Wochenspruch: Jesus sagt von sich (!): Der Menschensohn* ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist. Lukas 19,10
Liebe Leserin, lieber Leser,
worum ging es Jesus eigentlich? Die Antwort auf diese Frage gibt das Bibelwort für die neue Woche - der Wochenspruch (siehe oben).
Jesus wusste sich von Gott zu denen gesandt, die nach den damaligen Vorstellungen als „Verlorene“ galten. Sie waren sozusagen für die jüdische Religionsgemeinschaft (Gesellschaft) und darum auch für Gott verloren. Man nannte sie auch einfach nur "Sünder", unreine Außenseiter. Mit ihnen wollte man damals möglichst wenig zu tun haben.
Doch Jesus wollte das. Diese Menschen am Rand der Gesellschaft waren ihm besonders wichtig. Er ließ sie nicht ‚antanzen‘ wie ein unbarmherziger Morallehrer, um sie zu verurteilen und zu bestrafen. Er suchte sie regelrecht auf, damit er bei ihnen sein konnte. Bei ihm sollten sie erfahren, dass sie für Gott keine Außenseiter sind, sondern ebenfalls seine Kinder, die er liebt und denen er die Sünden vergibt. So wollte er sie froh und selig machen**, frei und unbeschwert.
Und wie soll nun ich mich zu solchen Menschen verhalten, die nicht so recht in die gute Gesellschaft passen? Die oft genug ohne Halt und Orientierung dahinleben und sich bisweilen auf schreckliche Weise verlieren und verirren?
An Weihnachten singe ich wieder das Lied ‚O du fröhliche‘ mit der Zeile: „Welt ging verloren / Christ' ist geboren / freue dich o Christenheit”. Welt? Da bin ich doch mitgemeint. Könnte es sein, dass auch ich mit meinen problematischen Seiten und erst recht mit denen, auf die ich gerne stolz wäre, zu jener verlorenen Welt gehöre? Könnte es sein, dass mich Jesus so sieht und er gerade deshalb auch zu mir kommt? Ja, das könnte sein; denn ich bin kein Heiliger - und du vermutlich auch nicht. Wir sind darauf angewiesen, dass er uns entgegenkommt.
Vor ihm muss ich nicht reumütig zu Kreuze kriechen. Er ist es, der dir und mir mit offenen Armen begegnet, wie der Vater dem verlorenen Sohn. Diese Geste sagt alles. Da braucht es nicht noch viele Worte.
Doch ich glaube, wenn wir ohne unsere ‚Randsiedler‘ zu ihm kommen wollen, haben wir ein Problem. Dann werden wir ihn nicht finden, weil er bei ihnen ist.
Gebet: Herr, du findest mich am Wegrand, wo ich auf eigene Faust mein Glück suche. Wo ich mich mitten unter Menschen manchmal selbst verliere und dann nicht der bin, der ich in deinen Augen sein will. Du wirst auch an mir nicht vorübergehen. Amen
Herzliche Grüße,
Ihr / dein Hans Löhr
* Ein mehrdeutiger Begriff: ‚Menschensohn‘ war in der damaligen Sprache eine indirekte, bescheidene Form, über sich selbst zu sprechen, statt ,ich‘ zu sagen.
‚selig machen‘: ein alter Ausdruck für heilen, retten, erlösen
1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen. Ich lege Losung und / oder Lehrtext aus, weil das Nachdenken über Bibelworte den Glauben reifen lässt.
***************************************************
Hinweis für Smartphone-Nutzer: So finden Sie frühere Auslegungen: Weiter nach unten gehen. Auf den Link "Web-Version anzeigen" tippen. In der rechten Spalte gewünschtes Jahr, Monat und Tag aufrufen.
Sie können die Losungsauslegungen gerne über WhatsApp, E-Mail etc. weitergeben: Den Link einfach markieren, kopieren und versenden. Der Text ist teilweise diktiert. Erkennungsfehler bitte melden. Sie werden nachträglich korrigiert.
***************************************************