Samstag, 31. Oktober 2015

Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt hl

Losung: Sei nun wieder zufrieden, meine Seele; denn der HERR tut dir Gutes. Psalm 116,7

Lehrtext: Euer Vater weiß, was ihr braucht, bevor ihr ihn bittet. Matthäus 6,8

Liebe Leserin, lieber Leser,

wann haben Sie / hast du das letzte Mal geweint: vor Schmerzen oder vor Trauer, vor Wut oder vor Enttäuschung? Wann hast du das letzte Mal gejammert und geklagt? Ein Mann weint und jammert nicht, heißt es. So ein Schmarrn! Es mag schon sein, dass Männer vor anderen Leuten die Tränen verdrücken oder ihren Jammer runter schlucken. Aber dann weinen und klagen sie innerlich. Ob das so gut ist? Ob das nicht alles nur noch schlimmer macht? Die Männer der Bibel – und das waren ganze Kerle, denken wir nur an David oder Petrus – haben geweint und geklagt. Sie schämten sich ihrer Tränen nicht. Sie haben aber auch Gott zugejubelt und schämten sich ihres Jubels nicht. Das Leben ist nun mal so, damals wie heute, dass man manchmal zu Tode betrübt ist und dann wieder himmelhoch jauchzt. Ich mag Menschen, die ihre Gefühle zeigen. Sie sind irgendwie lebendiger.
In der heutigen Losung spricht so ein lebendiger Mensch zu sich selbst. Eben war er noch ganz am Boden. Doch dann besinnt er sich darauf wie Gott zu ihm in der Vergangenheit war. Er sagt: »Wenn ich schwach bin, so hilft er mir.« Es geht ihm zwar immer noch schlecht. Doch er versinkt nicht in seinem Leid. Er ermutigt sich selbst mit der Erfahrung, die er schon so oft mit Gott gemacht hat: »Sei nun wieder zufrieden, meine Seele; denn der Herr tut dir Gutes(Losung)  Und er tut das, bevor ich ihn darauf aufmerksam machen muss (Lehrtext). Aber es stärkt meinen Glauben, wenn ich ihn trotzdem bitte und die Erfahrung mache, dass er meine Bitte erhört.

Gebet: Herr, vor dir kann ich ungeniert meine Gefühle zeigen. Und das tue ich auch, weil es mir hilft. Danke, dass ich mich mit allem, was mich bewegt, zu dir kommen kann. Ich vertraue darauf, dass keine Bitte und kein Gebet umsonst ist. Du wirst mich erhören so, wie es deinem Willen entspricht und für mich gut ist. Amen

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr 

Freitag, 30. Oktober 2015

Ganz nah da. ebl

Losung: Der HERR, unser Gott, stehe uns bei, wie er schon unseren Vorfahren beigestanden hat! Möge er uns nie verlassen oder gar verstoßen.
(1.Könige 8,57)

Lehrtext: Paulus ist sich sicher: „Wirklich, er (Gott) ist jedem von uns ja so nahe!“
(Apostelgeschichte 17,27)


Liebe Leserin, lieber Leser,
wenn ich das Anliegen lese, das König Salomo im heutigen Losungstext äußert, dann klingt da so etwas wie Sorge durch. Dabei läuft bei Salomo eigentlich gerade alles bestens: Er hat nach den Anweisungen Gottes als erster Mensch überhaupt ein Haus für Gott bauen dürfen. Haargenau hat er sich an alle Vorschriften gehalten und jetzt ist es endlich soweit und der erste Tempel wird feierlich eingeweiht. Salomo könnte sich zufrieden zurücklehnen und entspannen….

Stattdessen dieses Gebet. Keine Sicherheit, dass die Beziehung zu Gott jetzt gleichsam ‚zementiert‘ wäre wie dieser Tempel. Dass man sich der Gegenwart Gottes jetzt ganz automatisch sicher sein könnte, wo doch sein Haus endlich fertig geworden ist.

Salomo erkennt: So läuft es nicht. Das Heft des Handelns bleibt bei Gott. Er, so wünscht es sich Salomo für sich und alle Israeliten, soll deshalb auch in Zukunft der ‚Ich bin da‘ sein (so lautet sein Name aus dem Hebräischen ins Deutsche übersetzt). Er wird weiterhin, wie auch schon in der Vergangenheit, die Unzuverlässigkeit ‚seiner‘ Menschen und deren phasenweise Gleichgültigkeit ertragen müssen. Und soll doch treu bleiben und ihnen zugewendet.

Diese Gebetsanliegen kann ich im November 2015 komplett mitsprechen – gerade angesichts der großen Unsicherheit und der vielen Herausforderungen, vor denen wir alle in diesen Monaten und auch in den kommenden Jahren angesichts so vieler Hilfesuchender stehen.

Gebet: Gott, steh uns bei, wie du schon den Menschen vor uns beigestanden hast. Bleib an unserer Seite. Halte uns in deiner Nähe. Leite uns und lass uns in aller Unsicherheit spüren, dass du Herr der Geschichte bist und Auswege weißt. Danke für die Zusage, dass du ganz nah an uns und unseren Sorgen dran bist. Amen.


Herzliche Grüße und einen guten Start ins Wochenende!

Deine / Ihre Elfriede Bezold-Löhr








Donnerstag, 29. Oktober 2015

Erste Hilfe an meiner Seele. ebl

Losung: Ich, der Herr, sage: „Ein Weiser soll nicht stolz sein auf seine Weisheit, der Starke nicht auf seine Stärke und ein Reicher nicht auf seinen Reichtum. Nein, Grund zum Stolz hat nur, wer mich erkennt und begreift, dass ich der Herr bin. Ich bin barmherzig und sorge auf der Erde für Recht und Gerechtigkeit. Wer dies verstanden hat, an dem habe ich, der Herr, Gefallen.“ (Jer. 9, 22 – 32)

Lehrtext: Ich schäme mich nicht für die rettende Botschaft. Sie ist eine Kraft Gottes, die alle befreit, die darauf vertrauen. (Römer 1, 16, beide Stellen zitiert aus der Bibelübersetzung ‚Hoffnung für alle‘.)

Liebe Leserinnen und Leser dieser Auslegung,
es ist schon einige Monate her, dass ich mit dem Auto auf dem Weg zu einem Gesprächstermin war. Vor diesem Gespräch hat es mir ziemlich ‚gegraust‘. Ich war in dieser Beziehung mit meinen Möglichkeiten am Ende. Entsprechend düster waren meine Gedanken: „In welcher Stimmung triffst du diese Person wohl an? Lässt sie dich überhaupt zur Haustür hinein? Geht ein Handschlag beim Gruß oder ist das schon zu viel? Wirst du im besten Fall doch auf ein Glas Wasser hereingebeten? Geht zwischen dir und diesem Menschen kommunikativ überhaupt etwas?“

Im CD-Laufwerk meines Autoradios steckte zum Glück eine Scheibe mit frommer Musik. In der andere Leute für mich mit ihren Liedern gebetet haben. Ich stieg nach der Fahrt spürbar beruhigt aus meinem Auto aus. Bin mit einer ganz anderen inneren Einstellung auf diese Haustür zugegangen, als ich sie beim Antritt meiner Fahrt in mir hatte. Erste Hilfe an meiner Seele durch Gott selber während der Autofahrt hat mich dieses Gespräch gut überstehen lassen – denn er hat in seiner Vollmacht auch das Gespräch bestimmt und es wurde ein echter Austausch möglich.

Gebet: Herr, es ist ein Segen, dass ich immer wieder im Alltag deinen guten Einfluss spüre. Danke, dass du mich innerlich frei machst, wenn ich dir traue und mich auf dein Wort einlasse. Hilf mir, hilf uns, wenn solche Zwänge uns packen und uns einschnüren wollen. Sei und bleib mit deiner Kraft in uns wirksam. Amen.



Herzliche Grüße und einen zwanglosen, weil gesegneten Tag  euch und Ihnen allen!

Elfriede Bezold-Löhr







Mittwoch, 28. Oktober 2015

Auf einer gemeinsamen Linie. EBL

Losung: So spricht der Herr: „Es kommt die Zeit, in der ich mit dem Volk Israel und dem Volk von Juda einen neuen Bund schließe.“ (Jer. 31, 31 nach der ‚Hoffnung für alle‘).

Lehrtext: An den Menschen, die an seiner Herrlichkeit teilhaben sollen, wollte Gott seine Barmherzigkeit beweisen. So möchte er in reichem Maß seine Herrlichkeit zeigen. Zu diesen Menschen gehören auch wir. Und er hat uns nicht nur aus dem jüdischen Volk (also dem Volk Israel und dem Volk von Juda, s.o.), sondern aus allen Völkern berufen. (Römer 9, 23 – 24, Hfa)

Liebe Losungsgemeinschaft,
es muss großartig werden, wenn Gott diesen angesprochenen neuen Bund mit den Menschen schließt, die er liebt. Denn das bedeutet für Gott konkret Folgendes: „Ich schreibe mein Gesetz in ihr Herz, es soll ihr ganzes Denken und Handeln bestimmen. Ich werde ihr Gott sein, und sie werden mein Volk sein. Niemand muss dann den anderen noch belehren, keiner braucht seinem Bruder mehr zu sagen: ‚Erkenne doch den Herrn!‘ Denn alle – vom Kleinsten bis zum Größten – werden erkennen, wer ich bin.“ (Jer. 31, Verse 33 und 34)

Davon sind wir noch ein ganzes Stück weit entfernt, dass Gottes Wille das einzige ist, was gilt. Nur einmal Nachrichten sehen oder sich bei Wirtshausdiskussionen still daneben setzen – dann ist das sonnenklar. Doch ich träume schon einmal davon, dass jede Belehrung untereinander, jedes Besserwissen, jedes kritische Urteil über andere, jegliche Selbstbezogenheit und jeder Versuch des Missionierens überflüssig wird. Weil wir alle ganz von selbst den Willen Gottes tun und mit ihm auf einer gemeinsamen Linie sind.

Wir dürfen Teil der Herrlichkeit Gottes werden. Dazu verwandelt er uns und ‚vergoldet‘ unser Herz. Wie das bis zum Ende zu denken ist, kann ich euch und Ihnen nicht klar sagen. Aber ich weiß, dass für Augenblicke manchmal heute schon etwas von diesem neuen Bund aufscheint. Wenn ich eine vorbehaltlose Offenheit und ein Reden von ‚Herz zu Herz‘ bei einem Besuch erlebe. Wenn ich sehe, wie engagiert und selbstlos sich Menschen für Leidende, Obdachlose und Flüchtlinge einsetzen. Wo immer wir uns gegenseitig liebevoll begegnen, ist der neue Bund zwischen Gott und uns bereits jetzt Wirklichkeit.


Gebet: Danke, Gott, dass du uns solche Momente schenkst, in denen wir die Verbundenheit mit dir erleben. Wo uns jemand liebevoll begegnet oder wir selber dazu in der Lage sind. Aus diesen Augenblicken nährt sich unsere Hoffnung, dass du einmal die ganze Welt, unser ganzes menschliches Durcheinander mit deiner Liebe durchdringst. Komm in unsere Welt in diesem neuen Bund, Herr. Wir brauchen dich so sehr. Amen.



Herzliche Grüße und guten Mut für diesen Tag wünscht dir und Ihnen
Deine / Ihre
Elfriede Bezold-Löhr






Dienstag, 27. Oktober 2015

Der weltbeste Unterhändler. ebl

In der Losung sagt Mose: „Herr, weil deine Liebe so groß ist, bitte ich dich: Vergib diesem Volk, wie du es auf dem ganzen Weg von Ägypten bis hierher immer wieder getan hast.“ (4. Mose 14, 19 nach der Übersetzung ‚Hoffnung für alle‘)

Lehrtext: Denn Christus hat unsere Sünden, ja die Sünden der ganzen Welt auf sich genommen; er hat sie gesühnt. (1. Joh. 2, 2)

Liebe Leserin, lieber Leser,
Mose verhandelt wie auf einem orientalischen Basar mit Gott: Die Israeliten, die sich nur mit Hängen und Würgen aus ihrem Sklavenleben in Ägypten herauswinden konnten, die Gott am Tag in einer Wolke und in der Nacht mit einem Feuerzeichen am Himmel Richtung versprochener neuer Heimat geführt hatte – diese Leute kriegen nun kurz vor dem Ziel die große Flatter. Ihr Vertrauen in Gott ist pulverisiert, sie wünschen sich wieder zurück nach Ägypten.

Voller Wut beschließt Gott: „Das war’s. Dieses Volk hat nicht verdient, was ich mit ihm vorhabe. Sie werden in der Wüste sterben und nur ein klitzekleiner Rest von Standhaften kommt ins versprochene neue Land.“ Das kann Mose so nicht stehenlassen und er bearbeitet Gott nach allen Regeln der Verhandlungskunst: Was denn die Ägypter denken würden, wenn sie das zu Ohren bekämen. Was all die fremden Stämme und Völker, die diesen fremden Gott der Israeliten in seiner Macht kennen gelernt hatten, von ihm, Gott, halten sollten, wenn herauskäme: Sein Volk ist in der Wüste umgekommen. Und wie das denn überhaupt wäre – er wäre doch ein Gott der Liebe. Da ginge das, was Gott vorhat, doch überhaupt nicht.

Und Gott? Sagt zu Mose: „Du hast Recht. Geht nicht.“

Wieder einmal sieht Gott ein, dass sein Weg mit den Menschen steinig ist. Dass sie sich wie störrische Kinder im ersten pubertären Schub immer wieder von ihm losreißen und schreien: „Das kann ich allein!“ Und dann drehen sie ihr eigenes Ding und kommen irgendwann an ihre Grenzen und scheitern. Aber der Weg zurück zu Gott ist nicht verbaut. Damals hat Mose die Kohlen für die Israeliten aus dem Feuer geholt, heute tut es Jesus. Für uns alle. Jesus Christus ist für uns die Brücke zurück zu Gott. Er ist der weltbeste Unterhändler, hat für uns die volle Vergebung bei Gott herausgeholt.


Gebet: Danke, Herr, dass du mit uns so geduldig bist. Deine Ausdauer uns gegenüber und dein Erbarmen mit uns rettet uns durch Jesus Christus das Leben. Wir bekommen von dir immer wieder die Chance eines neuen Anfangs. Das ist großartig. Amen.


Herzliche Grüße und viel Lebensfreude für diesen neuen Tag
wünscht dir und Ihnen

Deine / Ihre Elfriede Bezold-Löhr






Montag, 26. Oktober 2015

Ein Gott der kleinen Leute ebl

Losung: Gott hat mit angesehen, wie ich mich für dich abgearbeitet habe und wie schlecht du mich behandelt hast.“
(1.Mose 31,42 nach der Übersetzung ‚Hoffnung für alle‘).

Lehrtext: Maria sprach: „Von ganzem Herzen preise ich den Herrn. Ich bin glücklich über Gott, meinen Retter. Mich, die ich gering und unbedeutend war, hat er zu Großem berufen. Zu allen Zeiten wird man mich glücklich preisen.
(Lukas 1,46-48 nach Hfa)

Liebe Leserin, lieber Leser,
den frustrierten Vorwurf in der Losung für heute schleudert Jakob seinem Onkel Laban hin. Nach zwanzig Jahren Schufterei in dessen Dienst als Schäfer. Er hat sich geschunden für seinen Onkel, musste haften für jedes tote Tier von Labans Herden. Die Lohnpolitik des reichen Onkels gegenüber dem jungen Habenichts war völlig willkürlich. Das hält Jakob eines Tages nicht mehr aus. Mit Frauen, Kindern und einem Teil der Herde macht er sich klammheimlich vom Acker.

Er geht davon aus, dass Gott auf seiner Seite steht. Gott selber, so glaubt Jakob, hat ihm in seiner Arbeit als Schäfer Erfolg geschenkt hat, so dass seine Herden nach und nach größer geworden sind. Gott ist es auch, der ihn auf der Flucht beschützt. Gott, davon ist Jakob fest überzeugt, ist ein Gott der kleinen Leute. Der Müllfahrer und Friseurinnen, Hilfsarbeiter und Putzfrauen sieht und sich um sie kümmert.

Wenn Gott mit Menschen Großes vorhat, dann sucht er sich dafür gern einen nobody aus. Einen wir Jakob. Oder einen wie Maria.
Eine Frau wie Millionen andere, die den Sohn Gottes, Jesus, zur Welt bringen soll. An Jakobs und Marias Weg wird mir deutlich: ‚Groß‘ werden wir nach den Erzählungen der Bibel nicht durch das, was wir aus uns machen, sondern durch das, was Gott durch uns tut. Und dass er sich dazu gern Durchschnittsleute sucht, ist doch eine tolle Sache. Da haben wir nämlich alle die Chance, von ihm ausgewählt zu werden, oder?


Gebet: Herr, danke, dass du ein Gott für uns alle bist. Für jeden und jede, nicht nur für die oberen Zehntausend. Danke, dass du uns heute klar machst: Mit jedem kannst und willst du deine Geschichte schreiben. Alles, was es dazu braucht, ist unsere Bereitschaft, uns darauf einzulassen. Amen.



Alles Gute zum Start in die neue Woche!

Deine / Ihre Elfriede Bezold-Löhr








Sonntag, 25. Oktober 2015

„Wir ruhen all in Gottes Hand“ hl


Predigt von Hans Löhr in den Gottesdiensten in Thann und in Sommersdorf

 Losung: Wer in der Finsternis geht und wem kein Lichtstrahl scheint, der vertraue auf den Namen des HERRN! Jesaja 50,10

Liebe Leserin, lieber Leser,

wenn du das Wort „Zukunft“ hörst, wie geht's dir damit? Was hast du da für ein Gefühl? Bist du neugierig oder eher skeptisch, zuversichtlich oder hast du eher Bedenken? Naja, wenn man die Nachrichten in diesen Wochen und Monaten liest mit Griechenland-Krise und Flüchtlingskrise, VW-Krise usw., dann überwiegen beim Gedanken an die Zukunft wohl eher die negativen Gefühle. Und wenn man bedenkt, was mit zunehmendem Alter im eigenen Leben auf einen alles zukommen kann, fördert das auch nicht gerade die Zuversicht.
Früher war das auch nicht besser, im Gegenteil. Da wurden unsere Vorfahren in viel kürzeren Abständen immer wieder in Kriege verwickelt, mussten Hungersnöte hinnehmen oder wurden wegen ihres Glaubens verfolgt. Da waren Protestanten und Katholiken einander spinnefeind. Und wenn unsere Vorfahren krank wurden, gab es für sie keine gute, bezahlbare medizinische Versorgung und so sind viele von ihnen in verhältnismäßig jungen Jahren gestorben. Die Menschen waren damals wie heute Spielball der Mächtigen. Über Krieg und Frieden wurde ohne sie entschieden. Sie hatten zu parieren, wenn die Herren sie zu den Waffen riefen oder ihnen eine schwere Steuerlast aufbürdeten und ihnen einen großen Teil der Ernte wieder abnahmen.
Und trotzdem haben in dieser oft wenig lebensfreundlichen Welt unsere Vorfahren Kinder gezeugt und aufgezogen, haben um ihr klitzekleines Glück gekämpft, und wenn sie alles verloren hatten, fingen sie wieder von vorne an. Was blieb ihnen auch anderes übrig. Nein, große Erwartungen an die Zukunft hatten sie noch weniger als wir heute. Und so machten auch sie sich große Sorgen, wenn sie daran dachten, was wohl alles auf sie zukommen könnte.
Was hätten sie wohl gesagt, wenn man ihnen erzählt hätte, wie es einmal ihren Nachfahren, ihren Urenkeln und Ururenkeln zu Beginn des 21. Jahrhunderts in Deutschland gehen würde? Wenn man ihnen von euch erzählt hätte, wie ihr heute lebt? Die Vorfahren hätten sich ungläubig die Augen gerieben, den Kopf geschüttelt und gesagt, dass man ihnen nicht mit solchen Märchen kommen solle. Aber sind wir, obwohl es uns so viel besser geht als ihnen, heute glücklicher und zufriedener? Haben wir weniger Angst und machen wir uns weniger Sorgen?
Also frage ich dich noch mal: Wenn du das Wort „Zukunft“ hörst, wie geht es dir damit?
Am intensivsten beschäftigt man sich am Jahreswechsel mit der Zukunft und fragt sich, was das neue Jahr wohl bringen wird. Da sind die katholischen Sternsinger auch in evangelischen Häusern willkommen, weil man sich ihren Segen gern gefallen lässt und dafür auch eine Spende für Notleidende macht.
Seit ein paar Jahren wird an Silvester immer öfter ein Lied aus der deutschen Pfadfinderbewegung gesungen. Es ist aus einem Lied hervorgegangen, das man vor allem in der englischsprachigen Welt zum Jahreswechsel singt und heißt: „Nehmt Abschied, Brüder, ungewiss ist alle Wiederkehr“ (YouTube-Video. Sängerin: Nicole).

1. Nehmt Abschied, Brüder, ungewiss
Ist alle Wiederkehr,
Die Zukunft liegt in Finsternis
Und macht das Herz uns schwer.
Der Himmel wölbt sich übers Land,
Ade, auf Wiedersehn!
Wir ruhen all in Gottes Hand,
Lebt wohl auf Wiedersehn.

Ja, die Zukunft liegt in Finsternis und macht das Herz uns schwer. An diese Zeile musste ich denken, als ich das heutige Losungswort aus dem Buch des Propheten Jesaja gelesen habe. Da heißt es:
Wer in der Finsternis geht und wem kein Lichtstrahl scheint, der vertraue auf den Namen des HERRN! Jesaja 50,10 Gerade auch in biblischen Zeiten, sind Menschen in Finsternis gegangen. Meist aus ganz ähnlichen Gründen wie auch unsere Vorfahren und wie manchmal auch wir heute. Und natürlich haben sie sich gefragt, wo ein Licht ist, an dem sie sich orientieren können, das ihnen den Weg durch die finsteren Täler des Lebens zeigt.
Ab und zu sehe ich in den Wohnstuben in unseren Dörfern einen Wandspruch hängen: „Immer wenn du meinst, es geht nicht mehr, kommt irgendwo ein Lichtlein her.“ Ich frage mich dann, ob dieses Wort wirklich trösten kann? Das heutige Losungswort gibt uns einen anderen Hinweis. Da heißt es für alle, in deren Leben es finster geworden ist: „Vertraue auf den Namen des Herrn!“ Ich bin überzeugt, wenn das den Menschen damals in biblischen Zeiten und wenn das auch unseren Vorfahren nicht wirklich geholfen hätte, würde dieses Wort nicht in der Bibel stehen und hätten unsere Vorfahren nicht am Glauben festgehalten, allen Bedrängnis und Katastrophen zum Trotz.
Dagegen kommt mir der Spruch mit dem „Lichtlein“ vor wie das berühmte Pfeifen im dunklen Wald. Wer allein durch einen dunklen Wald geht, pfeift sich manchmal Mut zu. Aber dieses Pfeifen klingt dann meistens recht kläglich und verstärkt oft noch die Angst.
Und, so frage ich, hilft dir der Spruch mit dem „Lichtlein“ oder das Pfeifen wirklich, wenn eine Operation bevorsteht, eine Chemotherapie oder Bestrahlung? Hilft dir das, wenn du durch einen schmerzlichen Scheidungsprozess musst oder von einem Menschen für immer Abschied nehmen? Ich kann mir nicht vorstellen, dass mir das dann hilft. Aber das hat mir schon bisher geholfen, der Glaube, dass ich in Gottes Hand ruhe, wie es in dem Lied heißt. Auf ihn vertraue ich umso mehr, je finsterer es um mich und in mir wird. Und dazu lade ich auch dich ein. Nicht von ungefähr heißt es in der Bibel: »Das Volk das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht; und über die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell.« Wir hören dieses Wort Jahr für Jahr in den Weihnachtsgottesdiensten und denken dabei an Jesus, der Gottes Gnadenlicht mit auf die Welt gebracht hat, mehr noch, der von sich selbst sagt: »Ich bin das Licht der Welt, wer mir nachfolgt, wird nicht im Finstern umherirren, sondern das Licht des Lebens haben.« Das ist etwas ganz anderes als ein „Lichtlein“, das von irgendwo her kommen soll.
Angesichts der vielen Flüchtlinge haben nicht wenige Menschen in unserem Land davor Angst, was das wohl für ihre Zukunft bedeutet. Werden die Flüchtlinge unser Land verändern? Werden sie das Leben eines jeden einzelnen von uns verändern? Und wie wird es dann wohl in der Zukunft weitergehen? Das sind berechtigte Fragen. Man soll sie den Menschen nicht ausreden. Es kann ja auch niemand sagen, wie es künftig mit uns in Deutschland weitergeht. Auch die klügsten Politiker ‚fahren nur auf Sicht‘ und wissen nicht, was hinter der nächsten Kurve kommt. Aber was die Zukunft bringt,das konnte unseren Vorfahren auch niemand sagen. Sie haben halt versucht, so gut es ging, zu leben und aus jeder Situation das Beste zu machen. Und das Gleiche ist meiner Meinung nach auch jetzt dran. Wir hier ändern an der politischen Situation nichts. Wir können uns nur unser eigenes Leben vermiesen, wenn wir Nur noch schimpfen und jetzt schon Angst haben vor etwas, von dem wir nicht wissen, ob es überhaupt eintritt. Angst aber ist immer ein schlechter Ratgeber. Angst hat noch selten etwas zum Guten verändert.
Demgegenüber werbe ich dafür, dass wir zu den Flüchtlingen anständig und menschlich sind. So wie jetzt schon viele Bürgerinnen und Bürger, die an der Grenze zu Österreich leben und täglich mit Flüchtlingen zu tun haben. Was wollen wir denn auch anderes tun, wenn Familien mit kleinen Kindern in der Kälte stehen und darauf hoffen, dass wenigstens in Deutschland die Menschen barmherzig sind. Wir können den Politikern ihre Aufgaben nicht abnehmen. Sie sind gewählt worden, damit sie auch mit einer solchen Krise verantwortlich umgehen. Aber jeder von uns kann seinen kleinen Teil dazu beitragen, dass die Stimmung in unserem Land nicht umkippt in Ablehnung und Hass oder gar in Gewalt, sondern dass wir uns als Christen bewähren und anständig und menschlich bleiben, auch wenn das vielleicht nicht einfach ist.
»Die Zukunft liegt in Finsternis«. Das stimmt für uns. Das stimmt für die Menschen, die vor Krieg, Verfolgung und Tod aus ihrem Land zu uns geflohen sind. Und auch das stimmt für sie wie für uns: »Wir ruhen all in Gottes Hand«. In diesem Glauben lasst uns getrost in die Zukunft gehen. Und auch wenn sie finster ist, so gilt doch, was im Psalm 23 steht: »Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir; dein Stecken und Stab trösten mich.« Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr

Information von Tagesschau.de: "Stimmen die Gerüchte über Flüchtlinge?" (Faktencheck)


Samstag, 24. Oktober 2015

Gehorsam oder Freundschaftsdienst? hl

Losung: Dem HERRN, eurem Gott, sollt ihr folgen und ihn fürchten und seine Gebote halten und seiner Stimme gehorchen und ihm dienen und ihm anhangen. 5.Mose 13,5

Lehrtext: Jesus sprach: Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch gebiete. Johannes 15,14

Liebe Leserin, lieber Leser,

Gehorsam oder Freundschaftsdienst? Vor diese Alternative stellt uns das heutige Losungswort und der Lehrtext. Das Alte Testament erhebt Gottes Willen, wie ihn Mose am Berg Sinai verkündet hat, zum Gesetz, dem man bei Androhung von Strafe gehorchen muss. Auch Jesus hat, vor allem im Johannesevangelium, einen Anspruch an alle, die zu ihm gehören wollen. Aber er will ihn nicht mit Strafandrohungen durchsetzen, sondern baut auf den guten Willen und den Freundschaftsdienst seiner Anhänger.
Das große Geheimnis des Evangeliums, zu Deutsch: der guten Botschaft, aber ist, dass Gott auf seine Forderungen uns Menschen gegenüber verzichtet und sie in seinem Sohn stellvertretend für uns alle erfüllt hat. Er hat die Strafe für all unseren Ungehorsam auf sich genommen und an unserer Stelle abgebüßt. Das gehört zum Kernbestand unseres evangelischen Glaubens. Und so bleiben zuletzt noch zwei Gebote, die wir erfüllen sollen, wenn wir uns Christen nennen: 1. An Jesus Christus glauben und durch ihn Gott bedingungslos vertrauen sowie 2. Gott von ganzem Herzen lieben und den Nächsten wie sich selbst. Das ist alles. Denn alles andere, die Zehn Gebote oder die Forderungen der Bergpredigt ergeben sich aus diesen beiden Geboten. Und wenn ich trotzdem dagegen verstoße, weil mein Glaube schwankend und die Liebe schwach ist, so wird mir auch das vergeben, sofern mir mein Versagen leid tut und ich um Vergebung bitte.
Natürlich freut man sich, wenn die eigenen Freunde tun, worum man sie bittet. Aber auch wenn das nicht geschieht, so kündigt man doch die Freundschaft nicht gleich auf, sondern sucht nach Gründen, die Freunde zu entschuldigen. Wenn wir schon dazu in der Lage sind, um wie viel mehr ist es Gott in seinem Sohn Jesus Christus.

Gebet: Herr, ich will mich ehrlich bemühen, so zu leben, wie es dir gefällt und wie es mir gut tut. Aber ich vertraue darauf, dass du mir auch dann vergibst, wenn es mir nicht gelingt. Denn deine Liebe ist stärker als meine Schwäche, und deine Gnade ist größer als meine Schuld. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr 

Freitag, 23. Oktober 2015

Angst vor Veränderung? hl

Losung: Der Ratschluss des HERRN bleibt ewig bestehen. Psalm 33,11

Lehrtext: Christus spricht: Himmel und Erde werden vergehen; aber meine Worte werden nicht vergehen. Matthäus 24,35

Liebe Leserin, lieber Leser,

wohl in jedem Menschen steckt eine mehr oder weniger große Angst vor Veränderung. Wer gibt schon gern Vertrautes ohne Not auf? Selbst diejenigen, die sich mit einer langwierigen Krankheit arrangiert und darin eingerichtet haben, sind manchmal gar nicht mehr so sehr auf Genesung aus. Denn die Krankheit bestimmt ihr Verhältnis zu den Menschen ihrer Umgebung. Sie ist ihr Thema, sie bestimmt ihren Tageslauf, sie garantiert eine gewisse Aufmerksamkeit usw. Angst vor Veränderung erhält Ehen und Partnerschaften aufrecht, die ihren Namen längst nicht mehr verdienen. Angst vor Veränderung treibt im Osten unseres Landes Tausende der PEGIDA in die Arme und auch im Westen ist sie bei einer wachsenden Zahl die Triebkraft, um die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung abzulehnen und sich gegenüber Flüchtlingen negativ zu äußern.
Doch Angst ist ein schlechter Ratgeber. Demgegenüber gehört es nun mal zum Grundprinzip des Lebens, dass nichts starr und versteinert ist, sondern alles in Fluss: Selbst wird man älter und ändert sich, ob man will oder nicht, ständig ändert sich unsere Welt durch immer neue Erfindungen und Krisen und jeder, der selbstständig ist als Landwirt oder in der Wirtschaft, muss sich bewegen und verändern, wenn er nicht abgehängt und bankrott gehen will. Nichts bleibt wie es ist, nichts.
Da ist es wohltuend, dass das, was sich Gott vorgenommen hat, sein Ratschluss, für immer gültig ist (Losung). Und auch die Worte Jesu behalten durch alle Zeiten und Wechsel der Geschichte ihre Gültigkeit. So wird beispielsweise, solange es Menschen gibt, sein Gebot gültig bleiben: „Du sollst Gott von ganzem Herzen lieben, mit all deiner Kraft und deinen Nächsten wie dich selbst.“
In allen Wechselfällen, in allem Auf und Ab, in allem Chaos und Wandel bleibt Gottes Wort der Fixpunkt, an dem sich Menschen orientieren können: Gestern so wie heute, und heute so wie morgen. Mit dieser Orientierung vor Augen, kommst du sicher durch das aufgewühlte Meer der Zeit.

Lied / Gebet:
(klick) Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt, fährt durch das Meer der Zeit. Das Ziel, das ihm die Richtung weist, heißt Gottes Ewigkeit. Das Schiff, es fährt, vom Sturm bedroht, durch Angst, Not und Gefahr, Verzweiflung, Hoffnung, Kampf und Sieg, so fährt es Jahr um Jahr. Und immer wieder fragt man sich: Wird denn das Schiff bestehn? Erreicht es wohl das große Ziel? Wird es nicht untergehn? Bleibe bei uns, Herr! Bleibe bei uns, Herr, denn sonst sind wir allein auf der Fahrt durch das Meer. O bleibe bei uns, Herr! Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr 

Donnerstag, 22. Oktober 2015

Ich kann nur staunen hl

Losung: Siehe, die Völker sind geachtet wie ein Tropfen am Eimer und wie ein Sandkorn auf der Waage. Jesaja 40,15

Lehrtext: Ich sah einen Engel fliegen mitten durch den Himmel, der hatte ein ewiges Evangelium zu verkündigen denen, die auf Erden wohnen, allen Nationen und Stämmen und Sprachen und Völkern. Offenbarung 14,6

Liebe Leserin, lieber Leser,

hin und wieder rückt die Bibel unsere Maßstäbe zurecht, so auch im heutigen Losungswort. Denn zu den größten Problemen, die Menschen sich machen, gehört, dass wir uns zu wichtig nehmen. Dabei sind im Vergleich zu Gott selbst ganze Völker nur ein »Tropfen am Eimer und ein Sandkorn auf der Waage«. Wie unbedeutend ist da erst der einzelne Mensch?! Im Vergleich zur Größe des Universums ist jeder von uns weniger als nichts, praktisch nicht wahrnehmbar. Ein Barack Obama, ein Vladimir Putin, eine Angela Merkel – weniger als nichts. Und ich sowieso. Aber das betrifft nur die Quantität, also die messbare Größe.
Da ist noch eine andere Größe, die Qualität, die Frage danach, wie wertvoll etwas ist. Und da sagt die Bibel, dass du in Gottes Augen einen großen Wert hast und von Jesus „teuer erkauft“ bist. Nein, Gott schaut nicht darauf, für wie wichtig oder wertvoll wir uns selber halten, wie begabt, schön, reich, klug usw. wir sind. Das interessiert ihn höchstens am Rande. Unsere Maßstäbe fallen bei ihm nicht ins Gewicht. Er misst dich mit seinem Maßstab, mit dem Maßstab, den ein guter Vater an seinem Kind anlegt. Er schaut dich daraufhin an, dass du sein Geschöpf bist und zu ihm gehörst und dass du seiner Liebe bedürftig bist. Vielleicht kann man das am ehesten noch damit vergleichen, dass gute Eltern ihr behindertes Kind besonders lieben, auch wenn es nach sonstigen Maßstäben nicht schön, nicht stark, nicht leistungsfähig, nicht intelligent ist.
Ich weiß nicht, ob du diesen Vergleich akzeptieren kannst oder ob du ihn von dir weist, weil du nicht behindert bist. Aber so viel ist mir klar: Mit dem, was ich vorweisen kann, wozu ich in der Lage bin, mache ich auf Gott keinen Eindruck. Mögen mich andere deswegen schätzen, mag ich mich selbst deswegen wichtig nehmen, Gott tut das nicht. Er wendet sich mir zu, weil ich ohne ihn keine Sekunde leben könnte. So wendet er sich auch allen anderen von seinen Geschöpfen zu, egal, ob sie ihn kennen und lieben oder nicht. Aber du und ich, wir haben den Vorteil, dass wir wissen, wem wir verdanken, was wir sind und haben und deshalb nicht hochmütig, eingebildet, abgehoben oder sonst wie durchgeknallt sein müssen. Denn, so sagt es das „ewige Evangelium“ (Lehrtext), wir haben einen Gott, zu dem wir ehrfürchtig aufblicken können, vor dem wir aber nicht Angst haben müssen, sondern den wir wieder lieben können.

Gebet: Herr, du bist unfassbar und unermesslich. Wie soll ich kleiner Mensch in Worte fassen, wer und was du bist? Und darum bete ich dich an, preise und ehre dich als den wunderbaren Schöpfer aller Dinge und meinen Erlöser. Du hast dich für mich klein gemacht und bist Mensch geworden in Jesus, hast in der Krippe gelegen und am Kreuz gehangen – für mich. Ich kann nur staunen, wie wertvoll ich für dich bin. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr 

Mittwoch, 21. Oktober 2015

Im Gefängnis hl

Losung: Josef lag im Gefängnis, aber der HERR war mit ihm. 1.Mose 39,20.21

Lehrtext: Denkt an die Gefangenen, als wärt ihr Mitgefangene. Hebräer 13,3

Liebe Leserin, lieber Leser,

ich war bisher nur zu Besuch im Gefängnis, ein paar Mal in Straubing bei einem lebenslang eingesperrten Mitglied der Roten Armee Fraktion RAF und in Stadelheim bei Gedenkfeiern für die Mitglieder der studentischen Widerstandsgruppe „Weiße Rose“, die dort im Jahr 1943 hingerichtet worden sind. Ich habe aber noch keine einzige Nacht in einer Zelle verbracht. Ich kann mich deshalb auch nur bedingt in die Situation eines Gefangenen einfühlen. Aber das weiß immerhin jeder: Niemand ist gern eingesperrt, egal aus welchem Grund.
Josef, der Sohn Jakobs, war über zehn Jahre unschuldig im Gefängnis des Pharao in Ägypten. Er hätte allen Grund gehabt, an Gott zu verzweifeln und sich von ihm abzukehren. Aber er hat das nicht getan, weil für ihn wie für zahllose andere Gefangene der Glaube der einzige Halt war, der ihm die Kraft zum Durchhalten gab. Er hielt an der Hoffnung fest, dass Gott ihn nicht vergessen habe und wurde nicht enttäuscht, auch wenn er viele Jahre hatte warten müssen.
Nicht zuletzt deswegen, weil so viele Menschen bis heute wegen ihres Glaubens verfolgt und eingesperrt werden, ist es eine Christenpflicht, an sie zu denken, für sie zu beten und – wie Jesus uns aufgetragen hat – sie zu besuchen. Nicht zuletzt deswegen gibt es die Gefängnisseelsorge. Ich bin froh, dass das in unserem Land gestattet wird und dankbar, dass sich Kollegen dazu bereitfinden.
Der Lehrtext heute wäre aber auch für Richter und Staatsanwälte ein guter Impuls, mal drei Tage und drei Nächte in einer Zelle zu verbringen, um wenigstens ansatzweise zu spüren, was es bedeutet, einen Menschen mit Freiheitsentzug zu bestrafen.

Gebet: Herr, ich bitte dich für alle, die gefangen sind, ob schuldig oder unschuldig, dass sie daran nicht zerbrechen. Ich danke dir für jeden Brief, jedes Päckchen jeden Besuch, den sie bekommen. Vor allem danke ich dir, dass du auch hinter Gittern bei ihnen bist. Hilf, dass sie zum Glauben an dich finden und daraus die Kraft schöpfen, diese schwere Zeit zu überstehen. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr

p.s. Hier ist das Lied, das Josef in dem sehenswerten Zeichentrickfilm »Josef, König der Träume« im Gefängnis singt: „Du weißt es besser als ich…“ Und hier der ganze Film: „Josef, König der Träume“, eine, wie ich meine, gelungene Verfilmung der schönsten Geschichte der Welt.

Dienstag, 20. Oktober 2015

Einzigartig und gewaltig hl

Losung: Es ist niemand heilig wie der HERR, außer dir ist keiner. 1.Samuel 2,2

Lehrtext: Gott, dem ewigen König, dem Unvergänglichen und Unsichtbaren, der allein Gott ist, sei Ehre und Preis in Ewigkeit! Amen. 1.Timotheus 1,17

Liebe Leserin, lieber Leser,

welches Ereignis in Ihrem / deinem Leben hat dich ganz besonders bewegt und froh gemacht? War es eine bestandene Prüfung oder als dein Partner zum ersten Mal zu dir sagte „Ich liebe dich“? War es sein Heiratsantrag oder der Einzug ins neue Haus? War es eine außergewöhnliche Beförderung oder dass du einem Unglück mit knapper Not und heiler Haut entronnen bist oder als du eine schlimme Krankheit überstanden hattest? Welches Ereignis hat dich aus der Reserve gelockt, dass du automatisch Gott gedankt hast, weil niemand sonst so etwas zustande bringt?
Ich hatte in meinem Leben manchen glücklichen Moment. Aber ich glaube, ich war nie so glücklich wie bei der Geburt meiner Kinder. Da hat sich ganz von selbst mein Herz aufgetan und ich habe Gott so ähnlich gepriesen und gedankt wie Hanna im heutigen Losungswort. Da ist mir schlagartig wieder die Größe und Herrlichkeit Gottes bewusst geworden, aber auch seine Güte und Gnade.
Ja, außer dem Herrn ist kein Gott, niemand, der nur annähernd solche Wunder vollbringt wie er, der dafür gesorgt hat, dass du geboren wurdest und bis zum heutigen Tag lebst. Der dir Menschen über den Weg geschickt hat, denen du herzlich verbunden bist und der dir in deinen großen und kleinen Nöten immer wieder geholfen hat. Und da es bei mir genauso ist, lass uns heute gemeinsam mit dem Lehrtext sagen: »Gott, dem ewigen König, dem Unvergänglichen und Unsichtbaren, der allein Gott ist, sei Ehre und Preis in Ewigkeit!«

Gebet: Ja, Herr, du bist einzigartig und gewaltig. Nichts und niemand ist dir gleich. Du bist alles in allem und alles kommt von dir und geht zu dir. Leben und Tod, Zeit und Ewigkeit sind in deiner Hand. Ich freue mich, dass ich dich kennen und ehren darf und dass du mir deine Liebe zeigst durch Jesus Christus deinen Sohn und meinen Herrn. Amen

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr 

Montag, 19. Oktober 2015

Gott auf die rechte Art ehren hl

Losung: Der HERR behütet die Fremdlinge und erhält Waisen und Witwen. Psalm 146,9

Lehrtext: Gott, der Vater, wird auf die rechte Art geehrt, wenn jemand den Waisen und Witwen in ihrer Not beisteht und sich nicht an dem ungerechten Treiben dieser Welt beteiligt. Jakobus 1,27

Liebe Leserin, lieber Leser,

wie gut wir es doch in Deutschland haben! Selbst wenn dich ein schlimmer Schicksalsschlag trifft, wenn der Ehepartner stirbt oder die Eltern, unterstützt der Staat die Betroffenen mit Witwen- und Waisenrente. Zumindest die materiellen Folgen eines solchen Schicksalsschlag sind dadurch abgemildert. Ganz anders ist das beispielsweise in Tansania. Da gibt es keine solche Absicherung und Grundversorgung für Witwen und Waisen. Auch in Deutschland mussten solche sozialen Errungenschaften im wahrsten Sinn des Wortes erst errungen werden. Früher waren auch bei uns die Witwen und Waisen nicht abgesichert genauso wenig wie die Menschen zur Zeit der Bibel. Ihre Absicherung war Gott, war das Gebot für die Gläubigen, sich der Waisen und Witwen anzunehmen und sie nicht erst recht zu betrügen und ihnen auch noch das letzte bisschen Besitz, dass ihnen verblieben war, zu nehmen. Die Geldgierigen und Raffgierigen gibt es ja nicht nur heute, die gab es zu allen Zeiten.
Ich bin dankbar, dass in unseren Kirchengemeinden verhältnismäßig viele Gemeindeglieder Gott auf »rechte Art ehren«, so wie es der Lehrtext sagt, weil sie beispielsweise die Waisen und Witwen in unserer Partnergemeinde in Kilanya in Tansania mit Spenden unterstützen.
Bleiben noch die „Fremdlinge“ aus dem heutigen Losungswort. Auch sie werden von unserem Staat, also von uns, den Steuerzahlern, unterstützt, wenn sie vor Krieg und Verfolgung zu uns geflohen sind. Auch das ist nicht selbstverständlich. Dahinter steht die Erfahrung, dass vor gerade mal 70 Jahren Millionen von Deutschen auf der Flucht waren, zuerst vor den Nationalsozialisten, die politisch Missliebige und die Opfer ihres Rassenwahns blutig verfolgt haben und dann vor der Roten Armee und ihren Verbündeten, die sich an der deutschen Zivilbevölkerung im Osten für die Gräueltaten der Wehrmacht in Russland grausam gerächt haben. Wir mögen den Fremden in unserem Land gegenüber eingestellt sein, wie wir wollen; dass wir sie anständig und menschlich behandeln, daran führt für uns Christen kein Weg vorbei.

Gebet: Herr, ich danke dir, dass es mir so gut geht, dass ich anderen helfen kann, auch Menschen in anderen Ländern oder Fremden bei uns. Das ist ein Zeichen dafür, wie sehr du mich gesegnet hast, dass ich in dieser Zeit und in diesem Land leben darf. Ich habe dieses Glück genauso wenig verdient wie andere ihr Unglück, darum will ich mein Herz nicht verhärten, sondern deinen Geboten folgen und meine Mitmenschen lieben. Amen

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr 

Sonntag, 18. Oktober 2015

Der Kurvenblick hl

Losung: Die auf den HERRN sehen, werden strahlen vor Freude, und ihr Angesicht soll nicht schamrot werden. Psalm 34,6

Lehrtext: Der Gott der Hoffnung erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben, dass ihr immer reicher werdet an Hoffnung durch die Kraft des Heiligen Geistes. Römer 15,13

Liebe Leserin, lieber Leser,

wenn sich etwas ereignet, das mich im Augenblick sehr umtreibt, mehr noch, das mir weh tut, dann sage ich mir manchmal: Denke einmal ein Jahr voraus und stell dir vor, wenn du dann auf die Situation heute zurückblickst, wie es wohl sein wird. Oft relativiert das die gegenwärtige Aufregung, und ich gehe die ganze Sache etwas gelassener an.
Losung und Lehrtext gehen noch einen großen Schritt weiter. Sie ermutigen mich – und auch Sie / dich – mein Leben heute von ‚höchster Warte‘ aus zu sehen, also die Perspektive Gottes einzunehmen, und von ihm aus auf mein Menschenleben zu blicken. Das relativiert vieles, das mich jetzt beschäftigt, noch mehr. Ja, „auf den Herrn sehen“ (Losung) und aus der Hoffnung auf ihn die Gegenwart zu betrachten, wirft noch einmal ein ganz anderes Licht auf die Ereignisse, die manchmal so bedrückend und bedrohlich zu sein scheinen. Und deshalb wünsche ich mir, dass der Wunsch des Apostels Paulus an die Christen in Rom auch für mich in Erfüllung gehe, dass der Gott der Hoffnung mich mit Freude und Frieden im Glauben erfüllen möge, gerade dann, wenn es im Augenblick chaotisch ist. Und Ihnen und dir wünsche ich das auch.
Das ist so ähnlich wie beim Motorradfahren. Wer in der Kurve auf den Straßengraben blickt, hat große Chancen, da auch hineinzufahren. Wer aber weit darüber hinaus schaut, wo die Kurve zu Ende ist und wo er letzten Endes hin will, hat noch größere Chancen, genau dort auch anzukommen. Dieser Blick aber ist nicht selbstverständlich. Den musst du dir durch häufiges Üben antrainieren.

Gebet: Herr, ich schaue auf dich, um durch die Kurven meines Lebens zu kommen. Du bist der Fixpunkt, an dem ich mich orientiere. Du bist die Kraft, die mich anzieht. Mit dir gelingt mir vieles, was ohne dich nicht möglich ist. Amen

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr 

Samstag, 17. Oktober 2015

Kein falscher Zauber! hl

Losung: Nicht werde jemand unter dir gefunden, der Wahrsagerei, Hellseherei, geheime Künste oder Zauberei treibt. Denn wer das tut, der ist dem Herrn ein Gräuel. 5.Mose 18,10.12

Lehrtext: Da die Menschen sich für Weise hielten, sind sie zu Narren geworden und haben die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes vertauscht mit einem Bild. Römer 1,22-23

Liebe Leserin, lieber Leser,

was hat Gott eigentlich gegen Wahrsagerei und derlei ‚geheime Künste‘? Genau das, was auch du dagegen hast, wenn ein lungenkranker Angehöriger meint, seine Krankheit mit Zigarettenrauchen heilen zu können. Jeder weiß, dass das Gift ist und das Leiden nur gefährlich verschlimmert. Und so geht es auch Gott in der Losung nicht um sich selbst, sondern um dich und mich, wenn wir für unsere Probleme und Sorgen dort Hilfe suchen, wo es keine gibt, wo im Gegenteil die Situation nur noch schlimmer wird.
Aus meiner Sicht ist es das zentrale Übel in dieser Welt, dass Menschen meinen, sich und andere mit selbst erfundenen Rezepten und Methoden aus dem Elend retten zu können. Ja, Gott hilft und rettet auch durch Menschen, durch Medizin und Wissenschaft, wo man sich in verantwortungsvoller Weise um Notleidende kümmert. Aber es ist und bleibt Gott, der wirkt und nicht irgend ein erfundener Popanz.
Ich habe vor kurzem wegen Problemen mit meinen Augen Augenärzte aufgesucht, die mir auch helfen konnten. Ich habe mich dafür bei ihnen bedankt. Aber noch mehr bin ich Gott dankbar, dass ich in einer Zeit und in einem Land lebe, wo eine solche Hilfe möglich ist, dass die Medizin bei uns so weit entwickelt ist und damit vielen Menschen geholfen werden kann. Menschen mögen sich selbst für klug halten (Lehrtext) und meinen, dass sie das sich und ihren Künsten und Leistungen verdanken. Aber wir alle sind Mittel in Gottes Hand, mit denen und durch die er wirkt. Und darum halte ich nichts von Zauberei, sondern von dem lebendigen Gott, der sich um seine Menschenkinder kümmert.

Gebet: Herr, ich danke dir, dass ich mit allem zu dir kommen und auf deine Hilfe hoffen kann. Bei dir weiß ich, dass ich an den Richtigen gerate, der mich nicht mit falschen Versprechungen abspeist und faulen Künsten betrügt. Amen

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr 

Freitag, 16. Oktober 2015

O Jerusalem! hl

Losung: O Jerusalem, ich habe Wächter über deine Mauern bestellt, die den ganzen Tag und die ganze Nacht nicht mehr schweigen sollen. Jesaja 62,6

Lehrtext: Betet ohne Unterlass. 1.Thessalonicher 5,17

Liebe Leserin, lieber Leser,

wie so oft, so spricht auch heute das Bibelwort wieder mitten hinein in unsere Zeit und ist ein aktueller Kommentar zum politischen Geschehen. Denn in diesen Tagen macht Jerusalem wieder einmal negative Schlagzeilen. Schon wieder tobt die Gewalt in den Gassen dieser Stadt, weil die Verantwortlichen unfähig oder auch unwillig sind zur Gerechtigkeit, zum Frieden und zur Versöhnung zwischen Israelis und Palästinensern. In Jerusalem gilt das Gesetz: „Auge um Auge, Zahn um Zahn.“ Da geht es darum, die andere Seite zu demütigen, zu drangsalieren, einzuschüchtern. Da geht es um Rache und Gegenschläge, um Wut und Verzweiflung. Und wofür? Damit die einen auf Kosten der anderen ihre Interessen durchsetzen statt mit ihnen zu leben?
»O  Jerusalem«, so beginnt die Tageslosung, die wohl 2700 Jahre alt ist. »O Jerusalem«, so kann man auch heute mit Gott sagen und darauf hören, wie sein Wort weitergeht: »ich habe Wächter auf deine Mauern gestellt, die den Herrn Tag und Nacht an sein Versprechen erinnern sollen. Ihr Wächter, hört nicht auf zu beten - nicht einen Augenblick -, gönnt euch keine Ruhe! Lasst auch dem Herrn keine Ruhe, bis er Jerusalem wieder aufgebaut hat und die Stadt auf der ganzen Erde bewundert wird
Und beten, das will auch ich heute tun. Ich lade dich dazu ein, nicht nur kopfschüttelnd vor der Tagesschau zu sitzen und abwechselnd über die Israelis und Palästinenser zu schimpfen, sondern für sie zu beten, für diese Stadt, die den Juden, den Muslimen und auch uns Christen so wichtig ist.
Gerade dann, wenn man sich ohnmächtig fühlt und meint, nichts ändern zu können, haben wir immer noch das Gebet. Ich glaube, es ist eine starke Kraft, Dinge zum Guten zu wenden, sei es in unserer kleinen Welt oder in der großen. Wofür du auch betest, lass nicht nach damit, sondern bestürme Gott mit deinem Anliegen sooft du Kraft dazu hast. Solange du das tust, hast du dich und andere nicht aufgegeben. Und darum will ich auch Jerusalem nicht aufgeben und auch nicht Damaskus und all die anderen Städte und Länder, in denen Chaos und Gewalt herrschen.

Gebet: Herr, ohne dich würde ich mich so oft völlig hilflos fühlen und dann wohl auch zynisch werden. Aber wenn ich auch die Lösung der Probleme dieser Welt nicht weiß, weiß ich doch, dass du größer bist als sie alle und sie zum Schweigen bringen wirst. Höre alle Gebete, für die Bedrohten und Verängstigten, für die Verfolgten und Gefangenen, für die Hassenden und Verzweifelten und schaffe du den Frieden, zu dem wir Menschen nicht fähig sind. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr 

Donnerstag, 15. Oktober 2015

Ich bin klein, mein Herz ist rein… hl

Losung: Wer kann sagen: »Ich habe mein Herz geläutert und bin rein von meiner Sünde«? Sprüche 20,9

Lehrtext: Sie sind allesamt Sünder und ermangeln des Ruhmes, den sie bei Gott haben sollten, und werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erlösung, die durch Christus Jesus geschehen ist. Römer 3,23-24

Liebe Leserin, lieber Leser,

»ich bin klein, mein Herz ist rein…« So beginnt ein Kindergebet, das zumindest den Älteren unter den Leserinnen und Lesern der Losung bekannt sein dürfte. Nein, mein Herz als symbolischer Ort für meine Gefühle und Gedanken, ist nicht rein.
Gestern zum Beispiel kam mir hinter einem Lkw ein Autofahrer entgegen, der zum Überholen angesetzt hatte. Ich bin ganz schön erschrocken und habe ihm einen bösen Ausdruck entgegen geschleudert. Dass er ihn freilich nicht gehört hat, tut nichts zur Sache. Denn noch mehr bin ich über mich selbst erschrocken, über die Aggression, die plötzlich aus mir herausbrach. Ich hab mich richtig geschämt und dann darüber nachgedacht, ob dieser Autofahrer vielleicht unter Druck und Stress stand und sich deshalb zu einem solchen, verkehrsgefährdenden Verhalten hat hinreißen lassen. Jedenfalls war für ihn ein Segenswort angebrachter als ein Fluch. Und ich? Habe ich nicht auch schon riskante Überholmanöver gemacht? Habe ich mich nicht auch schon verkehrswidrig verhalten? Nein, ich bin nicht besser als jener Mann und habe deshalb auch keinen Grund, mich so über ihn zu erregen. Stattdessen habe ich allen Anlass, selbstkritisch zu sein und mich zu fragen, wie ich es künftig besser mache.
Dass mein Herz nicht rein ist, weiß Gott am besten. Und er weiß auch, dass ich es selbst nicht reinigen kann. Ich werde auch in Zukunft Gefühle haben, Gedanken denken und Worte sagen, die eines Menschen, der an Gott glaubt, nicht würdig sind. Dazu kenne ich mich einfach zugut. Aber ich werde mich auch in Zukunft darauf verlassen, dass er mir das durch Jesus Christus vergibt und mich von all dem Unreinen in mir immer wieder befreit (= erlöst), nicht weil ich es verdient habe, sondern weil ich ihm leid tue und er mich liebt. Und falls es dir ähnlich geht wie mir, dann gilt das auch für dich.

Gebet: Herr, ich bekenne, was du längst weißt: Ich bin nicht besser als andere. Mir tut mein Versagen leid. Und so bitte ich dich, mir um Jesus willen zu vergeben, womit ich an dir, meinen Mitmenschen und auch an mir selbst schuldig geworden bin. Stärke meinen Glauben, damit ich künftig immer mehr von dir her lebe und nicht nach den Gesetzen dieser Welt. Amen

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr 

Mittwoch, 14. Oktober 2015

Gott nimmt und Gott gibt hl

Losung: Ich bin nackt von meiner Mutter Leib gekommen, nackt werde ich wieder dahin fahren. Der HERR hat's gegeben, der HERR hat's genommen; der Name des HERRN sei gelobt! Hiob 1,21

Lehrtext: Wir wissen, dass Bedrängnis Geduld bringt, Geduld aber Bewährung, Bewährung aber Hoffnung. Römer 5,3-4

Liebe Leserin, lieber Leser,

den Satz der heutigen Tageslosung hat Hiob gesprochen, jener Mann in der Bibel, der so viel Unglück und Leid erfahren hatte. Bis auf sein Leben hatte er alles verloren: Seine Kinder, seinen Besitz, seine Gesundheit. Er hat unter dem Verlust gelitten. Es war ihm aber auch bewusst, dass er eines Tages sowieso alles wieder würde hergeben müssen, so wie du und wie ich: »Ich bin nackt von meiner Mutter Leib gekommen, nackt werde ich wieder dahin fahren.«  
Aber wie bitter ist es, wenn das nicht erst in der Todesstunde geschieht, sondern du noch mitten im Leben hergeben musst, was dir lieb und teuer ist? Davon können manche unserer Vorfahren erzählen, die vor 70 Jahren in den Wirren der letzten Kriegstage und in den Wochen und Monaten danach durch Flucht und Vertreibung fast alles verloren hatten. Allerdings, viele sind es nicht mehr, die das damals erlebt haben und heute noch davon erzählen können. Zu unserer gemeinschaftlichen Erinnerung an jene Zeit gehört, dass auch nach großen Verlusten das Leben weitergeht und Gott neuen Segen schenkt.
Aber wie reagiert man, wenn es dir ähnlich ergeht wie Hiob? Du kannst dich apathisch in dein Schicksal ergeben. Oder du kannst dagegen rebellieren. Du kannst in Trauer versinken. Oder du kannst deinen Schmerz durch Drogen, wie zum Beispiel Alkohol, betäuben. Oder aber, du kannst wie er dein Schicksal annehmen und dir klarmachen: Alles was ich bin und habe, hat mir Gott gegeben. Darum kann er mir auch alles wieder nehmen. Ich habe darauf keinen Anspruch. Ich habe deshalb auch keinen Anlass, mich bei ihm zu beschweren. Ich kann nur dankbar sein, dass er mir auf Zeit gegeben hat, woran ich meine Freude hatte und was mein kleines Lebensglück ausgemacht hat.
Aber wer hat schon so einen Glauben? Wer kann so reden und beten wie Hiob?
Der Apostel Paulus sieht noch weiter als dieser und spricht von der Hoffnung, die jenseits aller Bedrängnis aufleuchtet (Lehrtext). Es ist die Hoffnung darauf, dass jeder Verlust und jedes Leiden nur ein Vorletztes ist. Zuletzt aber werde ich ganz in Gott sein und er in mir. Das ist dann die große Erfüllung. Bis dahin aber suche ich immer wieder die Gemeinschaft mit ihm in einem geduldigen Glauben und freue mich, sooft ich seine Nähe spüre.

Gebet: Herr, ich habe Angst davor, das wieder zu verlieren, was mein Leben und mein Glück jetzt ausmacht. Aber ich weiß auch, dass ich das einmal alles wieder hergeben muss. Lass mich darum jetzt bewusst und dankbar leben, dass ich das scheinbar Selbstverständliche schätze, dir dafür danke und dich dafür preise. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr

PS: Siehe zur selben Tageslosung auch die bisher am häufigsten gelesene Auslegung (Klick) „Gott gibt und Gott nimmt“ vom 9. April 2011

Dienstag, 13. Oktober 2015

Hunger und Durst hl

Losung: Wohl denen, die sich an seine Mahnungen halten, die ihn von ganzem Herzen suchen! Psalm 119,2

Lehrtext: Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden. Matthäus 5,6

Liebe Leserin, lieber Leser,

nach Bratwurst und Bier hungert und dürstet viele. Aber nach der Gerechtigkeit?
Ich nehme mal an, dass alle, die das lesen, sich wünschen, dass es auf dieser Erde gerecht zugehen möge. Wer will schon ungerecht behandelt werden? Und wer anderen Unrecht tun? Doch Hand aufs Herz, wären Sie / wärst du auch bereit, die Folgen zu tragen, wenn allen Menschen Gerechtigkeit widerfahren würde und die Güter und Reichtümer dieser Erde gerecht verteilt würden? Da hätten wir in den reichen Industrieländern einiges abzugeben.
Doch im heutigen Lehrtext geht es meiner Meinung nach noch um eine andere Art von Gerechtigkeit. Da nennt Jesus die selig oder glücklich, die Gott recht sein wollen. Wer danach hungert und dürstet, dem verspricht Jesus, dass er satt wird. Doch wie will er dieses Versprechen einlösen? Er tut das mit seiner eigenen Person. Er selbst ist es, der Gott recht ist, und wenn ich an ihn glaube, geht seine Gerechtigkeit auch auf mich über, ohne dass ich über den Glauben hinaus etwas dafür tun muss.
Ja, wer Gott von ganzem Herzen sucht (Losung), findet ihn in Jesus. Und da findest du nicht irgend einen tyrannischen Gott, der seine Geschöpfe zwiebelt, sondern einen barmherzigen Vater und guten Hirten, der sich dir zuwendet, weil er dich liebt.

Gebet: Mein Gott, dir vertrauen zu können und dir recht zu sein, ist ein gutes Gefühl. Doch wenn ich in meinem Glauben unsicher werden sollte, so lass mich auf Jesus schauen, damit ich wieder Halt finde. Lass mich aber auch nicht abstumpfen bei so viel Ungerechtigkeit in dieser Welt, sondern wecke und schärfe mein Gewissen und mach mich bereit, wo ich kann, anderen gerecht zu werden und für ihr Recht einzutreten. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr 

Montag, 12. Oktober 2015

Vorsicht vor alten Verhaltensmustern hl

Losung: Als der Pharao sah, dass Regen, Donner und Hagel aufhörten, versündigte er sich weiter und verhärtete sein Herz. 2.Mose 9,34

Lehrtext: Seht darauf, dass nicht jemand Gottes Gnade versäume. Hebräer 12,15

Liebe Leserin, lieber Leser,

als die Bronchitis nachließ, griff er wieder zur Zigarette. Als sich die Leberwerte besserten, griff sie wieder zur Flasche. Als das Cholesterin zurückging, gab er die Diät wieder auf. Nein, nicht nur der Pharao fiel schnell in seine alten, negativen Verhaltensmuster zurück. Wohl jeder ist auf die eine oder andere Weise betroffen. Und wenn es nur das ist, dass man den täglichen Spaziergang wieder bleiben lässt, weil das Wetter so schlecht ist oder man gerade keine Zeit hat oder eben keine Lust. Nun gut, ich will niemanden etwas unterstellen. Vielleicht gibt es ja Zeitgenossen, die mit großer Disziplin alles richtig machen, die sich anderen wie sich selbst gegenüber optimal verhalten. Leider gehöre ich nicht dazu.
Doch der heutige Lehrtext lässt keine Ausrede zu. In ihm geht es auch nicht um Fitness oder Nettigkeiten, sondern darum, »dass sich das Böse nicht breitmacht und die Gemeinde vergiftet« (Fortsetzung des Lehrtextes). Stattdessen, so heißt es da, soll man »mit seinem ganzen (!) Leben Gott gehören«. Ja, ich nehme mir immer wieder vor, den Tag über mehr und mehr mit Gott in Verbindung zu bleiben, aus seiner Liebe heraus zu leben und mit seinen Augen die Mitmenschen anzusehen. Aber dann kommt dies und das und lenkt mich ab, lasse mich von anderen enttäuschen oder enttäusche sie, oder ich bin mit meinen Gedanken und Gefühlen weiß Gott wo, nur nicht bei ihm. Das tut mir nicht gut und anderen auch nicht. Dann suche ich wieder die Nähe, die er mir schenkt, damit ich diese Gnade nicht versäume..

Gebet: Herr, es gibt so viele Dinge, die mich immer wieder von dir abziehen möchten. Manchmal kann ich mich dagegen wehren. Manchmal nicht. Darum bitte ich dich um deine Kraft, dass ich bei dir bleiben oder wenigstens immer wieder zurückkommen kann. Amen

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr