Freitag, 28. September 2012

Liebe zahlt nicht heim hl

Losung: Gott handelt nicht mit uns nach unsern Sünden und vergilt uns nicht nach unsrer Missetat. Psalm 103,10

Lehrtext: Darin besteht die Liebe: nicht dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt hat und gesandt seinen Sohn zur Versöhnung für unsre Sünden. 1.Johannes 4,10

Liebe Leserin, lieber Leser,

»Verflucht noch mal, warum hast du das schon wieder verbockt!», »Verdammt, ich krieg‘s einfach nicht auf die Reihe, ich Versager!« – Wie schwarze Gewitterwolken hängen Fluch und Verdammung über Kindern und Erwachsenen. Immer wieder werden sie fertig gemacht oder machen sich selbst fertig in der Familie, in der Arbeitswelt, in der Schule. Vielleicht kennen Sie / kennst du das auch. Zugegeben, das klingt vereinfachend und überzogen. Aber ist es das wirklich, wenn man mal genauer hinschaut?
In unserer Welt wird seit 2000 Jahren die Liebe und Gnade Gottes verkündigt, wie sie sich in Jesus gezeigt hat. Was kommt davon im Alltag an? Was kommt davon bei dir an – und bei mir? Und doch gibt es kaum eine befreiendere Botschaft als die, dass Gott uns unsere Sünden nicht heimzahlt. Im Gegenteil. Er kommt uns mit seiner versöhnenden Liebe zuvor.
Wie würde unsere kleine Welt und die Welt im großen aussehen, wenn wir wenigstens ansatzweise uns unser Versagen nicht gegenseitig vorhalten würden? Wie wäre es, wenn wir nicht so oft nach Schuldigen suchen würden? Was würde geschehen, wenn man einsähe, dass der andere mindestens ebenso liebesbedürftig ist wie man selbst?
Fingen wir damit an, Gott wirklich zu lieben, der uns zuerst geliebt hat – vielleicht würde das unsere Partnerschaften und Familien und darüber hinaus auch unsere Gesellschaft zum Besseren verändern. Ich behaupte mal: Wer es gelernt hat, den verzeihenden und barmherzigen Gott zu lieben, ist fähig, auch seinen Mitmenschen und sich selbst mit allen Fehlern und Schwächen zu lieben. Dann verziehen sich die Gewitterwolken von Fluch und Verdammung. Dann wärmen wir uns in der Sonne der Freundlichkeit.

Gebet: Mein Gott und Vater, ich brauche deine Liebe besonders, wenn ich sie am wenigsten verdient habe. Danke, dass du das tust. Stärke mich, dass ich zu anderen so bin wie du zu mir. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr 

Donnerstag, 27. September 2012

Die übernatürliche Kraft des Glaubens hl

Losung: Lass uns leben, so wollen wir deinen Namen anrufen. Psalm 80,19

Lehrtext: Jesus sprach zu Bartimäus: Geh hin, dein Glaube hat dir geholfen. Und sogleich wurde er sehend und folgte ihm nach auf dem Wege. Markus 10,52

Liebe Leserin, lieber Leser,

Gott sei Dank denken wir die meiste Zeit nicht daran, an welch seidenem Faden unser Schicksal hängt. Wir würden auch unseres Lebens nicht mehr froh, wenn wir ständig an die Gefahren dächten, die uns drohen. Jederzeit kann ein Unglück passieren, kann eine lebensbedrohliche Krankheit ausbrechen, kann unser kleines Lebensglück zerbrechen durch Scheidung, finanzielle Probleme oder Arbeitslosigkeit. Gott sei Dank wissen wir nicht was kommt. Darum will ich den heutigen Tag so gut wie möglich leben: Soweit es an mir liegt, mich mit meinen Mitmenschen vertragen, meine Zeit sinnvoll verbringen und Gott danken, wenn ich nur einigermaßen zufrieden sein kann.
Aber wenn dann doch einmal der Faden reißt, wenn du vielleicht vor einer schweren Operation stehst, dann weißt du, an wen du dich in deiner Not wenden kannst. Dann bitte deinen Schöpfer, dass er dich am Leben lässt oder bitte ihn für andere, deren Leben bedroht ist.
Von Jesus hören wir immer wieder, dass es der Glaube ist, der den Menschen hilft, das tiefe Urvertrauen auf Gott. Darin steckt eine übernatürliche Kraft, die auch in ausweglos scheinenden Lagen wirkt.

Gebet: Gott, mein Schöpfer und Vater, auf dich will ich mich verlassen in meinen guten wie in meinen schlechten Tagen. Mein Leben und alles was ich bin und habe liegt in deiner Hand. Du kannst auch dann noch helfen, wenn andere hilflos sind. Du kannst auch dann noch retten, wenn andere machtlos sind. Stärke dazu meinen Glauben, dass ich mich in allem an dich wende und von dir Hilfe erwarte. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr 

Mittwoch, 26. September 2012

Den Glauben nicht erzwingen hl

Losung: Darum will ich ihm die Vielen zur Beute geben, und er soll die Starken zum Raube haben, dafür dass er sein Leben in den Tod gegeben hat. Jesaja 53,12

Lehrtext: Christus spricht: Alles ist mir übergeben von meinem Vater; und niemand kennt den Sohn als nur der Vater; und niemand kennt den Vater als nur der Sohn und wem es der Sohn offenbaren will. Matthäus 11,27

Liebe Leserin, lieber Leser,

möchten Sie / möchtest du mit Gewalt gezwungen werden, zum Islam überzutreten? Natürlich nicht. Niemand will das. Und doch war das in früheren Jahrhunderten der Fall. Erst haben Christen-Heere sogenannte „Heidenvölker” mit Feuer und Schwert „getauft”. Dann haben wiederum Muslime in den von ihnen eroberten Gebieten Christen gezwungen, Jünger des Propheten Mohammed zu werden. Auf beiden Seiten wurde rohe Gewalt eingesetzt, wenn es darum ging, ganzen Völkerscharen die eigene Religion aufzuzwingen. Und dabei meinte man, im Sinne des jeweiligen Gottes zu handeln und ein gutes Werk zu tun. Dass es den Eroberern nicht unbedingt immer um den Glauben ging, sondern um Macht, Land, Sklaven und Bodenschätze ist noch einmal ein Kapitel für sich.
Die heutigen Bibelworte könnten fast so etwas wie eine Rechtfertigung für erzwungene Bekehrungen zum Christentum sein. Aber nur fast. Auf Jesus kann sich dabei aber niemand berufen. Sein Programm heißt: »Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Erdreich besitzen« und »Selig sind die Friedfertigen, denn sie werden Gottes Kinder heißen.« Er hat nicht Böses mit Bösem vergolten. Er ist nicht in letzter Sekunde vom Kreuz gestiegen und hat mit einer Legion Engel alle seine Feinde vernichtet. Vielmehr hat er ausgehalten bis zuletzt, damit die Liebe siegt und nicht der Hass. Und darum ist er nicht nur für seine Freunde gestorben, sondern auch für seine Feinde. Auch sie hat Gott ihm übergeben, doch nicht, um sie hinzurichten, sondern zu versöhnen. Darum heißt es in der Bibel: »Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit sich selber und rechnete ihnen ihre Sünden nicht zu (2. Kor. 5, 18) Seitdem gilt für Christen der Grundsatz: „sine vi sed verbo“ – Man darf einen anderen nur mit dem Wort zum Glauben einladen, aber nie mit Gewalt dazu zwingen.

Gebet: Herr Jesus Christus, ich schäme mich für meine Glaubensgeschwister, die anderen mit Gewalt unseren Glauben aufgenötigt haben. Sie haben damit gegen deinen heiligen Geist gesündigt, den Geist des Friedens und der Versöhnung. Nicht mir hast du Macht über andere gegeben, damit ich sie zu Jüngern mache. Sondern dir sind sie übergeben. Mein Auftrag ist es, sie zum Glauben einzuladen nicht zuletzt durch mein Verhalten. Hilf mir, ein solcher Christ zu sein. Steh zugleich den vielen Christen heute bei, die ihres Glaubens wegen verfolgt werden. Amen

 Herzliche Grüße

Hans Löhr 

Dienstag, 25. September 2012

Seine Gedanken – deine Gedanken hl

Losung: Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der HERR. Jesaja 55,8

Lehrtext: Jesus sprach zu Simon und Andreas: Folgt mir nach; ich will euch zu Menschenfischern machen! Sogleich verließen sie ihre Netze und folgten ihm nach. Markus 1,17-18

Liebe Leserin, lieber Leser,

stimmt’s? Das wäre schön, wenn Gott so denken würde wie man selbst. Wenn er uns in unseren Ansichten und Urteilen bestätigen würde. Dann wären wir immer auf der richtigen Seite. Dann wären wir unfehlbar. Dann hätten alle Zweifel und alle Qualen, welche Entscheidung die jeweils richtige ist, ein Ende. Du bräuchtest keine Erziehung mehr, keine Ausbildung, keine Lehrer, keine Bücher, kein Navi, kein Internet. Du würdest immer alles richtig machen und immer den richtigen Weg finden. Ja, das wäre schön. Oder? – Na ja, wenn alle anderen auch so denken würden, wie Gott, dann wäre das Leben langweilig. Dann gäbe es nichts mehr, worüber es sich zu unterhalten lohnt. Man wüsste doch von vornherein schon worum es geht und was die richtige Antwort ist. Noch schlimmer aber wäre es, wenn andere auch der Ansicht wären, sie würden denken wie Gott, aber kämen zu ganz anderen Ergebnissen als man selbst. Dann gäbe es Mord und Totschlag.
In Pakistan hat eine Minister vor kurzem Terroristen 100.000 Dollar versprochen, wenn sie die Urheber des unsäglichen Mohammed-Videos töten. Dieser Mann meint, er würde denken wie Gott und wäre sein Vollstrecker. Aber auch unter uns gibt es eine Reihe kleiner Herrgötter, die in der Familie und in der Ehe keinen Widerspruch dulden, weil sie sonst nichts zu sagen haben. Notfalls wird dann die eigene Meinung mit Gebrüll und Gewalt durchgesetzt.
Auch die Wege Jesu waren andere, als die der Menschen zu seiner Zeit. Das hat ihn mit ihnen in Konflikt gebracht. Sie duldeten nicht, dass jemand ihre Wege durchkreuzt und eigene, andere Gedanken von Gott und den Menschen hat. So wurde er unter anderem wegen Gotteslästerung ans Kreuz geschlagen.
Er selbst hat niemand gezwungen, so zu denken wie er und seinen Weg mitzugehen. Er hat damals Simon und Andreas eingeladen, ihm zu folgen und er lädt jetzt auch dich und mich dazu ein. Es bleibt unsere freie Entscheidung, ob wir unser Leben mit ihm teilen und seine Wege mitgehen wollen.

Gebet: Herr, du weißt, wie oft ich mich schon geirrt habe. Du weißt, wie oft ich schon auf dem Holzweg war. Ich danke dir, dass du mich nicht in mein Unglück hast rennen lassen, sondern mich behutsam immer wieder zur Besinnung gebracht hast. Mach mich anderen gegenüber tolerant und nachsichtig, wenn sie eine andere Meinung vertreten als ich. Nicht meine Gedanken und meine Wege sollen gelten, sondern deine. Daran will ich mich orientieren, damit ich mich im Leben zurecht finde. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr 

Montag, 24. September 2012

Töpfer, Ton und Rechtfertigung hl

Losung: Siehe, wie Ton in der Hand des Töpfers, so seid ihr in meiner Hand. Jeremia 18,6

Lehrtext: Gott ist's, der in euch wirkt beides, das Wollen und das Vollbringen, nach seinem Wohlgefallen. Philipper 2,13

Liebe Leserin, lieber Leser,

warum sind die meisten unserer Teller rund und nicht eckig? Wären sie eckig, würden sie besser, weil platzsparender, in die Küchenschränke passen. Die runde Form erinnert noch an die Töpferscheibe, auf der einst Jahrtausende lang die Teller gedreht worden sind. In jener langen Geschichte haben Töpfer aus Tonerde herrliche Gefäße gedreht, aber auch Alltagsgegenstände. Und wenn ihnen ein Gefäß misslungen ist, haben sie, solange der Ton noch feucht war, wieder einen Klumpen daraus gemacht und einen neuen Versuch gestartet. Es lag allein in der Hand des Töpfers, was aus dem Ton geworden ist.
Martin Luther schreibt: »So ist denn der Mensch dieses Lebens Gottes bloßer Ton (Material) zu dem Leben seiner künftigen (vollendeten) Gestalt … Bis dahin befindet sich der Mensch in Sünden und wird tagtäglich zunehmend gerechtfertigt oder verunstaltet.« Ein Töpfer formt aus einem schlechten Ton kein gutes Gefäß. Und Gott macht aus einem Sünder keinen Heiligen. Es sei denn, dass Jesus Christus an unsere Stelle tritt und sich dafür hergibt, dass Gott dich mit ihm (dem „Jesus-Ton”) vollenden kann. Das heißt in der Sprache der Bibel „Rechtfertigung” und geschieht allein dadurch, dass du auf diesen Jesus vertraust.
Zugegeben, kein einfacher Gedanke. Aber die „Rechtfertigung des Sünders allein aus dem Glauben”, von der der Apostel Paulus schreibt, und die das Kernstück der Reformation von Martin Luther bildet, ist einfacher wohl nicht zu haben.
 Gebet: Allmächtiger Schöpfer und barmherziger Vater, Du kennst meine Schwächen und weißt, dass ich nicht aus eigener Kraft der Mensch sein kann, der ich vor dir und den Menschen sein möchte. Da tut es gut, aus deinem Wort zu hören, dass du mich in meinem Wollen unterstützt und einmal zu einem guten Ende bringen wirst, was hier auf der Erde begonnen hat. Amen

Herzliche Grüße und alle guten Wünsche für die neue Woche!

Hans Löhr


Sonntag, 23. September 2012

Eine erstaunliche Glaubensgeschichte Teil 1 hl

Predigt von Hans Löhr beim Feldgottesdienst in Liebersdorf.

Liebe Gemeinde,

wohl die meisten von uns haben als Kind das Glaubensbekenntnis gelernt, im Religionsunterricht oder im Konfirmandenunterricht oder im Firmunterricht. Die Absicht dahinter war, dass wir es lernen sollten, an Gott zu glauben. Seitdem haben wir das Glaubensbekenntnis schon oft im Gottesdienst gesprochen: »Ich glaube an Gott den Vater, den allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde.« Aber was heißt das? An welchen Gott glaubst du? Ist er die Energie, der Urknall, aus der alles hervorgegangen ist: Das ganze Universum mit seinen Milliarden von Sonnen, Planeten und Galaxien? Ist er eine Kraft, die sich in der Natur zeigt? Oder eine unpersönliche Macht? Oder glaubst du an einen persönlichen Gott, an den Vater im Himmel, wie Jesus ihn uns gezeigt hat? Glaubst du, dass er eine persönliche Beziehung zu dir hat und will, dass auch du eine persönliche Beziehung zu ihm hast?
Ich meine, wie jemand glaubt, so betet er auch. Ist dir Gott fern und hat mit deinem alltäglichen Leben nichts zu tun, dann wirst du mit dem Mund das Vaterunser oder den Psalm 23 oder andere vorformulierte Gebete sprechen. Ist dir aber Gott nahe, dann wirst du mit dem Herzen und mit eigenen Worten beten. Dann sagst du vielleicht: „Guter Gott, du kennst dieses Problem von mir. Ich braucht jetzt dringend deine Hilfe. Lass mich spüren, dass du da bist und mich nicht im Stich lässt.« Wenn du so mit eigenen Worten betest, dann gehst du auch davon aus, dass Gott dich hört und in dein Leben eingreifen kann. Dann hast du eine persönliche Beziehung zu ihm. Wer so glaubt wie es Jesus gesagt hat, der hält nicht irgendwelche klugen Sätze für wahr, sondern hat ein persönliche vertrauensvolle Beziehung zu seinem himmlischen Vater.
In der Bibel, im Evangelium des Markus steht die Geschichte, wie ein Vater sein epilepsiekrankes Kind zu Jesus bringt, damit er es heile. Er sagt zu Jesus: »Wenn du etwas kannst, so hab Mitgefühl mit uns und hilf uns!«. Und Jesus antwortet: »Was soll das heißen, wenn du etwas kannst? Alle Dinge sind möglich dem, der glaubt.« Darauf der Vater: »Herr, ich glaube. Hilf meinem Unglauben!« Mit anderen Worten: »Jesus, ich traue dir zu, dass du es kannst. Stärke mein Vertrauen.« Danach heilt Jesus das Kind.
Aus dieser Geschichte ergibt sich für uns die Frage: »Was traust du, was traue ich Gott zu? Je mehr Sorgen ich habe, desto geringer ist mein Gottvertrauen und umgekehrt. Je mehr ich Gott zutraue, desto mehr erlebe ich, wie er mich leitet und mir hilft.
Aber was ist, wenn mein Gebet, wenn meine Wünsche nicht in Erfüllung gehen? Ich glaube, Gott ist nicht dann für mich, wenn er mir in allem meinen Willen lässt, sondern wenn sein Wille zu meinem Besten geschieht.
Was Glaube bewirken kann, möchte ich zuletzt an einer Zeitungsmeldung vom 15. August dieses Jahres zeigen. Damals wurde berichtet, dass ein 70 jähriger Rentner beim Bergwandern 15 Meter tief in eine Gletscherspalte gefallen ist. Er landete auf einem schmalen Vorsprung von zwei Quadratmetern. Vor ihm ging es weiter in die Tiefe. Beim Sturz hatte er sich das Becken gebrochen. Aber in der Kälte im Gletschereis spürte er keine Schmerzen. Er machte sich aus seinen Wanderstöcken einen Sitz, damit er nicht weiter abstürzte, wenn er einmal ein wenig eingenickt war. Er rationierte seine Nahrung, sammelte Schmelzwasser in seiner Trinkflasche und hüllte sich in seine Rettungsdecke ein. Von 10:00 Uhr bis 16:00 Uhr hat er um Hilfe gerufen: einen Tag, zwei Tage, drei Tage – insgesamt sechs Tage lang hat er gerufen. Dann haben ihn andere Bergwanderer gehört, und er wurde gerettet.
Später fragte ihn ein Reporter: »Wie haben Sie denn die vielen Tage da unten in der Gletscherspalte überlebt?« Und der Rentner antwortete: »Ich habe von Pfirsichen geträumt und davon, dass ich heiße Schokolade trinke. Ich habe meine Hände unter meine Achseln gesteckt und in meinen Anorak geatmet. Ich hab versucht, nur zu dösen und nicht zu schlafen, damit ich nicht abstürzte. Ich wollte unter allen Umständen meine Kinder wieder sehen. Vor allem aber habe ich gebetet. Mein Glaube hat mir geholfen, zu überleben. Ich hab die Hoffnung nie aufgegeben, dass ich mit Gottes Hilfe gerettet werde. Sobald ich wieder gesund bin, werde ich aus Dankbarkeit eine Wallfahrt machen.«
Liebe Gemeinde, das ist eine ungewöhnliche Geschichte, wie diesem Mann der Glaube geholfen hat, in einer schier ausweglosen Situation zu überleben. Aber es gibt, wenn man sich erst einmal dafür interessiert, viele solcher Geschichten. Ich selbst habe welche erlebt und ich bin überzeugt, dass auch hier unter uns einige sind, die ähnliche Geschichten erzählen können, wie ihnen der Glaube geholfen hat.

Wir brauchen solche Glaubensgeschichten, die uns Mut machen, wieder neu auf Gott zu vertrauen. Wir brauchen solche Glaubensvorbilder, die uns zeigen, wie man das macht. Entscheidend aber ist, dass wir unser eigenes Leben an jedem Tag neu mit Gott zusammensehen. Dass wir mit ihm den Tag beginnen und mit ihm den Tag beschließen. Wenn wir so mit Gott leben, dann wissen wir auch, was wir sagen, wenn wir gemeinsam sprechen: »Ich glaube an Gott den Vater, den allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde.« Amen



Samstag, 22. September 2012

Gib mir Schutz (Gimme Shelter) hl

Losung: Du bist mein Schutz und meine Zuflucht, mein Heiland, der du mir hilfst vor Gewalt. 2.Samuel 22,3

Lehrtext: Seid stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke. Epheser 6,10

Liebe Leserin, lieber Leser,

einer der musikalisch besten Songs der Rockgruppe Rolling Stones ist „Gimme Shelter“ (Gib mir Schutz). Darin singt Mick Jagger:
»Ein Sturm bedroht mein Leben. Wenn ich keinen Schutz bekomme, werde ich umkommen.
Krieg, Kinder, ist nur einen Schuss entfernt
Vergewaltigung, Mord - nur einen Schuss entfernt
Ich sag dir: die Liebe, Schwester, ist nur einen Kuss entfernt«

Das Gefühl, bedroht zu sein, kennt jeder von uns. Und darum auch die Frage: Was gibt mir Schutz? Versicherungen schützen nicht vor den Gefahren des Lebens. Sie können höchstens die Folgen eines Unglücks lindern. Auch Geld, Polizei, Militär und die ins Gerede gekommenen Geheimdienste können Gewalt, Mord und Krieg nicht wirklich verhindern.
Die heutige Tageslosung weist auf einen anderen Schutz hin: »Du, Herr, bist mein Schutz und meine Zuflucht, mein Heiland, der du mir hilfst vor Gewalt.« Ein solches Gottvertrauen dämpft die Wellen der Angst und lässt dich wieder ruhig werden. Mick Jagger singt: »Liebe, Schwester, ist nur einen Kuss entfernt«. Ja, das stimmt. Aber bietet solche Liebe wirklich Schutz vor Gewalt? Ich möchte stattdessen sagen: »Gott, Schwestern und Brüder, ist nur ein Gebet entfernt«. Wer soll mich besser schützen können, als der Schöpfer des Universums? Durch ihn fasse ich Mut. Er macht mich innerlich stark, dass ich auch vor äußeren Widerständen nicht einknicke. »In der Macht seiner Stärke« (Lehrtext) kann ich die Herausforderungen in meinem Leben bestehen.

Gebet: Herr, du bist mein Schild und mein Schutz, meine Burg und der Fels auf dem ich stehen kann. Du machst mich zuversichtlich bei allem, was das Leben bringen wird. Du schenkst mir Lebensmut, um den Kampf gegen das Böse aufzunehmen. Amen

Herzliche Grüße und ein gesegnetes Wochenende!

Hans Löhr 

Freitag, 21. September 2012

Ganz nahe möcht ich bleiben ebl

Losung: Du bist meine Zuversicht, HERR, mein Gott, meine Hoffnung von meiner Jugend an. Psalm 71,5

Lehrtext: Dieses kostbare Gut, das dir anvertraut ist, bewahre durch den Heiligen Geist, der in uns wohnt. 2.Timotheus 1,14

Liebe Leserin, lieber Leser,

wir haben Kinder in unserer Gemeinde, die schon im 'Maxicosy' (kleine, tragbare Kinderwippe) von ihren Eltern in den Wichtelgottesdienst gebracht werden. Dann wandern sie mit fünf, sechs Jahren hinüber in die 'Sonntagskinder' und in den 'Kinderlichtblick' und in die 'Jungschar' - und plötzlich sind sie Teenager und bereiten sich auf ihre Konfirmation gemeinsam mit uns vor. Ich kann nicht in ihr Herz schauen, aber manches von diesen Kindern würde bestimmt die heutige Losung mitsprechen können: "Du bist meine Zuversicht, HERR, mein Gott, meine Hoffnung von meiner Jugend an." (Altes Testament, Psalm 71, Vers 5).
Bei mir daheim war das zum Glück auch so: Kirche und Gottesdienst als Raum dafür, dass ich Gott begegnen konnte, haben schon immer zu meinem Leben dazu gehört. Und in der düstersten Zeit, als meine Mutter schwer krank geworden und nach einigen Jahren gestorben ist, war das für mich ein großer Halt.

Im Lehrtext werden wir heute motiviert und ermutigt zugleich: "Bewahre die Lehre, die dir anvertraut worden ist! Der Geist Gottes, der uns geschenkt wurde, wird dir die Kraft dazu geben." ('Gute Nachricht für dich, 2.Brief von Paulus an Timotheus, Kapitel 1, 14) Das würde ich gerne mein Leben lang tun, 'die Lehre bewahren', also das Evangelium von Jesus Christus im Herzen behalten. Doch ich weiß, dass mein Vorsatz nicht reicht. Darum bete ich:

Gebet: "Gott, ich möchte ganz nah dran bleiben an dir und an deinem Wort. Schenke du mir dafür die Aufmerksamkeit, die nötige Gelassenheit und das Durchhaltevermögen. Nichts trägt auf lange Sicht so sicher wie das Vertrauen in dich. Danke, dass wir dich kennen und mit dir leben dürfen. Amen."

Einen guten Start in ein erholsames Wochenende
wünscht dir und Ihnen
deine / Ihre
Elfriede Bezold-Löhr

Donnerstag, 20. September 2012

Gott redet ebl

Losung: Aus Zion bricht an der schöne Glanz Gottes. Unser Gott kommt und schweiget nicht.
Psalm 50,2-3

Lehrtext: Jesus ließ sich taufen von Johannes im Jordan. Und alsbald, als er aus dem Wasser stieg, sah er, dass sich der Himmel auftat und der Geist wie eine Taube herabkam auf ihn. Und da geschah eine Stimme vom Himmel: Du bist mein lieber Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen.
Markus 1,9-11

Liebe Leserin, lieber Leser,

es kommt mir vor, als ob Gott es uns einschärfen wollte: Er ist keine stumme Gottheit, die wir nach festen Ritualen anbeten sollen, sondern er ist ein lebendiger Gott. Schon gestern ging es in der Losung und im Lehrtext darum, dass Gott spricht. Nicht zu sich selbst, sondern zu uns und mit uns. Wir sind ihm wichtig, er sucht zu uns die Verbindung. Die Losung heute sagt es noch einmal: "Aus Zion bricht an der schöne Glanz Gottes. Unser Gott kommt und schweiget nicht." (Altes Testament, Psalm 50, Verse 2-3).
Im Neuen Testament können wir nachlesen, was Jesus - und durch ihn spricht ja auch wieder Gott! - den Leuten damals und uns heute zu sagen hat. Bevor er aber damit beginnt, von seinem himmlischen Vater zu erzählen, meldet der sich selbst zu Wort - just in dem Augenblick, als Jesus aus dem Jordan wieder auftaucht und ans Ufer watet, nachdem ihn Johannes dort im Fluss getauft hat. "Als Jesus nach der Taufe aus dem Wasser gestiegen war, sah er, wie sich der Himmel über ihm öffnete und der Geist Gottes wie eine Taube auf ihn herab kam. Gleichzeitig sprach eine Stimme vom Himmel: 'Du bist mein geliebter Sohn, der meine ganze Freude ist.'" (Neues Testament, Evangelium von Markus, Kapitel 1, Verse 9-11)

Gebet: "Gott, unser Vater, du redest mit uns. Auch heute. Mir gegenüber manchmal in einer inneren Stimme, die ich nicht überhören kann. Danke dafür, dass du ein lebendiger Gott bist und dass ich dir wichtig bin. Mach mich hellhörig für dich und für das, was du mir zu sagen hast. Danke."

Vielleicht macht die Losung uns ja heute überraschend hellhörig?

Ihre / deine

Elfriede Bezold-Löhr

Mittwoch, 19. September 2012

Die Macht des Wortes ebl

Liebe Leserin, lieber Leser,

gestern Morgen musste ich früh aus dem Haus. Auf dem Weg zum Auto kam eine Sommersdorferin auf ihrem Rad vorbeigesaust, um die Kirche aufzuschließen. Als sie mich gesehen hat, rief sie mir ein fröhliches 'Guten Morgen' zu. Der Tag fing mit diesem kleinen, fröhlich gerufenen Gruß wunderbar für mich an. Im Auto dachte ich mir noch: "Wie viel hängt doch oft von ein paar lieben Worten ab. So, wie mich scharfe Sätze verletzen können, so richten mich freundliche und gute Worte auf und setzen ein positives Vorzeichen vor einen ganzen Tag."

Wenn schon unser 'Menschenwort' so mächtig ist - wie viel mehr wirkt dann das, was Gott sagt? "Ich bin der HERR. Was ich rede, das soll geschehen." So lesen wir es in der heutigen Losung, einfach und klar. (Altes Testament, Buch des Propheten Hesekiel, Kapitel 12, Vers 25)

Auch bei Jesus war es so, dass er allein mit dem, was er gesagt hat, Wunderbares bewirken konnte. Jesus konnte nicht  nur seelische Wunden, sondern auch Krankheiten heilen, indem er sie 'besprach'. "Herr (Jesus), sprich nur ein Wort, so wird mein Knecht gesund", weiß der Hauptmann, dessen treuer Angestellter krank daheim auf der Matte liegt. (Neues Testament, Evangelium des Matthäus, Kapitel 8, Vers 8). Was für ein Vertrauen in die Möglichkeiten von Jesus schwingt in dieser Bitte mit!

Gebet: "Gott, mein Vater, ein solches Vertrauen in deine Möglichkeiten möchte ich auch in mir haben. Hilf mir, dass ich darin wachsen kann. Hilf mir aber bitte auch, dass ich 'behutsam' mit dem bin, was ich selber sage. Halte du  mir im Gedächtnis, wie mächtig Worte auch zwischen mir und anderen Leuten wirken können. Danke, Gott."

Ich wünsche dir, dass dir heute viele Leute freundlich oder sogar liebevoll begegnen.

Deine / Ihre Elfriede Bezold-Löhr

Dienstag, 18. September 2012

Er kriegt es auf die Reihe! ebl

Losung: Lasst uns mit Danken vor sein Angesicht kommen und mit Psalmen ihm jauchzen! Denn der HERR ist ein großer Gott. Psalm 95,2-3

Lehrtext: Jesus sprach: Gebt Gott, was Gottes ist! Markus 12,17

Liebe Leserin, lieber Leser,

am Sonntag Abend war ich eingeladen, in einer Schwabacher Gemeinde zu predigen. Um neunzehn Uhr sollte es losgehen, um kurz vor achtzehn Uhr bin ich losgefahren. Ich war kaum auf der A 6, als ich auch schon fast stand. Die Autoschlange vor mir war endlos lang und ich fühlte eine leise Panik in mir hochkriechen. "Schaffe ich das noch? Komme ich noch rechtzeitig? Wie kann ich den wartenden Pfarrer dort erreichen, der sicher bald von einem Bein auf's andere tritt?" Irgendwann war klar: Das schaffe ich, wenn überhaupt, nur noch mit Müh' und Not. "Ob du dich aufregst oder nicht, es ändert nichts. Wenn Gott das will, schaffst du es noch. Wenn nicht, dann hast du eben heute Abend unfreiwillig frei." Das habe ich mir gesagt und von da an ging es mir besser.
Was soll ich euch sagen? Ich kam vor dem Schwabacher Gemeindezentrum exakt eine Minute vor neunzehn Uhr an und der Abend mit den Leuten dort war reich gesegnet. Ich kann noch heute die Losung für diesen Tag aus tiefster Seele mitsprechen: "Lasst uns mit Danken vor Gottes Angesicht kommen und mit Psalmen ihm jauchzen! Denn der HERR ist ein großer Gott." (Altes Testament, Psalm 95,2-3)

Ich habe einmal mehr gemerkt, wie gut es mir tut, die Dinge wirklich an Gott abzugeben, die ich nicht (mehr) in der Hand habe. Darauf liegt wirklich Segen. Vielleicht hatte Jesus auch solche Situationen wie meine am Sonntag Abend im Kopf, als er gesagt hat: "Gebt Gott, was Gottes ist!" (Neues Testament, Evangelium nach Markus 12,17)

Gebet: "Gott, danke für diese gute Erfahrung. Mach uns mutig in dem Vorhaben, dir unsere ganz alltäglichen Abläufe anzuvertrauen und auch in Notsituationen darauf zu vertrauen, dass du uns im Blick hast und für uns sorgst, wo wir am Ende unserer Möglichkeiten sind. Amen."

Einen guten Tag wünscht dir und Ihnen
deine / ihre Elfriede Bezold-Löhr



Montag, 17. September 2012

Gnade vor Recht ebl

Losung: Wenn sich der Ungerechte abkehrt von seiner Ungerechtigkeit, die er getan hat, und übt nun Recht und Gerechtigkeit, der wird sein Leben erhalten. Hesekiel 18,27

Lehrtext: Die Geduld unseres Herrn erachtet für eure Rettung. 2.Petrus 3,15

Liebe Leserin, lieber Leser,

diese neue Woche beginnt mit einer sehr ernsten 'Ansage': Es ist Gott nicht egal, wie wir leben. Wir müssen davon ausgehen, dass er unseren Weg als verantwortungsvoller Vater sehr aufmerksam begleitet. Wenn ich mich schuldig mache, sieht er es sehr wohl. Das könnte mich jetzt mächtig unter Druck setzen. Aber ich vertraue darauf, dass mein Vater ein Gott der zweiten Chance ist. Wie heißt es in der heutigen Losung? "Wenn ein Mensch, der immer Böses getan hat, sich davon abkehrt und das Rechte tut, dann rettet er dadurch sein Leben." (Altes Testament, Buch des Propheten Hesekiel, Kapitel 18, Vers 27).
Gott handelt mir gegenüber nach dem Grundsatz: 'Gnade vor Recht'. Er will nicht, dass ich ihn aus den Augen verliere im Lauf meines Lebens, sondern er will mein Vertrauen gewinnen und meine wachsende Liebe. Dabei legt er eine erstaunliche Geduld an den Tag.
Im zweiten Petrusbrief wird eben diese Geduld Gottes als ein Grund dafür genannt, dass sich unsere Erde heute noch dreht. "Unser Herr zögert nur aus Geduld, damit ihr gerettet werdet!", schreibt Petrus den Menschen, die sich Gedanken um die Frage machen, wann Jesus in diese Welt zurückkehrt im Zug eines letzten Gerichtes und sie erlöst und als sein Reich einnimmt. (2.Brief des Petrus, Kapitel 3, Vers 15)

Gebet: "Gott, du machst mir klar, dass deine Gebote auch heute Richtschnur für mein Leben sein sollen. Verzeih mir, wenn ich dich verletzt habe dadurch, dass ich gegen deinen Willen gehandelt habe. Hilf mir in den Augenblicken, wo ich meine, dass deine Gebote viel zu weltfremd sind. Bitte zeige mir, wie ich heute, an diesem Montag, als ein gläubiger Mensch nach deinen Vorstellungen leben kann. Amen."

Einen guten Start in diese neue Woche
wünscht dir und Ihnen

Deine / Ihre Elfriede Bezold-Löhr

Sonntag, 16. September 2012

Mirco - Der Glaube trägt! hl

Lichtblickpredigt von Hans Löhr 
Wie Mircos Eltern die Katastrophe überlebt haben

Liebe Freunde,

auch heute Morgen sind wieder Menschen unter uns, die gerade eine schwere Zeit durchmachen. Für sie ist diese Predigt in erster Linie gedacht. Doch das Thema „Der Glaube trägt” geht uns alle an. Die meisten von uns waren schon in Situationen, wo sie Hilfe von außen und Kraft von oben gebraucht haben. Und wahrscheinlich werden wir alle auch künftig in eine Lage kommen, wo dies nötig ist. Da ist es dann gut zu wissen, dass der Glaube trägt.
Am 7. September war in der Fränkischen Landeszeitung ein Artikel mit der Überschrift „Vergeben und weiterleben – wie Mircos Eltern damit fertig werden, dass ihr Sohn nie mehr wieder kommt.” Anlass war das neu erschienene Buch „Mirco”, in welchem Sandra und Reinhard Schlitter ihre Erfahrungen mit dem Verbrechen an ihrem Sohn verarbeitet haben. Das Ehepaar hatte vier Kinder: Alexander, Julia, Mirco und Judith. Am 03.09.2010 haben sie Mirco verloren. Doch erst nach 145 Tagen hatten sie endgültig die traurige Gewissheit, dass er tot ist. Da wurde der Mörder gefasst und Mircos Leiche gefunden. Ich werde hier nicht über die Einzelheiten dieses Verbrechens berichten. Wer möchte, kann das alles in dem Buch „Mirco” nachlesen. Mich hat es so sehr beeindruckt und berührt, dass ich es in einem Zug durchgelesen habe.
In dieser Predigt geht es mir vor allem um den Glauben der Eltern und darum, wie er sie getragen hat und noch immer trägt. Beide sind Mitglied einer evangelischen Freikirche und seit Kindertagen gläubig. Ich werde im Folgenden hauptsächlich Sandra und Reinhard Schlitter selbst zu Wort kommen lassen. Sie schreiben:
»Wenn dieser ganze Irrsinn von Mircos Tod doch noch irgendeinen Sinn haben sollte, dann vielleicht diesen: Dass wir davon erzählen, wie das Leben nach einem solchen Schlag weitergehen kann; dass wir unsere Erfahrungen weitergeben, die anderen Menschen vielleicht ein Licht in dunklen Stunden sein können. Dass bei allem Unbegreiflichen, was uns im Leben widerfährt, noch Platz ist zur Hoffnung und Vergebung. Und dass wir nicht an der Frage zerbrochen sind, warum Gott so etwas zulässt, sondern von ihm durch diese ganze Zeit getragen worden sind.«
Nachdem klar war, dass ihr Sohn einem Verbrechen zum Opfer gefallen war, waren es drei Dinge, die dem Ehepaar Schlitter halfen, Schock und Sprachlosigkeit überwinden:
Zum einen haben sie bereitwillig und intensiv mit der Polizei zusammengearbeitet. Reinhard Schlitter sagt: »Neben den Beamten des Opferschutzes haben uns die Leute von der Sonderkommission Mirco tief beeindruckt und geholfen: Durch ihre Professionalität, ihren unermüdlichen Einsatz, ihr Mitgefühl und die manchmal gnadenlose, aber doch wohltuende Offenheit ihrer Mitteilungen. So sagte der leitende Kommissar zu uns: „Ich bringe Ihnen Ihr Kind zurück. Ich kann Ihnen nur keine Hoffnung machen, dass Mirco noch lebt.” Gerade diese schonungslose Offenheit war der Schlüssel für uns, dem Kommenden vorbereitet ins Auge zu sehen und unsere Energie nicht auf illusionäre Rettungsfantasien zu verschwenden. So brutal sie war: Die Wahrheit war für uns die beste Chance, das Geschehene zu begreifen.«
Das zweite, was den Schlitters geholfen hat, war, dass sie sich ganz bewusst einander zugewandt haben. Sie haben sich versprochen, einander keine Vorwürfe zu machen, sich gegenseitig keine Schuld zuzuschieben. Sie waren von Anfang an bereit, sich jedes mögliche Versäumnis zu vergeben. So haben sie Seite an Seite die Katastrophe durchschritten, haben sich gegenseitig gestützt und unterstützt, haben das Eheversprechen eingelöst, in guten wie in bösen Tagen füreinander einzustehen. Viele Ehen und Familien zerbrechen in einer solchen Katastrophe auch, weil sich jeder in die Einsamkeit seiner Verzweiflung zurückzieht und in Selbstvorwürfen wie in Vorwürfen gegenüber dem andern ertrinkt. Sandra und Reinhard Schlitter wussten, dass das einsame Grübeln nur in eine Abwärtsspirale führt, aus der es kein Entrinnen gibt. Auch blieben sie offen und gesprächsbereit für ihre Kinder, die eigenen Eltern und nahestehende Freunde. Und sie machten sich immer wieder klar: Was geschehen ist, ist geschehen. Wir können es nicht mehr ändern. Aus und vorbei.
Das Wichtigste aber, das ihnen half, die Katastrophe zu überleben, war ihr Glaube und dabei vor allem das Gebet. Sie beteten allein, jeder für sich. Sie beteten als Ehepaar miteinander. Sie beteten mit ihren Kindern. Und regelmäßig an den Abenden dieser schweren Zeit mit einem kleinen Kreis von Menschen, die ihnen besonders nahe standen. D.h. sie redeten nicht nur mit anderen Menschen, sondern waren auch mit Gott in einem intensiven Gespräch.
Sandra Schlitter sagt: »Was uns von Anfang an Halt gegeben hat, war das Vertrauen auf Gott: „Herr, wir wissen, du wirst uns helfen, egal, was passiert ist. Du wirst uns beistehen.” Ich hatte das Grundvertrauen: Gott ist da! Er weiß, wo wir sind. Er weiß, wie wir fühlen. Wir sind nicht allein.«
Und dann haben die beiden auch gespürt, wie sie vom Gebet so vieler Menschen um sie herum getragen wurden wie von einer Welle. Sandra sagt: »Das ist eine Kraft, die man zum Überleben braucht, wenn die Verzweiflung jeden Morgen neu an die Haustür klopft. Diese Kraft haben wir noch nie so gefühlt wie in diesen Tagen.« Und ihr Mann Reinhard ergänzt: »Wir sind fest davon überzeugt, dass kein Gebet wirkungslos ist. Gott hört alle Bitten, Anliegen und Wünsche, die an ihn herangetragen werden. Wenn er auch oftmals nicht so darauf antwortet, wie wir es gern gehabt hätten – er reagiert immer. Und kein Wort, das an ihn gerichtet wird, geht einfach verloren oder verpufft im All. Zu wem sonst hätten wir gehen sollen, der nicht ebenso hilf- und ratlos gewesen wäre wie wir selbst?«
Aber die beiden haben, wie gesagt, nicht allein gebetet. In ganz Deutschland, ja weltweit haben Menschen an ihrem Schicksal Anteil genommen. Eine Nachbarin sagte zu ihrer konfessionslosen Bekannten: „Du könntest jetzt endlich auch mal für Mirco beten.” Am nächsten Tag rief die Bekannte die Nachbarin an: „Du, ich hab's wirklich getan, nach vielen Jahren hab ich zum ersten Mal wieder gebetet.”
Auch die vielen kleinen Gesten der Nächstenliebe, die die Familie in dieser Zeit bekommen hat, haben ihr gut getan: Das Verständnis der Arbeitgeber, dass die Eltern auf unbestimmte Zeit nicht zur Arbeit gehen konnten, die Hilfe für die Kinder von Seiten der Schule, die vielen Hilfsangebote von allen Seiten.
Zum Weiterleben geholfen hat auch die Rückkehr in den Alltag. Die Mutter sagt: »Es ist die Kraft der Routine und der Beschäftigung, die uns in der absoluten psychischen Ausnahmesituation auf den Beinen gehalten hat. Nach meiner Erfahrung sollten in solchen Zeiten Bügelbretter von der Krankenkasse bezahlt werden. So etwas kann hilfreicher sein als die tollste Psychopille.«
Doch zum Glauben, der die Schlitters getragen hat und trägt, gehört auch die Bereitschaft, dem Mörder ihres Kindes, einem 45-jährigen Familienvater aus dem Nachbardorf,  zu vergeben. In einem Zeitungsinterview sagte der Reporter: »Der Täter hat nicht nur Ihr Kind getötet. Er hat auch Ihren Fernsehappell ignoriert, in dem Sie ihn baten, mitzuteilen, wo sie Mirco finden können. Selbst vor Gericht hat er zu seiner Tat geschwiegen, obwohl Sie sich wünschten, er möge Licht ins Dunkel bringen. Viele Menschen würden urteilen, dieser Mann habe keine Vergebung verdient.«
Darauf antwortete Reinhard Schlitter: »Wenn ich allein meiner Natur als Mensch folgte, könnte ich nur fordern, Gleiches mit Gleichem zu vergelten. Aber den Mörder zu töten gibt mir keinen Frieden; ihm zu vergeben dagegen schon. Ob er über die Gefängnisstrafe hinaus einst zur Rechenschaft gezogen wird, das überlasse ich Gott. Er kann als Einziger den Wert eines Menschen beurteilen. Es befreit ungemein, diese Entscheidung an Gott abzugeben.«
Und seine Frau Sandra sagt zum selben Thema: »Wir wollen den Wahnsinn der Tat nicht noch dadurch belohnen, dass wir in die Gefahr geraten, uns zu vergessen und Gleiches mit Gleichem zu vergelten. Wir wollen unsere Herzen nicht von diesen negativen Gefühlen vergiften lassen. Wir wollen nicht, dass das Böse in uns noch einmal triumphiert. Deshalb haben wir den Täter ganz bewusst vergeben. Wir tun ihm nicht den Gefallen, den er offensichtlich in seinem Innersten ersehnt, ihn zu verdammen. Nein, er ist ein belasteter Mensch, der nicht wusste, wohin mit seiner Last. Wir dagegen wissen das, und wir beten für ihn, dass auch er das erkennt und zu sich kommt.«
Und schließlich stellte sich auch den Eltern die Frage, warum Gott dieses Verbrechen zugelassen hatte. Klar und deutlich sagt die Mutter: Nicht Gott ist dafür verantwortlich, sondern jeder Mensch »trägt die Verantwortung für sein Leben und für seine Entscheidungen selbst.«. Und sie fährt fort. »Keine bohrende Frage nach dem Warum und keine Antwort darauf kann uns letztlich über Mircos Verlust hinweghelfen. Wir haben immer nur die Gegenwart, den Moment, das Jetzt, das wir gestalten können. Und das wollen wir nicht in Trauer und Hass leben, auch nicht ständig rückwärtsgewandt, sondern jetzt, in diesem Augenblick das Leben feiern mit all dem Guten, dass wir noch haben – und das ist viel. Das Gute macht das Leben lebenswert – auch wenn der Schmerz über Mirco immer bleiben wird.« Und schließlich sagt sie: »Ich lasse zu, dass ich das, was passiert ist, einfach annehme. Ich will in tiefster Überzeugung sagen können: Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Der Gedanke, dass es Mirco bei Gott besser geht als je zuvor … gibt uns mehr Trost als man in Worte fassen kann. Und natürlich die Aussicht, dass wir ihn dort wieder sehen werden.«
Nachdem die Schlitters zu einem Gespräch bei Beckmann im Fernsehen waren, haben viele Zuschauer sie wissen lassen, dass sie ermutigt worden sind von ihrem Willen, trotz dieser schrecklichen Tat weiter positiv zu denken, ermutigt vom Bestreben, ihr Leben weiterhin in die Hand zu nehmen ohne in Depression zu versinken, ermutigt von ihrer Überzeugung, auf Rachegedanken zu verzichten. Reinhard Schlitter sagt dazu: »Wenn diese Menschen im Fernsehen genau zugehört haben, haben sie mitbekommen, dass wir das nicht aus eigener Kraft zu angepackt haben. Es ist die Kraft unseres Gottes, die das möglich macht. In der Bibel wird uns zugesagt: „Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.”
Ja, liebe Freunde, der Glaube trägt. Viele hier können das aus eigener Erfahrung bestätigen. Aber wenn eine große Katastrophe eintritt, geraten wir doch ins Wanken. Da ist es dann gut, wenn wir uns erinnern, wie andere Menschen in einer ähnlichen Situation reagiert haben, wie sie gekämpft, gebetet und geglaubt haben so, wie es in einem alten Lied heißt:  „Wenn alles bricht, Gott verlässt uns nicht, größer als der Helfer ist die Not ja nicht.” 
Amen

Samstag, 15. September 2012

Gott lebt! hl

Losung: Der HERR lebt! Gelobt sei mein Fels! Psalm 18,47

Lehrtext: Kommt zu Jesus Christus als zu dem lebendigen Stein, der von den Menschen verworfen ist, aber bei Gott auserwählt und kostbar. 1.Petrus 2,4

Liebe Leserin, lieber Leser,

am schwarzen Brett einer amerikanischen Universität war ein Zettel angebracht. Auf dem stand: „Gott ist tot!” Unterschrift: „Friedrich Nietzsche”. Am nächsten Tag stand auf dem selben Zettel mit Kugelschreiber darunter geschrieben: „Nietzsche ist tot!” Unterschrift: „Gott”. Der Pfarrersohn Friedrich Nietzsche war ein bedeutender deutscher Philosoph des 19. Jahrhunderts. Für ihn waren die Kirchen nichts anderes als die Grabmäler und Grüfte Gottes. Nietzsche ist vor 112 Jahren gestorben. Und Gott?
Dass Gott, der Herr, lebt, ist für glaubende Menschen keine Frage. Erst gestern habe ich wieder einen Anruf bekommen, dass ein Gebet in schier auswegloser Lage auf wunderbare Weise erhört worden ist. Doch es genügt nicht, dass du dir von anderen sagen lässt, dass Gott lebt. Du musst das selbst erleben. Und du wirst es erleben, wenn dir etwas am Glauben liegt und du Gott jeden Tag bewusst in dein Leben einlädst.

Gebet: Herr Jesus Christus, in dir zeigt sich der lebendige Gott als Vater, Sohn und Heiliger Geist. Belebe du meinen Glauben. Segne mich mit deiner Kraft. Erweise Du Dich als der heilige, allmächtige und lebendige Gott in mir und in unserer vergänglichen Welt. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr


Freitag, 14. September 2012

Küssen hl

Losung: Seine Hilfe ist nahe denen, die ihn fürchten, dass Güte und Treue einander begegnen, Gerechtigkeit und Friede sich küssen. Psalm 85,10.11

Lehrtext: Weil ihr darauf wartet, darum setzt auch alles daran, dass eure Gemeinschaft mit dem Herrn durch nichts beeinträchtigt wird. Bemüht euch, rein und fehlerlos vor ihm zu stehen, wenn er kommt. 2.Petrus 3,14

Liebe Leserin, lieber Leser,

„Dass Gerechtigkeit und Friede sich küssen” – die Bibel überrascht immer wieder mit Formulierungen, die sich heutzutage kein Journalist ausdenken könnte. Und damit bringt sie auf den Punkt, was viele nicht wissen oder wahrhaben wollen: Es gibt keine Gerechtigkeit ohne Frieden und keinen Frieden ohne Gerechtigkeit. Das gilt im kleinen wie im großen, in Familien wie in der hohen Politik. Der innere Frieden eines Landes ist in Gefahr, wenn die Schere zwischen Reich und Arm immer größer wird. Wenn die einen nach einem langen Arbeitsleben mit einer Rente knapp über dem Sozialhilfeniveau abgespeist werden und andere viele 100.000 Euro im Jahr einstreichen. Der Haussegen und damit der Familienfrieden hängt schief, wenn Eltern ein Geschwister den anderen vorziehen oder wenn ein Partner den anderen ausnützt. Und da, wo Krieg herrscht, bleibt Gerechtigkeit sowieso auf der Strecke. Es gibt keinen gerechten Krieg, nur einen gerechten Frieden! Der ungerechte Friede, der Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg von den Siegermächten in Versailles aufgezwungen worden ist, führte nur zu einem weiteren, ungerechten Krieg.
Dass Gerechtigkeit und Friede sich küssen, bedeutet mehr, als dass sie sich gegenseitig ergänzen. Wenn zwei sich küssen, sind Zwang und Gewalt ausgeschlossen. Beim Kuss – wenn er denn seinen Namen verdient – kann es nur behutsam, ehrlich und zärtlich zugehen. Sonst ist es ein verräterischer Judaskuss oder eine Unterwerfungsgeste, wo einer vor einem anderen kniet, weil er ihm die Hand küssen muss. Und weil es für uns Menschen so schwer ist, Gerechtigkeit und Frieden ohne Gewalt herzustellen, braucht es Gott, wie das Losungswort sagt. Ohne seine Hilfe, so bin ich überzeugt, wäre die Menschheit längst in schreiendem Unrecht und in Gewaltexzessen untergegangen.
Darum“, so heißt es im Umfeld des Lehrtextes,“ warten wir auf den neuen Himmel und die neue Erde, wo es endlich Gerechtigkeit gibt.“ Aber dazu dürfen wir die Hände nicht in den Schoß legen. Das Bibelwort sagt: Bemüht euch, jetzt schon so zu leben, wie es Menschen zukommt, die zu Jesus Christus gehören.

Gebet: Herr, du hast die Macht, in unseren Herzen Frieden zu schaffen und uns vor Gott gerecht zu machen. Wir haben die Macht, dir das zuzutrauen. Doch damit wir auch öffentlich in deinem Namen für Frieden und Gerechtigkeit eintreten, brauchen wir deine Hilfe. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr 

Donnerstag, 13. September 2012

Was bleibt? hl

Losung: Unser Leben währet siebzig Jahre, und wenn's hoch kommt, so sind's achtzig Jahre, und was daran köstlich scheint, ist doch nur vergebliche Mühe. Psalm 90,10

Lehrtext: Was sichtbar ist, das ist zeitlich; was aber unsichtbar ist, das ist ewig. 2.Korinther 4,18

Liebe Leserin, lieber Leser,

wissen Sie / weißt du schon, wie alt du einmal wirst? Ich weiß es. Ein Computerprogramm hat es mir verraten. Ich musste dazu ein paar Daten von mir eingeben und Angaben zu meiner Lebensweise machen. Herausgekommen sind 84 Jahre. Bei meiner Frau waren es 89. Wieder mal typisch Frau. Wir Männer sind echt zu bemitleiden.
Aber wer weiß schon wirklich, wann Gott ihn wieder zu sich ruft? Wer weiß schon, wie viele Jahre er noch zu leben hat? „Es kann vor Nacht leicht anders werden als es am frühen Morgen war” heißt es in einem Gesangbuch-Choral. Nur das ist gewiss, dass heute der erste Tag vom Rest meines Lebens ist.
In einer neueren Übersetzung heißt die Tageslosung: „Unser Leben dauert siebzig, vielleicht sogar achtzig Jahre. Doch worauf wir stolz sind, ist nur Mühe, viel Lärm um nichts!” Das klingt sehr ernüchternd. Wenn ich die Bibel an dieser Stelle richtig verstehe, sind damit unsere materiellen Errungenschaften gemeint: Vermögen, Besitz, Arbeit, Karriere … Es wäre wirklich schade, wenn das alles wäre. Denn diese Dinge sind sichtbar und zeitlich. Sie sind vielleicht jetzt wichtig, aber sie vergehen und nichts davon kannst du einmal mitnehmen.
Im Lehrtext ist von dem die Rede, was unsichtbar und ewig ist, was bleibt. Die Liebe ist unsichtbar, der Glaube und die Hoffnung. Sie kann ich überall mit hin nehmen auch wenn ich sonst alles zurücklassen muss.

Gebet: Vater im Himmel, einmal muss ich alles wieder hergeben, auch die Gesundheit und mein Leben. Nur du bleibst mir. Was will ich mehr? Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr


Mittwoch, 12. September 2012

Der Glaube trägt hl

Losung: Die Gnade des HERRN währt von Ewigkeit zu Ewigkeit über denen, die ihn fürchten, und seine Gerechtigkeit auf Kindeskind bei denen, die seinen Bund halten. Psalm 103,17-18

Lehrtext: Bleibt im Glauben, gegründet und fest, und weicht nicht von der Hoffnung des Evangeliums, das ihr gehört habt und das gepredigt ist allen Geschöpfen unter dem Himmel. Kolosser 1,23

Liebe Leserin, lieber Leser,

ein sonniger Tag im Mai. Bin gerade beim Rasenmähen. Mein Sohn bringt mir das Mobiltelefon in den Garten: „Die Polizei!” Man bittet mich, im Landkreis einen Einsatz in der Notfallseelsorge zu übernehmen. Ein junger Mann hatte einen schweren Verkehrsunfall. Es ist nicht sicher, ob er den Transport ins Krankenhaus überlebt. Als ich eintreffe, sind seine Mutter und sein Bruder völlig aufgelöst. Der Bruder will mit mir nichts zu tun haben und geht weg. Die Mutter bittet mich, für ihren schwerverletzten Sohn zu beten. Im anschließenden Gespräch erfahre ich, dass die Familie in den letzten Jahren einige Schicksalsschläge zu verkraften hatte. Und trotzdem hat die Mutter wieder zum Glauben zurückgefunden. Das Gebet beruhigt. Das Gespräch hilft ihr, wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Der Bruder aber muss ohne diese Unterstützung auskommen. Ich kann und will mich ihm nicht aufdrängen.
Der Lehrtext heute erinnert mich an diesen Einsatz: »Bleibt nur fest und unerschütterlich in eurem Glauben, und lasst euch durch nichts davon abbringen! Keine Macht der Erde soll euch die Hoffnung dieser rettenden Botschaft rauben, die ihr gehört habt und die überall in der Welt verkündet worden ist.« Nein, auch die schlechten Nachrichten sollen und dürfen uns nicht vom Glauben abbringen. Denn gerade dann, wenn dir der Boden unter den Füßen weggezogen wird, kannst du erleben, dass der Glaube trägt. Schade, dass sich viele selbst um diese Erfahrung bringen. Gut, wenn nur du an Gott festhältst. So wirst du erfahren, dass er dich festhält, wenn dir sonst nichts mehr Halt geben kann. Bleib ihm treu, damit auch für dich wahr wird, was das Losungswort sagt: »Die Güte Gottes bleibt für immer bestehen; bis in die fernste Zukunft gilt sie denen, die ihn ehren. Er hält auch noch zu ihren Kindern und Enkeln, wenn sie nur seinem Bund treu bleiben und nach seinen Geboten leben

Gebet: Barmherziger Gott, ich bitte dich für alle, die jetzt verzweifelt sind. Du findest einen Weg zu ihrem Herzen. Wecke in ihnen das Vertrauen auf dich und deine Hilfe. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr 

Dienstag, 11. September 2012

Auf die Zunge gebissen hl

Losung: Siehe, es ist kein Wort auf meiner Zunge, das du, HERR, nicht schon wüsstest. Psalm 139,4

Lehrtext: Die guten Werke einiger Menschen sind zuvor offenbar, und wenn es anders ist, können sie doch nicht verborgen bleiben. 1.Timotheus 5,25

Liebe Leserin, lieber Leser,

haben Sie sich / hast du dich schon mal „auf die Zunge gebissen”, um ein unschönes Wort, das du am liebsten gesagt hättest, doch nicht zu sagen? Gut, dann hast du es vermieden, einen anderen zu beleidigen oder zu verletzen auch wenn er es in deinen Augen vielleicht verdient hätte. Gott aber, so verstehe ich die heutige Tageslosung, hat dieses Wort gehört. Er weiß, was du sagen wolltest. Er kennt auch deine geheimsten Gedanken.
Und ich weiß aus der Bibel, dass ich nicht nur meine Zunge, sondern auch schon meine Gedanken im Zaum halten soll. Als Christ bin ich auch für mein Denken, ja auch für meine Gefühle verantwortlich. Und das weiß ich auch noch, dass es viele gibt, die das besser können als ich. Ich platze immer wieder mal mit einem ärgerlichen Wort heraus. Meine Kinder können das bestätigen. Und wenn ich allein im Auto fahre und vor mir fährt einer provozierend langsam, dann sage ich auch schon mal laut „du Depp”, weil es ja außer mir niemand hört. Niemand? Gott schon. Eigentlich sollte ich mich dann in einem solchen Fall vor ihm noch mehr schämen als vor einem Menschen.
Bei einer guten Tat ist es genau umgekehrt. Auch wenn sie zunächst nicht offenkundig ist, soll sie doch irgendwie bekannt werden. Die Amerikaner sagen „Tue Gutes und rede darüber”. Wir Deutsche sind da etwas zurückhaltender. Aber wenn andere darüber reden, was ich Gutes getan habe, freue ich mich. Ich hab mir vorgenommen, einem anderen, der etwas Gutes getan hat, dies auch zu sagen. Damit mache ich ihm eine Freude und es motiviert ihn, weiterhin Gutes zu tun.

Gebet: Guter Gott, du wirst es mir lohnen, wenn ich mich beherrsche und meine negativen Gefühle und Gedanken schon im Ansatz unterdrücke. Du wirst es mir damit lohnen, dass ich mit anderen gut auskomme und sie mit mir. Dass ich bei anderen gern gesehen bin und nicht vereinsame. Gib mir die Kraft, nicht nur ein böses Wort runter zu schlucken, sondern auch meine Gefühle zu beherrschen. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr 

Montag, 10. September 2012

selig schlummern hl

Losung: Siehe, der Hüter Israels schläft und schlummert nicht. Psalm 121,4

Lehrtext: Die Nacht ist vorgerückt, der Tag aber nahe herbeigekommen. So lasst uns ablegen die Werke der Finsternis und anlegen die Waffen des Lichts. Römer 13,12

Liebe Leserin, lieber Leser,

„schlummern“ – was für ein schönes altes Wort! Und wie gut, wenn du das kannst. Wenn dich Angst, Sorgen oder Schmerzen nicht nur oberflächlich dösen lassen, sondern du in einen tiefen, seligen Schlummer versinkst. Wer sich sicher und geborgen fühlt, schläft auch gut. Dein Glaube hilft dir dabei. Denn Gott, der „Hüter Israels”, ist auch dein Hüter. Er behütet dich, wenn du wachst und er behütet dich, wenn du schläfst, sagt die Bibel. Er sorgt dafür, dass dein Herz auch im Schlaf weiter schlägt. Er hat das all die Nächte getan, die du bereits auf der Welt bist. Er wird das auch in der kommenden Nacht tun und all die Nächte, die er dir noch zu leben bestimmt hat. So kannst du beruhigt schlafen und schlummern, weil er bei dir wacht. Tag und Nacht hält er seine schützende Hand über dir. Auch jetzt, in diesem Augenblick.

Gebet: Herr, in mir ist es finster, aber bei dir ist das Licht. Du weißt, was mein Leben verdüstert und mir die Freude nimmt. Komm zu mir und vertreibe die Finsternis. Amen

Herzliche Grüße und Gottes Segen für die neue Woche!

Hans Löhr

Donnerstag, 6. September 2012

Der Engel des Herrn


Losung: Der Engel des HERRN lagert sich um die her, die ihn fürchten, und hilft ihnen heraus. Psalm 34,8

Lehrtext: Der Engel des Herrn kam herein und Licht leuchtete auf in dem Raum; und er stieß Petrus in die Seite und weckte ihn und sprach: Steh schnell auf! Und die Ketten fielen ihm von seinen Händen. Apostelgeschichte 12,7


Liebe Freundinnen und Freunde unserer Losungsauslegung,

während unseres Urlaubs bis 5. September bekommen Sie / bekommt Ihr in unserem Blog Losung und Lehrtext ohne Auslegung. Es wäre schön, wenn Sie / Ihr Euch Zeit nehmen könntet, darüber nachzudenken, was die täglichen Bibelworte für Euch heute bedeuten.
Vielleicht wollt Ihr ja Eure Gedanken mit anderen teilen. Dann könnt Ihr sie hier als Kommentar veröffentlichen.

Herzliche Grüße

Elfriede Bezold-Löhr und Hans Löhr

Mittwoch, 5. September 2012

Jung in Geist und Sinn


Losung: Noah tat alles, was ihm Gott gebot. 1.Mose 6,22

Lehrtext: Legt von euch ab den alten Menschen mit seinem früheren Wandel, der sich durch trügerische Begierden zugrunde richtet. Erneuert euch aber in eurem Geist und Sinn. Epheser 4,22-23



Liebe Freundinnen und Freunde unserer Losungsauslegung,

während unseres Urlaubs bis 5. September in Kopenhagen bekommen Sie / bekommt Ihr in unserem Blog Losung und Lehrtext ohne Auslegung. Es wäre schön, wenn Sie / Ihr Euch Zeit nehmen könntet, darüber nachzudenken, was die täglichen Bibelworte für Euch heute bedeuten.
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Herzliche Grüße

Elfriede Bezold-Löhr und Hans Löhr

Dienstag, 4. September 2012

reich geworden


Losung: Die Erde ist voll der Güte des HERRN. Psalm 33,5

Lehrtext: Ihr kennt die Gnade unseres Herrn Jesus Christus: obwohl er reich ist, wurde er doch arm um euretwillen, damit ihr durch seine Armut reich würdet. 2.Korinther 8,9



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Elfriede Bezold-Löhr und Hans Löhr