Donnerstag, 12. September 2024

Migranten und Menschenwürde hl

Losung: Helft dem Elenden und Bedürftigen zum Recht. Psalm 82,3
Fortsetzung: Behandelt die Armen und Bedürftigen, wie es ihnen zusteht! 4 Reißt sie aus den Klauen ihrer Unterdrücker!« 5 Aber sie handeln ohne Sinn und Verstand und sehen nicht, dass durch ihre Bosheit die Welt ins Wanken gerät. (Psalm 82,4+5) 

Lehrtext: Euch aber lasse der Herr wachsen und immer reicher werden in der Liebe untereinander und zu jedermann. 1.Thessalonicher 3,12

Liebe Leserin, lieber Leser,

ich will mich hier nicht zu jedem aktuellen politischen Thema äußern, sondern nur, wenn es für mich von den Bibelworten geboten ist. Heute geht es um die Frage, ob wir uns die „Elenden und Bedürftigen“ vom Leib halten sollen, indem wir sie an unseren Grenzen zurückweisen und das Recht auf Asyl de facto verweigern. Dazu ein Blick zurück auf die Zustände in unserem Land vor knapp 80 Jahren:

Damals ...

Wie war das damals in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg, als Millionen von Flüchtlingen und Vertriebenen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten in das Gebiet der heutigen Bundesrepublik kamen? Sie wurden hier keineswegs mit offenen Armen aufgenommen, obwohl sie Deutsche waren. Teilweise musste die Polizei sie in den Häusern unserer Städte und Dörfer einquartieren, weil sich die Bewohner vehement dagegen sträubten. Nun waren auch unter jenen Millionen ein paar Mörder und Vergewaltiger. Grund genug für nicht wenige, die Flüchtlinge und Vertriebenen insgesamt zum Teufel zu wünschen und zu fordern, dass keine mehr kommen dürfen. Die Militärbehörden der alliierten Besatzungsmächte warnten sogar vor der Gefahr eines Bürgerkrieges zwischen den Flüchtlingen und den Einheimischen, so sehr war die Stimmung aufgeheizt. 

Soweit darf es nicht wieder kommen. Wir brauchen keine Scharfmacher und Hetzer, keine Angstmacher und Aufwiegler. Wir brauchen in den Medien und in der Politik Menschen, die verantwortungsbewusst und besonnen sind, die die Menschenrechte und die Menschenwürde aller achten und auf eine humanitäre und sozialverträgliche Weise den Zuzug in unser Land regeln.

... und heute?

Die heutigen Politikerinnen und Politiker aller Parteien, die jetzt populistisch die Geflüchteten und Asylsuchenden für ihre Wahlkämpfe instrumentalisieren, sollten das bedenken. Vielleicht haben auch ihre Vorfahren zu jenen Flüchtlingen und Vertriebenen gehört. Auf dem Rücken von Unglückseligen um die politische Macht im Lande zu kämpfen und dabei auf die Ängste in der Bevölkerung zu spekulieren, ist für mich unanständig und verantwortungslos. Ich jedenfalls möchte von solchen Leuten nicht regiert werden. Sie verunsichern und erschrecken auch noch die Deutschen mit Migrationshintergrund in unserem Land. So geht es nicht!

Der Bundespräsident

Ich erinnere an eine Rede des Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker (CDU), die er am 29.5.1993 nach den Brand- und Mordanschlägen von Rechtsradikalen auf zwei türkische Familien in Mölln gehalten hat. Darin sagt er:

»Deutschland den Deutschen. Mit solchen Parolen ziehen Extremisten durch die Straßen. Was soll das heißen? Eine neue Verfassung. Nein, in unserem Artikel 1 steht nicht „Die Würde des Deutschen ist unantastbar“, sondern „Die Würde des Menschen ist unantastbar“. Dabei bleibt es. Und käme es anders, dann wäre es um die Würde der Deutschen geschehen.
Wir haben die dringliche Pflicht, ein System zu schaffen, das die Zuwanderung steuert und begrenzt, und zugleich das wahre Asyl schützt. Mit allem Nachdruck ist zu verlangen, dass wir in der Politik die Kraft auf allen Seiten finden, nun gemeinsam den nächsten notwendigen Schritt zu tun – nach den Regeln der Verfassung (vergleiche Losung) und ohne die schrecklichen schrillen Töne, die uns keinen Schritt weiterbringen, sondern am Ende nur Wasser sind auf die Mühlen der gewalttätigen Extremisten.«
Soweit der damalige Bundespräsident.

Vor 30, vor 2500 Jahren und heute

Diese Sätze sind 30 Jahre alt und die heutige Losung rund 2500 Jahre. Und doch sind beide nach wie vor wichtig und aktuell.

Für uns Christen ist es selbstverständlich, dass jeder Mensch Würde und Rechte hat. Zumindest sollte es selbstverständlich sein. Denn die Würde eines Menschen wird ihm nicht von Menschen verliehen. Er hat sie von Gott als sein Geschöpf. Darum kann sie ihm auch nicht genommen werden, obwohl die Menschenwürde seit Jahrtausenden bis in unsere Gegenwart geschändet und mit Füßen getreten wird. 

Und ein Letztes: Was würde deiner Meinung nach wohl Jesus in unserer Zeit zu dieser Problematik sagen? Wem würde er ins Gewissen reden, falls er ein Gewissen findet? Die Antwort überlasse ich dir.

Gebet: Herr, du selbst sagst: „Ich bin ein Fremder (ein Ausländer, ein Flüchtling, ein Migrant) gewesen, und ihr habt mich aufgenommen. Was ihr ihm getan habt, das habt ihr mir getan. Und was ihr ihm nicht getan habt, das habt ihr mir auch nicht getan“ (Matthäus 25,31-40). Hilfsbedürftigen helfen ohne Ansehen der Person, das hast du vorgelebt. Das ist meine Menschenpflicht. Und daran will ich mich halten. Amen

Herzliche Grüße,

Ihr / dein Hans Löhr 

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»Die Bibel ist so voller Gehalt, dass sie mehr als jedes andere Buch Stoff zum Nachdenken und Gelegenheit zu Betrachtungen über die menschlichen Dinge bietet.«
 J.W. von Goethe aus: „Dichtung und Wahrheit“
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1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen.
Ich lege Losung und Lehrtext aus, weil einer Untersuchung zufolge das Nachdenken über Bibelworte den Glauben am stärksten wachsen lässt.
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19 Kommentare:

  1. Sie sprechen mir aus dem Herzen! Danke für Ihre klaren Worte. Vielleicht wird es wieder eine Zeit geben für eine Bekennende Kirche, die nicht als Volkskirche mittrottet. 2015 hat es so viel Offenheit gegenüber Fremdlingen gegeben ( sie sind als Gäste aufgenommen worden, manchmal als Hausgenossen) und eine Wilkommenskultur, und jetzt wird Angst geschürt auf dem Rücken von vielen Menschen, die in einer schwächeren, schlechteren Position sind als wir. Bevor jemand sich entschließt, seine Heimat zu verlassen, ist zumeist viel Schlimmes vorausgegangen. Wir müssen diesen Menschen mit Respekt begegnen und nicht aus einer Position der Überlegenheit und Überheblichkeit. Wir müssen ihre Würde wahren. Und in unserem Umfeld so klare Worte finden wie Sie.
    Cornelia

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  2. Auch mir spricht die Auslegung , ebenso der 1. Kommentar , aus der Seele . Danke !

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  3. Wir sind alle Menschen, so sollten wir uns auch verhalten! Niemand ist besser , als der andere! Danke für Ihre Auslegung auch heute! Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Tag!🙏

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  4. Soweit kann ich da zustimmen,aber jeder der kommt hat aber auch die Kultur und die Gesetze unseres Landes zu akzeptieren.
    Wem es nicht passt muss nicht hierbleiben es wird keiner gezwungen.
    Und wer sich nicht an die Regeln hält muss wieder in ihr Land zurück.
    Und von einer Minderheit kann man auch nicht mehr reden,ich wäre gespannt ob sie auch noch so reden wenn es sie selber betrifft.
    Setzen sie ruhig ihre Rosabrille ab und kommen sie von ihrer Insel in die Brennpunkte des Landes.
    Sie können uns gerne Besuchen kommen,dann können sie mit den vielen Opfern reden,und sich selber in den Brennpunkt begeben.
    Es gibt hier Straßenzüge da traut sich keine Polizei mehr rein,es herrscht hier reine Willkür.
    Die verfeindeten Clans regieren hier ganze Straßenzüge.
    Und das sind keine Minderheiten mehr,und selbst wenn es Minderheiten wären ist es dadurch noch lange nicht legitim.
    Und der Vergleich mit den Deutschen Flüchtlingen damals hingt auch.
    Schauen sie sich nur die Bilder von damals und von heute an.
    Es sind doch heute im größten Fall Wirtschaftsflüchtlinge.
    Die damals kamen waren wirklich bedürftig und hatten alles verloren.

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  5. So eine Vermischung ist unzulässig, da realitätsfremd: Wir haben Gesetze, die seit 2015 missachtet werden und deshalb haben wir nun zuhauf mehr als genug Probleme. Lt. Grundgesetz: Asylberechtigte sind politisch Verfolgte, die im Falle der Rückkehr in ihr Herkunftsland einer schwerwiegenden Menschenrechtsverletzung ausgesetzt sein werden. Also weder Kriegs- noch Wirtschaftsflüchtlinge fallen darunter! Deshalb liegt die Asylanerkennungsquote auch nur bei ca. 1%, alle Anderen werden geduldet oder nicht abgeschoben. Die politisch Verantwortlichen sind nicht mehr Herr der Lage und auch unser Land mit inzwischen etlichen Billionen (!) Überschuldung ist schon lange keineswegs mehr leistungsfähig, auch wenn es manche nicht wahrhaben wollen. Asylberechtigt kann bei uns ohnehin nur sein, wer mit dem Flugzeug einreist, denn wir sind von sicheren Drittstaaten umgeben, die ggf. aufnahmepflichtig wären, sofern es einen Asylgrund gäbe. Übrigens haben wir im Wesentlichen eine Flucht in unser (noch!) im Vergleich komfortables Sozialsystem - auch zu Lasten unseres Rentensystems. Es hat sehr wohl Gründe, warum seit Jahren jährlich bis zu 200.000 Fachkräfte unser Land verlassen und Unternehmen enorme wirtschaftliche Probleme haben. Unser Land lebt auf Kante, auch wenn es viele noch nicht sehen wollen.

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  6. Der Vergleich mit den damaligen deutschen (!) Kriegsflüchtlingen hinkt total: es waren eigene Landsleute aus den verlorenen deutschen Ostgebieten.

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  7. Viele werden es erst begreifen, in welch katastrophale Lage uns damit Politik und auch ideologische Kirchenobere gebracht haben, wenn als zwangsläufige Folge demnächst die Steuereinnahmen wegbrechen und sich die Arbeitslosenzahlen erkennbar nach oben katapultieren. Die anfängliche Entwicklung dieser Zahlen kann man schon sehen, wenn man will. Und woher sollen dann die Sozialleistungen kommen? Von den Kirchenbehörden?

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  8. Wie war wie war.✌🏻

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  9. Die Bibel spricht nicht von einer Fernstenliebe, sondern von Nächstenliebe und auch von unterschiedlichen Nationen, aber nicht davon, dass ein weit entferntes Land die 'halbe Welt' aufnehmen müsse. Auch das gehört zur linksgrünen Ideologie, die sich nur noch in Deutschland hält - andere Staaten sind da schon sehr viel weiter und haben aus ihren schlechten Erfahrungen gelernt. Mit legaler Einwanderung hat es ohenhin nichts zu tun, da würde der Staat regeln und bestimmen, wer gebraucht wird.

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  10. Wenn man elend und bedürftig ist, so ist es nicht angebracht sich wie die Axt im Wald zu benehmen.
    Die Würde der Menschen.....wie beschämend wurde ich schon von
    Ärzten behandelt, die nur auf ihren Geldbeutel geschaut haben.

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  11. So viel Angst ist in diesen Kommentaren zu spüren, Angst vor Fremden und Angst um den eigenen Wohlstand... von Nächstenliebe keine Spur ....hätten wir mehr Gottvertrauen und würden wir die Liebe wirklich leben, wäre alles nicht so unliebsam und hässlich. Wirklich schade. Ich wünsche uns allen Gottes Segen für ein liebevolles Miteinander, damit das wunderbare Geschenk Leben auch wirklich schön und lebenswert ist, zur Ehre für unseren wunderbaren Gott.

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    1. Die kritischen Kommentare haben mit Ängsten nichts zu tun, es sind Tatsachen und die sind nachvollziehbar, wenn man das will. Die kann man freilich erst mal ignorieren, um sie vlt. später verstehen zu können.

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    2. Danke Herr Löhr für Ihre Worte, Sie sprechen aus meinem Herzen!

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    3. Danke Herr Löhr für Ihre klaren Worte. Ich finde es traurig wie pauschal, polemisch und undifferenziert hier die überwiegende Anzahl der Kommentare ist. Auch die Politiker tun das gerade oft.
      Sicher gibt es im Zusammenhang von Migration Problene, die gelöst werden müssen.
      Aber das soll uns doch nicht zu derartigen Verurteilungen leiten, gerade als Christen anstatt die Würde des Menschen hochzuhalten.
      Und der Vergleich mit Flüchtlingen dient zur Ermahnung, differenziert mit diesem Thema umzugehen. Es sollte egal sein, ob das Deutsche waren.
      Wir alle wollen im Frieden leben, auch Menschen, die hier eingewandert sind. Wir sollten uns nicht spalten lassen.
      Ich schreibe selten Kommentare und habe gesagt, was meinerAnsicht zu sagen war. Jeder muss letzlich seine Aussagen vor Gott verantworten.

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  12. Es sind Menschenschicksale ,über die hier ohne Empathie und Nächstenliebe geschrieben wird!Wir sollten lieber ,jeder!!
    ,einen Asylanten an die Hand nehmen und ihm bei der Integration helfen !

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    1. Leider verkennt Ihr Argument den entscheidenden Aspekt, das unser Engagement nicht das Engagement der Flüchtlinge ersetzen kann. An Letzterem scheitert nämlich vieles. Allein schon der fehlende Wille, Deutsch zu lernen. In meiner Arbeit brauche ich Dolmetscher, um mit den schon jahrelang (!) hier lebenden Eltern der uns anvertrauten Kinder Dinge besprechen zu können. Wenn sie überhaupt bereit sind dazu. Und das sind Viele. Und ohne Sprachkenntnisse braucht (kann) man nicht arbeiten. Geld bekommen sie dennoch vom Sozialsystem. Das sind u.a. Gründe, die auf Dauer für Unmut und Wut in der Gesellschaft sorgen.
      Das linksgrünsozialistische System will daran nichts ändern. Das ist wirklich problematisch.

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    2. Dann laßt uns auf diese Kinder hoffen,sie sind doch zu erreichen!

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