Freitag, 31. August 2018

Welche Botschaft bringst du? hl

Losung: Der HERR rief Samuel. Er aber antwortete: Siehe, hier bin ich! 1.Samuel 3,4 

LehrtextJesus sah Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und Johannes, seinen Bruder, wie sie im Boot die Netze flickten. Und alsbald rief er sie und sie folgten ihm nach. Markus 1,19.20 

Liebe Leserin, lieber Leser,

hast du eine Botschaft für andere? Was soll dein Partner von dir erfahren, deine Kinder, die Menschen, denen du begegnest? Dass du mehr gibst als nimmst? Dass du mehr unterstützt als forderst? Dass du sie schätzt statt dass sie dir gleichgültig sind? ...
     Die Bibel erzählt im Alten Testament, dass der Knabe Samuel mitten in der Nacht von Gott gerufen wurde, um seinem Lehrer Eli eine böse Botschaft zu überbringen (Losung). Dieser antwortet auf die niederschmetternde Nachricht, dass Gott über ihn und seine Familie Unglück bringen würde: „Er ist der Herr, er tue, was ihm gefällt.“
     Die Bibel erzählt im Neuen Testament, dass Jakobus und Johannes mitten am Tag von Jesus gerufen wurden, um allen Menschen die gute Botschaft (= Evangelium) zu überbringen (Lehrtext), dass Gott sie liebt statt straft. Jesus selbst ist diese Botschaft. An ihm zeigt sich, dass sie stimmt.
     Ich denke, meine Mitmenschen sollten spüren, dass ich eine Botschaft für sie habe, die nicht aus mir kommt und die weniger aus Worten, sondern mehr aus Gesten besteht. Sie sollten spüren, was ich empfangen habe und weitergeben möchte: "die Freundlichkeit der Menschenliebe Gottes" (Titus 3,4)

Gebet: Herr, unter all den negativen Botschaften in unserer Welt und Zeit leuchtet deine Botschaft für uns Menschen auf wie ein großer Komet am Nachthimmel. Über jedem strahlt das Licht deiner Güte. In diesem Licht will ich leben und selbst freundlich und gütig sein. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

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 Hans Löhr / Sommersdorf 5 / 91595 Burgoberbach

Donnerstag, 30. August 2018

Unverhofft kommt oft hl

Losung: Der HERR sprach zu Mose: Ich habe das Murren der Israeliten gehört. Sage ihnen: Gegen Abend sollt ihr Fleisch zu essen haben und am Morgen von Brot satt werden und sollt innewerden, dass ich, der HERR, euer Gott bin. 2.Mose 16,11-12 

LehrtextAndreas spricht zu Jesus: Es ist ein Knabe hier, der hat fünf Gerstenbrote und zwei Fische; aber was ist das für so viele? Jesus aber sprach: Lasst die Leute sich lagern. Johannes 6,8-10 

Liebe Leserin, lieber Leser,

der Jünger Andreas aus dem Lehrtext hat recht: Was ist das schon, so viele tausend Menschen und nur fünf Gerstenbrote und zwei Fische für sie? Wie sollen sie nur mit so Wenigem satt werden? Ja, Andreas ist gut im Rechnen. Und Jesus? Er rechnet nicht, er analysiert nicht, er handelt. Nein, er schickt die Leute nicht weg, sondern sagt: „Lasst sie sich lagern.“ Und siehe da, das Brot und die Fische reichen doch. Und alle werden satt. 
     Die Israeliten aus der Losung haben ebenfalls recht. Sie befinden sich in der Wüste. Haben Hunger. Weit und breit nichts zu essen. Warum sollten sie nicht murren? Und siehe da, ein vom langen Flug ermatteter Vogelschwarm lässt sich in ihrer Nähe nieder. Und siehe da,  am nächsten Morgen finden sie etwas Essbares, Manna, vielleicht "Honigtau" auf Tamariskensträuchern. Unverhofft kommt oft.
     Und vielleicht hast ja auch du recht, wenn du resignierst, weil sich in deinem Leben nichts zum Besseren wendet. Du hast dir alles Mögliche durch den Kopf gehen lassen. Aber du weißt, dass es keine Aussichten auf Besserung gibt.
     Doch statt ernüchtert die Lage zu analysieren, statt zu jammern oder zu resignieren, gibt es noch eine andere Möglichkeit. Du kannst mithilfe deines Glaubens Gott ins Spiel bringen und sagen:

Gebet: Herr, wie du siehst, bin ich am Ende meiner Möglichkeiten. Aber ich glaube, dass jetzt deine Möglichkeiten erst anfangen. Wenn ich auch nicht weiß, wie ich aus meiner schwierigen Lage wieder herauskommen soll, du weißt es und wirst mir helfen. Nein, ich will den Kopf nicht hängen lassen. Ich will aufblicken zu dir und darauf vertrauen, dass du mir einen Ausweg zeigst. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

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 Hans Löhr / Sommersdorf 5 / 91595 Burgoberbach

Mittwoch, 29. August 2018

Lass Gott keine Ruhe hl

LosungO Jerusalem, ich habe Wächter über deine Mauern bestellt, die den ganzen Tag und die ganze Nacht nicht mehr schweigen sollen. Jesaja 62,6 

LehrtextIhr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen wird, und werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an das Ende der Erde. Apostelgeschichte 1,8 

Liebe Leserin, lieber Leser,

hast du zur Zeit ein dringendes Anliegen? Einen Wunsch, eine Bitte eine Sehnsucht, die Gott erfüllen soll? Dann mach es wie der Prophet Jesaja aus der Losung, der sagt:. »Jerusalem, ich habe Wächter auf deine Mauern gestellt, die den HERRN Tag und Nacht an sein Versprechen erinnern sollen. Ihr Wächter, hört nicht auf zu beten – nicht einen Augenblick –, gönnt euch keine Ruhe! Lasst auch Gott keine Ruhe, bis er Jerusalem wieder aufgebaut hat.« 
     Was du mit Jerusalem zu tun hast? Stelle auch du Wächter auf die "Mauer" deines Herzens, dass sie Gott unablässig, Tag um Tag daran erinnern und ihm keine Ruhe gönnen, bis er deine Bitte erfüllt. Und wie? Sage ihm nach dem Aufwachen und sage ihm vor dem Einschlafen, was du dir wünschst. Sag es ihm mitten am Tag, wenn es dir gerade einfällt und mitten in der Nacht. Und sage ihm auch, dass du selbst alles tun wirst, was in deiner Macht steht, um das Ziel zu erreichen. Und wenn es in Gottes Augen ein gutes Ziel ist, wirst du es erreichen.
     Du kannst ihn nicht um etwas bitten, was anderen schadet. Und auch nicht um das, was egoistisch ist und ausschließlich dir nützt. Doch natürlich kannst du ihn bitten, wieder gesund zu werden, wenn du entsprechende Probleme hast. Damit wird dann auch den Menschen, mit denen du verbunden bist, eine Last abgenommen. 
     Die Lebenserfahrung zeigt, dass nicht jedes Problem gelöst und nicht jede Last abgeworfen werden kann. Doch du kannst es lernen damit zu leben. Es ist erstaunlich, welch große Lasten Menschen schultern können, ohne dass sie darunter zerbrechen. Ja mehr noch, sie empfinden nicht weniger Freude und Lebensqualität als andere. Gott gibt uns die Kraft, wenn wir sie brauchen. Und er trägt unsere Lasten mit. Auch das ist „Kraft des Heiligen Geistes“ (Lehrtext), die unsichtbar und doch wirksam ist. Und gerade Menschen, die ein Unfall geschädigt hat, eine Krankheit gezeichnet, ein Schicksalsschlag getroffen – gerade solche Menschen können für andere glaubwürdige Zeugen Gottes sein, weil sie nur umso mehr am Glauben festhalten.

Gebet: Herr, täglich danke ich dir, dass du da bist. Täglich bete ich zu dir, dass du mit mir durch den Tag gehst und meine Lieben und mich beschützt. Und täglich erhörst du meine Bitten. Mein ganz normales Leben soll mir nicht selbstverständlich sein. Jeden Tag neu sei es mir dein Geschenk, womit du mich segnest. Und wenn Leid mein Leben beschwert, bitte ich dich um die Kraft, es tragen zu können. So gehe ich an deiner Seite durch helle und trübe Tage auf dem Weg, den du kennst. Amen

Herzliche Grüße


Hans Löhr


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 Hans Löhr / Sommersdorf 5 / 91595 Burgoberbach

Dienstag, 28. August 2018

Der König hl

​​Losung: Der HERR ist König; des freue sich das Erdreich und seien fröhlich die Inseln, so viel ihrer sind. Psalm 97,1 

LehrtextGroß und wunderbar sind deine Werke, Herr, allmächtiger Gott! Gerecht und wahrhaftig sind deine Wege, du König der Völker. Wer sollte dich, Herr, nicht fürchten und deinen Namen nicht preisen? Offenbarung 15,3-4 

Liebe Leserin, lieber Leser,

der Herr ist König! Wer sonst? Wer sonst regiert die Menschen, die Landtiere, Vögel, Insekten, Mikroben und alle Fische und sonstigen Lebewesen in den Ozeanen? Donald Trump oder Putin oder Xi Jinping (diesen Namen sollte man sich merken)? 
     Der Herr ist König über alle Sonnen (Sterne) mit ihren zahllosen Planeten, über Galaxien und  Galaxienhaufen in den Tiefen des Universums. 
     Der Herr ist König über Geist und Materie, über Atome und die kleinsten Teilchen, aus denen alles besteht. 
     Der Herr ist König über Raum und Zeit, über Leben und Tod, über dich und mich. Der Herr ist König über alles von Ewigkeit zu Ewigkeit. Und alles ehre ihn und preise seinen Namen!

Vor manchen Menschenkönigen und Herrschern hatten die Untertanen Grund sich zu fürchten. Über Gott aber können sich seine Kinder und Geschöpfe freuen. Durch ihn kam alles, was war. Durch ihn ist alles, was ist. Durch ihn wird alles, was wird. Er ist der Spender und Erlöser von allem, was lebt. Er hat alles aus der Kraft seiner unergründlichen Liebe erschaffen. Und mit dieser Kraft erhält er alles am Leben solange es ihm gefällt. Mit dieser Kraft bist du gesegnet.
     Dies wissend, dies glaubend, darauf vertrauend, macht Mut zum Leben, schenkt innere Freude und Gelassenheit. 

Gebet: Ja, Herr, du bist mein König und wunderbar sind seine Werke. Dir gehört mein Leben. Amen 

Herzliche Grüße

Hans Löhr

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 Hans Löhr / Sommersdorf 5 / 91595 Burgoberbach

Montag, 27. August 2018

Senfkörner hl

Losung: Du hast geleitet durch deine Barmherzigkeit dein Volk, das du erlöst hast. 2.Mose 15,13 

LehrtextFührt euer Leben in der Liebe, wie auch Christus uns geliebt und sich für uns hingegeben hat. Epheser 5,2 

Liebe Leserin, lieber Leser,

warum ist in der Bibel so viel von Barmherzigkeit und Liebe die Rede? Wohl deshalb, weil unter uns Menschen oft so wenig davon zu spüren ist. Wären wir sozusagen von Natur aus barmherzig, hilfsbereit, großzügig und freundlich, müssten wir von der Bibel nicht immer wieder daran erinnert werden. Doch unsere menschliche Natur ist wild und wird durch Kultur nur vorübergehend gezähmt. Ein Beispiel sind Kriege, in denen vorher zivilisierte Menschen wie von Sinnen aufeinander einschlagen oder skrupellos Vernichtungswaffen einsetzen. Denn die Bösen sind ja immer die andern. Immer. Ob uns dagegen der Glaube hilft?
      Ich lasse mich heute von der Bibel aufs Neue daran erinnern, dass Gott mit mir barmherzig ist und ich darum auch mit anderen barmherzig sein kann. Und dass ich die Liebe Jesu Christi, die auch mir gilt, weitergeben  soll.
     Die Wörter „Barmherzigkeit“ und „Liebe“ bezeichnen etwas so Großes und Edles, dass sie mich einschüchtern. Was ich demgegenüber zustande bringe, ist oft recht kümmerlich. Doch ich denke, es verhält sich damit genauso wie mit dem Glauben. Jesus sagt, es reicht schon, wenn du Glauben hast nur so groß wie ein Senfkorn. Schon damit kannst du Großes bewirken. Also reicht es auch, wenn ich eine Senfkorn-Barmherzigkeit und eine Senfkorn-Liebe habe. Es sind ja oft die kleinen Gesten, die das Leben erträglich machen und Menschen aufleben lassen wie eine Pflanze, die gegossen wird. Und dazu gehört ein Lächeln, ein freundliches Wort, eine kleine Aufmerksamkeit, ein Smiley, eine kurze Nachricht,  ein Schokoriegel für den Paketboten, ein Anruf zwischendurch ... 
     Losung und Lehrtext heute motivieren mich von neuem, in der kommenden Woche jedem so zu begegnen, dass bei ihm ein gutes Gefühl zurückbleibt. Es muss doch möglich sein, dass ich ein paar Senfkörner von Liebe und Barmherzigkeit ausstreue. Vielleicht fallen sie irgendwo auf fruchtbaren Boden und wirken fort.

Gebet: O Gott, was wäre diese Welt für ein finsterer und kalter Ort ohne die Strahlen deiner Liebe und Barmherzigkeit! Was ist meine kleine Welt für ein finsterer und kalter Ort, wenn ich nicht ein paar Senfkörner davon aus streue, wenn ich nicht wenigstens ein kleines bisschen von dem weitergebe, was du mir Tag für Tag schenkst. Sei du selbst bei mir, dass mein Herz nicht im Eis der Gleichgültigkeit erstarrt. Sei du das Licht in meinem Leben. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

YouTube-Song: Mittelpunkt

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 Hans Löhr / Sommersdorf 5 / 91595 Burgoberbach

Sonntag, 26. August 2018

Kain und Abel (Predigt) hl

Predigt von Hans Löhr am 13. Sonntag nach Trinitatis (26.8.2018) in Thann und Sommersdorf

Kanzelgruß / Stilles Gebet um den Segen für die Predigt

Hört zunächst die biblische Geschichte für diesen Sonntag. Sie steht im 1. Buch Mose, im Kapitel 4, 1-16:

1 Adam schlief mit seiner Frau Eva, sie wurde schwanger und brachte einen Sohn zur Welt. »Mit der Hilfe des HERRN habe ich einen Sohn bekommen!«, rief sie aus. Darum nannte sie ihn Kain. 2 Ihren zweiten Sohn nannte sie Abel. Die beiden wuchsen heran; Abel wurde ein Hirte, Kain ein Bauer.
     3 Eines Tages nahm Kain etwas von dem Ertrag seines Feldes und brachte es dem HERRN als Opfer dar. 4 Auch Abel wählte eine Gabe für Gott aus: Er schlachtete einige von den ersten Lämmern seiner Herde und opferte die besten Fleischstücke mitsamt dem Fett daran. Der HERR blickte freundlich auf Abel und nahm sein Opfer an, 5 Kain und seinem Opfer hingegen schenkte er keine Beachtung.
     Darüber wurde Kain sehr zornig und starrte mit finsterer Miene vor sich hin.6 »Warum bist du so zornig und blickst so grimmig zu Boden?«, fragte ihn der HERR. 7 »Wenn du Gutes im Sinn hast, kannst du doch jedem offen ins Gesicht sehen. Wenn du jedoch Böses planst, dann lauert die Sünde schon vor deiner Tür. Sie will dich zu Fall bringen, du aber beherrsche sie!«
     8 Kain forderte seinen Bruder auf: »Komm, wir gehen zusammen aufs Feld!« Als sie dort ankamen, fiel er über Abel her und schlug ihn tot.
     9 Da fragte der HERR: »Wo ist dein Bruder Abel?« »Woher soll ich das wissen?«, wich Kain aus. »Ist es etwa meine Aufgabe, ständig auf ihn aufzupassen?« 10 Aber Gott entgegnete: »Was hast du bloß getan? Das vergossene Blut deines Bruders schreit von der Erde zu mir! 11 Darum bist du von nun an verflucht: Weil du deinen Bruder umgebracht und den Acker mit seinem Blut getränkt hast, musst du von diesem fruchtbaren Land fort. 12 Wenn du ein Feld bebauen willst, wird es dir kaum noch Ertrag einbringen. Ruhelos musst du von Ort zu Ort ziehen!«
     13 »Meine Strafe ist zu hart – ich kann sie nicht ertragen!«, erwiderte Kain. 14 »Ach, Gott, du verstößt mich von dem Land, das ich zum Leben brauche. Noch dazu muss ich mich vor dir verstecken! Heimatlos werde ich von nun an umherirren, und wenn mich jemand findet, wird er mich umbringen!«
     15 »Damit dies nicht geschieht«, sagte der HERR, »lege ich Folgendes fest: Wer dich tötet, wird dafür siebenfach bestraft werden!« Er machte ein Zeichen an Kain, damit jeder, der ihm begegnete, wusste: Kain darf man nicht töten. 16 Dann verließ Kain die Nähe des HERRN und wohnte im Land Nod (im »Land des ruhelosen Lebens«).

Liebe Gemeinde,

die Bibel ist schonungslos. Sie sagt klipp und klar: Der erstgeborene Sohn von Adam und Eva, der erste Mensch überhaupt, der durch eine natürliche Geburt auf die Welt kam, ist ein Brudermörder. Sie erzählt keine uralte Geschichte, die irgendwann einmal passiert wäre. Sie erzählt eine höchst moderne Geschichte, die im Laufe der Menschheit zahllose Male passiert ist. Und diese Geschichte ist so aktuell wie eh und je. Die Bibel erzählt diese Geschichte von Kain und Abel, damit man daraus lernt.
     Aber haben denn die vielen Menschen, die diese Geschichte gelesen oder gehört haben, daraus gelernt? Wenn ja, dürfte es keinen Mord mehr geben, keinen Totschlag, keine Hinrichtung, keine Todeslager und keine Atombombe. Wenn wir Menschen aus der Geschichte von Kain und Abel gelernt hätten, dürfte es keine Kriege mehr geben, weder einen Angriffskrieg noch einen Verteidigungskrieg, weder einen gerechten noch einen ungerechten Krieg. Doch das Töten und Morden geht weiter.
     Hätte Gott über Kain die Todesstrafe verhängt nach dem Gesetz „Auge um Auge, Zahn um Zahn“, dann, ja dann hätten wir Menschen eine Rechtfertigung zum Töten von höchster Stelle. Aber Gott hat den Mörder geschützt. Hat ihm das Kainszeichen gegeben, damit niemand ihm töte. Warum?
     Und warum hat Gott das Opfer des Abel angenommen und das Opfergeschenk des Kain verschmäht? Warum hat er den einen vorgezogen und den anderen zurückgesetzt? Wir wissen es nicht. Die Bibel gibt auf diese Fragen keine Antwort. Es ist eben so. Aber vielleicht gilt hier ja der Satz: „Keine Antwort ist auch eine Antwort“. Dann wäre es so, dass es dem Menschen, dass es jedem Menschen grundsätzlich verboten ist, einen anderen zu töten, egal, wie erbittert er ist, wie verletzt, wie wütend. Egal, ob er sich im Recht wähnt oder nicht.
     Ja, Kain fühlt sich zurückgesetzt und damit abgewertet. Er ist zutiefst gekränkt. Er meint, sich selbst Genugtuung verschaffen zu müssen, indem er seinen Bruder tötet. Aber Gott akzeptiert das nicht. Gott verlangt, dass sich der Mensch beherrsche. Dass er seine Gefühle beherrsche, seine Gedanken, seine Triebe. Und er verlangt noch etwas: Dass der Mensch Rede und Antwort stehe, wenn Gott ihn fragt: Wo ist dein Bruder Abel? Wo ist dein Bruder Jesus? Wo sind die toten Juden? Wo sind die toten Palästinenser? Wo die ertrunkenen Flüchtlinge? Wo sind deine Mitgeschöpfe, die Tiere? Wo sind all die Toten deiner zahllosen Kriege? Wo sind auch deine toten Feinde? Ja, Gott verlangt, dass der Mensch Rede und Antwort stehe und dass er Verantwortung übernehme für seine Mitmenschen und für seine Feinde.
     Nein, auch Feinde darf man nicht töten. Oder hat sich Jesus, durch den Gott zu uns spricht, etwa nicht klar ausgedrückt, wenn er sagt: »Aber ich sage euch: Liebt eure Feinde; tut wohl denen, die euch hassen; segnet, die euch verfluchen; bittet für die, die euch beleidigen... Wenn ihr nur die liebt, die euch lieben, welchen Dank habt ihr davon? Denn auch die Sünder lieben, die ihnen Liebe erweisen ... Vielmehr liebt eure Feinde und tut Gutes und leiht, ohne etwas dafür zu erhoffen. So wird euer Lohn groß sein, und ihr werdet Kinder des Höchsten sein; denn er ist gütig gegen die Undankbaren und Bösen. Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist. Und ... vergebt, so wird euch vergeben.« (Lukas 6,27-37)
     Das mutet Gott dem Menschen zu, dem Kain und seine Nachkommen, dir und mir. Und in der Tat, das ist eine Zumutung. Wer stellt sich ihr? Wer lässt sie sich gefallen und lebt danach? Du vielleicht? Ich nicht. Ich kann jemand, der mich zutiefst verletzt hat, nicht lieben. Oder sollte ich ehrlicherweise sagen, ich will ihn nicht lieben? Und wie ist das mit Gott? Wenn mir etwas zustoßen sollte, was ich als zutiefst ungerecht empfinde, irgendein Schicksalsschlag, kann, will ich ihn dann noch lieben? Ich weiß nicht, ob ich das dann noch will. Aber ich weiß, dass ich das soll, dass ich Gott lieben soll von ganzem Herzen, mit ganzer Hingabe, mit all meiner Kraft  und ebenso meinen Mitmenschen, meinen Feind und mich selbst und zwar bedingungslos und ohne Ausreden. So sagt es Jesus denen, die Christen sein wollen und christlich handeln wollen ob privat oder in der Politik.
     Ach ja, während ich das so sage, klingeln in meinen Ohren all die Argumente, warum man das mit der Feindesliebe nicht so wörtlich nehmen dürfe, warum man Krieg führen und dabei töten dürfe, warum die Todesstrafe berechtigt sei, warum man mit Tieren, insbesondere mit Nutztieren machen könne, was man wolle. Warum man die schiffbrüchigen Flüchtlinge im Mittelmeer nicht mehr retten solle. Warum man wieder aufrüsten solle auf Teufel komm raus usw.
     Wer so denkt, möge das doch mal nicht nur anderen Menschen sagen, sondern Gott selbst, soll ihm im nächsten Gebet sagen, warum er dieser Ansicht ist. Vielleicht so: „Hör mal, Jesus, jetzt sage ich dir mal, was ich meine.“
     Doch ich will noch einmal zurück zur Geschichte von Kain und Abel. Denn noch immer ist die Frage offen, warum Gott den Kain nicht getötet, sondern ihn sogar mit dem Kainsmal geschützt hat?
     Ich habe für mich diese Antwort gefunden: Wir alle sind Nachkommen von Kain. Wir alle haben in uns höchst problematische Gefühle und negative Gedanken. Mancher hat schon einem anderen den Tod gewünscht, auch wenn er ihn selbst nie töten würde. Viele, vielleicht jeder von uns hier hat schon mal von einem anderen gedacht oder sogar zu ihm gesagt: „Du bist für mich gestorben!“ Jeder hat schon mal im Stillen oder in einem lautstarken Streit gesagt: „Was bist du nur für ein Idiot!“ Und, ist das denn so schlimm? Jesus sagt dazu in der Bergpredigt: »Wie ihr wisst, wurde unseren Vorfahren gesagt: ›Du sollst nicht töten! Wer aber einen Mord begeht, muss vor ein Gericht gestellt werden.‹ Doch ich sage euch: Schon wer auf seinen Mitmenschen zornig ist, gehört vor Gericht. Wer zu ihm sagt: ›Du Schwachkopf!‹, der gehört vor den Hohen Rat, und wer ihn verflucht, der verdient es, ins Feuer der Hölle geworfen zu werden.«
     Für Jesus ist nicht die vollendete Tat entscheidend, sondern schon, was ein Mensch wegen eines anderen Negatives denkt und fühlt. Doch er wirft uns nicht ins „Feuer der Hölle“, denn wir alle tragen das Kainsmal auf der Stirn, ein unsichtbares Zeichen, weswegen Gott uns genauso verschont wie Kain. Es ist das Zeichen des Kreuzes von Jesus. Das Zeichen des Friedens zwischen ihm und uns. Das Zeichen der Versöhnung. Es steht für den Satz, den der Gekreuzigte vor seinem Tod gesagt hat: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“. Das gilt für Kain, das gilt für alle seine Nachkommen, das gilt für dich und für mich. Amen  


Samstag, 25. August 2018

Erlöst aus aller Heidenangst hl

Losung: Ich erkenne meine Missetat, und meine Sünde ist immer vor mir. Psalm 51,5 

LehrtextWenn wir unsre Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit. 1.Johannes 1,9 

Liebe Leserin, lieber Leser,

wenn – dann. Wenn wir unsere Sünden bekennen, dann vergibt Gott. Und wenn nicht? Muss ich den ersten Schritt tun, bevor Gott den zweiten tut? Muss ich erst zu Kreuze kriechen, bevor er barmherzig ist? Was meinst du? 
     Ich habe das als Kind und Jugendlicher so gelernt: Wenn du spurst in der Schule, wenn du spurst vor Gott, dann musst du keine Angst haben, dann wirst du belohnt. Aber ist denn Gott ein Schulmeister mit Rohrstock und Fleißbildchen? Worin würde sich denn dann dieser Gott unterscheiden von den Göttern anderer Religionen? Ich halte dem Lehrtext ein anderes Bibelwort entgegen: »Gott aber erweist uns seine große Liebe dadurch, dass Christus für uns starb, als wir noch Sünder waren.« (Römer 5,8)
     Doch, doch, es ist schon heilsam, wenn ich „meine Missetat und meine Sünde erkenne“ (Losung). Doch das fällt mir umso leichter, wenn ich das vor meinem gnädigen Gott tun kann. Dann muss ich keine Angst haben, von meinem Versagen zu reden. Dann erfahre ich vielmehr, dass seine Barmherzigkeit von der Erde bis an den Himmel reicht und dass ich mit allem, was ich gut machen möchte, weit dahinter zurückbleibe.
     Nein, Gott ist nicht erst dann barmherzig, wenn ich ihm meine Sünden bekannt habe. Sondern seine vorauslaufende Barmherzigkeit hilft mir, ehrlich zu mir selbst zu sein und nichts verdrängen oder schönreden zu wollen. Denn ich muss keine Angst vor seiner Strafe haben, sondern darf zurecht darauf hoffen, dass er mir vergibt.

Gebet: Herr, ich kann dir nur danken, dass du mich aus aller Heidenangst vor Zorn und Strafe erlöst hast und mir durch deine große Barmherzigkeit meine Sünde und mein Versagen vergibst. So hilfst du mir, einsichtig zu werden und die neue Chance zu ergreifen, die du mir schenkst. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

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Freitag, 24. August 2018

Nach vorn schauen hl

Losung: Sieh her, ich nehme deine Sünde von dir und lasse dir Feierkleider anziehen. Sacharja 3,4 

LehrtextDer Sohn sprach zu ihm: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir; ich bin hinfort nicht mehr wert, dass ich dein Sohn heiße. Aber der Vater sprach zu seinen Knechten: Bringt schnell das beste Gewand her und zieht es ihm an und gebt ihm einen Ring an seine Hand und Schuhe an seine Füße. Lukas 15,21-22 

Liebe Leserin, lieber Leser,

einmal muss Schluss sein mit Sack und Asche. Einmal muss das Büßergewand ausgezogen werden. Je eher, desto besser. Es wird endlich Zeit, dass du alles, was in deinem Leben problematisch war und ist, hinter dir lässt. Was war, kannst du nicht mehr ändern. Du kannst dich nur noch davon lösen und nach vorn schauen, auf Gott, der dir entgegenkommt. Er hat kein Interesse an deinem schlechten Gewissen, an deinen Schuldgefühlen, an deinen Depressionen. Er will mit dir das Leben feiern und die Barmherzigkeit. Die neuen Chancen und die Vergebung.
     Gut, wenn du vor ihm eingestehen kannst: „Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir“ (Lehrtext). So ein Eingeständnis hilft vor allem dir, hilft, dich von dem Negativen in deinem Leben zu lösen. Gott aber ist das gar nicht so wichtig, wie es lange und oft geheißen hat. Als der „verlorene Sohn“ so spricht, geht der Vater in der Geschichte von Jesus gar nicht darauf ein. Nach dem Schuldbekenntnis des Sohnes beginnt der nächste Satz mit „aber“ und nicht mit „und“. »Aber der Vater sprach: Bringt schnell das beste Gewand und zieht es ihm an.« Er will mit seinem Sohn feiern statt lang und breit Sündenbekenntnisse zu hören und Beichtgespräche zu führen. Und so geschieht es auch.
     Unter Menschen geht es oft anders zu. Da zeigt sich oft ein krankhaftes Interesse an der Schuld und am Scheitern eines anderen Menschen. Da taucht manchmal die böse Lust auf, den, der ohnehin schon am Boden liegt, noch zu treten, statt ihn aufzuheben und mit ihm zu feiern. Da wird gerne aufgerechnet und abgerechnet. Da steinigt man den anderen mit Vorwürfen und trägt ihm seine Fehler und seine Schuld nach bis ins Grab. Aber das ist das Werk des Satans. Er tritt in der Bibel als Ankläger auf, um den gescheiterten Menschen bei Gott zu verklagen (Sacharja 1,2 + 3). Doch Gott achtet seiner nicht. Er straft nicht, sondern heilt. Er zürnt nicht, sondern liebt. Diesen Gott hat uns Jesus gezeigt. Ihm können wir vertrauen. Was auch geschehen ist, er nimmt dich und mich als sein Kind an, einmal, zweimal, immer wieder (siehe Lukas 15,11-32).

Gebet:  Herr, du weißt, wie mich manchmal vergangene Fehler quälen, wie ich mich noch immer der einen oder anderen Peinlichkeit schäme. Du weißt, wie lange mir nach hängt, womit ich gescheitert bin. Nein, ich will nicht länger in der Vergangenheit wühlen und in meinen negativen Erinnerungen. Ich schaue jetzt auf dich und erwarte, dass du mich von alledem befreist und mir eine neue Chance gibst. Ich vertraue auf deine Barmherzigkeit und darauf, dass ich dein Mensch bin und bleibe. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

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 Hans Löhr / Sommersdorf 5 / 91595 Burgoberbach

Donnerstag, 23. August 2018

Wo Gott wohnt hl

Losung: Wie lieb sind mir deine Wohnungen, HERR Zebaoth! Psalm 84,2 

LehrtextWo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen. Matthäus 18,20 

Liebe Leserin, lieber Leser,

wo wohnt Gott? Im Tempel in Jerusalem, wie die Losung meint? Oder im Petersdom in Rom? Oder überhaupt in den Kirchen? Der Lehrtext gibt die Antwort: »Wo zwei oder drei versammelt sind in meinem (Jesu) Namen, da bin ich mitten unter ihnen.« Da wohnt Gott. Das konnte im Tempel sein, das kann im Petersdom sein oder in einer x-beliebigen Kirche. Das kann aber auch bei dir zu Hause sein oder unter freiem Himmel oder wo auch immer. Ich glaube, er wohnt auch in deinem Gebet, wenn du mit ihm zusammen bist. Irgendjemand sagte mal: „Gott wohnt da, wo man ihn einlässt.“ Doch um ihn einlassen zu können, muss ich mir für ihn Zeit nehmen.

Gebet: Herr, ich bin gern in einem Kirchenraum, weil ich mich dir da nah fühle. Und ich glaube auch, dass du mir und anderen da nahekommst und unser Herz berührst, wenn wir dich darum bitten. Doch tut es mir auch gut, zu hören, dass du mir überall nahe bist, wo ich bin. Darum will ich immer wieder mal kurz innehalten, an dich denken und mich vergewissern, dass du da bist. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

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 Hans Löhr / Sommersdorf 5 / 91595 Burgoberbach

Mittwoch, 22. August 2018

In der besten aller Welten, aber … hl

Losung: HERR, nach deiner großen Barmherzigkeit hast du mit deinem Volk nicht ein Ende gemacht noch es verlassen. Nehemia 9,31 

LehrtextWir danken Gott, dem Vater unseres Herrn Jesus Christus, und beten allezeit für euch. Kolosser 1,3 

Liebe Leserin, lieber Leser,

Hunger, Krieg, Krankheit, Hunger, Krieg, Krankheit - das war der Rhythmus, nach dem die Menschen bis ins letzte Jahrhundert überall auf der Welt gelebt haben, seitdem sie vor 70.000 Jahren auf der Bühne des Lebens erschienen sind. Inzwischen hat sich das deutlich geändert. Hunger gibt es nur noch dort, wo die politische Führung versagt. Heute sterben deutlich mehr Menschen an Übergewicht als an Hunger und pro Jahr sterben weltweit zwar zwischen hundertfünfzig- und zweihunderttausend Menschen durch kriminelle, terroristische und kriegerische Gewalt, aber sechsmal so viele im Straßenverkehr und achthunderttausend durch Selbstmord. Wir leben weltweit, allen negativen Nachrichten zum Trotz, in verhältnismäßig friedlichen Zeiten. Auch die Seuchen haben wir weitgehend im Griff. Die Pocken zum Beispiel sind ausgerottet. Auch die Pest stellt keine Gefahr mehr dar. Und selbst die Armut ist weltweit auf dem Rückzug. 
     Aber sind wir deshalb zufriedener und glücklicher als unsere Vorfahren? Die vielen wissenschaftlichen Untersuchungen zu diesem Thema deuten nicht darauf hin. Oder sind wir Menschen vor allem in den westlichen Wohlstandsgesellschaften gläubiger als unsere Vorfahren, dankbarer und leben wir mit mehr Gottvertrauen? Da braucht es keine wissenschaftliche Untersuchung. Diese Frage kann jeder nach kurzem Nachdenken mit Nein beantworten. Und leben wir sicherer? Nach wie vor hängt die Atombombe über unseren Köpfen. Und die Gefahr, dass wir aus Gier den Ast der Lebensgrundlagen absägen, auf dem wir sitzen, steigt täglich.
     Nun könnte man auf den naheliegenden Gedanken kommen, was die Religion nicht geschafft hat, hat die Wissenschaft geschafft. Ihr hätten wir die besseren Lebensumstände zu verdanken. Doch wer so denkt, teilt die Wirklichkeit in verschiedene Teile ein, die unabhängig voneinander oder im Widerspruch zueinander stünden. Hier der Glaube, dort die Wissenschaft, hier die Politik, dort die Religion, hier die Geschichte, dort die Kultur, die Wirtschaft usw.
     Mit den Augen des Glaubens sehe ich nur einen großen Zusammenhang und darin Gott am Wirken. Wieso sollte die moderne Wissenschaft oder die Wirtschaft nichts mit ihm zu tun haben? Er ist ja das große Ganze, aus dem alles hervorgeht. Seine Schöpfung ist noch längst nicht zuende. Seine Kraft wirkt in allem, was ist. Auch jetzt in diesem Augenblick. 
     Viele Dinge und Entwicklungen verstehe ich allerdings nicht. Ich kenne auch nicht den Weg, den die Menschheit und den ich persönlich in Zukunft gehen werden. Ich weiß keine befriedigende Antwort nach dem Woher und Warum des Bösen und des Leids. Genauso wenig weiß ich, warum ich Gutes und Glück erfahre. Ich kann nur ausgehen, von dem, was ich persönlich erlebe und es in Beziehung setzen zu dem, was andere erleben und erlebt haben. Das ist es, was meinen Glauben und meine Weltsicht prägt.
     Die Israeliten haben ihre Erfahrungen damals mit Krieg, Hunger und Seuchen mit Gott in Verbindung gebracht. Auch sie haben sich immer wieder gefragt, warum sie so viel Schlimmes erdulden mussten. Sie haben verschiedene Antworten gefunden, sei es das Versagen ihrer politischen und religiösen Führer oder die Sünden des ganzen Volkes. Aber sie haben auch die andere Erfahrung mit Gott in Verbindung gebracht, dass sie nämlich in den vielen Katastrophen der letzten 3000 Jahre als Volk immer wieder überlebt haben. Ja, zahllose einzelne mussten sterben. Aber die Israeliten oder die Juden, wie wir heute sagen, gibt es noch immer, vielleicht mächtiger, auf jeden Fall aber mit einem besseren Leben als je zuvor. Wie viele von ihnen heute so beten wie Nehemia im Losungswort, weiß ich nicht:  Aber das weiß ich: Christen wie Juden hätten allen Grund zu sagen: HERR, nach deiner großen Barmherzigkeit hast du mit deinem Volk nicht ein Ende gemacht noch es verlassen.
     Und deshalb, liebe Leserin, lieber Leser, möchte ich mir den Satz aus dem Lehrtext zu eigen machen und gemeinsam mit dir Gott danken, dass er uns bis zu diesem Augenblick am Leben erhalten hat. Und ich möchte mit dir für andere beten, die unser Gebet brauchen.

Gebet: Herr, wenn ich auf die Menschengeschichte zurückschaue, ist es ein Wunder, dass es uns heute noch gibt und dass das Leben noch immer weitergeht. Ich kann mir das nicht anders erklären, als dass du in dieser Zeit mit uns und mit mir barmherzig gewesen bist und deine schützende Hand über uns gehalten hast. Nur du weißt, warum du das getan hast und tust. Und ich weiß, dass es mit uns zu Ende ist, sobald du uns deine Gnade entziehst. Darum bitte ich dich für mich und die ganze Menschenfamilie, sieh unser entsetzliches Versagen in Geschichte und Gegenwart nicht an. Vergilt uns nicht das Leid, das wir über unseresgleichen und deine Tiere gebracht haben und bringen. Rette uns in Jesu Namen aus unserem Hochmut und aus unserer Dummheit, aus unserer Kälte und aus unserer Gier. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

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Dienstag, 21. August 2018

Gottes ausgestreckte Hand hl

LosungDer HERR, unser Gott sei mit uns, wie er mit unsern Vorfahren gewesen ist. Er verlasse uns nicht und ziehe die Hand nicht ab von uns. 1.Könige 8,57 

LehrtextDie Jünger zogen aus und predigten an allen Orten. Und der Herr wirkte mit ihnen und bekräftigte das Wort durch die mitfolgenden Zeichen. Markus 16,20 
   
Liebe Leserin, lieber Leser,

gegenüber unseren Vorfahren haben wir den großen Vorteil, dass viele Bereiche unseres Lebens durch Versicherungen abgedeckt sind: Durch eine Krankenversicherung, durch Sozialversicherung (Arbeitslosenversicherung, Hartz 4), durch Pflegeversicherung, durch Rentenversicherung, durch Lebensversicherung, durch Unfallversicherung, Rechtsschutzversicherung usw. Nicht nur wir selbst, sondern auch unser Eigentum kann durch verschiedene Versicherungen abgesichert werden. Früher musste das die eigene Familie oder Sippe leisten wie heute noch in Afrika. Doch alle diese Versicherungen schützen nicht vor Krankheit, Alter, Arbeitslosigkeit oder Tod. Sie mildern nur die finanziellen Folgen ab.
     Für viele Israeliten war Gott zur Zeit der Bibel so eine Art Rundum-Versicherung. Sie wussten aus den Geschichten ihrer Vorfahren, wie sehr ihnen der Glaube geholfen hatte, auch in schweren Zeiten zu bestehen. Sie wünschten sich, dass Gott ihnen auch jetzt zur Seite stehen und dass das auch in Zukunft so bleiben möge. Doch auch die Menschen damals wussten, dass jederzeit ein Unglück passieren konnte. Einerseits wünschten sie sich, dass Gott sie vor Unglück bewahren möge. Andererseits hofften sie darauf, dass er ihnen die Kraft geben werde, auch in einem Unglück zu bestehen und es zu überwinden.
     Soweit ich weiß, ist heute die Mehrheit der Juden nicht mehr gläubig genauso wie die Mehrheit der Christen, jedenfalls nicht gläubig in dem Sinn, wie die Bibel vom Glauben spricht. Gott ist für viele eben nicht greifbar, nicht erfahrbar, nicht nachweisbar. Aber warum gibt es dann immer noch Juden und Christen, die an ihn glauben?
     Auf diese Frage gibt es viele Antworten. Ich will meine Antwort geben: Ich glaube nicht, weil ich glauben muss. Wer sollte mich auch dazu zwingen? Ich glaube, weil mir der Glaube gut tut. In guten Zeiten und wenn ich etwas Schönes erlebe, weiß ich durch meinen Glauben, wem ich dafür dankbar sein kann. In anderen Zeiten, wenn ich Sorgen habe oder krank bin, wenn es in meiner Familie jemandem schlecht geht oder wenn mir andere Leute von ihrem Unglück und Leid erzählen, weiß ich durch meinen Glauben, an wen ich mich wenden kann, wem meine Sorgen abgeben, mein Herz ausschüttenund meine Bitten vortragen. Ich vertraue in alledem darauf, dass Gott, wie die Losung sagt, seine segnende und schützende Hand weiterhin über mich und die Meinen hält, aber auch über alle anderen Geschöpfe. Zöge er sie zurück, müssten augenblicklich Himmel und Erde vergehen. Da sie aber nach wir vor bestehen, da ich zusammen mit zahllosen anderen Wesen lebe, ist das für mich ein starker Hinweis auf Gottes Macht und Nähe zu seinen Geschöpfen, auch zu mir.
     Er ist für mich nicht nur eine Lebensversicherung, sondern die Lebensgarantie, das A und O, der Anfang und das Ende von allem. Er wirkte damals in den Jüngern. Er wirkt auch heute in und durch jeden Menschen, den er als seinen Zeugen braucht. Das glaube ich und das sage ich auch anderen, wenn sie es hören wollen (Lehrtext).

Gebet: Herr, halte deine Hand schützend über mich, über meine Angehörigen und alle deine Geschöpfe. Halte sie über deine Erde und alle Sterne des Himmels. Denn alles ist durch deine Hand gemacht und solange du sie über deine Schöpfung hältst, bleibt bestehen, was du gemacht hast. Wehre du mit starker Hand allen zerstörerischen Kräften. Öffne deine Segenshand, damit alles, was lebt, satt wird. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

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Montag, 20. August 2018

gelassen und froh hl

LosungDer HERR hatte sie fröhlich gemacht. Esra 6,22a 

Lehrtext: Sie waren täglich einmütig beieinander im Tempel und brachen das Brot hier und dort in den Häusern, hielten die Mahlzeiten mit Freude und lauterem Herzen. Apostelgeschichte 2,46 

Liebe Leserin, lieber Leser,

wieso der Herr? (Losung) Hat nicht Persiens König Darius (549 v. Chr.; † 486 v. Chr.) die Israeliten froh gemacht? Schließlich hat er das Edikt von König Kyros, einem seiner Vorgänger, umgesetzt . Damit erteilte er der jüdischen Oberschicht die Erlaubnis, nach langer Verbannung in die Heimat und nach Jerusalem zurückzukehren. So sagt es zumindest die Bibel. Irreführend ist im Kapitel 6 die Luther-Übersetzung, dass Darius König von Assyrien genannt wird. Richtig daran ist, dass die Perser inzwischen auch Assyrien beherrschten und somit der Perser Darius eben auch König über Assyrien war. So viel vorab zur Klärung der Zeitumstände im 5. Jahrhundert vor Christus.
     Doch nun zurück zu unserer Eingangsfrage: Wieso hatte der Herr sie fröhlich gemacht? Die Bibel erklärt das so: »Der HERR hatte sie froh gemacht, denn er hatte dafür gesorgt, dass der König von Persien (Darius) ihnen wohlgesinnt war und ihnen dabei geholfen hatte, den Tempel des Gottes Israels wieder aufzubauen.« (Esra 6,22b) Es ist also immer eine Frage der Perspektive, des Blickwinkels, aus dem ich ein Ereignis betrachte. Aus Sicht der wissenschaftlichen Geschichtsforscher (Historiker) spielt der Glaube keine Rolle. Da ist Geschichte ausschließlich eine Angelegenheit von Menschen. Aus Sicht des Glaubens aber ist Gott auch der Herr über die Geschichte und handelt durch und mit Menschen, um mit ihnen seinen Plan zu erfüllen. Somit ist auch der persische König Darius nichts anderes als sein Werkzeug. Aus dieser Perspektive gilt das heute auch für Donald Trump, Putin und Xi Jinping. Auch diese drei sind, wie alle anderen Staatenlenker auch, seine Werkzeuge. Letzten Endes können sie nichts tun, was Gottes Willen und seinen Plänen zuwiderläuft.
     Normalerweise sind wir nicht gewohnt, Geschichte oder auch aktuelle Nachrichten so zu verstehen. Wir regen uns über bestimmte Politiker auf und andere finden wir vielleicht gut. Doch der Glaube gibt uns, wie gesagt, noch einmal eine andere Sichtweise. Und die finden wir in der Bibel, zum Beispiel im Buch Esra, aus dem die heutige Losung kommt.
     Mir fällt es einerseits nicht leicht, diese Perspektive einzunehmen. Andererseits hilft sie mir, das, was in der Welt gerade geschieht, etwas gelassener zu sehen, auch wenn ich mir nach wie vor Sorgen mache über die Folgen, die die Politik der Großmächte zur Zeit hat. Ich denke, beide Sichtweisen haben etwas für sich. Die biblische macht mich gelassener und zuversichtlicher. Die sonst übliche motiviert mich, Stellung zu beziehen und im Rahmen meiner Möglichkeiten und nach Maßgabe meines Glaubens auf die Politik Einfluss zu nehmen und sei es nur mit dem Wahlzettel.
     Doch das, was die beiden Bibelworte heute verbindet, ist mir besonders wichtig, nämlich die Freude. Bei allem Ernst des Lebens, bei allen negativen Nachrichten, bei allen persönlichen Problemen und Sorgen – Gott macht mich immer wieder froh, weil er mich von meinen Bedenken befreit und die Last von mir nimmt, als käme es auf mich an, dass meine kleine und die große Welt sich weiterdreht. Das gehört ja zu den „Wundern des Glaubens“, dass Menschen sich auch dann an Gott freuen können, wenn ihre Lebensumstände nicht besonders gut sind. Gerade dann, wenn ich mich frei mache von meinen Wünschen und Plänen, von meinem Streben nach Einfluss und Anerkennung, von meinen Vorstellungen, wie das Leben sein soll – wenn ich mich von alldem wenigstens ab und zu frei mache, schaffe ich in mir Platz, dass Freude wachsen kann. Doch diese Freude kann ich nicht schaffen. Sie ist und bleibt Gottes Geschenk.

Gebet: Herr, was hilft es, wenn ich ständig mit gequälter Miene herumlaufe? Was hilft es, wenn ich mir Sorgen mache beim Blick in die Zeitung oder beim Ansehen der Tagesschau? Damit ändere ich nichts, sondern lege nur einen Schatten über mein Leben. Ja, auch ich habe in meinem kleinen Wirkungskreis Verantwortung für deine Welt. Auch ich will so denken und handeln, dass die Zukunft lebenswert bleibt. Doch im Großen und Ganzen kommt es auf dich an. Du bist es, der alles regiert, auch die Regierenden in den Ländern der Erde. Vielleicht werden auch wieder schwere Zeiten kommen. Aber auch dann bleibst du der Herr und sorgst dafür, dass alles zu dem guten Ende führt, das du vorgesehen hast. Mit diesem Glauben hilfst du mir, dass ich gelassener werde und mich mit anderen meines Lebens freuen kann. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

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