Mittwoch, 31. Mai 2017

Fit fürs Leben hl

LosungMeine Augen sehen stets auf den HERRN; denn er wird meinen Fuß aus dem Netze ziehen. Psalm 25,15 

LehrtextSeid auch ihr geduldig und stärkt eure Herzen; denn das Kommen des Herrn ist nahe. Jakobus 5,8 


Liebe Leserin, lieber Leser,

wenn es mir gut geht, habe ich Gott im Rücken. Dann kann ich in dem Vertrauen leben, dass er mich liebt und behütet, dass er mich segnet und stärkt. Dann kann ich auf meine alltäglichen Aufgaben schauen und mich ganz und gar dieser Welt zuwenden.
     Wenn es mir nicht gut geht, habe ich Gott vor mir. Dann wende ich mich ihm zu und schaue auf ihn. Dann setze ich mein ganzes Vertrauen auf ihn, wie David im Psalm 25 sagt, aus dem das heutige Losungswort kommt. Dann bitte ich wie er, dass Gott sich mir zuwenden möge (Vers 16). Dann sage ich mit ihm: »Du bist der Gott, bei dem ich Rettung finde, zu jeder Zeit setze ich meine Hoffnung auf dich.« (Vers 5b)
     So haben die Menschen der Bibel geglaubt und gelebt. So möchte auch ich glauben und leben als einer, dem Gott den Rücken stärkt und als einer, der Gott vor Augen hat. Dann kann ich auch vertrauensvoll in schlechten Zeiten wie König David beten: »Bewahre mein Leben und rette mich! Lass mich nicht scheitern, denn bei dir suche ich Zuflucht.« (Vers 20)
Zum Lehrtext:
     Die ersten Christen haben noch geglaubt, dass Jesus bald sichtbar wiederkommen würde, um unübersehbar seine Herrschaft über die Welt aufzurichten. Inzwischen haben wir Geduld lernen müssen. Aber wir konnten und können noch etwas anderes lernen, nämlich dass unser Herr längst gekommen ist, um jedem nahe zu sein, der auf ihn schaut.
     So verbinden sich Losung und Lehrtext zu dem einen Glauben, dass Gott da ist und ich allen Grund habe, meine Hoffnung auf ihn zu setzen (Psalm 25,5). Dieser Glaube macht mich fit fürs Leben, dass ich die gegenwärtigen und kommenden Herausforderungen mit Gottvertrauen annehmen kann. Denn, so sagt es David: »Keiner wird scheitern, der auf Gott hofft.« (Psalm 25,3a)
(Die Verse aus Psalm 25 wurden nach der modernen Übersetzung „Hoffnung für alle“. Siehe hier)

Gebet: Herr, seit jeher verlassen sich Menschen auf dich und schauen auf dich, wenn sie Hilfe brauchen. Das will auch ich tun. Denn du bist meine Hoffnung zu jeder Zeit. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr 

Dienstag, 30. Mai 2017

gefangen hl

Losung: Ich, der HERR, habe dich gerufen, dass du die Augen der Blinden öffnen sollst und die Gefangenen aus dem Gefängnis führen und, die da sitzen in der Finsternis, aus dem Kerker. Jesaja 42,6.7 

LehrtextDenkt an die Gefangenen, als wärt ihr Mitgefangene, und an die Misshandelten, weil ihr auch noch im Leibe lebt. Hebräer 13,3 

Liebe Leserin, lieber Leser,

der Mensch gewöhnt sich an alles, heißt es. Und trotzdem stelle ich es mir schrecklich vor, gefangen zu sein, abgeschnitten von zahllosen Möglichkeiten sein Leben zu wählen und zu gestalten, abgetrennt von den Menschen, die mir etwas bedeuten. Und noch schrecklicher ist mir die Vorstellung, gefoltert oder, wie es im Lehrtext heißt, misshandelt zu werden.
      Dass Schwerkriminelle eingesperrt werden, kann ich nachvollziehen. Aber niemand, egal was er getan hat, darf gefoltert werden. Daran erkennt man einen Rechtsstaat, dass er auf Folter und Todesstrafe verzichtet und auch daran, dass in ihm die Gefängnisse nicht aus allen Nähten platzen. Daran kann sich unser Land, daran müssen sich aber auch zum Beispiel die Türkei und die USA messen lassen, um von China oder dem Iran gar nicht erst zu reden. 
     Wenigstens gib es die Gefangenenhilfsorganisation Amnesty International. Sie setzt sich für Menschen ein, die wegen ihrer politischen oder religiösen Überzeugungen gefangen sind oder gar gefoltert werden. Wenigstens gibt es in unserem Land Gefängnisseelsorger, die sich auch um die kriminellen Gefangenen kümmern. Und immerhin gelten bei uns auch die Menschenrechte für alle Gefangenen.
     Losung und Lehrtext heute machen mich darauf aufmerksam, dass ich mit den Augen Jesu diese Welt betrachten soll, und das heißt, dass wer zu Gott aufschaut, immer auch nach unten sehen soll auf die, die im Schatten leben, auch in den Gefängnissen. Die Bibel mahnt mich, dass mir die Gefangenen nicht gleichgültig sein dürfen. Das Mindeste, was ich für sie tun kann, ist an sie zu denken (Lehrtext) und für sie zu beten.
     Und noch eins. Ich will mich dem ehrlich stellen, was mich gefangenen nimmt, das können negative Gefühle und pessimistische Gedanken sein, eine schlechte Angewohnheit, ein problematischer Lebensstil, eine Sucht, diffuse Ängste, Lügen, Selbstbetrug oder Selbstgerechtigkeit. Und darum will ich beten:

Gebet: Herr, du vergisst die Gefangenen nicht. Wenn sie auch von anderen abgeschnitten sind, du bist bei ihnen. Du behandelst sie nicht nach dem Maß ihrer Schuld, sondern danach, dass sie genauso deine Liebe brauchen wie ich. Und darum will auch ich sie nicht vergessen, sondern im Rahmen meiner Möglichkeiten etwas für sie tun. Vergiss auch mich nicht in dem, was mich gefangenen nimmt, sondern führe mich aus allen Abhängigkeiten in die Freiheit zu dir. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr 

Montag, 29. Mai 2017

Frei und unbeschwert leben hl

LosungDu, HERR, segnest die Gerechten, du deckest sie mit Gnade wie mit einem Schilde. Psalm 5,13 

LehrtextLasst uns freimütig hinzutreten zu dem Thron der Gnade, auf dass wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden und so Hilfe erfahren zur rechten Zeit. Hebräer 4,16 

Liebe Leserin, lieber Leser,

bist du ein Gerechter / eine Gerechte? (Losung) Du bist unsicher, wie du antworten sollst? Dann lass mich, dann lass besser die Bibel für dich antworten: Ja, du bist ein Gerechter, einer, den Jesus voraussetzungslos gerecht gemacht hat. Er nimmt dir alles ab, womit du Gott nicht recht bist und gibt dir dafür, was ihn in Gottes Augen recht macht. Denn würdest du die Frage zu beantworten versuchen, indem du nur auf dich schaust, müsstest du, so wie ich, sagen: Nein, gerecht bin ich nicht. Ich bin zwar ein Mensch mit positiven Eigenschaften, aber auch einer mit Fehlern, einer der sich schuldig macht, einer der versagt. Doch du kannst die eingangs gestellte Frage getrost beantworten, wenn du auf Jesus schaust.
     Und deshalb ist es auch keine Frage, ob du von Gott mit seinem Segen beschenkt wirst und seine Liebe dich umgibt wie ein schützender Schild (Losung, Übersetzung HFA). Das ist so. Da musst du nicht zweifeln. Darauf kannst du vertrauen.
     Das sagt auch der heutige Lehrtext, in dem es heißt: Er tritt für uns ein, daher dürfen wir voller Zuversicht und ohne Angst vor Gottes Thron kommen. Gott wird uns seine Barmherzigkeit und Gnade zuwenden, wenn wir seine Hilfe brauchen(Übersetzung HFA) 
     Man kann es gar nicht oft genug sagen und sich gesagt sein lassen: Was Gott betrifft, kann ich völlig unbeschwert leben, ohne schlechtes Gewissen, ohne Druck, erst recht ohne Angst. Ich bin ein Mensch, dem er unter allen Umständen die Treue hält. Und weil ich das aus der Bibel weiß, darum will auch ich ihm treu bleiben. Weil mich seine Liebe umgibt, will auch ich ihn lieben. Weil Jesus für mich eintritt, will auch ich vor den Menschen für ihn eintreten und mich zu ihm bekennen.

Gebet: Herr, das entlastet mich, dass ich nicht auf mich schauen muss, wenn ich frage, ob ich dir recht bin, sondern dass ich auf Jesus schauen kann. Damit sind alle diese Fragen beantwortet und ich kann vor dir frei und unbeschwert leben. Danke für dieses Geschenk. Amen

Herzliche Grüße 

Hans Löhr

Sonntag, 28. Mai 2017

Gott schaut auf mich hl

Losung: HERR, du siehst es ja, denn du schaust das Elend und den Jammer; es steht in deinen Händen. Psalm 10,14 

Lehrtext: Jesus ließ die Menge zu sich und sprach zu ihnen vom Reich Gottes und machte gesund, die der Heilung bedurften. Lukas 9,11 

Liebe Leserin, lieber Leser,

ja, das glaube ich, dass Gott das Elend und den Jammer der Menschen sieht und dass ihn das selbst jammert, also ans Herz greift. Ja, das glaube ich und lasse es mir von niemandem ausreden, auch nicht von meinen Zweifeln. Ich weiß nicht, warum so viele Not und Elend leiden müssen. Aber ich weiß, dass Gott schon so vielen in ihrer Not und in ihrem Elend geholfen hat, nicht nur in ihrer materiellen Not, sondern auch in ihrer seelischen. Es steht ja in seinen Händen, wie die Losung sagt. Er hat die Macht, etwas zum Guten zu verändern. Und ich habe auch ein klein wenig Macht dazu. Nicht viel, aber doch so viel, dass es im Leben des einen oder anderen Menschen wieder etwas heller werden kann. Gott hat mir diese Möglichkeit verliehen, damit ich mit ihm zusammenwirke.
     Aber auch ich werde wohl wieder in eine Situation kommen,  die von Elend und Jammer geprägt ist. Das gehört zum Leben mit dazu. Und dann hoffe ich, dass Gott auch auf mich schaut und dass es dann andere gibt,  die mir im Rahmen ihrer Möglichkeiten beistehen.
     Jesus konnte unvergleichlich und wunderbar von Gottes Macht und Herrlichkeit, von seinem Reich reden. Aber er hat es nicht dabei belassen. Er hat seinen Worten auch Taten folgen lassen und so gezeigt, wie Gott zu uns Menschen ist: einer, der, was zerbrochen ist, wieder heil macht; der,  was krank ist, wieder gesund macht;  der den Traurigen tröstet und dem Schuldigen vergibt; der den Niedergeschlagenen aufrichtet und dem Verzweifelten neue Hoffnung einflößt; der sein Menschenkind liebt und aus dem Tod rettet.

Gebet: Herr, schaue auf mich, schaue in mein Herz und sieh, wozu ich dich brauche. Du begleitest mich mit deinen Augen auf allen meinen Wegen. Du weinst, wenn ich mir aus eigener Schuld unnötiges Leid zufüge. Du lachst und freust dich, wenn es mir gut geht und ich dazu helfe, dass es auch anderen gut gehen kann. Dein gutes Angesicht wacht über mir und schenkt mir Frieden. Amen

Herzliche Grüße 

Hans Löhr

Samstag, 27. Mai 2017

Fragen an der Fleischtheke hl

LosungDer HERR sprach: Ich will hinfort nicht mehr die Erde verfluchen um der Menschen willen; denn das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf. 1.Mose 8,21 

LehrtextIhr wisst, dass der Sohn Gottes erschienen ist, damit er die Sünden wegnehme. 1.Johannes 3,5 

Liebe Leserin, lieber Leser,

wenn es nach Gott geht, soll die Erde und alles was darauf lebt nicht mehr um der Menschen willen leiden. Wenn es nach ihm geht, soll sie gesegnet bleiben mit dem Wechsel der Jahreszeiten, mit den Tageszeiten, der Witterung, mit Saat, auf die auch eine Ernte folgt. Er sagt sich: Die Menschen sind eben so wie sie sind. Sie sind und bleiben unverbesserlich. Ja, ihre Gedanken und Absichten sind böse von klein auf. Warum sollen die anderen Geschöpfe dafür büßen müssen?
     Wenn es nach Gott geht. Aber was ist, wenn es nach dem Menschen geht? Dann … Ja, was dann? Hast du dich schon einmal intensiv damit befasst, wie Tiere in den Ställen gehalten werden gerade auch in Deutschland? Wie man mit ihnen in den Schlachthöfen umgeht? Wie es ihnen unter der Herrschaft der modernen Menschen in unserer sogenannten modernen Gesellschaft wirklich geht? 
     Vielleicht willst du das gar nicht wissen. Ich denke mir manchmal auch: Nein, dieses und jenes will ich gar nicht wissen, weil es mich nur aufgewühlt und ich meine Ohnmacht spüre. Aber ich bin ein Mensch und kein Vogel Strauß, der, wie man zu sagen pflegt, seinen Kopf in den Sand steckt, um nichts sehen, um nichts hören, um nichts sagen zu müssen. Und darum frage ich die Verkäuferinnen, wenn ich schon mal Fleisch einkaufe, woher es denn kommt und ob die Tiere artgerecht gehalten werden. Dann ernte ich manchmal erstaunte Blicke, weil solche Fragen an der Fleischtheke offenbar nicht geläufig sind. Und dann bitte ich darum, dass man meine Fragen an die Marktleitung weitergibt. 
     Aber wenn immer mehr so fragen würden, könnten wir Konsumenten schon einen ziemlichen Druck aufbauen, der über den Handel an die Tierhalter und Schlachthöfe weitergegeben werden kann. Gut, dass immer mehr, vor allem jüngere Menschen, weitgehend oder auch völlig auf Fleisch verzichten. Vielleicht bringt das die sogenannten Fleischproduzenten zur Besinnung.
     Aber stimmt das auch, was in der Losung steht, dass das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens von Jugend auf böse ist? Manche widersprechen dieser Auffassung entschieden. Sie glauben, dass der Mensch im Grunde gut sei und dass es die Umstände und die Erziehung sind, die dazu beitragen, dass er gut bleibt oder böse wird.
     Ich halte es mit der Bibel und glaube, dass sie auch in diesem Punkt wieder einmal realistisch ist, sich also an der Wirklichkeit orientiert. Aber Gott belässt es nicht bei dieser Feststellung. Er schickt seinen Sohn Jesus, damit er die Sünden, das Versagen, die Schuld wegnehme. Damit er vergebe und rette. Und indem er uns Menschen vergibt, will er unsere Einstellung ändern, dass wir den gnadenlosen Egoismus sein lassen und uns stattdessen in Liebe den anderen, auch unseren Mitgeschöpfen, den Tieren zuwenden.

Gebet: Herr, du siehst das grenzenlose Leid, das wir Menschen den Tieren antun. Lass es uns nicht büßen. Vergib uns diese Sünde und bring uns zur Besinnung, dass auch die Tiere deine Geschöpfe sind und dir gehören. Amen

Herzliche Grüße 

Hans Löhr

Freitag, 26. Mai 2017

Was für ein Gott!! hl

LosungGott breitet den Himmel aus und geht auf den Wogen des Meers. Er macht den großen Wagen am Himmel und den Orion und das Siebengestirn und die Sterne des Südens. Hiob 9,8.9 

LehrtextBetet an den, der gemacht hat Himmel und Erde und Meer und die Wasserquellen! Offenbarung 14,7 

Liebe Leserin, lieber Leser,

Mann, wenn Hiob schon gewusst hätte, was wir wissen, nämlich  was Gott nach unserem heutigen Erkenntnisstand alles gemacht hat, hätte er vor Staunen den Mund nicht mehr zu gekriegt. Wir leben heute in einer Zeit, in der laufend so viele Wunder der Schöpfung entdeckt werden, dass man mit dem Loben und Preisen gar nicht mehr hinterher kommt. Fast scheint es so, als sei es zu viel, was wir wissen können, so dass viele Leute von diesem Wissen ‚erschlagen‘ sind wie ein Kunde vor einem Supermarktregal mit 100 verschiedenen Joghurt und Marmeladesorten. 
     Nur will es nicht in meinen Kopf, warum nicht mehr Menschen angesichts der fantastischen Wunder der Schöpfung, die uns die modernen Naturwissenschaften nahebringen, glauben und loben. Da sind zum einen die Wunder des Makrokosmos, all die Sterne mit ihren Planeten, all die Galaxien und Galaxienhaufen, die Pulsare und Quasare, die intergalaktischen Staubwolken, die dunkle Energie und Materie, die man bis jetzt noch nicht verstehen kann. Da sind zum anderen die Wunder des Mikrokosmos, die Zellen und Zellkerne, die Gene, die Atome, Protonen, Neutronen, Quarks und Higgs - all die Bausteine, aus denen wir ‚gebaut‘ sind und die im Lauf der Evolution während der letzten 13,9 Milliarden Jahre Im Kosmos entstanden sind.
     Gott hat sie alle gemacht, alles Sichtbare und Unsichtbare, die größten Gebilde und die kleinsten, das, was wir bereits alles wissen und den Ozean an Dingen, die wir und unsere Nachfahren erst noch wissen werden. Und mittendrin hat er dich gemacht und mich, damit wir ihn loben und preisen, danken und lieben, ihm vertrauen und auf ihn hoffen.

Gebet: Halleluja,  gelobt seist du Gott, du Schöpfer von Himmel und Erde, du Vater der Menschen, der du in Jesus Christus zu uns gekommen bist, um uns  zu zeigen, wer und wie du bist. Du bist keine finstere Macht. Du bist die Sonne der Barmherzigkeit. Dich preisen wir, denn du bist treu. Dir können wir vertrauen. Dich beten wir an. Amen

Herzliche Grüße 

Hans Löhr

Donnerstag, 25. Mai 2017

Du bist nicht abgeschrieben hl

LosungJene, die fern sind, werden kommen und am Tempel des HERRN bauen. Sacharja 6,15 

LehrtextHananias betete: Herr, ich habe von vielen gehört über diesen Saulus, wie viel Böses er deinen Heiligen in Jerusalem angetan hat. Doch der Herr sprach zu Hananias: Geh nur hin; denn dieser ist mein auserwähltes Werkzeug, dass er meinen Namen trage vor Heiden und vor Könige und vor das Volk Israel. Apostelgeschichte 9,13.15 

Liebe Leserin, lieber Leser,

ich darf niemals jemanden abschreiben. Und du auch nicht. Mag der Typ auch noch so unsympathisch sein, noch so abstoßend, noch so widerwärtig – ich darf ihn nicht abschreiben, jedenfalls so lange nicht, wie ihn auch Gott nicht abgeschrieben hat. Und das kann dauern, länger als ich lebe. Ich muss jenem Typ eine letzte Chance lassen. Es ist schon mancher vom Saulus zum Paulus geworden, von dem man es  nicht erwartet hätte. 
     Ich kann mich noch gut erinnern, wie sich mein damaliger Oberstudiendirektor im Gymnasium die Augen gerieben hat, als er erfahren hatte, dass dieser langhaarige Typ, an dem seine Erziehungskünste gescheitert  zu sein schienen, Theologie studieren wolle. Ausgerechnet dieser Typ. Und jetzt schreibt er Losungsauslegungen. Aber nicht nur ;-)
     Gott sei Dank schreibt Gott auch mich nicht ab. Egal wie ich mich ihm gegenüber verhalte. Er hat schon die unmöglichsten Typen in seinen Dienst genommen, dass sie auf oft kuriose Art und Weise und manchmal sogar gegen ihren Willen ihn verherrlicht haben. Nein, Gott schreibt auch mich nicht ab. Und dich auch nicht. Er braucht uns beide, egal, ob wir das verstehen oder nicht. Egal, ob wir das wollen oder nicht.
     An seinem Tempel, an seinem Reich, haben schon viele mitgebaut, die von ganz weit hergekommen sind, die so fern von Gott waren, wie man sich das nur vorstellen kann. Im Vergleich mit denen, sind wir schon ziemlich nahe.

Gebet: Herr, Gott sei Dank hast du einen großen und bunten „Tiergarten“, in dem die unmöglichsten Typen einen Platz haben. Wahrscheinlich willst du nicht, dass es in deinem Reich langweilig zugeht. Wäre ja auch noch schöner. Amen

Herzliche Grüße 

Mittwoch, 24. Mai 2017

Das ewige Leben hat schon begonnen hl

Losung: So sollst du nun wissen, dass der HERR, dein Gott, allein Gott ist, der treue Gott, der den Bund und die Barmherzigkeit bis ins tausendste Glied hält denen, die ihn lieben und seine Gebote halten. 5.Mose 7,9 

Lehrtext: Jesus betet: Das ist das ewige Leben, dass sie dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen. Johannes 17,3 

Liebe Leserinnen,

es gibt die Teile und das Ganze. Klingt banal. Und doch ist diese Unterscheidung gerade für meinen Glauben von Bedeutung. Zu den Teilen gehört diese Erde, das Universum, die Zeit und der Raum, du und ich und was es überhaupt so alles gibt. Das Ganze aber ist Gott oder anders gesagt: das ewige Leben. In ihm sind alle Teile enthalten, aber das Ganze ist, wie schon die Physik sagt, mehr als die Summe seiner Teile. Die Bibel sagt im heutigen Lehrtext, was das ewige Leben ist, nämlich Gott in Jesus Christus erkennen, seine Liebe und Barmherzigkeit.
     Antwort, liebe Leserin, lieber Leser, überrascht. Denn viele stellen sich das ewige Leben wieder als Teile verschiedener Erscheinungen vor. Der "Münchner im Himmel" von Ludwig Thoma fürchtete, er müsse dann auf einer Wolke sitzen, Harfe schlagen, Halleluja singen und statt Bier Manna trinken. Andere stellen sich das ewige Leben als Schlaraffenland oder Paradies vor, wo vieles ähnlich ist wie auf Erden nur ohne jedes Problem, dafür in schönster Harmonie. Nun gut, ich habe nichts dagegen, wenn man sich das Leben so schön wie nur irgend möglich ausmalt. Nur muss man dabei bedenken, dass es die eigene Fantasie ist, die zu den Malstiften greifen lässt.
     Ich male mir das ewige Leben nicht mehr aus. Mir genügt der Glaube, dass das es längst begonnen hat. Ich vertraue darauf, dass ich jetzt schon zu Gott gehöre, bei ihm bin, mit ihm unauflöslich verbunden. Das war schon immer so, auch bei dir. Das ist jetzt so, auch bei dir. Das wird so bleiben, auch für dich, egal was kommt, egal ob wir sterben. Gott ist ewiges Leben. Er umfasst alles. Er ist das Ganze. Und wer ihm vertraut und wer ihn erkennt, weil er Christus liebt, der ist jetzt schon in ihm geborgen für immer.

Gebet: Herr, du bleibst mir treu unabhängig davon, ob ich lebe oder sterbe. Du hast dich mit mir unauflöslich verbunden. Von dir komme ich. In dir bin ich. In dir bleibe ich. Amen

Herzliche Grüße 

Hans Löhr

Dienstag, 23. Mai 2017

Feurige Kohlen sammeln hl

LosungWer seinen Nächsten verachtet, versündigt sich; aber wohl dem, der sich der Elenden erbarmt! Sprüche 14,21 

LehrtextSeht zu, dass keiner dem andern Böses mit Bösem vergelte, sondern jagt allezeit dem Guten nach füreinander und für jedermann. 1.Thessalonicher 5,15 

Liebe Leserin, lieber Leser,

keine Vergeltung! Keine Rache! Auch wenn der Wunsch danach noch so im Herzen brennt. Keinen groben Keil auf einen groben Klotz! Nichts heimzahlen! Den anderen nichts büßen, nichts spüren lassen! Kein Hass! Auch wenn man meint, allen Grund dazu zu haben. 
     Sondern durchatmen, Abstand gewinnen, drüber stehen, auf die Zunge beißen, die Faust in der Tasche lassen, sich selbst beherrschen, verstehen und - 
vergeben. Immer wieder vergeben. Nicht vergessen, aber vergeben. Und verstehen, warum der andere so ist wie er ist. Warum er beleidigt, kränkt, lügt, betrügt, sich aggressiv benimmt, verachtet, verleumdet... 
     Verstehen, dass er für sein Verhalten vielleicht gar nichts kann, weil er seinen problematischen Genen ausgeliefert ist, der Unkultur seiner Herkunftsfamilie, weil er vielleicht selbst getreten wurde und nun blind um sich schlägt, weil er sich selbst nicht mag oder emotional wie psychisch krank ist. 
     Und dann zu sich selbst sagen: "Böses mit Bösem vergelten, das ist unter meiner Würde, widerspricht meiner Selbstachtung, beschädigt meinen Glauben, zieht mich auf die Ebene dessen herab, der zu mir böse gewesen ist, macht mich selbst krank und raubt mir den inneren Frieden."
     Und mir dann vornehmen, für alles, was mir von einem anderen Böses getan wurde, wieder einem anderen Gutes zu tun. Hat mich der eine beleidigt, so schreibe ich dem anderen einen lieben Gruß.  Hat mich der eine belogen, so bleibe ich konsequent bei der Wahrheit. Hat mich der eine verleumdet, so sage ich über andere nichts Schlechtes.
     Das alles ist schon sehr anstrengend und geht manchmal über die eigenen Kräfte. Aber Jesus geht noch einen Schritt weiter und sagt: »Es heißt bei euch: ›Liebe deinen Mitmenschen und hasse deinen Feind!‹ Doch ich sage euch: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen!« 
     Und der Apostel Paulus schreibt in seinem Brief an die Christen in Rom: »Vergeltet niemandem Böses mit Bösem. Seid auf Gutes bedacht gegenüber jedermann. Ist's möglich, soviel an euch liegt, so habt mit allen Menschen Frieden. Rächt euch nicht selbst, meine Lieben, sondern gebt Raum dem Zorn Gottes; denn es steht geschrieben (5. Mose 32,35): »Die Rache ist mein; ich will vergelten, spricht der Herr.« Vielmehr, »wenn deinen Feind hungert, so gib ihm zu essen; dürstet ihn, so gib ihm zu trinken. Wenn du das tust, so wirst du feurige Kohlen auf sein Haupt sammeln (wird er sich schämen)« (Sprüche 25,21-22). Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.« (Römer 12,17 ff)
     Das alles kann die Menschheit seit spätestens 2000 Jahren wissen und tun. Wie viel Leid hätte so vermieden werden können! Aber nicht einmal Christen halten sich daran. Paulus selbst ist daran gescheitert. Ich habe ebenso große Probleme damit. Und doch bleibt der Anspruch Jesu bestehen. Ich kann ihn nicht entkräften noch übergehen. Ich muss und will mich immer wieder neu bemühen, Böses nicht mit Bösem zu vergelten, keinen verbalen Angriff mit einem verbalen Gegenangriff zu beantworten, sondern vergeben, immer wieder vergeben und selbst darauf verzichten, andere zu beleidigen und zu verletzen.

Gebet: O Gott, wie soll ich das schaffen? Meine Kraft reicht dazu nicht aus. Ich brauche deine Unterstützung, damit ich das Böse mit Gutem überwinden kann. Du musst mir ins Gewissen reden, dass ich vergeben soll, weil auch du mir schon sooft vergeben hast und noch vergibst. Du musst mich zügeln, wenn in meinem Herzen schwarze Gefühle und Gedanken aufsteigen und ein böses Wort auf der Zunge liegt. Doch ich will meine Selbstverantwortung nicht an dich abgeben, sondern mich ihr stellen und dennoch auf deine Hilfe hoffen. Amen

Herzliche Grüße, Hans Löhr 

Montag, 22. Mai 2017

Neues wagen hl

LosungPflüget ein Neues und säet nicht unter die Dornen! Jeremia 4,3 

LehrtextStellt euch nicht dieser Welt gleich, sondern ändert euch durch Erneuerung eures Sinnes, auf dass ihr prüfen könnt, was Gottes Wille ist, nämlich das Gute und Wohlgefällige und Vollkommene. Römer 12,2 

Liebe Leserin, lieber Leser,

wenn ich mich mit alten Leuten in meiner ehemaligen Gemeinde unterhalten habe, dann fiel im Hinblick auf die Zukunft oft der Satz: »Machen wir halt so weiter.« Was sollten sie auch anderes tun?  Den meisten fehlte die Kraft, noch etwas Neues zu beginnen. Sie waren froh, wenn sie  ihren Alltag bewältigen und sich dabei auf das verlassen konnten, was ihnen vertraut war. Das ist auch in Ordnung so. Schlimm ist es nur, wenn auch schon Jüngere so denken und reden und – leben.  
     Damit das Leben lebendig bleibt, muss auch mal etwas Neues gewagt werden, eine neue Arbeitsstelle, eine Fortbildung, neue Ziele. Es wäre doch schade für die vielen Begabungen die jemand hat und die vielen Möglichkeiten, die in jedem Menschen stecken,  wenn sie verschleudert würden, im Sinn der heutigen Losung: wenn sie unter die Dornen gesät würden. 
     Auch im Glauben kann hin und wieder ein Neuanfang nicht schaden, im Gegenteil. In unserer Zeit ist es nicht schwer, neue Glaubenserfahrungen zu machen, wenn man sich nur ein bisschen bemüht, mal einen anderen Gottesdienst besucht, an einem Hauskreis teilnimmt oder bereit ist, in der Kirchengemeinde mitzuarbeiten. Wie soll gerade in einer Gemeinde etwas neu und anders werden, wenn nicht diejenigen, die sich danach sehnen, bereit sind, sich einzubringen?
     Auch im Lehrtext geht es um eine neue innere Einstellung. In einer anderen Übersetzung heißt er: »Passt euch nicht den Maßstäben dieser Welt an, sondern lasst euch von Gott verändern, damit euer ganzes Denken neu ausgerichtet wird. Nur dann könnt ihr beurteilen, was Gottes Wille ist, was gut und vollkommen ist und was ihm gefällt.« Mein Eindruck ist, dass diese alte Welt dringend eine Neuausrichtung benötigt. Zu viel dreht sich ums Geld, zu wenig um Mitmenschlichkeit. Zu viel um Macht, zu wenig um Verantwortung. Zu viel um Ehrgeiz, zu wenig um Gerechtigkeit... 
     Aber es ist leicht, das so dahinzusagen, wenn man nicht selbst bereit ist, sein Denken von Gott neu ausrichten zu lassen. Und darum bete ich:

Gebet: Herr, du weißt was in unserer Welt alles anders werden muss. Du brauchst Menschen, die etwas Neues wagen und sich an deinem Willen orientieren. Wenn ich dazu einen Beitrag leisten kann, so nimm mich in deinen Dienst. Amen

Herzliche Grüße 

Hans Löhr

Sonntag, 21. Mai 2017

Kein Vorwurf für niemand hl

LosungDer HERR sprach zu Salomo: Bitte, was ich dir geben soll! Salomo sprach: Du wollest deinem Knecht ein gehorsames Herz geben, dass er dein Volk richten könne und verstehen, was gut und böse ist. 1.Könige 3,5.9 

LehrtextWem es unter euch aber an Weisheit fehlt, der erbitte sie von Gott, der allen vorbehaltlos gibt und niemandem etwas zum Vorwurf macht: Sie wird ihm zuteil werden. Jakobus 1,5 

Liebe Leserin, lieber Leser,
 
was für ein schöner Satz im heutigen Lehrtext! Ich will ihn auswendig lernen und nicht wieder vergessen: »Gott gibt allen vorbehaltlos und macht niemandem etwas zum Vorwurf.« Diesen Gott kann ich lieben. Er ist der gute Geist, der mit Mut macht zum Leben, dem ich ganz und gar vertrauen kann.
     Doch wie sehr hat man jahrhundertelang Erwachsene und vor allen Kinder mit einem Zerrbild von Gott drangsaliert. Hat ihnen ein schlechtes Gewissen gemacht, um sie so gefügig zu machen. Und die, die das getan haben, haben aus reiner Eigensucht gehandelt, um ihre Machtgier auszuleben und sich am Leid derer, die ihnen ausgeliefert waren, zu weiden. Solche Menschen heißen in der Bibel „Antichristen“, weil sie wie Wölfe im Schafspelz über andere herfallen. Sie tarnen sich als Superchristen und verkehren das Evangelium vom gütigen Gott in sein Gegenteil. Und darum sage ich: Jedem muss man ins Angesicht widerstehen, der, was den Glauben betrifft, mit Druck und Angst arbeitet, egal welchen Rang, welches Ansehen und welche Macht er hat.
     Statt auf solche Leute zu hören, ist es am besten, selber Gott um Weisheit zu bitten (Lehrtext), um ihn immer besser kennenzulernen und selber zu verstehen, was gut und böse ist (Losung). Schön, wenn wir Theologen andere darin unterstützen können und es unterlassen, sie dabei zu bevormunden. Doch dazu muss man selbst von Gott die nötige Weisheit bekommen haben und vor allem ein liebendes Herz.
     Was wollte ich doch gleich nochmal auswendig lernen? Ach ja: »Gott gibt allen vorbehaltlos und macht niemandem etwas zum Vorwurf.« 

Gebet: Herr, du bist die gute Macht in meinem Leben. Auf dich verlasse ich mich. Du wirst mir die Weisheit geben, die ich brauche, um mich in dieser Welt zurechtzufinden. Amen

Herzliche Grüße, Hans Löhr 

Samstag, 20. Mai 2017

Gottes Arm hl

LosungIst denn die Hand des HERRN zu kurz? 4.Mose 11,23 

LehrtextWas Gott verheißt, das kann er auch tun. Römer 4,21 

Liebe Leserin, lieber Leser,

Nein, Gottes Hand, Gottes Arm ist nicht zu kurz. 
     Der Arm des Kaisers von Rom reichte vor 2000 Jahren bis an die Grenze des heutigen Schottland. Gottes Arm reicht bis ins „Reich des Todes“ (Glaubensbekenntnis). Der Arm der Menschheit reicht bis auf den Mond. Gottes Arm reicht über die Grenzen des Universums hinaus. Mein Arm reicht in meiner Welt in die Gegenwart. Gottes Arm reicht  im Weltall so weit es Zeit und Zukunft gibt. Du kannst mit deinem Arm etwas in deinem Leben bewirken. Gott kann das mit seinem Arm im Leben aller Menschen. Sollte seine Hand, sollte sein Arm nicht auch Macht und Kraft haben, etwas für dich zu tun, was aufs Ganze gesehen gut für dich ist?
     Als du geboren wurdest, lag auf dir seine Verheißung, dass du leben und aufwachsen solltest. Inzwischen bist du schon einige Jahre auf der Welt oder sogar schon einige Jahrzehnte. Du bist der lebende Beweis dafür, dass er seine Verheißung  in die Tat umgesetzt hat. In Jesus hat er uns verheißen, aus dem Tod zu retten in seine unvergängliche Gegenwart. Er hat die Kraft, auch diese Verheißung wirklich werden zu lassen. Denn sein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.

Gebet: Herr, wenn ich im Glauben unsicher werde, dann deshalb,  weil ich so vermessen bin, dich mit mir zu vergleichen. Dann meine ich, dass das, was mir nicht möglich ist, auch dir unmöglich sei. Doch ich bin ein kleiner, schwacher, vergänglicher Mensch. Du aber bist groß, stark und ewig. Ich bin ein Sünder, du aber bist heilig. Ich bin darauf angewiesen, Liebe zu empfangen.  Du aber bist die Quelle der Liebe, die nicht versiegt. Alles was ich bin und habe, empfange ich. Du aber tust deine Hand auf, segnest und gibst. Amen

Herzliche Grüße 

Hans Löhr

---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Kleine Übung: Nachdem du das gelesen hast, nimm dir noch ein paar Sekunden Zeit und frage dich: Welchen Gedanken will ich behalten? Dann atme ruhig und tief, schließe die Augen und mach dir bewusst: Jetzt, in diesem Augenblick umgibt mich Gott wie die Luft, die ich atme. Er hält mich mit seiner Kraft, wie die Sonne die Erde in ihrer Bahn hält. Er will auch in mir leben, um mir ganz nah zu sein. Ich öffne mich und lass ihn in mir wirken. So von ihm umhüllt und erfüllt, lebe ich mein Leben.
*********************************************************************************
1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, je ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen. 

Freitag, 19. Mai 2017

Yes we can - Ja wir können hl

LosungDer HERR verschafft den Unterdrückten Recht, den Hungernden gibt er zu essen. Psalm 146,7 

LehrtextDie Jünger sprachen zu Jesus: Wir haben hier nichts als fünf Brote und zwei Fische. Und er sprach: Bringt sie mir her! Matthäus 14,17-18 

Liebe Leserin, lieber Leser,

letzten Dienstag habe ich den Psalm 146 als Gebet an meine Losungsauslegung angefügt und heute ist der Vers sieben aus diesem Psalm selbst die Tageslosung. So fügen sich manchmal Dinge zusammen, ohne dass man dies gewollt hat.
     Somit sind wir wieder bei einem der zentralen Themen der Bibel, beim Thema soziale Gerechtigkeit. Merkwürdigerweise sind noch immer viele Christen überrascht, dass dieses Thema in der Bibel eine so große Rolle spielt. Sie meinen, dass der Glaube mit unserer Lebenswirklichkeit wenig bis nichts zu tun habe und schon gar nichts mit Politik oder Wirtschaft, mit arm und reich, mit gerecht und ungerecht. Doch da sind sie bei der Bibel an die Falsche geraten. Dass es gerecht zugehe unter den Menschen, entspricht dem Willen Gottes und dem Willen Jesu. Schließlich sind vor ihm alle Menschen gleich, sind alle seine Geschöpfe, hat er ihnen, hat er uns allen dieselbe Würde und dasselbe Lebensrecht verliehen.  
     Gott hat viele Möglichkeiten, seinen Willen durchzusetzen. Eine, und nicht die geringste, sind wir. Wir haben die Freiheit zu entscheiden, ob wir mit ihm seine Pläne verwirklichen und seine Herrschaft aufrichten wollen oder ob wir uns zurückziehen und ihn einen guten Mann sein lassen oder ob wir uns ihm gar entgegenstellen und eigensüchtig  betreiben, von dem wir meinen, dass es uns nütze, auch wenn es auf Kosten anderer geschieht.
     Wir beide, du und ich, können einen Beitrag zu mehr Gerechtigkeit in dieser Welt leisten, jeder an seinem Platz, jeder im Rahmen seiner Möglichkeiten. Wie das geschehen kann, darauf weist der Lehrtext hin, jener Vers aus der Wundergeschichte von der Speisung der Fünftausend: Jesus hat das Wenige, was ihm zur Verfügung stand, gesegnet, darüber gebetet und dann geteilt. Niemand verlangt von uns, dass wir halbe halbe machen. Auch Gott nicht. Aber von seinem Überfluss etwas abgeben und so von dem, womit man von Gott gesegnet wurde, etwas für andere zurückgeben, das gehört für einen Christen zum guten Ton.

Gebet: Herr, ich danke dir, dass ich in der Lage bin, für andere etwas übrig zu haben. Wer weiß, vielleicht wendet sich einmal das Blatt und ich werde darauf angewiesen sein, dass andere für mich etwas übrig haben. Darum lass mich heute einen kleinen Beitrag leisten, dass die Barmherzigkeit in unserer Welt nicht stirbt. Amen

Herzliche Grüße 

Hans Löhr

Donnerstag, 18. Mai 2017

Was fehlt dir zum Glück? hl

LosungDie Frau sah, dass von dem Baum gut zu essen wäre und dass er eine Lust für die Augen wäre und verlockend, weil er klug machte. 1.Mose 3,6 

LehrtextWelchen Nutzen hätte der Mensch, wenn er die ganze Welt gewönne und verlöre sich selbst? Lukas 9,25 

Liebe Leserin, lieber Leser,

was fehlt dir noch zum Glück? Eva hatte im Paradies alles. Aber was sie nicht haben sollte, nämlich die Frucht vom Baum der Erkenntnis, das reizte sie besonders. Und so, von der Schlange verführt, konnte sie nicht widerstehen und übertrat Gottes Gebot. Glücklich ist sie deswegen nicht geworden, sondern sterblich. Die Folgen der Lust waren die Schmerzen beim Gebären. Und als Dreingabe bekam sie Adam, mit dem es ein Kreuz war, aber ohne ihn auch (1. Mose 3,16). Sie meinte, der Apfel fehle ihr zum Glück, stattdessen hatte sie jetzt den Salat. "You can't always get what you want" - Du kannst nicht immer kriegen, was du willst - So sangen schon die Rolling Stones vor 50 Jahren. 
     Zurück zu dir. Was fehlt dir noch zum Glück? Manchmal ist es das, was einen unglücklich macht, wenn man es endlich hat. Auf jeden Fall lässt der Reiz dann deutlich nach.
Könnte es nicht auch sein, dass das Glück nicht dort zu finden ist, was noch fehlt, sondern da, was man längst hat?
     Jesus sagt, wer die ganze Welt gewinnen will, verliert sich an die Welt, geht in ihr unter. Und unmittelbar vorher sagt er: „Wer sich an sein Leben klammert, der wird es verlieren. Wer aber sein Leben für mich aufgibt, der wird es für immer gewinnen.“ Manche nahmen das zum Anlass, ins Kloster zu gehen oder Diakonisse zu werden. Ich halte es durchaus für möglich, dass einige von ihnen dort ihre Erfüllung gefunden haben. Aber du und ich, wir wollen und sollen in dieser Welt zurechtkommen. Was könnte er dann mit dem Satz meinen: „Wer sein Leben für mich aufgibt, der wird es für immer gewinnen.“? 
     Ich verstehe das so, dass ich ihm folgen soll und nicht anderen Menschen oder Dingen nachrennen und mein Herz an sie hängen. Ihm folgen aber heißt, in dem Bewusstsein, Gefühl und Vertrauen leben, dass ich längst alles gewonnen habe, was glücklich macht. Mir ist von jeher Gottes Liebe geschenkt. Ich bin von jeher etwas Besonderes, was ich durch nichts übertreffen kann, nämlich sein Geschöpf, sein Kind. Und ich bin gerettet aus der Macht des Bösen und des Todes. Anders und mit den Worten des Psalms 23 gesagt: „Mir wird nichts mangeln“, weil er für mich da ist und ich ihm gehöre. Das zu glauben heißt, sein Leben gewinnen. Darauf vertrauen heißt, nicht mehr eigene Wege zum Glück in dieser Welt suchen, sondern den Weg zum Glück gehen, den er mir gezeigt hat.
     Das macht mich frei, vieles zu entdecken, auszuprobieren, zu genießen und zu haben, ohne mich davon abhängig zu machen und so letztlich zum Sklaven eines unstillbaren Verlangens zu werden. Ich muss mich nicht an diese Welt verlieren, weil Gott mich in Jesus gefunden hat.

Gebet: Herr, du bist mein ganzes Glück, weil alles, was mich glücklich macht und mir gut tut von dir kommt. In alledem leuchtet deine Liebe auf, von der mich auch der Tod nicht scheiden kann (Römer 8,39). Amen

Herzliche Grüße 


Hans Löhr

Mittwoch, 17. Mai 2017

Ja ohne Nein hl

LosungDer HERR lässt es hören bis an die Enden der Erde: Sagt der Tochter Zion: Siehe, dein Heil kommt! Jesaja 62,11 

LehrtextAuf alle Gottesverheißungen ist in Jesus Christus das Ja. 2.Korinther 1,20 


Liebe Leserin, lieber Leser,

"Tochter Zion, freue dich, sieh dein König kommt zu dir!" Dieser Adventschoral gehört zu meinen Lieblingsliedern aus dem Gesangbuch (EG Nr. 13). Kein Wunder, stammt doch die herrliche Melodie von Georg Friedrich Händel, einem der ganz großen Meister der Musik. Hier das Lied auf YouTube. Tochter Zion, das ist in der Bibel ein anders Wort für die Stadt Jerusalem. In wenigen Wochen werde ich mit einer kleinen Reisegruppe hinfahren, und vielleicht singen wir dort dann dieses Lied.
     Aber ach, Jerusalem! Diese seit Jahrtausenden umkämpfte Stadt. Mehrmals wurde sie samt Tempel bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Heute verteidigen die Palästineser den Rest der Stadt, in der sie Jahrhunderte lang gelebt haben, gegen die Übergriffe radikaler Israelis. Und die Besatzer? Sie pochen auf die Bibel, auf das Alte Testament, und erheben Anspruch auf Stadt und Land, das ihnen vor 2000 und mehr Jahren gehört hat bis die Römer die Bewohner im Jahr 70 nach Christi Geburt vertrieben haben. Wenn das alle so machten und sich das Land mit Gewalt zurückholen wollten, das ihren Vorfahren gehört hatte, es gäbe weltweit nur noch Mord- und Totschlag. Oder sollen die Indianer Nordamerikas und die Schwarzen Südafrikas und die Aborigenes in Australien die Weißen wieder gewaltsam vertreiben, von denen sie selbst vertrieben worden sind? Ihnen war ihr Land auch heilig gewesen.
     Und so ist es kein Wunder, dass Jesus einst in Tränen ausbrach, als er vom Ölberg auf Jerusalem blickte. Lukas erzählt davon im Kapitel 19, 41-44: Als Jesus Jerusalem vor sich liegen sah, weinte er über die Stadt. »Wenn doch auch du heute erkannt hättest, was dir Frieden bringt!«, rief er. »Aber jetzt bist du mit Blindheit geschlagen. Es kommt eine Zeit, in der deine Feinde einen Wall um deine Mauern aufschütten und dich von allen Seiten belagern. Sie werden dich dem Erdboden gleichmachen und deine Bewohner töten. Kein Stein wird auf dem anderen bleiben. Denn du hast die Gelegenheit, als Gott dir nahekam, nicht genutzt.«
     Er war und bleibt das Heil für diese Stadt (Losung). Er, der als gewaltloser, sanftmütiger Friedenskönig auf einem Esel in die Stadt ritt. Und darum wird auch nur die Orientierung an ihm, an seiner Friedfertigkeit, an Gewaltverzicht und Demut den Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern lösen und die Stadt aus dem Würgegriff von Streit und Gewalt befreien. 
     Das sei doch nur ein frommer Wunsch, sagen manche dazu. Ich sage: Welche Alternative gibt es denn? Was haben alle anderen Versuche bisher gebracht? Ja, wir können für diese Welt und für uns selbst gar nicht genug fromme Wünsche haben und dafür beten, dass sie in Erfüllung gehen und gleichzeitig tun, was in unseren Kräften steht.
     Gott hat dieser Welt eine Zukunft verheißen ohne Krieg und Gewalt (Jesaja 2,4), ohne Schmerzen und Tränen (Offenbarung 21,4-6), in der die Uniformen verbrannt (Jesaja 9,4) und die Waffen vernichtet (Jesaja 2,4) werden. Und Jesus ist sein großes "Ja und Amen" darauf: So soll es sein. So wird es sein. Wann? Wann er es will.
     Gott kommt in Jesus als Heil für Jerusalem (Losung). Er kommt aber auch zu dir und sagt: "Siehe, ich stehe vor deiner Herzenstür und klopfe an." (Offenbarung 3,20) Wirst du öffnen?

Gebet:  Herr, einmal kommt der Tag, an dem alles Leid ein Ende haben wird und wir alle gemeinsam, egal welchen Glaubens und welcher Religion, welcher Rasse und welcher Herkunft dich preisen und anbeten werden. Mag der Tag noch fern sein, so wirft er doch schon sein Licht voraus und zeigt uns den Weg, den wir gehen sollen und das Ziel, das wir erreichen werden. Mache uns Mut, in diesem Licht die Welt heute zu sehen und im Blick auf dich für Frieden und Versöhnung zu arbeiten. Amen

Herzliche Grüße 

Hans Löhr

Dienstag, 16. Mai 2017

Die andere Seite von Weihnachten hl

LosungWeil die Elenden Gewalt leiden und die Armen seufzen, will ich jetzt aufstehen, spricht der HERR, ich will Hilfe schaffen dem, der sich danach sehnt. Psalm 12,6 

LehrtextSollte Gott nicht Recht schaffen seinen Auserwählten, die zu ihm Tag und Nacht rufen? Lukas 18,7 


Liebe Leserin, lieber Leser,

»Es rettet uns kein höh'res Wesen,
kein Gott, kein Kaiser noch Tribun.
Uns aus dem Elend zu erlösen,
können wir nur selber tun!«

So sangen die ausgebeuteten Arbeiter um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Damals sprach dieser Text aus dem Lied „Die Internationale“ zahllosen sogenannten Proletariern in vielen Ländern aus dem Herzen. Als dann in Russland und in China die Kommunisten an die Macht gekommen und aus den ehemaligen Befreiern die neuen Unterdrücker geworden waren, wurde aus dem Lied der Freiheit das Gebrüll neuer staatlicher Gewalt.
     Das ist das Schicksal so vieler Lieder, die sich nicht dagegen wehren können, wer sie in den Mund nimmt und gegebenenfalls missbraucht. So war das auch mit Kirchenliedern, die gesungen wurden, während die sogenannten Ketzer brannten. So war das mit den Liedern der Jugendbewegung in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts, die danach von den Nazis vergewaltigt wurden.
     Damals, als der deutsche Text der „Internationalen“ gedichtet wurde, fühlten sich die Ausgebeuteten, die Erniedrigten, Beleidigten und Elenden von der Kirche im Stich gelassen. Und so meinten sie, dass auch Gott sie im Stich gelassen hätte. Sie glaubten nicht, was in der heutigen Losung steht. Viele glauben das heute noch nicht angesichts des andauernden Elends der Armen.
     Aber ich glaube das, weil ich glaube, dass Gott auf eine Weise handelt, die wir Menschen, wenn überhaupt, oft erst im Nachhinein verstehen. Ich glaube zum Beispiel, dass die atheistischen Kommunisten und Sozialisten im 19. Jahrhundert und anschließend die Gewerkschaften und die oppositionellen Arbeiterparteien Werkzeuge Gottes waren, um die Arbeitssklaven des Kapitalismus zu befreien. Die Kirchen waren sich, bis auf Ausnahmen, damals zu fein, sich mit den ungebildeten und verelendeten Arbeitern abzugeben. Sie paktierten lieber mit den Mächtigen, mit dem Kaiser und den Königen, mit den Fabrikbesitzern und Großgrundbesitzern. 
     Kein Wunder, dass bis heute viele Arbeiter auf Distanz zur Kirche gehen, weil sie sich da weder verstanden noch heimisch fühlen. Inzwischen haben viele vergessen, welche Kämpfe und Leiden es ihre Vorfahren gekostet hat, um soziale Leistungen wie den 8-Stunden-Tag, den Arbeitsschutz im Krankheitsfall, Arbeitslosengeld und Urlaub zu erringen, Leistungen, die heute selbstverständlich zu sein scheinen.
     Nein, Gott gibt sich keineswegs nur mit den Frommen ab. Auch die Atheisten sind seine Kinder. Alle, die sich bis heute für soziale Gerechtigkeit in unserem Land und weltweit einsetzen, handeln in seinem Sinn und werden von ihm gebraucht.
     Ja, „Gott wird seinen Auserwählten Recht schaffen, die zu ihm Tag und Nacht rufen“, wie Jesus im Lehrtext sagt. Seine Auserwählten sind zuerst die Sünder und nicht die Heiligen. Seine Auserwählten sind zuerst die Unterdrückten und nicht die Unterdrücker. Seine Auserwählten sind die Ausgebeuteten und nicht die Ausbeuter. Seine Auserwählten sind alle, die leiden und Unrecht erfahren. Und ihre Gebete sind ihre Seufzer, ihre Schreie, ihre Tränen. Sie haben nicht umsonst geseufzt, geschrien und geweint. Gott hört und sieht sie und sorgt dafür, dass diejenigen, die jetzt mächtig und sicher sind, nicht mächtig und sicher bleiben werden.
     Davon hat bereits Maria, die Mutter Jesu, ein Lied gesungen, in dem es heißt:
»Der Herr stößt die Gewaltigen vom Thron und erhebt die Niedrigen.
Die Hungrigen füllt er mit Gütern und lässt die Reichen leer.« (Lukas 1,51+ 52)
Mit dieser Kampfansage auf den Lippen hat sie Jesus in einem Viehstall geboren und in einen Futtertrog gelegt. Das, liebe Leserin, lieber Leser, ist die andere Seite von Weihnachten.

Gebet mit Psalm 146:
Halleluja – lobt den HERRN! Ich will den HERRN loben mit ganzer Hingabe, solange ich bin!
Setzt euer Vertrauen nicht auf Leute, die Einfluss haben und Macht ausüben! Sie sind doch bloß vergängliche Menschen und können euch nicht retten. Sie werden sterben und zu Staub zerfallen; und wenn ihr Lebensgeist sie verlässt, dann vergehen auch all ihre Pläne.
Glücklich aber ist der Mensch, der seine Hilfe von Gott erwartet! Glücklich ist, wer seine Hoffnung auf den HERRN setzt! Denn er hat Himmel und Erde geschaffen, das Meer und alles, was es dort gibt. Für immer wird er zu seinem Wort stehen!
Den Unterdrückten verschafft er Recht, den Hungernden gibt er zu essen, und die Gefangenen befreit er. Der HERR macht die Blinden wieder sehend und richtet die Niedergeschlagenen auf. Er bietet den Ausländern Schutz und sorgt für die Witwen und Waisen. Er liebt alle, die seinen Willen tun, aber diejenigen, die ihn missachten, führt er in die Irre. Der HERR regiert für immer und ewig! Amen

Herzliche Grüße allen, die ein Herz haben für die "Verdammten dieser Erde", für die Geknechteten und Gequälten, die Rechtlosen und Getretenen, die für sie zu Gott beten und vor den Menschen nicht schweigen.

Hans Löhr

Montag, 15. Mai 2017

leichter leben hl

LosungDu, HERR, wollest deine Barmherzigkeit nicht von mir wenden; lass deine Güte und Treue allewege mich behüten. Psalm 40,12 

LehrtextDer Gott des Friedens heilige euch durch und durch und bewahre euren Geist samt Seele und Leib unversehrt, untadelig für das Kommen unseres Herrn Jesus Christus. Treu ist er, der euch ruft; er wird's auch tun. 1.Thessalonicher 5,23-24 

Liebe Leserin, lieber Leser,

     mit dem heutigen Lehrtext endet der Brief des Apostels Paulus an die Christen in Saloniki. Würde er heute leben und wäre er ein Apostel unserer Leistungsgesellschaft, würde er so schreiben: "Führt ein Leben, das in jeder Hinsicht Gott gefällt! Macht ja keine Fehler und zeigt keine Schwächen an Geist, Seele und Leib!" Mit anderen Worten: "Reißt euch zusammen. Strengt euch an. Seid perfekt!" 
     Solche Appelle nehmen dich in die Pflicht, die Last für ein erfolgreiches und fehlerloses Leben selbst zu tragen. Was früher die Peitsche für den Sklaven war, ist heute der Zwang zur Selbstoptimierung und Perfektion, den viele verinnerlicht haben, weil sie meinen, nur so etwas zu gelten und zu erreichen.
     Aber Paulus ist kein Apostel der Leistungsgesellschaft, sondern der Guten Nachricht von Jesus Christus. Und darum heißt sein Briefschluss in einer neuen Übersetzung so:
     »Möge Gott, von dem aller Friede kommt, euch helfen, ein Leben zu führen, das ihm in jeder Hinsicht gefällt. Er bewahre euch ganz und gar, damit ihr fehlerlos seid an Geist, Seele und Leib, wenn unser Herr Jesus Christus kommt. Gott hat euch ja dazu auserwählter ist treu, und was er in euch begonnen hat, das bringt er auch ans Ziel.«
     Das klingt gleich ganz anders als die heute üblichen Leistungsappelle. Nun liegt es zuerst an Gott und nicht mehr nur an mir, ein gottgefälliges Leben zu führen. Natürlich haben sich auch die Christen damals darum bemüht. Aber zugleich haben sie darauf vertraut, dass er ihnen dabei hilft. Und sie haben gewusst, dass sie bei allem Bemühen nicht aus eigener Kraft perfekt sein können, dass es auf Gottes Treue ankommt und nicht auf ihre und dass er allein die Macht hat zu vollenden, was er begonnen hat.
     Um wie viel leichter wäre das Leben, wie viel mehr Frieden (Lehrtext) hätten wir in uns, könnten auch wir heute so auf Gott vertrauen und in diesem Wissen um seine Treue leben. Und damit auch wir beide unbeschwerter und zuversichtlicher leben können als viele unserer Zeitgenossen, lade ich dich ein, die heutige Losung noch einmal ganz bewusst als Gebet zu sprechen:

Gebet:  HERR, bitte verschließe dein Herz nicht vor mir; du bist gütig und treu; du wirst mich auch künftig behüten. Amen (Psalm 40,12. Übersetzung: HL)

In diesem Sinn eine gute neue Woche und herzliche Grüße!

Hans Löhr

Sonntag, 14. Mai 2017

Tu, was du kannst hl

LosungIch will euch annehmen zu meinem Volk und will euer Gott sein. 2.Mose 6,7 

LehrtextSeht, welch eine Liebe hat uns der Vater erwiesen, dass wir Gottes Kinder heißen sollen - und wir sind es auch! 1.Johannes 3,1 

Liebe Leserin, lieber Leser,

das, was Losung und Lehrtext heute sagen, ist so. Niemand kann daran etwas ändern. Jeder aber kann das für sich so annehmen und in diesem Glauben leben. Und wenn du das tust, kann ich dir nur von Herzen gratulieren. Kann einem Menschen etwas Besseres passieren als in dem Vertrauen zu leben von Gott angenommen zu sein, ihm zu gehören, von ihm geliebt zu werden als sein Kind, als sein Sohn, als seine Tochter?
     Viele werden jetzt sagen: "Natürlich kann mir Besseres passieren, weil ich das einfach nicht glaube." Wie schade! Was entgeht dem nicht alles, der so denkt! 
Für mich ist der Glaube der hell glänzende Hintergrund meines Lebens. Das ist wie bei einem Theaterstück auf der Bühne, das sich vor dem Bühnenbild eines Sonnenaufgangs abspielt. Was immer die Schauspieler darstellen, ob eine Tragödie oder ein Lustspiel, ob Leid und Not oder die schönen Seiten des Lebens – der Hintergrund zeigt, dass die Sonne jetzt schon die Gegenwart überstrahlt und alles ein gutes Ende nehmen wird.
     Gott ist dieser Hintergrund, dieser Goldgrund meines  - und deines Lebens. Du und ich, wir können in dem Urvertrauen leben, dass er zu jeder Zeit für uns da ist. Das sage nicht ich. Das sagt mir die Bibel. Wenn ich das, was ich kann, auch tue, sieht die Welt gleich anders aus. Und wie komme ich dazu? Indem ich schlicht und einfach damit beginne ihm zu vertrauen, jeden Tag aufs Neue. Auch jetzt. Denn was Losung und Lehrtext heute sagen, ist so.

Gebet: Ja, Herr, ich vertraue dir. Doch du weißt selbst, dass es damit so weit nicht her ist. Du kennst ja mein Herz. Und dennoch sage ich es wieder: Ich vertraue dir. Ich sage es dir immer wieder, damit wahr wird, was ich mir wünsche. Ich vertraue dir inmitten meiner Zweifel. Ich vertraue dir in meiner Unsicherheit. Ich vertraue dir in meiner Angst. Ich vertraue dir in meiner Sünde. Ich vertraue dir, auch wenn ich nicht glauben kann. Ich vertraue, dass es so ist, wie die beiden Bibelworte heute sagen. Herr, ich vertraue dir. Hilf mir, dass ich dir vertrauen kann. Amen

Herzliche Grüße 

Hans Löhr

p.s. Wem's gefällt: YouTube-Song "Mittelpunkt"

Samstag, 13. Mai 2017

Damit die Freude bleibt hl

Losung: Man wird wieder hören den Jubel der Freude und Wonne, die Stimme des Bräutigams und der Braut und die Stimme derer, die da sagen: »Danket dem HERRN Zebaoth; denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich.« Jeremia 33,11 

Lehrtext:  Johannes der Täufer sprach: Der Freund des Bräutigams freut sich sehr über die Stimme des Bräutigams. Diese meine Freude ist nun erfüllt. Johannes 3,29 

Liebe Leserin, lieber Leser,

meine Eltern wurden 1943, zwei Jahre vor Kriegsende in der Lorenzkirche In Nürnberg getraut. Es war eine sogenannte „Kriegstrauung“ ohne großes Fest, ohne Geschenke, ohne den ganzen Hype, der heute oft um eine Trauung gemacht wird. Am Ende des Krieges konnte in der Lorenzkirche niemand mehr getraut werden. Nürnberg war in Schutt und Asche gebombt und auch die Kirche war dadurch stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Da war erst mal kein „Jubel der Freude und Wonne“ mehr zu hören, auch nicht die Stimme von Bräutigam und Braut (Losung). Und wenn die Überlebenden damals Gott dankten, dann deshalb, weil sie davongekommen waren, aber nicht, weil das Leben so schön war. Heute ist das in Syrien so. Und wo wird es morgen so sein?
     Ich wünsche es mir und den nachfolgenden Generationen nicht,  dass wieder einmal so eine Zeit in unser Land kommt, eine Zeit von Krieg, Leid und Not.  Aber wissen kann ich es nicht.
     Doch das weiß ich, dass es bisher nach jeder Nacht wieder Tag geworden ist. Dass bisher nach jedem Krieg wieder Frieden geworden ist. Dass nach allem Leid auch wieder die Freude ihre Zeit hat. Und dass wir heute, 72 Jahre nach Ende des Krieges täglich Gott auf Knien danken sollten, dass wir eine so lange Zeit des Friedens und des Wohlstands erleben dürfen. Wissen wir aber auch, dass jeder von uns, jeder (!) etwas dazu tun muss, dass es so bleibt? Friede und Gerechtigkeit sind nicht selbstverständlich. Sie sind Gottes Geschenke, die wir Tag für Tag neu schätzen und bewahren sollen.

Gebet: Herr, ich danke dir,  dass nach dem namenlosen Leid, welches die Generationen vor uns über sich und diese Welt gebracht haben, in unserem Land nun Frieden herrscht. Ich danke dir für diesen ganz normalen Tag, an dem niemand Angst haben muss vor Bomben und Raketen. An dem überall in unserem Land Menschen Hochzeit feiern und sich unbeschwert freuen können. An dem ich frei meinen Glauben leben kann, ohne verfolgt zu werden. Hilf uns allen, den Frieden zu bewahren und auch  unseren Kindern und Enkeln eine lebenswerte Welt zu erhalten. Amen

Herzliche Grüße 

Hans Löhr