Losung: Alle
hoffärtigen Augen werden erniedrigt werden, und, die stolze Männer sind, werden
sich beugen müssen; der HERR aber wird allein hoch sein an jenem Tage. Jesaja 2,11
Lehrtext: Es ist kein
Ansehen der Person vor Gott. Römer 2,11
Liebe Leserin, lieber Leser,
»Vor Gott sind alle Menschen gleich« – Dieser biblische Satz
hatte eine unglaubliche Wirkung. Paulus, der ihn geschrieben hatte, bezog ihn
zunächst auf Juden und Heiden. Er sagte damit, dass auch die Rechtgläubigen (Juden)
gegenüber den Heiden vor Gott nicht im Vorteil sind, was ihr Verhalten
betrifft. Doch der Satz wirkte weiter bis hinein in die Magna Charta, die
Reformation, die französische Revolution, in die Verfassung der Vereinigten Staaten
und seitdem in die Verfassungen der neuzeitlichen Demokratien. Manchmal wurde
dieser Satz säkularisiert. Dann heißt er: „Vor dem Gesetz sind alle Menschen
gleich“ oder „Alle Menschen haben die gleichen und unveräußerlichen Grundrechte“.
In der Nazizeit von 1933-1945 wurde dieser Grundsatz außer Kraft gesetzt, so
wie es auch heute noch Länder gibt, in denen er (noch) nicht gilt. Umso froher und
dankbarer können wir sein, in einer Demokratie und in einem Rechtsstaat zu
leben, wo wir einklagbare Rechte haben und jedem Menschen dieselbe Würde
zukommt, er sei deutsch, Ausländer oder Flüchtling.
Die Losung heute im Zusammenhang mit den vorausgehenden
Versen gelesen, empfinde ich als eine Mahnung. In einer neueren Übersetzung
heißen die Bibelverse: »Israel hat in
jeder Hinsicht Überfluss: Das Land ist voll von Gold, Silber und anderen
Schätzen;… Doch auch mit Götzenstatuen
ist das Land übersät. Vor selbst gemachten Figuren werfen die Menschen sich
nieder und beten sie an… Es kommt der Tag, an dem der Hochmut der Menschen ein
Ende hat und ihr Stolz gebrochen wird. Dann wird nur einer groß sein: der Herr!«
Für mich ist die Parallele zu unserer Situation heute unübersehbar. Auch wir in
Deutschland leben im Überfluss. Auch unser Land »ist voll von Gold, Silber und
anderen Schätzen« und ich habe den Eindruck, dass sich viele vor »selbst
gemachten Figuren« niederwerfen, und in der Konsum- und Waren-Welt Gott
verloren haben. Wird er uns dafür bestrafen? Ich glaube nicht. Ich glaube aber,
dass ich mich selbst bestrafe, wenn ich mich überhebe, hochmütig werde und
meine, auf Gott und seine Gebote nicht mehr achten zu müssen. Wie heißt es an
anderer Stelle in der Bibel (Buch der Sprüche): »Hochmut kommt vor dem Fall.«
Gebet: Herr, bewahre mich vor jeder Art des
Hochmutes. Ich weiß doch, dass ich mit allen anderen Menschen vor dir auf derselben
Stufe stehe: neben einem muslimischen Mädchen und einem jüdischen Jungen, neben
einem atheistischen Mann und einer buddhistischen Frau, neben einem behinderten
Kind und einem demenzkranken Greis, neben einem afrikanischen Waisenkind und
einem Slumbewohner aus Südamerika, neben Vladimir Putin und Barack Obama. Sie
alle sind meine Schwestern und Brüder, weil du unser gemeinsamer Vater bist.
Amen
Herzliche Grüße
Ihr / dein Hans Löhr
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