Weihnachtspredigt
von Hans Löhr Lesung = Predigttext: Lukas 2,15-21.
Liebe Gemeinde,
wer sind eigentlich
für Gott die Hauptpersonen an Weihnachten? Die Engel? Die heiligen drei Könige?
Maria und Josef? - Die Hirten sind‘s, jene Männer, die damals in der Nacht von
Bethlehem auf dem Feld die Schafe hüteten.
Für sie hat Gott
seinen Sohn Jesus auf die Welt kommen lassen.
Für sie hat er die
Engel singen lassen: »Fürchtet euch nicht, denn euch ist heute der Heiland
geboren, euer Retter, der König und Herr der Welt«.
Und jetzt frage ich
euch: Seid auch ihr bereit mit den Hirten zum Stall von Bethlehem zu gehen, zum
Jesuskind?
Seid auch ihr
bereit, heute mal so etwas wie jene Hirten zu sein, ganz normale Leute, die in
der Welt nicht so viel gelten, die aber ein Herz haben für das Kind in der
Krippe?
Denn die Botschaft
der Engel gilt auch für euch, für jeden einzelnen: »Dir ist heute der Heiland
geboren als Zeichen, dass Gott dich liebt.« Das ist die Nachricht des Tages.
Soweit ist alles
bekannt. Aber wer die Weihnachtsgeschichte aus der Bibel genau hört, dem fällt
vielleicht etwas auf. Der entdeckt, dass auf vielen Bildern und in vielen aufgebauten
Krippen in den Kirchen und wo auch immer, etwas dargestellt wird, was so in der
Bibel nicht steht.
Die Hirten-Figuren
in den Krippen sind’s. Mit ihnen stimmt was nicht. In der Bibel steht: Die Hirten sehen sich das
Kind an und reden von dem, was ihnen die Engel erzählt haben. Das war's auch
schon. Mit keinem Wort ist davon die Rede, dass sie dem Jesuskind Geschenke
gebracht oder gar vor ihm gekniet und es angebetet hätten wie das Sklaven tun.
Ist das so wichtig?
Ich denke schon. Für mich ist das ein Hinweis, dass Gott in diesem Kind zur
Welt gekommen ist, nicht um sich dienen zu lassen, wie es die Herren dieser
Welt tun, sondern um uns zu dienen.
»Er wird ein Knecht
und ich ein Herr, das mag ein Wechsel sein« heißt es in einem alten deutschen Weihnachtslied.
Und als Jesus erwachsen geworden war, sagt er selbst: »Ich bin nicht gekommen,
um mir dienen zu lassen, sondern damit ich diene und mein Leben hingebe für
viele.«
Anders gesagt:
Alles, was von Jesus in der Bibel erzählt wird, seine Geburt, sein Leben, sein
Sterben und Auferstehen hat nur einen einzigen Zweck und der bist Du. Für dich
ist das alles geschehen – für wen denn sonst? Für die Mächtigen und Reichen, für
die Stars und Berühmtheiten? Ja, auch für sie, wenn sie sich demütig in die
Schar der Hirten einreihen möchten.
Doch erkennbar ist
Gott zu allererst den kleinen Leuten erschienen, denen, die sonst immer hinten
anstehen. Denen man über Steuern und
Abgaben das Geld aus der Tasche zieht. Die von den Gerissenen an den Hebel der
Macht, in den Chefetagen der Konzerne und Banken übers Ohr gehauen werden. Die es
als erste auszubaden haben, wenn die Regierung versagt. Für die kleinen Leute,
für die Hirtenmenschen, wenn ich mal so sagen darf, ist es zuallererst Weihnachten
geworden - damals in Bethlehem und heute da, wo du bist.
Vielleicht ist es ja
so, dass Gott in diesen Tagen zu seinen Engel sagt: „Los, lasst uns den
Menschen auf der Erde dienen, nicht nur den großen, nicht nur den braven. Du
Engel gehst zu denen, die die Ehe brechen und du zu denen, die immer wieder mal
lügen. Du gehst zu denen, die dauernd Streit suchen. Du gehst zu denen, die
rücksichtslos sind. Du zu den Lieblosen und Gleichgültigen. Du zu Geizigen und Egoisten.
Du gehst zu den Atheisten und du zu den Scheinheiligen. Und ihr restlichen
Engel geht zu den Schlimmsten, zu den vielen, die glauben etwas Besseres zu
sein als andere Menschen, zu den Eingebildeten, den Selbstgefälligen und
Selbstgerechten, die abfällig über andere reden und sie herabsetzen, um auf ein
bisschen größer zu erscheinen.“
Da sagen dann die
Engel: „Warum ausgerechnet zu denen, zu diesen Menschen? Hast Du nicht
angenehmere Kundschaft für uns?“
Und Gott antwortet: „Ihr fragt warum? Es gibt keine anderen. So sind sie
nun mal die Menschen. Alle. Auch die
Präsidenten, Kanzler, Minister und Konzernchefs sind so, auch die Professoren
und Doktoren und ebenso die Pfarrer und Pfarrerinnen, auch die Bischöfe, die
Mönche und Nonnen, auch der Papst, auch die, die jetzt im Gottesdienst sind und
die dort predigen. Sie alle sind so. Ich kenne sie alle. Ich sehe ihnen allen
ins Herz.
Doch, ihr Engel,
hört gut zu, sie sind auch meine Kinder. Sollen wir sie denn den Mächten der
Finsternis überlassen? Sollen wir sie verloren geben, ausgerechnet an
Weihnachten?
Wisst ihr Engel
noch, was ihr damals bei der Geburt meines Sohnes den Hirtenmenschen gesagt
habt? »Fürchtet euch nicht, siehe ich verkündige euch große Freude, die allen
Menschen widerfahren wird, allen, ohne Ausnahme! Denn für euch ist heute der
Retter geboren, Christus, nicht als Belohnung, sondern weil ihr ihn braucht.«
Das habt ihr Engel damals
in Bethlehem gesagt und das gilt noch heute. Denn überall, wo jetzt Weihnachten
gefeiert wird, sind Menschen, die diese Botschaft brauchen. Niemand soll über
diese Erde gehen, der nicht hört dass ich, Gott, ihn liebe. Und noch eins, ihr
Engel. Ich habe meinem Sohn einen Namen gegeben: Jesus, das heißt: Gott hilft!
Nun wollen wir gemeinsam diesem Namen Ehre machen und tun, was er bedeutet.“ -
Ja, liebe Freunde, ich
meine gerade heute am Weihnachtstag spricht Gott so zu seinen Engeln, damit er
im Namen seines Sohnes Jesus uns dient, jedem so, wie er’s braucht. Von dir aber
will er nur das Eine, dass du ihm vertraust und seine Hilfe annimmst.
Wer ist eigentlich
für Gott die Hauptperson an Weihnachten? Damals in Bethlehem waren das die Hirten.
Heute bist es du! Denn du bist der Mensch, der ihm am Herzen liegt und für den
Jesus geboren ist.
Frohe Weihnachten!
Amen