Losung: Gott, du bleibst, wie du bist, und deine Jahre nehmen kein Ende. Psalm 102,28
Lehrtext: Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommt. Offenbarung 1,4
Liebe Leserin, lieber Leser,
Gott ist das Ganze,
alles andere sind Teile des Ganzen, auch Raum und Zeit. Alles,
was geschaffen wurde und wieder vergehen wird, der Wurm und das Universum. Alles,
was sich Menschen denken und vorstellen, alles was sie glauben, ist Teil
des Ganzen. Doch Gott ist mehr als die Summe dieser Teile. Er hat sie alle wie
Puzzlestücke in seiner Hand. Er setzt sie zusammen zu dem Bild, das er will. Doch er selbst ist nicht
dieses Bild. Er ist das Geheimnis dieses Bildes, aber nicht das Bild selbst.
Gott ist das Ganze. Nicht nur das Frohe, Helle, Gute gehört zum Ganzen. Zu ihm gehört auch, was ich nicht verstehe, was ich mit meinem Glauben nicht zusammenbringen kann, was ich als negativ empfinde und böse nenne, was mir widerfährt wie Unglück, Krankheit, Leid und Tod. Das alles gehört ebenso zum Ganzen.
Ich kann verstehen, wenn manche Gläubigen den Teufel brauchen, um das Böse in der Welt erklären zu können und um ihre Vorstellung von Gott als dem lieben, guten und gerechten zu retten. In der Antike, in jener Zeit, als die Bibel entstanden ist, war so ein religiöses Schwarz-weiß-Denken normal. Doch dieses Denken widerspricht dem Bekenntnis, dass da nur ein allmächtiger Gott ist, ohne dessen Willen nichts geschieht, was geschieht. Dieser Glaube bleibt eine lebenslange Herausforderung.
Gott ist Vater,
sagt Jesus. Er löst die Widersprüche des Nachdenkens über Gott nicht auf. Er
erklärt ihn nicht in allen Einzelheiten. Er erklärt ihn aber insgesamt für gut.
Hier beginnt mein Glaube. Was ich mir selbst in meinem Kopf von Gott
zusammenbasteln kann, ist letztlich wirres Menschenzeug. Auch gute und
schlechte Erfahrungen, die ich meine mit ihm gemacht zu haben, helfen nicht
weiter. Das sind oft nur Momentaufnahmen, die sich später wieder anders
darstellen. Auch philosophische und theologische Schriften enthalten nur
zeitgebundene Vorstellungen von ihm, ja selbst die Bibel.
Was wäre
das denn auch für ein Gott, den man aus den verschiedenen biblischen Aussagen des
Alten und Neuen Testaments zusammensetzten kann? Ich bin auf vielen Wegen zu
der Einsicht gelangt, dass nur Jesus mir Gott glaub-würdig nahebringt. In ihm, in seiner Person, in seinen
Worten, Taten und Ergehen begegnet mir Gott nicht als Richter, Papst und
Kaiser, sondern als der eine und einzige barmherzige Vater, der Himmel und Erde
und dich und mich geschaffen hat und erhält.
Darauf
konnte ich nicht von selbst kommen. Ich kann und will das von ihm annehmen
als die gute und frohe Botschaft für mich und die Welt im Ganzen. Dieses
Annehmen ist für mich gleichbedeutend mit Gottvertrauen. Ja ich mache mir viele
Gedanken über Gott und die Welt und stoße dabei auf viele Ungereimtheiten, auf
vieles, was ich nicht verstehe und was ich mir nicht erklären kann. Aber das
soll mich nicht davon abhalten, dass ich Gott im Sinne Jesu vertraue. Auch meine
guten und schlechten Erfahrungen, meine Freuden und Leiden sollen mich davon nicht
abhalten.
Weil ich ihm gehöre
Ich habe
mich nun mal dafür entschieden, auf den guten Vater zu vertrauen, der alle
seine Geschöpfe bedingungslos liebt. Und ich glaube, dass er mich von allen
Seiten umgibt und seine Hand über mir hält (Psalm 139,5), dass ich zu jeder Zeit und
an jedem Ort in ihm „lebe, webe und bin“ (Apostelgeschichte 17,27b.28a), dass ich
in ihm geboren wurde, in ihm sterben und bei ihm bleiben werde – weil ich ihm
gehöre. Denn er ist der Gott, der bleibt (Losung), und in ihm alles, was in der
Zeit vergeht.
Für
diesen Glauben habe ich mich entschieden. Oder soll ich besser sagen, zu dieser
Einsicht wurde ich geführt? Jetzt, im Nachhinein kommt es mir so vor.
Ich habe auch längst nicht mehr den vermessenen Anspruch, mit der Bibel und dem Glauben alles erklären zu wollen. Ich will die Welt, in der ich lebe, und mich selbst so gut es geht mit meinem Verstand verstehen. Aber auch damit kann ich mir nicht alles erklären. So oder so muss und kann ich zugeben, dass ich vieles nicht weiß und so stehen lassen muss. Doch darauf kommt es mir nicht an. Aber darauf, dass ich in Gott bleibe und er in mir. Es soll mir genügen, dass er den Weg für mich weiß und ihn mitgeht. Denn von ihm weiß ich mich geliebt und bei ihm bin ich geborgen in guten und in schlechten Zeiten. Er ist bei mir, wie er es gestern war (Lehrtext). Er wird auch morgen da sein, der ewige und heilige, der barmherzige und rettende Gott, wie er sich in Jesus zeigt.
Gebet in Anlehnung an Psalm 90:
Herr, mein Gott,
du bist meine Zuflucht für und für;
ehe denn Zeit und Raum wurden,
die Atome und das Universum,
ehe denn die Erde und das Leben geschaffen wurden
bist du, Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Der du mich ins Leben gerufen hast und sterben lässt, sprichst:
„Zurück zu mir, du Menschenkind und alle meine Geschöpfe!“
Vor dir sind tausend mal tausend Jahre wie ein Tag
und meines Lebens Jahre flüchtig wie ein Feuerfunken.
Denn du bist heilig und ewig.
Deine Kraft nimmt kein Ende und deine Liebe bleibt.
Du warst gestern für mich da, du bist es heute und wirst es morgen sein.
Dich preise ich in meinen Freuden und Schmerzen,
dich ehre ich im Namen Jesu, deines Sohnes,
meines Bruders und Herrn. Amen
Herzlich grüßt
Ihr / dein Hans Löhr
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1728 erschien
in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das
für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes
Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die
täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen.
Ich lege
Losung und Lehrtext aus, weil einer Untersuchung zufolge das Nachdenken über
Bibelworte den Glauben am stärksten wachsen lässt.
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