Montag, 31. Januar 2022

Leichtes Herz hl

Losung: Kehrt zurück, ihr abtrünnigen Kinder, so will ich euch heilen von eurem Ungehorsam. »Siehe, wir kommen zu dir; denn du bist der HERR, unser Gott.« Jeremia 3,22 

Lehrtext: Ihr wart wie irrende Schafe; aber ihr seid nun umgekehrt zu dem Hirten und Bischof eurer Seelen. 1.Petrus 2,25        

Liebe Leserin, lieber Leser,

die beiden Bibelworte heute haben mich zu folgendem Gebet motiviert. Vielleicht kannst du dich darin teilweise wiederfinden:

Gebet: Herr, ich komme zu dir, weil du zu mir gekommen bist. Du heilst meinen Leib und meine Seele. Du heilst mich, wenn ich krank bin. Und wenn ich unheilbar krank bin, wirst du mir Kraft geben, die Last zu tragen und mich über jeden Tag zu freuen, den du mir schenkst. Du heilst meine Enttäuschungen und vergibst mein Versagen. Du nimmst von mir die Sorgen und gibst mir neue Zuversicht. Du gibst mir Orientierung und zeigst mir den Weg, den ich gehen kann. Du machst mein schweres Herz leicht und verleihst meiner matten Seele Flügel, dass ich fliege durch Zeit und Raum - zu dir. Denn du bist mein Hirte und mein Arzt, mein Heiland und mein Gott. Auf dich baue ich, dir traue ich. Dich preise ich und dir danke ich. Amen

Herzliche Grüße,

Ihr / dein Hans Löhr

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Sonntag, 30. Januar 2022

Was dich hält Predigt hl

Predigt von Hans Löhr (HL) am letzten Sonntag nach Epiphanias. Predigttext: Psalm 73,23

Liebe Gemeinde,

in der Predigt geht es heute darum, was es für dich bedeutet, dass Gott der Mittelpunkt dieser Welt und deines Lebens ist.

Ist dir heute schon was runter gefallen? Wenn ja, dann hast du es wahrscheinlich wieder aufgehoben. Aber du wirst dich kaum gefragt haben, warum Gegenstände immer nach unten fallen und nicht nach oben. Diese Frage hat sich vor 450 Jahren der Physiker Isaac Newton gestellt. Der Legende nach lag er unter einem Baum als ihm ein Apfel auf den Kopf fiel. Da begann er sich zu fragen, warum fällt eigentlich der Apfel immer nach unten, selbst wenn ich ihn zunächst in die Höhe werfe.
(Kleines Experiment mit Apfel: HL wirft einen von der Kanzel, eine Kirchenbesucherin / ein Kirchenbesuch fängt ihn auf.)

Und so kam Newton zum Schluss, es muss eine Kraft geben, die den Apfel und alle anderen Gegenstände nach unten zieht, auch wenn ich sie zunächst nach oben werfe. Newton nannte sie Schwerkraft und konnte die Stärke dieser Kraft mit einer mathematischen Formel berechnen.

Jetzt konnte man erstmals erklären, was die Planeten und somit auch unsere Erde in ihrer Kreisbahn um die Sonne hält und was den Mond in seiner Bahn um die Erde.

Als Kind habe ich das mit einer vollen Milchkanne ausprobiert. Ich habe mich dann schnell mit der Kanne gedreht. Mein ausgestreckter Arm war die Kraft, die die Kanne festhielt. Die Drehbewegung hielt die Milch in der Kanne. Ich musste mich nur schnell genug mit ihr drehen. Alles ging gut, sonst hätt es mindestens eine Strafpredigt gegeben.

Albert Einstein hat vor über 100 Jahren noch eine genauere Erklärung für die Schwerkraft gefunden. Doch die erspare ich dir und mir. Schließlich ist das eine Predigt und kein Vortrag über Physik

Zurück zu den Planeten und zu meiner Milchkanne. Jetzt frage ich dich: Worum kreist du eigentlich? Was zieht dich in seinen Bann und was hält dich?

Wir in Sommersdorf / Thann machen, wie alle Menschen, gern die Dinge zum Mittelpunkt unseres Daseins, die uns erfreuen, zum Beispiel unsere Familie, auch das, was wir gern tun, oft auch unsere Arbeit. Als Jesus die beiden Schwestern Martha und Maria besuchte, kreisten Martas Gedanken um die Frage, was muss ich jetzt alles tun, um meinen Gast anständig zu bewirten? Und so machte sie sich in der Küche zu schaffen. Für Maria aber stand Jesus im Mittelpunkt. Sie wollte lieber die Zeit, da er in ihrem Haus war, in seiner Nähe verbringen und ihm zuhören. Marta missfiel das. Aber Jesus sagte: »Du machst dir immer so viele Sorgen, wie du alles richtig macht. Deine Schwester aber macht das Richtige und nimmt sich Zeit für mich« (Lukas 10,38-41). Wir kreisen nicht nur wie Marta um unsere Pflichten, sondern auch um unsere Probleme. Es gibt viele Dinge, worum sich unsere Gedanken drehen. Oft genug drehen wir uns um uns selbst. Und manchmal lässt uns das alles nachts nicht schlafen.

Dabei ist doch von jeher Gott der einzige Mittelpunkt, um den sich alles dreht und nicht um andere Dinge oder Menschen. Er hält alles in seiner Bahn, die größten Sterne und mein kleines Leben. Und das gilt, ob du das weißt oder nicht, ob es dich interessiert oder nicht. Der Mond denkt sich, wenn er denn denken könnte: 'Wieso? Ich kreise doch um die Erde und nicht um die Sonne.' Aber er vergisst, dass er gemeinsam mit der Erde auch um die Sonne kreist. Und so geht es auch mir immer wieder. Meine Gedanken und Aktivitäten kreisen um alles Mögliche. Darüber verliere ich Gott aus den Augen und schaue nur noch auf das, was mich im Augenblick in seinen Bann zieht. Kein Wunder, dass ich mir dann Sorgen mache über private Dinge genauso wie über den Zustand dieser Welt. Aber zur selben Zeit, jetzt in diesem Augenblick, hält mich Gott, lebe ich in seinem Kraftfeld und werde von ihm gehalten. In der Bibel, im Psalm 73 Vers 23 heißt es dazu: »Was auch geschieht, du hältst mich bei meiner rechten Hand.« Und im Psalm 71 steht: »Ja, seit meiner Geburt bist du mein Halt. Vom ersten Tag an hast du für mich gesorgt. Ich will dich loben mein Leben lang.«

Darum sage ich jetzt nicht nur zu mir, sondern auch zu dir:
Corona? – Gott hält dich. Ukraine-Krise? Gott hält dich. Klimawandel? Gott hält dich. Steigende Energiepreise? Gott hält dich. Familiäre Sorgen? Gott hält dich. Schwierigkeiten auf der Arbeit? Gott hält dich. Gesundheitliche Probleme? Gott hält dich. Ja, wir kreisen um unsere Probleme wie der Mond um die Erde. Doch zugleich kreisen wir um Gott. Er ist und bleibt unser Mittelpunkt und unser Halt. Und er hält uns umso fester, je turbulenter die Zeiten sind. Dafür will auch ich ihn loben mein Leben lang. Und vielleicht machst du mit.

In einem alten Lied heißt es dazu:

„Tobe, Welt, und springe; / ich stehe hier und singe / in gar sichrer Ruh. / Gottes Macht hält mich in acht, / Erd und Abgrund muss verstummen / ob sie noch so brummen.“

Wir beide, du und ich, sind bei alledem von ihm gehalten, im Glück wie im Unglück. Würde ich mir das nur öfter klarmachen, ich würde leichter leben.

Ich glaube sagen zu können, dass man einem Menschen anmerkt, wenn sein Mittelpunkt Jesus Christus ist und er sich nach ihm richtet, wenn er sich von seiner Kraft gehalten weiß. Man sieht ihm das nicht an der Nase an, aber man spürt das an seinem Verhalten.

In unserer Gemeinde gibt es solche Menschen. Oft sind es die, die das selbst gar nicht wissen, die einfach so ohne jede Absicht eine Wohltat für andere sind. Und dabei musst du gar kein vorbildliches Leben führen und mit missionarischem Eifer anderen auf die Nerven gehen. Ich glaube, es genügt, wenn ich einem Menschen abspüre, dass er auf Gott vertraut. Dann kann ich ihm trauen. Dann geht mir in seiner Gegenwart das Herz auf und ich fühle mich gut.

Zum Schluss noch ein tröstliches Wort. Manche, vielleicht sogar viele von euch haben jetzt das Gefühl, dass sie zwar um alles Mögliche kreisen, aber nicht um Christus, nicht um Gott. Mir geht es doch nicht anders. Die meiste Zeit des Tages bin ich mit meinen Gedanken wer weiß wo. Aber muss ich deswegen ein schlechtes Gewissen haben? Wir Menschen sind nun mal so. Doch eines sollten wir wissen, besser: darauf sollten wir vertrauen, dass wir trotzdem um Gott, um unsere Sonne kreisen, auch wenn wir das nicht erkennen. Wir sind wie der Mond, der um die Erde kreist und meint, sie habe die Kraft, ihn festzuhalten. Aber in Wirklichkeit wird der Mond zusammen mit der Erde von der Sonne gehalten und kreist um sie.

Nein, ein schlechtes Gewissen muss niemand haben, wenn ihn andere Dinge in Bann ziehen. Aber schade ist es schon, wenn mir nicht bewusst ist, was mich mit allen anderen Dingen der Schöpfung wirklich hält und worauf ich mich verlassen kann. Dein und mein Kraftzentrum sind nicht unsere Sorgen und auch nicht unser kleines Glück oder worum wir sonst kreisen. Die Kraft die uns hält, ist der heilige und lebendige Gott, ist seine bedingungslose Liebe, die uns in Jesus begegnet. Amen 


Samstag, 29. Januar 2022

Der Sturz vom hohen Ross hl

Losung: Ich will sie retten von allen ihren Abwegen, auf denen sie gesündigt haben, und will sie reinigen, und sie sollen mein Volk sein.  Hesekiel 37,23

Lehrtext: Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt? 1. Korinther 3,16

Liebe Leserin, lieber Leser,

so ein schöner Gedanke im Lehrtext! Schade, dass Paulus mich gleich wieder verantwortlich macht, wie und womit ich Gottes Tempel baue, ob aus Gold oder Stroh. Im ersten Fall werde ich belohnt. Im zweiten mit knapper Not durchs Feuer hindurch gerettet. Und wenn ich oder ein anderer diesen Tempel zerstört, wird Gott mich oder ihn auch »zerstören« (1. Korinther 3,10-17). Jesus hat nicht so gesprochen.

Warum nur schon wieder dieser Druck und so eine Drohung? Gott will uns vollenden und nicht zerstören. In seinen Augen sind wir jetzt schon mehr als wir von uns aus sein und tun können.
Der Tempel ist sein Werk und nicht meins. Er hat mich geschaffen und, wie jeden Menschen, dazu bestimmt, sein Haus zu sein, in dem sein Geist wohnen will. Ob er aber darin wohnt, kann ich nicht machen. Ich kann ihn nur einladen und darauf vertrauen, dass er meine Einladung annimmt. 

Geburtsfehler der Kirche(n)

Mir scheint, die Kirche hat von Anfang an den Fehler gemacht, neben all dem Guten Menschen zu gängeln und zu bevormunden, sie zu belehren und ihnen Angst zu machen. Dafür hat sie nun die Quittung bekommen. Erst haben Millionen mit den Füßen abgestimmt und sie meist geräuschlos verlassen. Jetzt aber fliegt ihr das ganze hierarchische Gebäude um die Ohren. 
Am Dienstag haben sich im Fernsehen 100 Mitarbeitende der katholischen Kirche oft unter Tränen geoutet, die eine andere sexuelle Anlage haben als die Mehrheit. Sie alle wollen vollwertige Christen sein - und sind es auch. Sie alle wollen Gottes Tempel sein und sind es auch. Entscheidend ist, dass Jesu Geist in ihnen wohnt und nicht ihre Sexualität. Sie wollen endlich ohne Angst und schlechtes Gewissen das leben, was sie sind: schwul, lesbisch, transsexuell usw. So wollen sie Christen sein. Und deshalb haben sie ihre Initiative "Wie Gott uns schuf" genannt.

Demut lernen

Gleichzeitig verfolgen die grässlichen Missbrauchsfälle die Kirchenoberen bis in den Vatikan hinein. Die Kirche, die zwei Jahrtausende lang auf hohem moralischen Ross saß und von oben herab den Menschen vorgeschrieben hat, wie sie leben müssen, die muss nun absteigen und Demut lernen. Und wie steht es damit in der evangelischen Kirche? Demütige Dienerin der Menschen sein, so wie Gott sie schuf, das ist ihre Aufgabe und Existenzberechtigung.
Ich selbst habe auch umlernen müssen, was meine Einstellung gegenüber Homosexuellen betrifft. Für mich waren sie immer Sonderlinge, mit denen ich nichts zu tun haben wollte, bis ich sie als Studentenpfarrer in München immer besser kennen und schätzen lernte. 
Der Geist Jesu wohnt in den Menschen, die ihn willkommen heißen. Und die anderen? Die sind auch Gottes Tempel. Er wartet darauf, dass sie das erkennen und ihn einladen.

Gebet: Herr, du hilfst mir durch deinen Geist, dass ich nicht in meinen Vorurteilen stecken bleibe. Du hilfst mir, im Geist deines Sohnes Jesus Christus die Bibel zu lesen und zu verstehen. So lerne ich dich immer besser kennen. So lerne ich von deiner Menschenfreundlichkeit und kann selbst zu meinen Mitmenschen verständnisvoller und freundlicher sein. So wächst mein Vertrauen zu dir und meine Freude an dir. Amen

Herzliche Grüße,

Ihr / dein Hans Löhr 

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Freitag, 28. Januar 2022

Kostbare Stille hl

Losung: Sei nur stille zu Gott, meine Seele; denn er ist meine Hoffnung. Psalm 62,6 

Lehrtext: Wer Ohren hat, der höre! Matthäus 11,15        

Liebe Leserin, lieber Leser,

wie wertvoll ist in unseren Tagen eine stille Zeit und ein stiller Ort, an dem du ungestört sein kannst. Wo nicht das Handy klingelt, wo nicht der Fernseher tönt, wo wenigstens mal 10 Minuten lang niemand was von der will, und du einfach nichts tust, gar nichts, auch nicht in der Bibel liest und auch nicht betest. Wo du nur in die Stille hineinhörst und lauschst. Vielleicht schaust du dabei in eine Kerzenflamme oder auf ein Glaubensbild, das dir wichtig ist. Oder du schließt einfach die Augen und sagst zu Beginn dieser Zeit: „Rede, Herr, ich höre.“

Und dann? Was dann geschieht, kann ich dir nicht sagen. Aber es könnte geschehen, dass du Gott mit den Ohren des Glaubens hörst, wie er in dir zu dir sagt: „Ich bin da. Es ist alles gut. Vertraue nur.“

Und wenn du nichts hörst, so ist es trotzdem gut, dass du in der Stille lauschst. Kam Gott doch zum Propheten Elia nicht »im Sturm, der Berge zerriss«, nicht im grollenden Erdbeben und nicht im prasselnden Feuer, sondern »in einer Stimme verschwebenden Schweigens«. (1. Könige 19,11+12). Und wer weiß, vielleicht spricht Gott dann gar nicht mit Worten zu dir, sondern dadurch, dass du dich nach der stillen Zeit erfrischt und ermutigt fühlst.

Gebet: Herr, wie ist meine Seele oft voll Unruhe und kann nicht wahrnehmen, dass du da bist. Doch wenn ich mir für dich Zeit nehme, wird sie stille zu dir und du schenkst inneren Frieden und neue Kraft. Amen

Und hier noch der Song Stille vor dir.

Herzliche Grüße! 

Ihr / dein Hans Löhr 

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Donnerstag, 27. Januar 2022

Glauben ohne Angst hl

Losung: Die Gnade des HERRN währt von Ewigkeit zu Ewigkeit über denen, die ihn fürchten, und seine Gerechtigkeit auf Kindeskind bei denen, die seinen Bund halten. Psalm 103,17-18 

Lehrtext: Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit. Hebräer 13,8 

Liebe Leserin, lieber Leser,

Gott fürchten und ihm treu sein – das war für die Juden und ist bis heute für viele Christen und Muslime die Voraussetzung dafür, dass Gott ihnen gnädig ist (Losung). Und wenn sie das nicht tun? Hm, dann drohen ewige Strafen, ewige Folter, ewige Qualen. 

Mit solchen Vorstellungen konnte man den Anhängen der jeweiligen Religion im wahrsten Sinn des Wortes die Hölle heiß machen und Gefolgschaft erzwingen. Für viele Gläubige ist das heute noch eine schreckliche Drohung. Aber welche Vorstellungen haben sie dann von Gott? Ist er denn für die Sünder und die sogenannten Ungläubigen der oberste Folterknecht? Mit einem solchen Gott möchte ich nichts zu tun haben und muss ich, Gott sei Dank, auch nicht.

Mein Gott ist barmherzig

Mein Gott ist der barmherzige Vater Jesu Christi, der sich in seinem Sohn uns Menschen zeigt. Und das gilt, wie der Lehrtext sagt, von Ewigkeit zu Ewigkeit, also ausnahmslos. Das befreit mich von Angst und schlechtem Gewissen, von Druck und Zwang. Das motiviert mich, ihm zu folgen - aus Liebe und Dankbarkeit.

Mir macht niemand mehr die Hölle heiß. Da helfen ihm auch nicht ein paar Bibelworte aus dem Buch der Offenbarung oder aus anderen apokalyptischen Quellen. Schlimm genug, dass im Neuen Testament die Verfasser sowohl der Evangelien wie der Briefe manchmal mit dem jüngsten Gericht und möglichen Höllenstrafen gedroht haben. Was immer sie sich dabei gedacht haben, welche, in ihren Augen gute Absicht sie immer damit verfolgt haben, sie haben damit über zahllose Menschen bis heute unsägliches Leid gebracht. 

Auch wenn es nur wenige Bibelstellen sind, so haben diese doch einen verheerenden Einfluss gehabt. Sie waren und sind das Gegenteil vom Evangelium. Sie sind keine „gute Nachricht“, sondern eine böse. Natürlich glaubten die, die das geschrieben haben und glauben die, die das bis heute vertreten, dass sie selbst richtig leben und glauben und deshalb gerettet seien. Diese Selbstgerechtigkeit ist für mich nur schwer zu ertragen.

Aber muss ich das nicht glauben, weil's doch in der Bibel steht? Nein. Ich muss überhaupt nicht an irgendetwas glauben. Stattdessen darf ich Gott vertrauen, wie ihn Jesus verkündigt und gelebt hat. Und das ist das wahre Gold der Bibel, was sie so kostbar macht.

Nochmal und auch in Zukunft noch öfter, weil es so wichtig ist: Jesus hat gelebt und ist dafür gestorben, dass Gott auch seine Feinde liebt. Auch sie sind seine Geschöpfe und Kinder. Da haben Drohungen mit zeitlichen und ewigen Strafen keinen Platz mehr. Sein Kreuz war für ihn die Hölle und ist zugleich für uns das Ende der Hölle. Ja, ich darf das Böse in der Welt und in mir nicht dulden. Ich soll es überwinden so wie er - mit Gutem! In diesem Sinn bleibt er derselbe gestern, heute und in Ewigkeit.

Gebet: Herr, du stellst keine Bedingungen, sondern bist für mich da und gibst mir täglich, was ich zum Leben brauche. Du erfreust mich mit deinem Segen und gibst mir Kraft für die Herausforderungen, vor die ich gestellt bin. Du lässt dein Angesicht über mir leuchten und gibst mir deinen Frieden. Amen

Herzliche Grüße,

Ihr / dein Hans Löhr




Mittwoch, 26. Januar 2022

herrlich hl

Losung: Zeige deinen Knechten deine Werke und deine Herrlichkeit ihren Kindern. Psalm 90,16 

Lehrtext: Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit. Johannes 1,14 

Liebe Leserin, lieber Leser,

hat Gott dir heute schon seine Herrlichkeit gezeigt? Herrlichkeit? Hm, was das wohl sein mag? 

Wir Menschen meinen damit etwas ganz Besonderes, Großartiges, Erhabenes, Machtvolles. Eine königliche Hochzeit ist für viele etwas Herrliches und lockt Millionen vor den Bildschirm. Das Schloss Neuschwanstein zieht tausende von Touristen an. Manche bestaunen eine gotische Kirche wie das Straßburger Münster, finden eine Messfeier mit bunten Gewändern, Ritualen und Musik herrlich oder eine Oper und Fußballfans den Gewinn der Weltmeisterschaft ....

Doch wie zeigt Gott seine Herrlichkeit? Da musst du schon genau hinschauen. Da darfst du dich nicht scheuen, in ein Pflegeheim zu gehen, wo Frauen und Männer vom ehrenamtlichen Besuchsdienst sich für Demenzkranke Zeit nehmen. Oder du siehst wie jemand eine angefahrene Katze vom Straßenrand holt und auf eigene Kosten zum Tierarzt bring. Oder wie die Nachbarin die Frau, die ihren Mann verloren hat, zu einem Spaziergang abholt. Oder du erlebst, wie zwei Erwachsene nach langer Zeit ihre Feindschaft begraben ... 

In alledem zeigt dir Gott seine Herrlichkeit, eher im Kleinen als im Großen, in dem, was nicht so spektakulär ist und worüber die Medien nicht berichten. In allem oft Unscheinbaren, was dich bewegt und worüber du dich freust. Hat Gott dir heute schon seine Herrlichkeit gezeigt? Hast du dich heute schon gefreut?

Der Lehrtext sagt, Gott zeigt uns seine Herrlichkeit in Jesus Christus, einem Kind armer Leute, geboren  in einem stinkenden Stall. Im mittellosen Wanderprediger, der kein eigenes Bett hatte. Im dankbaren Blick der Aussätzigen, die er geheilt hat. In den Tränen der Frau, die seine Füße gesalbt und deren Liebe er nicht verschmäht hat. In seinen Worten von den Blumen auf dem Felde und den Vögeln unter dem Himmel. In seinen Gleichnissen vom "Verlorenen Sohn" und dessen barmherzigen Vater, vom Samariter, der einem verletzten Juden hilft ... Gott zeigt seine Herrlichkeit in Jesu tiefstem Leid, der uns alle am Kreuz nicht verraten, sondern an seiner bedingungslosen Liebe zu jedem Menschen festgehalten hat bis zum Schluss. Das, so sagt er, ist mein Sohn, an dem ich Freude habe. Er, so glaube ich, ist seine "Herrlichkeit voll Gnade und Wahrheit" (Lehrtext)

Gebet: Herr, ich will heute darauf achten, wo du mir deine Herrlichkeit zeigst und dir für Jesus danken, in dem du dich verherrlicht hast. Amen

Herzliche Grüße,

Ihr / dein Hans Löhr

Dienstag, 25. Januar 2022

Vater, nicht Richter hl

Losung: Weise mich zurecht, HERR, aber im Gerichtsverfahren, nicht in deinem Zorn, damit du mich nicht auslöschst. Jeremia 10,24

Lehrtext: Gott hat uns nicht bestimmt zum Zorn, sondern dazu, die Seligkeit zu besitzen durch unsern Herrn Jesus Christus. 1. Thessalonicher 5,9

Liebe Leserin, lieber Leser,

in einem ordentlichen Gerichtsverfahren muss der Richter unbefangen und unabhängig sein, also über der Sache stehen. Nur so ist gewährleistet, dass er sich nicht von seinen Gefühlen zu einer Ungerechtigkeit hinreißen lässt.

Worüber richtet Gott? Bleiben wir im Bild des Gerichtsverfahrens (Losung), so richtet er nicht über Dinge, die ihn selbst unmittelbar betreffen. Wie auch? Er ist von uns Menschen unantastbar, also auch nicht zu beleidigen und zu verletzen. Doch in Jesus ist er Mensch geworden, wurde von Menschen angegriffen, geschmäht, gefoltert und umgebracht. Was jetzt?

Er kann nicht mehr Richter in eigener Sache sein wie noch im Alten Testament (Losung). Er kann nur noch Recht sprechen über Dinge, die unter uns Menschen geschehen. Aber auch das ist problematisch, sind wir doch seine Geschöpfe, mehr noch, seine Kinder. So bleibt ihm nichts anderes übrig als sein Richteramt aufzugeben und wie ein guter Vater "ohne Zorn und Eifer" zu richten, zu schlichten und zu vergeben.

Für mich ist das ein Glück oder "Seligkeit" wie der Lehrtext sagt. Sie soll mich dazu anhalten, die eigenen Gefühle zu beherrschen, mich nicht im Zorn zu unbedachten Worten und Taten hinreißen zu lassen, nicht über andere zu richten, sondern besonnen, verständnisvoll und gütig zu sein.

Gebet: Mein Gott und Vater, ich danke dir, dass du mich nicht richtest noch den Stab über mir brichst, sondern mir gerecht wirst. Anders als ein menschlicher Richter siehst du in die Tiefe meines Herzens und meiner Seele. Du kennst mein Leben vom ersten Augenblick an und weißt, warum ich so bin wie ich bin, warum ich mich so und nicht anders verhalten habe. Du kennst meine Möglichkeiten und Grenzen, meine Stärken und Schwächen weißt, wo ich versagt habe und wo ich nicht anders konnte. Und bei alledem siehst du mit deinen Vateraugen in mir dein Kind, das deinen Zuspruch braucht und nicht ein Urteil. Amen

Herzliche Grüße,

Ihr / dein Hans Löhr


Montag, 24. Januar 2022

Kein Grund zu fliehen hl

Losung: Spräche ich: Finsternis möge mich decken und Nacht statt Licht um mich sein, so wäre auch Finsternis nicht finster bei dir, und die Nacht leuchtete wie der Tag. Psalm 139,11-12

Lehrtext: Als die Sonne untergegangen war, brachten alle ihre Kranken mit mancherlei Leiden zu Jesus. Und er legte einem jeden die Hände auf und machte sie gesund. Lukas 4,40

Liebe Leserin, lieber Leser, 

vor Gott kann ich mich nicht verstecken. Warum sollte ich auch? Wenn »ich zum äußersten Meer flöge«, so der Verfasser von Psalm 139, aus dem die Losung kommt, würde auch dort seine Hand mich halten und er fährt fort: »Führe ich gen Himmel, so bist du da; bettete ich mich bei den Toten, siehe, so bist du auch da.« Nein, ich habe keinen Grund, vor ihm in die Finsternis zu fliehen oder ihn zu meiden. Das Gegenteil trifft zu. Denn was kann mir Besseres passieren,  als dass er da ist, für mich da ist selbst im Grab?

Natürlich kann ich das alles auch anzweifeln und mich im Unglauben vor Gott verstecken. Kann, wie ein kleines Kind, beide Hände vor die Augen halten und sagen: „Ich bin nicht da!“ Ich mag gottesblind sein, er sieht mich dennoch so, wie er auch alle anderen sieht, die von ihm nichts wissen wollen oder können. Und doch segnet und behütet er sie. Jesus, so glaube ich, ist gekommen, um die Gottesblinden zu heilen, den Zweiflern Hoffnung zu geben und die in ihrem Unglauben Gefangenen zu befreien. 

Gebet: Herr, komm zu mir und beib bei mir. Doch du bist ja schon immer da. Sobald ich die Augen des Glaubens öffne, erkenne ich, dass du mich behütest und heilst. Denn bei dir wird meine Seele gesund. Amen

Herzliche Grüße!

Ihr / dein Hans Löhr



Sonntag, 23. Januar 2022

Auch wenn dir nicht danach zumute ist hl

Losung: Ich will dem HERRN singen mein Leben lang und meinen Gott loben, solange ich bin. Psalm 104,33 

Lehrtext: Leidet jemand unter euch, der bete; ist jemand guten Mutes, der singe Psalmen. Jakobus 5,13 

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Empfehlung aus dem heutigen Lehrtext kann ich nur unterstreichen. Wenn du leidest an Leib und Seele - denn auch wenn du krank bist, leidet die Seele immer mit - dann ist es schon in Ordnung, dass du dich mal selbst bemitleidest und dein Schicksal beklagst. Niemand verlangt von dir, dass du immerzu die Zähne zusammenbeißen und den Held spielen musst, nun ja, vielleicht ein Mensch, aber Gott bestimmt nicht. 

Doch dann kommt die Zeit, wo du wieder aus deiner Klage-Ecke heraus musst. Dann stellt sich die Frage: wie gehe ich nun um mit meinen Schmerzen, meiner Schwermut, meiner Enttäuschung usw. Und dazu sagt der Lehrtext: Sage Gott, wie dir zumute ist und traue ihm zu, dass er dein Schicksal wieder wenden kann. Und wenn es dir gut geht, ist es etwas Schönes, Gott dafür zu loben und zu danken, am besten mit einem Lied.

Ich habe noch eine andere Erfahrung gemacht. Ich danke ihm und lobe ihn gerade dann, wenn es mir nicht gut geht. So hat es Hiob in der Bibel auch gemacht, der in seinem Elend auf dem Misthaufen sitzt und statt zu jammern, Gott lobt. So schlecht wie Hiob ist es mir noch nie ergangen und wird es mir hoffentlich auch nicht gehen. Umso leichter sollte es mir fallen, Gott auch in meinem Leid zu loben. Doch so leicht ist das nicht. Da muss ich mir schon einen Ruck geben und gerade dann, wenn mir nicht nach loben und danken zumute ist, einfach damit beginnen. Die ersten Töne sind dann oft etwas kläglich. Aber dann kommt mir doch ein Lied wie dieses von den Lippen:

Wer nur den lieben Gott lässt walten / und hoffet auf ihn allezeit, /
den wird er wunderbar erhalten / in aller Not und Traurigkeit. / 
Wer Gott dem Allerhöchsten traut, / der hat auf keinen Sand gebaut.

Natürlich kannst du auch ein neues Lobpreislied singen oder irgendeinen anderen Choral. Wichtig ist, dass du überhaupt den Mund aufmachst und singst. Und wenn du keines von solchen Liedern kennst, dann singe eben einen Song, der dich aufmuntert und vielleicht sogar ein paar Tanzschritte machen lässt, einen Reggae-Song zum Beispiel. Ob in einem solchen Lied dann der Name Gottes vorkommt, ist nicht so wichtig. Wichtiger ist, dass du ihm damit sagst:

Gebet: Herr, das Leben, das du mir geschenkt hast, ist schön und bleibt schön, allen Widrigkeiten zum trotz. Dafür danke ich dir. Und ich vertraue darauf, dass sich meine Situation wieder ändert und es mir wieder besser gehen wird. Dafür lobe ich dich jetzt schon mal im Voraus. Amen

Herzliche Grüße!

Ihr / dein Hans Löhr

Samstag, 22. Januar 2022

Es beginnt mit mir hl

Losung: Jeder der Stiefel, der mit Gedröhn dahergeht, und jeder Mantel, durch Blut geschleift, wird verbrannt und vom Feuer verzehrt. Jesaja 9,4

Lehrtext: Durch die herzliche Barmherzigkeit unseres Gottes wird uns besuchen das aufgehende Licht aus der Höhe, auf dass es erscheine denen, die sitzen in Finsternis und Schatten des Todes, und richte unsere Füße auf den Weg des Friedens. Lukas 1,78-79

Liebe Leserin, lieber Leser,

einmal werden die Uniformen brennen, sagt der Prophet Jesaja, und der ganze Plunder der Ehrenzeichen und Orden wird auf dem Müllhaufen der Geschichte landen. Und die Schwerter werden zu Pflugscharen und die Waffen zu Schrott. Doch zuvor muss aus dem alten Geist ein neuer werden und die Dämonen Gier und Angst müssen ausgefahren sein. Wir Menschen müssen geheilt sein von Neid und Hass, Misstrauen und Lüge. Dann wird die Heilszeit anbrechen für Mensch und Natur, eine Zeit in der "Güte und Treue einander begegnen, Gerechtigkeit und Friede sich küssen" (Psalm 85,11) So sagt es die Bibel.

Wann wird das sein? Jetzt. Und wo? In dir und in mir. Und wie? Indem wir auf Christus schauen, "das Licht aus der Höhe" (Lehrtext), das aufgegangen ist und über uns scheint. So beginnt in dir die Zeit des Heils für den Menschen neben dir und die Welt um dich. So kommt der Himmel auf die Erde, klein wie ein Senfkorn mit der Kraft zu wachsen und zu blühen, jetzt - in dir und in mir.

Eine Geschichte

Ein junger Mann betrat im Traum einen Laden. Hinter der Theke stand ein Engel. Hastig fragt er ihn: „Was verkaufen Sie, mein Herr?“ Der Engel antwortete freundlich: „Alles, was Sie wollen.“ Der junge Mann begann aufzuzählen: „Dann hätte ich gern das Ende aller Kriege in der Welt, bessere Bedingungen für die Randgruppen der Gesellschaft, das Ende der Pandemie, Arbeit für die Arbeitslosen, mehr Gemeinschaft und Liebe und … und …“
Da fiel ihm der Engel ins Wort: „Entschuldigen Sie, junger Mann, Sie haben mich falsch verstanden. Wir verkaufen keine Früchte, wir verkaufen nur den Samen.“

Gebet: O Gott, wäre das schön, wenn du alle Probleme dieser Welt lösen würdest. Doch du willst keine unmündigen Kinder, sondern erwachsene Menschen, die selbst Verantwortung  übernehmen und bei sich beginnen. Deine Kraft macht mir Mut zum ersten Schritt. Amen

Herzliche Grüße 

Hans Löhr

Freitag, 21. Januar 2022

Die große Familie der Geschöpfe hl

Losung: HERR, du bist doch unser Vater! Wir sind Ton, du bist unser Töpfer, und wir alle sind deiner Hände Werk. Jesaja 64,7 

Lehrtext: Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und bestimmt, dass ihr hingeht und Frucht bringt und eure Frucht bleibt. Johannes 15,16

Liebe Leserin, lieber Leser,

vor Corona fand im Schlosshof von Sommersdorf jedes Jahr ein großer Töpfermarkt statt. Die Augen konnten sich kaum satt sehen an den unterschiedlichen Farben und Formen, die den Ideen und der Kreativität der Töpferinnen und Töpfer entsprungen sind. Töpfern war nie nur Handwerk, sondern immer auch Kunst. Davon zeugen nicht zuletzt die wunderbaren Töpferwaren aus dem alten Griechenland, bemalt mit Motiven der griechischen Mythologie. Im Antikenmuseum in München am Königsplatz kann man sie bewundern.

Natürlich gefallen mir auf dem Töpfermarkt nicht alle Kreationen. Aber wenn ein nach meinem Geschmack schönes Stück darunter ist, bin ich schon geneigt, es zu erwerben. Andere kaufen sich andere Töpferwaren. Die Geschmäcker sind eben verschieden.

Gott hat uns Menschen nicht am Fließband produziert. Jeder von uns ist ein Unikat, ein Einzelstück. Wir mögen uns deutlich unterscheiden, dennoch „sind wir alle seiner Hände Werk“ (Losung). In jedem von uns steckt seine Kreativität. Jeden von uns hat er aus Liebe geschaffen. Wir alle schmücken sein Haus, und niemand von uns wird verkauft oder weggeworfen. Und weil wir Menschen sind und keine toten Gefäße, so ist er dein und mein Vater und wir sind seine Kinder. 

Ich denke nicht, dass das nur für Menschen gilt als ob nur wir ein Gehirn, ein Herz und eine Seele hätten. Ich denke, dass der Schöpfer in jedes seiner Geschöpfe etwas von sich hineingelegt hat, die Lebensfreude zum Beispiel, und dass er es liebt. Warum sollte er es sonst geschaffen haben?

Ich informiere mich über die naturwissenschaftlichen Einsichten in die Entstehung des Lebens und somit über die Evolution. Die Wunder, die ich da erfahre, bringen mich zum Staunen und lassen mich den Schöpfer loben.  

Doch die Sichtweise des Glaubens ermöglicht mir noch einen anderen Blick auf meine Mitgeschöpfe und auf mich. Franz von Assisi hat mich gelehrt, jedes Geschöpf als meinen Bruder oder meine Schwester zu sehen. Das gelingt mir nicht immer, weil ich nur allzu oft gedankenlos und ichbezogen bin. Gott sei Dank finde ich zu dieser Sichtweise wieder zurück. Und dann freue ich mich über die große Familie, zu der ich gehöre und bin doch auch ein wenig traurig wie stumpfsinnig, rücksichtslos und blind wir Menschen oft sind.

Selbstverständlich weiß ich auch, dass ich mir Gott genauso wenig ausgesucht habe wie meine Eltern. Er hat mir mein Leben gegeben und nicht ich ihm (Lehrtext). Ich gehöre ihm von Anfang an so wie ihm alles gehört was war, was ist und was sein wird. Ich danke ihm nicht nur mein Leben, sondern auch meinen Glauben und allen Frieden, alle Kraft, alle Zuversicht, die aus dieser Quelle fließen. Und ich wünsche mir, dass ich meiner Bestimmung gerecht werde und zu Menschen und Tieren freundlich sein kann. 

Gebet: Herr, wir alle kommen von dir, Menschen, Tiere, Pflanzen, Steine, Planeten und Sonnen. Wir alle sind Ton, sind Sternenstaub in deiner Hand und miteinander verwandt. Jedem hast du seine Bestimmung gegeben. Jedes trägt seinen Teil bei zum Ganzen. Das Größte ist auf das Kleinste angewiesen und das Kleinste auf das Größte und alle zusammen auf dich. So will ich dich preisen und deine Werke achten und dir danken für deine Schöpfung, die deinen Geist atmet und deine Herrlichkeit bezeugt. Amen

Herzliche Grüße!

Ihr / dein Hans Löhr 

Donnerstag, 20. Januar 2022

Liebesgedicht hl

Losung: Die Himmel erzählen die Ehre Gottes, und die Feste (das All) verkündigt seiner Hände Werk. Ein Tag sagt's dem andern, und eine Nacht tut's kund der andern, ohne Sprache und ohne Worte; unhörbar ist ihre Stimme. Psalm 19,2-4

Lehrtext: Betet an den, der gemacht hat Himmel und Erde und Meer und die Wasserquellen! Offenbarung 14,7

Liebe Leserin, lieber Leser,

der Anfang von Psalm 19, aus dem die Losung kommt, ist Poesie. 2500 Jahre sind diese Worte alt und doch von großer Schönheit, die immer noch berührt. Manche Liebesbriefe sind wunderbar poetisch. Sie soll man nicht zerpflücken noch erklären. Sie soll man einfach nur auf sich wirken lassen wie die heutige Losung. 
Etliche  Psalmen sind nichts anderes als Liebesgedichte für Gott. Gleiches gilt für die Loblieder, die in den Gottesdiensten gesungen werden oder die man auch allein zu Hause singt, wenn man Gott sagen und zeigen will, dass man ihn liebt.
Anlässe dafür gibt es viele, nicht nur die Wunder seiner Schöpfung, sondern auch das Wunder 'Jesus'. Er ist Gottes Liebeserklärung für dich und mich.

Gebet Ich will dich lieben, meine Krone, / ich will dich lieben, meinen Gott, / ich will dich lieben ohne Lohne / auch in der allergrößten Not; / ich will dich lieben, schönstes Licht, / bis mir das Herze bricht. Amen (Angelus Silesius, 1657, EG 400)

Herzliche Grüße!

Ihr / dein Hans Löhr

Anregung: Schreibe doch mal Gott oder Jesus einen handgeschriebenen Liebesbrief. Das kann deinen Glauben bereichern. Du wirst das vermutlich nicht mehr vergessen, und er sowieso nicht. Und dabei ist es egal, ob du eine Frau oder ein Mann bist.


Mittwoch, 19. Januar 2022

Spott, Schadenfreude und Barmherzigkeit hl

Losung: Wer den Armen verspottet, verhöhnt dessen Schöpfer; und wer sich über eines andern Unglück freut, wird nicht ungestraft bleiben. Sprüche 17,5 

Lehrtext: Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen. Matthäus 5,7

Liebe Leserin, lieber Leser,

schon Kinder können grausam sein, wenn sie andere verspotten. Oft trifft es dann die Schwächeren, die sich sowieso schon unterlegen fühlen. Und Schadenfreude scheint eine allgemeinmenschliche Eigentümlichkeit zu sein. Ich jedenfalls bin nicht frei davon. Nun ja, ein gewisser Unterschied ist schon, ob ich über das Missgeschick eines anderen lache oder mich über sein Unglück freue. Und wenn andere über mich lachen, zitiere ich gern den Kalauer: "Wer den Schaden hat, spottet jeder Beschreibung." Clowns leben ja regelrecht von der Schadenfreude des Publikums. Während die "Hater", die Hasserfüllten in den sozialen Medien und Kommentarspalten davon leben, kübelweise  Schmutz und Häme über anderen auszukippen.

Jesus musste das über sich ergehen lassen, als er wehrlos am Kreuz hing und von seinen gutbürgerlichen Feinden verspottet wurde: »Hilf dir selber, wenn du Gottes Sohn bist, und steig herab vom Kreuz!« (Matthäus 27,40). Für mich ist es unerträglich, wenn jemand tatsächlich oder im übertragenen Sinn am Boden liegt und andere ihn noch treten.

Die Grenze für Spott

Vor vielen Jahren habe ich den Kabarettisten Dieter Hildebrandt mal gefragt, wo für ihn die Grenze für Spott sei. Da nannte er als Beispiel den damaligen CSU-Politiker Otto Wiesheu, den er sonst gern durch den Kakao zog, solange dieser an den Hebeln der Macht war. Als der aber betrunken einen anderen totgefahren hatte, tat er ihm nur noch leid und hat ihn fortan in seinem Programm nicht mehr erwähnt.

Man kann die Mächtigen schon mal verspotten, wenn man mit ihrer Politik und ihrem Verhalten nicht einverstanden ist, und kritisieren sowieso. Hassen und verächtlich machen, soll man sie nicht. Die Armen, die Ohnmächtigen und Unglücklichen aber brauchen weder Häme noch Spott. Sie sind darauf angewiesen, dass anderen ihre Not nahegeht und sie mit ihnen barmherzig sind. Das ist es auch, was ich mir wünsche, wenn es mir schlecht geht.

Gebet: Herr, weil du zu mir barmherzig bist, will ich das auch zu anderen sein. Hilf mir, dass ich nicht hart und zynisch werde, sondern mitfühlend und zugewandt sein kann. Amen

Herzliche Grüße!

Ihr / dein Hans Löhr





Dienstag, 18. Januar 2022

Von Schafen, Katzen und uns beiden hl

Losung: Weide dein Volk mit deinem Stabe. Micha 7,14 

Lehrtext: Die Schafe folgen dem Hirten nach; denn sie kennen seine Stimme. Johannes 10,4 

Liebe Leserin, lieber Leser,

ich habe zwar keine Schafe, aber zwei rotblonde Kater. Die kennen nicht nur meine Stimme, die kennen das Geräusch meines Autos. Noch bevor ich daheim angekommen und ausgestiegen bin, sind sie in der Regel da und begrüßen mich. Natürlich muss ich sie dann auch begrüßen. Denn auch Haustiere wollen nicht nur was zu fressen, sie wollen Zuwendung von dem, dem sie gehören, der sie mag und der für sie sorgt.

Manchmal fallen sie mir aber auch zur Last, wenn sie mit dreckigen Pfoten ins Haus kommen und überall ihre Spuren hinterlassen, wenn sie am Teppich kratzen oder auf den Schoß springen wollen, wenn ich dunkel angezogen bin. Und immer wieder springen sie auf meinen Schreibtisch und lenken mich von meinen Losungsauslegungen ab. Ja, die beiden Katzenbrüder machen auch Mühe. So haben mir Freunde geholfen, mit dem Bohrhammer ein Loch in die Außenmauer zu brechen, damit die beiden jederzeit raus und rein können. Und richtig ärgerlich werde ich, wenn wieder mal ein Vogel auf dem Teppich liegt. Aber was soll's. Ich wollte die Kater, jetzt habe ich sie und bin für sie verantwortlich. Und sie brauchen meine Liebe. Dafür sind sie auch anhänglich, schnurren mir die Ohren voll und lassen sich streicheln. Ja, sie kennen meine Stimme. Aber das heißt noch lange nicht, dass sie mir auch folgen.

Katzen haben einen falschen Glauben 

Katzen haben einen falschen Glauben. Anders die Hunde. Diese glauben zurecht: "Mein Mensch  liebt mich, füttert mich und verwöhnt mich. Er muss Gott sein." Katzen glauben: "Mein Mensch liebt mich, füttert mich und verwöhnt mich. Ich muss Gott sein." Doch ich liebe meine beiden trotzdem.

Und nun zu uns beiden, zu dir und zu mir. Auch wir wollen Zuneigung von dem, dem wir gehören, der uns mag und für uns sorgt. Manchmal fallen wir ihm aber auch zur Last und machen ihm Mühe. Jeder von uns weiß am besten, wann das so ist. Und ob Gott sich nicht auch ab und zu über uns ärgert, ist nicht auszuschließen. Aber was soll's. Er wollte uns, jetzt ist er auch für uns verantwortlich. Und wir brauchen seine Liebe. Doch wie steht's mit unserer Dankbarkeit? Sind wir anhänglich? Vertrauen wir ihm und lassen wir uns seine Liebe gefallen? Und auch, wenn wir sein Wort hören oder lesen, folgen wir ihm? Oder spielen wir uns manchmal auf, als seien wir kleine Götter und alles müsste sich um uns drehen? Die gute Nachricht ist, er liebt uns trotzdem.

Gebet: Herr, überlass mich nicht mir selbst, sonst bin ich verlassen. Bleib mein guter Hirte, der mich durch diese Zeit führt, durch Mühen und Gefahren, aber auch durch schöne Tage. Und wenn ich dir zur Last falle, so bist du stark genug, auch das zu tragen. Rede mir ins Gewissen, wenn ich nur meinen Interessen folge oder den Stimmen anderer. Lass nicht ab, mich immer wieder neu zu dir zu rufen und für mich zu sorgen. Ja, ich habe allen Grund, dir zu danken. Und das will ich auch tun. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr

PS: Schon schade, dass in der ganzen Bibel keine Katze vorkommt.

Montag, 17. Januar 2022

Wie man optimistischer wird hl

Losung: Lobet den HERRN! Denn unsern Gott loben, das ist ein köstlich Ding. Psalm 147,1 

Lehrtext: Ermuntert einander mit Psalmen und Lobgesängen und geistlichen Liedern, singt und spielt dem Herrn in eurem Herzen. Epheser 5,19 

Liebe Leserin, lieber Leser,

kürzlich habe ich gelesen, dass der Mensch von Haus aus eher pessimistisch ist. Gehen wir mal davon aus, dass das stimmt, weil doch die eigenen Beobachtungen und die Erfahrung in diese Richtung deuten. Das heißt dann, dass er skeptisch in die Zukunft blickt, in die des Landes wie in seine eigene; dass für ihn ein zur Hälfte gefülltes Glas immer halb leer ist statt halbvoll; dass er vor allem Fremden gegenüber lieber etwas misstrauischer ist als vertrauensselig und so weiter. Ein pessimistischer Mensch wirkt auf mich reserviert oder gar verschlossen. Er wartet lieber erst mal ab, bevor er sich öffnet. 

Ein Optimist lebt besser

Nun, so kann man auch leben. Doch ich bin überzeugt, dass ein optimistischer, ein zuversichtlicher  Mensch besser lebt. Er hat mehr Bekannte und Freunde, wagt öfter mal etwas Neues, sieht mehr von der Welt, erkennt Chancen, wo andere Probleme sehen und ist insgesamt lebensfroher.

Aber wie wird man optimistischer, wenn doch der Pessimismus uns allen in den Knochen steckt?

Losung und Lehrtext heute sind ein guter Fingerzeig. Ich glaube, wer immer wieder mal Gott lobt, sei es mit einem Dankgebet, sei es mit einem Loblied, der verliert seinen Pessimismus und wird vertrauensvoller und zuversichtlicher. Der verlässt sich darauf, in dieser Welt nicht allein zu stehen, sondern Gott an seiner Seite zu haben. Und der ist immerhin der Schöpfer von Himmel und Erde. Einen besseren, einen mächtigeren Beistand gibt es nicht. Grund genug, wenigstens etwas optimistischer zu sein.

Auch solche, die nicht glauben oder einer anderen Religion anhängen, können optimistisch sein. Manche kommen einfach als Frohnaturen auf die Welt. Gut, dass es sie gibt. Zum Pessimismus aber fällt mir wieder jener Satz ein, den mir einmal ein Oberkirchenrat gesagt hat: »Der einzige Mist, auf dem gar nichts wächst, ist der Pessimist.« Nun gut, das ist natürlich übertrieben. Aber ganz falsch ist es auch nicht.

Gebet: Herr, wenn ich auf mich schaue oder auf das, was in unserem Land und in der Welt so geschieht, meine ich schon, Grund zu haben, pessimistisch zu sein. Sobald ich aber auf dich schaue, wächst meine Zuversicht. Was auch immer wir Menschen tun, du regierst und dein Wille geschieht. Das zu erkennen, fällt mir schwer, wenn Sorgen meinen Blick trüben. Doch ich will dir auch in meinen schweren Zeiten danken und dich loben. Damit richtest du mich auf, und ich weiß wieder, wem ich all das Gute in meinem Leben zu verdanken habe. Du bist der Grund dafür, dass ich dir und meinen Mitmenschen vertrauen kann. Du bist der Grund, dass ich immer wieder zuversichtlich sein kann. Amen

Herzliche Grüße,

Ihr /dein Hans Löhr

Sonntag, 16. Januar 2022

Du bist willkommen hl

Losung: Fraget nach dem HERRN und nach seiner Macht, suchet sein Antlitz allezeit! Psalm 105,4

Lehrtext: Wer bittet, empfängt; wer sucht, der findet; wer anklopft, dem wird aufgetan. Lukas 11,10

Liebe Leserin, lieber Leser,

wenn mich meine erwachsenen Kinder besuchen und klingeln, überlege ich keine Sekunde, ob ich öffnen soll. Ich reiße freudig die Haustüre auf und wir umarmen uns. Und als sie früher ihre Osternester suchten, habe ich ihnen geholfen, wenn sie sie nicht gefunden haben: "warm, wärmer, kälter, heiß", und dann hatten sie das Nest in Händen. Sie liebten es, die Osternester zu suchen. Aber sie wollten auch die Gewissheit haben, dass sie sie auf jeden Fall finden würden und sei es eben mit etwas Nachhilfe.

Damit habe ich den Lehrtext eigentlich schon ausgelegt. Ob das so passt, überlasse ich deinem Urteil. Aber verhält es sich wirklich so mit Gott? 

Eine Willkommensgeschichte

Jesus erzählt die bekannte Geschichte, wie der „verlorene Sohn“ wieder nach Hause kommt. Er ist finanziell abgebrannt, äußerlich zerlumpt und innerlich von Gewissensbissen geplagt. Als sein Vater ihn sieht, hat er drei Möglichkeiten.
Entweder schließt er die Tür ab und sagt sich: „Den lass ich nicht mehr in mein Haus. Der soll schauen, dass er verschwindet.“
Oder er verhält sich so, wie sich viele, vielleicht sogar die meisten Väter verhalten würden. Er denkt sich: „Soll er nur kommen, der Rumtreiber und Versager. Das ganze Erbe, das ich ihm gegeben habe, hat er durchgebracht. Und jetzt, da er am Ende ist, kommt er wieder kleinlaut angekrochen. Er soll nur erst mal spüren, dass ich zornig und schwer enttäuscht bin. Er muss erst mal beweisen, dass ihm das alles leid tut. Dann sehen wir weiter.“
Oder der Vater wählt die dritte Möglichkeit, von der Jesus erzählt. Demnach denkt er gar nicht daran, wie ihn sein Sohn gekränkt hatte. Er stürmt durch die Tür und rennt (!) ihm entgegen. Und als der Sohn eine Entschuldigung stammelt, achtet er gar nicht weiter darauf, sondern fällt ihm um den Hals und drückt ihn an sein Herz. Alles ist gut.

Natürlich kann man den Lehrtext auch anders verstehen, hochmoralisch und gesetzlich. Dann kommt wieder alles auf mich an, dass ich nur inständig bitte, fleißig suche und zerknirscht bei Gott anklopfe in der Hoffnung, dass ich ihn finde und er mir auftut. Aber das wäre dann kein Evangelium mehr, keine befreiende, frohe Nachricht, sondern Druck, Warnung und Belehrung. Doch wenn es um Gottes Liebe geht, kommt es nun mal nicht auf mich an.

Die Losung aus dem Alten Testament kann man, wie üblich, gesetzlich verstehen. Alles hängt davon ab, ob der „Herr" in diesem Bibelwort mein barmherziger Vater ist, oder ein richtender und strafender Gott.

Gebet: Mein Gott und Vater, wenn ich dich in der Bibel suche, dann sagst du mir durch dein Wort: "Ich bin doch längst da." Und wenn ich im Gebet bei dir anklopfe, dann renne ich offene Türen ein. Du hast den Tisch schon gedeckt. Du willst, dass ich bei dir daheim bin. Du wirst mir auch gern geben, worum ich bitte, wenn es zu meinem Besten ist. Danke, dass ich dir gehöre und dir willkommen bin. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr






Samstag, 15. Januar 2022

Stärker als Schuld, Feindschaft und Tod hl

Losung: Er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen. Jesaja 53,5 

Lehrtext: Gott hat den, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht, auf dass wir in ihm die Gerechtigkeit würden, die vor Gott gilt. 2.Korinther 5,21 

Liebe Leserin, lieber Leser,

dass Unschuldige leiden, ja dass sie geopfert werden müssen, damit den Schuldigen von den Göttern vergeben wird, ist in einigen Religionen eine übliche Vorstellung. Bei den Griechen war das zum Beispiel Iphigenie. Bei den Mayas und Azteken waren das Kinder, Jungfrauen oder Gefangene. Ihr Opfer sollte den Lauf der Sonne und den Fortbestand der Welt sichern. Abraham sollte seinen Sohn Isaak opfern, um so seinen unbedingten Gehorsam Gott gegenüber zu beweisen. In der Losung wird das Leiden des unbekannten Gottesknechts als Sühneopfer für die Sünden des Volkes gedeutet. Im Neuen Testament wird dieses Motiv wieder aufgegriffen und auf Jesus übertragen. Sein Tod wurde unter anderem als Opfer verstanden, womit er die Sünder Gott wieder recht macht (Lehrtext).

Ich habe gerade durch Jesus ein anderes Gottesbild. Mein barmherziger Vater braucht keine Opfer zur Vergebung der Sünden, schon gar nicht den Kreuzestod seines Sohnes. Diese Vorstellung beleidigt meinen Glauben. Der Schöpfer von Himmel und Erde wird in seiner Ehre nicht dadurch gekränkt, dass jemand einen Ladendiebstahl begeht, über seine Mitmenschen hinter ihrem Rücken herzieht, begehrlich auf den Besitz seines Nachbarn schielt, vor der Ehe Geschlechtsverkehr hat oder fremdgeht. Wenn, dann kränkt ihn der, der an seiner Liebe zweifelt.

Warum aber ist Jesus dann am Kreuz hingerichtet worden? Weil er den Mächtigen in der damaligen Kirche im Weg war und für die römische Besatzungsmacht ein "Bauernopfer", womit wieder Ruhe und Ordnung in Jerusalem hergestellt wurde. 

Verständnis von Jesu Kreuzestod heute

Und wie kann sein Tod aus der Sicht des Glaubens heute verstanden werden? Ich verstehe ihn so, dass Jesus seine Sendung bis zuletzt nicht verraten hat. Er hat die Liebe über das Gesetz gestellt, die Barmherzigkeit über das Versagen, die Gnade über die Forderung, die Güte über die Strenge, die Vergebung über die Strafe, die Erlösung aller über die Verdammnis. Er hat Gott über eine Kirche gestellt, die die Menschen beherrscht statt ihnen zu dienen; über selbstgerechte Propheten und Prediger, die ihnen die Hölle heiß machen, statt ihnen Gott nahezubringen. Das hat die Macht dieser Leute infrage gestellt. Das hat man ihm nicht verziehen. Auslöschen, hieß die Parole, ans Kreuz mit ihm!

Hätte Jesus widerrufen, wäre er geflohen, hätte er sich einen guten Verteidiger genommen - er hätte später im Bett sterben können. Doch auf diese Weise wäre auch die gute Nachricht von Gott mit ihm gestorben. So aber hat er ihn bis zum letzten Atemzug als den bezeugt, der keins seiner Geschöpfe verloren gibt, weil er sie alle bedingungslos liebt, gerade seine Feinde; denn die haben ihn am nötigsten.

"Liebe ist stark wie der Tod", heißt es im Alten Testament. Liebe ist stärker als Schuld, Feindschaft und Tod, sagt der Gekreuzigte.

Gebet: Herr, du bist meine Sonne. Du wärmst mein kaltes Herz und bist das Licht in der Nacht meiner Sorgen. In deiner Gegenwart taut mein Lebensmut auf und die Freude öffnet ihre zarten Kelche. So kehrt der Frühling in mein Leben zurück und ich singe dir wie die Lerche ein Lied. Amen

Herzliche Grüße!
 
Hans Löhr

PS: Auch die Ermordung und das Verbrennen (= Holocaust) der Juden durch die Nationalsozialisten kann als eine moderne, säkulare Form von Menschenopfern verstanden werden, um der so "gereinigten", arischen Rasse zur Weltherrschaft zu verhelfen.

Freitag, 14. Januar 2022

Lass dich von deinen Problemen nicht erdrücken hl

Losung: Wenn der Herr die Gefangenen Zions erlösen wird, so werden wir sein wie die Träumenden. Dann wird unser Mund voll Lachens und unsre Zunge voll Rühmens sein. Da wird man sagen unter den Völkern: Der Herr hat Großes an ihnen getan! Der Herr hat Großes an uns getan; des sind wir fröhlich (Losung). Herr, bringe zurück unsre Gefangenen, wie du die Bäche wiederbringst im Südland. Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten. Sie gehen hin und weinen und tragen guten Samen und kommen mit Freuden und bringen ihre Garben. (Psalm 126)

Lehrtext: Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit allem geistlichen Segen im Himmel durch Christus. Epheser 1,3 

Liebe Leserin, lieber Leser,

der poetische Psalm 126, aus dem die Losung kommt, gehört für mich zur hohen Schule des Glaubens. Ich lerne von seinem Verfasser etwas ganz Wichtiges. Ich lerne, die Zukunft vorwegzunehmen, um mich von den Problemen der Gegenwart nicht erdrücken zu lassen. Und das geht so:

Ich male mir so gut ich kann aus, wie es mir gehen wird, wenn das Problem gelöst sein wird, wenn ich zum Beispiel von einer schweren Krankheit genesen sein werde und ich die Last los bin: Keine Schmerzen mehr, keine Arztbesuche, keine Untersuchungen, kein Krankenhaus, keine Medikamente ... Endlich frei! Oder ich stelle mir vor, wie es sein wird, wenn eine andere Schwierigkeit überwunden ist, die mir zu schaffen macht. 

So nehme ich in Gedanken vorweg, wie eine bessere Zukunft sein wird. So male ich mir vor Augen, was geschehen soll und kann mich schon jetzt innerlich darauf einstellen und vorbereiten. So stehe ich mit einem Bein noch in der Gegenwart und mit dem anderen schon in der Zukunft. Ich bleibe der Erde treu und tue, was jetzt getan werden muss, doch zugleich bin ich in Gedanken im "Himmel", also bei Gott, und vertraue darauf, dass er tun wird, was ich brauche.

Darum will ich, wenn ich mich in einer großen Notlage befinde und noch ein Funke Hoffnung in mir ist, so beten wie der Verfasser des Psalms 126, aus dem die heutige Losung kommt, und sagen:

Gebet: Wenn du, Gott, mich aus dieser großen Not erlöst haben wirst, werde ich sein, wie einer, der glaubt, er träume. Dann werde ich wieder froh sein und lachen können. Dann werde ich dich preisen. Da werden andere sagen: Gott hat ihm geholfen. Ja, das werde auch ich sagen: Du bist es, der mir geholfen hat. Darüber freue ich mich.
Herr, hilf mir jetzt in meiner Not, der du mir schon früher geholfen hast. Jetzt bin ich noch verzagt und weine nachts heimlich in mein Kissen. Doch in mir keimt der Same der Hoffnung. Und einmal werde ich wieder vor dir stehen, und dir von Herzen danken. Amen

Gott segne Sie / dich mit dem heilenden Geist seines Sohnes Jesus Christus! (Lehrtext)

Hans Löhr

Donnerstag, 13. Januar 2022

Nachdenken über Geduld hl

Losung: Die dein Heil lieben, lass allewege sagen: Hochgelobt sei Gott! Psalm 70,5 

Lehrtext: Der Gott der Geduld und des Trostes gebe euch, dass ihr einträchtig gesinnt seid untereinander, wie es Christus Jesus entspricht, damit ihr einmütig mit einem Munde Gott lobt. Römer 15,5-6 

Liebe Leserin, lieber Leser,

bist du ein geduldiger Mensch? Ach ja, die Geduld! Nicht umsonst ist sie eine Tugend, die in Partnerschaft und Familie, am Arbeitsplatz und wo sonst Menschen miteinander zu tun haben das Zusammenleben erleichtert. Ein bisschen beneide ich diejenigen, die mehr Geduld haben als ich. Gott aber beneide ich nicht, sondern bin dankbar für seine Geduld (Lehrtext) mit mir. Sie gehört zu seinem Heil, wie es in der Losung heißt. Und weil wir alle einen geduldigen Gott haben, so müssen wir von ihm auch kein Unheil fürchten.

Ob sein Geduldsfaden mal reißt? In der Erzählung von der Sintflut ist davon die Rede. Doch sie endet mit der Zusage, dass seine Geduld künftig stärker sein wird als das Versagen der Menschen. Der Regenbogen ist nicht zuletzt auch ein Zeichen göttlicher Geduld. »Die Liebe erträgt alles und duldet alles« heißt es im sogenannten hohen Lied der Liebe (1. Korinther 13,7). Meine Liebe und Geduld sind so stark nicht. Aber damit will ich mich nicht zufrieden geben, sondern mich weiterhin in Geduld üben. 

Unter uns Menschen muss Geduld meines Erachtens auch mal eine Grenze haben. Ich kenne eine Mutter, die hat schier unendliche Geduld mit ihren beiden Buben. Dafür tanzen sie ihr auch oft genug auf der Nase herum. Jesus hatte mit den Geschäftemachern im Jerusalemer Tempel keine Geduld mehr und hat sie hinausgeworfen. Und selbst muss ich auch wissen, wann ich die Geduld meiner Mitmenschen überstrapaziere. Einmal läuft das Fass eben über zum Beispiel in diesem Augenblick, während ich diesen Satz schreibe. Da ist mein Kater zum dritten Mal aufs Bett gehüpft, was ich nicht dulde. Jetzt habe ich ihm gezeigt, wo der Zimmermann das Loch gelassen hat.

Ungeduld stresst und führt zu Konflikten. Geduld aber beruhigt und entspannt. Das wusste Paulus, der alles andere als geduldig war und darum aus eigener Erfahrung die Christen in Rom nicht zur Geduld ermahnt, sondern Gott darum bittet.

Natürlich kann ich mich zusammenreißen, wenn ich spüre, dass ich ungeduldig werde, weil der Geduldsfaden nicht gleich durchs Nadelöhr geht. Aber wenn ich den Lehrtext heute richtig verstehe, dann ist Geduld ein Geschenk von dem, der selbst die Geduld in Person ist. Er ist, so meine ich, zurecht zu loben (Lehrtext).

Gebet: Herr, auch wenn ich glaube, dass deine Geduld unerschöpflich ist, so will ich sie doch nicht auf die Probe stellen, sondern dir dafür danken. Wäre ich an deiner Stelle, ich hätte mit dieser Menschenwelt und auch mit mir selbst so viel Geduld nicht. Aber Gott sei Dank darf ich ein Mensch sein, mit dem du immer wieder Geduld hast. Und wenn ich wieder nervös werde, will ich auf dich schauen, wie gelassen du bist und davon lernen. Amen

Herzliche Grüße!

Ihr / dein Hans Löhr

Mittwoch, 12. Januar 2022

Jetzt kommt's zum Schwur hl

Losung: Der HERR ist der wahrhaftige Gott, der lebendige Gott, der ewige König und nicht die von Menschenhand gemachten Götzenfiguren. Er aber hat die Erde durch seine Kraft gemacht und den Erdkreis bereitet durch seine Weisheit und den Himmel ausgebreitet durch seinen Verstand. Jeremia 10,10 

Lehrtext: Jesus sprach: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, dass du dies Weisen und Klugen verborgen hast und hast es Unmündigen offenbart. Alles ist mir übergeben von meinem Vater, und niemand kennt den Sohn als nur der Vater; und niemand kennt den Vater als nur der Sohn und wem es der Sohn offenbaren will. Matthäus 11,25 

Liebe Leserin, lieber Leser,

wer ist dein Gott? Ich meine jetzt mal nicht, was Luther im Großen Katechismus geschrieben hat: "Dein Gott ist das, woran dein Herz hängt", also Dinge wie Geld, Macht, Karriere ... Ich gehe von deinem Gottesbild aus. Also wie stellst du ihn dir vor? Was sind seine Merkmale für dich? Was sein Wesen?

Seit Jahrtausenden stellen sich Menschen Gott oder die Götter als menschenähnliche Wesen vor, als Supermenschen: größer, mächtiger, stärker als sie und dazu noch unsterblich. Juden und Muslime verbieten zwar eine bildliche Darstellung Gottes, doch sie reden wie Christen menschlich von ihm. Was sie aber fundamental vom Gott der Christen unterscheidet, ist Jesus, ist der Glaube, dass Gott Mensch geworden ist und wie ein Mensch leiden und sterben konnte. Auch viele Christen können damit nichts anfangen. Für sie gilt: Gott, der Schöpfer - ja. Gott in Jesus - nein. Gott der barmherzige Vater - vielleicht. Jesus der Sohn Gottes - nein.

Doch Gott ist kein Supermensch und kein Unmensch. Er wird Mensch und bleibt doch Gott. Dieses Bild von ihm hat sich in den ersten Jahrhunderten des Christentums durchgesetzt. So zeigt er sich in Jesus Christus. Anders kann auch ich ihn mir nicht vorstellen. Anders kann ich nicht von ihm reden.

Aber kann man denn nicht doch so wie im Alten Testament von Gott reden? Von einem höheren Wesen, das die Welt geschaffen hat und erhält? (Losung) Das belohnt und bestraft, segnet und verdammt, erwählt und verwirft? Kann man schon. Doch ich richte mich danach, wie von ihm im Evangelium Jesu die Rede ist, in seiner guten Nachricht (Lehrtext). Darin ist Gott nicht wie sonst der Gott der Herrschenden und Reichen, der hohen Geistlichkeit und der Generäle, sondern zuerst "der Gott der kleinen Leute", der Erniedrigten und Beleidigten, der Kranken und Ausgestoßenen. 

Zu ihnen ist er in Jesus gekommen, um zu heilen und zu vergeben, um ihnen die Nachricht zu bringen: Ihr, die ihr von Menschen verachtet seid, seid von Gott geliebt. Die ihr von Menschen wie Vieh behandelt werdet, seid seine Kinder. Und nun liegt es an den Mächtigen und Reichen, aber auch an denen, die jetzt ein bürgerliches Leben führen ohne große finanzielle Not, also an dir und mir, ob wir die Geschwister dieser Gotteskinder sein wollen, mit ihnen auf gleicher Stufe vor Gott. Ich will nicht vergessen, dass Jesus sagt, er begegne mir in den Geringsten seiner Brüder und Schwestern, in den Hungernden, Obdachlosen, Kranken, Gefangenen, Zerlumpten, in den Flüchtlingen und Trauernden. Welche Folgen hat das für meinen Glauben? Welche für mein Leben?

Und nun kommt's zum Schwur: Begegnet er mir auch in meinen Feinden? In denen, die ich nicht leiden kann? Die ich ablehne und mit denen ich nichts zu tun haben möchte? Also in Neonazis und Islamisten, in Reichsbürgern und radikalen Impfgegnern, in Querdenkern und denen, die Hass und Lügen verbreiten und vor Gewalt nicht zurückschrecken? Welche Folgen hätte denn das für mein Leben und meinen Glauben?

Ja, auch sie alle sind Geschöpfe und Kinder Gottes, die von ihm bedingungslos geliebt werden. Jetzt zeigt es sich, wie weit es mit meiner Nächsten- und Feindesliebe her ist, ob ich auch in ihnen meine Schwestern und Brüder sehe, ihre Menschenwürde achte, für ihre Rechte eintrete und ihnen helfe, wenn sie in Not sind. Wer ist mein Gott? Sage mir, wie du zu deinen Feinden bist, und ich sage dir, wer dein Gott ist.

Gebet: Mein Gott, du Schöpfer und Vater aller Menschen, bezwinge mein Herz, dass ich es nicht vor denen verschließe, die ich schwer ertragen kann. Du bist mitten in den Konflikten unserer Zeit, kennst die Ängste und den Hass, die Feindschaft und die Überheblichkeit. Gib mir die Kraft, freundlich und offen zu bleiben und doch auch entschieden und klar. Lass mich hinter allem Vordergründigen den Menschen sehen, der nicht meiner Verachtung bedarf, sondern deiner Liebe. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr


Dienstag, 11. Januar 2022

Raus aus dem Misstrauen hl

Losung: Wo Träume sich mehren und Nichtigkeiten und viele Worte, da fürchte Gott! Prediger 5,6

Lehrtext: Niemand soll euch das Heil absprechen, der sich in Demutsübungen und Engelverehrung gefällt und das mit irgendwelchen visionären Erlebnissen begründet. Solche Menschen blähen sich grundlos auf in ihrer rein irdischen Gesinnung, statt sich an Christus zu halten. Kolosser 2,18

Liebe Leserin, lieber Leser,

es scheint für viele ein unstillbares Verlangen zu sein, mehr und anderes zu wissen als andere. Man fühlt sich dann bedeutender, gescheiter und der dummen Masse überlegen. Die denkt in die falsche Richtung, deshalb denkt man quer dazu. Die ist mit ihren tausend Experten falsch informiert, deshalb hat man seinen eigenen Experten, der alles besser weiß. Die Masse weiß nicht, wer sich alles hinter ihrem Rücken in böser Absicht gegen sie verschworen hat. Aber selbst hat man das glücklicherweise durchschaut. So kann man dann mit dem Bürgermeister aus Lortzings Operette "Zar und Zimmermann" singen: "O ich bin klug und weise und mich betrügt man nicht."

Soll man die, die so denken, deswegen verurteilen? Vielleicht hat Goethe recht, und man gleicht dem Geist, den man begreift. Vielleicht stimmt doch die schmerzliche Einsicht, dass jeder so denkt wie er muss. Bis auf mich natürlich, denn ich weiß es bestimmt besser. Doch im Ernst, woher glaube ich immer zu wissen, was richtig ist und was falsch? 

Lebensfreude statt Misstrauen

Da ich kein Virologe bin, muss und will ich darauf vertrauen, was diese Wissenschaftler weltweit über das Corona-Virus herausgefunden haben. Meine bisherige Lebenserfahrung sagt mir, dass auf allgemein anerkannte, wissenschaftliche Ergebnisse Verlass ist. 

Ich durchschaue die Technik meines Smartphones nicht, weiß aber, dass es funktioniert und habe keine Angst vor angeblich schädlicher Strahlung. Ich habe die Ampelschaltungen nicht programmiert, verlasse mich aber darauf, dass die anderen Rot haben, wenn ich Grün habe. Vor einer Operation werde ich mit Narkosemitteln anästhesiert. Ich kenne sie nicht, bin aber dazu bereit, weil ich nicht bei vollem Bewusstsein operiert werden möchte. Bisher bin ich noch jedesmal wieder aufgewacht.

Natürlich kann immer ein verhängnisvoller Fehler passieren. Kein Mensch, auch kein Arzt, Wissenschaftler oder Ingenieur ist perfekt. Aber ohne ein gewisses Grundvertrauen klappt das Zusammenleben einfach nicht. Ich kann und will auch nicht alles kontrollieren. Und ich will nicht im ständigen Misstrauensmodus leben. Das würde mir die Lebensfreude rauben.

Nüchtern bleiben

Losung und Lehrtext heute sprechen von gebotener Nüchternheit auch in Glaubensfragen. Auch da gibt es Grundlagen, die weithin anerkannt sind. Zum Beispiel, dass die Bibel für Christen die wichtigste Glaubensquelle und in ihr das Evangelium von Jesus entscheidend für die Gotteserkenntnis ist. 

Träume mögen für den einzelnen Menschen eine wichtige, persönliche Erfahrung sein. Für die Gemeinschaft sind sie bedeutungslos. Esoterische Geheimlehren und "visionäre Erlebnisse" mögen für Menschen, die dafür anfällig sind, faszinierend sein; für die Gemeinschaft der Glaubenden sind sie problematisch, weil sie verwirren, verunsichern und spalten.

Was den Glauben und das Gottvertrauen betrifft, halte ich mich zuerst und zuletzt an Jesus Christus. Da bin ich sozusagen auf der sicheren Seite. Das sagt mir meine Glaubens- und Lebenserfahrung. Das macht mich frei, zuversichtlich und weltoffen. Das macht mich getrost. So lasse ich mir von niemandem, und tue er noch so gescheit, "das Heil absprechen" (Lehrtext), die Überzeugung, dass Gott diese Welt liebt und dich und mich. 

Gebet: Herr, was sollen mir Träume, Verschwörungstheorien, Weltuntergangsfantasien, esoterisches Geheimwissen und dergleichen mehr. Das alles verdunkelt die Wahrheit über dich und die Welt. Du hast dich in Jesus gezeigt, wer und wie du bist. Und durch ihn erkenne ich wie und was die Welt ist und wie und was ich bin: Vergänglich, unvollkommen, widersprüchlich. Und doch wendest du dich in deiner großen Güte dieser Welt und mir zu, nicht um zu richten und zu vernichten, sondern um aufzurichten und zu retten. Du hast mir Verstand und Vernunft gegeben, dass ich nicht auf alles hereinfalle, was andere behaupten und befürchten. Du hast mir die Fähigkeit gegeben, dir ganz und gar zur vertrauen und trotz aller Enttäuschungen auch meinen Mitmenschen immer wieder Vertrauen entgegenzubringen. Lass auch mich ein vertrauenswürdiger Mensch sein, auf dessen Worte und Taten sich andere verlassen können. Amen

Herzliche Grüße,

Ihr / dein Hans Löhr





Montag, 10. Januar 2022

Meine blinden Flecken hl

Losung: Wer kann merken, wie oft er fehlet? Verzeihe mir die verborgenen Sünden! Psalm 19,13 

Lehrtext: Richtet nicht vor der Zeit, bis der Herr kommt, der auch, was im Dunkeln verborgen ist, ans Licht bringen und Sinnen und Trachten der Herzen offenbar machen wird. Dann wird einem jeden sein Lob zuteil werden von Gott. 1.Korinther 4,5        

Liebe Leserin, lieber Leser, 

in der Losung geht es nicht darum, dass ich irgendwelche unschönen Dinge in meinem Leben verstecke und verschweige, sondern dass ich schuldig werde, ohne dass mir das so richtig bewusst wird.

Da ist zum einen, was ich im Umgang mit anderen Menschen versäumt habe, zum Beispiel in der Erziehung meiner Kinder. Ja, ich bin ihnen manches schuldig geblieben. Manches weiß ich, anderes nicht. Jedenfalls habe auch ich meine sogenannten blinden Flecken wie jeder Mensch, Dinge, die ich an mir nicht bemerke, andere aber schon.

Außerdem bin ich mir sicher, dass ich mich in verschiedener Hinsicht irre, aber da ich oft nicht weiß, in welcher, sind mir meine Irrtümer nicht bewusst. Wenn sie mir aber bewusst werden, dann hoffe ich, die Größe zu haben, sie auch zuzugeben statt sie schamhaft zu verschweigen. 

Mein Irrtum in der Pandemie 

So hatte ich vor zwei Jahren zu Beginn der Pandemie noch geglaubt, es handle sich um so etwas wie eine Grippe, die durchaus auch gefährlich sein kann und an der manche sterben, die aber insgesamt nicht ganze Länder und Kontinente in Mitleidenschaft zieht. Damals schienen mir die Warnungen der Mediziner und Virologen übertrieben zu sein. Inzwischen bin ich längst eines Besseren belehrt und heilfroh, dass ich dreimal geimpft bin. Und sobald ich ein viertes Mal geimpft werden kann, werde ich mich darum bemühen.

Und dann ist da noch mein Lebensstil in Deutschland im 21. Jahrhundert. Mir ist durchaus bewusst, dass wir alle in den Industrieländern auf Kosten der Menschen in den ärmeren Ländern leben. Doch, ehrlich gesagt, ich will gar nicht so genau wissen, wie das mit den Südfrüchten ist, die ich esse, mit dem Kaffee, den ich trinke, mit der Kleidung, die ich trage oder mit dem Fleisch, das ich immer noch verzehre, auch wenn ich den Konsum reduziere. Ja, wenn schon Lebensmittel aus anderen Ländern oder Fleisch, Eier und Gemüse aus unserem Land, dann wenigstens aus biologischem Anbau oder aus möglichst artgerechter Haltung. Aber das soll mich nicht darüber hinwegtäuschen, wie sehr ich mit meiner Lebensweise in den ungerechten Welthandel und in Produktionsverhältnisse auf Kosten anderer verstrickt bin. 

Mein Lebensstil – eine Belastung

Und selbst, wenn ich mich peinlich genau bemühe, ökologisch korrekt zu leben, das Tierwohl zu beachten und meinen CO2-Fußabdruck so klein wie möglich zu halten – solange ich so „normal“ lebe wie meine Freunde und Nachbarn, solange bleibe ich in der einen oder anderen Weise eine Belastung für andere Menschen, Lebewesen und die Natur.

Zur Selbstgerechtigkeit habe ich in dieser Hinsicht überhaupt keinen Anlass und erst recht nicht zu der Haltung: „Nach mir die Sintflut“. Auch was meinen Lebensstil betrifft, lebe ich davon, dass Gott mir verzeiht (Losung). Was ich aber unwissentlich angerichtet habe, das wird dann offenbar, wenn ich in absehbarer Zeit vor ihm stehe. 

Wer kann die Rechnung bezahlen?

Nein, ich möchte das alles gar nicht so genau wissen. Aber einmal wird mir die Rechnung präsentiert. Und wenn ich dann erschrecke über die Summe, die ich nie und nimmer bezahlen kann, dann, so hoffe ich, wird Jesus sagen: „Ja, erschrecke nur. Aber fürchte dich nicht. Die Rechnung übernehme ich.“ 

Gebet: Herr, wie könnte ich glauben, leben und sterben, ohne auf deine Barmherzigkeit zu vertrauen? Ich kann mich nicht selbst rechtfertigen für das, was ich nicht richtig gemacht habe, auch wenn ich manches gar nicht weiß. Ich kann mich nicht selbst entschuldigen. Ich kann nur dich und meine Mitmenschen um Entschuldigung bitten und hoffen, dass du sie annimmst. Amen

Herzliche Grüße! 

Ihr / dein Hans Löhr 

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