Liebe Freunde,
was wünscht du dir für das neue Jahr? Natürlich
Gesundheit und ein Leben, das nicht mehr durch die Coronaseuche eingeschränkt
wird. Du wünschst dir vielleicht, dass du mit deinen Angehörigen zurechtkommst
und keine finanziellen Probleme hast. Doch ich vermute mal, dass man die
meisten deiner Wünsche mit einem Wort zusammenfassen kann: Sicherheit.
Wer wünscht
sich nicht, dass er sicher durch die Pandemie kommt, dass er sicher ist vor
einem Unfall im Straßenverkehr, sicher vor persönlichen wie öffentlichen
Katastrophen, dass seine Arbeitsstelle sicher ist, dass er sicher ist vor
Verbrechen, Krieg und so weiter.
Ja, das
Wort Sicherheit hat bei uns einen hohen Stellenwert. Jeder hat
Versicherungen wie zum Beispiel Autohaftpflicht, Krankenversicherung,
Feuerversicherung, Unfallversicherung und was es sonst noch alles gibt. Klar,
Sicherheit ist uns wichtig. Wir lassen sie uns etwas kosten.
Ich bin
froh, dass ich die wichtigsten Versicherungen habe. Doch die meisten bieten mir
nicht Sicherheit vor einem Unglück, sondern sie sichern die finanziellen Folgen
eines Schadens ab. Mit der besten Krankenversicherung werde ich trotzdem krank.
Trotz Haftpflichtversicherung kann ich morgen schon einen Schadensfall haben.
Die Feuerversicherung verhindert keine Brände und die Unfallversicherung keine
Unfälle.
Die
Menschen der Bibel kannten keine Versicherungen. Sie mussten sich auf die
Familie verlassen, damit ihnen im Schadensfall geholfen wurde. Aber sie kannten etwas anderes: Gottvertrauen. Natürlich halfen sie sich im Unglück selbst
so gut es eben ging. Aber darauf allein haben sie sich nicht verlassen. Für sie
war Gott der große Menschenhüter, der über ihnen wachte und sie behütete. Sie
wussten, »wenn Gott der Herr nicht das Haus behütet, so wacht der Wächter
umsonst« (Psalm 127,1). Und wenn sie eine gefährliche Reise vor sich hatten,
beteten sie den Psalm 121:
A Ich hebe meine Augen auf zu
den Bergen. Woher kommt mir Hilfe?
B Meine Hilfe kommt vom HERRN,
der Himmel und Erde gemacht hat.
A Er wird deinen Fuß nicht
gleiten lassen, und der dich behütet,
schläft nicht.
B Siehe, der Hüter Israels
schläft und schlummert nicht.
A Der HERR behütet dich; der HERR ist dein Schatten über deiner rechten Hand,
B dass dich des Tages die Sonne
nicht steche noch der Mond des Nachts.
A Der HERR behüte dich vor allem Übel,
B er behüte deine Seele.
A Der HERR behüte deinen Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit!
Wenn wir in Tansania die Waisenkinder besuchten, dann hat uns eine
Diakonisse vom Flughafen mit dem Auto abgeholt. Die Begrüßung war immer sehr
herzlich, ja überschwänglich. Aber bevor
Schwester Elly, so ihr Name, losgefahren ist, hat sie laut
gebetet, dass Gott uns auf der Fahrt behüten möge. Auch in den nächsten Tagen
sprach sie vor jeder Autofahrt ein solches Gebet und wenn sie nur 5 Minuten dauerte. Mich
hat das damals beeindruckt. Denn normalerweise bete ich vor dem Losfahren
nicht. Ich tue das nur, wenn ich eine lange Strecke vor mir habe oder mit dem
Motorrad unterwegs bin. Dann herrscht sowieso Schutzengelalarm. Und wenn ich in
ein Flugzeug steige, sage ich nur: „Mein Gott, wir alle sind in deiner Hand.“
Damit vergewissere ich mich, auf wen es letzten Endes wirklich ankommt, damit
ich sicher reise.
Wie ist das
bei dir? Kannst du Geschichten erzählen, wie du vor Unglücksfällen oder auch in
einem Unglück behütet worden bist? Dazu gehören auch schwere Krankheiten und
persönliches Leid. Vielleicht hast du das ja auch im alten Jahr erlebt, dass
Gott dich behütet hat. Und wer weiß schon, wann und wo er das alles getan hat.
Wer weiß schon, wo wir einem Menschen mit Coronainfektion begegnet sind, ohne
dass wir angesteckt wurden. Aber natürlich gehört immer beides dazu: Dass ich
Gott darum bitte mich zu behüten und dass ich selbst tue, was in meiner Macht
steht, um mich nicht unnötig in Gefahr zu bringen.
Wer von den
Soldaten aus dem Zweiten Weltkrieg lebendig zurückgekommen ist, der kann davon
erzählen, dass er wahrhaftig behütet worden. Das war bei meinem Vater so. Das
war bei den drei Männern aus unserer Pfarrei so, die noch leben: Bei Fritz Dorner
aus Neuses, bei Georg Böckler aus Kaudorf und bei Erwin Holzmann aus Thann. Wäre
es nicht so gewesen, würde es mich nicht geben und auch nicht meine Kinder und
Enkelkinder genauso wenig wie die unserer letzten drei Zeitzeugen.
»Ich hebe
meine Augen auf zu den Bergen, woher kommt mir Hilfe?« So beginnt jener 121.
Psalm. Damals hatten die Pilger, die durch das judäische Bergland nach
Jerusalem gingen, Angst davor, was sie im Gebirge erwartet. Sie fürchteten
sich, vom Weg abzukommen und in eine Schlucht zu stürzen, sie fürchteten sich auf
den schmalen, steinigen Pfaden zu fallen und sich ein Bein zu brechen. Sie
fürchteten sich vor einem Wettersturz, vor Steinschlag und Räubern. Doch sie
hielten ihre Furcht mit ihrem Glauben in Schach, da sie sagten: »Meine Hilfe
kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.« Das war und ist der größte
und stärkste Helfer, auf den sie sich verlassen haben.
Du kennst deine Probleme, die sich wie Berge vor dir auftürmen. Sie mögen groß und unbezwingbar erscheinen. Aber dein Gott ist größer. Damals war er der Helfer der Israeliten. Heute ist er deiner.
Wir haben in unserer Zeit ebenfalls unsere Gebete und Lieder, mit denen wir Gott bitten, uns zu behüten zum Beispiel »Bewahre uns Gott, behüte uns Gott, sei mit uns auf unsern Wegen …«. Und am Ende eines jeden Gottesdienstes hört ihr diese Worte: »Der Herr segne euch und behüte euch!« Mit diesem guten Wunsch geht ihr auch heute wieder zurück in eure Häuser und Wohnungen. Mit diesem Segenswunsch geht ihr hinein in den Abend und in das neue Jahr. Nehmt diese Worte mit und bewahrt sie in euren Herzen. Vertraut auf Gott, den Hüter, der nicht schläft und nicht schlummert, der dich vor dem Bösen behütet und seine schützende Hand über dich hält.
Ja, wir alle wünschen uns für das neue Jahr Sicherheit. Und es ist gut, dass wir auch selbst im Rahmen unserer Möglichkeiten etwas dazu beitragen, dass wir wichtige Versicherungen abschließen und uns nicht unvorsichtig in Gefahr bringen. Das ist das eine. Das andere aber ist, dass wir Gott bitten, uns zu behüten. Ihm kannst du vertrauen, dass er das tut, weil er es auch bisher getan hat. Und so schließe ich mit dem Satz, mit dem auch der Psalm 121 schließt: »Der Herr behüte euren Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit.« Amen