Mittwoch, 28. Februar 2024

Vor dem Kriegsgericht hl

Losung: Auf dich, HERR, mein Gott, traue ich! Hilf mir von allen meinen Verfolgern und errette mich. Psalm 7,2 

Lehrtext: Wenn sie euch vor Gericht stellen, dann sorgt euch nicht darum, wie oder was ihr reden sollt, denn es wird euch in jener Stunde gegeben werden, was ihr reden sollt. Matthäus 10,19 

Liebe Leserin, lieber Leser,

in einer der 50 Sprachen, in denen Losung und Lehrtext erscheinen, irgendwo auf der Welt liest heute jemand diese beiden Worte und ist getröstet. Vielleicht geschieht dies im Iran oder in Nordkorea; vielleicht in Russland, Saudi Arabien, in den USA oder in Deutschland – wo auch immer und aus welchen Gründen auch immer Menschen auf ihren Prozess warten oder verfolgt werden.

Dieser eine Mensch – vielleicht sind es auch mehrere – wird hoffentlich gestärkt vor das Gericht treten und freimütig sagen, was er zu sagen hat. Ob die Richter deshalb zu seinen Gunsten entscheiden werden, weiß ich nicht. Aber ich hoffe, dass sie ihn mit Respekt anhören werden. 

Eine denkwürdige Weihnachtspredigt

Hierzu ein Auszug von meiner Losungsauslegung vom 12.12.2018:
Als junger Vikar habe ich viel von einem alten Pfarrer gelernt, mit dem ich befreundet war. Sein Name war Karl Steinbauer. Als er so alt war wie ich damals, hat er seinen Glauben unerschrocken gegen die Nationalsozialisten verteidigt, war deshalb mehrmals im Gefängnis, auch im Konzentrationslager Sachsenhausen, wurde "zur Bewährung" nach Russland an die Ostfront abkommandiert und da schwer verwundet. Anfang 1945 wurde er wegen Wehrkraftzersetzung und Verunglimpfung von Orden und Ehrenzeichen der Wehrmacht vor ein Kriegsgericht gestellt. 
Er, der als Soldat selbst Auszeichnungen bekommen hatte, sagte in seiner Weihnachtspredigt sinngemäß, dass alle Kriegs-Orden Plunder sein gegenüber dem, was Jesus Christus für ihn getan habe.

Ohne Verteidiger

Kriegsgericht bedeute 1945 meistens so viel wie Todesurteil. Karl Steinbauer aber wurde freigesprochen. Dabei hatte er nicht mal einen Verteidiger. Er erzählte mir, dass er vor Gericht seine letzte Weihnachtspredigt gleichsam noch einmal gehalten hatte. Danach sagten einige, die über diesen glimpflichen Ausgang verwundert waren, zu ihm: „Herr Pfarrer, da hatten sie aber hervorragende juristische Berater, die ihnen zur Seite standen.“ Er aber sagte: „Nein, hatte ich nicht. Ich hab mich nur auf das Bibelwort aus Psalm 119 Vers 24 verlassen, wo es heißt: »Ich freue mich an deinen Anweisungen, denn sie sind meine Ratgeber.«“

Soviel ich von meinem alten Freund weiß, spürte er vor Gericht keinerlei Nervosität. Ruhig und gelassen trug er seine Sache vor. Er war sich keiner Schuld bewusst und strahlte das auch aus. Das Gebet vor dem Prozess und sein Gottvertrauen gaben ihm dazu die innere Kraft. Natürlich wusste er nicht, wie der Prozess ausgehen würde. Er musste mit einem Urteil, ja sogar mit dem Todesurteil rechnen. Doch offensichtlich hatte er mit seiner inneren Haltung die Richter am Kriegsgericht beeindruckt. Man kann es aber auch so sehen, dass Gott als sein unsichtbarer Beistand und Zeuge mit im Gerichtssaal war und ihm die richtigen Worte in den Mund gelegt hat (Lehrtext). 

Gebet: Herr, sei du heute bei denen, die verfolgt werden und vor Gericht stehen. Hilf ihnen und gib ihnen den inneren Friede, dass sie ruhig und gefasst sein können, weil sie ein gutes Gewissen haben. Sei du ihre Kraft und Zuversicht, dass sie nicht unter der möglichen Strafe zerbrechen und stärke sie durch ihre Angehörigen und Freunde, die sie nicht vergessen. Amen 

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr

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»Die Bibel ist so voller Gehalt, dass sie mehr als jedes andere Buch Stoff zum Nachdenken und Gelegenheit zu Betrachtungen über die menschlichen Dinge bietet.« J.W. von Goethe aus: „Dichtung und Wahrheit“
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1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen.
Ich lege Losung und Lehrtext aus, weil einer Untersuchung zufolge das Nachdenken über Bibelworte den Glauben am stärksten wachsen lässt.
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