Genau hinschauen hl

Losung: Nun, Israel, was fordert der HERR, dein Gott, noch von dir, als dass du den HERRN, deinen Gott, fürchtest, dass du in allen seinen Wegen wandelst und ihn liebst und dem HERRN, deinem Gott, dienst von ganzem Herzen und von ganzer Seele? 5.Mose 10,12 

Lehrtext: Wer sein Wort hält, in dem ist wahrlich die Liebe Gottes vollkommen. 1.Johannes 2,5 

Liebe Leserin, lieber Leser, 

Seit den Tagen des Alten Testaments schärfen Priester, Pfarrer und nun auch Pfarrerinnen den Gläubigen ein, dass sie Gott gehorsam sein sollen, seine Gebote befolgen und ihn lieben. In allen anderen Religionen geht es ähnlich zu. Und in der Tat, Gott und den Mitmenschen lieben wie sich selbst, dieses Gebot hat Jesus als das wichtigste bezeichnet, in dem alle anderen Gebote enthalten sind. Nach diesem Gebot versuche ich mich zu richten.

Er sagt dazu im Evangelium des Markus »Ihr sollt Gott von ganzem Herzen lieben, mit ganzer Hingabe, mit eurem ganzen Verstand und mit all eurer Kraft (vergleiche Losung).‹ Ebenso wichtig ist das andere Gebot: ›Liebe deinen Mitmenschen wie dich selbst.‹ Kein anderes Gebot ist wichtiger als diese beiden.« (Markus 12,30-31)

Im Evangelium des Lukas fragt ein Mann Jesus, wer denn sein Nächster sei. Da erzählt er ihm die Geschichte vom barmherzigen Samariter (Lukas 10,29-37). Der Clou dabei ist, dass der Jude, dem der Samariter hilft, nicht ein netter Nachbar ist, sondern sein Feind. Denn die frommen Juden verachteten die Samariter wegen ihres angeblich falschen Glaubens und weil sie von Gott nicht auserwählt seien. Ausgerechnet diesen Samariter nimmt Jesus als Beispiel, wie man Gottes Gebot erfüllt. Heute würde er vermutlich einen Palästinenser nehmen. Und er sagt das nicht irgendjemand, sondern einem Schriftgelehrten, einem Theologieprofessor.

Man muss schon genau hinschauen, um den Sinn von Jesu Gleichnissen und die Provokation, die in ihnen steckt, zu verstehen.

Der Gipfel der Gebote

Und nun zitiere ich noch den dritten Evangelisten, Matthäus, bei dem Jesus die Geschichte des Lukas zu einem Gebot samt Auslegung zusammenfasst: »Es heißt bei euch: ›Liebe deinen Mitmenschen und hasse deinen Feind!‹ Doch ich sage euch: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen! So erweist ihr euch als Kinder eures Vaters im Himmel. Denn er lässt seine Sonne für Böse wie für Gute aufgehen, und er lässt es regnen für Fromme und Gottlose. Wollt ihr etwa noch dafür belohnt werden, dass ihr die Menschen liebt, die euch auch lieben? Das tun sogar die Zolleinnehmer, die sonst bloß auf ihren Vorteil aus sind! Wenn ihr nur euren Freunden liebevoll begegnet, ist das etwas Besonderes? Das tun auch die, die von Gott nichts wissen. Ihr aber sollt in eurer Liebe vollkommen sein, wie es euer Vater im Himmel ist.« (Matthäus 5,43-48)

»Wer sein Wort hält, in dem ist wahrlich die Liebe Gottes vollkommen.« 1.Johannes 2,5, heißt es im Lehrtext. Die Priester, Pfarrer und Pfarrerinnen und somit auch ich, wir sollten uns fragen, ob wir da mit gutem Beispiel vorangehen. Bevor wir von anderen verlangen, Gottes Wort zu halten, sollten wir uns fragen, wie wir es denn mit der Feindesliebe halten gerade auch in Kriegszeiten wie jetzt, wo die Spitzen meiner Kirche, wie EKD-Ratsvorsitzende Annette Kurschus, Landesbischof Bedford-Strohm und andere, Panzerlieferungen an die Ukraine unterstützen. Sie verhalten sich so konform wie sich die evangelische Kirche in Deutschland und ihre Repräsentanten seit der Reformation immer verhalten haben: sie sind regierungstreu und rechtfertigen militärische Gewalt. Wieder wurde eine Chance versäumt, der Welt zu zeigen, dass Christen in existentiellen Fragen Gott mehr gehorchen sollen als den Menschen (Apostelgeschichte 5,29) Dass es auch anders geht, zeigen die Friedenskirchen. 

Gebet: Herr, und wieder regieren Angst und der Drang nach Vergeltung in Deutschland. Sie bewirken fatale Entscheidungen, die uns hier schaden und in der Ukraine viele Menschenleben kosten. Aber du bist es doch, der uns regiert, mich persönlich wie die ganze Welt. Ich sehne mich danach, dass sich dein Geist, der Geist des Friedens und der Versöhnung, gegen den Geist von Krieg und Gewalt durchsetzt. Du hast ihn uns mit Jesus geschenkt. Lass ihn in unseren Herzen und Köpfen wirksam werden. Amen

Herzliche Grüße, 

Ihr / dein Hans Löhr 

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1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen.
Ich lege Losung und Lehrtext aus, weil einer Untersuchung zufolge das Nachdenken über Bibelworte den Glauben am stärksten wachsen lässt. 
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