Montag, 30. September 2019

Tränen zu Wein hl

Losung: Sammle meine Tränen in deinen Krug; ohne Zweifel, du zählst sie. Psalm 56,9

Lehrtext: Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Barmherzigkeit und Gott allen Trostes, der uns tröstet in aller unserer Bedrängnis, damit wir auch trösten können, die in allerlei Bedrängnis sind. 2.Korinther 1,3-4

Liebe Leserin, lieber Leser,

vor ziemlich genau zwei Jahren, am 17. September 2017 habe ich schon einmal über das heutige Bibelwort (Losung) ein paar Sätze geschrieben. Ob sich noch jemand daran erinnert? Weil ich über meine damalige Auslegung hinaus keine neuen Erkenntnisse habe, bringe ich hier noch einmal einen Ausschnitt:
     „Herr, sammle meine Tränen in deinen Krug“ - Was für ein schönes Bild! Gott kommt zu den Betrübten und sammelt ihre Tränen. Keine Träne soll umsonst geweint sein. Kein Kummer soll vergeblich gewesen sein. Er hat sie alle gesammelt und sammelt sie noch, die Tränen deiner Kindheit und Jugendzeit, die heimlichen und verstohlenen Tränen, die du als Erwachsener weinst. Auch die „trockenen Tränen“ die man innerlich weint, um sich nichts anmerken zu lassen. Jede einzelne ist gezählt! Er allein weiß, warum du sie geweint hast. Und er wäre nicht unser warmherziger Gott, wenn ihn das nicht berühren würde. Wenn er nicht auch das eine oder andere Mal mit dir zusammen weinen würde über deinen Kummer und dein Leid. Wie auch Jesus geweint hat um uns Menschen und das, was uns erschüttert und was wir uns selbst und einander antun.
     Doch dabei bleibt es nicht. Wie Jesus bei der Hochzeit zu Kana Wasser in Wein verwandelt, so wandelt der dreieinige Gott die Tränen in den Wein des Trostes. Gerade warst du noch untröstlich. Da schickt er dir einen Menschen über den Weg, der dir gut tut. Da schenkt er dir seinen Frieden noch während du ihm dein Leid klagst. Da lässt er am Wegrand eine Blume blühen – nur für dich. Und über dir leuchtet seine Sonne und nachts das milde Licht seiner Sterne. Lass dich so von dem trösten, der deine Tränen sammelt. Lass dich trösten vom »Vater der Barmherzigkeit und Gott allen Trostes, der uns tröstet in allem Leid, damit auch wir trösten können.« (Lehrtext)

Gebet:

Was hast du unterlassen / zu meinem Trost und Freud, / als Leib und Seele saßen / in ihrem größten Leid? / Als mir das Reich genommen, / da Fried und Freude lacht, / da bist du, mein Heil, kommen / und hast mich froh gemacht. Amen
(Evang. Gesangbuch Nr. 11 Vers 3)

Herzliche Grüße

Hans Löhr

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 Hans Löhr / Sommersdorf 5 / 91595 Burgoberbach

Sonntag, 29. September 2019

Gott oder den Waffen trauen hl

Losung: Einem König hilft nicht seine große Macht; ein Held kann sich nicht retten durch seine große Kraft. Psalm 33,16

Lehrtext: Als Herodes gestorben war, siehe, da erschien der Engel des Herrn dem Josef im Traum in Ägypten und sprach: Steh auf, nimm das Kindlein und seine Mutter mit dir und zieh hin in das Land Israel; sie sind gestorben, die dem Kindlein nach dem Leben getrachtet haben. Matthäus 2,19-20
 
Liebe Leserin, lieber Leser,

was meinst du, gilt heute noch, was im Psalm 33 steht, aus dem die Losung kommt?:
     »
Kein König siegt durch die Größe seines Heeres; kein Soldat kehrt heil aus der Schlacht zurück, nur weil er so stark ist17 Wer meint, Reiterheere bringen den Sieg, der hat sich getäuscht. Sie können noch so viel Schlagkraft besitzen und dennoch vernichtet werden. 20 Wir setzen unsere Hoffnung auf den HERRN, er steht uns bei, ja, er ist der Schild, der uns schützt. 21 Er erfüllt unsere Herzen mit Freude; wir vertrauen ihm, dem heiligen Gott. 22 HERR, lass uns deine Liebe erfahren, wir hoffen doch auf dich!« (Übersetzung: Hoffnung für alle).
     Nun, einen König haben wir nicht mehr, stattdessen eine Kanzlerin. Reiterheere haben wir auch nicht, stattdessen Panzer, Kampfflugzeuge und Schlacht-Schiffe, mit denen Soldaten Menschen gleich welchen Alters abschlachten können. Doch damals wie heute haben wir denselben Gott, auf den ich meine Hoffnung setze, der uns beisteht und dem ich vertraue (Verse 20-21).
     Aber müssen wir denn nicht rüsten? Schließlich sind wir immer die Guten und die anderen, die im Osten, immer die Bösen. Wir verteidigen uns ja nur. Aber die da drüben, die greifen an. Oder etwa nicht? Und darum braucht der gute Westen weit mehr als zehnmal so viel Rüstungsausgaben wie zum Beispiel die bösen Russen. Oder nicht? Was meinst du? Und hast du dich schon mal darüber informiert, wer die Terroristen, die Taliban und al Kaida aufgerüstet hat? Und welcher Zusammenhang zwischen Öl und Krieg in den letzten 30 Jahren bestand? Aber vielleicht möchtest du dich nicht mit solchen unangenehmen Fragen befassen, sondern mit dem heutigen Losungswort und seinem Kontext.
     Gut. Mich würde sehr interessieren, zu welchem Ergebnis du kommst. Wäre schön, du würdest mir das schreiben entweder unten auf dieser Seite als Kommentar oder in einer E-Mail.
     Ich komme zu diesem Ergebnis: Wir müssen überhaupt nicht rüsten und niemanden bedrohen, niemand zu unserem Feind machen, niemand provozieren. Sondern die alten Feindbilder abbauen, mit allen unseren Nachbarn im Frieden leben, uns möglichst nicht in ihre inneren Angelegenheiten mischen, Handel treiben, den kulturellen Austausch pflegen und so viele Begegnungen wie möglich schaffen. Es sei denn, man möchte an der der Aufrüstung verdienen und möglichst viele Waffen verkaufen; es sei denn, man möchte anderen seinen Willen aufzwingen.
     Damals, als der Psalm 33 entstanden ist wie auch heute gilt: Wir setzen unsere Hoffnung auf den Herrn, er steht uns bei, ihm vertrauen wir. Oder gibt es irgendeinen Grund, warum das nicht mehr gelten soll, warum wir besser auf uns selbst, auf unser Geld, auf unsere Waffen vertrauen als auf ihn? Wenn du einen Grund weißt, dann, wie gesagt, schreib mir bitte.
     Den Evangelien zufolge war der mächtige König Herodes nicht mächtig genug, um sich des Jesuskindes zu bemächtigen und es zu beseitigen. Da waren noch andere Mächte im Spiel, himmlische, die mächtiger waren. Die brauchten kein Militär. Denn der Geist der Liebe und des Friedens ist stärker als der Geist der Gewalt.

Gebet: Herr, entgegen der sogenannten politischen und militärischen „Vernunft“ verlasse ich mich auf dich. Du bist meine Hoffnung. Du stehst mir bei. Du erfüllst mein Herz mit Freude. Lass mich deine Liebe erfahren. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

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Samstag, 28. September 2019

Wirf dein Vertrauen nicht weg! hl

Losung: Wirf dein Anliegen auf den HERRN; der wird dich versorgen. Psalm 55,23

Lehrtext: Werft euer Vertrauen nicht weg, welches eine große Belohnung hat. Hebräer 10,35 

Liebe Leserin, lieber Leser,

du kannst das auch umgekehrt machen wie in Losung und Lehrtext. Du kannst deine Sorgen behalten und dein Gott-Vertrauen wegwerfen. Merkwürdigerweise machen das viele. Ich frage mich, was sie davon haben. Und dann tragen sie ihre Sorgen bestenfalls zu kommerziellen Beratern und zahlen dafür nicht wenig Geld.
   Um nicht missverstanden zu werden, ich habe nichts gegen Berater, auch nichts gegen Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten. Sie sind gut ausgebildet und können Menschen in seelischen Nöten helfen. Und ich kann mir durchaus vorstellen, dass ich, wenn ich einmal in einer tiefen seelischen Krise stecken sollte, zu solchen Experten gehe.
    Doch das ist für mich keine Alternative, kein Entweder-oder. Auch dann, wenn ich einen Psychotherapeuten aufsuchte, würde ich mit meinen Anliegen zu Gott kommen und mein Gottvertrauen behalten. Er hilft ja auch durch Ärzte und Therapeuten, selbst wenn diese das nicht wissen oder selbst nicht glauben.
     Aber in den meisten Fällen, in denen ich mir Sorgen mache, genügt mir das Gebet. Ich bin einfach erleichtert, nachdem ich Gott all das gesagt habe, was ich auf dem Herzen habe. Er ist für mich die erste und wichtigste Adresse. Ihm traue ich zu, dass er mir auf unterschiedliche Weise helfen kann und wird.
     Nein, ich werde hoffentlich mein Gottvertrauen nie wegwerfen. Dazu hat es mir bisher zu oft geholfen. Mein Glaube, mein Vertrauen ändert nicht unbedingt den Anlass meiner Sorgen. Aber es ändert die Art und Weise, wie ich damit umgehe, ob ich mich selbst fertigmache, ob ich mich fertigmachen lasse oder ob ich meine Sorgen immer wieder an Gott abgebe und ihn für mich sorgen lasse. Ich vertraue darauf, dass er die Lösung meiner Probleme kennt, dass er weiß, wie es weitergeht, dass er auch künftig seine schützende und segnende Hand über mich hält – und über dich auch.    

Gebet: Herr, du hast mir bisher auf verschiedene Weise geholfen, durch andere Menschen aber auch durch mein Vertrauen auf dich. Und du hast mir auf deine Weise geholfen, so dass sich Dinge zum Guten gewendet haben, von denen ich meinte, sie würden nie wieder gut werden. Und manchmal hast du mir anders geholfen, als ich mir das gewünscht habe. Aber du bist ja nicht dazu da, meine Wünsche zu erfüllen, sondern tust, was für mich und meine Mitmenschen gut ist. Danke für alle deine Hilfe. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

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Freitag, 27. September 2019

Froh und dankbar genießen hl

Losung: Ein Mensch, der da isst und trinkt und hat guten Mut bei all seinem Mühen, das ist eine Gabe Gottes. Prediger 3,13

Lehrtext: Unser tägliches Brot gib uns heute. Matthäus 6,11

Liebe Leserin, lieber Leser,

was denkst du, was für einen Ruf, was für ein Image hat der Glaube? Denkt man dabei mehr an Ernst und Verzicht, oder an Sinnen- und Lebensfreude?
     Gestern brachte ich mein Motorrad zum Kundendienst. Der Chef der Werkstätte kannte mich und begrüßte mich mit „Herr Pfarrer“. Hinter mir stand ein junger Mann, der spontan sagte „Was, der Pfarrer fährt Motorrad?“ Ich habe ihm nicht erzählt, was ich sonst noch alles mache, sonst wäre er wohl vom Glauben abgefallen, sofern er denn einen hat.
     Ich finde es herrlich, das Leben im Rahmen meiner Möglichkeiten genießen zu können, so wie es in der heutigen Losung in einer neueren Übersetzung heißt: »Ich kam zu dem Schluss, dass es für den Menschen nichts Besseres gibt, als fröhlich zu sein und das Leben zu genießen. Wenn er zu essen und zu trinken hat und sich über die Früchte seiner Arbeit freuen kann, ist das Gottes Geschenk.« (Prediger 3,12+13)
     Und das habe ich gestern Abend wieder getan, als ich mich mit meinen Schulfreunden traf und wir gemeinsam gut gegessen haben. So etwas geschieht ganz im Sinn von Psalm 23: »Herr, du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde und schenkest mir voll ein.« Und diese Feinde, vor denen ich gelassen meinen Tafelspitz verspeise und mein Weinglas leere, sind Kummer und Sorgen, Ängste und Leid und was es an Schwerem in einem Menschenleben sonst noch gibt.
     Das wäre ja noch schöner, wenn ich als Christ mit sauertöpfischer Miene bei Salat und Mineralwasser am Tisch säße. Solange es mir gesundheitlich gut geht, werde ich das nicht tun. Wie hat Martin Luther noch einmal gesagt: »Wenn Gott gute, große Hechte und guten Rheinwein erschaffen darf, dann darf ich sie wohl auch essen und trinken.«
     Aber wie ist das nun aus ethischer Sicht? Darf ich mich denn sattessen während andere hungern? Ja.
     Jesus hat auch die Hochzeit von Kana mitgefeiert und wer weiß, wie viele andere Hochzeiten noch und wird auch nicht den aus Wasser verwandelten Wein verschmäht haben und auch nicht den damals üblichen Lammbraten, den er noch bei seinem letzten Mal mit den Jüngern gegessen hat. Und dabei duftete er nach dem teueren Salböl, mit dem ihn jene unbekannte Frau gesalbt hat. Und das alles tat er und ließ es geschehen im Bewusstsein, dass gleichzeitig andere Menschen in der Nähe und in der Ferne hungern. Er handelte nach dem Wort: Das eine tun und das andere nicht lassen, sich des Leben freuen und darüber die Hungernden nicht vergessen.
     Und wie ist es damit: Darf ich noch Fleisch essen, während unter der Massenproduktion die Tiere leiden und wegen Futtermittelgewinnung in Südamerika der Regenwald abgeholzt wird? Ja, darf ich. Die Frage ist nur, welches Fleisch und wie oft. Ich habe meine Ernährung umgestellt und esse wöchentlich nur noch ein bis zweimal Fleisch, wenn möglich Wild oder vom Biobauern aus dem Nachbardorf. Wurst esse ich so gut wie gar nicht mehr. Ich will ja gesund bleiben.
     Was ich jedoch nicht tue, ist, anderen Vorschriften machen. Jeder hat selbst einen Kopf zum Denken und Nachdenken und muss seine Ernährung und seinen Lebensstil selbst verantworten. Ich mag keinen hohlwangigen Dogmatismus und keinen bleichgesichtigen Fanatismus, auch nicht auf der Fridays-For-Future-Demo, an der ich letzten Freitag teilgenommen habe.
     Ob Fünf-Gänge-Menü im Restaurant oder ein Stück trockenes Brot – solange es nicht auf Kosten anderer geht, kann und will ich darum bitten: „Unser tägliches Brot gib uns heute“ (Lehrtext). Aber ich will auch danken, wenn ich satt geworden bin und dass ich noch nie in meinem Leben hungern musste.        
    
Gebet: Herr, bisher hatten meine Familie und ich immer genug zu essen. Dafür danke ich dir. Aber ich weiß auch, dass das nicht selbstverständlich ist. Und darum bitte ich dich, dass du uns auch in Zukunft das tägliche Brot gibst, und wenn es nur so viel ist, dass wir leben können. Amen

Herzliche Grüße


Hans Löhr

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Donnerstag, 26. September 2019

trügerische und echte Sicherheit hl

Losung: Wer den HERRN fürchtet, hat eine sichere Festung. Sprüche 14,26

Lehrtext: Ich weiß, an wen ich glaube, und bin gewiss, dass er bewahren kann, was mir anvertraut ist. 2.Timotheus 1,12

Liebe Leserin, lieber Leser,

was gibt dir Sicherheit? Deine Familie? Dein Besitz? Dein Beruf? Deine Versicherungen? Oder eine Kombination von alledem? Und wie steht es mit dem Glauben? Gibt er dir auch Sicherheit? Oder direkt gefragt: Wie steht es mit Gott? Ist er für dich eine „sichere Festung“?
     Im Jahre 70 nach Christus zerstörte der römische Feldherr Titus Jerusalem und den Tempel. Die überlebenden jüdischen Kämpfer wollten sich nicht gefangen nehmen und abschlachten lassen. Also haben sie sich in der Felsenfestung Masada am Toten Meer verschanzt. Diese liegt auf einem riesigen, von allen Seiten steil aufragenden Felsblock und galt als uneinnehmbar. Aber die Römer ließen von viertausend Hilfssoldaten eine gigantische Erdrampe aufschütten und bauten um diesen Tafelberg eine bewachte Mauer, sodass niemand von den Juden ausbrechen oder eindringen konnte. Noch heute kann man sowohl die Reste der Festung als auch den Wall und die Mauerreste besichtigen.
     Als die Rampe fertig war und die Verteidigung aussichtslos schien, haben sich 960 Männer und Frauen samt ihren Kindern getötet. Die Juden wollten lieber tot sein als von den Römern umgebracht oder versklavt zu werden. Nur zwei Frauen und fünf Kinder hatten sich verborgen gehalten und konnten berichten, was geschehen war.
     Offenbar war die Felsenfestung so etwas wie ihr Gott, der ihnen Sicherheit zu geben versprach. Doch alles, was Menschen bauen, kann nie absolute Sicherheit garantieren und wenn man einen Bunker mit noch so dicken Wänden tief unter der Erde baut. Es verhält sich umgekehrt: Gott ist „eine sichere Festung“ ohne Mauern, ohne Zinnen, ohne Türme und Stahlbeton. Und der Zugang zu dieser Festung heißt: Gott achten und sein Wort beachten (= ihn fürchten). So sagt es die heutige Losung.
     Dem Apostel Paulus hat ein solcher Glaube Sicherheit gegeben oder besser, Zuversicht. Er vertraute darauf, dass die Botschaft, die er verkündete, nicht wieder untergehen würde. Und das würde nicht an ihm liegen, an seinem Geschick, an seinen Möglichkeiten, sondern an Jesus Christus selbst. Denn er und die Botschaft von ihm waren für Paulus unauflöslich verbunden. Jesus selbst war in der frohen Botschaft, im Evangelium, gegenwärtig und, so glaube ich, ist es noch heute. Von ihm sagt Paulus unmittelbar vor dem heutigen Lehrtext: »Er hat dem Tod die Macht genommen und das unvergängliche Leben ans Licht gebracht.«
     So kommt Jesus auch heute noch zu dir und zu mir, in seinem Wort, in den Geschichten und Gleichnissen, die er erzählt hat, in dem, was er von Gott gesagt hat und in dem, was von ihm bis heute erzählt wird. Das macht mir Hoffnung und stärkt meinen Glauben.

Gebet: Herr, ich will mich nicht auf mich selbst verlassen, sondern auf dich und dein Wort. Wie kann ich aus mir heraus sicher sein, der ich nicht weiß, was morgen sein wird? Der ich ein sterblicher Mensch bin, der sich irrt? Doch du bist mein Fels und meine Burg, mein Schild und meine Kraft. Auf dich vertraue ich. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

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Mittwoch, 25. September 2019

recht tun - damals wie heute hl

LosungWas recht ist, dem sollst du nachjagen, damit du leben kannst. 5.Mose 16,20 

Lehrtext: Bleibt im Glauben, gegründet und fest, und weicht nicht von der Hoffnung des Evangeliums, das ihr gehört habt und das gepredigt ist allen Geschöpfen unter dem Himmel. Kolosser 1,23 

Liebe Leserin, lieber Leser,

»Sei bestrebt, zu tun, was recht ist, so wirst du leben, und das Land behalten, das der Herr, dein Gott, dir gibt!« Dieses Losungswort galt ursprünglich dem Volk der Israeliten. Zu jener Zeit war noch jeder einzelne im Volk aufgerufen, zu tun, was recht ist, um so seinen Beitrag für das Ganze zu leisten. Und was recht ist, hat der Prophet Micha so zusammengefasst: »Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der HERR von dir fordert: nichts als Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.« (Micha 6,8)
     Später, nahezu das gesamte Mittelalter hindurch kam das Volk im deutschen Sprachraum praktisch nicht mehr vor. Einzige Ausnahmen: die Schweiz. Es hatte keinerlei Rechte und stand in den Augen der Herrschenden auf einer ähnlichen Stufe wie das Vieh. Für die Kaiser und Könige, Fürsten und Fürstbischöfe, Päpste und Prälaten, Grafen und Barone war das niedrige, besser: das erniedrigte Volk nur so etwas wie Kanonenfutter für ihre Kriege. War Arbeitssklave für ihre Paläste und Kathedralen. War wie eine Zitrone, die man zur eigenen Bereicherung bis auf den letzten Tropfen ausquetschen konnte.
     Vielleicht war es deshalb kein Wunder, warum bei so viel Unrecht die Herrschenden sich aus Habgier und Machtgier immer wieder gegenseitig bekriegt haben. Warum sie dabei oft genug ihre Länder und Machtbereiche und manchmal auch ihr Leben verloren haben. Sie hätten besser daran getan, auf das heutige Losungswort zu achten.   
     Doch heute ist dieses Wort dir und mir gesagt: »Sei bestrebt, zu tun was recht ist, so wirst du leben«. Das gilt ganz handfest für unseren Lebensstil und seine Auswirkungen auf uns persönlich und auf unsere Umwelt. Die Art, wie wir uns ernähren, wie wir die Nutztiere behandeln, wie wir konsumieren, wie wir Energie verbrauchen. Das alles und viel mehr wirkt sich auf unseren Lebensraum aus, auf Pflanzen und Tiere, auf unsere Gesundheit, unsere Lebenserwartung und vor allem die unserer Kinder und Enkelkinder. Und darum ist die Frage aus der Bibel auch für uns aktuell: Was ist recht? Oder anders gefragt: Wie lebe ich recht? Wie werde ich meinen Mitmenschen und Mitgeschöpfen gerecht? Wie werde ich künftigen Generationen gerecht?
     Hinter dem Lehrtext steht die Frage, wie glaube ich recht. Und dabei geht es nicht um Dogmen oder um Vorschriften des Katechismus. Da geht es um Hoffnung gerade angesichts der vielen Probleme und Herausforderungen, die wir heute privat, gesellschaftlich und weltweit zu bestehen haben. Denn das soll uns Christen auszeichnen, dass wir auch dann die Hoffnung auf Gott nicht aufgeben, wenn alle anderen resigniert haben. 
     Und darum sage ich heute zu jedem, der im Blick auf seine persönliche Situation oder auf die großen Gefahren für die Zukunft der Menschheit aufgeben will: Bange machen gilt nicht. Los, setzen wir uns für eine lebenswerte Zukunft ein und halten wir gemeinsam an der Hoffnung fest, dass Gott uns nicht im Stich lässt! Er wirkt im Verborgen und braucht dabei dich und mich. Es kommt nicht auf schnelle Erfolge an, sondern dass man das, was recht ist, um seiner selbst willen tut. 

Gebet: Herr, könnte ich nur auf meine Fähigkeiten und Kraft vertrauen, auf die meiner Mitmenschen und der Regierungschefs, ich würde schwarz sehen. Aber ich hoffe auf dich. Du bist mein Licht auch in trüben Zeiten. Und so wächst aus der Hoffnung auf dich neuer Mut, dass ich so lebe und handle, wie es vor dir recht ist. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

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Dienstag, 24. September 2019

Gott erkennen mit Herz und Hirn hl

LosungIch will ihnen ein Herz geben, dass sie mich erkennen sollen, dass ich der HERR bin. Jeremia 24,7 

Lehrtext: Gott ist's, der uns fest macht samt euch in Christus und uns gesalbt hat und versiegelt und in unsre Herzen als Unterpfand den Geist gegeben hat. 2.Korinther 1,21-22 

Liebe Leserin, lieber Leser,

sollte Gott den Menschen nicht besser einen höheren Intelligenzquotienten geben, damit sie ihn erkennen können? Doch wenn das so wäre, müssten ihn schon immer Menschen, die besonders intelligent sind, am besten erkennen. Aber erstens stimmt das nicht und zweitens wäre es ungerecht.
     Ja, auch Menschen mit einem hohen Intelligenzquotienten können gläubig sein. Aber sie sind das nicht automatisch. Ich habe den Eindruck, was den Glauben betrifft, steht manchen ihre Intelligenz im Wege, also die Fähigkeit, abstrakt und vernünftig zu denken. Das trifft vor allem dann zu, wenn sie ihre Intelligenz als einzige Erkenntnisquelle verstehen.
     Zur Zeit der Bibel glaubte man, die Fähigkeit zu denken, zu erkennen und zu empfinden sei im Herzen eines Menschen angesiedelt (Losung) . Das glaubte ich als Kind auch, bis ich ernüchtert feststellen musste, dass das Herz nur ein Muskel ist und alle geistigen Fähigkeiten und Gefühle im Gehirn wohnen. Schade eigentlich. Wenigstens die romantische Liebe sollte im Herzen eines Menschen zu Hause sein. Schließlich schnitzen Verliebte in die Baumrinde keine Köpfe, sondern Herzen. Aber auch sie ist ein Produkt des Gehirns.
     Wie gesagt, die Intelligenz ist nur eine Quelle der Gotteserkenntnis. Die Intuition und das Gefühl, besonders die Liebe, eine andere. Im Glauben muss beides zusammen fließen, um Gott zu erkennen, also bildlich gesprochen: Herz und Hirn. Wer gefühlsmäßig blockiert ist und kaltherzig, wird es mit Gotteserkenntnis schwer haben und ebenso, wer massive Intelligenzprobleme hat oder ignorant ist.
     Gerechterweise aber können auch Menschen glauben, die ein eher schlichtes Gemüt haben. Und nicht selten sind sie, vor allem, was das Gottvertrauen betrifft, den rationalen, vernunftsgesteuerten Menschen gegenüber im Vorteil. Ihr Problem besteht eher darin, dass sie ihren schlichten Glauben zum Maßstab für andere machen und dann intolerant werden. Ein wortwörtliches Bibelverständnis zum Beispiel ist kein Nachweis für einen gesunden Glauben und eine rechte Gotteserkenntnis.
     Somit möchte ich Paulus zustimmen, der im Lehrtext sinngemäß sagt: Ein Leben aus dem Glauben beruht nicht auf meiner Intelligenz oder meinen Gefühlen, sondern darauf, dass Christus mich mit seinem Geist erfüllt. Und das ist so etwas wie ein Pfand, wie eine Anzahlung für das, was er uns noch schenken wird.

Gebet: Herr, erfülle mich mit deinem Geist, dass ich dich in Jesus Christus erkenne, wie du erkannt sein willst. Dass ich dir vertraue, wie du geglaubt sein willst. Dass ich dich liebe, wie du geliebt sein willst. Erfülle mich mit deinem Geist, dass ich meine Mitmenschen sehe, wie du sie siehst und mich ihnen zuwende, wie du dich ihnen zuwendest. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

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Montag, 23. September 2019

Das Große bleibt groß nicht ... hl

Losung: Hanna singt: "Der Bogen der Starken ist zerbrochen, und die Schwachen sind umgürtet mit Stärke..." 1.Samuel 2,4 

Lehrtext: Paulus schreibt: In allem erweisen wir uns als Diener Gottes: in dem Wort der Wahrheit, in der Kraft Gottes, mit den Waffen der Gerechtigkeit zur Rechten und zur Linken. 2.Korinther 6,4.7 

Liebe Leserin, lieber Leser,

ausgerechnet zwei junge Frauen „predigen“ den Umsturz. Hanna und Maria, beide überwältigt von der Nachricht, dass sie einen Sohn gebären werden, jubeln Gott zu. Beide erleben an sich, dass das Unglaubliche Wirklichkeit wird, dass das, was ist und wie es ist, nicht bleibt. Die Macht der Mächtigen scheint zementiert, der Reichtum der Reichen, die Armut der Armen, der Überfluss der Satten, der Hunger der Hungernden, die Macht der Waffen, die Ohnmacht der Schwachen ... 
     So ist die Welt von Anbeginn. Doch plötzlich dreht sich der Wind, und was unwahrscheinlich scheint, wird wahrscheinlich, wird wahr. (siehe unten: das Lied der Hanna und der Maria)
     Die Hochmütigen und Mächtigen sollen nur nicht zu sicher sein in ihrer Position, und die Armen, die Unterdrückten und Hungernden sollen nicht hoffnungslos sein in ihrer Lage. Gottes Mühlen mahlen langsam. Aber sie mahlen. Und dann ist das Korn zu Mehl geworden und die Knechtschaft zur Freiheit und die Ohnmacht zur Kraft. Dann ist das Kleinkind Samuel, welches Hanna geboren hat zum großen Propheten Gottes geworden und Jesus, das Kind aus dem Stall, zum König der Welt.
     Und du, der du Leid trägst, sollst dich wieder freuen. Und du, der du verzweifelst, sollst neue Hoffnung schöpfen. Und du, der du krank bist, sollst gesund werden. Und du, der du verletzt und beschämt worden bist, sollst kämpfen in der Kraft Gottes (Lehrtext), und du, der du Gott verloren hast, sollst seine Liebe spüren. Und du, der du stirbst, sollst leben!
Denn:

Am Grunde der Moldau wandern die Steine,
es liegen begraben drei Kaiser in Prag.
Das Große bleibt groß nicht und klein nicht das Kleine.
Die Nacht hat zwölf Stunden, dann kommt schon der Tag. 

Es wechseln die Zeiten. Die riesigen Pläne
Der Mächtigen kommen am Ende zum Halt.
Und gehn sie einher auch wie blutige Hähne
Es wechseln die Zeiten, da hilft kein Gewalt.
(Bert Brecht)

Gebet: Herr, auf dich will ich hoffen bis zuletzt. Dein Wind des Wandels weht in die weite Welt, dass nichts bleibt wie es ist. Du kannst auch mein Schicksal wenden. Darum will ich nicht verzweifeln, sondern in deiner Kraft kämpfen. Darum will ich das Meine tun, weil du das Deine dazutun wirst. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

Das Lied der Hanna: Die Waffen starker Soldaten sind zerbrochen, doch die Schwachen bekommen neue Kraft. 5 Wer immer satt geworden ist, muss nun für ein Stück Brot hart arbeiten. Doch wer damals Hunger litt, hat heute genug zu essen. Die unfruchtbare Frau bringt sieben Kinder zur Welt, die kinderreiche jedoch welkt dahin! 6 Der HERR tötet und macht wieder lebendig. Er schickt Menschen hinab ins Totenreich und ruft sie wieder herauf. 7 Manche macht er arm, andere dagegen reich. Er erniedrigt und erhöht Menschen, wie er es für richtig hält. 8 Dem Verachteten hilft er aus seiner Not. Er zieht den Armen aus dem Schmutz und stellt ihn dem Fürsten gleich, ja, er gibt ihm einen Ehrenplatz. 1. Samuel 2,4-8

Das Lied der Maria: Mir, seiner Dienerin, hat der Herr Beachtung geschenkt, und das, obwohl ich gering und unbedeutend bin. 51 Er streckt seinen starken Arm aus und fegt die Hochmütigen mit ihren stolzen Plänen hinweg. 52 Er stürzt Herrscher von ihrem Thron, Unterdrückte aber richtet er auf. 53 Die Hungrigen beschenkt er mit Gütern, und die Reichen schickt er mit leeren Händen weg. 
Lukas 1, 48.51-53  


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Sonntag, 22. September 2019

Schutz in Anfeindung und Leid (Predigt) hl

Predigt von Hans Löhr am 14. Sonntag nach Trinitatis in Thann und Sommersdorf.
Predigttext = Wochenspruch:
»Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.« (Psalm 103,2)

Liebe Gemeinde,

wenn du im Winter ins Freie gehst, ziehst du einen warmen Mantel an, um dich gegen die Kälte zu schützen. Und auf der Baustelle setzten Bauarbeiter einen Helm auf, um ihren Kopf zu schützen. Doch was ziehst du an, um deine Seele zu schützen? 
     Um eine Antwort auf diese Frage zu finden, will ich mit euch in die Bibel schauen. Da heißt es im Psalm 103, über den ich heute predige:
1 Von David. Lobe den HERRN, meine Seele, und was in mir ist, seinen heiligen Namen! 2 Lobe den HERRN, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat: 
3 der dir alle deine Sünde vergibt und heilet alle deine Gebrechen, 
4 der dein Leben vom Verderben erlöst, der dich krönet mit Gnade und Barmherzigkeit, 5 der deinen Mund fröhlich macht und du wieder jung wirst wie ein Adler. 
8 Barmherzig und gnädig ist der HERR, geduldig und von großer Güte. 
     Diese Worte sind ein Gespräch, das David mit sich selbst führt. Er spricht sozusagen zu seiner Seele, zu sich, wie er in seinem Innersten fühlt, wo kein Mensch hineinschauen kann.
     Ich schätze mal, dass auch dir Selbstgespräche nicht fremd sind. Natürlich möchte man dabei nicht von anderen belauscht werden und deshalb finden solche Gespräche meistens in der Stille statt. Aber manchmal, wenn man sich allein wähnt, spricht man auch schon mal laut aus, was einen gerade bewegt und umtreibt.
     Auch David scheint in einer schwierigen Lage gewesen zu sein, als er diesen Psalm sprach. Er ruft sich selbst dazu auf, Gott zu loben und ja nicht zu vergessen, was er ihm früher schon Gutes getan hat. So soll seine Seele wieder ins Lot kommen. Denn wenn in der einen Waagschale die Dinge sind, die ihm zur Zeit schwer auf der Seele liegen, so soll als Ausgleich in der anderen Waagschale alles das sein, was bisher in seinem Leben gut war und was er Gott zu verdanken weiß.
     Und genau das lege ich auch dir und mir ans Herz, wenn in der Waagschale die schweren Stunden liegen und sich die Seelenwaage bedenklich nach unten neigt. Das, liebe Freunde, zieht uns runter und raubt uns den letzten Rest von Lebensfreude. Aber muss das so sein und bleiben? David sagt nein. Und deshalb soll, sozusagen als Gegengewicht, seine Seele nicht vergessen, was Gott ihm Gutes getan hat.
Und wie geht das am besten?
     Ich schaue dann zum Beispiel auf Fotografien meiner gesunden Kinder und Enkelkinder. Das macht mich schon mal dankbar und ist ein dickes, sozusagen positives Pfund, das die Seelenwaage wieder mehr ins Gleichgewicht bringt. Oder ich suche mir Erinnerungsstücke, die mich an glücklichere Zeiten erinnern. Oder ich gehe in den Garten zu den Astern mit den vielen Schmetterlingen in der Herbstsonne und esse die letzten reifen Brombeeren am Strauch. Und dann mache ich mir bewusst, das alles ist nicht einfach so, sondern von Gott geschenkt.
     Und auch das mache ich mir bewusst, dass Gott mich meine Fehler und falschen Entscheidungen in der Vergangenheit nicht hat büßen lassen, sondern mir immer wieder aus meinen Sackgassen heraus geholfen hat. Er hat die Wunden geheilt, die mir das Leben geschlagen hat, wovon die Narben an meiner Seele zeugen. Und auch das, was mich jetzt schmerzt, wird eines Tages wieder vergangen sein und nur noch eine Narbe wird davon erzählen, was einmal war.
     Ja, »lobe den Herrn meine Seele und vergiss nicht was er dir Gutes getan hat: Der dir alle deine Sünden vergibt und heilet alle deine Gebrechen, der dein Leben vom Verderben erlöst und – der dich krönt mit Gnade und Barmherzigkeit.«
     Erinnern wir uns, das ist ein Selbstgespräch, das sagt David zu sich selbst und darum sollen auch wir das zu uns selbst sagen. Aber traust du dich das? Traust du dich vor den Spiegel zu treten gerade auch in schweren Stunden und zu dir zu sagen: ‚Gott krönt mich mit Gnade und Barmherzigkeit‘? Du hier in der Kirchenbank hast genauso eine solche Krone auf dem Kopf wie David und ich. Leider vergessen wir das allzu oft. Leider vergessen wir, wer wir in Gottes Augen sind und denken nur daran, was wir in den Augen anderer sind.  
     Und schließlich heißt es noch in unserem Psalm: »Lobe den Herrn, meine Seele, der deinen Mund fröhlich macht und du wieder jung wirst wie ein Adler.« Wenn es uns seelisch nicht gut geht, sieht man uns das an. Dann ist der Blick stumpf und die Mundwinkel hängen nach unten. Dann ist alles Fröhliche aus unserem Gesicht weggewischt. Aber so hat uns Gott nicht gemacht. Er will keine Trauerminen. Seine Kinder sollen fröhlich sein und sich des Lebens freuen können, das er ihnen geschenkt hat. Und darum macht er unseren Mund wieder fröhlich, zaubert uns wieder ein Lächeln ins Gesicht, ohne dass uns das bewusst wird. Plötzlich kann man wieder unbeschwert lachen, auch wenn einem dazu gar nicht zumute war.
    Aber jung wie ein Adler? Macht Gott uns tatsächlich wieder jung?
In unserer Küche steht ein Basilikum-Topf. Wenn man das Gießen vergisst, sieht die Pflanze ziemlich verwelkt aus. Doch genügt ein kräftiger Schluck aus der Gießkanne und nach ein paar Stunden ist sie wieder frisch und lebendig. Nur allzu lang sollte man mit dem Gießen nicht warten, sonst ist das Basilikum verdorrt und kein Wasser der Welt bringt es ins Leben zurück. Wenn du also in deiner Trauer, in deiner Enttäuschung und in deinem Selbstmitleid vor dich hinwelkst, sieh zu, dass deine Seele nicht verdorrt wie eine Mumie. Gut sieht das nicht aus. Mumien haben nichts Lebendiges mehr an sich.
     Vor vielen Jahren war ich in Ägypten im Tal der Könige. Dort war ein Großteil der Pharaonen des alten Ägyptens bestattet worden. Die Grabhöhlen und Wandmalereien kann man noch heute sehen. Die Mumien der Könige und ihrer Familien aber sind längst verschwunden.
     Eine Frau aus unserer Reisegruppe musste dringend austreten und ging in den Eingang einer Höhle, die nicht mehr fertiggestellt worden ist und deshalb auch nicht besichtigt wird. Als sie wieder herauskam, sagte sie, dass da irgendetwas Gruseliges auf dem Boden liegen würde. Ich bin hingegangen und fand den Torso einer Mumie. Füße, Hände und Kopf waren nicht mehr vorhanden. Vermutlich sind sie von Grabräubern abgetrennt und verkauft worden. Aber Brustkorb und Becken, ein Arm- und ein Beinknochen waren noch da. Die Mumie war schwarz wie die Nacht und leicht wie Papier. Ich habe sie wieder hingelegt. Als ich in der Gruppe davon erzählte, wollte mir in den nächsten Stunden niemand mehr die Hand geben, mit der ich die Mumie angefasst hatte.
     Nein, meine Seele soll keine so vertrocknete Mumie sein. Sie soll erfüllt sein von Gottes Geist, vom Geist seiner Barmherzigkeit und Liebe, vom Geist der Freude, der Vergebung und der Kraft. Sie soll frisch und gesund sein wie Basilikum, das regelmäßig gegossen wird. Paulus sagt dazu: »Wir verlieren nicht den Mut. Denn wenn auch unser äußerer Mensch verfällt, so wird doch der innere von Tag zu Tag erneuert.« (2. Korinther 4,16)
     Doch was heißt das nun konkret? Wie ist das, wenn es dir so richtig schlecht geht, weil dich deiner Meinung nach andere schlecht behandeln? Hast du dann die Kraft, dich mit deinem Glauben gegen sie zu wehren oder ergibst du dich in dein Schicksal?
    Eine der stärksten Waffen, die dir hilft, dich von anderen nicht fertig machen zu lassen, ist, dass du deine Fäuste öffnest und für sie betest. So wie auch Jesus, kurz bevor er am Kreuz starb, für seine Feinde gebetet hat: „Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun.“
    So zu beten ist natürlich alles andere als leicht. Da musst du dich schon sehr überwinden. Aber zugleich überwindest du damit auch jene, die dir feindlich gesinnt sind. Auch wenn sie selbst nicht wissen, dass sie von dir überwunden sind, du weißt es. Du weißt, dass du über ihre Gemeinheit und deine ohnmächtige Wut, über ihre Rücksichtslosigkeit und deine Depression gesiegt hast. Denn wer für seine Feinde beten kann, dass Gott ihnen vergebe und sie segne, - wer das kann, der ist nicht mehr Opfer. Der überwindet und siegt. So hat auch Jesus seine Feinde überwunden und über ihre Bosheit gesiegt.
     Ja, so zu beten ist alles andere als leicht. Und seinen Feinden zu vergeben, ist alles andere als einfach. Und das funktioniert ja auch nicht von jetzt auf gleich. Wer anderen vergeben will, die ihn tief verletzt haben, der muss das immer wieder tun. Einmal reicht nicht. Nach kurzer Zeit kommen all die negativen Erinnerungen wieder hoch und dann fühlst du die Bitterkeit und den Schmerz. Und dann? Dann beginnt dieser innere Kampf aufs Neue. Dann musst du dich aufs Neue überwinden und wieder für die beten, die dir so wehgetan haben. Dann musst du ihnen wieder vergeben. Und weil das oft nicht erreicht, musst du dich ein drittes und fünftes und zehntes Mal überwinden.
     Denn wenn du das nicht tust, macht dich die Bitterkeit bitter, zerfrisst dich die Wut, zerstört dich die Depression. Doch du bist nicht dazu bestimmt, Opfer zu sein und dein Leben von anderen kaputtmachen zu lassen. Deine Bestimmung, die Gott dir gegeben hat, ist, dass du dich deines Lebens freuen kannst, dass du seelisch gesund bleibst und dich dem Leben öffnest, statt dich zu verschließen.
     Wenn du im Winter ins Freie gehst, ziehst du einen warmen Mantel an, um dich gegen die Kälte zu schützen. Doch wenn dich andere verletzen, was ziehst du an, um deine Seele zu schützen?
    Fünf Antworten hat mir der Psalm 103 darauf gegeben:
  1. Lege auf deine Seelenwaage ein Gegengewicht gegen die schweren Stunden. Lobe Gott und erinnere dich, was er dir bisher Gutes getan hat.
  2. Denke daran, dass Gott dir vergeben hat, als du falsche Entscheidungen getroffen hast und schuldig geworden bist.
  3. Mach dir bewusst, dass du von ihm mit Gnade und Barmherzigkeit gekrönt bist.
  4. Wickle dich nicht wie eine Mumie in Selbstmitleid ein, sondern öffne dich seinem Geist, damit deine Seele wieder jung und frisch wird.
  5. Wehre dich gegen die, die dir wehgetan haben. Bete für sie und vergib ihnen, damit die Verletzungen heilen können und du an deinem Leid nicht zu Grunde gehst.
So kannst du dich schützen. So kannst du genesen. So kannst du dich deines Lebens wieder freuen. Und darauf kommt es doch an. 
Amen