Dienstag, 31. Dezember 2019

Gott ist treu hl

Bibelwort für den Monat Januar: Gott ist treu. 1.Korinther 1,9

Liebe Leserin, lieber Leser,

aus drei Wörtern besteht der Monatsspruch für Januar 2020. Aber die haben es in sich: Gott ist treu. Mit dieser Zusage gehe ich zuversichtlich ins neue Jahr.
     Ich weiß, auch 2020 wechseln helle und dunkle Stunden einander ab. Ja, ich wünsche mir für das neue Jahr viele helle Tage. Ich kann auch im Rahmen meiner Möglichkeiten etwas dafür tun. Aber letztlich habe ich es nicht in der Hand, was auf mich zukommt.
Doch ich glaube zu wissen, wer auf mich zukommt. Jeden neuen Tag kommt der auf mich zu, von dem die Bibel sagt: Gott ist treu. Jeder neue Tag stellt mich vor die Frage, ob ich das glauben will und ob ich darauf vertrauen kann. Damit hält sie mir einen Spiegel vor und sagt:
     „Du Mensch bist ein unbeständiges Wesen. Sieh dich nur an: Du siehst und spürst, wie du langsam alt und älter wirst. Du ärgerst dich darüber oder bist traurig, dass deine besten Jahre vorübergehen. Doch jeder Tag in deinem Leben ist ein weiteres Geschenk von deinem Schöpfer, dass du deinen Mitmenschen Freude machst und dich an seiner Welt freust. Schau zurück, so viele Tage schon hat er seine segnende und schützende Hand über dich gehalten. Er hat dich gut durch das alte Jahr gebracht und all die Jahre davor. Er wird das auch im neuen Jahr tun. Denn er ist treu.
     Und du? Wirst auch du ihm treu sein? Du weißt, du kannst für dich und deinen Glauben keine Hand ins Feuer legen. Schnell kann etwas geschehen, was dich aus der Bahn wirft. Schnell wirst du unsicher, beginnst zu zweifeln und verlierst deinen Gott. Aber er verliert dich nicht. Er zweifelt nicht an dir. Er ist sich ganz sicher, dass er dich liebt.
     Und deine Zweifel? Sie sind dein Problem. Ihn stören sie nicht. Sie sollen dir helfen, im Glauben nur umso fester zu werden. Und wenn du ihm untreu wirst, so ändert auch das nichts daran, dass er dir treu bleibt.“
     So verstehe ich die Bibel und die Zusagen, die sie mir macht. In diesem Glauben gehe ich heute aus dem alten in das neue Jahr und bitte ihn, dass er mich und meine Lieben begleite.

Gebet: Herr, wo ich auch gehe und stehe, du bist da und siehst mich freundlich an. Bleibe ich zu Hause, so bist du da. Fahre ich mit dem Auto über Land, so bist du da. Fliege ich mit dem Flugzeug nach einem anderen Kontinent, so bist du auch da. Am Morgen stehst du an meinem Bett. Tagsüber begleitest du mich Schritt für Schritt. Und des Nachts wachst du über mir. Alles, was geschieht, geschieht vor dir. Alles geschieht mit dir. Denn du bist treu. Amen

Herzliche Grüße und Gottes Segen im neuen Jahr!

Ihr / dein Hans Löhr

p.s. Ich freue mich über Ihren Kommentar, den Sie weiter unten schreiben können.
Sie können die Losungsauslegungen gerne über E-Mail, WhatsApp, Twitter, Facebook etc, weiterverbreiten: Einfach markieren, kopieren und in das jeweilige Programm einfügen.

Mit Spracherkennung diktiert. Erkennungsfehler bitte melden, sie werden nachträglich korrigiert.
In diesem Blog finden Sie über 3000 Losungsauslegungen. Kontakt: hansloehr@yahoo.de

Montag, 30. Dezember 2019

Was den Frieden schützt hl

LosungDie Gemeinde werde inne, dass der HERR nicht durch Schwert oder Spieß hilft. 1.Samuel 17,47

Lehrtext: Die Frucht der Gerechtigkeit aber wird gesät in Frieden für die, die Frieden stiften. Jakobus 3,18

Liebe Leserin, lieber Leser,

am 27. Januar 1945 befreite die Rote Armee der Sowjetunion das Vernichtungslager Auschwitz. Wer damals befreit wurde, weiß, wem er sein Leben zu verdanken hat.
Ist das nicht ein gutes Beispiel dafür, wie wichtig es sein kann, ein schlagkräftiges Militär zu haben?
     Wer regelmäßig diese Losungsauslegungen liest, weiß, dass ich überzeugter Pazifist bin. Ich kann Militär und Krieg mit dem Evangelium von Jesus Christus nicht zusammenbringen. Im Gegenteil. Nach meinem Verständnis der Bibel spricht alles, aber auch alles dagegen, dass Menschen zu den Waffen greifen, um damit irgendwelche Ziele zu erreichen. Aber wie sonst hätte man Nazideutschland besiegen und die Gefangenen in Auschwitz und anderen Vernichtungslager befreien können?
     Ich glaube, dass diese Argumentation zu kurz greift. Denn damit schaut man immer nur darauf, was im Augenblick ist, und vergisst, dass auch die Nazis und ihre Vernichtungslager eine Vorgeschichte hatten. Es liegt auch an den alliierten Siegern des Ersten Weltkriegs, dass es zum Zweiten mit seinen schrecklichen Folgen gekommen ist. Ihr Wunsch nach Vergeltung und Demütigung stand einer friedlichen Neugestaltung der Beziehung zum Feind im Wege. Das hat damals viele in Deutschland in die Arme von rechtsradikalen Nationalisten getrieben. Hitler war kein Verhängnis. Er war auch die Folge einer verkehrten Politik.
     Nach dem Zweiten Weltkrieg waren die siegreichen Alliierten, insbesondere die Amerikaner klüger. Sie holten nach und nach die Deutschen ins gemeinsame Boot von Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Wirtschaftsaufschwung. Später waren dann auch die Franzosen bereit, freundschaftliche Beziehungen zum ehemaligen Erzfeind aufzunehmen. Die Engländer, die unter dem Bombenhagel deutscher Flugzeuge zu leiden hatten, taten sich mit der Versöhnung schwerer. Und noch schwerer taten sich die Völker der Sowjetunion, in deren Land Wehrmacht und SS einen extrem grausamen Vernichtungs- und Raubkrieg geführt hatten.
     Vielleicht können wir endlich den Satz widerlegen, dass jeder Krieg in sich bereits den Keim für den nächsten trägt. Ob uns das gelingt? Schon wieder wird auch in unserem Land kräftig am Feindbild „Die Russen“ gemalt, wird Rüstung auf Teufel komm raus produziert und sucht man nach wie vor sein Heil in Militärbündnissen und in einer Armee. Selbst sonst verständige und kluge Leute, die ich kenne, meinen, dass Militär unverzichtbar sei, da man sich doch verteidigen müsse. Ich glaube, dass gute Beziehungen zu unseren Nachbarn, dass Handel, gemeinsame, wirtschaftliche Interessen, kultureller Austausch, Partnerschaften, Respekt und Zurückhaltung uns besser schützen als die stärkste Armee.
     Die heutige Losung legt nahe, dass Gott nicht durch Panzer und Raketen hilft und wir sie darum auch nicht brauchen. Leider stimmt das so nicht. Den biblischen Geschichten von David zufolge, hat Gott ihm und damit allen Israeliten in der Tat ohne Spieß und Schwert geholfen, aber doch mit dem Stein seiner Schleuder, also mit tötender Gewalt. Aufs Ganze gesehen hat den Israeliten das aber nicht geholfen. In ihrer Geschichte reihen sich Krieg an Krieg bis zum Untergang 70 nach Christus. Und auch heute noch, 71 Jahre nach der Gründung des modernen Staates Israel, beherrscht Gewalt die Politik der Völker im Nahen Osten.
Demgegenüber sagt der heutige Lehrtext:
     »Die Weisheit aber, die von Gott kommt, ist vor allem aufrichtig. Sie sucht den Frieden, sie ist freundlich, bereit nachzugeben und lässt sich etwas sagen. Sie hat Mitleid mit anderen und bewirkt Gutes; sie ist unparteiisch, ohne Vorurteile und ohne alle Heuchelei.Nur wer selbst Frieden stiftet, wird die Gerechtigkeit ernten, die dort aufgeht, wo Frieden herrscht« (Jakobus 3,17+18).Ich würde diesen Bibelabschnitt den Israelis und ihren arabischen Nachbarn nur allzu gern ins Stammbuch schreiben. Aber dazu muss er zuvor in meinem stehen. Denn was ich im Großen wünsche, das muss ich zuvor im Kleinen getan haben.

Gebet: Herr, wir könnten genau wissen, was wir im Kleinen wie im Großen tun müssen, damit der Friede erhalten bleibt und man miteinander auskommt. Wir haben keine Entschuldigung, wenn es wieder zu einem Krieg kommen sollte. Aber du weißt ja, wie schwach wir Menschen sind gerade dann, wenn wir stark sein wollen. Darum werden wir ohne den Friedensgeist deines Sohnes Jesus Christus nichts zuwege bringen, was dem Frieden dient. Schenke uns diesen Geist und mach uns bereit, dass wir auf deine Kraft bauen und nicht auf den Irrtum menschlicher Stärke. Amen

Herzliche Grüße!

Ihr / dein Hans Löhr

p.s. Ich freue mich über Ihren Kommentar, den Sie weiter unten schreiben können.
Sie können die Losungsauslegungen gerne über E-Mail, WhatsApp, Twitter, Facebook etc, weiterverbreiten: Einfach markieren, kopieren und in das jeweilige Programm einfügen.

Mit Spracherkennung diktiert. Erkennungsfehler bitte melden, sie werden nachträglich korrigiert.
In diesem Blog finden Sie über 3000 Losungsauslegungen. Kontakt: hansloehr@yahoo.de

Sonntag, 29. Dezember 2019

Der tätowierte Gott (Predigt) hl

Predigt von Hans Löhr am ersten Sonntag nach Weihnachten 
in Sankt Nikolai, Neuendettelsau

Predigttext: Jesaja 49, 13-16:     
Himmel und Erde, jubelt, ihr Berge, freut euch laut! Denn der HERR hat sein Volk getröstet. Voll Erbarmen nimmt er sich der leidenden Menschen an, die zu ihm gehören. Niemals vergisst der Herr sein Volk! Jerusalem aber klagt: »Ach, der HERR hat mich im Stich gelassen, er hat mich längst vergessen!« Doch Gott antwortet: »Bringt eine Mutter es fertig, ihr kleines Kind zu vergessen? Bringt sie es übers Herz, es seinem Schicksal zu überlassen? Hat sie nicht Mitleid mit dem Kind, das sie in ihrem Leib getragen hat? Und selbst wenn sie es vergessen könnte, ich vergesse dich nicht! Unauslöschlich habe ich deinen Namen auf meine Handflächen geschrieben, deine Mauern habe ich ständig vor Augen!

Liebe Freunde,
großes Gewühl in einem Münchner U-Bahnhof. Plötzlich war die damals sechsjährige Tochter nicht mehr da. Meine Frau und ich sind zutiefst erschrocken. In verschiedenen Richtungen suchten wir nach ihr. Gott sei Dank hatte ich sie gleich gefunden. Sie weinte und sagte mit tränenerstickter und zugleich vorwurfsvoller Stimme: „Ihr habt mich vergessen!“ Ich ging in die Knie, nahm ihre Hände und sagte auf Augenhöhe zu ihr: „Aber Julia, das würden wir nie tun. Du bist doch unsere liebe Tochter. Wie könnten wir dich da vergessen? Schau, wir haben dich sofort gesucht und gleich gefunden. Jetzt gib mir deine Hand, dann kann das nicht mehr passieren.“
     Das ist doch der Beweis, dass man sein eigenes kleines Kind nicht vergessen und schon gar nicht seinem Schicksal überlassen kann. Oder?
     Naja, in dem Bibelwort aus dem Buch des Propheten Jesaja wird diese Möglichkeit zumindest angedeutet. Schließlich sagt da Gott durch den Mund seines Propheten: „Und selbst wenn die Mutter ihr Kind vergessen würde – ich vergesse dich niemals!“
     Ja, wir Menschen sind zu vielem fähig, was man normalerweise nicht für möglich hält. Gott nicht. Man sagt zwar, dass der Allmächtige alles könne, aber dass er dich oder mich vergisst oder uns gar unserem Schicksal überlässt, das kann er nicht. Das hat er für sich selbst ausgeschlossen. Und darauf, liebe Freunde, vertraue ich und sage: „Was auch geschieht, Gott verlässt mich nicht. Wie schwer mein Schicksal auch immer sein wird, Gott überlässt mich nicht dieser Macht. Er bewahrt mich nicht vor Leid. Aber er lässt mich darin nicht allein. Er trägt es mit mir und wendet es wieder zu der Zeit, da er will. Das gilt genauso für dich.
„Die kommt nie mehr wieder“
     „Und selbst wenn die Mutter ihr Kind vergessen würde“ - mir geht dieser Satz nach. Denn das wäre für ein Kind die absolute Katastrophe. Wenn ich nur daran denke, kriege ich einen Kloß im Hals. Und doch geschieht das täglich überall auf der Welt.
     Am 10. Dezember 1989 berichtet Spiegel-TV, dass es bereits einen Monat nach dem Fall der Berliner Mauer 50 verlassene Kinder in Ostberlin gibt. Ihre Väter und Mütter haben sie im Stich gelassen und sich zu den leuchtenden Schaufenstern im Westen aufgemacht, um dort zu bleiben. Damals sagte der drei Jahre alte Steve zu einem Reporter: "Ich weiß, wo meine Mutti ist, in Westberlin. Jetzt bin ich al¬lein. Die kommt nie mehr wieder." 
     Was wohl aus Steve geworden ist? Dreiunddreißig Jahre muss er jetzt sein. Ob er selber Kinder hat? Ob er ihnen ein guter Vater sein kann? Oder hat seine Seele so schweren Schaden genommen, dass er darüber zerbrochen ist? 
      Vor 2560 Jahren, zurzeit des Propheten, den man den Zweiten Jesaja nennt, haben sich die Bewohner Jerusalems von Gott verlassen gefühlt. Nach der Zerstörung der Stadt und des Tempels durch den babylonischen König Nebukadnezar lag Jerusalem nach wie vor in Trümmern ohne Mauern und Schutz. Noch immer waren ehemalige Bewohner und deren Nachkommen im Exil in Babylon. In dieser Situation stimmten die Verbliebenen, die damals in der Stadt hausten, die Klage aus dem heutigen Predigtwort an: »Ach, der HERR hat mich im Stich gelassen, er hat mich längst vergessen!« Immerhin sprachen sie noch von Gott, wenn auch klagend und anklagend. Sie jedenfalls hatten Gott bisher noch nicht verlassen. Sie hatten auf ihn gehofft. Aber es hatte sich nichts getan. Würden sie sich nun von ihm abwenden?
     Ich kann mir denken, dass es dem einen oder anderen von euch hier schon einmal ähnlich ergangen ist. Da warst du vielleicht sehr krank und hast auf Gott gehofft. Aber es ist nichts geschehen. Du bist noch kränker geworden und musstest vielleicht fürchten, dass du nie mehr gesund werden würdest. Mich würde es nicht wundern, wenn du dann zu dir gesagt hättest: „Gott hört meine Gebete nicht. Er hat mich verlassen. Und nun werde ich ihn verlassen.“ 
    Doch soweit ist es nicht gekommen, sonst wärst du heute nicht hier. Aber bei anderen, die jetzt nicht mehr hier sind, bei denen ist es vermutlich so weit gekommen. Sie haben sich von Gott abgewandt, weil in ihrem Leben Dinge geschehen sind, die sie an ihm zweifeln ließen. Ich kann das ein Stück weit verstehen. Wer möchte denn nicht, dass geschieht, worum er Gott bittet? Wer möchte nicht, dass alles gut wird? Doch wer könnte das besser verstehen als der, der selbst sterbend am Kreuz gerufen hat: »Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?«
     Wisst ihr, ich habe mal gedacht: „An einem entscheidenden Punkt hatte es Jesus besser als ich. Er war und fühlte sich auf das Engste mit Gott, mit seinem Vater im Himmel verbunden. Auf ihn hat er ganz und gar vertraut. Er musste nicht zweifeln, wie ich das muss. Er musste um seinen Glauben nicht ringen, wie ich das muss. Er musste vor nichts und niemandem Angst haben wie ich das muss. Er konnte sich ganz sicher sein, dass Gott bei ihm war und ihm in jeder Situation half. So habe ich mal gedacht.
     Aber dann kam mir jenes Wort vom Kreuz in die Quere. Und ich las, wie er zitternd vor Angst im Garten Gethsemane betete, dass Gott ihm doch die bevorstehenden Qualen und den Tod ersparen möchte. Und mir fiel wieder ein, was er am Kreuz schrie: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Da wurde mir klar, dass auch Jesus wie du und ich gefühlt hat.
Ganz und gar Mensch
     Und warum? Weil Gott in ihm ganz und gar Mensch werden wollte angefangen bei den stinkenden Windeln, die Maria im Stall von Bethlehem wechseln musste, bis hin zu seinen Todesängsten, Zweifeln und dem Gefühl grenzenloser Verlassenheit. So ist Gott in seinem Sohn Jesus ganz und gar Mensch geworden, um all das durchzumachen und zu erleiden, was auch seine Menschenkinder durchmachen und leiden.
     So, und nur so kam er in die tiefsten Abgründe menschlichen Schicksals, in Schmerzen, Angst, Verzweiflung und Leid. So, und nur so konnte und kann er dich und mich daraus retten und tut es auch. 
     In meiner Kindheit hieß es im Glaubensbekenntnis noch Jesus Christus ist „niedergefahren zur Hölle“. Die Hölle, liebe Freunde, ist nicht das, was nach dem Tod auf uns wartet. Da wartet auf jeden unser barmherziger Gott. Das hab ich inzwischen kapiert. Die Hölle ist das, was wir Menschen uns vor dem Tod zufügen, was wir auf der Erde erleiden sei es aus eigener Schuld oder sei es, weil uns ein schlimmes Schicksal begegnet. In diese Hölle ist Jesus hinabgefahren. Aus ihr holt er uns herauf. Da bleibt keiner verloren, da bleibt keiner verlassen.
     Wenn meine Kinder aus der Schule kamen, waren immer wieder mal mit Kugelschreiber ihre Hände bemalt. Und wenn ich dann fragte, was das bedeuten solle, dann sagten sie: „Ich hab mir die Telefonnummer einer Freundin aufgeschrieben, damit ich sie nicht vergesse“ oder „ich hab mir schnell noch die Mathe-Hausaufgabe auf dem Handrücken notiert.“
     Daran musste ich denken, als ich das heutige Predigtwort aus dem Jesaja-Buch gelesen habe. Und darum habe ich auch dieser Predigt die Überschrift gegeben „Der tätowierte Gott“. Denn in dem Bibelwort sagt er zu den Menschen damals und zu dir heute: »Unauslöschlich habe ich deinen Namen auf meine Handflächen geschrieben.« Immer wenn er seine Hände sieht, liest er deinen Namen. Er hat dich vor Augen, am Tag und in der Nacht, in deinen guten und in deinen schlechten Zeiten, wenn du auf ihn vertraust und wenn du verzweifelst. Mitten im Leben und wenn du stirbst. Denn auch der Tod kann deinen Namen in seinen Händen nicht auslöschen. Gott ist tätowiert mit deinem Namen und mit meinem. Daran, liebe Freunde, lasst uns denken, so oft wir den Trost brauchen, dass er an uns denkt. Denn daran halte ich fest:
     Was auch immer geschieht, Gott verlässt mich nicht.       
     Was auch immer geschieht, nichts kann mich von seiner Liebe trennen. 
 Wie schön wäre es, wenn Steve das auch glauben könnte, den seine Mutter vor 30 Jahren verlassen hat. Aber wer weiß, vielleicht ist das so. Das aber weiß ich bestimmt: Auch sein Name steht in Gottes Hand.
Amen

Gebet: Herr, das ist wahr, dass ich dich immer wieder mal vergesse im Lauf des Tages, im Lauf des Lebens. Aber du vergisst mich nicht. Du hast mich immer vor Augen und hältst deine schützende und segnende Hand über mir. Und auch das stimmt: Immer wieder mal lebe ich so, als würdest du mich nicht lieben. Aber du lässt nicht zu, dass mich irgendwas von deiner Liebe trennt, auch nicht mein Unglaube oder meine Zweifel. Denn du bist treu. Amen



Samstag, 28. Dezember 2019

Freiheit hl

Losung: Sie sollen erfahren, dass ich der HERR bin, wenn ich ihr Joch zerbrochen und sie errettet habe. Hesekiel 34,27

Lehrtext: Wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit. 2.Korinther 3,17

Liebe Leserin, lieber Leser,

wenn du raus bist, raus aus dem Gefängnis, wo du nur fremdbestimmt leben durftest, raus aus einem Arbeitsverhältnis, das dich nur noch gestresst hat, raus aus einer Krankheit, die dein Leben bedroht hatte, raus aus einer Beziehung, in der du nur noch unglücklich warst, raus aus dem Berufsleben ..., wenn also das Joch zerbrochen ist und du frei bist, was dann?
     Dann bist du zuerst einmal glücklich und erleichtert. Dann beginnt für dich im besten Fall ein neues Leben. Und dann? Dann wird sich zeigen, ob du auf eigenen Füßen stehen kannst. Ob du mit deiner Freiheit zurechtkommst. Ob du Herr deiner Zeit sein und dein Leben so gestalten kannst, wie es dir und anderen gut tut. 

Freiheit macht Angst

     Freiheit aber ist alles andere als einfach. Vielen, sehr vielen macht Freiheit Angst, wenn sie ganz und gar die Verantwortung für sich selbst übernehmen müssen, niemand mehr haben, der Vorgaben macht, der für sie sorgt, dem sie für ihre Misere die Schuld geben können. Freiheit überfordert viele, auch die Freiheit des Glaubens.
     Wie gern lassen sich Menschen von anderen sagen, was sie glauben sollen und dürfen, wie sie leben müssen, was sie zu tun haben. Groß ist das Bedürfnis, eine Führerfigur zu haben, der man auch in Glaubensdingen folgen kann. Eine geistliche Persönlichkeit, ein Guru, ein Seelenführer – was immer das sein soll - sind in unserer unübersichtlichen Zeit und Welt gefragt und werden verehrt. Ich hatte in meinem früheren Kollegenkreis gute Bekannte, die zwar ein abgeschlossenes Theologiestudium hatten, aber sich ihren „Meistern“ mit fernöstlichen, spirituellen Erfahrungen und Lehren unterwarfen.
     Wo bleibt da die nach wie vor aktuelle Ermutigung von Immanuel Kant, einem der größten deutschen Philosophen: »Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen.«?
Und ich möchte im Sinne der heutigen Losungsauslegung leicht abgewandelt hinzufügen: „Habe Mut, dich deines eigenen Glaubens zu bedienen, deinem eigenen Herzen zu folgen. Vor allem aber, habe Mut, Gott zu vertrauen!“
     Ich weiß, manchen ist der schlichte Glaube nicht intellektuell, nicht anspruchsvoll oder wissenschaftlich genug. Sie schämen sich, so wie Dietrich Bonhoeffer zu sagen:
            Gebet:
Von guten Mächten wunderbar geborgen
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist mit uns am Abend und am Morgen
und ganz gewiss an jedem neuen Tag.
Das aber, liebe Leserin, lieber Leser, ist Freiheit, wenn ich mich nicht mehr abhängig mache von anderen Menschen oder dem Drang, von ihnen anerkannt zu werden. Das ist Freiheit, wenn ich endlich zu der Einsicht gelangt bin, dass ich ganz und gar und in allem von meinem Gott abhängig bin und darum ihm vertrauen kann. Das ist Freiheit, wenn ich nicht nur mich liebe, sondern ihn und meine Mitmenschen. Und das ist die höchste Stufe der Freiheit, wenn ich auch die lieben kann, die ich nicht mag oder die mich nicht mögen. Denn dann bin ich auch von meinen Emotionen und Vorurteilen frei. Dann, so glaube ich, leitet mich der Geist des Herrn.

Herzliche Grüße!

Ihr / dein Hans Löhr


Stationen der Freiheit (Versmaß: Hexameter)

von Dietrich Bonhoeffer 

geschrieben am 21. Juli 1944 im Gefängnis in Berlin-Tegel einen Tag nach dem gescheiterten Attentat Stauffenbergs auf Hitler.


Zucht (= Disziplin)

Ziehst du aus, die Freiheit zu suchen, so lerne vor allem
Zucht der Sinne und deiner Seele, dass die Begierden
und deine Glieder dich nicht bald hierhin, bald dorthin führen.
Keusch sei dein Geist und dein Leib, gänzlich dir selbst unterworfen
und gehorsam, das Ziel zu suchen, das ihm gesetzt ist.
Niemand erfährt das Geheimnis der Freiheit, es sei denn durch Zucht.

Tat (Bonhoeffer unterstützte das Attentat auf Hitler)

Nicht das Beliebige, sondern das Rechte tun und wagen,
nicht im Möglichen schweben, das Wirkliche tapfer ergreifen,
nicht in der Flucht der Gedanken, allein in der Tat ist die Freiheit.
Tritt aus ängstlichem Zögern heraus in den Sturm des Geschehens,
nur von Gottes Gebot und deinem Glauben getragen,
und die Freiheit wird deinen Geist jauchzend empfangen.

Leiden (Bonnhoeffer wurde in der Haft zur Untätigkeit gezwungen)

Wunderbare Verwandlung. Die starken, tätigen Hände
sind dir gebunden. Ohnmächtig, einsam siehst du das Ende
deiner Tat. Doch atmest du auf und legst das Rechte
still und getrost in stärkere Hand und gibst dich zufrieden.
Nur einen Augenblick berührtest du selig die Freiheit,
dann übergabst du sie Gott, damit er sie herrlich vollende.

Tod (Bonhoeffer musste mit seiner Hinrichtung rechnen, die dann auch stattfand)

Komm nun, höchstes Fest auf dem Wege zur ewigen Freiheit,
Tod, leg nieder beschwerliche Ketten und Mauern
unsres vergänglichen Leibes und unsrer verblendeten Seele,
dass wir endlich erblicken, was hier uns zu sehen missgönnt ist.
Freiheit, dich suchten wir lange in Zucht und in Tat und in Leiden.
Sterbend erkennen wir nun im Angesicht Gottes dich selbst.
p.s. Ich freue mich über Ihren Kommentar, den Sie weiter unten schreiben können.
Sie können die Losungsauslegungen gerne über E-Mail, WhatsApp, Twitter, Facebook etc, weiterverbreiten: Einfach markieren, kopieren und in das jeweilige Programm einfügen.

Mit Spracherkennung diktiert. Erkennungsfehler bitte melden, sie werden nachträglich korrigiert.
In diesem Blog finden Sie über 3000 Losungsauslegungen. Kontakt: hansloehr@yahoo.de

Freitag, 27. Dezember 2019

erfüllt hl

Losung: Wenn ihr doch heute auf seine Stimme hören wolltet: »Verstocket euer Herz nicht.« Psalm 95,7

Lehrtext: Lasst euch vom Geist erfüllen. Epheser 5,18

Liebe Leserin, lieber Leser,

was bitte soll ich tun, dass ich mein Herz nicht verstocke? (Losung) Wie soll ich es öffnen, wenn es für Gott verschlossen ist? Wie könnte ich mich am eigenen Schopf aus dem Sumpf des Desinteresses an Gott ziehen? Die Antwort ist leicht: gar nicht.
     Wenn, dann muss er von außen meine verschlossenen Türen öffnen. Wie er das tut, ist wohl bei jedem Menschen verschieden. Warum das bei dem einen geschieht und bei dem anderen nicht, bleibt sein Geheimnis.
     Doch was passiert, wenn meine „Herzenstür“ offen ist? Da gibt es viele Mächte, die nur allzu gern da einziehen möchten. Um das zu vermeiden, bleibt mir nur eins, dass ich um seinen heiligen Geist bitte. Er soll in mir einziehen und mein Herz ausfüllen, dass nichts anderes mehr Platz hat. (Lehrtext)
     Leider geht das nicht ein für allemal. Jeden Tag aufs Neue stehe ich vor der Frage: Will ich, dass der Geist Jesu auch heute in mir wohnt? Bitte ich darum und achte ich darauf, anderen Geistern den Zutritt zu verwehren? Manchmal gelingt mir das besser, manchmal nicht. Doch wenn ich nach dem Aufwachen so bete, wie ich das in meiner Weihnachtspredigt gesagt habe (siehe Auslegung vom 25.12.19), dann habe ich schon einen wichtigen Schritt getan: „Guten Morgen, lieber Gott, schön dass du da bist.“

Gebet: Herr, ich traue meinem eigenen Glauben nicht. Meine Glaubenskraft ist begrenzt genauso wie mein Wille. Aber du hast die Macht zu mir zu kommen, auch wenn ich dich vergessen habe. Du hast die Macht, den Glauben in mir aufs Neue zu wecken, wenn er eingeschlafen ist. Und du kannst mit deinem Geist mein Herz füllen, dass ich mit dir leben kann. Amen

Ein frohe und gesegnete Weihnachtstage!

Ihr / dein Hans Löhr

p.s. Ich freue mich über Ihren Kommentar, den Sie weiter unten schreiben können.
Sie können die Losungsauslegungen gerne über E-Mail, WhatsApp, Twitter, Facebook etc, weiterverbreiten: Einfach markieren, kopieren und in das jeweilige Programm einfügen.

Mit Spracherkennung diktiert. Erkennungsfehler bitte melden, sie werden nachträglich korrigiert.
In diesem Blog finden Sie über 3000 Losungsauslegungen. Kontakt: hansloehr@yahoo.de

Donnerstag, 26. Dezember 2019

Er und nicht ihr hl

LosungHört zu, ihr Könige, merkt auf, ihr Fürsten! Ich will singen dem HERRN, ich will singen, will spielen dem HERRN, dem Gott Israels. Richter 5,3 

Lehrtext: Da die Hirten es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, welches zu ihnen von diesem Kinde gesagt war. Und alle, vor die es kam, wunderten sich über die Rede, die ihnen die Hirten gesagt hatten. Lukas 2,17-18 

Hört nur ihr Staatschefs und Präsidenten, ihr Kanzlerinnen und Minister, ihr Vorstandsvorsitzende und Direktoren!

Wir singen ein Lied, doch nicht euch zu Ehren, sondern einem Kind. Wir singen und reden und spielen vom Herrn der Welt. Ihr alle werdet wieder gehen müssen über kurz oder lang sowie alle eure Vorgänger gegangen sind und mit ihnen ihre Reiche und ihre Macht. Unser Herr aber, der Sohn der Maria, kommt. Ihn werden auch noch unsere Nachkommen preisen hier und in fernen Ländern, auf allen Kontinenten und Inseln. Und sie werden sagen:

Tochter Zion, freue dich,
jauchze laut, Jerusalem.
Sieh, dein König kommt zu dir.
Ja, er kommt, der Friedefürst.

Und sie werden singen:

Macht hoch die Tür, die Tor macht weit;
es kommt der Herr der Herrlichkeit,
ein König aller Königreich,
ein Heiland aller Welt zugleich,
der Heil und Leben mit sich bringt;
derhalben jauchzt, mit Freuden singt:
Gelobet sei mein Gott,
mein Schöpfer reich von Rat!

Niemals wird man von euch so singen, so mächtig ihr auch sein mögt. Denn ihr seid Menschen, fehlerhaft und vergänglich. Ihr habt Angst um eure Macht und fürchtet um euren Ruhm. Wenn ihr tut, wozu ihr da seid, den Menschen in eurem Land zu dienen, so werden wir euch respektieren. Ehren werden wir euch nicht. Knien werden wir vor euch nicht. Anbeten werden wir euch nicht. Aber das Kind werden wir ehren. Vor ihm knien und es anbeten und weitersagen, was die Engel gesagt haben: Uns und allen Menschen ist der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr. Er allein ist unsere Hoffnung. Auf ihn setzen wir unser Vertrauen. Ihm schenken wir unsere Liebe.

Gebet: Herr, du bist mein Segen, meine Freude, mein Leben. Dir gehöre ich ganz. Dich will ich preisen solange ich bin. Dir will ich danken solange ich kann. Dich will ich lieben mit all meiner Kraft. 

Amen

Einen gesegneten zweiten Weihnachtsfeiertag!

Ihr / dein Hans Löhr

p.s. Ich freue mich über Ihren Kommentar, den Sie weiter unten schreiben können.
Sie können die Losungsauslegungen gerne über E-Mail, WhatsApp, Twitter, Facebook etc, weiterverbreiten: Einfach markieren, kopieren und in das jeweilige Programm einfügen.

Mit Spracherkennung diktiert. Erkennungsfehler bitte melden, sie werden nachträglich korrigiert.
In diesem Blog finden Sie über 3000 Losungsauslegungen. Kontakt: hansloehr@yahoo.de

Mittwoch, 25. Dezember 2019

Du hast mir so gefehlt (Weihnachtspredigt) hl

Predigt von Hans Löhr in den Christvespern 2019
Lehrtext: Darin besteht die Liebe: nicht dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt hat und gesandt seinen Sohn zur Versöhnung für unsre Sünden. 1. Johannes 4,10

Liebe Freunde,

kennst du die Weihnachtsgeschichte? Freilich, wirst du dir denken. Ich habe sie doch vorhin erst wieder gehört. Die Älteren hier werden sie in ihr.er Kindheit auch auswendig gelernt haben. Viele haben sie in einem Krippenspiel nachgespielt. Meldet euch doch bitte, wer mal in einem Krippenspiel mitgemacht hat.
     Bestimmt erinnert sich der eine oder die andere noch an die Rolle als Hirte oder als Josef oder Maria oder wie er einer der drei Könige war. Und manche Frau erinnert sich jetzt an ihre Rolle als Engel im Krippenspiel. Aha, ich habe also einen Engel geheiratet. Gut, dass ich das endlich weiß.
Als ich gestern meinen Sohn fragte: „Welche Rolle hattest du denn?“, sagte er mit etwas Bedauern: „Ich war immer nur Hirte.“ Die Hirten hatten meistens einen Hut auf und den Vorteil, dass sie nichts sagen mussten. Die Engel hatten weiße Kleidchen, manchmal auch Flügel. Josef stand stumm mit einem Stab neben der Krippe und musste nur fromm schauen. Und Maria wiegte eine Puppe in ihren Armen. Und dann gab es oft noch den hartherzigen Wirt. Aber der durfte wenigstens was sagen. Die Kinder waren stolz. Die Eltern waren entzückt. Die Gottesdienstgäste haben sich gefreut. So ungefähr waren die Krippenspiele und sind sie bis heute.

Was kann ich glauben? Wie kann ich glauben?
     Doch nun frage ich dich: Wovon handelt eigentlich die Weihnachtsgeschichte? Nein, die Frage ist gar nicht so banal, wie sie zu sein scheint. Klar, sie handelt von der Geburt Jesu, des Retters der Welt. Aber das alles ist ja nur deinetwegen geschehen. Darum handelt die Geschichte von dir, genauer: von deinem Glauben. Wann, wenn nicht an Weihnachten ist das ein Thema. Ich weiß, dass viele da unsicher sind. Was kann ich glauben? Wie kann ich glauben? So fragt sich insgeheim mancher, der heute hierhergekommen ist. Vielleicht kann ich darauf ein paar Antworten geben.
     Glauben heißt, Gott grüßen. Das ist nicht kompliziert. Ich schlage morgens die Augen auf und bevor ich aufstehe, bevor ich mir Gedanken oder Sorgen mache, was heute alles wieder auf mich zukommt, sage ich diesen schlichten Satz: "Guten Morgen, lieber Gott. Schön, dass du da bist!" Das war’s schon. Und dann gehe ich mit ihm in den Tag: Ins Bad, in die Küche, auf die Arbeit, zu den Kunden, in den Supermarkt, zum Arzt ... wohin auch immer. "Schön, dass du da bist!"
     Ich bin ja nicht zu ihm gekommen, sondern er zu mir - und zu dir. Heute, an Weihnachten, feiern wir das. Heute vergewissern wir uns gemeinsam: Wir sind nicht allein. Wir leiden nicht allein. Wir sind mit unseren Sorgen nicht allein. Immer gilt: ‚Schön, dass du da bist‘, am Morgen und am Abend; tagsüber und in der Nacht.

Nicht du, sondern er
     Heute feiern wir gemeinsam: Gott ist in dem Jesuskind zu uns Menschen gekommen, zu jedem, ohne Ausnahme. Zu den Glaubenden und zu denen, die Probleme mit dem Glauben haben. Zu den Tüchtigen und zu denen, die nicht perfekt sind und manches verbockt haben. In einem Satz: zu dir und zu mir. Die Krippe hier vor dem Altar ist dafür das Zeichen: Gott ist da. Ist unter uns. Bei dir. Er ist Mensch geworden, ein Kind, damit auch wir ihm nahe sein können.
     Noch mal: Nicht du bist zu Gott gekommen, sondern er zu dir. Nicht du hast ihn gesucht, sondern er hat dich gefunden. Zwischen Gott und uns Menschen ist ein größerer Abstand als zwischen Himmel und Erde. Er hat ihn überwunden. Jetzt ist er da. Für dich. Für wen denn sonst?
     Doch was hilft dir das, wenn du das nur hörst, aber nicht glaubst?Was hilft dir eine große Erbschaft, wenn du der Mitteilung nicht glaubst? Du bist dann zwar reich, aber du weißt nichts davon. Du könntest alle deine Schulden bezahlen, aber du glaubst nicht daran. Du bleibst arm, obwohl du reich bist. Was für eine absurde Situation!
     Heute, am Heiligen Abend, hörst du zum wiederholten Mal: Dein Reichtum liegt nicht in einem Tresor. Er liegt in einer armseligen Krippe, in einem wertlosen Futtertrog. Dein Reichtum hat einen Namen. Er heißt Jesus, auf Deutsch "Gott hilft!". Und wem? Dir!
     Mach diesen Reichtum zu deinem Reichtum. Du musst dazu nicht lang und breit in der Bibel lesen, nichts auswendig lernen, musst nicht dauernd in die Kirche gehen? Das kannst du alles tun. Doch das mit dem Glauben ist viel einfacher.

Schön, dass du da bist

     Also, wenn du morgen früh aufwachst, dann sage als erstes: "Guten Morgen, lieber Gott, schön dass du da bist!" Nun, vielleicht kannst du das selbst nicht so recht glauben. Macht nichts. Übermorgen sagst du es wieder und überübermorgen auch und jeden Tag bis zum neuen Jahr. Und am Silvestermorgen sagst du: „Guten Morgen, lieber Gott. Schön, dass du das ganze Jahr über für mich da warst und für meine Lieben auch. Schön, dass du uns gut hindurchgebracht hast.“ Und am ersten Tag des neuen Jahres sagst du: „Guten Morgen, lieber Gott, schön, dass du da bist. Hilf mir glauben, dass du auch an jedem Tag dieses Jahres für mich da sein wirst.“
     Und dann, lieber Freund, dann lebe einfach, was du jeden Morgen gesagt hast. Dann gehe einfach davon aus, dass das stimmt und vertraue, dass du nicht mehr allein bist. So wirst du zu einem Menschen mit Gottvertrauen. So wirst du zuversichtlicher und gelöster. So kannst du freundlicher und selbstsicherer sein. Glauben heißt: Gott grüßen, jeden Tag aufs Neue.
     Doch nun wieder zurück zum Heiligen Abend:
     Vor ein paar Jahren sah ich eine Karikatur. Da sagt ein älteres Ehepaar bepackt mit Geschenken zu einem Jungen:„Na, was bringt dir denn das Christkind?“, und er antwortet: „Erlösung“. Stimmt, haben viele vergessen. An Weihnachten schenkt uns Jesus "Erlösung", etwas, was man um alles Geld der Welt nicht kaufen kann. 

Der große Sund
     Doch wovon hat mich Jesus erlöst? Martin Luther würde sagen: Von Sünde, Tod und Teufel. Sünde kommt von Sund und ist im Wortsinn etwas, das trennt: So trennt die Meerenge ‚Strelasund‘, nach der die Stadt Stralsund an der Ostsee benannt ist, die Festlandsküste von der Insel Rügen. Und der Sünden-Sund trennt mich von Gott. Von ihm getrennt sein – das ist die eigentliche Sünde, das eigentliche Drama.
     Im Jesuskind kommt Gott über diesen Sund zu mir und hebt auf, was mich von ihm trennt. Jetzt bin ich mit meinen Lasten und Sorgen nicht mehr allein. Jetzt spricht er mitten hinein in meine Ängste und sagt: „Fürchte dich nicht! Hab Vertrauen. Was auch geschieht, ich bin bei dir und helfe dir!“ Kann ich das glauben? Ich will. Und das verändert mich:
     Als einer, den er liebt, habe ich es nicht mehr nötig, ständig nach der Anerkennung durch andere Menschen zu gieren. Als einem, dem vergeben ist, kann ich zu meinen Fehlern und Schwächen stehen. Als sein Kind bin ich schon wer noch bevor ich etwas aus mir machen muss. So erlöst er mich auch aus der Heidenangst vor dem Tod und aus der Furcht vor irgendwelchen bösen Mächten. Du und ich, wir werden nicht erlöst. Wir sind es bereits. 
     Heute, an seinem Geburtstag, feiern wir, dass Gott bei uns ist und es nichts mehr gibt, was uns von seiner Liebe trennen kann, weder die Sünde, noch eine böse Macht, noch der Tod. Heute grüßen wir wieder das Kind in der Krippe und sagen: „Schön, dass du geboren bist!“ Durch dich scheint das warme Licht von Gottes Liebe in diese kalte Welt.
     Darum geht es im Krippenspiel und im Glauben. Heißen wir also das Jesuskind bei uns willkommen und grüßen wir es mit den Worten: „Schön, dass du da bist, du hast uns so gefehlt“. 

Amen