Letzter Sonntag nach Epiphanias. Predigt in Langensteinach und Großharbach zu 2. Mose 3,1-14
Liebe Leserin, lieber Leser,
kennst du eigentlich die Bedeutung deines
Vornamens? Heiner oder Heinrich bedeutet zum Beispiel „Herr im Haus“. Das wird
den Heinrichs hier bestimmt gefallen. Doch es sagt noch nicht, dass er das tatsächlich ist. Elisabeth, Lisbeth, Elsbeth heißt „Gott
ist das Ganze“. Der Name Helga bedeutet „glücklich“ oder „gesund“. Hans heißt
„Gott ist gnädig“ und Andreas „der Tapfere“.
Aber was bedeutet eigentlich der Name Gott? Ich
dachte lange Zeit: Gott heißt halt Gott. Aber dann habe ich in der Bibel den
hebräischen Namen von Gott entdeckt und seine Bedeutung. Und dazu gibt es eine
biblische Geschichte aus dem zweiten Buch Mose, über die ich heute predigen
will:
Mose aber hütete die Schafe Jitros, seines Schwiegervaters
und trieb die Schafe über die Wüste hinaus und kam an den Berg Gottes, den
Horeb. 2 Und der Engel des HERRN erschien
ihm in einer feurigen Flamme aus dem Dornbusch. Und er sah, dass der Busch im
Feuer brannte und doch nicht verzehrt wurde. 3 Da sprach er: Ich
will hingehen und diese wundersame Erscheinung besehen, warum der Busch nicht
verbrennt. 4 Als aber der HERR sah,
dass er hinging, um zu sehen, rief Gott ihn aus dem Busch und sprach: Mose,
Mose! Er antwortete: Hier bin ich. 5 Er sprach: Tritt nicht herzu,
zieh deine Schuhe von deinen Füßen; denn der Ort, darauf du stehst, ist
heiliges Land! Und er sprach weiter: Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und
der Gott Jakobs. Und Mose verhüllte sein Angesicht; denn er
fürchtete sich, Gott anzuschauen. 7 Und der HERR sprach: Ich habe das Elend meines
Volks in Ägypten gesehen, und ihr Geschrei über ihre Bedränger habe ich gehört;
ich habe ihre Leiden erkannt. 8 Und ich bin herniedergefahren, dass
ich sie errette aus der Ägypter Hand und sie aus diesem Lande hinaufführe in
ein gutes und weites Land, in ein Land, darin Milch und Honig fließt 13 Mose
sprach zu Gott: Siehe, wenn ich zu den Israeliten komme und spreche zu ihnen:
Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt!, und sie mir sagen werden: Wie
ist sein Name?, was soll ich ihnen sagen? 14 Gott sprach zu
Mose: IchBinDa*. Und
sprach: So sollst du zu den Israeliten sagen: Der »IchBinDa«, der hat mich zu
euch gesandt.*[Luther hat den hebräischen Gottesnamen noch etwas unscharf
übersetzt mit „Ich werde sein“.]
Diese
geheimnisvolle Geschichte von Mose und dem brennenden Busch, der doch nicht verbrannt ist, habe ich
immer im Religionsunterricht der vierten Klasse Grundschule erzählt. Dazu habe
ich ein Tafelbild gemalt, das dann die Schüler in ihr Religionsheft
übertragen haben. Auf der Tafel sahen sie ein großes Auge. Es stand dafür, dass Gott zu Mose sagte: Ich habe die Not meines Volkes in Ägypten gesehen. Und es steht dafür, dass er auch deine Not sieht. Dann habe ich ein
Pluszeichen + an die Tafel geschrieben und danach ein großes Ohr. Denn Gott sagt zu Moses, ich habe das Jammergeschrei meines Volkes gehört. Und darum hört er auch dich, wenn du zu ihm betest und ihm dein Leid klagst. Danach kam wieder ein Pluszeichen +, dann ein Herz, weil Gott die Not seines Volkes und auch deine Not nicht kalt lässt. Dann wieder
ein Pluszeichen +, dann eine Hand, dafür, dass Gott sein Volk mit starker Hand befreit hat so wie er auch dir heute helfen kann. Danach wieder ein Pluszeichen + und ein Mund. Gott hat Mose seinen Namen gesagt und genauso heißt auch dein Gott. Und schließlich
habe ich das Zeichen für „ist gleich“ = hingeschrieben.
Das Tafelbild sah aus wie eine seltsame Rechenaufgabe. Aber was würde dabei herauskommen? Was wäre das Ergebnis? Das Ergebnis war
noch seltsamer. Ich habe hinter das Gleichheitszeichen den Gottesnamen in
hebräischen Buchstaben geschrieben. Ausgesprochen heißt er Jahwe. Aber was
bedeutet er?
Noch
mal zurück zum Tafelbild.
> Unter das große Auge habe ich geschrieben „Gott sagt,
ich sehe deine Not“.
> Unter dem Ohr stand „Ich höre dein Gebet“.
> Unter dem Herz „Ich
fühle mit dir“.
> Unter der Hand „Ich helfe dir“.
> Unter den Mund
habe ich geschrieben: „Ich tröste dich mit meinem Namen“.
> Dann kam das
Ist-gleich-Zeichen und
> unter dem Gottesnamen mit den hebräischen Buchstaben
stand: „Ich bin da“.
Diese
seltsame Rechenaufgabe, dieser seltsame Satz fasst auf das Kürzeste zusammen,
was die Israeliten mit Gott erlebt hatten, und was seitdem jeder mit Gott
erleben kann, der ihm vertraut. Und
dann sagte ich zu den Schülern und Schülerinnen der vierten Klasse, was ich
jetzt zu euch sage, zu jedem einzelnen: Alles,
was du jemals im Religionsunterricht, im Kindergottesdienst, im
Konfirmandenunterricht oder in der Kirche gehört hast, kannst du wieder
vergessen. Aber das merke dir ein für alle Mal bis an dein Lebensende: Dein
Gott heißt »IchBinDa« Und so wie er heißt, so ist er auch.
Mit diesem seinem Namen sagt er zu
dir:
· Ich, dein Gott,
war da als du geboren wurdest und seitdem erhalte ich dich am Leben.
· Ich, dein Gott,
war da als du krank warst und hab dich wieder gesund gemacht.
· Ich, dein Gott,
war da als du in Gefahr warst und hab dich daraus gerettet.
· Ich, dein Gott,
war da als du niedergeschlagen warst und hab dich wieder aufgerichtet.
· Ich, dein Gott,
war die ganze Zeit für dich da, auch wenn du es meistens gar nicht gemerkt
hast. Tag und Nacht habe ich meine schützende Hand über dich gehalten.
· Und ich bin auch
jetzt für dich da, hier im Gottesdienst, um dich zu segnen mit meiner Liebe, mit
meiner Kraft und meinem Frieden.
· Und ich werde
auch morgen da sein, jeden Tag, jede Stunde. Darauf kannst du dich verlassen.
Liebe Freunde, warum sollen wir diesem Gott, dem wir bisher vertrauen
konnten, der uns durch gute und schlechte Zeiten gebracht hat, – warum sollen
wir ihm nicht auch heute vertrauen und morgen? Oder wüsstest du etwas Besseres?
Ich nicht. Aus der Bibel weiß ich, dass er an mir festhält, und darum halte ich
auch an ihm fest. Aus der Bibel weiß ich, dass er treu ist, und darum will ich
immer wieder zu ihm zurückkehren, wenn ich ihm untreu geworden bin. Aus der
Bibel weiß ich, dass er auch im finsteren Tal bei mir ist, und darum fürchte
ich kein Unglück.
Das Wunder in der Geschichte, die ich anfangs vorgelesen habe, ist nicht,
dass da ein Busch brennt und doch nicht verbrennt. Das Wunder aller Wunder ist,
dass dieser Gott, dieser „IchBinDa“ seine Geschöpfe liebt mit einer Liebe, die
unvermindert für dich brennt und nicht verbrennt, für die du nichts tun musst und kannst. Dazu sagt der Apostel Paulus: Nichts
kann uns scheiden von der Liebe Gottes, keine Macht der Welt, sie sei gut oder
böse, nicht die Sünde und nicht die Schuld, nicht das Leben und nicht der Tod.
Nichts kann uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Jesus Christus ist,
unserem Herrn.“ Und ich füge hinzu: Nichts wird sie auslöschen, nichts und
niemand.
Und darauf, liebe Gemeinde, läuft alles zu, auf ihn, auf Jesus Christus. In
ihm brennt Gottes Liebe für dich und für mich. In ihm erkenne ich erst, wie und
wer er wirklich ist. In Jesus erkenne ich, dass unser Gott barmherzig ist. Und
in ihm wird auch der Satz lebendig, der in der vierten Klasse an der Tafel
stand und noch heute im Heft der Schülerinnen und Schüler von damals:
„Gott sagt, ich sehe deine Not, ich höre dein Gebet, ich
fühle mit dir, ich helfe dir mit starker Hand, ich tröste dich mit meinem Namen.
Denn ich heiße: „IchBinDa“.
Also, lieber Heinrich, du bist der Herr im Haus.
So sagt es dein Name. Und du, Elisabeth, heißt „Gott ist das Ganze“. Und Helga,
dein Name bedeutet „glücklich und gesund“. Und du, Andreas, bist „der Tapfere“.
Und euer Gott, den wir hier im Gottesdienst ehren, unser aller Gott heißt »IchBinDa - für dich!« Vergesst das nicht solange ihr lebt!
Amen
Hans Löhr