Dienstag, 31. Oktober 2017

All you need is love - Alles, was du brauchst, ist Liebe hl

LosungLass ab vom Bösen und tue Gutes; suche Frieden und jage ihm nach. Psalm 34,15 

LehrtextNehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Ehre. Römer 15,7 

Liebe Leserin, lieber Leser,

"Tut Gutes!", heißt es heute in der Losung. Das sagt sich so leicht. Aber was ist das genau, das Gute? „Sind wir uns halt wieder gut“, sagt die Frau zu ihrem Mann nach einem Streit - oder er zu ihr. Offenbar heißt „gut sein“ auch, miteinander gut auskommen und im Frieden leben. Kannst du zustimmen, wenn ich sage: Im Frieden leben heißt, dass sich nicht einer auf Kosten des anderen durchsetzt, sondern jeder immer wieder ein Stück zurücksteckt. Dass man nicht auf seinen Maximalforderungen besteht, sondern den Kompromiss sucht, mit dem beide leben können, ohne ihr Gesicht zu verlieren. Und das bedeutet natürlich auch, miteinander im Gespräch zu bleiben, sich auch mal auf die Zunge zu beißen und den einen oder anderen aufkommenden Ärger wieder runter zu schlucken. Den »Frieden suchen und ihm nachjagen« (Losung), das muss ich schon wollen und dafür muss ich eben auch etwas tun. 
     Das gilt nicht nur in der Partnerschaft oder in der Familie. Das gilt auch am Arbeitsplatz, in der Kirchengemeinde und in der Politik. Auch der Friede zwischen Staaten mit unterschiedlichen Interessen ruht auf der Bereitschaft zum Kompromiss und darauf, dass man immer wieder miteinander redet, gerade dann, wenn es Probleme gibt. Die beste Voraussetzung für den Frieden im Kleinen wie im Großen ist, wenn es für beide Seiten eine WIN-WIN-Situation gibt, wie es neudeutsch heißt. Wenn also beide dem Kompromiss etwas Gutes abgewinnen können und niemand als Verlierer den Schauplatz verlassen muss.
     Dazu gehört auch, was der Apostel Paulus in seinem Brief an die Christen in Rom schreibt (Lehrtext). Er fordert sie und somit auch mich auf, den anderen erst einmal so anzunehmen, wie er ist und ihn nicht schon wieder anders haben zu wollen. Wer Kinder in der Pubertät hatte, weiß, dass das der Königsweg zu einem gedeihlichen Miteinander in der Familie ist. Natürlich hätte ich gerne, dass mein Sohn oder meine Tochter so ist, wie ich mir das vorstelle. Aber meine Eltern hätten das auch gern gehabt und mussten Geduld mit mir haben so wie ich mit meinen Kindern. Sie sind nun mal nicht ich. Gott weiß, warum er sie als einzigartige Menschen geschaffen hat, die eben so sind wie sie sind. Und er weiß auch, was einmal aus ihnen wird, wie sie sich entwickeln werden, was noch alles bei ihnen zum Vorschein kommt.
     Von Jesus Christus glaube ich, dass er mich auch heute noch so annimmt, wie ich bin trotz meiner Schwächen und meines Versagens. Aber das habe ich jetzt falsch ausgedrückt. Nicht „trotz“, sondern wegen meiner Schwächen und meines Versagens. Er weiß, dass ich seine Liebe brauche. Er weiß, dass ich mich nur dann positiv ändern kann, wenn er mich annimmt und mir den Rücken stärkt. 
     Das heißt in der Sprache des Glaubens „Gnade“. Sie gehört zu den zentralen Einsichten Martin Luthers, dessen Reformation heute auf den Tag genau vor 500 Jahren mit der Veröffentlichung der 95 Thesen begonnen hat. Er hatte In der Bibel wiederentdeckt, was solange verschüttet war, dass jeder durch Jesus von Gott angenommen ist noch bevor ein Mensch etwas dazu tun kann. Das ist die frohe Botschaft, das „Evangelium“. Und, liebe Leserin, lieber Leser, diese Botschaft ist deshalb froh, weil Gott nicht erst auf unseren Sünden herumreitet bis wird demoralisiert im Dreck liegen, um uns dann da wieder herauszuholen. Sie ist deshalb froh, weil er uns nicht nach Menschenart gönnerhaft sagt: „Ich nehme dich an trotz deiner Sünde und trotz deines Versagens". Damit würde er mir nur ein schlechtes Gewissen machen. Die Botschaft ist froh, weil sie mich froh und frei macht, weil Gott mir damit sagt: „Ich liebe dich egal, was gewesen ist, weil du mein Kind bist und bleibst. Denn alles, was du brauchst, um ein freier und froher Mensch zu sein, ist Liebe: „All you need is love!" - Immer und überall.

Gebet: Herr, das wär's, wenn ich andere so annehmen könnte, wie du mich annimmst, so bedingungslos, voraussetzungslos und vorurteilsfrei, so „voll Wärme und Licht im Angesicht“. Aber ich kann das nicht. Ich kann es deshalb nicht, weil ich ja nicht einmal mich selbst so annehmen kann. Weil ich nicht einmal mich selbst so lieben kann, wie du mich. Umso mehr brauche ich dich, dass du mich mit deiner Liebe zum Guten veränderst. Erhalte mir den Glauben, dass du das tust und ich mich darauf fest verlassen kann. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

Nachtrag: Oh Boy, 50 Jahre ist es her, dass diese Hymne, dass "All you need is love" veröffentlicht wurde und ich damals vor dem Schwarzweiß-Fernseher saß mit einem dicken Kloß im Hals, weil mir die Beatles aus dem Herzen sangen.

Montag, 30. Oktober 2017

Worte als Geschenk hl

LosungIch will euch mehr Gutes tun als je zuvor, und ihr sollt erfahren, dass ich der HERR bin. Hesekiel 36,11 

LehrtextGott hat seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern hat ihn für uns alle dahingegeben - wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken? Römer 8,32 

Liebe Leserin, lieber Leser,

ist dir eigentlich bewusst, welche Macht in deinen Worten steckt? Du kannst damit andere ermutigen und entmutigen, erfreuen und erzürnen, trösten und beleidigen. Mit dem, was du sagst, kannst du bei anderen unterschiedliche Gefühle auslösen, kannst ihre Gesellschaft gewinnen oder es dir mit ihnen verderben. Worte stehen am Anfang einer Beziehung und an ihrem Ende. Und manchmal spricht auch ein Schweigen Bände.
     Noch mal eine ganz andere Wirkung und Macht haben die Worte Gottes. Die Bibel sagt, dass er durch sein Wort die gesamte Schöpfung aus dem Nichts ins Dasein gerufen hat. Im Evangelium des Johannes heißt es dazu: »Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist. Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.« 
     Jesus ist das menschgewordene Wort Gottes. Durch ihn, seinen Sohn, spricht der Vater. Und was er zu sagen hat, gilt auch dir und mir. Im Unterschied zu uns Menschen ermutigt Gott, aber er entmutigt nicht. Er erfreut, aber reizt nicht zum Zorn. Er tröstet, aber er beleidigt nicht. Er beginnt mit dir eine Beziehung und bleibt dir treu. Und wenn du an Weihnachten das Kind in der Krippe siehst, so achte darauf, was Gott dir durch das Jesuskind sagt. Es ist nur ein Satz. Der Satz aller Sätze, der im Innersten berühren und verändern kann: "Ich liebe dich!" Und Gott tut, was der Liebende dem Geliebten tut, er schenkt dir sein Herz. Er schenkt sich dir ganz. (Lehrtext)
     Von seiner Seite ist alles getan. Mehr geht nicht. Und jetzt bist du, jetzt bin ich dran: Will ich auf ihn hören? Will ich mir zu Herzen nehmen, was er zu mir sagt? Will ich seinen Worten Glauben schenken? Freue ich mich über seine Liebeserklärung und will ich sie erwidern? Viele Menschen wollen das nicht. Sie kennen den nicht, der so zu ihnen spricht. Sie überhören ihn. Aber du und ich, wir können ihn kennen. Wir müssen nur darauf hören, was Jesus sagt und darauf schauen, was er getan und wie er gelebt hat. Will ich das?
     Als die Israeliten damals das heutige Losungswort aus dem Buch des Propheten Hesekiel gehört haben, wussten sie noch nicht, worauf Gott hinaus wollte. Ja, sie sollten wieder in ihr Land zurückkehren und Jerusalem wieder aufbauen können. Das war schon viel von dem Guten, das sie sich erträumt hatten. Aber sie konnten nicht wissen, was ich wissen kann, dass Gott selbst das Gute ist, das er mir tut und schenkt. (Lehrtext) 
     Was, so frage ich mich, könnte mir denn Besseres passieren als dass Gott sich mir schenkt? Was könnte mir mehr Lebensmut machen, mehr Trost spenden, mehr Energie geben? Weil ich darauf keine Antwort weiß, will ich seinen Worten Glauben schenken und seine Liebeserklärung erwidern. Ja, ich möchte lieber mit ihm leben als ohne ihn. Das will ich. Unbedingt. 

Gebet: Herr, so wie ich mich auf dich besinne und mir bewusst mache, dass du dich mir geschenkt hast, ändert sich mein Befinden. Sofort bin ich mit meinen Lasten und Sorgen nicht mehr allein. Sogleich hellt sich meine Stimmung auf und habe ich wieder mehr Zuversicht. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

Sonntag, 29. Oktober 2017

Was für einen Gott will ich? Was für einen Menschen will er? hl

LosungAmos sprach: Ich bin ein Rinderhirt, der Maulbeerfeigen ritzt. Aber der HERR nahm mich von der Herde und sprach zu mir: Geh hin und weissage meinem Volk Israel! Amos 7,14-15 

LehrtextWer prophetisch redet, der redet den Menschen zur Erbauung und zur Ermahnung und zur Tröstung. 1.Korinther 14,3 

Liebe Leserin, lieber Leser,

'Tja, lieber Amos, hättest du nur mal den Mund gehalten, statt dich mit der Kirche, dem Bischof und der Regierung anzulegen. Du hättest in Ruhe weiterhin Vieh züchten und Maulbeerfeigenbäume anpflanzen können. Hättest du dir doch an deiner Privatfrömmigkeit genügen lassen, an deiner Innerlichkeit, und auf deine unverschämte Kritik an den gesellschaftlichen und kirchlichen Verhältnissen verzichtet, dann hätte Bischof Amazja nicht zu dir gesagt: „Hau ab! Verschwinde aus unserem Land!“ Aber du musstest dich ja auf Gott berufen, dass er es gewesen sei, der dir den Auftrag gegeben hat, der Kirche und dem Staat den Untergang anzukündigen. Was geht's dich an, Amos, wie wir, die Oberschicht der Gesellschaft, die Herrschenden, die Großgrundbesitzer und Kirchenleute Politik machen und die kleinen Leuten behandeln? Du meinst, Gott hätte was dagegen? Was bildest du dir bloß ein! Du hast ja noch nicht mal Theologie studiert. Wir aber haben unsere große Kirche, in der wir regelmäßig Geld sammeln, in der wir Weihrauch anzünden und in feierlichen Gottesdiensten Gebete zu Gott schicken, in der wir aus den alten Schriften vorlesen und den kleinen Leuten sagen, wie sie sich zu verhalten haben. Was brauchen wir da dich und deine Kritik?! Störe uns nicht! Halt die Klappe und verpiss dich!‘ (siehe Amos 7,10-17)
     So hatte man mit dem Propheten geredet. Wie es mit ihm, wie es mit Amos weiterging, wissen wir nicht. Aber solche Leute wie er wurden in der Regel einen Kopf kürzer gemacht. Und der, der sich 800 Jahre später auf Amos und die anderen Propheten berufen hat, wurde gekreuzigt. Er sagte: »Wehe euch, ihr Theologen (Schriftgelehrten) und Superfrommen (Pharisäer)! Ihr Heuchler! Den toten Propheten baut ihr Denkmäler. Dazu behauptet ihr noch: ›Wenn wir damals gelebt hätten, wir hätten die Propheten nicht umgebracht wie unsere Vorfahren.‹ Damit gebt ihr also selbst zu, dass ihr die Nachkommen der Prophetenmörder seid. Ja, weiter so, macht das Maß eurer Väter nur voll! Ihr Schlangenbrut!« (Matthäus 23,29-32) Tja, lieber Jesus, hättest du nur mal den Mund gehalten, dann hättest du friedlich in deinem Bett sterben können...
    Und jetzt zu mir. Welchen Jesus will ich? Welchen Gott? Den, der sich nur dafür interessiert, ob ich denn auch recht fromm bin oder den, der sich in mein ganzes Leben einmischt, in meine Innerlichkeit sowohl wie auch in mein Verhalten gegenüber anderen und in der Öffentlichkeit? Will ich einen Gott, der sich mit ein paar Lobpreisliedern begnügt, mit ein paar Gebeten und frommen Sprüchen an der Wand? Oder will ich einen, der mich auch herausfordert, da, wo ich lebe und arbeite Stellung zu beziehen, den Mund aufzumachen und die Ungerechtigkeit beim Namen zu nennen?
   Und was für einen Menschen will er? Wie will er mich? Reicht es ihm, dass ich glaube oder will er ebenso, dass ich das, was ich glaube auch lebe? Will er, dass ich die Verantwortlichen in Staat und Kirche für verantwortungsloses Verhalten kritisiere? Oder will er, dass ich erstmal Selbstkritik übe und über mich nachdenke, über den Balken in meinem Auge und den Schmutz vor meiner Tür und das Glashaus, in dem ich sitze? Oder will er beides? Was meinst du?

Gebet: Herr, ich danke dir für die Menschen, die mich mit dem, was sie mir von dir sagen, aufbauen und trösten. Ich will dir aber auch danken, wenn sie mich herausfordern, dass ich mich dort, wo es möglich ist, einsetze für den Schutz unserer Umwelt, für Menschen, die Unrecht leiden und für mehr Frieden im Kleinen wie im Großen. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

Samstag, 28. Oktober 2017

Befreier damals und heute hl

LosungMit fröhlichem Schall verkündigt dies und lasst es hören, tragt's hinaus bis an die Enden der Erde und sprecht: Der Herr hat seinen Knecht Jakob erlöst. Jesaja 48,20 

LehrtextEs wird gepredigt werden dies Evangelium vom Reich in der ganzen Welt zum Zeugnis für alle Völker, und dann wird das Ende kommen. Matthäus 24,14 

Liebe Leserin, lieber Leser,

das war der Urknall des Glaubens für die Israeliten, nicht dass da ein einziger Gott ist, der alles geschaffen hat, sondern der Menschen aus einer hoffnungslosen Lage befreit (=erlöst). Und das haben sie als Volk zweimal erlebt. Das erste Mal, als sie unter Moses aus der Sklaverei in Ägypten ausgebrochen sind und das zweite Mal, als sie nach rund 70 Jahren aus dem Exil in Babylon wieder heimkehren konnten. 
     Beide Ereignisse brachten sie im Glauben mit Gott zusammen. Darum heißt die heutige Losung im Zusammenhang: »Schnell, verlasst Babylonien, ihr Israeliten, flieht aus dem Land der Chaldäer! Singt und jubelt vor Freude! Die ganze Welt soll hören, was geschehen ist. Erzählt es überall: ›Der HERR hat Israel, das Volk, das ihm dient, befreit!« (Übersetzung: HFA) Für die Israeliten und später die Juden war und ist Gott zuallererst der große Befreier und dann auch Schöpfer. Diese Gotteserfahrung prägte auch den Glauben der ersten Christen. Denn auch Jesus war für sie der große Befreier aus einem Leben ohne Gott und Sinn, der Erlöser aus Schuld und Tod. 
     Und wie ist das heute bei dir? Ich will sagen, wie es bei mir ist. Ja, ich glaube, dass Gott auch in der Geschichte handelt und ganze Völker aus der Gewalt des Bösen befreit. Das letzte Jahrhundert hat dafür einige Beispiele parat: Die Befreiung unseres Volkes von der mörderischen Ideologie des Nationalsozialismus. Die Befreiung der Völker Osteuropas von der ähnlich mörderischen Ideologie des Stalinismus. Die Befreiung der Kambodschaner aus der Terror-Herrschaft von Pol Pot und seiner Roten Khmer. Die Befreiung der Chinesen vom radikalen Maoismus, dem ebenfalls Millionen zum Opfer gefallen sind. Die Befreiung der Südafrikaner aus der Apartheid. Die Befreiung der Völker Afrikas vom europäischen Kolonialismus und nicht zuletzt noch einmal wir Deutsche, die wir 1989 ohne Blutvergießen dem Kalten Krieg entronnen sind und unser Land wieder vereinigen konnten. 
     Das muss man nicht mit Gott zusammen bringen. Aber ich frage, womit sonst? Mit Zufall? Mit einem anonymen Weltgeist? Oder, wie es 1989 hieß, mit "Wahnsinn"? Überall, wo Menschen der Macht des Bösen entrinnen, sehe ich Gott am Werk. Und was im Großen gilt, gilt in besonderer Weise auch im Kleinen. Denn mein Glaube hängt nicht am Weltgeschehen, sondern daran, was ich ganz persönlich erlebe. 
     Und so glaube ich, wenn ich auf mein Leben zurückschaue, dass Gott mich mehrfach „von dem Bösen erlöst“ hat, wie es im Vaterunser heißt. Da hätte manche Krankheit, die ich als Kind hatte, einen ganz anderen, einen tragischen Verlauf nehmen können. Da hätte ich als junger Mensch in atheistische und gewaltbereite politische Kreise geraten können, wie der eine oder andere, der meinen Lebensweg gekreuzt hat. Manche gefährliche Situation auf der Straße hätte mich die Gesundheit oder gar das Leben kosten können. Und wenn ich nur lange und intensiv genug nachdenke, werden mir noch andere Beispiele einfallen. 
     Ja, ich kann von mir sagen, dass ich immer wieder einmal aus einer verhängnisvollen Situation erlöst worden bin. Ich kann mir das natürlich auch an die eigene Brust heften. Aber ich weiß es besser. Ich weiß, wem ich es zu verdanken habe, dass ich in keiner Katastrophe untergegangen bin. Und wenn ich heute mal nicht gut drauf bin, weil ich meine, ich hätte dies oder jenes anders machen können und sollen oder es sollte mir besser gehen als es mir ohnehin schon geht, dann halte ich mir vor Augen, was für ein treuer Hirte mein Gott ist, ob "auf der grünen Aue" oder "im finsteren Tal" (Psalm 23). Doch, ich hätte allen Grund vor Freude und Dankbarkeit laut oder leise zu singen und zu jubeln. Manchmal mache ich das auch. Ich sollte es öfter tun.
     Wenn im Lehrtext vom »Evangelium vom Reich (Gottes)« die Rede ist, dann verstehe ich darunter auch, was ich soeben geschrieben habe. Nämlich dass Gott in dieser Welt handelt und regiert, allen schlechten Nachrichten zum Trotz. Und dass er das auch in meinem kleinen Leben tut. Nein, ich verstehe viele Dinge nicht, die geschehen. Und manchmal habe ich Schwierigkeiten, sie mit meinem Glauben zusammenzubringen. Aber meine Lebens- und Glaubenserfahrung lehrt mich, dass es gut ist und mir gut tut, an Gott festzuhalten so wie er sich in Jesus gezeigt hat. Dieser Glaube hat mir bisher geholfen. Er wird es auch künftig tun, der Glaube an und das Vertrauen auf den Gott, der seit Urzeiten hilft und befreit.

Gebet: Danke, Herr, du hast Menschen oft genug aus der Macht des Bösen befreit. Darum hoffe ich für mich und alle, die mir am Herzen liegen, dass du das auch künftig tun wirst. Und wenn ich einen kleinen Teil dazu beitragen kann, so nimm mich in deinen Dienst. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

Freitag, 27. Oktober 2017

Im Licht des Friedens hl

LosungKommt nun, lasst uns wandeln im Licht des HERRN! Jesaja 2,5 

LehrtextIhr alle seid Kinder des Lichtes und Kinder des Tages. Wir sind nicht von der Nacht noch von der Finsternis. 1.Thessalonicher 5,5 

Liebe Leserin, lieber Leser,

wenn es doch endlich soweit wäre, wovon schon der Prophet Jesaja vor mehr als zweieinhalb tausend Jahren gesprochen hat. Wenn doch endlich Frieden wäre auf dieser Welt, überall und für immer! Danach haben sich Menschen zu allen Zeiten gesehnt und sehnen sie sich noch. So viel sinnloses Blutvergießen in der Geschichte der Menschheit! Und wofür? Zumeist nur für die Interessen einiger weniger, die ihre Raub- und Machtgier befriedigen wollen. 
     Nein, es gibt keinen gerechten Krieg. Den hat es noch nie gegeben. Den wird es nie geben. Denn in jedem Krieg ist das erste Opfer immer die Wahrheit. Und der Vater des Krieges ist immer der Krieg. So wie zuletzt der Irakkrieg der Westmächte der Vater des Krieges des sogenannten islamischen Staates war. Und, so frage ich dich, weißt du eigentlich, warum deutsche Soldaten am Afghanistan-Krieg teilnehmen? Was sie dort wollen und sollen? „Die Freiheit unseres Landes am Hindukusch verteidigen“, wie der damalige Verteidigungsminister Struck gesagt hat? Glaubst du das? 
     Einmal, so sagt es der Prophet Jesaja, soll sich die große Sehnsucht nach Frieden in dieser Welt erfüllen. »Dann wird Gott »die Völker zurechtweisen und ihren Streit schlichten. Dann werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen machen und ihre Spieße zu Sicheln. Denn es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führenKommt nun, ihr vom Volk Gottes, lasst uns wandeln im Licht des HERRN!« (Jesaja 2,3-5) Ja, einmal, wird es soweit sein, wenn Gott selbst den Streit schlichtet, wenn wir Menschen zur Besinnung kommen und uns gegenseitig ermuntern: ‚Jetzt lasst uns doch endlich alle so miteinander leben, wie Gott es will und tun, was dem Frieden dient!‘ Aber was ist bis dahin?
     Vor dem Gebäude der Vereinten Nationen in New York steht jene berühmte Statue, wie ein Mann ein Schwert in eine Pflugschar umschmiedet. Dieses biblische Bild ist eine Mahnung und ein Sehnsuchtszeichen für alle Völker. Gestiftet wurde sie vor Jahrzehnten von der atheistischen Sowjetunion. Kaum zu glauben, aber wahr. Dieses Bild ist das Leuchtfeuer, das den Nationen den Weg aus der Finsternis der Gewalt zeigt in das Licht des Friedens, in das Licht des Herrn, wie der Prophet sagt. Auf diesem Weg zählt jeder kleine Schritt.
     Die ersten Schritte aber muss ich selbst tun. Ich darf nicht darauf warten, bis sich andere bewegen. Ich selber muss Frieden schließen mit mir und mit meinem Gott, mit meinen Angehörigen, Nachbarn und Arbeitskollegen. Ich selbst muss zuerst die Hand zur Versöhnung ausstrecken, das Wort der Vergebung aussprechen und die Bitte um Entschuldigung. Das ist schwer, aber nicht unmöglich. Wenn ich das nicht will - und der Frieden im Kleinen wie im Großen ist immer eine Sache des Wollens -  wenn ich das nicht will, wie kann ich dann von anderen erwarten, dass sie Frieden halten? Wenn ich nicht bereit bin, mein Schwert der Unversöhnlichkeit in die Pflugschar der Verträglichkeit zu schmieden, wie kann ich das von den politischen Führern verlangen? 
     Der Geist des Krieges entsteht im Kopf. Aber auch der Geist des Friedens. Gott wird einmal allen Streit schlichten, wie Jesaja sagt. Aber er braucht jetzt schon Streitschlichter, dich und mich.

Gebet: Herr, noch herrschen Krieg und Gewalt in dieser Welt. Aber schon scheint dein Licht des Friedens und zeigt den Ausweg. Lass mich ein Kind deines Lichtes sein, dass ich an meinem Ort diese Welt ein bisschen heller mache, statt nur auf die Dunkelheit zu schimpfen. Gib mir dazu deinen Geist, den Geist von Jesus. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

Dienstag, 17. Oktober 2017

Notruf hl

LosungWer des HERRN Namen anrufen wird, der soll errettet werden. Joel 3,5 

LehrtextKlopfet an, so wird euch aufgetan. Lukas 11,9 

Liebe Leserin, lieber Leser,

wenn du dich in einer schweren Notlage für Leib und Leben befindest, kannst du entweder die 110 anrufen, den Polizeinotruf, oder die 112, den Rettungsdienst beziehungsweise die Feuerwehr. Du kannst fest damit rechnen, dass dann Hilfe unterwegs ist, die nach einer gewissen Zeit auch bei dir ankommt. Allerdings kann auch Unvorhergesehenes passieren, zum Beispiel, dass der Rettungswagen selbst verunglückt und du dann keine Hilfe bekommst. Das ist zwar möglich, aber doch recht unwahrscheinlich.
     Doch immer kannst du Gott um Hilfe anrufen, auch wenn es dir seelisch nicht gut geht, auch wenn kein Arzt kommen würde, weil ihm deine Probleme zu unbedeutend erscheinen. Immer kannst du beten: „Herr, hilf!“ oder noch kürzer „O Gott!“. Du brauchst ihm erst nicht lang und breit zu erklären, worum es geht. Wenn du im Verkehr in eine gefährliche Situation gerätst, hast du sowieso nur noch für ein Stoßgebet Zeit. Wichtig ist nur, dass dieses Stoßgebet keine gedankenlose Floskel ist, sondern von Herzen kommt.
     Die Tageslosung heute sagt: Tu‘s, ruf ihn an in deiner Not und er wird dir helfen. Denn „der Name des Herrn“, das ist der Name Gottes, der auf Deutsch heißt „IchBinDa“ bzw. der Name Jesu, der auf Deutsch heißt „Gott hilft“. Und seine erste Hilfe ist, dass er dir Glauben gibt, um beten zu können. Damit fängt alles an. Er hilft dir auf jeden Fall. Und nichts Unvorhergesehenes kann ihn daran hindern.
     Wird er dir aber auch dann helfen, wenn du ihn längere Zeit vergessen hattest? Selbstverständlich! Schließlich ist er Gott und kein kränkbarer Mensch, keine beleidigte Leberwurst.
Also tue, was Jesus im Lehrtext sagt: Wenn du Hilfe brauchst, klopfe bei ihm an. Seine Tür steht offen für dich. Bei ihm bist du jederzeit willkommen. Sage ihm deinen Kummer, nenne ihm dein Leid, erzähle ihm, was du auf dem Herzen hast und es wird dir besser gehen, weil du darauf vertrauen kannst, dass er dir bereits hilft. Aber falls nötig, dann rufe auf jeden Fall auch noch die 110 oder 112 an. Denn auch die Polizei und der Rettungsdienst können seine Werkzeuge sein, mit denen er dir hilft.

Gebet: Herr, du bist meine erste Adresse, wenn ich in Not bin. Wenn ich dich bitte, dann weiß ich, dass Hilfe unterwegs ist. Dann muss ich nicht panisch werden, sondern kann überlegen, wie die nächsten Schritte aussehen, welche Menschen ich zu Hilfe rufen kann. Du gibst mir das gute Gefühl, dass deine Hilfe nur ein Gebet weit weg ist. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

Hinweis: Die nächsten Losungsauslegungen erscheinen wieder am 27. Oktober. In der Zwischenzeit bin ich verreist. Die Losungen ohne Auslegung finden Sie hier: https://www.losungen.de/die-losungen/

Montag, 16. Oktober 2017

Der Fels in der Brandung hl

LosungDer Himmel wird wie ein Rauch vergehen und die Erde wie ein Kleid zerfallen, und die darauf wohnen, werden wie Mücken dahinsterben. Aber mein Heil bleibt ewiglich. Jesaja 51,6 

LehrtextGott hat uns nicht bestimmt zum Zorn, sondern dazu, die Seligkeit zu besitzen durch unsern Herrn Jesus Christus. 1.Thessalonicher 5,9 

Liebe Leserin, lieber Leser,

hat Gott schon einmal zu dir gesprochen? In der Bibel ist ganz selbstverständlich davon die Rede, dass Gott zu Menschen spricht. Doch wie geschieht das? Manche sagen, dass er  auch heute zu ihnen durch ihr Gewissen spreche. Ja, das glaube ich auch, dass das geschieht. Aber das ist kein x-beliebiges Gewissen, sondern eines, das schon länger geschärft worden ist durch die Worte der Bibel und durch ein Leben im Gottvertrauen. 
     So ähnlich wird es wohl auch bei den Propheten gewesen sein, zum Beispiel beim Propheten Jesaja, in dessen Buch die heutige Losung steht. Durch ihn sagt Gott klipp und klar: Alles was geworden ist, muss wieder vergehen. Alles was geboren ist, muss wieder sterben. Nur eins bleibt für immer, er selbst, seine Gegenwart, sein heilsamer Frieden  jenseits von Zeit und Raum, der für unsere fünf vergänglichen Sinne jetzt nicht zugänglich ist. 
     Ich möchte es noch einmal mit anderen Worten sagen: Ich weiß, dass ich sterben werde. Ich glaube aber mit der Bibel, dass ich jetzt schon in Gott lebe und in ihm bleibe, auch wenn ich sterbe. Ich bin in ihm geboren, ich lebe in ihm, ich sterbe in ihm, ich bleibe in ihm für immer. Oder, wie der Apostel Paulus sagt, nichts kann uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Jesus Christus ist, auch nicht das Leid und auch nicht der Tod (siehe Römer 8,38+39, Psalm 139,3-5, Apostelgeschichte 17,28; Psalm 23,4 ...)
     Und nun möchte ich es noch einmal persönlich sagen. Gott sagt zu mir und er sagt auch zu dir: Fürchte dich nicht, ich habe dich gerettet, du bleibst bei mir (Jesaja 43,1). Was auch immer geschieht, ich verlasse dich nicht. Ich habe dich geschaffen, weil ich dich liebe. Und darum will und werde ich dich auch nicht mehr hergeben. Das verspreche ich dir, der lebendige Gott. Damit du das glauben kannst, ist Jesus für dich in den Tod gegangen und für dich auferstanden. Mehr geht nicht(vergleiche Lehrtext)
Das, liebe Leserin, lieber Leser, sagt Gott zu mir und zu dir. Das habe ich mir nicht ausgedacht. Das höre ich aus den Worten der Bibel. Und weil ich ihnen glaube, darum wirken sie in mir und lassen mich mein Ende und das von Himmel und Erde in einem tröstlicheren Licht sehen.
     Nein, ich sterbe nicht gern und ich fürchte mich auch davor. Aber meine Furcht ist nicht das Letzte, sondern sein Versprechen.

Gebet: Herr, in der Brandung von Werden und Vergehen bist du der Fels, der bleibt. An dir finde ich Halt. Auf dich schaue ich. Dir vertraue ich. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

Sonntag, 15. Oktober 2017

Im Angst-Fisch hl

LosungAls meine Seele in mir verzagte, gedachte ich an den HERRN, und mein Gebet kam zu dir. Jona 2,8 

LehrtextBetet, dass ihr nicht in Anfechtung fallt! Lukas 22,40 

Liebe Leserin, lieber Leser,

Vorbemerkung zum Bibelverständnis:     

Gott sei Dank habe ich noch rechtzeitig begriffen, wie die Bibel gelesen und verstanden sein will. Sonst hätte ich sie inzwischen längst wütend zugeklappt und für immer in die Ecke gestellt. Sonst würde ich dem Irrglauben anhängen, was in der Bibel steht, sei nicht wahr. Sie enthalte nur Märchen und ausgedachte Geschichten.     
Aber warum war das für mich so schwierig und hat es so lange gedauert zu dieser Einsicht zu kommen? Ich denke, das hat damit zu tun, wie mir die Bibel als Kind und als Jugendlichem beigebracht worden ist. Ich dachte zunächst tatsächlich, in diesem Buch sei jeder Buchstabe heilig und alles, was darin steht, sei von Gott persönlich geschrieben oder von seinem Heiligen Geist den Menschen diktiert worden, ohne dass sie selbst etwas dazugetan hätten.     
Doch inzwischen habe ich gelernt: Die Bibel ist nicht buchstäblich Gottes Wort, sondern sie enthält sinngemäß Gottes Wort in dem, was Menschen aufgeschrieben haben. Sie ist auch nicht wahr in dem Sinn, dass sich alles genauso ereignet hat, wie es in ihr erzählt und berichtet wird. Vielmehr enthalten die Geschichten und Berichte eine tiefere Wahrheit als die oberflächliche Wahrheit dessen, was beweisbar sein muss. Die Bibel ist eben keine Zeitung und auch kein wissenschaftliches Geschichtsbuch. Das, was Gott mir durch sie zu sagen hat, muss ich mir erst aneignen, muss es herausarbeiten, entdecken und dann verstehen. Dazu brauche ich meinen Glauben. Dazu brauche ich meinen Verstand.      
Die Familie des sogenannten „Verlorenen Sohns“, von der Jesus erzählt, hat es „in Wirklichkeit“ nie gegeben. Sie ist eine Beispielgeschichte, ein Gleichnis, womit Jesus ein paar zentrale Wahrheiten über Gott und sein Verhältnis und Verhalten zu uns Menschen verständlich zur Sprache bringt (siehe Lukas 15,11-31). Also muss auch nicht alles, was wahr ist, wirklich sein. Gleiches gilt auch für die Geschichte von Jona und dem Fisch, aus der die heutige Losung kommt. Natürlich kann ich die kindliche Frage „Ist das alles wirklich so passiert?“ verstehen. Aber ich muss diese Frage nicht mehr stellen. Ich bin darüber hinaus. Stattdessen frage ich: Welchen Sinn haben die Bibelworte? Was haben sie mit mir zu tun? Welche Wahrheit über mich und diese Welt entdecke ich in ihnen? Und das ist dann eine geglaubte, sinnvolle Wahrheit und kein sinnloser weil belangloser Wirklichkeitsbeweis. Da geht es dann um mich heute und nicht um etwas, was vor mehr als 2000 Jahren wirklich geschehen ist oder nicht.     
Kannst du das auch so sehen? Oder hast du mit diesem Verständnis der Bibel Probleme? Ich denke, du wirst meine Losungsauslegungen nur dann lesen, wenn sie dir und deinem Glauben gut tun, wenn sie dein Gottvertrauen stärken und wenn sie durchscheinen lassen, dass Gott dich liebt.

Und jetzt zu Losung und Lehrtext heute:
Hier zunächst der Zusammenhang, in dem das heutige Losungswort im Buch Jona steht:

Aber der HERR ließ einen großen Fisch kommen, Jona zu verschlingen. Und Jona war im Leibe des Fisches drei Tage und drei Nächte. 2 Und Jona betete zu dem HERRN, seinem Gott, im Leibe des Fisches und sprach: Ich rief zu dem HERRN in meiner Angst, und er antwortete mir. Ich schrie aus dem Rachen des Todes, und du hörtest meine Stimme. 4 Du warfst mich in die Tiefe, mitten ins Meer, dass die Fluten mich umgaben ... Aber du hast mein Leben aus dem Verderben geführt, HERR, mein Gott! 8 Als meine Seele in mir verzagte, gedachte ich an den HERRN, und mein Gebet kam zu dir... Hilfe ist bei dem HERRN. 11 Und der HERR sprach zu dem Fisch, und der spie Jona aus ans Land. (Jona Kapitel 2)

     Was, liebe Leserin, lieber Leser, ist dein Fisch? Von welchem Angst-Fisch wurdest du schon einmal oder mehrmals verschlungen? Vielleicht glaubtest auch du, wie Jona, nicht mehr herauszukommen, den Angst-Fisch nicht zu überleben. Und jetzt?
     Ich kenne einen jungen Mann, dessen Angst-Fisch heißt Hirntumor. Er hat zwar die Operation neulich überlebt. Aber es geht ihm gar nicht gut. Er befindet sich sozusagen noch immer im Bauch dieses Fisches. Aber was soll er denken, was machen, was beten, solange ihn der Angst-Fisch noch nicht ausgespuckt hat? Er tut, was auch Jona getan hat: er betet. Aber das allein ist für ihn noch zu wenig. Er bittet auch andere, für ihn zu beten. Ich tue das gern. Vielleicht magst auch du mal im Gebet an ihn denken, damit er bald wie Jona sagen kann „Du, Herr, hast mein Leben aus dem Verderben geführt“ und „Hilfe ist bei dem Herrn.“
     Auch der Lehrtext sagt: Es ist das Gebet, das uns davor bewahrt, zu verzweifeln. Oder mit meinen Worten: Es ist eine Gnade Gottes, wenn ich mitten im Angst-Fisch beten kann; wenn ich, wie Jona, ihm mein Leid klagen und sagen kann: 

Gebet: „Sieh mich an, Gott, wie elend ich bin. Wie sehr ich deine Hilfe brauche. Zögere nicht, mir zu helfen" (Vergleiche Psalm 40 Verse 14 und 18). 

     Ein solches Gebet kann wie ein lebensrettendes Medikament sein. Denn damit bringt der, der es betet, zum Ausdruck, dass er sich nicht aufgegeben hat. Dass er am Leben bleiben will, weil er noch hofft.

     Übrigens, der Angst-Fisch des Jona war auch zu etwas gut. Er hat mit dazu beigetragen, dass die Einwohner der Stadt Ninive verschont worden sind (Näheres im Jona-Buch). Wer weiß, wofür das gut ist, was du und ich schon durchgemacht haben oder vielleicht noch durchmachen werden? Gott weiß es.

Herzliche Grüße

Hans Löhr

Samstag, 14. Oktober 2017

Bei uns hl

LosungEs ist das Wort ganz nahe bei dir, in deinem Munde und in deinem Herzen, dass du es tust. 5.Mose 30,14 

LehrtextDie Menge fragte Johannes und sprach: Was sollen wir denn tun? Er antwortete aber und sprach zu ihnen: Wer zwei Hemden hat, der gebe dem, der keines hat; und wer Speise hat, tue ebenso. Lukas 3,10-11 

Liebe Leserin, lieber Leser,

Bei uns lügt man nicht!“. Das sagt die Oma zu ihrem zehnjährigen Enkel, der den Pflanzenkübel mit dem Blumen vor dem Haus umgeworfen und das dann auch noch abgestritten hat. „Bei uns“, damit meint sie, in unserer Familie, zu der auch du gehörst. Denn wer zu uns gehört, hält sich an bestimmte Werte egal, was andere sagen oder tun.
     Der Enkel hat gelernt: Ich gehöre ganz selbstverständlich zur Familie. Dazu muss ich nicht erst die Wahrheit sagen. Das ist keine Bedingung. Aber wenn ich lüge, stelle ich mich selbst außerhalb dieser Gemeinschaft. Und noch etwas hat er gelernt: Nicht das, was mir passiert ist, ist das Hauptproblem, sondern wie ich damit umgehe. Freilich freut sich die Oma nicht, wenn der Pflanzenkübel kaputt ist. Sie schimpft vielleicht mal kurz. Aber dann ist alles wieder gut. Doch wenn ich lüge, habe ich ein größeres Problem. Dann setze ich ihr Vertrauen in mich aufs Spiel.
     Ich gehöre ganz selbstverständlich zu Gottes Familie sowie du auch. Dazu muss ich nicht erst etwas tun. Aber wer dazugehört, hält sich an bestimmte Werte, egal, was andere sagen oder tun. Der ist mit  Menschen, die in Not sind, mitfühlend. Zeigt sich hilfsbereit und zugänglich (Lehrtext). Fragt nicht in erster Linie: „Was hab ich davon?“, sondern: „Wo werde ich gebraucht?“ Denn „bei uns“, in Gottes Familie, herrscht eine Kultur der Freundlichkeit und Solidarität. Da nimmt man sich für einander Zeit. Da ist man mit einander und mit anderen barmherzig. Da lässt man auch die mitkommen, die anderswo abgehängt werden.

Gebet: Herr, es ist mir eine Ehre, dass ich zu dir gehöre. Und so soll es für mich auch eine Selbstverständlichkeit sein, so für andere da zu sein, wie auch du für mich da bist. Du weißt, dass ich immer wieder hinter dem Anspruch, den ich an mich selbst habe, zurückbleibe. Aber ich weiß auch, dass mir mit deiner Hilfe viel möglich ist. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

Freitag, 13. Oktober 2017

Bella Figura hl

Losung: Meine Seele ist fröhlich in meinem Gott; denn er hat mir die Kleider des Heils angezogen und mich mit dem Mantel der Gerechtigkeit gekleidet. Jesaja 61,10 

LehrtextJesus spricht: Selig seid ihr, die ihr jetzt hungert; denn ihr sollt satt werden. Selig seid ihr, die ihr jetzt weint; denn ihr werdet lachen. Lukas 6,21 

Liebe Leserin, lieber Leser,

„Was soll ich bloß anziehen? Ich kann mich doch nicht in diesem Kleid blicken lassen.“ So denken in diesem Augenblick zahllose Frauen, die rund um den Globus vor dem Kleiderschrank stehen. Bei manchen Männern klingeln dann die Alarmglocken, weil sich solche Gedanken oft in höheren Ausgaben niederschlagen. Und wenn man dann noch eine Einladung bei einer hochgestellten Persönlichkeit hat, vielleicht sogar bei der Kanzlerin, wird es erst recht teuer. Man will sich ja nicht lumpen lassen.
     Und was ist, wenn Gott dich einlädt? Und er lädt dich zu sich ein, jeden Tag aufs Neue. Er lädt dich ein, in seiner Welt mit ihm zu leben. Und das ist keine jenseitige Welt, sondern die, für die er dich geschaffen hat und in der du dich gerade befindest. Also, was willst du da anziehen? Wie willst du vor ihm erscheinen?
     Ich denke, weder du noch ich haben eine Chance, eine angemessene Kleidung zu finden. Was auch immer wir uns anziehen, vor ihm wirkt es schäbig, fleckig und deplatziert. Aber er nimmt uns die Frage vor dem Kleiderschrank ab und zieht uns das Kleid an, das er uns schenkt. „Kleider des Heils“ sagt die Losung dazu, also Kleider, in denen wir uns vor ihm blicken lassen können, ohne uns schämen zu müssen. Kleider, die so kostbar sind, dass wir sie nicht bezahlen können geschweige denn selbst nähen. Wenn das mal kein Grund ist, sich zu freuen! Ja, von Gott bin ich immer gut angezogen. Da kann ich mich blicken lassen, nicht nur bei ihm, sondern auch bei den Leuten. Denn im Anzug des Gottvertrauens und im Mantel meiner Menschenwürde (= Gerechtigkeit) mache ich immer Bella Figura, wie der Italiener sagt, eine gute Figur.
     Im Lehrtext geht es noch um etwas anderes, um Ermutigung und Trost. Jesus sagt zu den bettelarmen Leuten, zu denen er sich in besonderer Weise hingezogen fühlte: „Euer Hunger jetzt ist nicht das Letzte. Und auch eure Tränen sind nicht das Letzte. Das alles ist nur ein Vorletztes. Denn ihr sollt satt werden und fröhlich sein für immer. Das müsst ihr euch nicht verdienen. Dafür werde ich sorgen.“ Und damit das schon jetzt beginnen kann, braucht  er auch dich und mich, Menschen, die ein Herz für die Armen haben, ein Gefühl für Gerechtigkeit und eine offene Hand.

Gebet: Herr, in deinen Kleidern fühle ich mich gut. Da sieht man, dass ich zu dir gehöre. Da kann ich mich in jeder Lebenslage blicken lassen. Denn ich trage die Kleider eines Siegers und nicht die eines Verlierers. Eines Geliebten und nicht die eines Verschmähten. Eines Menschen mit Herz und nicht die eines kalten Geizhals'. So will ich mich der Kleider würdig erweisen, die du mir schenkst. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

Donnerstag, 12. Oktober 2017

Was Gott im Sinn hat – für dich hl

LosungIch weiß wohl, was ich für Gedanken über euch habe, spricht der HERR: Gedanken des Friedens und nicht des Leides, dass ich euch gebe Zukunft und Hoffnung. Jeremia 29,11 

LehrtextGott wollte kundtun, wie reich unter den Völkern die Herrlichkeit dieses Geheimnisses ist: Christus in euch, die Hoffnung auf die Herrlichkeit. Ihn verkündigen wir. Kolosser 1,27-28 

Liebe Leserin, lieber Leser,

das heutige Losungswort zu lesen, tut zunächst einfach nur gut. Aber ohne den Zusammenhang, in dem es steht, kommt es auch ein bisschen glatt daher und lässt insgeheim fragen: Na, stimmt das denn auch?
     Doch bevor Gott dieses Wort durch seinen Propheten Jeremia den Israeliten schreiben lässt, die vor 2600 Jahren in der Verbannung in Babylon leben mussten, hat er ihnen noch etwas anderes zu sagen. Etwas, das vielleicht auch für dich und für mich auf je eigene Weise bedenkenswert ist. Er sagt nämlich: 
     „Du bist unzufrieden mit deinem Leben? Du leidest unter den gegenwärtigen Zuständen? Du hättest gerne, dass sich etwas grundlegend ändert? Gut, das soll auch so sein. Du sollst zu Recht auf eine gute Zukunft hoffen können. Doch bis es soweit ist, braucht es seine Zeit. Und in dieser Zeit vermiese dir dein Leben nicht mit Jammern und schlechter Laune. Mache dich nicht ständig selbst unglücklich, indem du immer nur auf das starrst, was nicht gut läuft. Sondern arrangiere dich mit deiner jetzigen Situation. Mach das Beste daraus, auch aus dem, was nicht gut ist. Lebe! Und bete auch für diejenigen, die dir das Leben schwer machen. In dieser ganzen Zeit arbeite ich, dein Gott, daran, dass sich deine Situation ändern wird. Gib also die Hoffnung nicht auf. Denn meine Absicht ist es nicht, dass du leiden musst, sondern dass du Frieden erlebst und eine gute Zukunft hast.“ (Vergleiche Jeremia 29,1-7)
     Denn, liebe Leserin, lieber Leser, was Gott damals zu den Menschen der Bibel gesagt hat, was er für sie damals getan hat, das kann er auch heute zu dir sagen. Und er tut es auch. Dafür bürgt Jesus Christus, in dem er unmissverständlich gezeigt hat, dass er mein Bestes will und tut. Das geschieht, wenn es an der Zeit ist und ich ihm vertraue. Das glaube ich. Und wenn sich dagegen in mir ein leiser Zweifel regt, weil ich meine, von alledem nichts zu spüren, glaube ich es trotzdem. Denn dieses Trotzdem macht ja den Glauben erst groß und schön.

Gebet: Herr, wie gut tut es mir zu hören, das du Frieden für mich im Sinn hast und nicht Leid, dass ich auf eine gute Zukunft hoffen darf. Ich will das glauben, weil du mich auch bisher schon aus manchem Loch herausgeholt hast. Ich bin in dir. Sei du in mir. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

Mittwoch, 11. Oktober 2017

Auf Reisen und daheim hl

LosungDie mit Schiffen auf dem Meere fuhren und des HERRN Werke erfahren haben und seine Wunder auf dem Meer: Die sollen dem HERRN danken für seine Güte und für seine Wunder, die er an den Menschenkindern tut. Psalm 107,23.24.31

LehrtextFürwahr, er ist nicht ferne von einem jeden unter uns. Apostelgeschichte 17,27 

Liebe Leserin, lieber Leser,

Die mit Schiffen auf dem Meere fuhren und des HERRN Werke erfahren haben und seine Wunder im Meer, wenn er sprach und einen Sturmwind erregte, der die Wellen erhob,
und sie gen Himmel fuhren und in den Abgrund sanken, dass ihre Seele vor Angst verzagte, dass sie taumelten und wankten wie ein Trunkener und wussten keinen Rat mehr, die dann zum HERRN schrien in ihrer Not und er führte sie aus ihren Ängsten und stillte das Ungewitter, dass die Wellen sich legten und sie froh wurden, dass es still geworden war und er sie zum ersehnten Hafen brachte: Die sollen dem HERRN danken für seine Güte und für seine Wunder, die er an den Menschenkindern tut. (Psalm 107)

     Die mit dem Auto fahren, weite und kurze Strecken. Am Tag auf breiten und trockenen Straßen und in der Nacht auf nassen und glatten Nebenstrecken. Die eigene Fahrfehler und die anderer unbeschadet überlebt haben. Die in gefährlichen Situationen bewahrt wurden. Die sollen dem HERRN danken für seine Güte und für seine Wunder, die er an den Menschenkindern tut.
     Die mit dem Motorrad fahren auf die höchsten Pässe im Gebirge und in abgelegene Gegenden auf winzigen, ungesicherten Straßen bei Hitze, Regen und Graupel. Die um enge Kurven biegen und auf langen Geraden dahinfliegen. Die noch ausweichen konnten, als es eng wurde und bremsen, als man ihnen die Vorfahrt nahm. Die sollen dem HERRN danken für seine Güte und für seine Wunder, die er an den Menschenkindern tut.
     Die mit dem Flugzeug in ferne Länder fliegen, durch Wolkennebel, Gewitter und Regenstürme, am Tag und in der Nacht. Die in Turbulenzen gerieten und durchgeschüttelt wurden, dass Panik ihr Herz erfasste und die dann doch wieder wohlbehalten gelandet sind. Die sollen dem HERRN danken für seine Güte und für seine Wunder, die er an den Menschenkindern tut.
     Die zu Fuß unterwegs sind in der Stadt oder auf dem Land, die gestrauchelt und gefallen sind und sich wieder aufrappeln und weitergehen konnten. Die sollen dem HERRN danken für seine Güte / und für seine Wunder, die er an den Menschenkindern tut.
     Die verunglückt sind auf Reisen oder daheim, ins Krankenhaus kamen und wieder gesund geworden sind. Die sollen dem HERRN danken für seine Güte und für seine Wunder, die er an den Menschenkindern tut.
     Ja, sie alle sollen dem Herrn danken für seine Güte und für seine Wunder, die er an den Menschenkindern tut. Denn das stimmt, er ist uns nah (Lehrtext), uns zu helfen. Er umgibt uns von allen Seiten und hält seine schützende und segnende Hand über uns (Psalm 139). 

Gebet: Herr, ich danke dir, dass du mich schon sooft vor schlimmen Unfällen bewahrt hast. Manchmal habe ich selbst bemerkt, wie knapp ich einer Katastrophe entronnen bin. Öfter noch habe ich gar nicht mitbekommen, wie du Unheil von mir abgewandt hast. Darum danke ich dir für deine Güte und die Wunder, die du an mir tust. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

Dienstag, 10. Oktober 2017

Die Aufgeregten, die Irrenden und ich hl

Losung: Ich pries und ehrte den, der ewig lebt, dessen Gewalt ewig ist und dessen Reich für und für währt. Daniel 4,31-32 

LehrtextMan muss Gott mehr gehorchen als den Menschen. Apostelgeschichte 5,29 

Liebe Leserin, lieber Leser,

Gott mehr gehorchen als den Menschen? Das kann ich nicht von anderen erwarten, nur von mir selbst. Aber was heißt das in dieser Zeit und an diesem Ort? Niemand verlangt von mir, dass ich Gott abschwöre. Niemand, dass ich meinen Glauben aufgebe. Hier und jetzt zu glauben, ist kein Opfer. Vielleicht, dass einige nachsichtig über mich lächeln, wenn ich von meinem Glauben erzähle. Vielleicht, dass andere deswegen hinter meinem Rücken über mich tuscheln. Das kann ich leicht aushalten. Aber zunächst muss ich doch die Frage an mich selbst stellen, gehorche ich Gott wirklich mehr als den Menschen? Und was könnte das bedeuten?
     Ich meine, dass das, was Gott in der Bibel zu mir und anderen sagt, das entscheidende Wort ist, das ich hören und nach dem ich mich richten kann. Ob ich das auch tue, steht auf einem anderen Blatt. Da ist so vieles, was andere Tag für Tag zu mir sagen, die Medien, die Werbung, Verwandte, Arbeitskollegen und Freunde … Es ist schon gut, wenn ich auf manches höre. Aber ich will und kann doch nicht gleich mein Leben danach ausrichten. Menschen sind schnell aufgeregt, sie irren sich, haben falsche Informationen, lassen aus dem, was sie sagen, ihre Absichten oder Ängste sprechen, ihre Sorgen oder Interessen. Nein, sie können und sollen nicht das letzte Wort haben. Und auch meine eigenen Gefühle und Gedanken sollen und können nicht das letzte Wort sein. Denn ich bin es ja nicht, der die Welt regiert und die Zukunft kennt. Was weiß ich schon von dem, was sein wird? Was weiß ich schon von dem, was ist? Kenne ich mich wirklich aus? Blicke ich durch? Weiß ich denn genau, was zu tun ist?
     Nein, das weiß ich nicht. Aber das kann ich tun, dass ich mich von anderen und auch von mir selbst nicht verrückt machen lasse. Die Welt wird nicht untergehen, nur weil ein paar das befürchten. Unser Land wird nach der Wahl nicht im Chaos versinken, nur weil ein paar das behaupten. Der Islam wird Deutschland nicht erobern und uns allen seine Gesetze aufzwingen. Die 1,2  Prozent Flüchtlinge hier werden uns, den 98,8 Prozent deutschen Staatsbürgern nicht den Wohlstand wegnehmen. Die Autos mit Dieselmotoren werden uns nicht in naher Zukunft vergiften. Und die Präsidenten von Nordkorea und den USA werden nicht einen Atomkrieg vom Zaun brechen und uns alle in den Untergang reißen. 
     Denn ich vertraue darauf, dass da einer ist, »der ewig lebt, dessen Gewalt ewig ist und dessen Reich für immer besteht.« (Losung) Er ist es, der alles in der Hand hat, die große weite Welt und mein kleines Leben. Der alles regiert und alles überblickt. Der einen Plan mit seiner Schöpfung hat und weiß, was er will. Auf ihn will ich hören, nach ihm mich richten. Er ist es, der das erste Wort hatte. Er wird auch das letzte haben. 

Gebet: Herr, wenn ich wieder einmal von Nachrichten beunruhigt werde, dann will ich aufstehen, nach oben blicken und sagen: Du bist über allen und allem. Mögen die Mächte dieser Welt noch so sehr toben, nur was du willst, geschieht. So halte ich mich an das, was du durch die Worte, Taten und das Leben deines Sohnes Jesus Christus zu mir sagst. Darauf will ich vertrauen. Das macht mich zuversichtlich und ruhig. Dafür will ich dich preisen. Amen

Im Sturm der Welt 
sei du mein heimlich Zelt, 
der Anker, der mich hält, 
wenn alles zaget. 
In Not und Pein 
nimm mich, o Liebe, ein; 
so harr ich kindlich dein, 
bis dass es taget.  
Johann Wilhelm Berger (1747 - 1829)

Herzliche Grüße

Hans Löhr 

Montag, 9. Oktober 2017

Alles hat seine Zeit hl

LosungEin jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde. Prediger 3,1

LehrtextPetrus sprach zu Jesus: Meister, hier ist für uns gut sein! Lasst uns drei Hütten bauen, dir eine, Mose eine und Elia eine. Er wusste aber nicht, was er redete. Lukas 9,33 

Liebe Leserin, lieber Leser,

und wie geht die Losung weiter? Geboren werden und sterben, pflanzen und ausreißen, töten und heilen, einreißen und bauen hat seine Zeit; weinen und lachen, klagen und tanzen, schmusen und abweisen, Zeit vergeuden und sich Zeit nehmen, zerreißen und nähen; schweigen und reden, lieben und hassen, Streit und Friede - alles, alles hat seine Zeit. (Prediger 3,1-8) Du hast jetzt deine Zeit und ich meine. Nichts ist von Dauer, nichts bleibt.
     Petrus wollte auf dem Berg der Verklärung Hütten bauen, um so die Zeit anzuhalten, um den Augenblick festzuhalten (Lehrtext). Umsonst. Der Weg Jesu ging weiter. Vom Höhepunkt ging es wieder hinunter ins Tal zu den Menschen, die krank waren an Leib und Seele, die hungerten nach Liebe und dürsteten nach Vergebung, zu den Armen und Erniedrigten, zu den Ausgestoßenen, die er annehmen würde.
     Sein Weg geht weiter, hinunter ins Tal zu den Menschen, die mit ihren Enttäuschungen zu kämpfen haben, die den Herausforderungen nicht mehr gewachsen sind, die an sich selbst leiden, die unter ihren Lasten zu zerbrechen und an ihren Sorgen und Ängsten zu ersticken drohen... Sein Weg geht zu dir und zu mir.
     Alles hat seine Zeit. Auch der Glaube. Auch die Gelegenheit, da er mir begegnet und ich ihn in mein Leben einlade, ihn, den Sohn des Ewigen.


Gebet: Herr, wieder verstreicht ein Tag meines Lebens. Wie viele bleiben mir noch? Was werde ich mit ihnen anfangen? Mir wird bange, wie schnell mein Leben dahinfährt als flöge ich davon. Doch du bist es, der mir meine Lebenszeit gegeben hat. Du wirst sie auch wieder nehmen. Du hast mit mir begonnen. Du wirst mich vollenden. Denn meine Zeit steht in deinen Händen. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

Sonntag, 8. Oktober 2017

Altes Kleid, neues Kleid hl

LosungHasst das Böse und liebt das Gute, richtet das Recht auf im Tor, vielleicht wird der HERR, der Gott Zebaoth, gnädig sein. Amos 5,15 

LehrtextLegt das alles ab: Zorn, Grimm, Bosheit, Lästerung, schandbare Worte aus eurem Munde; belügt einander nicht; denn ihr habt den alten Menschen mit seinen Werken ausgezogen. Kolosser 3,8-9 

Liebe Leserin, lieber Leser,

ich habe eine alte Hose, sie ist schon etwas zerschlissen und fleckig. Für die Arbeit im Garten taugt sie noch. Doch unter die Leute gehe ich nicht mehr damit. Ich müsste mich sonst schämen. So ziehe ich sie aus, bevor ich Haus und Garten verlasse. Das tue ich freiwillig. Niemand muss mir das noch sagen.
     Die Christen in Kolossae hatten eine Seele, die war schon etwas zerschlissen und fleckig. Aber entweder war ihnen das egal oder sie sahen einfach nicht, wie es um sie bestellt war. Sie liefen damit herum werktags wie sonntags bis der Apostel Pauls sie darauf hinwies (Lehrtext). Er kam auf die Löcher und Flecken zu sprechen und nannte sie beim Namen: »
Lasst euch nicht mehr zum Zorn und zu Wutausbrüchen hinreißen. Schluss mit aller Bosheit! Redet nicht schlecht übereinander, beleidigt niemanden und hört
auf, euch gegenseitig zu belügen.« Ihm wäre es am liebsten gewesen, sie hätten ihre fleckige Seele für immer ausgezogen. Ob sie das getan haben, davon ist nichts bekannt.
     Nun kann man nicht so leicht aus seiner Haut. Auch die Seele kann das nicht, weder die der Christen aus Kolosse damals noch unsere heute. Und darum denke ich mir: „Gott sei Dank können andere meine Seele nicht sehen. Das wäre mir sonst schon ein wenig peinlich.“ Aber Gott kann sie sehen. Und vor ihm kann ich mein Seelenkleid auch nicht reinwaschen. Da hilft nur eins, dass er es mir auszieht und mir dafür das seines Sohnes Jesus Christus gibt. Jetzt kann ich mich wieder vor ihm blicken lassen, aber nicht als einer, der stolz auf seine weiße Weste wäre, sondern der dankbar ist für das, was Gott ihm geschenkt hat. Die Bibel nennt das Rechtfertigung aus Gnade. Anders gesagt, ich bin ihm recht nicht mit dem, was ich aus mir machen kann, sondern mit dem, was er aus mir macht.
     Aber etwas kann ich schon tun. Wenn ich mich schon nicht reinwaschen kann, so kann ich wenigstens darauf achten, dass ich mir das neue Kleid nicht gleich wieder beschmutze. Darum will ich auf meine negativen Gefühle achten, mir notfalls auf die Zunge beißen und bei der Wahrheit bleiben. Und noch etwas gehört dazu, dass ich mich über das Unrecht in dieser Welt empöre und an meinem Ort dazu beitrage, dass es sich nicht breitmachen kann (Losung).

Gebet: Herr, wie soll ich dir unter die Augen treten, da du doch genau siehst, wie es um mich bestellt ist? Aber so wie der Vater seinen verlorenen Sohn in die Arme geschlossen hat mitsamt dessen schmutzigem und stinkendem Kleid, so nimmst auch du mich an, wenn ich zu dir komme und schenkst mir ein neues Kleid, das deines Sohnes Jesus, in dem ich mich bei dir gut fühlen kann. Amen (vergleiche Lukas 15, 20-22a)

Herzliche Grüße

Hans Löhr

Samstag, 7. Oktober 2017

Was kommt nach dem Tod? hl

LosungDes Mondes Schein wird sein wie der Sonne Schein, und der Sonne Schein wird siebenmal heller sein zu der Zeit, wenn der HERR den Schaden seines Volks verbinden und seine Wunden heilen wird. Jesaja 30,26 

LehrtextGott wird bei ihnen wohnen, und sie werden seine Völker sein, und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein; und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen. Offenbarung 21,3-4 

Liebe Leserin, lieber Leser,

weißt du was nach dem Tod kommt? Ich weiß es nicht. Ich kenne aber einige, die das zu wissen meinen.  „Nach dem Tod“, so sagen sie, „komme nichts. Da sei nur noch ein großes schwarzes Loch, das alles verschluckt. Das sei das Ende.“ Was macht sie bloß so sicher, das zu wissen? Auch wenn ich nicht weiß, was dann kommt, so kann ich doch glauben. Und mir ist das, was Losung und Lehrtext heute sagen, alle Mal lieber als das schwarze Loch.
     Der Prophet Jesaja sagt: Am Ende der Zeit – und für jeden, der stirbt, ist das Ende der Zeit gekommen – wird nicht geschlagen, sondern verbunden, wird nicht verwundet, sondern geheilt. Am Ende der Zeit werde ich vor Gott stehen mit all den Wunden, die mir das Leben geschlagen hat, mit all dem Schaden, den ich mir auch selbst zugefügt habe. Und dann wird er sagen: „Komm, jetzt ist es Zeit, deine Wunden zu verbinden, dass sie endlich heilen können und deinen Schaden zu beheben. Du musst keine Angst vor mir haben. Ich helfe dir. Darauf kannst du dich verlassen.“ Und dann wird er mir mit liebevoller Hand die Tränen abwischen, die ich im Laufe meines Lebens geweint habe und das Leid beenden und den brennenden Schmerz löschen (Lehrtext). Alle Lasten wird er mir abnehmen und nichts wird mich mehr an das alte Leben binden; denn in ihm wird alles neu. Dann wird der Mond vor Freude scheinen so hell wie die Sonne und die Sonne wird siebenmal heller leuchten als jetzt und von einem schwarzen Loch wird niemand etwas wissen.
     Das, liebe Leserin, lieber Leser, weiß ich nicht und ich kann es auch nicht beweisen. Aber ich glaube und hoffe es. Von dieser Hoffnung fällt ein heller und warmer Schein in die Gegenwart. Und die Schatten der Angst vor dem Tod fallen hinter mich, wenn ich auf den schaue, der mein Licht ist.

Gebet: Herr, du bist ein Gott des Lebens. Trotzdem wird alles, was du geschaffen hast, sterben. Doch du holst es heim zu dir, wo du deine Schöpfung heilst und vollendest. Das sagt mir dein Wort. Und das glaube ich. Hilf mir zu diesem Glauben. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

Freitag, 6. Oktober 2017

Gnade, die man hören kann hl

LosungLass mich am Morgen hören deine Gnade; denn ich hoffe auf dich. Psalm 143,8 

LehrtextDie Jünger stiegen in das Boot, und in dieser Nacht fingen sie nichts. Als es aber schon Morgen war, stand Jesus am Ufer. Johannes 21,3-4 

Liebe Leserin, lieber Leser,

hast du schon einmal früh am Morgen Gottes Gnade „gehört“ (Losung)? Was hört man da?
     Ich will dir sagen, was ich höre. Da sind die Vögel, die singen, die Amsel auf dem Dach über meinem Schlafzimmerfenster. Manchmal höre ich den Regen rauschen und manchmal den Wind. An den Werktagen höre ich die Autos der Pendler, die zur Arbeit fahren. Etwas später läuten dann die Kirchenglocken. Ich höre meine Kinder im Bad und wie sie sich für die Schule fertig machen. Und manchmal höre ich, wie ein früher Spaziergänger seinen Hund ruft.
     Das, liebe Leserin, lieber Leser, das ist Gottes Gnade, die ich höre. Denn das sind die Geräusche eines ganz gewöhnlichen Tages im Frieden. Und genau das, der ganz gewöhnliche Tag, an dem ich ein Bett habe, in dem ich schlafen kann, ein Dach über dem Kopf, eine Familie, der es gut geht, Wohlstand, Recht und Frieden im Land – dieser ganz gewöhnliche Tag ist Gottes großes Segensgeschenk. Anders gesagt, ist Gnade.
     Leider höre ich das nicht immer so. Zu oft bin ich schon früh am Morgen mit mir selbst beschäftigt, mit dem, was ich mir für heute vorgenommen habe oder ich mache mir Sorgen um dieses und jenes. Dann höre ich Gottes Gnade nicht.
     Aber wenn ich mir nach dem Aufwachen die Zeit nehme, um ein paar Sekunden zu beten – mehr ist es meistens nicht –, wenn ich dann bete: „Guten Morgen, lieber Gott, schön dass du da bist. Danke für die Ruhe der Nacht. Begleite mich und meine Lieben durch diesen Tag und halte deine schützende und segnende Hand über uns alle“ – wenn ich dann am Morgen so beten kann, dann höre ich nicht nur Gottes Gnade,  dann erlebe ich sie.
     Oft ist der neue Tag auch ein neues Geschenk. Gott gibt dir eine neue Chance. Du kannst wieder neu beginnen mit ihm und auch mit deinen Mitmenschen. Jesu Jünger haben das erlebt. Nach einer Nacht der Enttäuschung, machten sie am Morgen den großen Fang. Es war um die Stunde des Sonnenaufgangs, als der Auferstandene Jesus Christus ihnen ein letztes Mal sichtbar am See Genezareth begegnete (Lehrtext). Seitdem steht er an jedem Morgen unsichtbar vor deiner und meiner Tür. Und wir haben jeden Morgen neu die Möglichkeit, sie ihm aufzutun.

Gebet: Ich bete mit Davids Psalm, aus dem das heutige Losungswort kommt:

HERR, höre mein Gebet und hilf mir, du bist doch treu! Ich denke zurück an früher, an das, was du damals getan hast, und halte mir deine großen Taten vor Augen. Zu dir strecke ich meine Hände empor im Gebet. HERR, erhöre mich doch jetzt – Verbirg dich nicht vor mir! Lass mich schon früh am Morgen erfahren, dass du es gut mit mir meinst, denn ich vertraue dir (Losung). Zeige mir, wohin ich gehen soll, denn nach dir sehne ich mich. Lehre mich, so zu leben, wie du es willst, denn du bist mein Gott! Führe mich durch deinen guten Geist, dann kann ich ungehindert meinen Weg gehen! Amen (Psalm 143 gekürzt)

Herzliche Grüße

Hans Löhr

Donnerstag, 5. Oktober 2017

Ich lasse mir meine Würde nicht nehmen hl

LosungSiehe, Gott der HERR hilft mir; wer will mich verdammen? Jesaja 50,9 

LehrtextWir rühmen uns Gottes durch unsern Herrn Jesus Christus, durch den wir jetzt die Versöhnung empfangen haben. Römer 5,11

Liebe Leserin, lieber Leser,

     wer mit Worten austeilt, muss auch einstecken können. Das ist in Ordnung. Aber manche teilen nur aus und andere stecken nur ein. Wie Peitschenschläge wirken Worte, die einen anderen herabsetzen. Sie reißen tiefe Wunden und hinterlassen hässliche Narben. Offenbar hat auch jener geheimnisvolle Gottesknecht aus dem Buch des Propheten Jesaja eine solche Erfahrung gemacht, da er schreibt:
     Meinen Rücken habe ich hingehalten, als man mich schlug; ich habe mich nicht gewehrt... Ich hielt ihren Beschimpfungen stand und verdeckte mein Gesicht nicht, als sie mich anspuckten. Und doch konnten sie mir meine Würde nicht nehmen, denn Gott, der HERR, verteidigt mich. Darum habe ich auch die Kraft, ihnen die Stirn zu bieten... Ja, Gott, der HERR, hilft mir; wer will mich da verdammen? (Losung)... Ihr Menschen, die ihr Ehrfurcht vor ihm habt, erschreckt nicht in dunklen Tagen! Verlasst euch auf Gott, auch wenn ihr nirgends einen Hoffnungsschimmer seht, denn er hält euch fest!
     Ich weiß nicht, ob diese Worte für die so Geschlagenen und Gedemütigten eine Hilfe sind. Zumindest erfahren sie auf diese Weise, dass auch Menschen der Bibel dieses Leid mit ihnen geteilt haben. Und was jener Gottesknecht von sich sagt, ist immerhin bedenkenswert. Ich möchte aus seinen Worten ein Gebet machen und sagen:
 
Gebet: „Herr, ich zahle nicht mit gleicher Münze heim. Ich halte stand. Man kann mir meine Würde nicht nehmen. Ich biete meinen Widersachern die Stirn. Ich lasse mich auch nicht herabsetzen (verdammen), weil ich dich auf meiner Seite weiß. Du hältst mich fest. Du bleibst mein Licht, auch wenn es sonst finster ist. Gib mir die Kraft zum Widerstand. Amen“ 

     Von Gott jedenfalls habe ich keine verurteilenden Worte zu erwarten, ganz gleich, wie ich mich ihm gegenüber verhalten habe. Denn ich bin mit ihm versöhnt, jetzt schon (Lehrtext). Jesus hat das gemacht. Er schlägt nicht, sondern er heilt. Er verdammt nicht, sondern er richtet auf. Darum kann ich gut von ihm reden.

Herzliche Grüße

Hans Löhr