Witze, wenn sie wirklich gut sind, kann man
zweimal hören. Diesen, den ich gleich erzählen werde, kennen einige von euch
schon. Aber weil er so treffend ist, möchte ich ihn noch einmal bringen:
Zwei
Pfarrer unterhalten sich. Einer klagt über die Fledermäuse in seiner Kirche. Er
weiß nicht, wie er sie los werden kann. Da sagt sein Kollege: Kein Problem, ich hab
sie konfirmiert. Seitdem sind sie aus der Kirche verschwunden.
Das ist seit langem ein weit verbreitetes
Phänomen: Wer konfirmiert ist, fliegt der Kirche erst einmal davon und lässt
sich in der Gemeinde so schnell nicht mehr blicken. Das war zu meiner
Generation so, zur Generation eurer Eltern, bei den Konfirmandenjahrgängen vor
euch und bei euch wird es wieder so sein. Da brauchen wir uns nichts vor zu
machen.
Aber warum ist das so? Nun, da gibt es viele
Gründe. Darüber sollte man besser bei anderen Anlässen sprechen als bei der Konfirmation. Und dann ist es ja auch so, dass ein paar von euch doch
bleiben, weil sie beim Kindergottesdienst mitarbeiten oder den Teenkreis
weiterhin besuchen. Und vielleicht fahren ja auch ein paar von euch wieder mit
auf das TMT ins Monbachtal im Schwarzwald.
Wer gibt auf dich acht?
Doch selbst wenn ihr nach der Konfirmation
für die Kirche und unsere Gemeinde verschwunden seid, für Gott ist das nicht so. Er sieht dich, ob
Konfirmand oder Erwachsener, trotzdem. Jeden Tag. Auch jetzt. Und das ist gut,
dass er weiterhin auf dich achtet wie schon bisher und wie auch jetzt. Denn
wenn er es nicht täte, wer sonst würde auf dich achtgeben, dein Leben
beschützen und erhalten? Die Lebensversicherung vielleicht? Die Regierung? Der Chef? Der
Zufall?
Du kannst dich fragen, warum sollte Gott das
tun? Wieso hat er ein Interesse an mir, da doch mein Interesse an ihm so toll
nicht ist? Die Antwort des Glaubens ist einfach: Weil du ihm gehörst. Weil er
dich gewollt und geschaffen hat und dich darum auch nicht aufgibt.
Einige von euch hier haben zuhause eine
Katze. Warum füttert ihr sie täglich? Warum gebt ihr Geld aus für den Tierarzt?
Warum leert ihr das Katzenklo aus? Warum all die Mühe? Die
Katze tut eigentlich wenig dazu, sich diese Mühe zu verdienen. Ein Hund bellt
wenigstens, und wenn es gut geht, gehorcht er und apportiert ab und zu ein
Stöckchen. Eine Katze macht das nicht.
Warum also der Aufwand für sie? Ganz einfach, weil sie zu euch gehört. Weil ihr
sie liebt. Und wenn sie einmal tot ist, sind alle in der Familie traurig wie
die Familie in Sommersdorf, deren Katze neulich ausgerechnet in der Regentonne am
Pfarrhaus ertrunken ist.
Du bist mehr als eine Katze
Soviel Einsatz an Arbeit, Geld und Gefühlen für eine Katze. Und dabei habt
ihr sie noch nicht einmal selbst gemacht. Du aber bist für Gott viel mehr als eine Katze. Du bist sein geliebtes Kind. Darum finde ich es gut, wenn auch
du die Beziehung zu ihm nicht abreißen lässt. Eine Katze weiß, wo sie
hingehört. Weißt du das auch? Und wie ist es, wenn du einmal fort und von
daheim ausgezogen bist und wenn deine Eltern einmal nicht mehr da sein werden?
Weißt du dann, wo du hingehörst? Wem du gehörst?
Eine Katze kommt immer wieder zurück, wenn
sie anständig behandelt wird. Und wenn das ein Tier schon kann, kannst du das
schon zweimal. Gott ist für dich nur ein Gebet weit weg. Und wenn du mit ihm
sprichst, dann ist er auch für dich da.
Erinnert euch an den Religionsunterricht in
der vierten Klasse. Damals erzählte ich euch die geheimnisvolle Geschichte von
Mose, der einen brennenden Busch entdeckte, der doch nicht verbrannt ist. Und
plötzlich sprach aus dem Feuer Gott selbst zu Mose und nannte ihm seinen Namen
»IchBinDa!« [FOLIE]
Wir haben dann diesen Hefteintrag gemacht: [Auge + Ohr + Herz + Hand + Mund = Jahwe / IchBinDa!]
LESEZEICHEN (Vorder- und Rückseite, © Hans Löhr 2012) Zum Vergrößern anklicken:
Und dann sagte ich zu euch:
Alles, was wir im Religionsunterricht gemacht haben, könnt ihr wieder
vergessen. Aber das merke dir ein für alle Mal bis an dein Lebensende: Dein
Gott heißt »IchBinDa!« Und mit diesem seinem Namen sagt er zu dir:
· Ich, dein Gott, war da als du geboren wurdest
und seitdem erhalte ich dich am Leben.
· Ich, dein Gott, war da als du krank warst und
hab dich wieder gesund gemacht.
· Ich, dein Gott, war da als du in Gefahr warst
und hab dich daraus gerettet.
· Ich, dein Gott, war da als du
niedergeschlagen warst und hab dich wieder aufgerichtet.
· Ich, dein Gott, war die ganze Zeit für dich
da, auch wenn du es meistens gar nicht gemerkt hast.
· Und ich bin auch jetzt für dich da, hier bei
deiner Konfirmation, um dich zu segnen mit meiner Liebe, meiner Kraft und
meinem Frieden.
· Und ich werde auch morgen da sein, jeden Tag,
jede Stunde. Darauf kannst du dich verlassen.
Damit du dich auch später daran erinnern
kannst, hab ich für dich aus jenem Hefteintrag in der vierten Klasse ein Lesezeichen
gemacht. Du bekommst es nachher bei deiner Einsegnung. Heb es gut auf. Lege
es ins Gesangbuch oder in deine Bibel oder in dein Nachtkästchen. Und wenn du
einmal dringend Hilfe brauchst, die dir Menschen nicht geben können, dann nimm
es zur Hand, schau es dir an und sprich ein Gebet.
Du wirst Gottes Nähe und Hilfe spüren, wenn
du glaubst und ihm und seinen Worten vertraust. Wenn nicht, bist du wie ein
Mensch, der zwar einen Sechser im Lotto gewonnen hat. Aber es nützt ihm nichts, weil
er den Schein weggeworfen hat.
Vermutlich werden nach der Konfirmation die
meisten von euch aus Kirche und Gemeinde erstmal verschwunden sein. Aber dann
nimm aus deiner Konfirmation mit, dass Gott für dich da ist so bald du ihn
rufst, sobald du zu ihm betest und mit ihm sprichst. Lass den Kontakt zu ihm
nicht abreißen. Such immer wieder seine Nähe und wenn du mehr willst, wenn du
willst, dass er dir ein starkes und fröhliches Herz schenkt, wenn du mit ihm
glücklich werden willst, dann lade ihn in dein Leben ein und gib ihm da den
ersten Platz.
Flieg, Fledermaus, flieg!
Mit diesem Gott an deiner Seite kannst du
gefasst durch gute und schlechte Zeiten gehen. Und auch wenn es einmal ganz
schwierig für dich werden sollte, denke daran: Er sieht deine Not, er hört dein
Gebet, er fühlt mit dir, er hilft dir mit starker Hand, er stärkt dich mit seinem
Namen und sagt: „Keine Angst, ich bin doch da – für dich!“
Und nun, ihr Fledermäuse Gottes, fliegt in seinem
Namen hinaus in die Welt. Ihr werdet manches Abenteuer erleben. Doch bleibt in
guten wie in schlechten Zeiten mit ihm in Kontakt. Ihr wisst jetzt, er ist nur
ein Gebet weit weg entfernt.
Und wenn eure Seele sich mal ausruhen will
oder eine Heimat braucht: In der Kirche hier wohnen nach wie vor Fledermäuse
und hinter den Fensterläden unseres Pfarrhauses auch. Wir wollen sie gar nicht los
werden. Wir freuen uns über sie. Und darum halten wir auch für euch einen Platz
frei hier in eurer Kirche und in eurer Gemeinde.
Guten Flug ins Leben und
behüt‘ euch Gott! Amen