Predigt zur Tageslosung von Hans Löhr
Wohl allen, die auf ihn trauen! Psalm
2,12
Liebe Gemeinde,
„Wohl allen, die auf
den Herrn trauen!“ In
unseren Worten heißt das: „Alle können von Glück sagen, die sich auf Gott
verlassen!“ – Schön, dass so ein Wort in
der Bibel steht. Aber wie ist es um Ihr / wie ist es um dein Gottvertrauen
bestellt? Kannst du dieses Psalmwort aus ganzem Herzen nachsprechen und
bejahen? Du hast dich bisher auf deinen Gott verlassen können, sonst wärst du
nicht so alt geworden wie du bist. Aber kannst du ihm auch heute vertrauen? Bist auch für die Zukunft zuversichtlich? Ich glaube, keiner ist jetzt im Gottesdienst, der nicht wenigstens ein bisschen Gottvertrauen
hat. Und trotzdem machst du dir Sorgen um deine Angehörigen oder um deine
Gesundheit. Wenn du noch jünger bist, geht es dir vielleicht um die
Partnerschaft, um den Arbeitsplatz, möglicherweise auch um finanzielle Probleme.
Wenn du schon älter bist, hast du vielleicht Angst vor dem Altwerden und
dem Sterben. Diese Gedanken teilen wir alle. Sie gehen unter die Haut.
Wie also kriege ich
Gottvertrauen? Und wenn ich schon ein bisschen davon habe, wie kann es wachsen
und mein Leben bestimmen?
Ich denke, es ist
so, wie wenn jemand im Schwimmbad erstmals vom Fünf-Meter-Brett springt. Als
ich zum ersten Mal im Waldstrandbad in Windsbach da oben stand, sah es viel
höher aus als von unten. Eigentlich soll das Leben, vor allem im Schwimmbad, Spaß machen. Darum bin ich auch hoch geklettert, nicht zuletzt, um den
Mädchen zu imponieren. Aber jetzt, da oben auf dem Sprungturm, wurde es ernst.
Traue ich mich oder traue ich mich nicht? Ich hatte genau gesehen, wie vor mir
schon andere vom Fünf-Meter-Brett gesprungen waren und dabei offensichtlich
Spaß hatten. Ich hatte genau gesehen, dass sie unten im Wasser gut ankamen und auch wieder aufgetaucht sind. Okay, das waren die anderen. Aber was war
mit mir? Ich hatte weiche Knie. Ich hatte Angst. Sollte ich umkehren? Was wäre
das für eine Blamage gewesen! Schließlich haben die Mädchen zugeschaut. Also bin
ich vor an die Kante, habe tief Luft geholt und - bin gesprungen. Als
ich wieder auftauchte, schlug mir das Herz bis zum Hals. Aber ich hatte es
geschafft. Ich hatte meine Angst überwunden. Mein Vertrauen, dass alles gut
gehen würde, war größer als die Angst. Und dieses Vertrauen hatte ganz viel
damit zu tun, dass ich miterlebt habe, wie andere vor mir gesprungen sind. Wäre
ich der erste und einzige auf dem Sprungturm gewesen, wäre ich wohl nicht
gesprungen.
Mit dem
Gottvertrauen verhält es sich ähnlich. Du erlebst, wie sich andere auf Gott
verlassen und wie sie davon erzählen, dass ihnen das hilft und sie durch
schwierige Zeiten trägt. Und nun hast du die Wahl: Entweder hältst du die
anderen, die das tun, für verrückt oder für glaubwürdig. Wenn du meinst, dass
Menschen, die sich auf Gott verlassen, verrückt sind, wirst du ihrem Beispiel
nicht folgen. Sind sie aber auch sonst ganz normal und glaubwürdig, bist du
eher bereit, wie sie es mit Gott zu probieren und dein Vertrauen auf ihn zu
setzen.
Vielleicht gibt es
verschiedene Wege, um Gottvertrauen zu gewinnen. Aber das positive Beispiel
anderer ist wohl der Königsweg. Und darum rede ich auch in den Taufgesprächen
mit den Eltern darüber, wie wichtig es ist, dass ihr Kind Gottvertrauen lernt
und dass es dazu die Eltern braucht. Wer weiß, dass er sich auf seine Eltern
verlassen kann, ist auch eher bereit, sich auf Gott zu verlassen. Und das umso
mehr, wenn das Kind mitbekommt, dass auch seine Eltern und Großeltern auf Gott
vertrauen, mit dem Kind beten und mit ihm darüber reden. Gibt es ein größeres
Geschenk, das Eltern ihren Kindern machen können, als wenn sie ihnen die
Möglichkeit bieten, an Gott zu glauben und ihm zu vertrauen? Alle anderen
Geschenke veralten mit der Zeit, gehen kaputt, werden wertlos oder
uninteressant. Das Gottvertrauen aber wird immer kostbarer je älter du wirst.
Es ist ein Geschenk fürs Leben. Umgekehrt aber ist es eine zutiefst
traurige Sache, wenn Eltern ihren Kindern beim Glauben im Wege stehen und
keinen Wert darauf legen, dass sie auf Gott vertrauen können.
Von wem hast du
Gottvertrauen gelernt? Waren es Mutter oder Vater, die Großeltern, die Paten
oder jemand ganz anderer? Wer es auch immer gewesen ist, wie viele es auch
immer waren, danke heute Gott für diese Menschen auch wenn sie
vielleicht schon lange tot sind. Danke für das Geschenk, das sie dir gegeben
haben. Vielleicht magst du heute im Gebet an sie denken.
Und was in der
Familie gilt, gilt auf ähnliche Weise auch in der Kirchengemeinde. Ich meine,
es gehört zu den vornehmsten Aufgaben einer evangelischen Gemeinde, alles
daranzusetzen, die Kinder zu erreichen und mitzuhelfen, dass sie im Glauben
wachsen und auf Gott vertrauen können. Deshalb steht bei uns die Arbeit
für Kinder an erster Stelle. Deshalb
sind wir im Kirchenvorstand bereit, für die Kindergottesdienstarbeit und alles
was damit zusammenhängt, also auch für die Fortbildung der Ehrenamtlichen, so
viel Geld auszugeben wie erforderlich. Und darum freue ich mich, wenn viele
Gemeindeglieder das ähnlich sehen und bereit sind, für diese Arbeit immer
wieder zu spenden. Dafür an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön. Und noch
mehr freue ich mich über die Frauen und Männer und Jugendlichen, die
ehrenamtlich bei den Angeboten für Kinder mitarbeiten, manche von ihnen schon
seit vielen Jahren. Ich finde, nicht nur der Pfarrer oder die Pfarrerin,
sondern auch ihr sollt immer wieder mal auf diese Mitarbeiter in der
Kindergottesdienstarbeit zugehen und ihnen danken. Vielleicht so: „Ich habe
gehört, dass Sie im Kindergottesdienst mitarbeiten. Das finde ich prima und
dafür möchte ich Ihnen einfach mal danke sagen.“
Doch jetzt stell dir
vor, worauf du dich verlassen müsstest, wenn du kein Gottvertrauen hättest.
Worauf? Das wärst in erster Linie du selbst. Dann käme alles auf deine
Gesundheit, auf deine Kraft, auf deine Leistungsfähigkeit an. Solange es da
keine Probleme gibt, kannst du scheinbar aus eigener Kraft viel schaffen. Aber
jeder von uns kann morgen schon pflegebedürftig sein: ein Unfall, ein
Schlaganfall, ein Herzstillstand – und du lebst in einer anderen Welt. Dann
musst du dich nahezu ganz und gar auf andere verlassen können. Das geht
anscheinend auch. Unser medizinisches System ist ganz gut ausgebaut. Und trotzdem
arbeiten auch da Menschen mit ihren Schwächen und Grenzen. Keiner kann dir
garantieren, dass alles gut gehen wird.
Also verlassen sich
viele auf ihren Talismann, wie der Stürmer Stefan Kießling von Bayer Leverkusen
auf eine bestimmte Unterhose. Andere klammern sich an einen anderen
Aberglauben, an Horoskope, ans Kartenlegen, ans Pendeln, an die Hoffnung auf
einen immerwährenden Wohlstand, an irgendwelche Tabletten oder was weiß ich.
Auf irgendwas muss ein Mensch ja sein Vertrauen setzen. Von irgendwoher muss er
sich ja Hilfe versprechen. Das Leben wäre sonst nur schwer erträglich. Aber wer
kann sich denn schon sicher sein, dass er wirklich aufgefangen wird, wenn er fällt?
Bei Trapezkünstlern
im Zirkus gibt es einen, der fliegt und in der Luft die Saltos macht und einen,
der kopfüber mit den Kniekehlen am Trapez hängt und den, der fliegt, fängt,
also den Flieger und den Fänger. Und dabei muss sich der Flieger ganz und gar
auf den Fänger verlassen können und darf auf keinen Fall versuchen, mit seinen
Händen nach den Händen des Fängers zu greifen. Die Gefahr wäre zu groß, dass er
sie nicht richtig packen könnte und dann abstürzen würde. Der Flieger muss seine
Hände unbedingt ruhig halten und darf nicht hektisch herumfuchteln. Er muss es
dem Fänger überlassen, dass er sie greift.
Ich glaube, so ist
es auch mit mir und mit Gott. Gerade dann, wenn es im Leben schwierig wird,
wenn mir der Boden unter den Füßen weggezogen wird, wenn ich im Unglück und
Leid abzustürzen drohe, gerade dann ist es gut, wenn ich Gott meine Hände im
Gebet ruhig hinhalte. Wenn ich darauf vertraue, dass er sie ergreift, dass er mich
auffängt und hält. Er hat das bisher schon getan mit dir und mit
mir. Er wird das auch in Zukunft tun.
Als ich damals auf
dem Sprungbrett stand, musste ich eine Entscheidung treffen: Springen oder
umkehren. Ich hab mich überwunden und bin gesprungen. Wage auch du den Sprung
des Glaubens. Spring voll Gottvertrauen, spring deinem Gott in die Arme und
bedenke, du kannst nicht tiefer fallen als in seine Hand.
Ja, du kannst von
Glück sagen, der du auf diesen Gott vertraust (Losung). Er begegnet dir in
Jesus, um dein „Fänger“ zu sein. Das galt damals zur Zeit der Bibel. Das gilt
auch jetzt für dich.
Amen