ich muss mir das als Erstem gesagt sein lassen,
da ich mit Kritik und Urteilen aller Art schnell bei der Hand bin. Ich muss
endlich lernen, auch den ‚Balken in meinem Auge‘ wahrzunehmen, bevor ich andere
verurteile – falls das dann überhaupt noch angebracht ist.
Gebet: Herr, du musst mir viel vergeben, vor
allem, wenn ich mich als einen von den Guten halte. Du musst mir den Spiegel deiner
Gerechtigkeit vorhalten, damit ich darin den Balken meiner Selbstgerechtigkeit sehe.
Ja, vergib mir, denn auch ich weiß oft nicht, was ich mit Worten anrichte und
welche Folgen das hat. Amen
Herzliche Grüße,
Ihr / dein Hans Löhr
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»Die Bibel ist so voller Gehalt, dass sie mehr als jedes andere
Buch Stoff zum Nachdenken und Gelegenheit zu Betrachtungen
über die menschlichen Dinge bietet.« J.W. von Goethe aus:
„Dichtung und Wahrheit“
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1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung,
ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost
wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament,
ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen.
Ich lege Losung und Lehrtext aus, weil einer Untersuchung zufolge das
Nachdenken über Bibelworte den Glauben am stärksten wachsen lässt.
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Auch für diese Auslegung kann ich nur danken lieber Herr Löhr .
AntwortenLöschenIch wünsche uns allen ein gesegnetes Wochenende.
Und vergib uns unsere Schuld! Wie gut, dass Jesus das in seinem Gebet festgelegt hat. Wichtig ist jedoch auch, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Möge der Herr mir das in mein schreiben. Einen behüteten und gesegneten Tag allen.
AntwortenLöschenIn mein Herz schreiben, muss es im Kommentar heißen.
AntwortenLöschenAuch ich sage Danke. Es ist so schwer den Spagat zu gehen zwischen "Weltlicher Ordnung", die nur mit klaren Regeln und Sanktionen funktioniert, und dem "Richtet nicht" auf der anderen Seite.
AntwortenLöschenIch bin da bei Bonhoeffer, der bei der Frage zu dem "Attentat auf Hitler" sagte, dass es Entscheidungen gibt, wo man sich bei beiden Möglichkeiten schuldig macht.
Das Richten und Verurteilen geht leider sooo schnell!
LöschenDanke für die Gedanken und noch einen gesegneten Samstag!