Losung: Wer den Armen verspottet, verhöhnt dessen Schöpfer; und wer sich über eines andern Unglück freut, wird nicht ungestraft bleiben. Sprüche 17,5
Lehrtext: Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen. Matthäus 5,7
Liebe Leserin, lieber Leser,
schon Kinder können grausam sein, wenn sie andere verspotten. Oft trifft es dann die Schwächeren, die sich sowieso schon unterlegen fühlen. Und Schadenfreude scheint eine allgemeinmenschliche Eigentümlichkeit zu sein. Ich jedenfalls bin nicht frei davon. Nun ja, ein gewisser Unterschied ist schon, ob ich über das Missgeschick eines anderen lache oder mich über sein Unglück freue. Und wenn andere über mich lachen, zitiere ich gern den Kalauer: "Wer den Schaden hat, spottet jeder Beschreibung." Clowns leben ja regelrecht von der Schadenfreude des Publikums. Während die "Hater", die Hasserfüllten in den sozialen Medien und Kommentarspalten davon leben, kübelweise Schmutz und Häme über anderen auszukippen.
Jesus musste das über sich ergehen lassen, als er wehrlos am Kreuz hing und von seinen gutbürgerlichen Feinden verspottet wurde: »Hilf dir selber, wenn du Gottes Sohn bist, und steig herab vom Kreuz!« (Matthäus 27,40). Für mich ist es unerträglich, wenn jemand tatsächlich oder im übertragenen Sinn am Boden liegt und andere ihn noch treten.
Die Grenze für Spott
Vor vielen Jahren habe ich den Kabarettisten Dieter Hildebrandt mal gefragt, wo für ihn die Grenze für Spott sei. Da nannte er als Beispiel den damaligen CSU-Politiker Otto Wiesheu, den er sonst gern durch den Kakao zog, solange dieser an den Hebeln der Macht war. Als der aber betrunken einen anderen totgefahren hatte, tat er ihm nur noch leid und hat ihn fortan in seinem Programm nicht mehr erwähnt.
Man kann die Mächtigen schon mal verspotten, wenn man mit ihrer Politik und ihrem Verhalten nicht einverstanden ist, und kritisieren sowieso. Hassen und verächtlich machen, soll man sie nicht. Die Armen, die Ohnmächtigen und Unglücklichen aber brauchen weder Häme noch Spott. Sie sind darauf angewiesen, dass anderen ihre Not nahegeht und sie mit ihnen barmherzig sind. Das ist es auch, was ich mir wünsche, wenn es mir schlecht geht.
Gebet: Herr, weil du zu mir barmherzig bist, will ich das auch zu anderen sein. Hilf mir, dass ich nicht hart und zynisch werde, sondern mitfühlend und zugewandt sein kann. Amen
Herzliche Grüße!
Ihr / dein Hans Löhr
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