Sonntag, 30. September 2018

Worauf es ankommt (Predigt) hl

Predigt von Hans Löhr am 18. Sonntag nach Trinitatis in Thann und Sommersdorf. Predigttext: Jakobus 2,1-9

Liebe Gemeinde,

ich habe jahrelang in der Großstadt München gelebt und dort als Pfarrer gearbeitet. Es hat mir dort durchaus gefallen. Aber das Leben in Sommersdorf gefällt mir auch. Darum bin ich mit meiner Familie nicht mehr in die Großstadt zurückgegangen. Zu den Dingen, die mir hier in der Gemeinde besonders gefallen, gehört, dass es in unseren Dörfern noch einen Zusammenhalt gibt. Das zeigt sich auch daran, dass verhältnismäßig viele Leute zu einer Beerdigung kommen und dem Verstorbenen ein letztes Geleit geben. Und das ist unabhängig davon, ob die Person reich oder arm war, ob sie etwas gegolten hat oder ein eher unscheinbares Leben geführt hat, ob sie für andere ein Vorbild war oder ob sie mit ihren eigenen Schwierigkeiten und vielleicht auch mit einer Sucht kämpfen musste.
     Das ist in der Großstadt anders. Da nehmen in der Regel nur noch die nächsten Angehörigen an einer Trauerfeier teil. Es sei denn, es handelt sich um eine bedeutende Persönlichkeit des öffentlichen Lebens. Dann ist auch dort der Friedhof schwarz von Menschen.
     Es mag unterschiedliche Gründe geben, warum bei uns viele zu einer Beerdigung kommen. Einer der wichtigsten ist für mich, dass man in unserer Gemeinde einem Verstorbenen, egal wie bedeutend oder unbedeutend er im Leben gewesen sein mag, „die letzte Ehre“ erweist. Und selbst, wenn er dement war, so „ehrt man doch den Menschen in ihm“ (Balzac). Ja, das gefällt mir und das schätze ich, weil es nicht mehr selbstverständlich ist.
     So also ist es, wenn einer gestorben ist. Aber wie ist es im Leben? Bekommen da von uns alle die gleiche Wertschätzung oder messen wir mit unterschiedlichen Maßstäben?
     Hört aus dem Bibelwort für die heutige Predigt, wie sich die ersten Christen damals verhalten haben und wie sie miteinander umgegangen sind, mit den Reichen und den Armen, den Bedeutenden und den Unbedeutenden. So heißt es im Brief des Jakobus im Kapitel 2:

Liebe Brüder und Schwestern! Ihr glaubt doch an unseren Herrn Jesus Christus, dem allein alle Herrlichkeit zusteht. Dann lasst euch nicht vom Rang und Ansehen der Menschen beeindrucken2 Stellt euch einmal vor, zu eurem Gottesdienst kommt ein vornehm gekleideter Mann mit goldenen Ringen an seinen Fingern. Zur selben Zeit kommt einer, der arm ist und schmutzige Kleidung trägt. 3 Wie würdet ihr euch verhalten? Ihr würdet euch von dem Reichen beeindrucken lassen und ihm eifrig anbieten: »Hier ist noch ein guter Platz für Sie!« Aber zu dem Armen würdet ihr sicherlich sagen: »Bleib stehen oder setz dich neben meinem Stuhl auf den Fußboden.« 4 Habt ihr da nicht mit zweierlei Maß gemessen und euch in eurem Urteil von menschlicher Eitelkeit leiten lassen? 5 Hört mir gut zu, liebe Brüder und Schwestern: Hat Gott nicht gerade die erwählt, die in den Augen dieser Welt arm sind? Sie sollen im Glauben reich werden und einen Platz in Gottes Reich haben, das er allen zugesagt hat, die ihn lieben. 6 Ihr dagegen behandelt die Armen geringschätzig. Habt ihr denn noch nicht gemerkt, dass es gerade die Reichen sind, die euch unterdrücken und vor die Gerichte schleppen? 7 Wie oft sind gerade sie es, die Jesus Christus verhöhnen, auf dessen Namen ihr getauft seid! 8 Lebt nach dem wichtigsten Gebot in Gottes Reich: »Liebe deinen Mitmenschen wie dich selbst!«2 Wenn ihr das in die Tat umsetzt, handelt ihr richtig. 9 Beurteilt ihr dagegen Menschen nach unterschiedlichen Maßstäben, dann macht ihr euch schuldig.

  Mir kommt das irgendwie bekannt vor, dass man sich vom Rang und Ansehen eines Menschen beeindrucken lässt und dem einen Hochachtung entgegenbringt und den anderen geringschätzig behandelt. Das ist heute noch genauso wie es damals war. Irgendwie scheint es zur Natur des Menschen zu gehören, dass man zu einer höher gestellten Person respektvoll aufblickt, aber auf einen, der es zu nichts gebracht hat, abschätzig herunterschaut.
     Doch die Bibel sagt, dass wir uns als Christen gerade in diesem Punkt von anderen unterscheiden sollen. Wir sollen an uns arbeiten, dass wir zu jedem Menschen in gleicher Weise freundlich, zuvorkommend und höflich sind ohne Ansehen der Person, ihres Standes, ihres Vermögens, ihres Einflusses oder ihrer Machtposition.
     Aber warum? Jakobus nennt in seinem Brief zwei Gründe.
     Zum einen sagt er: Ihr glaubt doch an unseren Herrn Jesus Christus, dem allein alle Herrlichkeit zusteht. Dann lasst euch nicht vom Rang und Ansehen der Menschen beeindrucken! Mit anderen Worten: Ihr habt nur einen Herrn, der über euch ist. Die Herren dieser Welt aber stehen mit euch vor Gott auf derselben Stufe. Sie sind genauso sterblich wie ihr. Sie machen genauso Fehler wie ihr. Sie haben ebenso Schwächen wie ihr und sind wie ihr darauf angewiesen, dass Gott ihnen ihre Sünden vergibt. Sie mögen vielleicht reicher oder berühmter sein als ihr, aber bei Gott sind sie nicht mehr wert als ihr es seid. Und darum sollt ihr euch ihnen gegenüber auch nicht minderwertig fühlen.
     Als zweiten Grund nennt Jakobus das wichtigste Gebot, das da heißt: »Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!« Mit anderen Worten: Sei nicht nur den einflussreichen Personen gegenüber hilfsbereit, höflich und zuvorkommend, sondern sei es genauso zu einem unscheinbaren Mitmenschen, der nach den Werten dieser Welt keine besondere Bedeutung hat. Miss also nicht mit zweierlei Maß, denn es gibt keine Nächstenliebe zweiter Klasse. Oder möchtest du, dass Gott diejenigen mehr liebt als dich, die eine bessere Ausbildung haben, mehr Geld verdienen, die begabter oder frömmer,  jünger oder gesünder sind als du?
     Nein, das willst du natürlich nicht, zu Recht. Aber ebenso zu Recht erwartet Gott von mir und von dir, dass wir es ihm gleich tun und uns ebenfalls denen besonders zuwenden, die unsere Zuneigung, unsere Zeit und unsere Hilfsbereitschaft brauchen. Und das sind vor allem Kinder, aber auch alte und einsame Menschen.

      Ein Mann besucht jeden Vormittag seine schwer demenzkranke Frau in einem Pflegeheim, wo sie professionell betreut wird. Er sitzt neben ihr im Stuhl, hält ihre Hand und erzählt aus ihrem langen gemeinsamen Leben. Wenn das Essen kommt, füttert er sie. Wenn sie aufs Klo muss, begleitet er sie. So macht er es Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat, schon drei Jahre. Eines Tages fragt ihn eine Pflegerin: „Warum machen Sie das nur? Ihre Frau kennt sie doch gar nicht. Sie weiß nicht mehr, wer sie sind. Da könnten Sie doch ihre Zeit mit etwas Besserem verbringen.“ Der Mann antwortete: „Nein, das könnte ich nicht. Sie weiß zwar nicht mehr wer ich bin, aber ich weiß ganz genau, wer sie ist und wer sie für mich war. Es stimmt, sie kann mich jetzt nicht mehr lieben. Aber ich kann sie nach wie vor lieben und das tue ich auch. Darum bin ich hier.“

     Und darum, liebe Freunde, sind auch wir hier auf dieser Welt, damit wir nicht die lieben, die unsere Liebe verdient haben, sondern die sie brauchen. Ein Kind kann sich unsere Liebe nicht verdienen. Es ist darauf angewiesen, dass wir sie ihm schenken. Jemand, der hingefallen ist, kann sich meine Hilfe nicht verdienen. Er ist darauf angewiesen, dass ich ihm wieder auf die Beine helfe, einfach so. Ein Sterbender kann meine Zeit nicht kaufen, die ich bei ihm verbringe. Er ist darauf angewiesen, dass ich sie mit ihm teile. So auch Gott. Er liebt mich nicht, weil ich mir das verdient habe. Er wendet sich mir zu, weil ich seine Liebe brauche. Darum ist er hier. Darum ist er bei dir. Jetzt in diesem Augenblick. Und selbst wenn du ihn nicht kennst, er kennt dich. Und darauf kommt es an. Amen

Samstag, 29. September 2018

Soll ich oder soll ich nicht? hl

LosungFürchtet euch nur nicht und stärkt eure Hände! Sacharja 8,13 

LehrtextPaulus sprach zu den Mitreisenden: Diese Nacht trat zu mir der Engel des Gottes, dem ich gehöre und dem ich diene, und sprach: Fürchte dich nicht, Paulus, du musst vor den Kaiser gestellt werden; und siehe, Gott hat dir geschenkt alle, die mit dir fahren. Apostelgeschichte 27,23-24 

Liebe Leserin, lieber Leser,

"Soll ich oder soll ich nicht?" - Wer hat sich nicht schon diese Frage gestellt zum Beispiel wenn es um eine Bewerbung ging, um ein schwieriges Gespräch oder gar ums Heiraten. Soll ich oder soll ich nicht? Diese Frage kann einen tagelang quälen. Aber irgendwann musst du eine Entscheidung treffen. Und was hilft dir dabei? Ich glaube, dass Gott den ermutigt, der sich zunächst nicht traut. In der Losung sagt er mit etwas anderen Worten: „Nur Mut! Geh vorwärts und bleib nicht stehen. Also los, pack an!“ Und an anderer Stelle sagt er: „Fürchte dich nicht, ich bin mit dir; weiche nicht, denn ich bin dein Gott; ich stärke dich, ich helfe dir auch.“ (Jesaja 41,10) Gott sagt das nicht irgend jemand, sondern dir. Mehr Zuspruch geht nicht.
     Jedenfalls kann ich mir nicht vorstellen, dass Gott erst Jahrtausende lang auf seinen Fingernägeln gekaut hat, bevor es sich entschließen konnte, die Welt zu schaffen. Mein Gott, „dem ich gehöre“ (Lehrtext), weiß und tut was er will. Er ist sich seiner Sache sicher. Was er begonnen hat, zieht er durch und bringt es zu einem guten Ende. Du und ich, wir sind solche, mit denen er so verfährt. Und darum tritt nicht auf die Bremse, wenn Gott Gas gibt. Fürchte dich nicht, wenn er dich herausfordert. Gib nicht klein bei, wenn er Großes mit dir vorhat. Bete, lies sein Wort, such die Stille und höre, was er dir zu sagen hat. Dann stell dich dem „Kaiser“ (Lehrtext) oder wie immer das Problem heißt, vor dem du stehst, und sage: "Hallo Problem, ich weiß, du bist groß. Doch wisse, mein Gott ist größer." Und dann pack es an. Du wirst sehen, dass du nicht allein bleibst, sondern Gott dir andere zur Seite stellt, die dir helfen.

Gebet: Herr, es ist so, dass ich vorwärts leben muss, was ich erst rückwärts verstehen kann. Gib mir den Mut, entschlossen in eine unbekannte Zukunft zu gehen und mich den Herausforderungen zu stellen, die da auf mich warten. Gib mir die Zuversicht, dass gelingen wird, was ich in deinem Namen anpacke. Und gib mir das Gottvertrauen, dass du mir die Kraft schenken wirst, die ich dazu brauche. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

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Freitag, 28. September 2018

Werden Gebete wirklich erhört? hl

LosungGelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft noch seine Güte von mir wendet. Psalm 66,20 

LehrtextEuer Vater weiß, was ihr bedürft, bevor ihr ihn bittet. Matthäus 6,8 

Liebe Leserin, lieber Leser,

immer wieder fragen sich Menschen: Stimmt denn das, was in der Bibel steht? Und auch du und ich, wir fragen uns zwischendurch offen oder insgeheim: Wird denn Gott mein Gebet hören und mir seine Zuneigung (=Güte) schenken? Ich denke, dass wir auf dieselbe Art und Weise antworten können wie auch der Mensch, von dem die heutige Losung stammt. Wir können, wie er, von unseren Erfahrungen mit Gott und unseren Gebeten ausgehen und fragen: Hat er denn bisher meine Gebete erhört? Habe ich denn bisher gespürt, dass Gott sich mir zuwendet? Und wenn du dann mit Ja antworten kannst, hast du auch die Antwort auf die eingangs gestellte Frage gegeben.
     Freilich erhört Gott nicht jedes Gebet. Das hat verschiedene Gründe. Manchmal ist die Zeit noch nicht reif. Manchmal ist mein Gebet nicht in Übereinstimmung mit seinem Willen und Plänen. Manchmal bitte ich um etwas, was sich im Nachhinein als für mich schädlich herausgestellt hätte. Es ist ganz gut, dass er mir auch mal Geduld abverlangt oder mich nicht so erhört, wie ich das im Augenblick möchte. Stattdessen bekomme ich dann etwas anderes von ihm, was besser zu mir und meinem Leben passt. Und manchmal muss sich eben auch damit fertig werden, dass ein bestimmter, dringender Wunsch nicht erfüllt wird, auch wenn ich jahrelang dafür gebetet habe. Irgendwann, und das kann lange dauern, bin ich dann so weit, dass ich mich damit abfinden kann und der Wunsch verblasst. Dann bin ich aber auch wieder frei, mich neu zu orientieren.
     Jesus sagt in seiner Bergpredigt, dass wir beim Beten gar nicht so viele Worte machen müssen, weil Gott ohnehin weiß, was wir brauchen (Lehrtext). Er schenkt das ja auch denen, die von ihm nichts wissen wollen und ihn um nichts bitten. Und darum sagt Jesus, dass Gott seine Sonne scheinen und es regnen lässt über alle, über die, die an ihn glauben, aber über die anderen auch. Doch auch wenn er von vorneherein weiß, was ich brauche, tut es mir gut, wenn ich ihn darum bitte. Denn im Gebet wird mir noch einmal klar, ob meine jeweilige Bitte auch wirklich vor Gott Bestand hat und zugleich vergewissere ich mich, wer es ist, dem ich mein Leben und alles was ich bin und habe verdanke.

Gebet: Herr, zahllose Male habe ich dich gebeten, meine Angehörigen und mich an jedem neuen Tag zu behüten. Und zahllose Male hast du das getan. Du hast mir so viel Gutes in meinem Leben geschenkt, dass ich auch das von dir annehmen will, was mir nicht gefällt. Du weißt ja, warum du welche Bitten erhörst und welche nicht. Und ich vertraue darauf, dass das zu meinem Besten geschieht. Amen

Herzliche Grüße


Hans Löhr

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Donnerstag, 27. September 2018

Die Nebel um Gott lichten sich hl

Losung: So spricht der Herr: Mein Herz wendet sich gegen mich, all mein Mitleid ist entbrannt. Ich will nicht tun nach meinem grimmigen Zorn. Denn ich bin Gott und nicht ein Mensch, heilig in deiner Mitte. Hosea 11,8.9 

LehrtextWo die Sünde mächtig geworden ist, da ist doch die Gnade noch viel mächtiger geworden. Römer 5,20 

Liebe Leserin, lieber Leser,

hat sich deine Vorstellung und Erkenntnis von Gott im Laufe deines Lebens geändert? Wie hast du denn als Kind geglaubt und wie glaubst du heute? 
     Mein Glaube ist mit mir erwachsen geworden. Die Bilder aus dem Religionsbuch „Gottbüchlein“ in der Grundschule der Fünfzigerjahre haben meine Gottesvorstellungen als Kind stark beeinflusst, und es hat gedauert, bis ich mich davon lösen konnte. In diesem Buch war Gott ein alter Mann mit einem langen weißen Bart und strengem Gesichtsausdruck, der die Menschen strafte, wenn sie ungehorsam waren und sie sich nicht seinen Geboten unterworfen haben.
     Auch heute glaube ich nach wie vor an einen persönlichen Gott, nicht bloß an irgendeine Idee oder Energie. Doch er begegnet mir in Jesus und trägt sein menschenfreundliches und liebevolles Gesicht. Von ihm heißt es zum Beispiel im Kolosserbrief Kapitel 1 Vers 15: „Jesus Christus ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes.“
     Ja, auch die Vorstellung und Erkenntnis von Gott entwickelt sich und das nicht nur im Leben eines Menschen, sondern auch in in den 1000 Jahren, in denen das Alte Testament entstanden ist. Man kann in diesem Buch entdecken, wie sich die Nebel alter Gottesvorstellungen allmählich lichten und Gottes Wesen immer stärker hervortritt, bis es sich dann in Jesus in völliger Klarheit zeigt. So ist das auch mit der heutigen Losung. In ihr kann man diesen Prozess "beobachten". Da überwindet Gott sich selbst oder, wie es in der Losung heißt, da wendet sich sein Herz gegen ihn, und sein Zorn wird von seinem Mitleid verdrängt. Und dann heißt es da vielsagend: „Denn ich bin Gott und nicht ein Mensch.“ 
     Das ist ja das Problem so vieler Gottesvorstellungen, dass Menschen ihm ihre Gefühle und Eigenschaften „ankleben“. Noch immer meinen viele, das, was sie für gut und richtig halten, müsse auch Gott für gut und richtig halten. Das, was ihrer Ansicht nach gerecht ist, müsse auch für Gott gerecht sein. Das, worüber sie zornig sind, müsse auch Gott erzürnen und so weiter. Aber, wie es schon in der Bibel heißt: „Ich bin Gott und nicht ein Mensch.“ (Losung)
     Folgerichtig steht im heutigen Lehrtext  nicht: Wo die Sünde mächtig geworden ist, da ist Gottes Zorn noch viel mächtiger geworden, - sondern seine Gnade. Der Drang, jemanden zu bestrafen, der sich nicht genauso verhält wie ich es von ihm erwarte, ist menschlich.  Ebenso der Drang, Menschen in gute und böse einzuteilen. Die Gnade aber ist göttlich. Sie ist ja nichts anderes, als dass Gott dich und mich in Jesus liebt, ohne dass wir dafür irgendeine Bedingung erfüllen oder eine Voraussetzung erbringen müssen.  Seine Gnade ist Geschenk. Gott erwartet auch keine Gegenleistung. Aber er freut sich, wenn auch ich mich über sein Geschenk freue und dafür dankbar bin. Und wie könnte ich das besser zum Ausdruck bringen als dass auch ich versuche, nach seinem Gebot zu leben und ihn und meine Mitmenschen zu lieben wie mich selbst?

Gebet: Herr, ich bin gottfroh, dass du mir in Jesus begegnest und ich dich in ihm erkenne. So muss ich mich nicht vor dir fürchten, sondern kann mich über dich freuen. Aller Zwang und jeder Druck fallen von mir ab, da ich dir ganz und gar vertrauen kann. Du bist das Licht in meinem Leben. Mit dir finde ich meinen Weg. Zum Dank sage ich dir, dass ich mich bemühen will, so zu anderen zu sein, wie du zu mir bist. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

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Mittwoch, 26. September 2018

Schlaf gut! hl

LosungDer HERR wird deinen Fuß vor der Falle bewahren. Sprüche 3,26 

LehrtextWir überwinden weit durch den, der uns geliebt hat. Römer 8,37 

Liebe Leserin, lieber Leser,

der Glaube ist für vieles gut, nicht zuletzt für einen guten Schlaf. So heißt unsere heutige Losung im Zusammenhang: »Achte darauf, dass du umsichtig und besonnen bleibst!  Abends legst du dich ohne Sorgen ins Bett und schläfst die ganze Nacht hindurch ruhig und tief. Du brauchst nicht zu befürchten, dass dich auf einmal ein Unglück trifft, wie es gottlosen Menschen geschieht. Der HERR selbst ist der Grund für deine Zuversicht; er lässt dich nicht in eine Falle laufen.«  
     Ich kenne ein paar, die ziemlich furchtsam sind. Sie machen sich dauernd Sorgen um ihre Angehörigen oder um sich selbst und haben Angst vor allen möglichen Katastrophen. Kein Wunder, dass sie schlecht schlafen. Aber ändern ihre Sorgen, ändert ihre Angst irgendetwas? Können sie damit irgend ein mögliches Unheil verhindern?
     Mir hilft mein Gottvertrauen, dass ich nicht ständig mit dem Schlimmsten rechne. Im Gegenteil, ich „rechne“ mit Gott und verlass mich darauf, dass schon nichts passiert, während ich schlafe und dass  auch am nächsten Tag das Leben im Großen und Ganzen normal weitergeht. Eine Garantie ist das freilich nicht. Natürlich kann irgendwann irgendwas passieren. Aber soll ich deswegen ständig in Angst und Schrecken leben? Wenn es wirklich einmal soweit kommen sollte, dass mein Leben erschüttert wird, habe ich immer noch Zeit, mich damit auseinanderzusetzen.
     Paulus schreibt im Lehrtext, dass er zuversichtlich ist, die Katastrophen, mit denen er kämpfen muss, zu überwinden. Er weiß, dass er im Glauben nicht allein ist, sondern Gott an seiner Seite hat, der ihn liebt und von dem ihn nichts trennen kann, auch kein Leid (Römer 8,38f.)
     In diesem Sinn wünsche ich dir heute eine gute Nacht und einen tiefen, erholsamen Schlaf! 

Gebet: Herr, du bist der Grund für meine Zuversicht, dass ich ohne Angst leben kann. Natürlich gibt es viele Gründe, sich Sorgen zu machen. Doch damit ändere ich nichts. Ich will gut schlafen können, um für die Herausforderungen des nächsten Tages gerüstet zu sein. Und wenn größere Schwierigkeiten auf mich zukommen werden, so wirst du mir helfen sie zu überwinden. Darum lege ich auch heute Abend alles, was mich bewegt, in deine Hand und lass dich machen, während ich schlafe. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

Im Lauf des heutigen Tages wird irgendwo auf der Welt jemand zum 500.000 Mal dieses Blog anklicken. Schade, dass ich nicht wissen kann, wer das wo sein wird. Aber ich freue mich sehr über das Interesse am "Nachdenken über die Bibel" und wünsche allen Leserinnen und Lesern Gottes Segen! 

Für eine Rückmeldung steht die Kommentarfunktion weiter unten zur Verfügung.HL

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Dienstag, 25. September 2018

Von der Ungeheuerlichkeit des Gottvertrauens hl

LosungDer Herr sprach zu Jakob im Traum: Und siehe, ich bin mit dir und will dich behüten, wo du hinziehst, und will dich wieder herbringen in dies Land. Denn ich will dich nicht verlassen, bis ich alles tue, was ich dir zugesagt habe. 1.Mose 28,15

LehrtextDurch den Glauben segnete Jakob, als er starb, die beiden Söhne Josefs. Hebräer 11,21 

Liebe Leserin, lieber Leser,

falls du dir die heutige Losung zueigen machst - und das solltest du tun! -, warum sollte dann Gott mit dir sein, dich behüten und nicht verlassen, bis er alles tut, was er zugesagt hat? Ist irgendetwas an dir oder deinem Leben, was ihn dazu bewegen könnte? Fragen wir mal, ob irgendetwas an Jakob und seinem Leben war, das Gott veranlasste, ihm im Traum dieses Wort zu sagen.
     Als Jakob das träumte, war er auf der Flucht. Er hatte seinen blinden, sterbenden Vater betrogen und seinen Bruder bestohlen. Der war nun hinter ihm her, um ihn zu töten. Deshalb floh Jakob zu Laban, dem Bruder seiner Mutter. Das war es, was an Jakob und seinem Leben war.
     Nach der Vorstellung mancher Christen müsste er dafür auf ewig in der Hölle gegrillt werden oder in der Friteuse des "Feuersees" backen. Aber Gott hatte andere Vorstellungen. Er sah nicht nur auf das, was Jakob gerade getan hatte, sondern auf das, wozu er ihn noch brauchen würde. Schließlich sollte Jakob der Stammvater der zwölf Stämme Israels werden aus denen viel später auch Jesus kommen würde. Vielleicht war aber auch entscheidend, dass sich Jakob trotz seines abstoßenden Verhaltens nicht von Gott abgewandt, sondern weiterhin auf ihn vertraut hatte. Das ist eigentlich eine Ungeheuerlichkeit, dass er sich als gerissener Betrüger trotzdem darauf verlässt, dass Gott ihm helfen werde.
     Doch genau das ist der springende Punkt dieser Geschichte, wo sie auch für mich heute wichtig wird. Auch ich verlasse mich darauf, dass das Wort, das Gott dem Jakob gesagt hat, mir gilt. Auch ich bin kein Engel, kein Unschuldslamm, kein „Heiliger“. Und trotzdem verlasse ich mich auf Gott. Und wenn auch du kein „Heiliger“ bist, wenn auch du dich nicht auf einen einwandfreien, moralischen Lebenswandel verlassen kannst, nicht auf deine weiße Weste, auf deine Unschuld und Sündlosigkeit, nicht auf deinen Lobpreis, auf deine Gebete, auf deine Gottesdienstbesuche, nicht auf dein Bibellesen usw. – wenn du dich auf all das nicht verlassen kannst und willst, - dann verlasse dich ebenfalls auf Gott. Er braucht all deine religiösen und moralischen Leistungen nicht, um „mit dir zu sein und dich zu behüten, wo immer du auch hingehst.“ (Losung) Er braucht nur eins: Deinen Glauben und dein Vertrauen.

Gebet: Herr, du bist kein Gott der Heiligen, sondern der Sünder. Du kommst nicht um zu strafen, sondern um zu vergeben. Du willst deine Menschen nicht quälen, sondern heilen. Das lese ich in der Bibel und das glaube ich. Und weil das so ist, muss ich dich nicht fürchten, sondern darf ich dich lieben, muss ich an dir nicht zweifeln, sondern darf dir vertrauen. Das gibt mir Lebensmut und dafür danke ich dir. Amen

Herzliche Grüße


Hans Löhr

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Montag, 24. September 2018

Das Glaubensgeschenk hl

LosungDu aber wirst umkehren und der Stimme des HERRN gehorchen, dass du tust alle seine Gebote, die ich dir heute gebiete. Und der HERR, dein Gott, wird dir Glück geben zu allen Werken deiner Hände. 5.Mose 30,9 

LehrtextGott ist's, der in euch wirkt beides, das Wollen und das Vollbringen, nach seinem Wohlgefallen. Philipper 2,13

Liebe Leserin, lieber Leser,

vielleicht gehörst du ja zu den Menschen, denen es Sicherheit gibt, wenn ihnen jemand befiehlt und sie gehorchen können; wenn ihnen jemand sagt, wo's lang geht und sie sich nicht selbst entscheiden müssen. Vielleicht gibt dir das auch im Glauben Sicherheit, wenn du über die Bibel nicht erst nachdenken musst, sondern versuchst, genau das zu tun, was dasteht. Dann wirst du dich heute vor allem am Losungswort aus dem 5. Mosebuch orientieren. Und dann hoffst du vielleicht, dass Gott zur Belohnung alles segnet, was du tust (Losung). In diesem Fall bist du mit deinem Glauben nicht allein. Es gibt weltweit etliche Christen und orthodoxe Juden, die das genauso sehen.
     Ich sehe das anders. Mein Verhältnis zu Gott besteht nicht aus Befehl und Gehorsam. Ich scheue mich auch nicht, über die Bibelworte ersteinmal nachzudenken und mich zu fragen, was sie mit meinem Leben heute zu tun haben. Ich scheue mich auch nicht, für mein Leben selbst Entscheidungen zu treffen und Verantwortung zu übernehmen. Ich weiß, dass die Bibel von Menschen geschrieben worden ist, die zu ihrer Zeit das ausgedrückt haben, was sie geglaubt haben. Darum prüfe ich, ob und wie das auch für mich in meiner Zeit noch stimmt. Das war auch vor 2000 Jahren so, als verschiedene Menschen die unterschiedlichen Schriften des Neuen Testaments verfasst haben. Auch sie haben sich nicht damit begnügt, was andere vor ihnen aufgeschrieben hatten. Sie haben ihre Erfahrungen mit Jesus und ihren Glauben überliefert, wodurch manches, wenn auch nicht alles, was im Alten Testament steht, überholt wurde.
     Für mich überbietet heute der Lehrtext die Losung. Ja, Gott hat durchaus auch einen Anspruch an mich, dass ich seine Gebote halte, die Jesus im Liebesgebot zusammengefasst hat. Und auch wenn ich immer wieder daran scheitere, ihn, meine Mitmenschen und sogar meine Feinde wie mich selbst zu lieben, so bleibt dieser Anspruch doch bestehen und fordert mich heraus, es immer wieder von neuem zu versuchen. Und trotzdem überlässt er mich damit nicht mir selbst. „Er schenkt mir auch den Willen und die Kraft, sein Gebot auszuführen" (Lehrtext). Mehr noch, er unterstützt mich nicht nur, sondern er „allein ist es, der beides in mir bewirkt, dass Wollen und das Vollbringen“ (Lehrtext).
     Wieder einmal bin ich in Glaubensdingen ausschließlich der Empfangende und er ist der Geber. Der Glaube ist sein Geschenk an mich. Ich werde mich hüten, daran herumzumäkeln, warum mein Glaube nicht so stark ist wie der anderer. Ich werde mich vor dem Hochmut hüten, auf meinen Glauben stolz zu sein und auf die herabzublicken, die, aus welchem Grund auch immer, nicht glauben können. Ich bin für dieses Geschenk einfach nur dankbar und dafür, dass Gott mir zum Befolgen seines Gebotes so viel Willen und Kraft gibt, wie es ihm gefällt (Lehrtext).

Gebet: Herr, du weißt wie begrenzt mein Wille und meine Kraft ist, so zu leben, wie es dir gefällt. Aber ich muss darüber nicht verzweifeln; denn du schenkst mir so viel Glauben und so viel Willenskraft wie du es für richtig hältst. Ich danke dir, dass ich glauben kann. Und ich bitte dich für alle Menschen, die auf der Suche sind, dass du dich von ihnen finden lässt und auch sie das Glück erfahren, dir vertrauen zu können. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

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Sonntag, 23. September 2018

Die Hölle ist leer hl

LosungSiehe, es kommt die Zeit, spricht der HERR, da will ich mit dem Hause Israel und mit dem Hause Juda einen neuen Bund schließen ... Sie sollen mein Volk sein, und ich will ihr Gott sein ...; denn ich will ihnen ihre Missetat vergeben und ihrer Sünde nimmermehr gedenken. Jeremia 31,34 

LehrtextJohannes schreibt: Meine Kinder, dies schreibe ich euch, damit ihr nicht sündigt. Und wenn jemand sündigt, so haben wir einen Fürsprecher bei dem Vater, Jesus Christus, der gerecht ist. 2 Und er selbst ist die Versöhnung für unsre Sünden, nicht allein aber für die unseren, sondern auch für die der ganzen Welt. 1.Johannes 2,1+2 

Vielleicht bist du, liebe Leserin, lieber Leser, an diesem Punkt mit mir nicht einer Meinung, ...

... wenn es um die Frage geht, wer alles durch Christus mit Gott versöhnt ist, wer gerettet und wer verdammt ist? Oder bildlich gesprochen: Wer in den Himmel kommt und wer in die Hölle. Ja, ich glaube, die Hölle ist leer. Das kommt für mich auch in dem Satz unseres 1600 Jahre alten Glaubensbekenntnisses zum Ausdruck, in dem es von Jesus Christus heißt: »Hinabgestiegen in das Reich des Todes, aufgefahren in den Himmel«. Ich habe als Konfirmand noch die alte Fassung gelernt, in der es hieß: »Niedergefahren zur Hölle, aufgefahren in den Himmel«. Ja, Jesus ist in die tiefste Tiefe, in die Menschen sinken können, hinabgestiegen, um sie aus ihrer Hölle und aus der Gewalt des Bösen zu erlösen (= befreien). Anders gesagt: Christus, das Lamm Gottes, hat die Sünde der Welt (und nicht nur der Christen oder irgendwelcher Erwählten) aufs Kreuz hinaufgetragen, um dort alle ohne Ausnahme zu erlösen (siehe auch den Folgesatz zum heutigen Lehrtext). 
     Welchen Sinn sollte sein Kreuzestod denn sonst haben? Oder gibt es irgend eine widergöttliche Macht, die stärker wäre als seine Liebe, stärker als seine Versöhnung, stärker als Gottes Vergebung? Das kann und muss ich nicht glauben.
     In der Losung ist nur das Volk der Israeliten (Haus Israel und Juda) Gottes Bündnispartner. Da wird durch den Mund des Propheten Jeremia ein „neuer“ Bund (= Neues Testament!) angekündigt. Dann sollen die Israeliten für immer sein Volk und er ihr Gott sein. Dann sollen ihnen ihr Versagen und ihre Sünden vergeben werden.
     Diesen neuen Bund ist Gott durch Jesus eingegangen, nicht nur mit den Israeliten (Juden), sondern mit allen Menschen ohne Ausnahme. Anders gesagt: Gott hat sich in Jesus mit allen seinen Menschen verbündet, die er geschaffen hat, auch mit mir und mit dir. Mögen auch Menschen diesen Bund brechen, er tut's nicht. Er ist, wie es im Lehrtext heißt, unser Vater. Er wird und kann keines seiner Kinder verleugnen. Jesus ist unser Fürsprecher und Bruder. Er wird keines seiner Geschwister im Stich lassen oder gar verraten. 
     Was in der Losung noch als Absichtserklärung für die Zukunft erscheint, ist im Lehrtext bereits Wirklichkeit: Da will oder wird Gott nicht erst noch vergeben, sondern da hat er es bereits getan, weil wir längst mit ihm versöhnt sind noch bevor wir geboren wurden und versöhnt bleiben, auch wenn wir gestorben sind.
     Und welcher Meinung bist du? Besser: Und was glaubst du? Und wenn du glaubst, dass die Hölle nicht leer ist, welches Interesse hast du dann daran?

Gebet: Herr, Gott sei Dank muss ich nicht aus Angst vor dir glauben, nicht aus Angst, in die Hölle zu kommen, wenn ich es dir nicht recht mache. Gott sei Dank darf ich so glauben, weil ich dir vertraue und weil ich dich liebe. So kann ich mich ganz und ohne schlechtes Gewissen auf das Leben hier konzentrieren, weil du in deinem Sohn Jesus Christus längst für mein ewiges Leben gesorgt hast. So kann ich als ein fröhlicher, freier und dankbarer Mensch leben, weil ich dein Geschöpf bin und du mein Gott bist, weil ich dein Kind bin und du mein Vater bist. Amen

Herzliche Grüße


Hans Löhr

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Samstag, 22. September 2018

Licht vom Licht hl

LosungTreu ist Gott und kein Böses an ihm, gerecht und wahrhaftig ist er. 5.Mose 32,4 

LehrtextDas ist die Botschaft, die wir von ihm gehört haben und euch verkündigen: Gott ist Licht, und in ihm ist keine Finsternis. 1.Johannes 1,5 

Liebe Leserin, lieber Leser,

ich weiß nicht, welche Gründe du hast, an Gott zu glauben. Einer meiner wichtigsten ist, dass ich ihm vorbehaltslos vertrauen kann. Keinem Menschen kann ich so vertrauen wie ihm und mir selbst auch nicht. Das liegt nicht an irgendwelchen moralischen Defiziten oder charakterlichen Schwächen. Das liegt in der Natur von uns Menschen. Wir werden von unseren Gefühlen gesteuert und selbst rationale Entscheidungen treffen wir auf der Basis von Gefühlen. Biologen meinen sogar, dass wir aus diesem Grund gar keinen freien Willen hätten, weil die Gefühle, die eine Sinneswahrnehmung in uns auslöst, längst „durchgerechnet“ hätten, wie wir uns entscheiden sollen. Das klingt nicht sehr schmeichelhaft für uns und unsere Gattung, die wir uns  selbst „Homo sapiens“ nennen, auf Deutsch: vernunftbegabter, weiser Mensch. 
     So viel meine ich aber sagen zu können: Ein Mensch ist deshalb nicht absolut vertrauenswürdig, weil man nicht mit Sicherheit wissen kann, wie er in einer bestimmten Situation reagiert. Umso wichtiger ist mir, dass es wenigstens eine Instanz gibt, der ich mich rückhaltlos anvertrauen kann. Gott ist für mich diese Instanz. Er ist nicht dem Wechsel der Zeiten und Situationen unterworfen. Er wird nicht von schwankenden Gefühlen regiert. Er ist auch nicht ein Ergebnis der Evolution, der Entwicklung von allem, was ist. Vielmehr ist die Evolution sein Ergebnis, ist eines seiner Werkzeuge, mit dem er bis zum heutigen Tag unablässig schöpferisch tätig ist.
     Von diesem Gott sagt die Losung, dass er treu, gerecht und wahrhaftig ist. Und dieses Bibelwort sagt noch etwas ganz Wichtiges: „An ihm ist kein Böses“. Vor ihm muss ich nicht auf der Hut sein. Muss mich nicht vor ihm fürchten. Muss mich nicht mit seinen Launen herumschlagen. Ihm kann ich vertrauensselig begegnen ohne Angst haben zu müssen, enttäuscht oder schlecht behandelt zu werden. Er hat, wie der Lehrtext sagt, keine Schattenseiten und keine dunklen Geheimnisse. Er ist „Licht vom Licht“, hell und klar. Ihm kann ich vertrauen -  und du auch.

Gebet: Herr, du gibst mir die Sicherheit, die ein Mensch mir nicht geben kann und ich mir selbst auch nicht. Auf dich kann ich mich verlassen zu jeder Zeit und unter allen Umständen. Ich muss nicht fürchten, dass du mich plötzlich fallen lässt. Du hältst auch dann noch zu mir, wenn andere nicht mehr zu mir halten. Du bleibst mir treu, selbst wenn ich dir untreu werde. Dir kann ich blind vertrauen. Amen

Herzliche Grüße


Hans Löhr

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