Freitag, 30. November 2012

Ein Münchner im Himmel? ebl

Losung: Ich will dem HERRN singen mein Leben lang und meinen Gott loben, solange ich bin. Psalm 104,33

Lehrtext: Der Herr wird mich erlösen von allem Übel und mich retten in sein himmlisches Reich. Ihm sei Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit! 2.Timotheus 4,18

Liebe Leserinnen und Leser,

nein, ich glaube nicht, dass wir alle zu 'Münchnern im Himmel' werden müssen, wenn es nach der Bibel geht. Der arme 'Münchner im Himmel' muss nämlich ohne Ende 'Halleluja' singen, ob er will oder nicht. Er würde lieber eine Maß Bier haben - stattdessen ist er zum Dauer-Singen verdonnert.
"Ich will dem HERRN singen mein Leben lang und meinen Gott loben, solange ich bin", sagt David in der heutigen Tageslosung. Sie steht im Alten Testament in Psalm 104, Vers 33. Auch David hat sicher nicht Tag und Nacht gesungen. Aber immer wieder hat er Gott sein Herz in der Musik und in seinen Liedern hingehalten mit allem, was sich drinnen fand: mit tiefem Frust, völliger Verzweiflung, grenzenloser Begeisterung und stiller Lebensfreude. Das Singen hat sein Leben verändert und seine Beziehung zu Gott tragfähig gemacht.

Mir geht es wie dem David: Ich kann mit Gott in Liedern fast besser reden als im gesprochenen Gebet. Da geht mir das Herz auf und ich bin mit ihm in Verbindung. Vielen Leuten geht es ähnlich wie mir, das weiß ich von dem ein oder anderen Gespräch rund um die Lichtblick-Gottesdienste. Wer selbst nicht gern laut singt, singt dort doch innerlich aus tiefstem Herzen mit.

"Der Herr wird mich erlösen von allem Übel und mich retten in sein himmlisches Reich. Ihm sei Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit!", schreibt Paulus aus dem Gefängnis in Rom (nachzulesen im Neuen Testament, 2.Timotheus-Brief, Kapitel 4, Vers 18). Auch er fühlt sich ganz und gar bei Gott geborgen, obwohl ihm zu diesem Zeitpunkt nicht klar ist, wie seine Gefangenschaft enden wird. Solches Vertrauen kommt nicht von ungefähr, weder bei David noch bei Paulus - es muss wachsen.

Gebet: "Gott, wir dürfen dich als Vater ansprechen. Du wünschst dir unser unbegrenztes Vertrauen. Das fällt uns manchmal schwerer und manchmal leichter. Hilf uns, dass wir die Spuren deiner Liebe in unserer Lebensgeschichte mit unseren eigenen Augen sehen. Dann werden wir dir singen - ob laut oder unhörbar, spielt für dich keine Rolle. Amen."

Herzliche Grüße und einen guten Start ins Wochenende!

Elfriede Bezold-Löhr




PS: Wer aufatmen und Pause machen möchte, ist ganz herzlich im Lichtblick am Sonntag um 9 Uhr und um 10.30 Uhr willkommen. Familiengottesdienst ist um 9.30 Uhr als Abschluss der diesjährigen Adventsnacht in Thann.

Donnerstag, 29. November 2012

In harten Zeiten an Gott festhalten ebl

Losung: Du hast mich vom Tode errettet, meine Füße vom Gleiten, dass ich wandeln kann vor Gott im Licht der Lebendigen. Psalm 56,14

Lehrtext: Gott ist treu, der euch nicht versuchen lässt über eure Kraft, sondern macht, dass die Versuchung so ein Ende nimmt, dass ihr's ertragen könnt. 1.Korinther 10,13

Liebe Leserin, lieber Leser,

ich weiß nicht, wie es Ihnen, wie es dir im Augenblick geht. Doch ganz bestimmt gibt es innerhalb unserer 'Losungsgemeinde' den einen oder anderen, dem in diesen Tagen der Boden unter den Füßen weggezogen worden ist und der das Gefühl hat, als käme gerade alles ins Rutschen. Für ihn oder für sie ist die ermutigende Losung von heute ausgewählt worden. Da betet nämlich jemand, der genau diese Erfahrung durchgemacht hat: "Du, Gott, hast mich gerettet vom drohenden Tod, meine Füße vom Abgrund zurückgehalten. Ich darf in deiner Nähe weiterleben, weil du mich das Licht noch sehen lässt." (Altes Testament, Psalm 56, Vers 14)

Auch Paulus ermutigt immer wieder in seinen Briefen die Christen, dass sie in harten Zeiten an Gott festhalten und ihm ihr Vertrauen nicht aufkündigen. "Gott ist treu und wird nicht zulassen, dass die Prüfung über eure Kraft geht. Wenn er euch auf die Probe stellt, sorgt er auch dafür, dass ihr sie bestehen könnt." (Neues Testament, 1. Brief von Paulus an die Korinther, Kapitel 10, Vers 13)

Gebet: "Gott, es gibt Wochen und Monate, da kann ich nur von Tag zu Tag leben, weil ich nicht sehe, wie es weiter gehen könnte. Das macht mich unsicher und ängstlich. Es tut mir gut, dir jetzt ganz bewusst mein Vertrauen auszusprechen. Ich weiß nicht, wie es weitergeht, du weißt es. Hilf mir, durchzuhalten und deine Hand nicht los zu lassen. Amen."

Wer unter uns den Wunsch hat, dass sein Anliegen über einen längeren Zeitraum immer wieder von meinem Mann oder von mir im Gebet vor Gott gebracht wird, der kann uns dieses Anliegen gerne schreiben. Auf dieser Gebetsbegleitung liegt reicher Segen - das kann ich aus eigener Erfahrung sagen.

Herzlich grüßt Sie und dich

Ihre / deine Elfriede Bezold-Löhr

Mittwoch, 28. November 2012

Augen, Ohren und Herz von Gott ebl


Losung: In eurer Zeit rede ich ein Wort und tue es auch, spricht Gott der HERR. Hesekiel 12,25

Lehrtext: Jesus spricht zu Marta: Habe ich dir nicht gesagt: Wenn du glaubst, wirst du die Herrlichkeit Gottes sehen? Johannes 11,40

Liebe Leserin, lieber Leser,

ich wünsche mir oft, ich könnte Gott nachweislich wirken sehen. So, dass es absolut unübersehbar ist. Da bin ich nicht die Einzige.
Als der Prophet Hesekiel lebte und im Auftrag Gottes als notorischer Warner (vielleicht auch Nörgler?) durch die Gegend zog, sagten die meisten Leute gelangweilt: "Ach, die Zeit kommt und geht und die Prophezeiungen treffen nie ein!" Sie hörten Hesekiel deshalb schon gar nicht mehr zu, er nervte sie nur mit seinem pessimistischen Gerede.
Das macht Gott wütend und er droht: "In eurer Zeit rede ich ein Wort und tue es auch." (Altes Testament, Buch des Propheten Hesekiel, Kapitel 12, Vers 25) "Wer meine Gebote links liegen lässt und mich komplett vergisst, wird mit dramatischen Folgen leben müssen" - so warnt er seine Israeliten. Gott fordert Gehorsam.

Jesus fordert - nur?- Vertrauen. Er sagt zu Marta, die verzweifelt vor dem Grab ihres Bruders Lazarus steht: "Habe ich dir nicht gesagt: Wenn du glaubst, wirst du die Herrlichkeit Gottes sehen?" Jesus will ihr zeigen, dass er der Herr über Leben und Tod ist. Er will ihr ihren geliebten Lazarus zurück ins Leben holen. Aber für sie ist das völlig unvorstellbar, sie denkt nur eines: "Der liegt dort schon vier Tage drin und stinkt ekelhaft!" (Johannes 11,40) Jesus zeigt Marta, dass er ganz, ganz andere Möglichkeiten hat, als sie es sich je vorstellen hat können. Er schenkt tatsächlich Lazarus das Leben wieder.

Gebet: "Gott, unser Vater - wir können dich nur mit unseren Gedanken denken. Wir kommen so schnell an Grenzen. Wie groß deine Macht ist, wie sehr du dir unser Vertrauen wünschst - wir können es nur ahnen. Gib uns deine Augen, deine Ohren und dein Herz, damit wir als deine Kinder leben können. Amen."

Einen guten Tag wünscht dir und Ihnen

deine / Ihre

Elfriede Bezold-Löhr

Dienstag, 27. November 2012

Gott ist kein Spieß hl

Losung: So habt nun Acht, dass ihr tut, wie euch der HERR, euer Gott, geboten hat, und weicht nicht, weder zur Rechten noch zur Linken. 5.Mose 5,32

Lehrtext: Christus spricht: Das höchste Gebot ist das: »Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der Herr allein, und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüt und von allen deinen Kräften.« Das andre ist dies: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.« Es ist kein anderes Gebot größer als diese. Markus 12,29-31

Liebe Leserin, lieber Leser,

„Aber ich dachte…", sagte der Rekrut zum Spieß (Kompaniefeldwebel), als er wegen eines nicht ordnungsgemäß ausgeführten Befehls zusammengestaucht wurde. Da brüllt ihn der Spieß an: „Sie sollen nicht denken, sondern gehorchen. Das Denken überlassen Sie den Pferden, die haben größere Köpfe!"
Gott ist kein Spieß. Er erteilt keine Befehle, sondern gibt Gebote. Was der Unterschied ist? In einer Armee muss der Befehl eines Vorgesetzten vom Soldaten ohne Wenn und Aber ausgeführt werden. Gott aber lässt Dir die Wahl, ob Du Dich an seine Gebote halten willst oder nicht. Er sagt allerdings auch, unmittelbar vor dem Bibelwort mit der heutigen Tageslosung: »Mögen die Israeliten immer so große Achtung vor mir haben und stets bereit sein, nach meinen Geboten zu leben! Dann wird es ihnen und ihren Nachkommen für alle Zeiten gut gehen.« Der Spieß verfolgt nicht unbedingt die Interessen der Soldaten. Gerade in einem Krieg werden zahllose junge Männer durch Befehl in den sicheren Tod geschickt. Gott aber will, dass wir leben, Du und ich und alle, denen er wichtig ist. Deshalb gibt er uns seine Gebote.
Im Grunde genommen sind es nur zwei  Gebote, die wir brauchen, damit es uns gut geht: Gott und unseren Mitmenschen so lieben, wie man sich selbst liebt. Dass man seinen Nächsten, seinen Mitmenschen lieben soll, das können viele noch nachvollziehen. Auch wenn Solidarität und Fürsorge in einer von Individualismus und Egoismus bestimmten Gesellschaft an Wert verloren haben, weiß im Grunde jeder, dass es ohne diese Werte nicht geht. Aber wie steht es damit, dass wir Gott lieben sollen? Ihn verehren, ihn preisen, auf ihn hören – ja, da können viele noch zustimmen. Aber Gott lieben? Richtig lieben? Ist das nicht irgendwie peinlich? Besonders für uns Männer?
Trotzdem ist es das höchste Gebot, sagt Jesus. Da beißt die Maus keinen Faden ab. Kann man Liebe gebieten? Ja. Denn auch Liebe kann man lernen. Es ist eine Frage des Glaubens und der Hingabe, wann Du plötzlich und unwillkürlich in einem Gebet sagst: „Herr, ich liebe Dich."

Gebet: Mein Herr und mein Gott, meine Welt ist voll von Zeichen Deiner Liebe. Aber ich brauche Augen, sie zu sehen. Vieles ist mir selbstverständlich geworden, was nicht selbstverständlich ist, und trotzdem lässt Du in Deiner Liebe zu mir nicht nach. Ja, ich möchte Dich dafür wieder lieben von ganzer Kraft. Was gibt es Schöneres, als von Dir geliebt zu werden und Dich wieder zu lieben auch in den Menschen, mit denen ich zusammen bin. Amen

Herzliche Grüße aus Sommersdorf

Dein / Ihr Hans Löhr

Montag, 26. November 2012

Gottes Liebe widerspiegeln ebl

Losung: Den HERRN fürchten heißt das Böse hassen. Sprüche 8,13

Lehrtext: Gott hat uns nicht zur Unlauterkeit berufen, sondern zu einem Leben in Heiligung. Darum: Wer solches missachtet, der missachtet nicht einen Menschen, sondern Gott, der doch seinen heiligen Geist in euch hineinlegt. 1.Thessalonicher 4,7-8

Liebe Leserin, lieber Leser,

wer unter uns einen weisen Menschen kennt, darf sich darüber freuen - eine Handvoll Männer und Frauen fallen mir ein, die ich kenne und als 'weise' erlebe. Weise erscheint mir derjenige, der sein Wissen und seine Erfahrung liebevoll an diejenigen weitergibt, die danach fragen. Wer weise ist, weiß immer auch um seine Grenzen. Er ist sicher vor Größenwahn und Arroganz.
"Den HERRN fürchten heißt das Böse hassen", sagt die Weisheit (die der Schreiber sich als Person vorstellt) im Alten Testament im Buch der Sprüche (Kapitel 8, Vers 13). Und im Anschluss noch voller Optimismus: "Durch mich regieren die Könige und setzen die Ratsherren das Recht."
Wir alle sind uns sicher darin einig, dass wir lieber gute Kräfte in unserer Welt wirken sehen als schlechte. Aber es ist nach meinem Empfinden immer weniger klar, von welchen Interessen und Mächten sich Mächtige und Einflussreiche in unserem Land leiten lassen. 'Fürchten' unsere Politiker(innen) und Wirtschaftsbosse Gott noch? Ich weiß es nicht, ich sehe in diese Leute nicht hinein. Also fange ich bei mir selber an. Nehme Gott ernst und versuche, ihn mit meinem Leben zu ehren. Oft mehr schlecht als recht, das weiß ich selber am besten.

Paulus schreibt an die Christen in der griechischen Gemeinde von Thessaloniki: "Gott hat uns nicht  zu einem Leben berufen, das seiner Liebe widerspricht, sondern zu einem, das seine Liebe widerspiegelt. Wenn daher jemand einen anderen schlecht behandelt oder verurteilt, dann hat er das direkt auch Gott angetan, ihm, der euch seinen Heiligen Geist gegeben hat."(Erster Brief, Kapitel 4,Verse 7-8). Da klingt ein ziemlich hoher Anspruch an uns durch - der uns leicht unter Druck setzen könnte. Soll er aber nicht - allein auf unseren guten Willen kommt es an, für alles andere kommt unser großer Bruder Jesus Christus auf.

Gebet: "Gott, du machst mir heute wieder einmal deutlich, wie ernst du es mit der gelebten Liebe meinst. Ich will es mir zu Herzen nehmen, bitte dich aber auch um Nachsicht und Vergebung für die Situationen, in denen es mir einfach nicht gelingen will. Vielleicht kannst du dort die nötige 'Herz-OP' vornehmen und das Unmögliche möglich machen? Ich danke dir."

Einen zuversichtlichen Start in die neue Woche

wünscht dir und Ihnen

deine / Ihre Elfriede Bezold-Löhr

Sonntag, 25. November 2012

Gehalten von starker Hand hl

Predigt am Ewigkeitssonntag 2012
in Sommersdorf und in Thann von Hans Löhr
Liebe Angehörige der Verstorbenen, liebe Gemeinde,
im Frühjahr werden es drei Jahre, dass meine beiden Eltern kurz hintereinander verstorben sind. Sie waren hochbetagt. Mutter war zuletzt pflegebedürftig. Wir waren also vorbereitet, und ich war im Grunde meines Herzens auch einverstanden, dass sie nun nach einem langen Leben gehen konnten. Trotzdem bleibt der endgültige Abschied schmerzvoll. Und noch immer denke ich, wenn ich mir ihre Fotos anschaue: „Das kann doch nicht sein, dass sie wirklich tot sind, dass ich sie nie wieder besuchen, nie wieder sprechen kann." Immer noch finde ich ihre Spuren. Das Elternhaus erinnert an sie, der Garten, den sie solange liebevoll gepflegt haben und ab und zu fällt mir ein Zettel in die Hand mit der Schrift von Vater oder Mutter. Das gibt mir dann immer einen kleinen Stich ins Herz.
Bei Euch, die ihr heute am Ewigkeitssonntag in den Gottesdienst gekommen seid, sind es erst Wochen oder Monate her, dass Ihr von einem lieben Menschen habt Abschied nehmen müssen. Alles ist noch ziemlich frisch, auch der Schmerz. Und, so denke ich mir, auch Ihr werdet immer wieder einmal ungläubig den Kopf schütteln und sagen: »Das kann doch nicht sein!«. Aber es ist so. Gott hat das Leben gegeben. Er nimmt es auch wieder. Das gilt für unsere Toten und auch für uns. Unter seinen Willen müssen wir uns beugen, auch wenn wir ihn vielleicht nicht verstehen, auch wenn es manchmal weh tut.
Unsere Aufgabe ist es, in der Zeit der Trauer den Verstorbenen loszulassen und wieder herzugeben. Dazu gehört auch, dass wir manch quälenden Gedanken an Gott abgeben. Alles »Ach hätte ich doch noch dies und das gesagt oder getan, ach wäre ich doch so und so gewesen«, jedes schlechte Gewissen oder Schuldgefühl – all das nützt jetzt nichts mehr. Darum bringt es auch nichts, wenn Ihr Euch weiter damit belastet. Gebt es ab. Gebt es Gott. Er hat auch da noch Möglichkeiten, wo unsere zu Ende sind. Er kann alles zu einem guten Ende bringen, auch das, was offen geblieben ist, wo wir gescheitert sind, wo etwas zerbrochen war. Vertraut darauf und zweifelt nicht.
Jetzt im Gottesdienst können wir ihn um Seelenfrieden und Trost bitten. Hier vergewissern wir uns gemeinsam im Glauben, dass unsere Toten in seiner Hand geborgen sind. Draußen, auf dem Friedhof, liegt die sterbliche Hülle derer, die wir dort bestattet haben. Aber, so ist es unser Glaube, Gott wird vollenden, was er im Leben begonnen hat. Er wird durch Christus vergeben, was an Versagen und Schuld übrig geblieben ist. Das einzige, was Du dazu beitragen kannst und sollst, ist, dass Du Deinem Gott vertraust.
Hier, in der Kirche, gedenken wir heute in Frieden und Dankbarkeit der Verstorbenen. Die Bilder der letzten Zeit, die Ihr vielleicht noch vor Augen habt, das Leiden und Sterben des Verschiedenen, sie sollen allmählich verblassen zu Gunsten der Erinnerung an das gemeinsame Leben. Nicht das Ende macht einen Menschen aus, sondern all die Jahre, die er zuvor gelebt hat. Die meisten von Euch werden Fotos von dem Angehörigen aufgestellt haben, so wie er früher war. Und das ist gut so. Erinnert Euch an sein Leben und nicht so sehr an sein Sterben, auch wenn es Euch vielleicht noch so gegenwärtig ist, als sei es erst gestern gewesen. Und seid dankbar. Seid dankbar, dass ihr diesen Menschen gehabt habt. Und wenn der Schmerz des Abschieds immer noch brennt, so denkt daran, dass er ein Zeichen dafür ist, wie lieb ihr ihn gehabt habt.
Hier, im Gottesdienst, fragen wir auch nach den Glauben: Wie können wir das Leben und Sterben – auch das eigene – im Licht des Glaubens verstehen? Was hilft uns bei der Erinnerung an die Toten und was beim Gedanken an den eigenen Tod?
Hören wir dazu, was uns Gott in der Bibel sagt. Da heißt es im Buch des Propheten Jesaja: »Fürchte Dich nicht, ich bin mit Dir. Weiche nicht, denn ich bin Dein Gott. Ich stärke Dich, ich helfe Dir auch. Ich halte Dich mit starker Hand«.
Zum Verständnis dieses Wortes möchte ich Euch eine kleine Begebenheit erzählen:
Thomas und Jochen wollten den Gipfel der Weißspitze in den Schweizer Bergen besteigen. Sie waren gut ausgerüstet. Beide hatten schon etwas Bergerfahrung. Und so machten sie sich guten Mutes auf den Weg. Am Anfang ging es auch leicht dahin. Doch je länger sie liefen, desto steiler und anstrengender wurde der Weg. Bald mussten sie ihre Hände zu Hilfe nehmen und richtig klettern. Etwa eine Viertelstunde unterhalb des Gipfels zogen plötzlich Wolken auf. Nun konnten sie nichts mehr sehen. Was sollten sie machen? Umkehren? Aber sowohl der Weg nach unten wie auch nach oben war in dem Wolken-Nebel nicht zu erkennen. Da entdeckte Thomas ein Seil, das vor ihnen die steile Felswand hinauf führte. Sie überlegten: können wir dem Seil trauen? Wird es fest genug sein? Wird es uns beide halten? Und wird es uns auch bis zum Gipfel führen? Oder sollen wir hier im Nebel ausharren und auf eigene Faust versuchen irgendwie weiterzukommen? Und was ist, wenn es darüber Nacht wird? Sie entschieden sich, an dem Seil weiter zu klettern. Es war mühsam, aber sie kamen voran. Nach einiger Zeit wurde der Nebel immer lichter und die Sonne kam heraus. Bald hatten sie den Gipfel erreicht. Es bot sich ihnen ein wunderbarer Anblick: Aus dem Wolkenmeer unter ihnen ragten die Spitzen der Schweizer Berge. Es durchströmte sie ein Glücksgefühl, und sie waren dem Unbekannten dankbar, der Ihnen vorausgestiegen und das Seil gelassen hatte.
Diese Geschichte, liebe Freunde, spricht für sich. Sie ist ein Gleichnis für unser Leben. Jeder von uns steht immer wieder mal vor der Frage: Was gibt mir Halt? Und vielleicht fragt auch der eine oder der andere: Soll ich das Seil des Glaubens ergreifen? Ist da einer für mich vorausgegangen, auch durch Sterben und Tod, auf den Gipfel der Ewigkeit? Kann ich diesem Jesus trauen? Kann ich, will ich ihm mein Leben anvertrauen? Werde ich mit seiner Hilfe auch die schweren Wegstrecken bewältigen?
Diese Fragen muss jeder hier für sich selbst beantworten. Wir können zwar stellvertretend für einander beten, aber nicht stellvertretend glauben. Da bist du selbst gefragt. Aber ich möchte Dir Mut machen und sagen: Ja, halte Dich fest am Seil des Glaubens. An ihm kommst Du sicher durchs Leben, durch gute und durch schlechte Zeiten. An ihm kommst Du zum Ziel. Gott selbst hält das andere Ende fest und sichert Deinen Weg. Hab keine Angst, er ist mit Dir verbunden und hilft Dir mit starker Hand.
Wie war das noch? „Das kann doch nicht sein, dass die, von denen wir Abschied genommen haben tatsächlich tot sind!" – So sagen wir beim Gedenken an unsere Verstorbenen. Doch, es ist so. Aber was heißt schon tot? Ja, ihre sterblichen Überreste haben wir bestattet. Aber was da im Grab liegt, das sind sie nicht wirklich. Ich glaube vielmehr, dass sie uns vorausgegangen sind und das Ziel erreicht haben. Mit Gottes Hilfe haben sie den letzten steilen Anstieg geschafft. Nun leben sie in seinem Licht.
Amen

Freitag, 23. November 2012

Gottes Ehering hl

Losung: Gott sprach: Meinen Bogen habe ich in die Wolken gesetzt; der soll das Zeichen sein des Bundes zwischen mir und der Erde. 1.Mose 9,13

Lehrtext: Jesus nahm den Kelch, dankte und gab ihn den Jüngern; und sie tranken alle daraus. Und er sprach zu ihnen: Das ist mein Blut des Bundes, das für viele vergossen wird. Markus 14,23-24

Liebe Leserin, lieber Leser,

was für Brautpaare die Ringe, ist für Gott der Regenbogen: Zeichen seiner Liebe und Treue. Doch wie diesen Bogen, so kannst du auch Liebe und Treue nicht fassen. Letztlich ist das eine Frage des Vertrauens. Auch unsere menschliche Liebe und Treue können wir nicht dingfest machen, sondern nur einander glauben. Darauf bauen wir dann die wichtige Entscheidung, mit welchem Menschen wir unser Leben teilen, mit wem wir durch dick und dünn, gute und schlechte Zeiten gehen wollen.
Gottes Bund mit uns Menschen ist kein Zweckbündnis auf Zeit, sondern ein Bund für die Ewigkeit. Der Vertrag, das Testament, der Bund der zwischen Gott und uns zustande gekommen und durch Jesus besiegelt ist, wird von seiner Seite nicht aufgekündigt. Es liegt an uns, was wir daraus machen. Ob wir bündnistreu sind oder vertragsbrüchig. Am Kreuz auf Golgatha stand nichts weniger als Gottes Liebe auf dem Spiel. Würde sie stärker sein als seine Gerechtigkeit? Stärker als seine Enttäuschung? Stärker als unsere Sünde? Durch sein freiwilliges Sterben (sein vergossenes Blut) am Kreuz hat Jesus gezeigt, dass es nichts Stärkeres gibt als Gottes Liebe. Auf sie ist Verlass. Das sagt uns der Regenbogen am Himmel und das Kreuz auf der Erde.

Gebet: Vater im Himmel, Du hast in meiner Taufe ein für alle Mal „ja" zu mir gesagt. Und ich sage „ja" zu Dir. Um Dein „Ja" brauche ich mir keine Sorgen zu machen, aber um meines. Werde ich bis zum Lebensende stark genug dazu sein? Werde ich Dir auch unter vielleicht schwierigen Umständen die Treue halten? Ich möchte es. Aber ich braucht dazu auch Deine Hilfe. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr 

Donnerstag, 22. November 2012

Gott sehen hl

Losung: Lass mich deine Herrlichkeit sehen! 2.Mose 33,18

Lehrtext: Jesus offenbarte seine Herrlichkeit. Und seine Jünger glaubten an ihn. Johannes 2,11

Liebe Leserin, lieber Leser,

erinnern Sie sich / erinnerst Du Dich noch an die Sonnenfinsternis am 11. August 1999? Damals wurde man ständig darauf hingewiesen, dieses Naturschauspiel nur mit Spezialbrillen anzusehen, weil man beim direkten Blick in die Sonne blind würde. Nun ist die Sonne ein Stern unter vielen Milliarden anderen Sternen von etwa mittlerer Größe. Es gibt Erscheinungen im Universum, die mehr als 1000 Mal so hell sind wie unsere Sonne, eine Supernova zum Beispiel, eine Sternenexplosion. Wenn wir das schon nicht mit bloßem Auge ansehen können, ohne Schaden zu nehmen, um wie viel weniger den Schöpfer des gesamten Universums? Nein, wir können Gott nicht sehen. Es ist so, als ob wir einen halben Meter vor einer Felswand stünden, die zur Zugspitze gehört. Da sehen wir nur Stein, aber bei weitem nicht den ganzen Berg. Gott ist einfach zu groß als dass wir ihn und seine Herrlichkeit in seiner ganzen Größe und Pracht sehen könnten.
Und darum hat er sich für uns klein gemacht in dem Kind in der Krippe, damit wir ihn in Jesus erkennen, den Schöpfer aller Dinge und den Erlöser von uns Menschen. Und Gott ist einfach zu heilig, als dass wir, so wie wir sind, in seiner Nähe leben könnten. Deshalb antwortet er auf die Bitte des Mose (siehe Losung oben): »Mein Angesicht kannst Du nicht sehen, denn kein Mensch wird leben, der mich sieht« (2. Mose 33, 19).
Umgekehrt, wer Jesus sieht, der lebt. In ihm sehen wir nicht Gottes Ehrfurcht erregende Größe und Allmacht, sondern seine Liebe. Als seine Jünger dies erkannten, glaubten sie an ihn (Lehrtext). Ich wünsche Ihnen, Dir und mir, dass auch wir immer wieder Gottes Liebe in Jesus erkennen und an ihn glauben.

Gebet: Herr Jesus Christus, in Dir, in der Krippe und am Kreuz sehe ich Gottes Herrlichkeit. Da sehe ich die grenzenlose Liebe des himmlischen Vaters, mit der Du mich liebst, jetzt, in diesem Augenblick. Danke.

Herzliche Grüße

Hans Löhr 

Mittwoch, 21. November 2012

Hitparade: Die Zwölf des Lebens hl

Losung: Wohl dem, dessen Hilfe der Gott Jakobs ist, der seine Hoffnung setzt auf den HERRN. Psalm 146,5

Lehrtext: Dafür arbeiten und kämpfen wir, weil wir unsre Hoffnung auf den lebendigen Gott gesetzt haben, welcher ist der Heiland aller Menschen. 1.Timotheus 4,10

Liebe Leserin, lieber Leser,

als Jugendlicher habe ich regelmäßig im bayerischen Rundfunk „Die Zwölf der Woche" gehört, die wöchentliche Hitparade, und war dann ganz aus dem Häuschen, wenn ein Song der Beatles oder der Rolling Stones dabei war. Die Mädchen hörten lieber Roy Black. Das war nicht so mein Fall. Auch die Bibel enthält viele „Songs", Lieder, von denen wir leider nicht mehr wissen, wie sie geklungen haben. Wenigstens haben wir noch die Texte. Genau 150 sind es im Buch der Psalmen im Alten Testament. Der Psalm 146, aus dem die heutige Tageslosung stammt, gehört zu meinen Lieblingspsalmen, zu meinen „Zwölf des Lebens". Und weil er mir so gut gefällt, darum will ich ihn auch Ihnen / Dir in einer neuen Übersetzung ganz zu lesen geben:

Gebet: Halleluja – Preist den Herrn! Auf, mein Herz, preise den Herrn! Ich will ihn loben mein Leben lang, meinem Gott will ich singen, solange ich bin! Verlasst euch nicht auf die, die euch regieren! Sie sind auch nur Menschen und können euch nicht helfen. Sie müssen sterben und zu Staub zerfallen und mit ihnen vergehen auch ihre Pläne. Wie glücklich aber ist jeder, der den Gott Jakobs zum Helfer hat und auf ihn seine Hoffnung setzt, auf den Herrn, seinen Gott! Der Herr hat die ganze Welt geschaffen: den Himmel, die Erde und das Meer, samt allen Geschöpfen, die dort leben. Seine Treue hat kein Ende, er steht zu seinem Wort: Den Unterdrückten verschafft er Recht, den Hungernden gibt er zu essen, die Gefangenen macht er frei. Die Blinden macht er sehend, die Verzweifelten richtet er auf. Er beschützt die Gäste und Fremden im Land und sorgt für die Witwen und Waisen. Der Herr liebt alle, die ihm die Treue halten, aber die Pläne der Treulosen vereitelt er. Der Herr bleibt König für alle Zeiten! Zion, dein Gott wird herrschen von Generation zu Generation! Preist den Herrn – Halleluja!

Es lohnt sich, wie Paulus sinngemäß im Lehrtext schreibt, alles daran zu setzen, auf diesen Gott zu hören und mit ihm zu leben. Auf wen sonst soll ich denn meine Hoffnung setzen? Auf die Mächtigen? Auf die, die uns regieren? Davor warnt schon der 146. Psalm. 
Und hier die anderen elf aus meiner Psalmen-Hitparade: Psalm 23 / 139, 1-18 / 121 / 63, 1-9 / 103, 1-18 / 36, 6-10 / 73, 23-26. 28 / 124 / 27, 1.3-5 / 91, 1-12 /.104. Vielleicht finden Sie / findest Du darunter auch für Dich einen Hit. 

Herzliche Grüße

Hans Löhr 

(Hier der Link zu einer online-Bibel mit verschiedenen Übersetzungen)

Dienstag, 20. November 2012

Bete für Deine Arbeit hl

Losung: Tu, was dir vor die Hände kommt; denn Gott ist mit dir. 1.Samuel 10,7

Lehrtext: Niemand suche das Seine, sondern was dem andern dient. 1.Korinther 10,24

Liebe Leserin, lieber Leser,

halt, ganz so einfach ist das nicht, wie es das heutige Losungswort nahezulegen scheint. Diesen Satz spricht der Prophet Samuel zum künftigen König Saul. Doch damit Saul mit Gottes Beistand tut, was ihm vor die Hände kommt, müssen erst die prophezeiten Zeichen eingetroffen sein, von denen Samuel spricht. 
Und Sie, und Du und ich – woher wissen wir heute, dass Gott mit uns ist, wenn wir tun, was uns vor die Hände kommt? Wir wissen es nicht. Da ist kein Prophet, der uns die entsprechenden Zeichen nennt. Aber wenn wir vor wichtigen Entscheidungen oder am Morgen um Gottes Beistand für den Tag beten, können wir darauf vertrauen, dass er mit uns ist. »Ora et labora« sagen die Benediktinermönche, »bete für deine Arbeit und arbeite für dein Gebet.« Der heutige Lehrtext nennt noch einen wichtigen Anhaltspunkt: Ob bei dem, was wir egoistisch für uns selber tun, Gott mit uns ist, das ist fraglich. Aber wenn wir etwas tun, was dem andern gut tut, dann ist das in seinem Sinn und von ihm gesegnet.

Gebet:
Gott will ich lassen raten,
Denn er all' Ding' vermag.
Er segne meine Taten
An diesem neuen Tag.
Ihm hab ich heimgestellt
Mein Leib, mein Seel, mein Leben
Und was er sonst gegeben;
Er mach's, wie's ihm gefällt.
Darauf so sprech ich Amen
Und zweifle nicht daran,
Gott wird es all's zusammen
in Gnaden sehen an;
Und streck' nun aus mein' Hand,
Greif an das Werk mit Freuden,
Dazu mich Gott beschieden
In meim Beruf und Stand. Amen
Georg Niege, 1592, Evang. Gesangbuch Nummer 443 „Aus meines Herzens Grunde"

Herzliche Grüße aus Sommersdorf

Hans Löhr 

Montag, 19. November 2012

Groß ist unser Gott hl

Losung: Dir, HERR, ist niemand gleich; du bist groß, und dein Name ist groß, wie du es mit der Tat beweist. Jeremia 10,6

Lehrtext: Alle Zungen sollen bekennen, dass Jesus Christus der Herr ist, zur Ehre Gottes, des Vaters. Philipper 2,11

Liebe Leserin, lieber Leser,

»Groß ist unser Gott, Herr der Ewigkeit.
Er allein regiert über Raum und Zeit.
Souverän herrscht er, Schöpfer dieser Welt,
der in seiner Hand unser Schicksal hält.«

Täglich wird dieses neue Lobpreislied überall in Deutschland in Gottesdiensten, Hauskreisen und Jugendgruppen gesungen. Ehrlich gesagt, noch vor wenigen Jahren habe ich mich mit solchen neuen Lobpreis-Songs schwer getan  Wenn schon Lobpreis, dann mit Chorälen aus unserem Gesangbuch wie „Lobe den Herren, den mächtigen König". Aber warum Gott nicht auch mit neuen Lieder und mit neuen Melodien preisen? »Singet dem Herrn ein neues Lied!«, heißt es in der Bibel. Und das tun wir jetzt ausgiebig in unseren Lichtblickgottesdiensten.
Und warum Gott überhaupt loben? Hatte er es denn nötig? Nein, gewiss nicht. Sondern ich habe es nötig. Gerade dann, wenn es mir nicht so gut geht, hilft es mir, wenn ich Gott preise für all das Gute, das er getan hat. So bekomme ich Abstand zu mir selbst und erkenne neu, was wirklich groß ist: Nicht meine Probleme, sondern der Herr, bei dem ich mit meinen Problemen gut aufgehoben bin. Er hat mir bisher schon geholfen, mit meinen Schwierigkeiten zurechtzukommen. Er wird das auch in Zukunft tun. Denn: »Groß ist unser Gott«, der sich mir in Jesus Christus zu erkennen gibt als Herr über Raum und Zeit, über Dir und mir.

Gebet: Herr Jesus Christus, nichts und niemand soll mich regieren als Du allein. Dir kann ich ganz und gar vertrauen. Von Dir erwarte ich alle Hilfe. Du schenkst mir Gottes Liebe und bleibst barmherzig, auch wenn ich's nicht verdient habe. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr 

Sonntag, 18. November 2012

Gott vergisst nicht hl

Predigt zum Volkstrauertag 2012 von Hans Löhr


Liebe Freunde,
Ende der Sommerferien wollte sich mein Sohn mal den Spitzboden über der Garage des Sommersdorfer Pfarrhauses ansehen. Man kommt dort nur hinauf, wenn man eine Leiter holt und dann eine Falltür öffnet. Ich weiß nicht, wie viele Jahre dieser Raum schon nicht mehr betreten worden war. Man findet dort oben altes Heu, ein paar Dachziegeln, alte Säcke und Bretter. Als er wieder herunter kam, hatte er so etwas Ähnliches wie einen Gürtel in der Hand und fragte mich, was das sei. Es war dieses Koppel einer Soldatenuniform aus dem zweiten Weltkrieg mit einem verrosteten Koppelschloss [Koppel zeigen].
Interessant ist das Koppelschloss. Nur Marine und Heer der Wehrmacht hatten darauf über dem obligatorischen Adler mit Hakenkreuz die Inschrift: „Gott mit uns“. Offensichtlich wurde das Koppel noch nach Kriegsende einige Zeit getragen, denn der Adler mit dem Hakenkreuz ist weggefeilt. Übrig geblieben ist nur noch die Inschrift. Mit den Nazis und ihrem Hakenkreuz wollte man nun nichts mehr zu tun haben. Aber die Inschrift „Gott mit uns“ scheint ungefährlich gewesen zu sein. Die hat man gelassen.
Schon im ersten Weltkrieg haben deutsche Soldaten mit dieser Inschrift auf dem Koppelschloss gekämpft – und verloren. Und dann im zweiten Weltkrieg noch einmal. Offenbar lässt sich Gott für kriegerische Zwecke nicht einspannen, waren doch auf beiden Seiten der Front auch gläubige Menschen, die in ihrer Not und Angst „Vater unser im Himmel“ gebetet haben. Für wen, mit wem sollte er da sein?
Bei den Nationalsozialisten war das mit der Inschrift »Gott mit uns« nur ein gemeiner Trick. Man ging davon aus, dass in der Wehrmacht viele Christen waren, denen Gott und und ihr Glaube etwas bedeuteten. Ihre Kampfmoral sollte mit dieser Inschrift gestärkt werden. Anders bei der atheistischen SS. Die hatte ein eigenes Koppelschloss. Da brauchte und wollte man Gott nicht. Er hätte auch bei den Gräueltaten dieser Mörderbande mit dem Totenkopf an der Uniformmütze gestört. Also stand auf ihrem Koppelschloss unter dem Hakenkreuz: »Meine Ehre ist meine Treue«, aber gerade nicht die Treue zu Gott, sondern zu Hitler. Ihm sind viele fanatische SS-Angehörige bis zum Untergang treu gefolgt und haben dabei noch zahllose Unschuldige mit in den Tod gerissen wie beispielsweise in den letzten Kriegstagen drüben in Merkendorf.
Auch im Predigttext für diesen Sonntag ist von Treue die Rede. »Sei getreu bis in den Tod, so will ich Dir die Krone des Lebens geben«, heißt es im Buch der Offenbarung.
Das sagt der auferstandene Christus. Er krönt, wer anderen Menschen, gerade den Schwachen und Kindern, in Liebe begegnet ist. Wer Kranke gepflegt, Hungrige gespeist, Durstige getränkt, Nackte gekleidet, Gefangene besucht, Fremde beherbergt und Tote begraben hat. Darin soll ihm jeder treu sein, der getauft ist und sich Christ nennt. Und darin, dass er Jesus vertraut im Leben wie im Sterben. Er ist ja auch Dir treu. Er hat sich nicht, wie Adolf Hitler, am Ende selbst feige weggeräumt Er hat am Kreuz ausgehalten bis zum bitteren Ende. Er hätte seine Feinde bekämpfen können, doch er hat ihnen vergeben. Er hätte sie töten können, doch er hat sie geliebt.
Heute gedenken wir der Opfer des Zweiten Weltkrieges, der in unserem Land, in unseren Dörfern und in den Herzen der Angehörigen der Opfer bis heute Spuren hinterlassen hat. Wir gedenken der Gefallenen, Vermissten und in Gefangenschaft Gestorbenen. Wir denken aber auch daran, was hier bei uns passiert ist, während die Soldaten an der Front waren. Da sind zum einen die Opfer des Bombenkrieges vor allem in den Städten. Aber da sind auch noch andere Opfer, die im Schatten des Krieges ihr Leben lassen mussten. Ein solcher schwarzer Schatten lag auch über unserer Region.
Heute in einer Woche, am 25. November, wird im Bezirksklinikum in Ansbach eine Gedenktafel enthüllt. Auf ihr sind über 2000 Striche eingraviert. Jeder Strich steht für einen Menschen, der dort in der damaligen „Heil- und Pflegeanstalt“, von Ärzten und Pflegern umgebracht worden ist, darunter mindestens 150 Kinder. Diese Menschen waren entweder behindert oder psychisch krank. Vor allem aber wehrlos. Man hat sie mit Medikamenten vergiftet, zumeist aber qualvoll verhungern lassen. Die Angehörigen hat man angelogen, dass die Patienten eines natürlichen Todes gestorben seien. Auch damals waren in der so genannten „Heil- und Pflegeanstalt“ Menschen aus unseren Dörfern beschäftigt. Es ist schwer erträglich, sich vorzustellen, dass sie an den Mordaktionen beteiligt waren. Und diejenigen, die umgebracht worden sind, waren teilweise ebenfalls Bewohner unserer Dörfer gewesen. Etliche kamen aus kirchlichen Heimen wie Neuendettelsau, wo man sie nicht geschützt hat. Auch wenn ich keine Schuld daran habe, so schäme ich mich doch.
Am Volkstrauertag ist es unsere Pflicht, auch an diese Opfer zu erinnern. Für uns, die wir fast alle erst nach der Nazi-Zeit und dem Krieg geboren sind oder damals noch Kinder waren, scheint das alles weit weg zu sein. Nun, es sind gerade mal 67 Jahre, was die Zeit betrifft. Und was die Entfernung betrifft, sind es von hier bis zum Bezirksklinikum nur wenige Kilometer. Ist das wirklich so weit weg? Und wie sieht es in uns aus? Ist die Überheblichkeit, ist der Gedanke, dass wir besser sind als Ausländer, Neger, Zigeuner, Geisteskranke wirklich so weit weg? Die Tendenz, andere herabzusetzen, um selber etwas größer zu erscheinen ist doch nach wie vor da. Die Tendenz, über andere schlecht zu reden, um selber besser dazustehen ebenso. Der Krieg und die nationalsozialistische Rassendiktatur sind vorbei. Aber das Böse in uns lebt versteckt hinter unseren guten Seiten. Dagegen müssen wir uns täglich mit den Waffen des Glaubens wehren.
Tief in Russland gibt es bei Kirowograd einen deutschen Soldatenfriedhof mit einem Mahnmal. Auf ihm steht in englischer und deutscher Sprache: »Gott vergisst nicht.« Das ist Mahnung und Trost zugleich. Mahnung, dass Gott nicht vergisst, was der Mensch dem Menschen angetan hat und noch immer antut wie auch jetzt wieder in Syrien oder in den Kämpfen zwischen Israelis und Palästinensern.
Im Bibelwort für diesen Sonntag und die neue Woche heißt es: »Wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi, damit jeder seinen Lohn empfange für das, was er getan hat bei Lebzeiten, es sei gut oder böse.« Die deutsche Justiz hat viele der Mörder von damals laufen lassen. Nicht wenige haben in der Bundesrepublik wieder eine große Karriere gemacht. Einige wurden mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Viele sind als ehrbare Bürger gestorben. Der eine oder andere auch in unserer Region. Doch Gott vergisst nicht. Nicht was sie damals getan haben und auch nicht, was wir heute tun, auch wenn es nur die kleinen alltäglichen Bosheiten sind.
Aber diese Inschrift auf dem Soldatenfriedhof von Kirowograd hat auch etwas Tröstliches. Unser menschliches Gedächtnis ist kurz. Viele von denen, die damals an der Front, in den Lagern und in den Tötungsanstalten wie in Ansbach ums Leben gekommen sind, sind vergessen. Von vielen hundert tausend Soldaten weiß man nicht, was aus ihnen geworden ist. Viele Kriegsgräber tragen keinen Namen. In Ansbach steht für jeden der über 2000 Ermordeten nur noch ein Strich auf einer Gedenktafel. Doch Gott sagt: »Fürchte Dich nicht, ich habe Dich bei Deinem Namen gerufen, Du bist mein.« Vor ihm leben sie alle noch, Täter wie Opfer. Er kennt jeden von ihnen mit Namen sowie auch Dich und mich. Bei ihm ist keiner vergessen.
»Gott mit uns« steht auf diesem Koppelschloss. Ja, Gott ist mit uns, mit Dir und mit mir, aber nicht, wenn es darum geht anderen zu schaden, sondern ihnen zu helfen.
Amen

Freitag, 16. November 2012

Sehend werden ebl

Losung: Ich verkünde die Zeichen und Wunder, die Gott der Höchste an mir getan hat. Daniel 3,32

Lehrtext: Der Geheilte sprach: Der Mensch, der Jesus heißt, machte einen Brei und strich ihn auf meine Augen und sprach: Geh zum Teich Siloah und wasche dich! Ich ging hin und wusch mich und wurde sehend. Johannes 9,11

Liebe Leserinnen und Leser,

heute kommt in der Losung für diesen Freitag ein König zu Wort. Er heißt Nebukadnezar und schreibt einen Brief, der alle Leute weltweit erreichen soll: "Ich verkünde die Zeichen und Wunder, die Gott der Höchste an mir getan hat!" (Dan.3, 32), schreibt er euphorisch und erzählt dann ein einschneidendes Ereignis: Nebukadnezar hatte einen dramatischen Traum, den ihm der Prophet Daniel deuten sollte. Die Botschaft des Traumes war hart: Nebukadnezar würde für sieben Jahre entthront werden und müsste ähnlich einem Aussätzigen völlig abgeschieden leben. Hätte er dann Demut gelernt und würde den Gott Israels als den Herrn über Himmel und Erde anerkennen, erhielte er seine alte Macht zurück.
Genau so geschah es. Und obwohl es harte Jahre für Nebukadnezar waren, haben ihm diese Jahre die Augen für die Herrlichkeit Gottes geöffnet.

Manchmal öffnen uns erst harte Zeiten die Augen für Werte oder Themen in unserem Leben, die sonst außen vor geblieben wären. Am kommenden Sonntag werde ich von einer 13jährigen im Lichtblick-Gottesdienst erzählen, die mit ihrem Leben exakt diese Erfahrung von Nebukadnezar 'unterschreiben' könnte.

Gott ist fähig, uns Menschen die Augen zu öffnen. Jesus als der Sohn Gottes hat diese Fähigkeit auch. Ein ehemals Blinder erzählt davon im Lehrtext: "Der Mensch, der Jesus heißt, machte einen Brei und strich ihn auf meine Augen und sprach: Geh zum Teich Siloah und wasche dich! Ich ging hin und wusch mich und wurde sehend." (Johannes 9,11) Wunderbar, dass Jesus im wahrsten Sinn des Wortes sehend machen kann! Ich brauche diesen Liebesdienst von ihm immer wieder im übertragenen Sinn.

Gebet: "Gott, unser Vater, hilf uns immer wieder, dass wir mit dem 'richtigen' Blick auf uns, auf andere und auf unser Leben schauen. Hilf uns, dass wir das Sehen von dir lernen. Und wenn wir blind sind oder gerade zu erblinden drohen, dann heile du uns wieder. Danke, Vater. Amen."

Einen Tag mit dem geist-reichen Durchblick

wünscht dir und Ihnen

deine / Ihre Elfriede Bezold-Löhr

Donnerstag, 15. November 2012

Dem Leuchtfeuer nach ebl


Losung: Du tust mir kund den Weg zum Leben. Psalm 16,11

Lehrtext: Simon Petrus sprach: Herr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens; und wir haben geglaubt und erkannt: Du bist der Heilige Gottes. Johannes 6,68-69

Liebe Leserin, lieber Leser,

was 'wirklich leben' heißt, könnte sich mir erst auf meinem Sterbebett erschließen. Was dann zählt und in der Rückschau noch Gewicht hat, ist sicher nicht das, was mir heute oft meine Tage taktet. Das Hamsterrad dessen, was ich zu tun müssen meine, steht immer ganz nah bei mir. Will ich da raus oder einmal gar nicht erst hinein, muss ich mich von Gott leiten lassen. Er ist unabhängig von Trends und Zwängen, er hat das Ganze im Blick. "Du tust mir kund den Weg zum Leben", betet David (Altes Testament, Psalm 16, Vers 11). Ich möchte meinen Weg zum Leben auch finden und ihn gehen, darum versuche ich mich immer wieder neu an dem zu orientieren, was Gott mir in seinem Wort ans Herz legt.
Den Jünger Simon Petrus beschäftigt die Frage nach der richtigen Orientierung für sein Leben genauso wie mich. "Herr, wohin sollen wir gehen?" fragt er Jesus, und fährt fort: "Du hast Worte des ewigen Lebens; und wir haben geglaubt und erkannt: Du bist der Heilige Gottes." (Neues Testament, Evangelium des Johannes, Kapitel 6, Verse 68-69)

Gebet: "Gott, unser Vater, danke, dass du uns anbietest, der Halt und die Orientierung in unserem Leben zu sein. Bitte hilf uns, dass wir in unserer lauten und schnellen Zeit das nicht aus dem Blick verlieren. Bleib du unsere Kraftquelle und unser Leuchtfeuer, damit wir den Weg zu wirklich lebenswertem Leben finden. Danke, Gott. Amen.

Herzliche Grüße!

Deine / Ihre

Elfriede Bezold-Löhr

Mittwoch, 14. November 2012

Da hält sich Gott die Ohren zu hl

Losung: Meine Zunge soll reden von deiner Gerechtigkeit und dich täglich preisen. Psalm 35,28

Lehrtext: Wenn jemand meint, er diene Gott, und hält seine Zunge nicht im Zaum, sondern betrügt sein Herz, so ist sein Gottesdienst nichtig. Jakobus 1,26

Liebe Leserin, lieber Leser,

warum sind wir Menschen von allen Lebewesen auf der Erde die gefährlichsten? Weil wir mit unserer Zunge reden können. Was haben Menschenzungen nicht schon alles für Unheil angerichtet: Lüge, Betrug, Verführung, üble Nachrede, falsche Beschuldigungen, ungerechte Urteile, Angriffsbefehle, Kriegserklärungen, Flüche, Mobbing, Hetze und Hass.
Auch die Frommen sind da nicht außen vor. In einer anderen Übersetzungen heißt der heutige Lehrtext: „Wer sich für fromm hält, aber seine Zunge nicht zügeln kann, der macht sich selbst etwas vor. Seine Frömmigkeit ist nichts wert."
Ich weiß von mir, dass ich mit meiner Zunge schon manchen verletzt habe, absichtlich und unabsichtlich. Nein, ich bin kein Gewaltmensch, ich hab noch niemand so richtig verprügelt geschweige denn verletzt oder gar getötet. Aber ist das keine Gewalt, wenn man einem anderen mit seiner Zunge wehtut? Wenn ich mit derselben Zunge, mit der ich Menschen verletze, Gott preise – wie soll ihm das gefallen? Ich denke, wer im Gebet mit Gott reden und ihn mit Liedern preisen will, kommt nicht umhin, seine Zunge im Zaum zu halten, sonst hält sich Gott die Ohren zu.

Gebet: Herr, von Dir sagt die Bibel, dass Du jedes Wort kennst, das ich auf der Zunge habe. Das beunruhigt mich. Ich weiß ja, dass ich schon manches gesagt habe, was ich hinterher bereut habe. Hilf mir, mich zu beherrschen und meine Zunge zu zügeln. Vergib mir den Schaden, den ich mit meiner Zunge schon angerichtet habe. Höre mich trotzdem, auch wenn Du Dir immer wieder mal die Ohren zuhalten musst. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr


Dienstag, 13. November 2012

Warten auf den Durchblick ebl

Losung: So viel der Himmel höher ist als die Erde, so sind auch meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken. Jesaja 55,9

Lehrtext: Jetzt erkenne ich stückweise; dann aber werde ich erkennen, wie ich erkannt bin. 1.Korinther 13,12

Liebe Losungsleserin, lieber Leser,

jeden zweiten Donnerstag trifft sich an unserem Esstisch im Sommersdorfer Pfarrhaus am Abend ein Kreis von acht bis neun Leuten, mich eingerechnet, zum Hauskreis. Wir lesen zur Zeit das Markusevangelium gemeinsam durch, um einmal die Geschichte von Jesus in einem vollständigen Bogen erzählt zu bekommen.
Vieles von dem, was Jesus tut und sagt, ist für unsere Runde selbsterklärend. Doch ab und zu kommen wir auch an einen Punkt, wo weder das Lesen von verschiedenen Bibelübersetzungen noch das Nachlesen im griechischen 'Urtext' für uns eine letzte Klarheit schafft - vor allem dort, wo Jesus von den 'letzten Dingen', vom Ende der Welt (Kapitel 13) spricht. Da stoßen wir alle an die Grenzen, die unserem Verstand gesetzt sind. Das weiß Gott und er mutet uns diese schwierige Erfahrung zu. "So viel der Himmel höher ist als die Erde, so sind auch meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken", sagt Gott im Buch des Propheten Jesaja (Kapitel 55, Vers 9).

Paulus kommt sich in seinem Nachdenken und Reden über Gott manchmal vor wie einer, der vor einem angelaufenen, halbblinden Spiegel steht und hineinsieht. Er stellt fest: "Jetzt sehen wir nur ein unklares Bild wie in einem trüben Spiegel; dann aber schauen wir Gott von Angesicht. Jetzt kennen wir Gott nur unvollkommen; dann aber werden wir Gott völlig kennen, so wie er uns jetzt schon kennt." (Neues Testament, 1. Brief von Paulus an die Korinther, Kapitel 13, Vers 12 Ich bin gespannt, wie und was wir einst sehen werden, wenn Gott uns den vollen Durchblick schenkt!

Gebet: "Gott, du weißt, wie sehr uns das provoziert, dass so vieles an dir für uns ein ungelöstes Rätsel ist. Wir stoßen immer wieder an Grenzen beim Versuch, dich zu 'verstehen'. Dafür bist du zu groß, du bist Gott. Bewahre uns davor, dass wir an diesen Grenzerfahrungen zerbrechen und uns nur noch mit dem beschäftigen, was wir im Verstand sortiert bekommen. Danke, Gott, für die beruhigende Vorstellung, dass du in deine Gedanken meine schon immer mit hinein genommen hast, dass sie dir nicht fremd sind. Du hast die Macht. Amen."

Herzliche Grüße!

Ihre / Eure Elfriede Bezold-Löhr

Montag, 12. November 2012

Der zweite Blick ebl

Losung: Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der HERR aber sieht das Herz an. 1.Samuel 16,7

Lehrtext: Wie der, der euch berufen hat, heilig ist, sollt auch ihr heilig sein in eurem ganzen Wandel. 1.Petrus 1,15

Liebe Leserinnen dieser Auslegung, liebe Leser,

wie wahr: Wir gehen oft nach dem äußeren Eindruck, wenn uns jemand zum ersten Mal begegnet. Wissenschaftler sagen, dass viel mehr Sinnesorgane als nur die Augen in uns bei einem Erstkontakt arbeiten und uns in Bruchteilen von Sekunden senden: "Sympathisch!". Oder: "Nicht mein Typ!". Und manchmal, ich gestehe es offen, ist das zweite Signal sehr, sehr laut in mir.

"Stopp!" ruft dagegen die heutige Losung. Wirklich in jemanden 'hineinsehen' können wir nicht, wir kennen die Lebensgeschichte unseres Gegenübers nicht und wissen nicht, was diesen Menschen so hat werden lassen, wie er heute ist. "Ich urteile anders als die Menschen. Ein Mensch sieht, was in die Augen fällt; ich aber sehe ins Herz", sagt Gott in unserer heutigen Losung (nachzulesen im Alten Testament, 1. Buch Samuel, Kapitel 16, Vers 7).
Sie ermutigt mich dazu, nicht allein meinem 'Bauchgefühl' nachzugeben, sondern den anderen Menschen mit den Augen Gottes zu sehen. Das kann mir helfen, mein Ersturteil oder Vorurteil gegenüber dem anderen bewusst zurückzustellen und ihm eine zweite Chance zu geben.

Petrus fordert viel von uns, wenn er kurz und bündig verlangt: "Wie der, der euch berufen hat (also Jesus ...) heilig ist, sollt auch ihr heilig sein in eurem ganzen Wandel." (Neues Testament, 1.Brief des Petrus, Kapitel 1, Vers 15) Ich BIN nicht heilig - nicht als Mensch und nicht als Pfarrerin. Aber ich WERDE geheiligt, so wie jeder von uns, der an Gottes Macht vertrauensvoll glaubt. Gottes Liebe lässt den Menschen in mir aufscheinen, den er in mir sieht. Doch ermutigen will Petrus mich durchaus, dass ich in meinem Alltag den Willen Gottes umzusetzen VERSUCHE.

Gebet: "Gott, hilf uns zu einem gelassenen Umgang mit Menschen, die uns Schwierigkeiten machen. Du siehst sie mit deinen Augen und du siehst mehr als wir - das soll uns entlasten. Mach du uns fähig dazu, in unserem Alltag deinen Willen zu erinnern und umzusetzen - er tut uns und anderen gut. Amen."

Einen zuversichtlichen Start in die neue Woche

wünscht dir und Ihnen

deine /Ihre Elfriede Bezold-Löhr

Sonntag, 11. November 2012

Geh unter der Gnade hl

Predigt am 11.11.2012 über den Wochenspruch:
„Siehe, jetzt ist die Zeit der Gnade; siehe, jetzt ist der Tag des Heils.“ (2. Korinther Kapitel 6 Vers 2)

Liebe Freunde,
zu Beginn richte ich eine ganz einfache Frage an euch: „Wann lebst du?“. Darauf gibt es nur eine Antwort: „Jetzt! “Wenn ich vom Bibelwort für die neue Woche ausgehe, dann sagt es ebenfalls: Du kannst Gottes Gnade nur jetzt erfahren, in dem Augenblick, in dem du lebst. Auf das Jetzt, auf die Gegenwart kommt alles an. Siehe, jetzt ist die Zeit der Gnade; siehe, jetzt ist der Tag des Heils.
·      Lebe also nicht in der Vergangenheit, denn sie ist längst vorbei.
·      Auch die Zukunft ist noch nicht.
·      Was zählt, ist der Augenblick. Diesen gilt es bewusst zu leben.
Wer immer nur in der Vergangenheit lebt, sich Gedanken darüber macht, was gestern alles verkehrt gelaufen ist, was er alles versäumt hat, der verpasst die Gegenwart. Und auch der, der immer nur von einem besseren Leben in der Zukunft träumt, statt sein Leben jetzt zu leben. Die Gegenwart ist die einzige Zeit, die uns wirklich gehört, wenn auch nur für einen Augenblick. 
Die Kunst ist, diese Zeit sinnvoll zu erleben. Belaste dich nicht mit Dingen, die nicht mehr zu ändern sind. Lebe im Hier und Jetzt, jeder Augenblick ist wichtig, denn Morgen ist das Heute schon wieder Gestern.
Vor einer Woche ging es in meiner Lichtblickpredigt um ein ähnliches Thema: „Lebe heute, glaube vorwärts“. Damals sagte ich: „Aber, liebe Freunde, wir können unser Leben nicht rückwärts leben. Was war, ist für immer vorbei. Von der Vergangenheit trennt uns eine gläserne Wand. Wir können zwar zurückschauen, aber nicht zurückgehen. Was gestern war, ist Geschichte. Was morgen sein wird, weiß niemand. Du lebst nur heute, nur jetzt, in diesem Augenblick.“ Nur jetzt kannst du etwas entscheiden, nur jetzt etwas ändern und tun.
Und, so möchte ich heute fortfahren, du kannst auch nur heute glauben. Was nützt es dir, dass du gestern geglaubt hast, wenn du es nicht auch heute tust? Gott mag dich behüten, auch wenn du deinen Glauben verloren hast. Aber seinen Beistand, seine Liebe und seinen Trost spürst du nur, wenn du dich ihm heute, wenn du dich ihm jetzt öffnest. Wann sonst willst du denn glauben, wenn nicht jetzt? Heute Nachmittag? Oder morgen? Oder wenn du erst einmal richtig alt bist? Gott will dir heute begegnen, jetzt. Er will dir heute seine Gnade schenken und du sollst jetzt seine heilsame Gegenwart erfahren.
Vielleicht sagst du: „Aber ich glaube doch an Gott, sonst wäre ich jetzt nicht hier im Gottesdienst.“ Gut, wenn du das sagen kannst. Gut, wenn du eine persönliche Beziehung zu ihm hast, wenn du täglich mehrmals im Gebet mit ihm im Gespräch bist, wenn du zu ihm sagen kannst: „Herr (oder Vater), ich liebe dich.“ Gut, wenn du das dadurch zeigst, dass du auch deine Mitmenschen liebst. Dann passt du dein Leben deinem Glauben an und nicht den Glauben deinem Leben.
In einem neueren Lied heißt es:
„Geh unter der Gnade, geh mit Gottes Segen, geh in seinem Frieden, was auch immer du tust.
Geh unter der Gnade, hör auf Gottes Worte, bleibt in seiner Nähe, ob du wachst oder ruhst.“
Ja, bleib in seiner Nähe. Das ist die Botschaft des Bibelworts für die neue Woche, das ist der Wunsch, den ich für mich und für dich habe.
Natürlich weiß ich, dass das nicht immer gelingt. Durch Gedankenlosigkeit, durch Sorgen, durch Stress, durch Vergnügungen und andere Dinge fallen wir immer wieder aus Gottes Gegenwart heraus. Und dann wundern wir uns, warum wir uns manchmal mit dem Leben so schwer tun. Dann meinen wir, dass wir unser Leben ganz allein leben müssen. Aber das stimmt nicht. Auch während wir mit unseren Gedanken und Gefühlen von Gott weit weg sind, ist er uns doch ganz nah. Die Bibel sagt, dass durch und in Gott die Welt und wir Menschen existieren. Ausschließlich durch ihn ist, was ist. Ausschließlich durch ihn bist du und sind die Menschen und Dinge, die dir am Herzen liegen. Er ist die Kraft und Energie, die alles am Leben erhält.
Stell dir vor, du siehst im Fernsehen eine unterhaltsames Show, ein Fußballspiel oder einen spannenden Film, vielleicht den Tatort heute Abend, und dann ist plötzlich der Strom weg. Mit dem Strom verschwindet auch das Bild auf dem Bildschirm. Ohne Strom ist die Show zu Ende und reißt der Film. Ohne Strom, ohne Energie ist auf dem Bildschirm, ist auf dem Handy, ist auf der Spielekonsole einfach alles nur noch schwarz. Gott ist die Kraft und Energie dieser Welt und Deines Lebens. Ohne ihn würde alles in sich zusammenfallen. Ohne ihn würde das Licht der Sterne und der Sonne verschwinden und alle Lebensenergie verlöschen. Ohne ihn wäre nichts, was ist, auch du nicht. Aber durch ihn ist alles, was ist. Ist das so schwer zu begreifen? Oder wer kann sonst erklären, warum überhaupt etwas ist und nicht vielmehr nichts? Die Antwort: "Alles ist nur Zufall", ist mir zu primitiv. Denn dann bist auch du nur Zufall und alles, was dir lieb und teuer ist, deine Familie, die Liebe, die Freude, - alles nur Zufall. Gefällt dir das?
Nein, sondern dass es diese Welt gibt und dich mit allem, was dir wichtig ist, ist Gottes Gnade, ist sein Geschenk. Dafür hast du gar nichts getan. Dazu hast du gar nichts beigetragen. Es ist einfach Gnade. Und nun sagt der Liedvers, den ich soeben vorgelesen habe und auch das Bibelwort für die neue Woche: Mach dir das bewusst. Mach dir klar, dass in jeder Sekunde, in jedem Augenblick Gottes Energie und Kraft die Welt und dich am Leben erhält. Mehr noch. Mach dir bewusst, dass das keine unpersönliche Energie ist, sondern die Kraft seiner persönlichen Liebe zu dir, die in Jesus Gestalt angenommen hat.
Und darum heißt die Botschaft dieses Tages: Öffne dich der Liebe Gottes. tu‘s jetzt. Siehe, jetzt ist die Zeit der Gnade. Jetzt, in diesem Augenblick, hält Gott dir seine Hand hin und du kannst sie jetzt im Glauben ergreifen. Ob du es auch morgen noch kannst? Vielleicht. Hoffentlich. Aber sicher ist es nicht. Aber jetzt kannst du es. Jetzt kannst du zu ihm sagen: „Herr, ja ich möchte glauben können. Ich möchte spüren, dass Du jetzt für mich da bist. Und darum bin ich jetzt auch für Dich da und öffne Dir mein Herz. Es tut mir leid, dass ich Dich immer wieder verlassen habe. Aber um Jesus willen trägst Du mir das nicht nach. Lass mich auch künftig unter Deiner Gnade leben und halte Deine segnende und schützende Hand über mir."
Gott ist für dich da, in jeder Sekunde Deines Lebens. Auch jetzt. Darum geh unter der Gnade und bleibe in seiner Nähe, dann kannst Du weit gehen und bleibst doch bei ihm daheim. Amen Hans Löhr