Predigt zu Johannes 21,1-4 in der Kirche in Thann
Liebe Leserin, lieber Leser,
vielleicht tust auch du dich schwer mit dem Thema
Auferstehung. Die meisten denken wohl dabei an Jesus, aber viele fragen sich
auch, ob es für sie selbst ein Leben nach dem Tod geben wird. Ich will heute mit dir darüber
nachdenken, welche Bedeutung dieses Thema für unser Leben vor dem Tod hat. Dazu
reise ich mit dir zurück in die Zeit um das Jahr 80 nach Christi Geburt in eine
Kleinstadt in Judäa.
Nahezu ein halbes Jahrhundert war schon vergangen, dass
Jesus gestorben ist. Die ersten Gemeinden hatten inzwischen viele neue
Mitglieder, die Jesus nicht mehr persönlich gekannt haben. Da fragte in einer
ihrer Versammlungen eine junge Frau namens Mirjam:
„Wie war das nochmal mit der
Auferstehung und was bedeutet sie für uns heute? Kann mir das jemand sagen? Nach
einer kurzen Stille stand Thomas auf und sagte: „Mein Vater hatte Jesus noch
persönlich gekannt. Und der erzählte mir diese Geschichte:
„Nachdem
Jesus auferstanden war zeigte er sich seinen Freunden noch einmal am See
Genezareth. Das geschah so:
Die Jünger waren dort zusammengeblieben. Doch jetzt waren sie ratlos. Wie sollte es nun weitergehen? Da sagte Simon Petrus: »Ich gehe jetzt fischen!« »Wir kommen mit«, meinten die anderen. Sie
gingen zum Ufer, stiegen ins Boot und fuhren los. Aber während der ganzen Nacht
fingen sie keinen einzigen Fisch.
Im
Morgengrauen stand Jesus am Ufer. Doch die Jünger erkannten ihn nicht. Er rief
ihnen zu: »Freunde, habt ihr nicht ein paar Fische zu essen?« »Nein«,
antworteten sie. Da forderte er sie auf: »Werft das Netz auf der rechten
Seite des Bootes aus, dann werdet ihr einen guten Fang machen!« Sie folgten
seinem Rat und fingen so viele Fische, dass sie das Netz nicht mehr einholen
konnten.
Jetzt sagte Johannes
zu Petrus: »Das ist Jesus, das ist der Herr!« Kaum hatte Simon Petrus das
gehört, zog er sein Obergewand an, das er während der Arbeit abgelegt hatte,
sprang ins Wasser und schwamm an das nahe Ufer. Die anderen Jünger waren noch
etwa hundert Meter vom Ufer entfernt. Sie folgten Petrus mit dem Boot und zogen
das gefüllte Netz hinter sich her.
Als sie aus
dem Boot stiegen, sahen sie ein Kohlenfeuer, auf dem Fische brieten. Auch Brot
lag bereit. Jesus bat die Jünger: »Bringt ein paar von den Fischen her, die ihr
gerade gefangen habt!«
Simon Petrus
ging zum Boot und zog das Netz an Land. Es war gefüllt mit 153 großen Fischen.
Und obwohl es so viele waren, zerriss das Netz nicht.
»Kommt her
und esst!«, sagte Jesus. Keiner von den Jüngern wagte zu fragen: »Wer bist du?«
Aber sie alle wussten: Es ist der Herr. Da ging Jesus auf sie zu, nahm das Brot
und verteilte es an sie, ebenso die Fische. (Johannes 21,1-13)
Und Thomas beendete
seine Geschichte, indem er sagte: „Das war das dritte Mal, dass sich Jesus
seinen Jüngern zeigte, seit er vom Tod auferstanden war.“
Alle in der Gemeindeversammlung schwiegen einen Moment. Das
sagte Mirjam: „So ganz verstehe ich das nicht. Ich dachte immer, der
auferstandene Jesus wäre so eine himmlische Lichtgestalt in einem Strahlenkranz
und um ihn würden Engel schweben und Halleluja singen. Aber jetzt erzählst du
uns eine ganz und gar irdische Geschichte ohne Glanz und Gloria. Was willst du
uns denn damit sagen?“
Da antwortete Thomas: „Ich habe mit meinem Vater oft darüber geredet. Ich glaube, dass die Auferstehung
Jesu erst einmal gar nicht so viel mit dem Jenseits zu tun hat als vielmehr mit unserem
Leben hier und heute. Er ist sozusagen mitten hinein in unseren Alltag auferstanden.
Seine Jüngerinnen und Jünger sind damals, als das Grab leer und er einigen
von ihnen erschienen war, dorthin zurückgekehrt, wo alles angefangen hatte,
nach Galiläa an den See Genezareth. Und da haben sie zunächst das gemacht, was
sie gelernt hatten. Sie sind wieder fischen gegangen, denn irgendwie mussten
sie ja weiterleben. Und es war wie immer: manchmal haben sie ein bisschen was
gefangen, manchmal, wie in jener Nacht, auch gar nichts. Da hatten sie dann umsonst
gearbeitet und waren entsprechend enttäuscht. Doch mitten hinein in ihren Hunger, in ihren Misserfolg und in die Enttäuschung ist der auferstandene Jesus gekommen, unser
Herr. Nun war plötzlich alles anders. Nun war das Netz
voll. Nun hatten sie etwas zu essen und konnten sogar den größten Teil ihres Fangs verkaufen.
Für mich ist das heute noch wichtig, dass mich in meinem
Scheitern und meinen Schwierigkeiten Jesus immer wieder
ermutigt, nicht aufzugeben. Mein Glaube macht mich zuversichtlich, dass es trotz
aller Niederlagen weitergeht. Ich muss nicht am Boden zerstört
liegen bleiben, sondern kriege wieder die Kraft, aufzustehen und
weiterzumachen. Durch meinen Glauben gibt Jesus mir neuen Lebensmut.“
Doch Mirjam fragte noch einmal nach: „Warum ist denn Petrus
ins Wasser gesprungen und zu ihm ans Ufer geschwommen?“ Und Thomas sagte: „Warum?
Na weil er es nicht mehr ausgehalten hat, als er den Herrn am Ufer sah. Er war
vor Freude ganz außer sich und wollte so schnell wie möglich bei Jesus sein.“
Und er fuhr fort: „Der Glaube an den auferstandenen Jesus
heißt für mich, dass wie damals auch heute Hungernde satt und Niedergeschlagene aufgerichtet werden. Dass Enttäuschte ermutigt, Traurige getröstet und Kranke wieder gesund werden. Dass der Friede den Krieg besiegt und die Liebe den
Hass. Dass sich Menschen nach einem Streit wieder die Hand zur Versöhnung geben
und einander verzeihen können. Der Glaube an den auferstandenen Jesus heißt für
mich, dass ich auf Gott vertraue und mich darauf verlasse, dass er bei
mir ist und mir hilft. Und das nicht erst im Jenseits, sondern hier und jetzt. So war das damals mit der Auferstehung und das ist für
mich heute noch wichtig. Wie das einst mit Jesu
Auferstehung zugegangen ist, verstehe ich nicht so recht. Aber das
glaube ich, dass nicht der Tod, sondern Gott das letzte Wort
haben wird.“ Und Thomas sah seine Freunde, die zur Versammlung gekommen waren, der Reihe nach an und sagte: "Das gilt für uns alle."
Danach war es einige Zeit still in der Versammlung. Viele
dachten nach. Da begann Mirjam zu singen und nach und nach fielen alle ein:
"Er ist erstanden, Halleluja. Freut euch und singet, Halleluja. Denn unser
Heiland hat triumphiert, all seine Feind gefangen er führt.
Kehrvers: Lasst uns lobsingen vor unserem Gott, der uns erlöst hat vom ewigen
Tod. Sünd ist vergeben, Halleluja! Jesus bringt Leben, Halleluja!
Er war begraben drei Tage lang. Ihm sei auf ewig Lob, Preis und Dank; denn die
Gewalt des Tods ist zerstört; selig ist, wer zu Jesus gehört. Kehrvers …
Der
Engel sagte: »Fürchtet euch nicht! Ihr suchet Jesus, hier ist er nicht. Sehet,
das Grab ist leer, wo er lag: er ist erstanden, wie er gesagt.« Kehrvers …
»Geht
und verkündigt, dass Jesus lebt, darüber freu sich alles, was lebt. Was Gott
geboten, ist nun vollbracht, Christ hat das Leben wiedergebracht.« Lasst uns
lobsingen vor unserem Gott, der uns erlöst hat vom ewigen Tod. Sünd ist
vergeben, Halleluja! Jesus bringt Leben, Halleluja!
(Hier der YouTube-Link: Lied EG 116,1-4 „Er ist erstanden, Halleluja“)
Ja,
liebe Gemeinde, gut möglich, dass es so war und dass es heute noch so ist. Gut
möglich, dass dir der auferstandene Jesus in unerkannter Gestalt
begegnet und dir immer wieder inneren Frieden und neuen Lebensmut gibt, auch
wenn dir das gar nicht bewusst ist. Denn er weiß, was du brauchst und gibt dir, auch
ohne dass du ihn darum bittest. Amen
Einen gesegneten Sonntag und herzliche Grüße!
Ihr / dein Hans Löhr
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1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen.
Ich lege Losung und Lehrtext aus, weil einer Untersuchung zufolge das Nachdenken über Bibelworte den Glauben am stärksten wachsen lässt.