Dienstag, 31. Mai 2016

Jeder so gut er kann hl

Losung: Wohl denen, die das Gebot halten und tun immerdar recht! Psalm 106,3

Lehrtext: Das ist mein Gebot, dass ihr euch untereinander liebt, wie ich euch liebe. Johannes 15,12

Liebe Leserin, lieber Leser,

mache ich es auch richtig? Mache ich es auch allen recht? Lebe ich so, dass mir niemand etwas vorwerfen kann? Dass niemand über mich redet? Dass alle mit mir zufrieden sind, auch Gott?
Wenn du so fragst, kommst du schnell in Teufels Küche. Niemals wirst du alle Erwartungen erfüllen können. Niemals kannst du es allen recht machen. Immer wirst du wie der Hase mit dem Igel um die Wette laufen ohne Chance, jemals zu gewinnen.
Viele Juden glauben bis heute, wenn sie alle Gebote beachten, die im Alten Testament stehen, dann wären sie Gott recht. Wenn – dann. Mit diesem Glauben, mit diesem Denken hat Jesus Schluss gemacht. Nein, wir können und sollen nicht alles richtig machen. Das geht nicht. Das hat noch kein Heiliger geschafft. Aber wir sollen das Richtige tun. Denn jetzt gilt nur noch ein Gebot, dass wir uns lieben. Das ist schwer genug und damit haben wir eine lebenslange Aufgabe.
Vor dieser Aufgabe kommt seine Zusage, dass er, Jesus, uns liebt von Anfang an und lebenslang unabhängig davon, ob wir alles richtig machen. Unabhängig davon ob wir sein Gebot erfüllen können. Aber versuchen sollten wir es wenigstens, jeder so gut er kann.

Gebet: Herr, ich weiß, wie du mich liebst. Du bist barmherzig zu mir, du bist nachsichtig mit mir, geduldig und verständnisvoll. Du siehst mich und liebst mich so wie ich von Anfang an gedacht bin, wozu du mich geschaffen hast. In deinen Augen verschwinden meine Schwächen, wird mein Versagen bedeutungslos, sind meine Sünden vergeben. Ich möchte aus deiner Liebe Kraft für meine Mitmenschen schöpfen. Ich möchte deine Liebe erwidern. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr

Montag, 30. Mai 2016

alltagstauglich hl

Losung: Gott sprach zu Mose: Ich werde sein, der ich sein werde. 2.Mose 3,14

Lehrtext: Jesus Christus spricht: Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende. Matthäus 28,20

Liebe Leserin, lieber Leser,

‚Gott, wer bist du eigentlich? Wer bist du für mich? Und was soll ich anderen sagen, wenn sie mich fragen, wer du bist?‘ So ähnlich hatte Mose gefragt. So frage ich mich auch heute noch, wenn ich im Glauben unsicher werde.
Luther hat Gottes Antwort so übersetzt, wie sie in der Losung oben steht. Doch inzwischen hat sich ein anderes Verständnis des hebräischen Wortlautes durchgesetzt. In der neueren Übersetzung „Hoffnung für alle“ heißt es demzufolge: Gott antwortete dem Mose: "Ich bin euer Gott, der für euch da ist. Darum sag den Israeliten: ‚Der Ich bin für euch da, der hat mich zu euch gesandt.‘ 
Das sagt Gott auch zu mir und zu dir: ‚Ich bin für dich da‘ – das ist mein Name, das ist mein Wesen, so und nicht anders bin ich dein Gott.
Manchen reicht das nicht. Sie suchen besondere religiöse, spirituelle Erfahrungen, die ihnen Gänsehaut verschaffen. Sie suchen das Außergewöhnliche, etwas Geheimnisvolles, den Nervenkitzel. Sie schlachten nachts Hähne auf Friedhöfen oder beschwören den Mond mit magischen Formeln. Sie treffen sich zu rituellen Tänzen an besonderen Orten oder umgeben sich mit Gegenständen, von denen geheimnisvolle Kräfte ausgehen sollen. All diesen Aktivitäten ist gemeinsam, dass hier der Mensch etwas tut, um übernatürliche Kräfte und religiöse Mächte für sich zu nutzen. Das war schon seit jeher so in allen Gegenden der Erde. Das wird wohl auch so bleiben.
Demgegenüber muss ich den Gott der Bibel nicht an besonderen Orten und zu besonderen Zeiten suchen. Er ist, wie er selbst von sich sagt, jederzeit und überall für mich da. Dasselbe sagt auch Jesus im Lehrtext.
Unser Herr ist sozusagen alltagstauglich. Er ist an meinen Freudentagen für mich da, in normalen und ruhigen Zeiten, aber auch in Zeiten von Leid und Not. Dazu muss ich ihn nicht erst herbei beschwören und gnädig stimmen. Dazu genügt es, wenn ich irgendwann am Tag kurz innehalte und sage:

Gebet: Herr, auch jetzt, in diesem Augenblick bist du für mich da und umgibst mich von allen Seiten. Du hältst deine Hand über mir, mich zu beschützen und zu segnen. Gibst mir Kraft und neuen Lebensmut. Ich lebe und bleibe in dir, wo immer ich bin, was immer geschieht. Darauf vertraue ich. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr 

Sonntag, 29. Mai 2016

erquickt hl

Losung: Ich breite meine Hände aus zu dir, meine Seele dürstet nach dir wie ein dürres Land. Psalm 143,6

Lehrtext: Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. Matthäus 11,28

Liebe Leserin, lieber Leser,

burnout - ausgebrannt. So nennt man Menschen, deren inneres Feuer erloschen, deren Seele ein Haufen Asche ist. Vielleicht sollte man sie besser dried-out nennen: ausgetrocknet. So jedenfalls fühlten sich Menschen zur Zeit der Bibel, die von Gott, der Quelle des Lebens, nicht mehr erreicht werden konnten. Das traf durchaus auch auf Gläubige zu. Damals wie heute gibt es mehr als genug, die durch verschiedene Umstände so erschöpft sind, dass in ihnen auch der Glaube versiegt. Wer alle seine Seelenkräfte verausgabt, wer sich selbst bis zum letzten Tropfen auslaugt oder ausgelaugt wird, hat manchmal auch für den Glauben, hat auch für Gott keine Kraft mehr.
Während ich dies schreibe, geht gerade ein Gewitterguss nieder: Welch eine Wohltat für die Pflanzen im Garten, für Felder und Wiesen! Manchmal aber, nach einer längeren Trockenzeit, reißen die Böden auf und man sieht ihnen an, wie sie nach Wasser lechzen. Vielleicht sehen auch manche Seelen so aus, während äußerlich alles in Ordnung zu sein scheint.
Jesus hat solche Menschen gekannt und ihnen zugerufen: »Kommt alle zu mir, ihr ausgepowerten, ausgetrockneten Seelen, ich will euch erquicken / erfrischen.« (Lehrtext) Einige sind diesem Ruf gefolgt und haben vom „Wasser des Lebens“ getrunken. Er ruft auch heute noch und sagt: »Wer durstig ist, der soll kommen. Jedem, der es haben möchte, wird Gott das Wasser des Lebens schenken« (Offenbarung 22,17). Manchmal muss man geduldig am Brunnen des Glaubens sitzen und warten, bis es fließt. Du kannst das nicht selbst machen. Aber du kannst darum bitten (Losung). Und wenn es dann kommt, kannst du trinken. Das kannst du.

Gebet:
Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser. Er erquicket meine Seele. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr 

Samstag, 28. Mai 2016

Das Licht, das nicht verlischt hl

Losung: Gott hat mich erlöst, dass ich nicht hinfahre zu den Toten, sondern mein Leben das Licht sieht. Hiob 33,28

Lehrtext: Gott hat den Herrn auferweckt und wird auch uns auferwecken durch seine Kraft. 1.Korinther 6,14

Liebe Leserin, lieber Leser,

Hiob stand bereits mit einem Fuß im Grab. Aber dann hat Gott ihn wieder herausgezogen und er sah noch viele Jahre das Licht der Sonne. Hiob ist nicht der einzige, der so etwas erlebt hat. Vielleicht ist auch unter den Leserinnen und Lesern dieser Losungsauslegung jemand, der doch noch eine schwere gesundheitliche Krise überlebt hat, weil die Ärzte oder die Medizin geholfen haben oder der eigene Lebenswille ungebrochen war oder Gott auf diesen und anderen Wegen ihn vor dem Tod gerettet hat.
Ruppert war schon wieder auf dem Weg der Besserung. Er selbst und alle, die mit ihm verbunden waren, hatten neuen Mut und neue Hoffnung. Doch dann war es innerhalb weniger Stunden aus. Das war ein Schlag für seine nächsten Angehörigen. Ruppert wird das Licht der Sonne nicht mehr sehen.
Die Kunst der Ärzte und alles menschliche Bemühen hat nicht ausgereicht, ihn vor diesem Schicksal zu bewahren. Da wird es schlagartig klar, wie begrenzt unsere Kräfte sind. Und mancher erkennt, dass da eine höhere Macht ist, die das letzte Wort hat. Vor ihr müssen sich alle beugen, die Reichsten und Mächtigsten genauso wie du und ich.
Ruppert ist gegangen in dem Glauben, dass diese höhere Macht, dass Gott stärker ist als der Tod. ER, der die ganze Welt ins Dasein gerufen hat, er hat auch die Kraft, ihn und dich und mich aus dem Tod zu rufen. Wäre es nicht so, dann wäre der Tod die stärkste Macht. Aber wie soll der Tod mächtiger als der sein, der das Leben schafft? Der Tod kann nur zerstören. Das ist keine Kunst und dazu braucht es nicht viel. Jeder von uns kann einen Käfer zertreten. Aber einen Käfer schaffen, das kann auch der Tod nicht. Das kann nur der Allmächtige. Und die Toten zum Leben erwecken, das kann nur, wer Herr über den Tod ist und das Leben (Lehrtext).
Ruhe in Frieden, Ruppert! Du wirst ein anderes Licht sehen, dass nicht mehr verlischt.

Gebet: Herr, weil ich weiß, dass ich sterben muss, hänge ich am Leben. Weil ich weiß, dass meine Zeit begrenzt ist, wird sie für mich immer kostbarer. Ja, ich möchte so lange leben wie es erträglich ist und dir mit diesem Wunsch danken, der du mir das Leben gegeben hast. Aber wenn dann der Tag kommt, an dem du mich zu dir rufst, lass mich im Vertrauen auf deine große Kraft gehen. Durch sie wirst du mich auferwecken, weil ich nicht der Finsternis gehöre, sondern dir. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr 

Freitag, 27. Mai 2016

Die Kraft des Schwachen hl

Losung: HERR, lass den Geringen nicht beschämt davongehen. Psalm 74,21

Lehrtext: Lass dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig. 2.Korinther 12,9

Eigentlich, liebe Leserin, lieber Leser, eigentlich müssten alle, denen es nicht gut geht, von Gott nichts wissen wollen und alle, denen es gut geht, müssten fest an ihn glauben. Merkwürdigerweise ist es aber oft umgekehrt. Ich weiß nicht, wie das bei Ihnen / dir ist. Ich weiß aber, wie es beim Apostel Paulus war. Er schreibt von sich: »Gott … hat mir ein quälendes Leiden auferlegt. Dreimal schon habe ich ihn angefleht, mich davon zu befreien. Aber er hat zu mir gesagt: "Meine Gnade ist alles, was du brauchst! Denn gerade wenn du schwach bist, wirkt meine Kraft ganz besonders an dir."«
Schon öfter hat man zu mir gesagt: »Ich weiß gar nicht wie ich die schwere Zeit der Scheidung überstanden habe« oder »Ich weiß gar nicht, wie ich die Krankheit überwunden habe« oder »Ich weiß gar nicht, wie ich die letzten Jahre ausgehalten habe, als ich meine Schwiegermutter pflegen musste«. Und dann sagten diese Leute noch sinngemäß: »Aber in dieser Zeit ist mir eine Kraft zugewachsen, von der ich nicht wusste, dass ich sie habe. Irgendwie ging es dann doch weiter, ohne dass ich unter der Last zerbrochen bin.« Und manchmal fügte jemand noch hinzu: »Ich hab in dieser Zeit oft an das Wort des Apostels Paulus denken müssen: „Lass dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“ (Lehrtext)«
Manchmal kannst du Gott noch so anflehen und er nimmt die Last nicht von dir, die dich drückt. Das hatte auch Paulus erfahren. Aber stattdessen gab er ihm die Kraft, sie zu tragen. Das wünsche ich auch dir und mir. Und dass er mitträgt, wenn es schwer wird. Und dass er den nicht unverrichteter Dinge wieder gehen lässt, der seine Hilfe braucht (Losung).

Gebet/ Lied:
Du bist die Kraft, die mir oft fehlt,
du bist der Wert, der wirklich zählt.
Alles bist du mir, Herr.
Falle ich hin, stehst du mir bei,
stillst meinen Durst und sprichst mich frei.
Alles bist du mir, Herr! Amen

(Hier das Youtube-Video: All in all)

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr

Donnerstag, 26. Mai 2016

Alle Welt soll wissen hl

Losung: Machet kund unter den Völkern sein Tun, verkündiget, wie sein Name so hoch ist! Jesaja 12,4

Lehrtext: Jesus sprach zu seinen Jüngern: Gehet hin in alle Welt und predigt das Evangelium aller Kreatur. Markus 16,15

Liebe Leserin, lieber Leser,

alle Welt soll wissen, wer unser Gott ist. Alle Welt soll wissen, wie unser Gott ist.
Er ist der Schöpfer von Himmel und Erde, der Schöpfer allen Lebens, der Herr über Raum und Zeit, dein Gott und mein Gott, der uns segnet, behütet und erhält bis zu diesem Augenblick.
Er ist der gute Hirte, der sein Leben für seine Schafe gibt. Der aus Sünde und Tod erlöst. Der die Gemeinschaft sucht mit denen, die am Rand leben müssen. Der liebt und heilt, der tröstet und beruhigt. Der dich und mich führt auf rechter Straße und bei uns bleibt im finsteren Tal.
Der große Gott hat ein Herz für die Kleinen unter den Menschen. Der starke Gott ergreift für die Schwachen Partei. Der heilige Gott rettet die Sünder. – Das soll alle Welt wissen, egal ob sie es wissen will oder nicht. Denn jeder Mensch soll die Chance haben, von diesem Gott zu hören und mit ihm zu leben.

Gebet / Lied:

Ich singe dir mit Herz und Mund,
Herr, meines Herzens Lust;
ich sing und mach auf Erden kund,
was mir von dir bewusst...
(Paul Gerhardt)

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr 

Mittwoch, 25. Mai 2016

Gegengewicht hl

Losung: Der HERR hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen, dass sie dich auf den Händen tragen und du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest. Psalm 91,11-12

Lehrtext: Paulus schreibt: Der Herr stand mir bei und stärkte mich. 2.Timotheus 4,17

Liebe Leserin, lieber Leser,

von einem Mann, der seine Frau besonders liebt und schätzt und zuvorkommend behandelt, sagt man, dass er sie auf Händen trage. Das gleiche, so sagt es die heutige Losung, sollen Gottes Engel für dich tun.
Aber jetzt mal Hand aufs Herz: Lebst du in dem Bewusstsein und mit dem Gefühl, dass du von seinen Engeln auf Händen getragen wirst? Vielleicht meinst du, dass es dir dazu nicht gut genug geht. Vielleicht meinst du, dass du in deinem Leben auf dich selbst gestellt bist, auf dich selbst aufpassen musst, um nicht über manchen Stein zu stolpern, der dir im Weg liegt. Vielleicht hast du sogar den gegenteiligen Eindruck, dass dich niemand auf Händen trägt, auch kein Engel, sondern du von einem unbarmherzigen Schicksal herumgestoßen wirst.
Ich will dir diesen Eindruck nicht ausreden. Aber wenn ich einen solchen von mir habe, dann suche ich nach dem ‚Gegengewicht‘. Dann suche ich danach, wann ich von Gottes Engeln auf Händen getragen worden bin, wie sie mich auch durch manche schwierige Zeit hindurch getragen haben, in der ich meinte, ganz allein zu sein und erst im Rückblick gemerkt habe, dass ich auch damals von Gottes guten Mächten getragen worden bin.
Auch Paulus schreibt seinem Freund Timotheus von dieser Erfahrung. Rückblickend stellt er fest: »Der Herr stand mir bei und stärkte mich.« Das habe auch ich so erlebt und du gewiss auch. Suche auch du nach dem ‚Gegengewicht‘, nach den guten Erfahrungen, die du mit Gott gemacht hast, danach, wann du von seinen Engeln getragen worden bist. Dann, so glaube ich, kannst du auch eine schwierige Gegenwart besser bestehen.

Gebet: Herr, dass deine Engel mich tragen, ist ein Zeichen dafür, wie wertvoll ich dir bin. Darum will ich nicht undankbar sein, wenn ich manchmal meine, von deiner Liebe nichts zu spüren. Vielmehr will ich darauf vertrauen, dass du mich auch in meinen schweren Zeiten getragen hast und tragen wirst. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr 

Dienstag, 24. Mai 2016

Von Küken und Menschen hl

Losung: Weh denen, die unrechte Gesetze machen, um die Sache der Armen zu beugen und Gewalt zu üben am Recht der Elenden! Jesaja 10,1.2

Lehrtext: Was hat die Gerechtigkeit zu schaffen mit der Ungerechtigkeit? Was hat das Licht für Gemeinschaft mit der Finsternis? 2.Korinther 6,14

Liebe Leserin, lieber Leser,

letzten Freitag hat das Oberverwaltungsgericht Münster für Recht erkannt: 50.000.000 dürfen Jahr für Jahr getötet werden, 50 Millionen männliche Küken: vergast und geschreddert. Man kann sie nicht verwerten. Sie sind nur Abfall. Also weg damit.
Das sind doch nur Tiere, mag jetzt der eine oder die andere denken. Im Losungswort heute geht es doch um viel mehr, um die Sache und das Recht armer und elender Menschen. Stimmt, das ist schon ein Unterschied. Aber da gibt es meines Erachtens auch einen inneren Zusammenhang. Wo das Lebensrecht von Tieren so brutal mit den Füßen der Profitgier getreten wird, da geraten auch die Menschenrechte von denen in Gefahr, die nicht leistungsstark und einflussreich sind. Da werden dann nicht nur Flüchtlinge als unliebsame Schmarotzer abgelehnt und ausgegrenzt. Da geraten auch zunehmend Behinderte, Kranke und alte Menschen unter Druck.
»Wehe denen«, die die Gesetze so weit verdrehen und das Recht beugen, bis sie ihre Interessen auf dem Rücken der Schwachen rücksichtslos durchboxen können. So sagt es die Bibel. Ob sich davon die Rechtsverdreher abschrecken lassen? Die Kükenmörder? Die Gierhälse?
Nein, ich möchte keine Gemeinschaft mit der Finsternis und mit Ungerechtigkeit nichts zu schaffen haben (Lehrtext). Doch ich muss mich fragen, inwieweit ich als Verbraucher und Konsument nicht auch in dieses System verstrickt bin und welche Möglichkeiten es gibt, dagegen etwas zu tun.

Gebet: Herr, du Schöpfer des Lebens, dein schlimmster Feind ist der Mensch. Halte mir den Spiegel vor, wo ich die Ungerechtigkeit achselzuckend zur Kenntnis nehme. Gib mir Mut und Energie, gegen die Finsternis in unserem Land anzutreten und zu etwas mehr Gerechtigkeit beizutragen. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr 

Nachtrag: US-Geflügelindustrie will das Schreddern von Hunderten von Millionen Küken jährlich stoppen. Hier die Meldung vom 13. Juni 2016

Montag, 23. Mai 2016

Der Gott der Jugendlichkeit hl

Losung: Vor einem grauen Haupt sollst du aufstehen und die Alten ehren. 3.Mose 19,32

Lehrtext: Einer komme dem andern mit Ehrerbietung zuvor. Römer 12,10

Liebe Leserin, lieber Leser,

München, U-Bahn Haltestelle Odeonsplatz. Die U-Bahn ist gut besetzt. Ein alter Mann betritt den Wagen. Auf den Bänken neben dem Eingang sitzen mehrere deutsche Jugendliche, reden miteinander, schauen auf ihr Smartphone, beachten den Mann nicht. Eine Bank weiter sitzt ebenfalls ein Jugendlicher, schwarze Haare, dunkle Hautfarbe, billige Kleidung. Er steht sofort auf und bietet dem Mann seinen Platz an. In seiner Heimat ist es selbstverständlich, dass die Jungen die Alten ehren. Bei uns war das auch einmal so. Aber inzwischen, wo sich fast alle darum prügeln, möglichst jung zu sein, sind alte Menschen oft nur noch peinlich. Allerdings ausnahmslos alle, die jetzt den Gott der Jugendlichkeit anbeten, werden, wenn sie denn die Gnade haben, auch einmal alt. Wie werden dann ihre Kinder und Enkel zu ihnen sein?
„Ehrerbietung“, sagte Apostel Paulus. Nicht nur dieses Wort ist inzwischen aus unserer Sprache verschwunden, sondern oft auch die Haltung, die es ausdrückt. Und dass einer dem andern damit zuvor kommt, ohne dafür zu kassieren, ist in unserer Ellbogengesellschaft bald nicht mehr vorstellbar.

Das meint und herzlich grüßt


Ihr / dein Hans Löhr 

Sonntag, 22. Mai 2016

Zutritt erlaubt hl

Losung: Lasst uns gehen, den HERRN anzuflehen und zu suchen den HERRN Zebaoth; wir selber wollen hingehen. Sacharja 8,21

Lehrtext: Durch Christus haben wir in einem Geist den Zugang zum Vater. Epheser 2,18

Liebe Leserin, lieber Leser,

falls in unserem Land etwas Schreckliches passiert, falls es einen Terroranschlag mit vielen Opfern geben sollte, was werden dann viele Menschen tun? Sie werden in Kirchen Zuflucht suchen, Kerzen anzünden, beten und den Gott suchen, von dem sie hoffen, dass er ihnen helfen kann. Warum ich mir da so sicher bin? Weil das in den letzten Jahren immer wieder einmal der Fall war, so wie bei jenem Amoklauf mit 15 Toten am 26. April 2002 in Erfurt. Nun, viele haben diesen Amoklauf wieder vergessen. Noch mehr haben Gott wieder vergessen. Ihr Leben geht wieder ohne ihn weiter.
Wenn ich Gott wäre, würde ich sagen: ‚Ihr habt mich bisher nicht gebraucht und mir die kalte Schulter gezeigt. Jetzt mag ich auch nicht mehr. Schaut zu, wie ihr allein zurechtkommt.‘ Aber Gott sei Dank bin ich nicht Gott. Ich würde mir sonst ja selbst nichts Gutes tun. Von unserem Gott heißt es in der Bibel: »Barmherzig und gnädig ist der Herr, geduldig und von großer Güte.« (Psalm 103) Diesen Gott hat Jesus verkündigt. Ihn hat er sozusagen verkörpert. In seinem Namen hat er gesprochen und gehandelt. Durch ihn haben wir Zugang zu unserem himmlischen (= göttlichen) Vater (Lehrtext). Durch ihn haben aber auch alle Zugang, die sich erst dann wieder an Gott erinnern, wenn sie in Panik sind.
Der Prophet Sacharja lässt in seinem Buch Gott mit diesem Satz zu Wort kommen: »Es kommt die Zeit, da werden viele Menschen aus anderen Völkern und aus großen Städten einander auffordern: 'Kommt, wir wollen nach Jerusalem gehen und den Herrn, den allmächtigen Gott, anbeten und um Gnade anflehen.' (Losung) Ja, viele werden mich um meinen Segen bitten! In jener Zeit schließen sich zehn Männer aus den verschiedensten Völkern einem Juden an. Sie halten ihn an seinem Gewand fest und bitten: 'Wir wollen mit dir gehen! Wir haben gehört, dass Gott auf eurer Seite ist.'"
Wo sonst sollen sich Menschen auch hinwenden, wenn etwas Schreckliches passiert? Wer sonst breitet die Arme aus und heißt sie bei sich willkommen? Wer sonst ist gnädig, also hilft denen, die es nicht verdient haben? Nein, Gott ist nicht beleidigt wie ich es wäre, wenn man von mir nichts mehr wissen will, aber dann doch wieder zu mir kommt, sobald die Not groß ist. Er ist der Vater aller. Er weist niemanden ab.

Gebet: Herr, jeder darf zu jeder Zeit zu dir kommen. Du hörst dir jedes Gebet an. Du reagierst auf jeden Hilferuf. Niemand muss dich erst gnädig stimmen. Du bist es und bleibst es für jeden. Das macht mich zuversichtlich, dass auch ich zu dir Zugang habe und kein kirchlicher Türsteher mich daran hindern darf. Im Gegenteil. Du hältst mir die Tür auf, damit ich leichter und schneller zu dir finde. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr 

Samstag, 21. Mai 2016

Sonne und Schild hl

Losung: Gott der HERR ist Sonne und Schild. Psalm 84,12

Lehrtext: Darum sollt ihr nicht sorgen. Matthäus 6,31

Liebe Leserin, lieber Leser,

warum sagt Jesus, du sollst dir keine Sorgen machen? (Lehrtext) Weil, wie es in der Losung heißt, Gott deine Sonne ist, die dir Licht und Leben gibt und weil er wie ein Schutzschild vor dir steht, um die feurigen Pfeile des Bösen abzuwehren. Und danach heißt es im Psalm 84: ‚Niemand ist so gut zu dir wie er. Wenn du dich auf ihn verlässt, ihm vertraust, dann bist du glücklich zu preisen.‘
Ich weiß, das trifft nicht immer zu. Manchmal mache ich mir Sorgen. Manchmal trifft mich etwas Böses. Manchmal. Aber meistens nicht. Soll ich deshalb meinen Glauben wegwerfen, vor meiner Sonne in die Finsternis fliehen und Gottes Schutzschild meiden? Würde es mir dann besser gehen? Viele meinen, sie kämen auch ohne Gott ganz gut zurecht. Ich meine, ich komme mit ihm besser zurecht als ohne ihn. Ich meine das nicht nur, ich erlebe das so.

Gebet: Ja, Herr, es stimmt: Du hast mir das Leben gegeben. Du hast mich durch gute und schlechte Zeiten bis hierher gebracht. In deinem Licht habe ich immer wieder meinen Weg gefunden. Von dir bin ich immer wieder beschützt worden vor Angriffen und Gefahren. Darum werde ich mir keine unnötigen Sorgen machen, sondern auch weiterhin auf dich vertrauen. Amen

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr 

Freitag, 20. Mai 2016

Von Krähen und Affen hl

Losung: Biete deine Hand nicht einem, der Unrecht tut, indem du als Zeuge Gewalt deckst. 2.Mose 23,1

Lehrtext: Legt die Lüge ab und redet die Wahrheit, ein jeder mit seinem Nächsten. Epheser 4,25

Liebe Leserin, lieber Leser,

„Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus“ – so sagt man, wenn ein Polizist einen Polizisten, ein Richter einen Richter, ein Arzt einen Arzt, ein Pfarrer einen Pfarrer deckt. Schließlich muss man doch unter seinesgleichen zusammenhalten, oder? Nein, muss man nicht. Das jedenfalls sagt das heutige Losungswort. Es verpflichtet jeden von uns zur Wahrhaftigkeit, besonders vor Gericht.
Schön wär's, wenn man sich darauf verlassen könnte. Aber stattdessen gelten statt der Gebote Gottes die Gebote der sogenannten ‚drei heiligen Affen‘ (Wolf Biermann): Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen. In der Nazizeit waren sie für unsere Eltern und Großeltern nahezu Gesetz. Und als man danach die Deutschen gefragt hat, ob sie denn gewusst haben, was mit den Juden geschah, da waren die meisten plötzlich blind, taub und stumm. Da wollten viele nichts gesehen und gehört haben und sagten deshalb auch nichts dazu. Man wollte eben keine Schwierigkeiten, keine Scherereien, auch wenn es zulasten der Opfer gegangen ist.
Und heute? Ist es heute besser? Urteilen Sie  / urteile du selbst. Wie ist das am Arbeitsplatz oder in der Schule? Wie ist das, wenn die Nachbarn ihre Kinder schlagen? Wenn der Schwager Steuern hinterzieht? Wenn die Cousine die Versicherung betrügt? Wie ist das, wenn der größte Bauern im Dorf auch sonntags ohne Not seine Maschinen über Wiesen und Felder rattern lässt? Wenn der Feuerwehrkommandant am Stammtisch Naziparolen verbreitet und gegen Flüchtlinge hetzt? … Wer macht dann schon den Mund auf?
Auch die halbe Wahrheit ist eine Lüge, eine ganze Lüge. Auch das Schweigen über das, was böse ist, ist böse.
Als Christen hätten wir keinen Grund, feige zu sein. Schließlich gehören wir dem, der von sich sagt: »Ich bin die Wahrheit.« Und der zu uns sagt: »Die Wahrheit wird euch frei machen.« Damals in Jerusalem vor dem Gericht der Kirchenführer hätte Jesus sich kleinlaut aus der Affäre ziehen können. Er hätte nur dem abschwören müssen, was er von Gott gesagt und in seinem Namen getan hatte. 1500 Jahre später hätte Martin Luther vor dem Reichstag in Worms nur seine Schriften widerrufen müssen und er hätte nicht Kopf und Kragen riskiert. Heute kommt es uns zugute, dass Jesus für uns ans Kreuz gegangen und Martin Luther vor Kaiser und Kirche standhaft geblieben ist. Ob uns das mutiger macht?

Gebet: Herr, ich weiß, Feigheit ist keine verzeihliche Schwäche, sondern Komplizenschaft mit dem Bösen. Und trotzdem bitte ich dich, dass du mir verzeihst, wenn ich weggeschaut habe, wo ich hätte hinschauen sollen, wenn ich weggehört habe, wo ich hätte hinhören sollen, wenn ich geschwiegen habe, wo ich hätte reden sollen. Du hast auch dem Petrus verziehen, der dich verleugnet hat. Gib mir die Kraft, dass ich hinschaue und hinhöre und den Mund aufmache, wenn Unrecht geschieht. Amen

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr 

Donnerstag, 19. Mai 2016

bumm, bumm, bumm, bummmm, bumm… hl

Losung: Alles Fleisch ist Gras, und alle seine Güte ist wie eine Blume auf dem Felde. Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt, aber das Wort unseres Gottes bleibt ewiglich. Jesaja 40,6.8

Lehrtext: Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus 13,31

Liebe Leserin, lieber Leser,

das geht unter die Haut, wenn die Männerstimmen in Johannes Brahms ‚Deutschem Requiem‘ das heutige Losungswort (zitiert nach 1. Ptr. 1,24) singen und dazu im Orchester unerbittlich die Pauke schlägt: bumm, bumm, bumm, bummmm, bumm / bumm, bumm, bumm, bummmm, bumm… – Alles Fleisch, du und ich, alles was lebt, es ist wie Gras, das verdorrt, wie eine Blume, die verwelkt: bumm, bumm, bumm, bummmm, bumm… Ist das der Tod, der da so unerbittlich an die Tür klopft? bumm, bumm, bumm, bummmm, bumm… Alles was geboren ist, muss wieder sterben. Alles was geschaffen ist, muss wieder vergehen: Himmel und Erde. Nichts bleibt. bumm, bumm, bumm, bummmm, bumm… (Wenn interessiert, dann bitte die ganzen 15 Minuten anhören und PC-Lautsprecher aufdrehen. Aufnahme mit Karajan)
Und dann die Bibel, und dann der Chor und dann das Orchester mit Bläsern und Streichern mit Pauken und Trompeten: ABER des Herrn Wort bleibet in Ewigkeit!
Und was hilft mir das? Alles! Denn dieses sein Wort hat die ganze Schöpfung, hat dich und mich ins Leben gerufen: »Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht.« So heißt es in der Schöpfungsgeschichte ganz am Anfang der Bibel. Alles ist durch sein Wort geschaffen. Alles wurde ins Dasein gerufen. Und alles ruft er wieder zu sich. Alles, auch dich und mich. Sein Wort, so sagt der Evangelist Johannes, sein Wort war am Anfang von allem. Sein Wort ist lebendig und voll Kraft. Es hat eine Gestalt und einen Namen: Jesus Christus (siehe Johannes 1). Sein Wort wird dich und mich aus dem Tod herausrufen zu sich. In diesem Wort sind und bleiben wir geborgen. Durch dieses Wort leben wir jetzt und in Ewigkeit. Denn, so sagt es der Sohn Gottes, der König des Lebens: »Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen.« (Lehrtext)
Wo er spricht, hat der Tod nichts mehr zu bestellen, hat er nichts mehr zu klopfen und zu trommeln. Kein dumpfes, unheimliches bumm, bumm, bummm, bummmm, bumm… mehr. Sondern der Jubelruf der Erlösten, der Gesang der Lebenden, der Lobpreis der Überwinder: Halleluja – gelobt sei Gott!
Und du und ich, wir sind dabei. Denn wir gehören ihm jetzt schon, dem strahlenden Sieger und nicht dem dumpf-dunklen Trommler. Und darum singt der Chor gegen Ende des Requiems von Johannes Brahms triumphierend: »Der Tod ist verschlungen in den Sieg. Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg?« - Aber des Herrn Wort bleibt in Ewigkeit!

Gebet: Ach Herr, es ist bitter, dass wir in diesem Leben welken und vergehen. Wir sehen die Spuren der Vergänglichkeit an unserem Leib. Wir spüren wie die Kräfte wieder nachlassen. Wir wissen, dass wir dem Tod nicht entrinnen. Aber wir glauben dir und deinem Wort. Wir vertrauen darauf, dass du der große Lebendige bist, der sich mit uns verbunden hat und uns durch den Tod hindurch ins Leben bringt. Dein Wort bleibt in Ewigkeit und du bleibst in uns und wir bleiben in dir für immer. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr 

Mittwoch, 18. Mai 2016

Bist du ein Heiliger? hl

Losung: Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig, der HERR, euer Gott. 3.Mose 19,2

Lehrtext: Zieht den neuen Menschen an, der nach Gott geschaffen ist in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit. Epheser 4,24

Liebe Leserin, lieber Leser,

sind Sie  / bist du ein Heiliger? Nein? Vielleicht doch, wenn du tust, was mit dem Wort „heilig“ in der heutigen Losung gemeint ist. Da heißt es unter anderem:
Der Herr befahl Mose, dem ganzen Volk Israel dies mitzuteilen: "Ihr sollt heilig sein, denn ich, der Herr, euer Gott, bin heilig! Wenn ihr die Getreideernte einbringt, sollt ihr eure Felder nicht ganz bis an den Rand abmähen und keine Nachlese halten. Auch in euren Weinbergen soll es keine Nachlese geben. Sammelt die Trauben am Boden nicht ein, sondern überlasst sie den Armen und Fremden! Ich bin der Herr, euer Gott. Vor Gericht dürft ihr das Recht nicht beugen! Begünstigt weder den Armen noch den Einflussreichen, wenn ihr ein Urteil fällt. Jeder soll zu seinem Recht kommen. Verleumdet einander nicht, und tut nichts, was das Leben anderer gefährdet! Ich bin der Herr. Räche dich nicht, und sei nicht nachtragend! Liebe deinen Mitmenschen wie dich selbst! Ich bin der Herr. Begegnet alten Menschen mit Achtung und Respekt, und ehrt mich, den Herrn, euren Gott! Unterdrückt die Fremden nicht, die bei euch leben, sondern behandelt sie wie euresgleichen. Liebt sie wie euch selbst, denn auch ihr seid Fremde in Ägypten gewesen! Ich bin der Herr, euer Gott…. Lebt nach allen meinen Ordnungen und Geboten, und befolgt sie! Ich bin der Herr."
Der Bibel zufolge hat „heilig sein“ also entscheidend damit zu tun, wie ich mich zu meinen Mitmenschen verhalte, besonders zu denen, die aufgrund ihrer sozialen Situation oder ihre Herkunft am Rand der Gesellschaft stehen. Großzügig, gerecht, beherrscht und rücksichtsvoll sein statt geizig, gemein, unversöhnlich und rüde. Darum ging es zur Zeit der Bibel. Darum geht es genauso noch heute. Und darum, dass wir Menschen Respekt vor unserem Gott haben.
Auch im heutigen Lehrtext geht es um dasselbe Thema. Da heißt es unter anderem:
Zieht das neue Leben an, wie ihr neue Kleider anzieht. Ihr seid neue Menschen geworden, die Gott selbst nach seinem Bild geschaffen hat. Ihr gehört zu Gott und lebt so, wie es ihm gefällt. Belügt einander also nicht länger, sondern sagt die Wahrheit. Lasst die Sonne nicht untergehen, ohne dass ihr einander vergeben habt.  Redet nicht schlecht voneinander. Was ihr sagt, soll für jeden gut und hilfreich sein, eine Wohltat für alle. Mit Bitterkeit, Jähzorn und Wut sollt ihr nichts mehr zu tun haben. Schreit einander nicht an, redet nicht schlecht über andere, und vermeidet jede Feindseligkeit. Seid vielmehr freundlich und barmherzig, und vergebt einander, so wie Gott euch durch Jesus Christus vergeben hat.
Die Hinweise sind klar, wie man leben soll, wenn man Gott gehört und mit seinen Mitmenschen auskommen will. Aber ebenso klar ist, dass man an den hier genannten Geboten und an den vielen anderen, die ich jetzt nicht aufgeführt habe, immer wieder auch scheitert. Das ist keine Schande, solange ich wieder von neuem versuche, es künftig besser zu machen. Entscheidend ist nicht, dass ich alle Gebote erfülle und das Ziel erreiche. Entscheidend ist, dass sich auf dem richtigen Weg dahin bin. Dazu helfe mir Gott und dir!

Gebet: Herr, ich möchte gern so sein, wie es dir gefällt und mir und meinen Mitmenschen gut tut. Du siehst mein Bemühen. Du siehst aber auch mein Versagen. Vergib mir, wenn ich scheitere und gib mir Kraft, aus meinen Fehlern zu lernen und es besser zu machen. Amen

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr 

Dienstag, 17. Mai 2016

Gotteskind hl

Losung: Ihr sollt Priester des HERRN heißen, und man wird euch Diener unsres Gottes nennen. Jesaja 61,6

Lehrtext: Paulus schreibt an Timotheus: Ich erinnere dich daran, dass du erweckest die Gabe Gottes, die in dir ist. 2.Timotheus 1,6

Liebe Leserin, lieber Leser,

das ist schon ein Ehrentitel, wenn man Priester des Herrn und Diener unseres Gottes, des allmächtigen Schöpfers von Himmel und Erde, heißt (Losung). Doch dieser Ehrentitel wird noch durch einen anderen bei weitem überboten: Gotteskind. Dieser Titel gehört dir. Und das ist mehr als ein Titel. Das ist ein Zustand. Du und ich, wir gehören Gott, und er akzeptiert und liebt uns wie ein Vater oder eine Mutter ihr Kind.
Gestern habe ich im Radio mitbekommen, dass Papst Franziskus in seiner Pfingstbotschaft gesagt hat, Christen sollen sich bewusst machen, dass sie Gotteskinder sind und entsprechend leben. Manche meinen vielleicht jetzt, dass man Gott aufs Wort folgen muss wie ein Kind, dem der Vater mit dem Stock droht. Mit einem solchen perversen Glauben habe ich nichts zu tun. 
Mir gefällt vielmehr, was Hanns-Josef Ortheil in seinem wunderbaren Roman „Die Erfindung des Lebens“ geschrieben hat: »Im Dom(-Gottesdienst) gab es überhaupt keine armen (= bemitleidenswerten) Kinder, sondern nur Gotteskinder, jedenfalls nannte der Erzbischof die Gläubigen so. Ein Gotteskind zu sein, war für mich also die eigentliche Erlösung und einer der schönsten Zustände überhaupt.« Johannes, die Hauptperson des Romans, erlebt als verstummtes Kind, wie vor Gott alle menschlichen Unterschiede verschwinden, wie es keine Rolle mehr spielt, ob man groß ist oder klein, reich oder arm, gesund oder krank. Es zählt nur noch das Eine: Du bist / ich bin sein Gotteskind. Er sieht mich mit liebevollen Augen an und freut sich, dass es mich gibt so wie ich bin.
Dieser Glaube ist die vielleicht wichtigste Gabe, die Gott in dich und in mich gelegt hat. Sie gilt es, wie der Lehrtext sagt, zum Leben zu erwecken. In diesem Glauben, in diesem Bewusstsein kann ich selbstbewusst leben. Das gibt mir eine Würde und eine Freiheit, die mir niemand nehmen kann. Als Gotteskind kann ich mich freuen und meine Leiden tragen, kann ich leben und sterben. Denn ich gehöre ja ihm, und daran wird sich nichts ändern.

Gebet: Guten Morgen, lieber Gott! Die Träume der Nacht liegen noch wie ein Schatten auf meiner Seele. Meine Sorgen drücken mich. Wie soll ich wieder froh werden? Doch was betrübe ich mich selbst? Ich gehöre ja dir. Ich gehöre dir mit allem was ich bin und habe, mit meinen hellen und meinen dunklen Seiten, mit meinen Erfolgen und Niederlagen, mit meinem Glauben und meiner Sünde, mit meiner Freude und meiner Angst. Ich gehöre dir, weil du mich gewollt und geschaffen hast. Weil du mein Vater bist. Weil ich dein Kind bin. Weil du mich in Jesus liebst und erlöst. Ich gehöre dir und nicht anderen, was auch immer sie von mir wollen. Ich gehöre dir und nicht mir, was auch immer ich mir für Sorgen und Selbstvorwürfe mache. Denn du bist um mich und heilst mich. Du gibst mir neuen Lebensmut und neue Kraft. Dass ich dir gehöre und du für mich da bist jetzt und allezeit – das macht mich froh und frei. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr 

Montag, 16. Mai 2016

Von nun an hl

Losung: Ich will sagen: Es ist mein Volk; und sie werden sagen: HERR, mein Gott! Sacharja 13,9

Lehrtext: Ihr wart wie die irrenden Schafe; aber ihr seid nun bekehrt zu dem Hirten und Bischof eurer Seelen. 1.Petrus 2,25

Liebe Leserin, lieber Leser,

»Schwert, mach dich auf über meinen Hirten, über den Mann, der mir der nächste ist!, spricht der HERR Zebaoth. Schlage den Hirten, dass sich die Herde zerstreue; und ich will meine Hand wenden gegen die Kleinen. Und es soll geschehen in dem ganzen Lande, spricht der HERR, dass zwei Teile darin ausgerottet werden sollen und untergehen, und nur der dritte Teil soll darin übrig bleiben. 
Und ich will den dritten Teil durchs Feuer gehen lassen und läutern, wie man Silber läutert, und ihn prüfen, wie man Gold prüft. Die werden dann meinen Namen anrufen und ich will sie erhören. Ich will sagen: Es ist mein Volk; und sie werden sagen: HERR, mein Gott!«

O Gott, so viel, so grausame Strafe für die, die sich von dir abgewandt haben? Jedenfalls steht es so im Buch des Propheten Sacharja im Alten Testament. Hinter diesem Schreckenswort aus dem Mund des Propheten verbirgt sich eine geschichtliche Erfahrung, die nachträglich als abschreckende Prophezeiung für spätere Generationen formuliert worden ist. Mit anderen Worten: Die Israeliten haben erlebt, wie ihr Land von fremden Mächten besetzt, ihre Hauptstadt zerstört, die Mauer geschleift, der Tempel verbrannt und ein Teil der Bewohner in die Verbannung nach Babylon verschleppt worden ist.
Sie hätten die Schuld beim babylonischen König Nebukadnezar suchen können, einem herrschersüchtigen Despoten. Aber das haben sie nicht getan. Es hätte ihnen auch nichts geholfen. Stattdessen haben sie Selbstkritik geübt und haben die Schuld bei sich selbst gesucht. Sie haben sich gefragt: Ist das, was uns widerfahren ist, nicht eine Strafe Gottes? Und haben wir diese nicht verdient, da unser Volk großenteils vom rechten Glauben abgefallen und anderen Göttern nachgelaufen ist?
Die Antwort auf diese Frage lesen wir in der heutigen Losung und in dem Zusammenhang, in dem sie steht. Dieses Wort sollte ihre Kinder und Kindeskinder warnen, es den Vätern und Großvätern gleichzutun. Aber langfristig hat die Warnung nichts genützt. Spätestens unter dem römischen Feldherrn Titus kam es noch schlimmer. Nun wurden die Israeliten für fast 2000 Jahre ihres Landes und ihres Staates, ihres Tempels und ihrer Heimat beraubt.

Jedoch kurz vor dem endgültigen Untergang kam Gott in Jesus zu seinem Volk, um ihm einen anderen, einen neuen Weg zu zeigen. Nun sollten die Menschen nicht mehr durch Drohungen und Katastrophen gefügig gemacht werden. Nun nahm Gottes Sohn die Sünden nicht nur der Juden, sondern aller Menschen selbst auf sich und trug sie zum Kreuz. Von nun an wendet Gott sich den Menschen zu, obwohl oder auch weil sie sich von ihm abwenden. Von nun an schützen uns nicht mehr Mauern, eine Armee, ein König oder Präsident, zahllose Gesetzen noch Tempel oder Kirche mit dem ganzen Religionsbetrieb. Von nun an ist der Herr selbst mein Hirte, mein Schutz, meine Hilfe (Lehrtext). Er geht mit mir durch gute und schlechte Zeiten, durch das Leben und durch den Tod. Er achtet darauf, dass ich nicht verloren gehe für immer. Und genauso achtet er auf dich.

Gebet: Herr, wie bin ich froh, dass du nicht bestrafst, sondern hilfst. Dass du nicht vernichtest, sondern rettest – gerade diejenigen, die sich in ihrem Leben verirren und von dir abwenden. Mögen andere ihren Göttern dienen, weil sie Angst vor ihnen haben. Ich freue mich über dich, weil du mir in Jesus dienst mit deinem Wort, mit dem Abendmahl, mit deiner Vergebung und Barmherzigkeit. Amen

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr 

Sonntag, 15. Mai 2016

Wenn das Herz wankt hl

Losung: Ich suche dich von ganzem Herzen; lass mich nicht abirren von deinen Geboten. Psalm 119,10

Lehrtext: Es ist ein köstlich Ding, dass das Herz fest werde, welches geschieht durch Gnade. Hebräer 13,9

Liebe Leserin, lieber Leser,

vor einigen Jahren predigte ich mal an Silvester über »die Nacht der wankenden Herzen«. Damit meinte ich den Zustand zwischen Hoffen und Bangen, wenn man an diesem Tag auf das neue Jahr vorausblickt. Doch das Herz wankt nicht nur beim Jahreswechsel. Bei allen wichtigen Entscheidungen und Ereignissen fragt man sich: Wie wird es wohl werden? Wenn eine Frau merkt, dass sie schwanger ist, wankt ihr Herz, auch wenn sie sich freut. Und wenn sich zwei entschließen, zu heiraten, ist es ähnlich. Und ebenso ist es, wenn du dich für eine Ausbildung oder Arbeitsstelle entscheidest. Aber auch, wenn etwas zusammenbricht, zu Ende geht und das Neue noch nicht zu sehen ist. Wie wird es wohl werden?
Im Losungswort sucht der Mensch Halt an Gottes Geboten. So hofft er, gut durch die Zeit zu kommen. Und in der Tat, die Gebote sind so etwas wie Wegweiser und Leitplanken, die Orientierung geben können. Aber wenn die Stürme des Lebens wehen und die Wasser der Angst hochgehen, helfen Gebote wenig. Wenn dir das Herz bis zum Hals schlägt, brauchst du einen, der dir gut zu redet und dich wieder beruhigt, brauchst du den, der übers Wasser gehen kann und dir die Hand hinhält, damit du nicht ertrinkst.
Er kommt zu dir im Geist von Pfingsten, der tröstet, rettet und heilt.

Gebet: Wenn die Meere toben, Stürme wehn,
werd ich mit dir übers Wasser gehen.
Du bist König über Wind und Flut,
mein Herz wird still, denn du bist gut.
(Hier der englische Originalsong: Still)

Ein frohes und gesegnetes Pfingstfest!

Ihr / dein Hans Löhr 


Samstag, 14. Mai 2016

Sehnsucht nach dem/der Anderen hl

Losung: Du sollst nicht begehren deines Nächsten Frau. 5.Mose 5,21

Lehrtext: Das ist der Wille Gottes, eure Heiligung, dass ihr meidet die Unzucht. 1.Thessalonicher 4,3

Liebe Leserin, lieber Leser,

das heutige Losungswort wird den meisten bekannt vorkommen. Es ist ein Ausschnitt aus dem zehnten Gebot und muss nicht weiter ausgelegt oder kommentiert werden.
Der Lehrtext aus dem Neuen Testament ist nicht so ohne weiteres verständlich. Was ist Heiligung? Was ist Unzucht? In einer neueren Übersetzung heißt dieses Bibelwort: »Gott will, dass ihr ganz und gar ihm gehört. Deshalb soll niemand unerlaubte sexuelle Beziehungen eingehen.«
In beiden Bibelworten geht es darum, was uns Menschen gut tut oder schadet, was zerstört und was heilt. Beide Worte sind so etwas wie eine schützende Hand, aber kein moralischer Zeigefinger. Manchmal bewahren diese Worte vor unüberlegten Schritten. Manchmal kommen die Gebote zu spät. Dann bleibt nur noch die Hoffnung auf Gottes Barmherzigkeit.

Gebet: Herr, du siehst die Not in vielen Partnerschaften. Du siehst die Sehnsucht nach einem erfüllten Zusammenleben. Du kennst unsere geheimen Wünsche und Fantasien. Alles liegt offen vor dir. Hilf uns Menschen, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Heile die Wunden. Vergib das Versagen. Rette aus den Beziehungskatastrophen und schenke uns Glück. Amen

Herzliche Grüße, Ihr / dein Hans Löhr





Freitag, 13. Mai 2016

Körper- und Seelenpflege hl

Losung: Bei dir ist die Vergebung, dass man dich fürchte. Psalm 130,4

Lehrtext: Wenn wir im Licht wandeln, wie er im Licht ist, so haben wir Gemeinschaft untereinander, und das Blut Jesu, seines Sohnes, macht uns rein von aller Sünde. 1.Johannes 1,7

Liebe Leserin, lieber Leser,

warum duscht man eigentlich morgens, putzt sich die Zähne, rasiert und kämmt sich? Je nachdem, was man arbeitet, kriegt man tagsüber doch wieder schmutzige Hände, schwitzt, gerät die Frisur durcheinander, fühlt man sich doch irgendwie wieder nicht mehr so sauber wie am Morgen. Kurz gesagt, zum Leben gehört dazu, dass man sich schmutzig macht. Das gilt nicht nur für den Körper, sondern auch für die Seele. Jeder bleibt jeden Tag auf die eine oder andere Weise Gott, seinen Mitmenschen und auch sich selbst etwas schuldig. Ein Leben ohne Sünde, ohne dass man immer wieder auch etwas falsch macht und versagt, ist nicht möglich.
Wenn ich morgens nicht im Bad war, fühle ich mich unwohl. Und ich möchte so ungepflegt auch nicht unter Menschen gehen. Aber wie ist das mit meiner Seele? Macht es mir etwas aus, wenn ich jemandem etwas schuldig geblieben, wenn ich sündig geworden bin? Wenn ich immer wieder mal so lebe, als ob es Gott nicht gäbe?
Meinen Körper kann ich, solange ich gesund bin, selbst pflegen. Doch mir selbst vergeben, kann ich nicht. Ich möchte aber mit Gott im Reinen sein und wenn irgend möglich mit meinen Mitmenschen auch und nicht zuletzt mit mir selbst. Das geht nicht automatisch. Aber es geht, wenn ich im Gebet zu Gott komme und ihn bitte, alles wegzunehmen, was mich von ihm trennt.
Wenn ich morgens nicht im Bad war, fühle ich mich unwohl. Und wenn ich morgens nicht im Gebet bei Gott war, ist das auch nicht gut. Ich brauche den Kontakt mit ihm mehr noch als die Dusche, um mit ihm und mit mir selbst im Reinen zu sein. Und so wie ich tagsüber darauf achte, mich nicht unnötig schmutzig zu machen, so will ich auch darauf achten, das Verhältnis zu meinen Mitmenschen nicht unnötig zu strapazieren. Doch ich muss nun mal und will auch leben mit allen Fehlern und allen Risiken. Ich will mich dabei nicht vorsätzlich schuldig machen, aber auch nicht immerzu Angst haben, etwas falsch zu machen. Ich vertraue auf Gottes Zusage, dass er mir um Jesu willen mein Versagen vergibt und auf die Nachsicht meiner Mitmenschen. So gehe ich zuversichtlich in diesen Tag.

Gebet: Herr, in deinem Licht sehe ich, wie es um mich steht. In deinem Licht sehe ich, dass du mich immer wieder zurechtbringst und mir vergibst. Darauf vertraue ich und lebe mutig mein Leben. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr

Donnerstag, 12. Mai 2016

kämpfen hl

Losung: Fürchte dich nicht und verzage nicht! Josua 8,1

Lehrtext: Kämpfe den guten Kampf des Glaubens. 1.Timotheus 6,12

Liebe Leserin, lieber Leser,

Josua, der Nachfolger von Mose, bekommt von Gott einen Kampfauftrag. Er soll mit seinen Soldaten die Stadt Ai erobern (Losung). Timotheus, ein junger Mitarbeiter des Apostels Paulus, bekommt von ihm den Kampfauftrag, zu glauben und sich so gegen die Habgier zu wehren, Gott zu vertrauen und seine Mitmenschen zu lieben. (Lehrtext)
Gut, wenn ich eine Stadt erobern soll, muss ich kämpfen. Das leuchtet mir ein. Aber muss ich auch kämpfen, wenn es um den Glauben geht?
Viele, sehr viele müssen sowieso schon kämpfen: Nicht wenige Kinder haben in der Schule zu kämpfen, um mitzukommen. Andere kämpfen gegen eine Krankheit. Manche kämpfen mit Stress im Beruf. Manche gegen eine Sucht und sei es nur, dass sie zu viel und ungesundes Zeug essen. Andere kämpfen um ihre Partnerschaft. Mütter mit kleinen Kindern kämpfen sich durch den Tag. Am Samstag kämpfen Bundesligamannschaften gegen den Abstieg… Und du, wogegen und worum kämpfst du?
Wäre es nicht gut, man bräuchte einmal überhaupt nicht mehr zu kämpfen und könnte einfach nur leben, ohne dass ein anderer ständig etwas von einem will, ohne dass man ständig herausgefordert wird, ohne dass man sich immerzu anstrengen muss? Und jetzt kommt auch noch Paulus und sagt »Kämpfe den guten Kampf des Glaubens!« (Lehrtext)
Aber was wäre, wenn ich nicht mehr kämpfen würde? Wenn mir alles in den Schoß fiele? Wenn das Schlaraffenland Wirklichkeit wäre?
In unserer Zeit gibt es einige reiche Senioren, die sich von einer Wellnessoase in die andere schleppen. Die müssen nicht mehr kämpfen. Oder doch? Kämpfen die nicht gegen Langeweile und Sinnlosigkeit? Und hat der, der nicht mehr kämpft, sich nicht aufgegeben?
Ich bin froh, dass mir bis jetzt manche Kämpfe erspart geblieben sind. Und ich schaue auch mit einiger Genugtuung auf manche Kämpfe zurück, die ich durchgestanden habe. Am wichtigsten aber war und ist und wird bleiben der Kampf gegen die eigene Trägheit und Disziplinlosigkeit. Und darum sagt man auch nicht ganz zu Unrecht, dass der Sieg über sich selbst der größte sei.
In diesen Zusammenhang gehört meines Erachtens auch der „gute Kampf des Glaubens“, von dem Paulus an Timotheus schreibt. Wenn das der Inhalt und Zweck dieses „Kampfes“ ist, Gott zu vertrauen und seinen Nächsten zu lieben (1. Tim. 6,11), dann ist er jede Anstrengung und aller Ehren wert.

Gebet: Herr, bevor ich die Kämpfe aufgebe, die gekämpft werden müssen, sprich du mir Mut zu und lass mich erfahren, dass du mir die nötige Kraft dazu gibst. Amen

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr 

Mittwoch, 11. Mai 2016

Steh auf! hl

Losung: Ich, der HERR, bin dein Heiland, und ich, der Mächtige, dein Erlöser. Jesaja 60,16

Lehrtext: Jesus ergriff das Kind bei der Hand und sprach zu ihm: Talita kum! - das heißt übersetzt: Mädchen, ich sage dir, steh auf! Und sogleich stand das Mädchen auf und ging umher.
Markus 5,41-42

Liebe Leserin, lieber Leser,

schade, dass wir das Mädchen aus dem Lehrtext, das Jesus ins Leben zurück holte, nicht mit Namen kennen. Er sagt Talita zu ihr, auf Deutsch Lämmlein, ein aramäisches Kosewort für Mädchen. Aber vielleicht hat das auch sein Gutes. Denn dann kann jeder, der diese Geschichte aus dem Markusevangelium liest, seinen eigenen Namen einsetzen: „Thomas  / Sophie  / Johannes  / Marion…, steh auf!“ In einem Internet-Forum habe ich gelesen, dass eine junge Frau sich dieses Wort von Jesus auf den Unterarm tätowieren lassen möchte und nach der korrekten Schreibweise gefragt hat. Sie schrieb dazu als Begründung: »Ich finde die Bedeutung von Talita kum einfach passend für mich. Ich hab eine sehr schwere Zeit hinter mir und möchte auch endlich wieder die Kraft haben aufzustehen....«
Nun, man muss sich dieses Wort nicht gleich tätowieren lassen, um seine Kraft zu erfahren. Aber man kann es sich von Jesus persönlich gesagt sein lassen. Er ist ja, wie es die Losung sagt, dein und mein Herr, Heiland und Erlöser, der die Macht und Kraft hat, uns wieder aufzurichten.
Ja, die Kraft bekommen, um immer wieder aufzustehen, wenn man am Boden liegt – das wünscht sich und das braucht wohl jeder.
-        - Und wenn wir diese Kraft bisher nicht immer wieder von Gott bekommen hätten, würden wir alle noch darnieder liegen.
-        - Und wem es jetzt so geht, dem wünsche ich, dass er mitten in seiner Nieder-Lage dieses Wort hört.
-        - Und mir wünsche ich darüber hinaus, dass dann, wenn es mit meinem Leben zu Ende ist, Jesus kommt und sagt: „Hans, steh auf!“
-        - Und dir wünsche ich das auch.

Gebet: Herr, du weißt, was jeden, der heute Losung und Lehrtext liest, niederdrücken und zu Boden werfen will. Aber du bist der große Aufrichter, der mächtige Ermutiger, der starke Befreier. Ruf jeden von uns wieder heraus aus seiner Niedergeschlagenheit, aus seinen Niederlagen und schließlich und endlich auch aus dem Tod. Amen

Herzliche Grüße


Ihr / dein Hans Löhr 

Dienstag, 10. Mai 2016

Visitenkarte Gottes hl

Losung: Ich will euch erlösen, dass ihr ein Segen sein sollt. Sacharja 8,13

Lehrtext: Paulus schreibt: Ich meine nicht, dass ich einem solchen Auftrag aus eigener Kraft gewachsen bin und mir irgendetwas selbst zuschreiben kann. Gott ist es, der mir die Fähigkeit dazu geschenkt hat. 2.Korinther 3,5

Liebe Leserin, lieber Leser,

eine Sache ist die Frage, warum ich Christ bin. Eine andere die Frage, wozu ich Christ bin. Die heutige Losung gibt darauf eine Antwort. Doch um sie besser verstehen zu können, bringe ich sie noch einmal in einer neueren Übersetzung (HFA): »Ihr Menschen von Israel und Juda: Wenn die Bewohner anderer Länder jemanden verfluchen wollten, dann wünschten sie ihm dasselbe Schicksal, das euch getroffen hatte. Doch das wird sich jetzt ändern. Ich werde euch retten, und dann werden die Menschen aus anderen Völkern zueinander sagen: 'Möge es dir so gut gehen wie den Judäern und den Israeliten!
Als Christ glaube ich, dass Gott mich aus der Macht des Bösen und des Todes gerettet hat. Das ist bereits geschehen und daran kann weder ich noch sonst irgendjemand etwas ändern. Aber ist mir das auch tatsächlich bewusst? Lebe ich als einer, dem ins Gesicht geschrieben steht, dass Gott ihn gerettet hat? Strahle ich von dieser frohen Botschaft etwas aus? Es wäre schon schön, wenn andere aufgrund meines Beispiels Lust bekämen, an Gott zu glauben und auf ihn von ganzem Herzen zu vertrauen. Aber so richtig vorstellen kann ich mir das nicht.
Wenn es tatsächlich so sein sollte, dann gilt, was Paulus im Lehrtext schreibt: »Wir bilden uns nicht ein, aus eigener Kraft irgendetwas tun zu können; nein, Gott hat uns Kraft gegeben. Nur durch ihn können wir die rettende Botschaft verkünden.« (HFA)
Wozu also bin ich Christ? Hm, damit ich ‚in den Himmel komme‘? Nein, sondern damit der Himmel, damit Gott auch durch mich zu anderen kommt. Er wird schon wissen, wie er das macht. Schließlich kann er Wunder tun.
Übrigens, für dich gilt das auch. Auch du bist eine Visitenkarte Gottes, mit der er andere zu sich einlädt.

Gebet: Herr, alles was ich bin und habe, alle meine Fähigkeiten, ja auch mein Glaube kommt von dir. Wenn du mich für dein großes Werk brauchen kannst, soll es mir recht sein. Mehr noch, dann ist das für mich eine große Ehre. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr 

Montag, 9. Mai 2016

Gott und seine Frau hl

Losung: Ich will meinen Bund mit dir aufrichten, sodass du erfahren sollst, dass ich der HERR bin. Hesekiël 16,62

Lehrtext: Von der Hoffnung habt ihr schon zuvor gehört durch das Wort der Wahrheit, das Evangelium, das zu euch gekommen ist, wie es auch in aller Welt Frucht bringt und auch bei euch wächst. Kolosser 1,5-6

Liebe Leserin, lieber Leser,

Gott sagt zu seinem Volk durch den Mund des Propheten Hesekiël: »Kein Mensch hatte Mitleid mit dir und erbarmte sich über dich. Noch am Tag deiner Geburt warf man dich aufs freie Feld, weil jeder nur Verachtung für dich übrig hatte. Ich kam an dir vorüber und sah dich hilflos und blutverschmiert am Boden liegen. Da sagte ich zu dir: 'Du sollst am Leben bleiben und heranwachsen wie eine Blume auf dem Feld!' Du blühtest auf und wurdest zu einer schönen Frau voller Anmut. Deine Brüste wuchsen, dein Haar war voll und schön. Aber immer noch warst du völlig nackt. Wieder kam ich an dir vorüber, und ich sah, dass du alt genug warst, einen Mann zu lieben. Da breitete ich meinen Mantel über dich aus und bedeckte deinen nackten Körper als Zeichen dafür, dass du meine Frau sein solltest. Ich, der Herr, schwor dir Treue und schloss mit dir einen Bund fürs Leben. So wurdest du meine Frau
Kennen Sie / kennst du diese emotionale Geschichte aus der Bibel? Weißt du auch, wie sie weitergeht?
Als junger Pfarrer habe ich mal das ganze Kapitel 16 des Buches Hesekiel aus dem Alten Testament im Gemeindebrief abgedruckt, dem unser heutiges Losungswort entnommen ist. Für mich war es  ausgesprochen revolutionär, weil es meine damaligen Vorstellungen vom Gott des Alten Testaments auf den Kopf stellte. Ich dachte, andere wären vielleicht ebenso beeindruckt wie ich. Aber es gab praktisch keine Reaktion. Die meisten Empfänger des Gemeindebriefes haben ihn sowieso nicht gelesen so wie es heute immer noch ist. Und die anderen hat dieses Kapitel offenbar wenig bewegt.

Die Geschichte geht so weiter, dass Gott von seinem Volk so betrogen wird wie ein Mann von seiner Frau, die sich für andere zur Hure macht. Was da im Buch des Propheten Hesekiël steht, ist ein Gleichnis dafür, wie die Israeliten damals sich vom lebendigen Gott abgewandt und die toten, aber sichtbaren Götzen ihrer Nachbarvölker verehrt haben. Zugleich ist sie mehr als ein Gleichnis, nämlich die feste Zusage Gottes, die ‚Ehe‘ (= Bund) mit seinem Volk trotz aller extrem negativen Erfahrungen fortzusetzen und seinem ursprünglichen Ja-Wort treu zu bleiben (Losung). Sie endet mit dem Satz: »Alles, was du getan hast, werde ich dir vergeben; doch du wirst dich immer wieder daran erinnern und dich schämen.«

Warum haben wir nicht auch so einen Gott wie andere Religionen, der dreinschlägt und straft, der zürnt und droht, der sich so aufführt, wie sich viele einen Gott vorstellen, als allmächtiger Despot bei dem nur Befehl und Gehorsam gelten? Einen Gott, der Eisen wachsen lässt, wie viele Pfarrer im Ersten Weltkrieg sagten? Ja, mir begegnet auch bei manchen Christen hin und wieder so ein Gottesbild. Denn mit einem solchen Gott kann man andere gefügig machen, ihnen den eigenen Willen, die eigenen Vorstellungen, die eigene Moral aufzwingen. Natürlich immer nur zum Besten des anderen. Insgeheim aber zur Befriedigung der eigenen Machtgelüste.
Aber was uns die Bibel, was uns insbesondere Jesus von Gott erzählt, - das ist doch gar kein richtiger Gott, den man fürchten und verehren könnte. Kann man denn mit einem ‚barmherzigen Vater‘ bei anderen Eindruck schinden? Kann man mit einem Gott angeben, der alles vergibt, wirklich alles, selbst noch die schlimmsten Sünden? Der seinen Sohn in einem stinkenden Stall zur Welt kommen und sich in ihm von Menschen quälen, verspotten und töten lässt? Ja, man kann. Er ist meine Hoffnung, er allein. (Lehrtext) Und wie ist das bei dir? Welchen Gott willst du?
Wer mit diesem Gott nichts anfangen kann, soll doch mal bei den Muslimen oder Juden vorbeischauen. Vielleicht haben die ein besseres Angebot für ihn.

Gebet: Herr, an dir halte ich fest, weil du nicht so ein Gott bist wie andere, keine Fantasyfigur, keine Projektion menschlicher Wünsche und Eigenschaften ins Unermessliche, kein absoluter Alleinherrscher, kein Superpapst und kein Superpräsident. Du stellst alle menschlichen Gottesvorstellungen auf den Kopf und kommst auf den Füßen Jesu, auf den Füßen der Barmherzigkeit und der Liebe in mein Herz. Danke, dass du mir treu bist. Hilf mir, dass ich auch dir treu bleiben kann. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr 

Sonntag, 8. Mai 2016

Das Böse und der Glaube hl

Losung: Singet dem HERRN, rühmet den HERRN, der des Armen Leben aus den Händen der Boshaften errettet! Jeremia 20,13

Lehrtext: Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, beharrlich im Gebet. Römer 12,12

Liebe Leserin, lieber Leser,

»Der Tag, an dem Mohammed Bwasir beschloss, nie wieder ein freier Mensch zu werden, begann mit Schritten auf dem Flur. Es war der 5077. Tag seiner Gefangenschaft und der Morgen seiner bevorstehenden Entlassung, kurz vor sieben Uhr, über Guantanamo wurde es gerade erst hell, als US-Soldaten des Hochsicherheitstrakts, Camp Delta, bewaffnet in Bwasirs Zelle traten
So beginnt ein langer Artikel im Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL, Ausgabe 15/2016 über einen jungen Jemenit. Er wird vor 14 Jahren als Unschuldiger nach Guantanamo verschleppt. Er wird gefoltert, isoliert und verhungert fast. Er bekommt nie einen Prozess. Bekommt von den Vereinigten Staaten nie Gerechtigkeit. Seelisch zerstört soll er schließlich in ein ihm unbekanntes Land nach Osteuropa abgeschoben und seinem Schicksal überlassen werden. Es könnte die Freiheit sein. Doch dieser junge Mann hat keine Kraft mehr für die Freiheit. Er hat nur noch Angst.
So sieht es aus, wenn ein Mensch in die »Hände der Boshaften« fällt. Diese Geschichte fiel mir wieder ein als ich die Losung heute gelesen habe. Nein, da kann man nicht singen. Bei so viel Grausamkeit bleibt einem jeder Ton im Hals stecken. Stimmt es also nicht, was die Losung sagt, dass der Herr das Leben des Armen aus den Händen der Boshaften rettet? Was meinen Sie? Was meinst du?
Es gibt Geschichten, die lassen mich an Gott zweifeln: Wenn, wie letzten Mittwoch in einem Nachbarort, ein Vater die Mutter tötet. Was soll aus dem Kind werden, das nun übrig geblieben ist? Oder wenn, wie am Donnerstag, ein Flüchtlingslager in Syrien bombardiert wird…
Aber war das zu der Zeit, als unser Losungswort entstanden ist, anders? Gab es nicht zu allen Zeiten Ereignisse, die Menschen an Gott haben zweifeln und verzweifeln lassen? Und trotzdem haben viele am Glauben festgehalten, waren »geduldig in Trübsal«, haben gehofft, haben gebetet (Lehrtext).
Wie ist das bei mir?
Ich war noch nie in einer so verzweifelten Lage, dass ich an Gott verzweifelt wäre. Aber ich habe bei mir und anderen die Erfahrung gemacht, dass er in schweren Krisen erst recht gesucht wird. Doch  wenn ich ihn in meinen guten Tagen aus den Augen verloren habe, wie soll ich ihn dann in den bösen finden? Es ist leichter, auch dann auf ihn zu vertrauen, wenn ich schon vorher schon eine persönliche Beziehung zu ihm hatte. Zwar sagt das Sprichwort „Not lehrt beten“, aber Stoßgebete tragen nicht lang, wenn sie nicht von der Kraft eines beständigen Glaubens leben. Erst recht nicht, wenn ich gar nicht weiß, an wen ich mich im Gebet eigentlich wende. Irgend so eine unpersönliche Gottesidee hilft mir jedenfalls nicht. Und ich hoffe bei allem, was kommt, auch deswegen am Glauben festzuhalten, weil Gott in seinem Sohn selbst gelitten hat. Darum kennt er auch meinen Kummer, leidet meine Leiden mit und trägt mit an meinen Schmerzen. Der Gekreuzigte war schon für viele der letzte Halt und ich hoffe, dass er das auch für mich sein wird.
Und dann gibt es auch jenes Bibelwort, wo es heißt: »Haben wir Gutes empfangen von Gott und sollten das Böse nicht auch annehmen?« (Hiob 2,10). Nein, ich will das Gute nicht vergessen, das es in meinem Leben in viel größerem Maß gegeben hat als das Böse. Aber ich glaube auch, wer Gott nur im Glück sucht und nicht auch im Leid, wird ihn nicht finden. Wer ihn in guten Tag mit seinen Liedern gerühmt hat (Losung), der kann ihm auch in den bösen seine Klage und sein Leid ins Ohr schreien.
Was ist also mit den schrecklichen Beispielen, von denen ich anfangs berichtet habe? Ich stehe hilflos davor. Ich habe große Schwierigkeiten, sie irgendwie mit Gott zusammenzubringen. Mir bleibt nur, selbst für das Gute einzutreten, wo es möglich ist und für uns alle zu beten:

Gebet: Vater unser im Himmel, erlöse uns von dem Bösen. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr