Donnerstag, 14. März 2024

Die unverschämte Frau hl

Losung: Der HERR wird dir gnädig sein, wenn du rufst. Er wird dir antworten, sobald er's hört. Jesaja 30,19 

LehrtextJesus sprach zur kanaanäischen Frau: Frau, dein Glaube ist groß. Dir geschehe, wie du willst! Matthäus 15,28 

Liebe Leserin, lieber Leser,

die kanaanäische Frau (Lehrtext), die mit dem „falschen“ Glauben, ist aufdringlich und hartnäckig. Sie ist es um ihrer psychisch kranken Tochter willen. Doch gerade das macht ihren Glauben groß. Sie denkt sich: „Dieser Jesus, der muss meiner Tochter helfen schon deswegen, weil er es kann. Von ihm lasse ich mich nicht so schnell abspeisen und entmutigen. Ihm werde ich so lange auf die Pelle rücken, bis ihm nichts mehr anderes übrig bleibt, als meine Bitte zu erfüllen.“ 

     Und tatsächlich, sie lässt nicht locker als Jesus sie abweist und sagt, dass er für sie und ihre Tochter nicht zuständig sei, sondern nur für das jüdische Volk mit seiner richtigen Religion. Doch sie lässt ihm das nicht durchgehen. Für sie ist das eine Ausrede.  Nach ihrem Glauben ist er sehr wohl zuständig für sie und für jeden, der ihn bittet. Diese Unverschämtheit zeichnet ihren Glauben aus. Und so überredet diese kanaanäische Mutter ihn schließlich, das zu tun, was sie für ihre kranke Tochter will.

Mut wächst aus Angst

     Was für ein unglaublicher Vorgang in der damaligen Zeit und noch lange danach! Eine gewöhnliche Frau widerspricht einem berühmten Mann, der Jesus damals schon war, statt sich abzufinden und verschämt wegzuducken. Der Mut dazu wuchs aus der Angst um ihr Kind. Da staunt selbst Jesus, der sich sonst von niemandem von seiner Sendung abbringen ließ, nicht einmal durch Folter und Gewalt. Aber er staunt nicht nur. Er lernt durch diese „Falschgläubige“ dazu und begrenzt sich selbst nicht mehr auf das Volk der Juden, aus dem er stammt. Jene Frau öffnet ihm die Augen. Von nun an sieht er weiter, sieht er nicht mehr seinesgleichen, sondern alle. Wo ein Mensch in Not ist, gibt es keine Grenzen, für Gott nicht, für ihn nicht und für niemand, der sich an ihn hält. Wo es um die Nächsten- und Feindesliebe geht, spielt es keine Rolle, ob der, der Hilfe braucht, auch die richtige Religion und den richtigen Glauben hat. Und für Gott sowieso nicht. Not kennt kein Gebot. 

Ein gescheites Herz

Als Studentenpfarrer in München habe ich vor vielen Jahren einen international berühmten Theologieprofessor interviewt. Er beharrte auf dem Standpunkt, dass Christen sich zuallererst gegenseitig helfen müssten bevor sie für andere etwas übrig hätten. Ich habe ihm damals widersprochen und würde das heute noch entschiedener tun. Nicht nur Christen, wir alle sind Gottes Kinder, ob Huthis, Israelis, Russen, Ukrainer, Amerikaner, Iraner und sogar wir Deutschen. Ob Juden, Muslime, Buddhisten, Atheisten, Gleichgültige und so weiter. Ja, auch wir, oder genauer gesagt, auch ich habe noch eine Menge zu lernen. Nur gut, dass es solche Frauen wie jene Kanaanäerin gibt. Sie war im Herzen gescheiter als jener Professor im Kopf.

Christen und Heiden (Juli 1944)
Menschen gehen zu Gott in ihrer Not,
flehen um Hilfe, bitten um Glück und Brot
um Errettung aus Krankheit, Schuld und Tod.
So tun sie alle, alle, Christen und Heiden.
Menschen gehen zu Gott in Seiner Not,
finden ihn arm, geschmäht, ohne Obdach und Brot,
sehen ihn verschlungen von Sünde, Schwachheit und Tod.
Christen stehen bei Gott in Seinen Leiden.
Gott geht zu allen Menschen in ihrer Not,
sättigt den Leib und die Seele mit Seinem Brot,
stirbt für Christen und Heiden den Kreuzestod,
und vergibt ihnen beiden.


Dietrich Bonhoeffer, 1906-1945, war ein lutherischer Theologe und profilierter Vertreter der Bekennenden Kirche. Er war am deutschen Widerstand gegen Hitler und den Nationalsozialismus beteiligt. Bonhoeffer wurde am 5. April 1943 verhaftet und zwei Jahre später, am 9. April 1945, im KZ Flossenbürg (Oberpfalz) gehenkt. Im KZ dichtete er u.a. das Lied "Von guten Mächten wunderbar geborgen". Den Schriften Bonhoeffers verdanke ich meine theologische Prägung und die Entwicklung meines Glaubens.

Gebet:  Herr, »segne mich und erweitere meine Grenzen! Steh mir bei und halte Unglück und Schmerz von mir fern!« (Gebet des Jabez: 1. Chronik 4,10) Weite meinen Horizont und nimm mir meine Vorurteile und meine Angst vor allem, was fremd ist. Nimm mir den Hochmut, über andere zu urteilen und zu richten, als wüsste ich so genau, was richtig und was falsch ist, wer die Guten und wer die Bösen sind. So will ich lernen von deiner Barmherzigkeit und in jedem Menschen dein Kind, meinen Bruder und meine Schwester sehen. Amen

Herzliche Grüße,

Ihr / dein Hans Löhr

p.s. Vielen Dank für die vielen freundlichen Kommentare nach der Auslegung zum 4.3.24. Sie haben mir gut getan.

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»Die Bibel ist so voller Gehalt, dass sie mehr als jedes andere Buch Stoff zum Nachdenken und Gelegenheit zu Betrachtungen über die menschlichen Dinge bietet.« J.W. von Goethe aus: „Dichtung und Wahrheit“
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1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen.
Ich lege Losung und Lehrtext aus, weil einer Untersuchung zufolge das Nachdenken über Bibelworte den Glauben am stärksten wachsen lässt.
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13 Kommentare:

  1. Danke , dass Sie uns wieder Ihre Auslegungen und Gebete
    schenken . Bleiben Sie und Ihre Lieben behütet .

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  2. Danke, für die wunderbare Auslegung auch heute wieder !!!

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  3. "Hoffnung ist die Antwort auf die Verheißung Gottes." Ein gutes Wort, dass ich von einem Kongress mitgenommen habe. Danke, dass Sie uns mit Ihren guten Auslegungen wegweisende Hoffnung schenken.

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  4. Lieber Herr Löhr
    Auch ich freue mich, dass Sie wieder hier sind. Ich hoffe, Ihre Auszeit hat Ihnen gut getan.
    Gottes Segen ist mit Ihnen.
    Ich wünsche allen einen gesegneten Tag.
    Rahel

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  5. Lieber Herr Löhr, danke für ihre Mühe.

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  6. Hallo Herr Löhr!
    Wir freuen uns sehr, dass Sie wieder zurück sind und mit uns Ihre Gedanken teilen! Es stärkt uns wie die tägliche Nahrung!
    Von Herzen „Danke“ und Gottes reichen Segen für Ihren Dienst!

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  7. Was für ein-herbeigesehnter Tag da Sie uns wieder an die Hand nehmen und hoffnungsvoll und getröstet durch den Tag führen- Gott schütze Sie

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  8. Schön, wieder von Ihnen lesen zu können. Danke für Ihre Worte und das heutige Gebet - es hat mich sehr berührt.

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  9. Ich habe mich auf den heutigen Tag gefreut. Ihre Auslegungen bereichern meine Gedanken immer wieder. Herzlichen Dank für Ihre Mühen.

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  10. Dieser Morgen ist besonders schön, da Sie, lieber Pfarrer Löhr, wieder Ihre Gedanken zu Bibelworten mit uns teilen. Danke!
    Allerdings macht mich diese Geschichte sehr traurig. Warum muss diese Frau erst so lange betteln, bis sich Jesus ihr zuwendet. Ich sehe mich sehr in dieser Frau... Und warum bezeichnet Jesus sie und ihresgleichen als Hund??
    Das steht doch im krassen Widerspruch zur Geschichte vom verlorenen Sohn. Erkenne ich dabei etwas nicht richtig?
    Für eine kurze Hilfestellung wäre ich Ihnen sehr dankbar.
    Herzliche Grüße an Sie und alle Leser, Annelie

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  11. Ich hoffe Sie hatten eine angenehme Auszeit.Auch mir tut es gut Ihre täglichen Auslegungen und Gedanken zu verfolgen.Ich Danke Ihnen dafür und freue mich jeden Morgen darauf.Herzlichen Dank dafür.
    Gott segne Sie.
    Ute

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  12. Ich bin auch so froh und dankbar, daß Sie uns wieder so reichlich mit Ihren wunderbaren Auslegungen beschenken lieber Hans Löhr. Gott segne, behüte und beschütze Sie und Ihre Lieben. Herzlichst Ursula Anna

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  13. Kurz vor dem zu Bett gehen wieder Trost gefunden! Seit vielen Jahren tragen mich ihre Auslegungen! Danke 🙏🏻

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