Donnerstag, 31. August 2017

Gott kann man nicht beleidigen hl

LosungAlle, die dich verlassen, müssen zuschanden werden; denn sie verlassen den HERRN, die Quelle des lebendigen Wassers. Jeremia 17,13

LehrtextKommt, es ist alles schon bereit! Lukas 14,17 

Liebe Leserin, lieber Leser,

sollen diejenigen, die sich von Gott abwenden, bestraft werden? Was meinst du?
     Ich meine, was der Prophet Jeremia im heutigen Losungswort sagt, erinnert fatal an das, was der Koran von Menschen sagt, die sich vom islamischen Glauben abgewandt haben. Die Sure 3,86–91 bezeichnet als „Lohn“ der Abtrünnigen, dass der Fluch Gottes, der Menschen und der Engel auf ihnen liegt (9,68) und dass es keine Hilfe für die Verfluchten gibt. Sie sind Ungläubige und dazu verdammt, in der Hölle zu brennen. Dennoch nennt der Koran außer der Strafe im Jenseits kein konkretes Strafmaß für das Diesseits und auch kein Strafverfahren.
     Auch das Prophetenwort aus dem Alten Testament bleibt vage. „Zuschanden werden“ bedeutet hier wohl so viel, dass es den Menschen, die Gott verlassen, auf jeden Fall schlecht geht. Doch diese Ansicht wird bereits im Alten Testament angezweifelt, wenn es zum Beispiel im Buch des Predigers Salomo heißt: »Es geschieht so vieles auf der Welt, das keinen Sinn ergibt: Da geht es rechtschaffenen Menschen so schlecht, wie es den Gottlosen gehen sollte. Und da haben Gottlose ein so schönes Leben, als hätten sie Gottes Gebote befolgt. Das kommt mir alles so sinnlos vor!« (Prediger 8,14)
     Für mich folgt daraus, dass man im Zusammenhang mit dem Glauben ganz und gar darauf verzichten sollte, anderen Menschen zu drohen. Was soll das auch nützen? Welchen Gefallen soll Gott an Menschen haben, die aus purer Angst an ihn glauben?
     Der Lehrtext klingt zunächst recht freundlich, da in dem Gleichnis von Jesus der Gastgeber seine Gäste zum Abendessen bittet und sagt „Kommt, es ist schon alles bereit!“ Aber da sie sich entschuldigen und nicht erscheinen, lädt er stattdessen die Bettler und Obdachlosen ein. Über die Ferngebliebenen aber sagt er im Zorn: „Von denen, die ich zuerst eingeladen habe, wird keiner auch nur einen einzigen Bissen bekommen.“ Das ist menschlich verständlich, aber nicht göttlich in dem Sinn, wie ich Jesus sonst kenne.
     Ich meine aus der Bibel verstanden zu haben, dass wer sich von Gott und Jesus abwendet und der Einladung zum Glauben nicht folgt, nicht bestraft wird, sondern sich selbst bestraft. Denn er muss ohne Gottvertrauen leben und ohne das Versprechen, von Gott geliebt zu sein. Vielen scheint das heutzutage nichts auszumachen. Mir schon. Ich bin froh im Glauben mit Gott leben zu können und möchte darauf nicht mehr verzichten.

Gebet: Herr, viele, die sich von dir abwenden und denen der Glaube egal ist, haben womöglich nie die Chance bekommen, dich so kennenzulernen, wie du dich in Jesus gezeigt hast. Viele kommen mit der Institution Kirche nicht zurecht und lehnen darum auch dich ab. Viele meinen, dass es dich nicht gäbe, weil sie dich nicht mit ihrem Verstand fassen können. Ich glaube nicht, dass du über sie zornig bist, sondern dass sie dir leid tun. Aber du wirst auch sie nicht verlieren, weil doch auch sie deine Geschöpfe und Kinder sind. Denn du bist ein barmherziger Gott. Du bist nicht beleidigt, sondern gütig. Amen

Herzliche Grüße 

Hans Löhr

Mittwoch, 30. August 2017

Alles geht, er kommt. hl

LosungEr ist der lebendige Gott, der ewig bleibt, und sein Reich ist unvergänglich. Daniel 6,27 

LehrtextVater! Dein Name werde geheiligt. Dein Reich komme. Lukas 11,2 

Liebe Leserin, lieber Leser,

„Nichts bleibt wie es ist“ – diese Binsenweisheit ist für den einen traurig und für den anderen tröstlich. 
     Jeder hat Dinge, von denen er möchte, dass sie bleiben und am meisten wünschen wir uns das von uns selbst und den Menschen, die uns wichtig sind. Doch für die meisten, die diese Losungsauslegung lesen, sind Kindheit und Jugendzeit schon Geschichte. Man weiß gar nicht wie, aber auf einmal waren sie vorbei. So ist es auch mit unseren sogenannten guten Jahren, wenn wir auf der Höhe des Lebens sind. Wenn ich morgens in den Rasiererspiegel schaue, ist es unübersehbar, wie der Zahn der Zeit an mir nagt. 
     Aber da sind auch Dinge, von denen man sich wünscht, dass sie möglichst schnell wieder vorübergehen: Ein Zahnarztbesuch zum Beispiel (mein Zahnarzt, von dem ich weiß, dass er das liest, möge mir verzeihen), eine Prüfung, ein Stau oder eben auch eine Krankheit oder die Zeit der Wehen bis zur Geburt. Bei diesen eher schwierigen, aber doch zumeist unumgänglichen Ereignissen ist es doch tröstlich zu wissen, dass auch sie ein Ende haben.
     In all diesem Werden und Vergehen, in diesem Auf und Ab finde ich an Gott meinen Halt. Er ist heute noch derselbe, der er zu biblischen Zeiten war. Derselbe, der auch für die Menschen der Steinzeit da war, auch wenn sie ihn noch nicht gekannt haben, aber er sie. Derselbe, der vor 13,7 Milliarden Jahren unser Universum hat entstehen lassen. Derselbe, der auch schon davor war und der auch dann noch sein wird, wenn es einmal kein Universum mehr geben wird. Denn auch die Sterne sind vergänglich. 
     Er ist es, der das Heft in der Hand hat und mit seiner gesamten Schöpfung einen Plan verfolgt, auch mit dir und mit mir. Und dabei ist es unerheblich, ob wir das wissen oder verstehen, ob wir das akzeptieren oder ablehnen, ob wir das glauben oder bezweifeln. Gott geht seinen Weg, und nichts und niemand hält ihn auf. Auf diesem Weg nimmt er uns mit durch gute und durch schlechte Zeiten bis wir am Ziel sind, das er festgesetzt hat. Dieser Gott ist kein unerbittliches Schicksal, sondern ein liebender Vater (Lehrtext), dem ich mich anvertrauen kann - und du auch.

Gebet: Herr, wie alles, so komme auch ich von dir und gehe wieder zu dir. Stärke mich in dem Glauben, dass ich zu jeder Zeit und für immer bei dir geborgen bin. Du weißt, warum ich lebe und du weißt, was mit mir einmal werden wird. Dir vertraue ich, dass du es mit mir und allen anderen, ja mit deiner ganzen Schöpfung gut machen wirst. Amen

Herzliche Grüße 

Hans Löhr

Dienstag, 29. August 2017

Kein Revanchefoul! hl

LosungSprich nicht: »Wie einer mir tut, so will ich ihm auch tun und einem jeglichen sein Tun vergelten.« Sprüche 24,29 

LehrtextWenn dein Bruder siebenmal am Tag an dir sündigen würde und siebenmal wieder zu dir käme und spräche: Es reut mich!, so sollst du ihm vergeben. Lukas 17,4 

Liebe Leserin, lieber Leser,

„Das zahle ich ihm / ihr heim!“ So ähnlich hat wohl schon jeder mal gedacht, wenn er von jemandem schlecht behandelt worden ist. Meistens bleibt es beim Gedanken und wird der Vorsatz nicht in die Tat umgesetzt. Im Fußball hat so ein Revanchefoul meistens zur Folge, dass man dann selbst mit einer gelben oder gar roten Karte bestraft wird. Nein, Revanchefouls sind nicht gut, weil man sich damit nur selbst schadet. Und darum gibt es diese Mahnung sowohl im Alten wie im Neuen Testament, dass man nicht Böses mit Bösem vergelten soll, sondern vergeben. Denn wer auf Rache sinnt, sinkt auf das gleiche Niveau wie der, der mit seiner Gemeinheit begonnen hat. Wer Böses mit Bösem vergelten will, muss eben dann selbst Böses tun, muss selbst zum Bösen werden. Will ich das? Willst du das?
Nein, denn der Preis für Rache ist zu hoch. Sie kostet mich meine Selbstachtung und auch die Achtung meiner Mitmenschen. Wer aber die Größe hat, über der Gemeinheit zu stehen, die ihm angetan worden ist, steigt in der Achtung anderer. Das ist nicht immer leicht vor allem dann nicht, wenn ein und derselbe Mensch mehrfach „an dir sündigen würde“ (Lehrtext). Aber als Christ hast du keine andere Wahl als zu vergeben und wenn es siebenmal hintereinander ist oder gar 7 × 70 mal (Matthäus 18,21+22)

Gebet: Herr, wenn mich die Wut packt, weil mich ein anderer schlecht behandelt hat, dann sei du mein Beispiel, wie ich mich verhalten soll. Du hast nicht zurückgeschlagen, sondern sterbend am Kreuz noch deinen Feinden vergeben. Bei mir sind es viel geringere Dinge, für die ich mich manchmal rächen möchte. Doch wenn ich dann dich vor Augen habe, schäme ich mich dafür. So hilfst du mir, dass ich mich nicht selbst unglücklich mache, sondern die Kraft aufbringe trotz allem zu vergeben. Amen

Herzliche Grüße 

Hans Löhr

Montag, 28. August 2017

Der ganz andere König hl

LosungDer HERR wird König sein über alle Lande. An jenem Tag wird der HERR der einzige sein und sein Name der einzige. Sacharja 14,9 

LehrtextJesus Christus, der in göttlicher Gestalt war, hielt es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein, sondern entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an, ward den Menschen gleich. Philipper 2,6-7 

Liebe Leserin, lieber Leser,

ich kann die Sehnsucht der seit Jahrtausenden vielfach geschundenen Juden verstehen, dass endlich der Tag des Herrn kommen möge, an dem er sich als der einzige Gott und König über alle Welt offenbart und alle Völker ihm dienen werden (Losung). Aber nach dem Zeugnis des Neuen Testaments ist es anders gekommen, als sie sich das erträumt haben. Ja, der König ist gekommen, Jesus, als der gewaltlose und demütige König.
Merkwürdigerweise ist im selben Buch des Propheten Sacharia im Kapitel 9 auf ganz andere Weise vom kommenden König die Rede. Da heißt es: »Aber du, Tochter Zion, freue dich sehr, und du, Tochter Jerusalem, jauchze! Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm, und reitet auf einem Esel und auf einem jungen Füllen der Eselin. Denn ich will die Wagen abtun von Ephraim und die Rosse von Jerusalem, und der Streitbogen soll zerbrochen werden; denn er wird Frieden lehren unter den Heiden; und seine Herrschaft wird sein von einem Meer bis ans andere und vom Strom bis an der Welt Ende.…« Christen haben diese Prophezeiung von Anfang an auf Jesus bezogen und haben seinen Einzug in Jerusalem im Licht dieser Prophetenworte gedeutet.
Nein, Gott setzt sich in dieser Welt nicht mit Feuer und Schwert durch, nicht mit Panzern und Raketen, nicht mit Schlachtschiffen und Kampfhubschraubern. Seine Herrschaft beginnt jetzt schon in jedem Menschen, der ihm vertraut, dem König mit den durchbohrten Händen und Füßen und einer Krone aus Dornen auf dem Kopf. Im Lehrtext heißt es dazu in einer neueren Übersetzung: »Obwohl er in jeder Hinsicht Gott gleich war, hielt Jesus Christus nicht selbstsüchtig daran fest, wie Gott zu sein. Nein, er verzichtete darauf und wurde einem Sklaven gleich: Er wurde wie jeder andere Mensch geboren und war in allem ein Mensch wie wir.« 
Wer also Gott sucht, darf nicht nach oben schauen,  sondern muss nach unten schauen auf die Elenden und Geringen. In ihnen begegnet uns Jesus begegnet (siehe Matthäus 25).
Vielleicht kränkt das unseren menschlichen Stolz. Vielleicht enttäuscht uns diese Rede von Gott. Vielleicht hätten auch wir gern wie alle anderen Religionen einen strahlenden, glorreichen, über alles erhabenen und unantastbaren Gott. Aber er kam uns nun mal in menschlicher Gestalt entgegen, ist als Mensch im Stall geboren und als Mensch am Kreuz gestorben. So, und nur so kommt Gott uns in Jesus nahe, wird begreifbar und erkennbar.
Und nun muss jeder für sich entscheiden, ob er diesen Friedenskönig für sich akzeptiert und ihm angehören will oder ob er etwas anderes sucht, was in dieser Welt mehr hermacht.

Gebet: Herr, wir brauchen dich in dieser von Gewalt zerrissenen Welt als den sanftmütigen Friedenskönig, der versöhnt und vergibt, der lieber selbst leidet als anderen Leid zufügt, der lieber selbst für uns stirbt als seine Feinde zu vernichten. Setze du dich mit deinem Geist des Friedens durch, damit wir nicht im Ungeist der Gewalt untergehen. Amen

Herzliche Grüße 

Hans Löhr

Sonntag, 27. August 2017

Was dir stinkt, bringt dich voran. (Predigt) hl

Gottesdienst in Thann und Sommersdorf. Predigt von Hans Löhr

Liebe Gemeinde,
heute düngen Bauern ihre Wiesen mit Gülle, den Exkrementen ihrer Tiere. Wir kriegen das im Pfarrhaus sozusagen hautnah mit, wenn für den nächsten Tag Regen angekündigt ist. Dann laufen die Güllepumpen heiß und kurz darauf zieht ein strenger Geruch durch unseren Garten und, wenn wir nicht schnell die Fenster schließen, auch durch unser Haus.
Aber der Geruch von Gülle ist noch harmlos gegenüber dem Gestank von Odl (= Jauche), womit Bauern in früheren Jahrzehnten die Äcker gedüngt haben. In den Odlgruben wurden früher die Ausscheidungen von Tieren und Menschen gesammelt. Oft stand das Plumpsklo direkt an der Odlgrube. Hat man den hölzernen Deckel vom „Donnerbalken“ entfernt, hat es entsprechend von unten heraufgestunken.
Wenn die Grube voll war, wurde die Jauche mit Blecheimern, die an einer langen Stange befestigt waren, in ein Fass gefüllt, ein großes längliches Fass aus Holz, das auf einem Wagen mit Eisenrädern montiert war. Und diesen Wagen zogen dann die Zugtiere auf die Äcker, wo der Inhalt als Dünger für die Pflanzen entleert worden ist.
Aber bis dahin wurde das Fass oft durchs ganze Dorf gezogen. Und wenn das Einfüllloch oben nicht gut verschlossen war, schwappte die Jauche heraus und hinterließ eine intensiv stinkende Spur. So habe ich es aus meiner Kindheit noch in Erinnerung. War aber die stinkende Brühe erst mal auf den Feldern, dann entfaltete sie ihre positive Wirkung. Dann wurde sie zum Dünger und förderte das Wachstum der Pflanzen.
Auf ähnliche Weise erleben auch wir Dinge, die zum Himmel stinken und die wir nicht mögen. Wir fragen uns, warum gibt‘s auf der Arbeit so viel Schwierigkeiten? Warum klappt‘s in meiner Partnerschaft nicht so wie ich mir das wünsche? Warum muss ich immer wieder mit Krankheiten kämpfen? Warum nur muss ich mir so viel Sorgen um meine Kinder machen? Und so weiter. Manchmal ist das Leben ein blühender und duftender Rosengarten. Aber manchmal auch ein stinkendes Jauchefass.
Vielleicht kommt daher, warum so viele Menschen so oft und nahezu in allen Sprachen ein Wort verwenden, das mir meine Mutter verboten hatte und das ich jetzt in der Predigt nur einmal sage: „Scheiße“. Wenn ich das als Kind oder Jugendlicher gesagt habe, hat mir meine Mutter einen Klaps auf den Mund gegeben. Darum sage ich heute stattdessen oft „Mist“.
Und das, wozu ich Mist sage, ist auch etwas, was mir stinkt, was ich nicht gut finde, worüber ich mich ärgere. Vielleicht geht es dir ja ähnlich. Aber ich denke, dass wir da einen Fehler machen. Natürlich soll es möglichst wenig Mist in unserem Leben geben. Aber ganz vermeiden kann das niemand. Und deshalb meine ich, wir sollten das, was wir für uns Mist ist, ähnlich ansehen wie ein Bauer den Mist, die Jauche und heute die Gülle ansieht. Was da so stinkt, ist eben auch wertvoller Dünger, den es braucht, damit etwas gut wachsen und fruchtbar werden kann.
Deshalb ist auch das stinkende Zeug in unserem Leben, die Enttäuschungen und Niederlagen, Krankheiten, Verluste und Unglück und was sonst noch stinkt, - deshalb ist all das auch so etwas wie Dünger, der uns helfen kann besser zu wachsen, zu blühen und ein fruchtbares und erfolgreiches Leben zu führen, dazu uns Gott bestimmt hat. Dieser stinkende Dünger in unserem Leben hilft uns, das zu entfalten, was in uns steckt und so über uns selbst hinauszuwachsen. Das stinkende Zeug ist also nichts, was dich behindert, sondern fördert. Gott hat dir kein Leben gegeben, in dem es keine Schwierigkeiten geben würde, keine Probleme, kein Leid und keine Tränen. Aber er hat dir ein Leben gegeben, in dem diese Schwierigkeiten und Probleme, das Leid und die Tränen ein guter Dünger für dich sein können, damit du daran wächst und aus alledem stärker hervorgehst.
Wenn ich also immer wieder einmal mit Schwierigkeiten zu kämpfen habe und dann leise oder laut sage „so ein Mist!“, so wäre es klug, gleichzeitig zu sagen: „Okay, das ist jetzt großer Mist. Das alles stinkt mir gewaltig. Aber das muss mir jetzt auch zu etwas Gutem dienen. Dieser Mist, diese stinkende Zeug ist mein Dünger. Es soll mich stärker machen. Und darum lasse ich mich jetzt von den Problemen nicht unterkriegen. Ja, das wäre klug. Leider sehe ich das nicht so, solange ich mich aufrege, solange ich wütend oder enttäuscht bin. Aber mit etwas Abstand kann ich das dann doch so sehen.
Und du kannst das auch. Auch du kannst zu dir sagen: „Was ich gerade erlebt habe, ist großer Mist. Es stinkt mir gewaltig, wie mich andere behandeln. Aber sie sollen zugleich mein Dünger sein egal ob Chef oder Kollege. Was da gerade auf der Arbeit los ist, stinkt zum Himmel. Aber jetzt soll das alles für mich eine positive Wirkung haben. Ich sehe diesen ganzen stinkenden Mist als Dünger, der mich wachsen lässt und weiterbringt.“
Der Apostel Paulus hat das auf seine Weise ausgedrückt, wenn er schreibt: „Denen, die Gott lieben, müssen alle Dinge zum Besten dienen.“ Und zu allen diesen Dingen gehört eben auch der Mist, den man einem Menschen immer wieder mal vor die Füße kippt und der dann zum Himmel stinkt.
Alle diese stinkenden Dinge erfüllen einen Zweck, den ich vielleicht im Augenblick nicht erkenne. Doch sie sind so etwas wie Dünger für mich. Sie sollen mich nicht behindern, sondern fördern und voranbringen.
Der biblische Josef zum Beispiel, den seine Brüder loshaben wollten, den sie in eine Grube warfen, in die Sklaverei nach Ägypten verkauften, wo er dann auch noch unschuldig im Gefängnis landete – dieser Josef hätte bis zum Ende seiner Tage jammern und sein Schicksal beklagen können, warum in seinem Leben so viel Mist passiert. Vermutlich würde er dann bis heute in der Grube stecken oder im Gefängnis sitzen. So aber hat er sich nicht unterkriegen lassen. Er hat nach dem Motto gehandelt: „Was mich nicht umbringt, macht mich nur stärker. Ich höre nicht auf, auf Gott zu vertrauen. Er wird dafür sorgen, dass mir auch Grube und Gefängnis zum Besten dienen müssen.“
Und so kam es dann auch. Als Josef ganz unten war, begann sein märchenhafter Aufstieg bis zum Stellvertreter des Pharao, des Königs von Ägypten.
Er wird so ähnlich gebetet haben wie jener Mensch im Psalm 42, der ganz viel Mist erlebt hat, und nun zu sich sagt: »Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir? Vertraue auf Gott; denn ich werde ihm noch danken, dass er mir hilft.«
Dieser Glaube, liebe Freunde, ist eine Lebenshilfe gerade in schwierigen Zeiten. Damit kann ich noch inmitten meiner Probleme schon darauf vertrauen, dass Gott mir hilft und die Zeit kommt, in der es mir wieder gut geht.
Im Psalm 30 heißt es dazu: »Wenn wir am Abend noch weinen und traurig sind, so können wir am Morgen doch wieder vor Freude jubeln. Du, Herr, verwandelst mein Klagelied in einen Freudentanz. Du ziehst mir die Trauerkleider aus und bekleidest mich mit einem Festgewand.«
Diese Erfahrung, die Menschen in der Bibel gemacht haben, hat doch jeder von uns auch schon mehrmals gemacht. Da ging es uns so richtig schlecht aus welchem Grund auch immer. Da hatten wir den Eindruck, dass es nie wieder gut würde, dass unser ganzes Leben nur noch zum Himmel stinkt. Und dann ging der Abend unter Tränen vorbei und am Morgen war es schon besser. Und dann kam die Stunde, wo wir auch wieder gelacht haben, fröhlich und zuversichtlich waren. Manche meinen, das sei halt irgendwie so. Aber die Bibel sagt, und ich möchte mich ihr anschließen, dass Gott es ist, der das Blatt wendet, der uns vom Misthaufen wieder herunterholt, aus dem Unglück befreit und uns in ein besseres Leben bringt.
Wenn du dann auf die schwierige Zeit zurückschaust, dann wirst du wahrscheinlich sagen: „Ja, das war damals hart. Und ich möchte das auch nicht wieder erleben. Aber ich möchte diese Erfahrungen auch nicht missen. Denn in der Zeit meines Unglücks bin ich nur stärker geworden. Ich bin am Leid gewachsen. Die Trauer hat mich reifer gemacht. Die Enttäuschungen haben mir geholfen, von falschen Erwartungen und Träumen Abschied zu nehmen.“
Doch nun gibt es ehrlicherweise auch Schwierigkeiten, die nicht wieder vergehen, zum Beispiel gesundheitliche Probleme. Dann bist du vielleicht chronisch krank oder weißt, dass deine Krankheit nicht geheilt werden kann. Das ist zunächst einmal ein ganzes Fass voll Jauche, die dein Leben verpestet. Doch wenn der Apostel Paulus recht hat, dann kannst du gerade in solchen Zeiten Gott besonders nah sein und auch diese Dinge müssen dir zum Besten dienen. Du lernst es dann, mit solchen Problemen zu leben, ohne dass deine Welt zusammenbricht. Und vielleicht hilft dir dann auch deine Krankheit, zu dir selbst und zu deiner Familie noch mal an ganz anderes Verhältnis zu bekommen wie du es sonst hattest: intensiver, bewusster, dankbarer. Auch dann wächst du, wächst dein Glaube an diesen Problemen, wird er reifer und stärker.
Die Liederdichter und Mystiker Gerhard Tersteegen hat einmal von dem biblischen Leidensmann Hiob folgenden Satz gesagt: »Ist´s etwas Großes, dass die Engel Gott loben? Nein, denn wenn wir an ihrer Stelle wären, würden wir es auch tun. Aber ich meine, dass Hiob auf seinem Misthaufen Gott lobte, das war etwas Großes, und dieses Lob gefiel Gott besser als das Lob aller Engel.«
Ja, der mit Unglück und Krankheit geschlagene Hiob saß, so erzählt es die Bibel, auf einem Misthaufen, kratzte sich mit Scherben seine Wunden, war ein Bild des Jammers und hat trotzdem Gott gelobt. Ich erwarte von niemandem, dass er das auch so kann. Ich erwarte das auch von mir nicht. Aber das erwarte ich schon von mir, dass ich nicht gleich aufgebe, wenn die Widerstände in meinem Leben größer werden, wenn die Dinge nicht so laufen, wie ich das will, wenn ich vor großen Problemen stehe und nicht weiß, ob und wie ich damit klarkomme. Ich erwarte von mir selbst, dass ich auch in Unglück und Leid an meinem Gott festhalte und darauf vertraue, dass er den Weg durch das finstere Tal kennt und ich mit seiner Hilfe hindurchkomme.
Erinnert ihr euch noch an den Heiligen Abend 2014 als ich hier in die Kirche einen Schubkarren voll Kuhmist hereingeschoben habe? Leider hat der Mist nicht so gestunken, wie ich mir das vorgestellt hatte. Und trotzdem war dieser Schubkarren ein Zeichen. Ein Zeichen dafür, dass Gott in seinem Sohn in die tiefsten Tiefen menschlichen Lebens hinabgekommen ist. Dorthin, wo es stinkt und kalt ist, wo Menschen arm und hoffnungslos sind. Dorthin, wo Menschen krank und ausgestoßen sind. Diesen Menschen ist er in Jesus Christus erschienen nicht nur, um ihnen zu helfen, sondern um uns allen zu zeigen, dass niemand verloren und verlassen ist, der ihm vertraut.
Da wo es damals nach den Exkrementen von Ochs und Esel gestunken hat, nach Pisse und Kot, da ist der Erlöser zur Welt gekommen, dein und mein Retter. Das feiern wir an Weihnachten. Das glauben wir auch im August.
Ja, liebe Freunde, es gibt viele Dinge, die uns stinken, die zum Himmel stinken. Doch sie sollen für uns so etwas wie ein Dünger sein, der uns dazu dient, dass wir wachsen und blühen. Amen

Samstag, 26. August 2017

Mut und Kraft hl

LosungDer Engel des HERRN rührte Elia an und sprach: Steh auf und iss! Denn du hast einen weiten Weg vor dir. 1.Könige 19,7 

LehrtextGib deinen Knechten, mit allem Freimut zu reden dein Wort. Apostelgeschichte 4,29 

Liebe Leserin, lieber Leser,

erinnerst du dich, wann du das letzte Mal verzweifelt warst, total am Boden und nahe daran, dich aufzugeben? Falls du zu den seltenen Mensch gehörst, die so etwas noch nie erlebt haben, musst du jetzt nicht weiterlesen. Aber wenn du diese Erfahrung schon einmal oder mehrmals gemacht hast, dann frage dich, was dich dazu gebracht hat, dass du dann doch wieder „aufgestanden“ bist, den nächsten Schritt getan und weitergemacht hast, wenn auch vielleicht unter Tränen.
     Der Prophet Elia aus unserer heutigen Losung war in einer solchen Situation, nachdem ihm die heidnische Königin Isebel nach dem Leben trachtete und er vor ihr davonlaufen musste. Wo war nun sein Gott? Wo war nun sein Glaube? Wo war nun sein Kampfesmut gegen die Glaubensfeinde? Erschöpft und elend legte er sich nach einer längeren Flucht zu Fuß unter einen Wacholderbusch in der Steppe und wollte nur noch eins – sterben.
     Und dann geschah, was die heutige Losung erzählt. „Naja“, denkst du vielleicht, „das war halt zu biblischen Zeiten. Da gab es vielleicht noch Engel. Aber heute? Und für mich?“
Auch heute und für dich war der „Engel des Herrn“ da, sonst würdest du immer noch am Boden liegen. Irgendetwas musste dich doch wieder hochgebracht haben. Du kannst dir das selbst zuschreiben, deiner Widerstandskraft oder anderen Einflüssen. Dagegen ist nichts zu sagen. Aber ich möchte dich noch auf eine andere mögliche Sichtweise hinweisen. Warum sollte es nicht „der Engel des Herrn“ gewesen sein in Gestalt eines anderen Menschen, mit dem du telefoniert hast, der dich besucht hat, der dich angehört und dir wieder Mut gemacht hat. Oder warum sollte es nicht ganz handfest eine kräftigende Mahlzeit oder ein Spaziergang oder ein Vollbad gewesen sein, das dir gut getan und dir wieder neue Kräfte eingeflößt hat?
     Meinst du vielleicht, Gott würde in den vielerlei Gestalten, in denen er dir begegnet, immer Flügel haben oder einen Heiligenschein? Dem Elia begegnete er in einem Stück Brot und in einem Schluck Wasser. So machte er ihm neuen Mut zum Leben.
Von einem solchen, aus dem Glauben wachsenden Mut spricht auch der Lehrtext. 
„Freimut“, das ist eine bestimmte Haltung, in der ich anderen Menschen gegenübertreten kann:
# Freimut ist, wenn ich freimütig vor anderen sagen kann, was ich denke und mich nicht davor fürchte, wie sie darauf reagieren. 
# Freimut ist aber auch, was mich selbst gewiss macht, weil ich meines Glaubens an Gottes gewiss bin und darauf vertraue, dass ich in den unausweichlichen Auseinandersetzungen nicht verlassen bin. 
# Freimut ist, dass mir dann Gott wichtiger ist als was andere von mir fordern. 
# Freimut ist, dass ich die Scheu ablege, da, wo es angebracht ist, mich als Christ zu erkennen zu geben, als jemand, der ganz und gar auf Gott vertraut und ihn liebt, weil er sich von ihm geliebt weiß. 
# Und Freimut ist schließlich, dass ich mich zu Jesus Christus bekenne, weil er sich zu mir bekennt und ich mich seiner nicht schäme.

Gebet: Herr, wo wäre ich ohne dich? Wo wäre ich, wenn ich mich nur auf meine Kraft verlassen könnte und auf das Wohlwollen von Menschen? In jedem Augenblick bist du für mich da und erhältst mich am Leben. Wenn ich am Ende bin, kriege ich von dir neue Kraft. Wenn ich erschöpft bin, schenkst du mir einen erquickenden Schlaf. Von dir kommt auch der Mut, dass ich mich vor anderen zu dir bekenne. Ich verlasse mich darauf, dass ich von dir auch künftig diese Kraft und diesen Mut bekomme. Amen

Herzliche Grüße 

Hans Löhr

Freitag, 25. August 2017

Reisesegen hl

LosungIsai sprach zu David: Sieh nach deinen Brüdern, ob's ihnen gut geht. 1.Samuel 17,18 

LehrtextOb es sich nun um Titus handle, meinen Gefährten und Mitarbeiter bei euch, oder um unsere Brüder, die als Abgesandte der Gemeinden Spiegel des Glanzes Christi sind: Erweist ihnen eure Liebe vor den Augen der Gemeinden und beweist damit, dass unser Stolz auf euch berechtigt ist! 2.Korinther 8,23-24 

Liebe Leserin, lieber Leser,

von seinen acht Söhnen sind sieben im Krieg. Kein Wunder, dass sich der Vater Sorgen macht. So schickt er also den Jüngsten ins Hauptquartier der Armee, um nachzusehen, wie es ihnen geht, ob sie noch am Leben sind oder gefallen oder in Gefangenschaft.
     Isai heißt der Vater. Und sein Jüngster heißt David. Der hätte nun antworten können wie Kain Gott geantwortet hat: „Soll ich meiner Brüder Hüter sein?“ Aber im Gegensatz zu Kain hatte David noch keine Blutschuld auf sich geladen. Er hatte nichts zu verbergen und darum noch ein reines Gewissen. Später, als er bereits König war, würde auch das einmal anders sein. Da wird er seinen eigenen Hauptmann Uria töten lassen, um dessen Frau Batseba zu besitzen.
     Doch in der heutigen Losung geht es hauptsächlich darum, dass sich Eltern ihre Kinder sorgen, wenn diese in der Ferne sind und man von ihnen keine Nachrichten erhält. In Zeiten von Handy und WhatsApp ist das anders. Da kann man ständig mit seinen Kindern in Verbindung sein egal, wo sie sich auf der Welt aufhalten.
     Als ich noch ein Teenager war, war ich ganz froh, nicht erreichbar gewesen zu sein, wenn ich mal von Zuhause weg war. Dann hatte ich das Gefühl echter Freiheit. Aber seitdem viele junge Leute möglichst lange im Hotel Mama wohnen möchten, scheint sich auch dieses Freiheitsbedürfnis geändert zu haben.
     Natürlich habe ich als vierfacher Vater den Wunsch zu wissen, wie es den Kindern geht, vor allem denen, die nicht mehr zu Hause sind. Da ist mir das Kommunikationsprogramm WhatsApp durchaus willkommen.
     Auch der Apostel Paulus wollte seine Mitarbeiter und Gefährten in guten Händen wissen, wenn er sie auf Reisen schickte. Und so weist er diejenigen, die sie in der Fremde aufnehmen sollen, in eine Brief darauf hin, ihnen mit Liebe zu begegnen. Für ihn ist das ein Zeichen, dass seine Gefährten und Mitarbeiter in der Ferne genauso geschätzt werden wie er sie schätzt.
Eines aber schwingt unausgesprochen in beiden Worten mit. Sowohl Isai als auch Paulus wussten, dass es letztlich nicht in ihrer Macht lag, die in der Ferne Weilenden zu behüten. Deshalb werden seit biblischen Zeiten diejenigen, die verreisen, von den Daheim bleibenden gesegnet mit einer sichtbaren Geste und einem hörbaren Wort oder mit einem stillen Gebet. „Geht in Gottes Namen!“ – Das ist der gute Wunsch, der die Reisenden begleitet, damals wie heute, ob sie in den Krieg ziehen wie die Söhne Isais oder in den Urlaub fliegen wie die Söhne und Töchter der Deutschen zu unserer Zeit.

Gebet: Herr, begleite alle mit deinem Schutz und Segen, die in der Ferienzeit verreisen und schenke ihnen eine gute Heimkehr. Amen

Herzliche Grüße 

Hans Löhr

Donnerstag, 24. August 2017

Das viele Geld hl

LosungFällt euch Reichtum zu, so hängt euer Herz nicht daran. Psalm 62,11 

LehrtextBarnabas - das heißt übersetzt: Sohn des Trostes -, ein Levit, aus Zypern gebürtig, der hatte einen Acker und verkaufte ihn und brachte das Geld und legte es den Aposteln zu Füßen. Apostelgeschichte 4,36-37 

Liebe Leserin, lieber Leser,

den großen Kirchen in Deutschland muss derzeit niemand Geld zu Füßen legen (Lehrtext). Aufgrund der nun schon seit Jahren anhaltenden guten wirtschaftlichen Entwicklung in unserem Land regnet es wie nie zuvor Kirchensteuer zum Kirchenschornstein hinein. Materiell ist unsere Kirche reich. Im Vergleich zu anderen Kirchen in dieser Welt sehr reich. Und geistlich? Wie sieht es denn aus mit der Glaubensvermittlung in unserem Land? Mit den Kirchenaustritten? Vor allem aber, wie sieht es denn aus mit den Angeboten für Kinder und Jugendliche? 
     Ich finde es beschämend, dass in zu vielen Gemeinden unserer Landeskirche der Kindergottesdienst ein kümmerliches Dasein fristet, wenn es ihn denn überhaupt gibt. Dabei wäre es keine Hexerei, durchschnittlich 20 oder mehr Kinder im Kindergottesdienst zu haben. Die Gemeinden müssten nur bereit sein, andere, längst erprobte Konzepte einzuführen und sich von den alten landeskirchlichen Kindergottesdienstkonzepten zu verabschieden. Wenn da das viele Geld investiert würde, wenigstens ein Teil davon, wäre es gut angelegt. Denn erstens haben auch Kinder einen Anspruch darauf, die gute Nachricht von Jesus zu hören und im Glauben zu wachsen. Und zweitens sind die Kinder die Zukunft der Gemeinden. 
     Und wie sieht es aus mit Angeboten für Jugendliche? Auch da haben wir uns in unserer Gemeinde längst von den landeskirchlichen Angeboten und Konzepten verabschiedet. Wir schicken unsere Jugendlichen und Konfirmanden auf das Konficamp am Dobel im Schwarzwald, auf das Teencamp bei Großohrenbronn und auf das Teenagermissionstreffen (TMT) im Monbachtal, ebenfalls im Schwarzwald. Die ersten beiden Camps bietet der EC Südwest an. Das TMT veranstaltet die Liebenzeller Mission. Ich selbst war zunächst skeptisch, ob wir unsere Kinder und Jugendlichen diesen Organisationen anvertrauen können. Dann habe ich die Verantwortlichen persönlich kennengelernt, habe mehrmals am TMT als Begleiter teilgenommen und erlebt, wie begeistert und für den Glauben motiviert die Jugendlichen aus diesen Tagen zurückgekommen sind. Da wird richtig professionell gearbeitet. Da legen sich viele junge Leute zumeist ehrenamtlich für die Teens ins Zeug. Für diese Angebote wird auch viel Geld in die Hand genommen. Darum kostet die Teilnahme an diesen Camps auch etwas und natürlich auch die Busfahrt zu den oft weit entfernten Veranstaltungsorten. Aber im Vergleich dazu, was oft für Baumaßnahmen und für Erwachsenenangebote an Geld hinausgeschmissen wird, ohne dass es eine entsprechende Resonanz gibt, sind diese Angebote kostengünstig.
     Und noch etwas erleben wir in unserer Gemeinde. Je attraktiver unsere Angebote sind, je mehr Kinder, Jugendliche und Erwachsene kommen, desto mehr wollen ehrenamtlich mitarbeiten und desto mehr Spenden bekommen wir. Doch in unserer Landeskirche geht es stattdessen nach dem Motto „weiter so“. Es fehlt schlicht und einfach an Mut und Gottvertrauen, an der Bereitschaft, etwas Neues auszuprobieren und dafür etwas sein zu lassen, das sich überlebt hat.
     Und was ist nun mit der Losung? Auch da machen wir eine interessante Erfahrung. Je weniger die Menschen haben, desto freigiebiger sind viele. Da gibt schon mal eine Frau, die von einer schmalen Rente leben muss, anlässlich ihres Geburtstag 50 Euro für unsere Waisenkinder in Tansania. Und ein anderer mit erkennbarem Wohlstand rückt mit Mühe und Not 10 Euro heraus. Je reicher manche sind, desto mehr knausern sie. Und wenn einige in unserem Land superreich sind, dann tricksen sie auch noch auf alle mögliche Art und Weise, hinterziehen Steuern und verlangen bei Auflösung ihres Arbeitsvertrags unverschämt hohe Abfindungen selbst dann, wenn sie versagt haben. Offenbar kann viel Geld süchtig machen so wie Heroin süchtig macht und schließlich seine zerstörerische Wirkung entfaltet. Die Mahnung in der Losung kommt nicht von ungefähr. Schon zu biblischen Zeiten hat man offensichtlich ähnliche Erfahrungen gemacht.
Gebet: Herr, ich danke dir, dass ich genug habe, um zufrieden sein zu können. Und wenn ich mir dann doch hin und wieder Sorgen um meine Zukunft mache, so will ich sie dir geben, denn du sorgst für mich. Amen

Herzliche Grüße 

Hans Löhr

Mittwoch, 23. August 2017

Unbestechlich und auf Augenhöhe hl

LosungDer HERR, euer Gott, ist der Gott der Götter und der Herr der Herren, der große, starke und furchtbare Gott, der kein Ansehen der Person kennt und keine Bestechung annimmt. 5.Mose 10,17 

LehrtextJesus Christus spricht: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Matthäus 28,18 

Liebe Leserin, lieber Leser,

nach einer Untersuchung von Transparency International blüht die Korruption besonders in afrikanischen Staaten wie im Tschad, im Kongo, in Niger, aber auch im asiatischen Kambodscha und auf dem Inselstaat Haiti. Am wenigsten korrupt geht es in Dänemark zu. Deutschland liegt seit einigen Jahren unverändert auf Platz 10. Das sagt aber nicht viel. Denn die meisten korrupten Verhaltensweisen werden gar nicht erfasst oder entdeckt. 
     Aber was ist Korruption? Laut Transparecy International ist Korruption der Missbrauch anvertrauter Macht zum privaten Nutzen oder Vorteil. Ob Bestechung oder Bestechlichkeit im internationalen Geschäftsverkehr oder im eigenen Land, ob Käuflichkeit in der Politik oder der Versuch, durch Schmiergelder Vorteile zu erlangen - Korruption verursacht nicht nur materielle Schäden, sondern untergräbt auch das Fundament einer Gesellschaft.
     Korruption kommt in jeder Gesellschaft vor, zu jeder Zeit. Auch zu biblischen Zeiten gab es diese Pest bereits, auch bei den Israeliten, dem Volk Gottes. Von Gott aber sagt Moses in der heutigen Losung, dass er niemanden bevorzugt oder benachteiligt und nicht bestochen werden kann.
     Dieser Satz hat gravierende Folgen für unseren Glauben. Sagt er doch, dass vor Gott alle Menschen gleich sind, alle, sie mögen Titel, Ämter, Einfluss, Macht und Geld haben wie sie wollen. Vor ihm gilt ein Kind nicht weniger als ein König, ein demenzkranker Greis nicht weniger als ein Schachweltmeister, ein Bettler nicht weniger als Bill Gates, ein Strafgefangener nicht weniger als der Papst. Du nicht weniger als ich und umgekehrt. Das ist das eine. 
     Das andere ist noch aufregender: Gott lässt sich nicht bestechen, weder mit Gelübden noch mit Gebeten, weder mit Bibellesen noch mit Wallfahrten, weder mit Spenden noch mit Stiftungen, weder mit Messen noch mit Theologie, weder mit Ritualen noch mit Lobpreis, weder mit Moral noch mit einem  Klosterleben, weder mit Kathedralen noch mit diakonischen Einrichtungen... Der von sich sagt »Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden« (Lehrtext) lässt sich von uns winzigen, sterblichen Menschen nicht bestechen, nicht manipulieren, nicht beeinflussen, nicht verleiten.
     Aber dann hat ja der ganze Religionsbetrieb keinen Sinn?! Stimmt. Was Gott betrifft, der sich uns in Jesus gezeigt hat und nur in ihm, hat der Religionsbetrieb keinen Sinn. Aber viele Menschen sehnen sich nach Religion. Manche sind geradezu süchtig danach. Sie möchten etwas zu tun haben: Kerzen anzünden, erbauliche Texte lesen, geistliche Lieder hören, Kirchenfeste feiern, Bischöfe anhimmeln, Kirchen bauen, Konzerte veranstalten, Vorträge organisieren und so weiter. Sollen sie, solange sie sich und anderen damit nicht schaden. Solange sie das nicht aus dem Auge verlieren, was für sie und vor Gott wirklich Sinn hat: Der Glaube, das völlige Vertrauen auf Gott, dessen andere Seite die Liebe ist

Gebet: Herr, du willst nicht viel von mir. Dir genügt es, Wenn ich mich nicht über andere Menschen erhebe, sie nicht herabsetze oder vor ihnen nicht krieche. Du möchtest, dass ich allen (!) deinen Menschenkindern auf Augenhöhe begegne, sozusagen von Gotteskind zu Gotteskind. Und dir genügt es auch, wenn ich dir von ganzem Herzen vertraue und die Liebe, mit der du mich liebst, an meine Mitmenschen weitergebe. Das ist alles. Das ist nicht viel.  Aber auch nicht wenig. Amen

Herzliche Grüße 

Hans Löhr

Dienstag, 22. August 2017

Dein Erbe hl

LosungDer HERR wandte sich Israel wieder zu um seines Bundes willen mit Abraham, Isaak und Jakob und wollte sie nicht verderben, verwarf sie auch nicht von seinem Angesicht bis auf diese Stunde. 2.Könige 13,23 

LehrtextGehört ihr Christus an, so seid ihr ja Abrahams Kinder und nach der Verheißung Erben. Galater 3,29 

Liebe Leserin, lieber Leser,

„Also der erbt mal nichts von mir“. Das hat sich bestimmt schon mancher Vater in seiner Wut auf den Sohn gedacht. Aber meistens verraucht die Wut wieder und die Dinge renken sich ein. Die Kinder sind ja nicht nur Erben, weil das die Eltern wünschen, sondern weil das Gesetz es vorschreibt. Dann gibt es zwar bestimmte Spielräume, dass der eine mehr erben kann als der andere. Aber zumindest auf den sogenannten Pflichtteil hat jeder Erbberechtigte Anspruch. Allerdings muss er diesen Anteil von den anderen Erben (!) einfordern, sonst geht er tatsächlich leer aus. Komplett enterben kann man ein Kind nur im Extremfall, zum Beispiel wenn es zu einer Freiheitsstrafe von mindestens einem Jahr ohne Bewährung verurteilt wurde oder wenn es sich gegenüber den Eltern nachweislich gewalttätig verhalten hat. Solche Vorgänge müssen allerdings beim Nachlassgericht schriftlich angezeigt werden. Darum kommt in der Praxis eine vollständige Enterbung höchst selten vor.
     Du bist Gottes Sohn oder Tochter. Wenn schon das menschliche Recht das Erbe der Kinder so streng schützt, um wie viel mehr schützt Gottes Liebe das, was wir von ihm erben. Ich schreibe das, um dich ein für alle Mal zu versichern, dass du zu Gott gehörst und Anspruch hast auf seinen Segen und seine Hilfe. Ja, Anspruch. Seine Zusage gilt, egal was passiert. Darauf kannst du dich berufen zu jeder Zeit. Der Bund, den Gott mit Abraham und seine Nachkommen geschlossen hat, bindet ihn auch an dich. Du magst vielleicht dieses Bündnis aufkündigen. Er tut's nicht, weil er es nicht kann und nicht will. 
     Viele wissen das nicht. Aber du kannst das glauben. Du kannst in dem Bewusstsein leben und auch einmal sterben, dass du unauflöslich mit Gott verbunden bist. Dazu bringe ich nun noch einmal den Lehrtext in einer neuen Übersetzung und mit den vorausgehenden Sätzen (Galater 3,26-29): „Nun seid ihr alle zu Kindern Gottes geworden, weil ihr durch den Glauben mit Jesus Christus verbunden seid. Ihr gehört zu Christus, denn ihr seid auf seinen Namen getauft... Und ihr seid auch Nachkommen von Abraham. Als seine Erben bekommt ihr alles, was Gott ihm zugesagt hat.“ 
     Ich weiß nicht, was dir diese Zusage, diese Versicherung bedeutet. Mir bedeutet sie viel. Sagt sie mir doch, dass ich niemals allein bin, sondern immer den allmächtigen Gott an meiner Seite habe. Immer. Wohlgemerkt, er ist nicht immer auf meiner Seite. Er billigt nicht alles, was ich sage, denke und tue. Aber er ist immer an meiner Seite - und an deiner auch. So hilft er uns auch aus den Schwierigkeiten, die wir uns selbst zuzuschreiben haben.
     „Also der erbt einmal alles von mir und bekommt jetzt schon meinen Segen.“ Das hat sich dein himmlischer Vater in seiner Liebe zu dir gedacht und hat es getan. Und was du geerbt hast und womit du gesegnet bist, das ist Gott selbst, wie er sich dir in Jesus Christus gezeigt hat. Ja, Gott, der Schöpfer des Universums, hat dich mit sich gesegnet und sich dir vererbt. Mehr, liebe Leserin, lieber Leser, geht beim besten Willen nicht.
     
Gebet:  Herr, ich kann nicht in Worte fassen, was du für mich bist. Doch darum bitte ich dich, dass ich das glauben kann von ganzem Herzen und diesen Glauben behalten darf. Du bist ein wunderbarer Gott! Amen

Herzliche Grüße 

Hans Löhr

Montag, 21. August 2017

Giftige Wörter hl

LosungDer HERR verstößt nicht ewig; sondern er betrübt wohl und erbarmt sich wieder nach seiner großen Güte. Klagelieder 3,31-32 

LehrtextDer Gott aller Gnade aber, der euch berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christus, der wird euch, die ihr eine kleine Zeit leidet, aufrichten, stärken, kräftigen, gründen. 1.Petrus 5,10 

Liebe Leserin, lieber Leser,

kennst du das? Wenn zwei sich streiten, werfen sie sich gegenseitig oft Pauschalurteile an den Kopf. Dann sagt einer zum anderen: „Du hast das schon immer falsch gemacht. Du wirst dich nie ändern.“ Immer und nie – zwei kleine aber ganz gefährliche Wörter. Sie machen eine Kritik absolut. Sie lassen keinen Spielraum mehr. Sie vergiften die Auseinandersetzung und machen Zugeständnisse und Kompromisse nahezu unmöglich. Wenn man schon streitet, - und manchmal muss man streiten, damit die Luft wieder rein und ein neuer Anfang möglich wird, – wenn man schon streitet, dann sollte man tunlichst nicht diese beiden giftigen Wörter verwenden.
     Mit ihnen kann man sich auch selbst vergiften, wenn man zu sich sagt: 'Ich werde immer scheitern, ich werde nie mehr gesund, ich hab immer Unglück, es wird nie mehr besser …'
In jener Zeit, als unsere heutige Losung entstanden ist, sagten viele Israeliten: „Es geht uns so schlecht, Gott hat sich also für immer von uns abgewandt. Er wird uns für immer zürnen. Nie wieder werden wir seine Güte erleben.“ 
     Doch dann gibt es plötzlich Widerspruch gegen dieses Selbstmitleid, und der, auf den die Losung zurückgeht, sagt: „Stopp! Hört auf mit dem Gejammer. Wer sagt denn, dass Gott sich uns nicht mehr zuwendet? Er? Nein, ihr seid es selbst, euer Kleinglaube, euer fehlendes Gottvertrauen, euer gottloser Pessimismus. Fasst also wieder Vertrauen in Gottes Barmherzigkeit. Er ist doch unser aller Vater und längst nicht so hartherzig, wie ihr meint. Die schlechte Zeit jetzt, sie wird vorübergehen und  es werden wieder bessere Zeiten kommen. Das steht fest. Darauf schaut. Also weidet euch nicht am eigenen Elend, sondern hofft auf den gütigen Gott.“
     Wie ist das bei dir? Bist du pessimistisch? Du hast keinen Grund dazu, solange du auf den Gott vertraust, der alles regiert und alles in seiner Hand hat, die schlechten Zeiten und die guten. Er kann und er wird auch dein Unglück wenden, falls du gerade eines erleben solltest. Das dauert vielleicht noch, aber es wird geschehen. Und es wird umso eher geschehen, wenn du auf seine Hilfe vertraust und umso später oder überhaupt nicht, wenn du alle Hoffnung aufgegeben hast.
     Was im heutigen Lehrtext steht, das wurde nicht nur zu den Christen damals vor 2000 Jahren gesagt. Das wird dir und mir auch heute wieder gesagt: Die Zeit des Leidens wird nicht für immer bleiben. Sie wird ein Ende haben. Denn wir haben keinen Gott, der niederdrückt und schwächt, sondern der aufrichtet und stärkt.     

Gebet: Herr, dass wir gute und schlechte Zeiten erleben, ist normal. Aber unnormal ist es, nur gute oder nur schlechte Zeiten zu haben. Denn du regierst die Zeit und weißt, dass nichts blleibt wie es ist. So bitte ich dich für mich und jeden, der diese Auslegung und dieses Gebet liest: Stärke uns in dem Vertrauen, dass du ein barmherziger Gott bist, der seine Menschen nicht dem Leid überlässt, sondern ihnen wieder heraus hilft. Amen

Herzliche Grüße 

Hans Löhr

Sonntag, 20. August 2017

Schalte auf Durchzug! (Predigt) hl

Lichtblickgottesdienst. Predigt: Hans Löhr 

Liebe Freunde,

vorgestern fragte mich meine Frau, wie denn das Thema der Predigt heute im Lichtblickgottesdienst heiße. „Schalte auf Durchzug!“, sagte ich. Darauf sie: „Das machst du doch ständig.“ Und ich: „Darum kann ich ja auch was dazu sagen.“ Und das will ich jetzt tun.
Als meine große Tochter noch klein war, vielleicht drei Jahre, nahm meine Mutter sie an der Hand und ging mit ihr ein paar Schritte spazieren. Ich sah den beiden nach. Sah, wie sich meine Mutter zur Kleinen herabbeugte und ständig etwas zu ihr sagte. Da ließ meine Tochter die Hand der Oma los, setzte sich auf den Boden und hielt sich mit beiden Händen die Ohren zu. Ich musste schmunzeln, konnte ich doch meine Tochter gut verstehen. Ich wusste ja wie das war, als meine Mutter auf mich ständig eingeredet hat natürlich in bester Absicht: „Hansi, geh halt mal wieder zum Friseur. Mach endlich deine Hausaufgaben. Räum dein Zimmer auf. Und der Rasen müsste auch mal wieder gemäht werden …“ Um kein Missverständnis aufkommen zu lassen: Ich habe meine Mutter geliebt sowie auch meine Tochter ihre Oma geliebt hat und noch immer von ihr schwärmt. Heute schalten meine kleineren Kinder auf Durchzug, nicht mehr bei der Oma, die ist schon gestorben, sondern bei mir. Manchmal muss man eben auf Durchzug schalten oder sich die Ohren zuhalten. Ob das meine Frau auch so sieht?
Nun, das sind harmlose Beispiele dafür, wenn man etwas nicht hören will. Aber da gibt es noch ganz andere Dinge. Wann also sollst du wirklich auf Durchzug schalten?
Unsere Ohren sind wie Mikrofone. Ständig sind sie auf Empfang. Manches, was sie hören, speichern wir in unserem Gehirn ab oder nehmen es uns zu Herzen. Vieles aber geht da rein und da wieder raus. Wir können und wir sollen uns auch nicht alles merken. Das würde uns überfordernden. Aber manchmal speichern wir die falschen Dinge ab. Da wäre es besser gewesen, wir hätten auf Durchzug geschaltet, hätten das, was zu uns gesagt wurde, ins eine Ohr rein und aus dem anderen gleich wieder rausgelassen.
Wenn du Glück hattest, hat man dich als Kind viel gelobt und dir schöne Dinge gesagt, die dein Selbstvertrauen gestärkt haben: Das hast du aber gut gemacht. Du bist begabt. Du bist geschickt. Du kannst richtig gut malen. Du kannst so schön lachen. Das hast du gut gesagt… Dazu gehört auch mal eine Kritik etwa in der Art: ‚Da hast du dir nicht so viel Mühe gegeben. Ich weiß, du kannst es besser.‘ Gut, wenn du das damals gehört und dir gemerkt hast. Ein solches Lob, solche Bemerkungen haben dir geholfen, über dich hinauszuwachsen und das, was in dir steckt, zu entfalten.
Wenn du kein Glück hattest, hat man dich als Kind wenig gelobt und dich dafür umso mehr kritisiert: ‚Das war aber nichts, was du da gemacht hast. Dir fehlt es an Talent. Du hast zwei linke Hände. Lass deine dummen Bemerkungen. Du bist eben nur Durchschnitt. Schau nicht so blöd.‘
Auch solche Sätze können Menschen fürs Leben prägen und dafür sorgen, dass ein Kind seine Begabungen nicht entdeckt, sich nicht entfalten kann und nicht vorwärts kommt.
Aber nun ist es leider so, dass wir uns die negativen Urteile in der Regel leichter merken als die positiven. Doch gerade das, was uns verletzt und klein macht, beleidigt und entmutigt, sollten wir gar nicht erst in unseren Kopf und in unser Herz lassen. Da sollten wir gleich auf Durchzug schalten. Denn wenn du über dich selbst negativ denkst, weil andere dir das eingeredet haben, dann wird dein Leben deinen negativen Gedanken folgen genauso wie umgekehrt.
Du hast keinen Einfluss darauf, was andere zu dir sagen. Aber du kannst beeinflussen, was du hören willst oder wo du auf Durchzug schaltest. Was du am besten gleich wieder vergisst oder was du in dein Herz lässt.
Sagt also jemand zu dir, du hast versagt, hast zu viele Fehler gemacht. Dann lass diese Sätze nicht in dich hinein. Schlag die Tür deines Herzens vor ihnen zu und setzte dagegen: ‚Gott hat mir vergeben. An jedem Tag ist seine Gnade neu. Er gibt mir eine neue Chance.‘
Sagt jemand, du bist nur ein ganz gewöhnlicher Mensch. Dann setzte dagegen: ‚Ich bin ich, bin ein genialer Gedanke Gottes, bin sein Meisterstück.‘
Sagt einer, du kannst doch nichts, du bist viel zu schwach. Dann halte mit dem Bibelwort dagegen: ‚Alles kann ich durch Christus, der mich stark macht‘ (Philipper 4,13).
Du musst das nicht einmal laut sagen. Es genügt schon, wenn du dir das selbst sagst. Lass die Leute reden, die nur Negatives zu sagen haben und schalte auf Durchzug. Höre aber auf das, was Gott über dich sagt und nimm es dir zu Herzen. Er sagt: „Ich habe dir das Leben und viele Begabungen geschenkt. Du bist von mir gesegnet. Von mir bekommst du so viel Kraft wie du brauchst. Du bist nicht allein. Ich stehe dir bei. Du bist ein wertvoller Mensch und ich pass auf dich auf.“
Du bist nicht das, was ein Nachbar zu dir sagt, sondern was Gott zu dir sagt. Du bist nicht das, was ein Arbeitskollege zu dir sagt, sondern was Gott zu dir sagt. Du bist nicht das, was eine Cousine zu dir sagt, sondern was Gott zu dir sagt.
Mit solchen Gedanken sollen wir, du und ich, in jeden neuen Tag gehen. Wenn wir die Augen aufschlagen, sollen wir sagen: „Guten Morgen, lieber Gott, schön, dass du da bist. Danke, dass du mich liebst. Du gehst mit mir auch durch diesen Tag und wirst mir helfen. Du machst mich stark. Mit dir werde ich die Herausforderungen bestehen.“
Das, liebe Freunde, ist nicht positives Denken, sondern Gottvertrauen. Und was kann ein Mensch Besseres tun, als jeden Tag mit Gottvertrauen zu beginnen?
Und wenn wieder negative Gedanken in dir aufsteigen, die Kritik, die du gehört hast, die Gemeinheiten, das Mobbing – all das, was dich niederdrücken und entmutigen will, dann sage: „Kommt nur her, ihr schlechten Gefühle und schwarzen Gedanken. Durch das eine Ohr seid ihr in mich gekommen. Durch das andere scheuche ich euch wieder hinaus. Ihr habt in mir nichts zu suchen. Ich werde jetzt meinen Kopf und mein Herz durchlüften, auf Durchzug stellen, dass es euch hinaus bläst und nur das in mir bleibt, was Gott Gutes zu mir sagt auch durch andere Menschen.“
Ja, so muss man manchmal beten. So muss man manchmal zu sich selbst sprechen. Dann nimmt man sich all das Negative, was zu einem gesagt wurde, nicht so zu Herzen. Dann muss man darunter nicht so leiden.

In der Bibel wird eine Geschichte erzählt von einem Mann, den Gott sich als König ausgesucht hat. Ihr alle kennt David, zumindest seinen berühmten Zweikampf mit dem Riesen Goliath. Aber wisst ihr auch, wie Gott ihn hat aussuchen lassen? Er hat seinen Propheten Samuel zu Davids Vater gesandt, um einen von dessen Söhnen zum König zu salben. Vater Isai ließ sieben seiner acht großen Söhne antreten. Er war mächtig stolz auf sie. Sie waren gut gebaut, gut erzogen, beeindruckend und intelligent. Nur den jüngsten, David, hat er nicht kommen lassen. Er dachte: ‚Ach David ist zu klein, zu jung, zu schwach, er hat keine Erfahrung, er muss erst noch zeigen, was in ihm steckt. Also soll er auf der Weide bleiben und weiterhin die Schafe hüten.‘
Der Prophet sah sich alle großen Brüder Davids an. Er hätte schon den einen oder anderen für geeignet gehalten. Aber Gott nicht. Da fragte Samuel den Isai: „Sind das alle deine Söhne?“ Und Isai sagte, einen habe ich noch, David, aber den habe ich bei den Schafen gelassen. Er ist noch viel zu jung. Doch Samuel sagte: „Ein Mensch sieht, was vor Augen ist. Gott aber sieht das Herz an.“ Und er ließ David holen. Als nun dieser vor ihm stand, hörte er Gottes Stimme: „Auf, salbe ihn zum König!“
Hätte David auf die Meinung seines Vaters gehört, würde er immer noch Schafe hüten und niemand von uns würde seinen Namen kennen. Aber was sein Vater und seine großen Brüder über ihn gesagt haben, das ging zum einen Ohr rein und zum anderen wieder raus. Er schaltete auf Durchzug. Er spürte auch als Jugendlicher großes Selbstvertrauen, weil er Gott vertraute. Das war es, was ihn für den Kampf gegen Goliath qualifizierte und dazu, später einmal der König der Israeliten zu werden. Das war es, was seine Familie nicht in ihm gesehen hat, aber Gott.
Und darum meine ich, wenn es um dich geht, dann höre erst einmal auf Gott, was er zu dir sagt und nicht so sehr auf andere Menschen. Du bist der, der du in Gottes Augen bist und nicht der, was Menschen von dir halten. Er sieht dein Herz. Sie aber sehen nur das Äußere.

Ich will euch noch eine andere Geschichte erzählen von einem Mann, den ich nun schon bald 30 Jahre kenne. Er war einer der erfolgreichsten Unternehmer in Deutschland und verdiente mit seiner Firma viel Geld. Viele, die ihn nur oberflächlich kennen, beneiden ihn deswegen. Aber sie kennen nicht den Weg, der zum Erfolg führte. Und dieser Weg war steinig.
Ich spreche von Erich Lejeune, der vor 10 Jahren einmal in der Sommersdorfer Kirche gesprochen hat. Dieser Mann ist nach dem Krieg in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen. Sein Vater war Alkoholiker und die Mutter arbeitete zeitweise als Putzfrau. So kam der kleine Erich zu seiner Großmutter in eine Einzimmerwohnung in München. Von ihr bekam er das, was er bei seinen Eltern vermisst hatte: Liebe und Anerkennung. Seine Großmutter erzog ihn im Glauben an Gott und förderte ihn nach Kräften. Später war es ein Lehrer, der ihn motivieren und begeistern konnte. Danach war es eine Freundin, die zu ihm sagte: „Erich, aus dir wird etwas, ein ganz großer, so wie du auftrittst, wie du arbeitest.“
Doch bevor es soweit kam, erlebte Erich Lejeune auch seine Niederlagen und Tiefpunkte. Zu den Problemen im Elternhaus kamen drei Wochen Jugendarrest wegen Hehlerei. Nach einem steilen beruflichen Aufstieg schon in jungen Jahren folgte ein jäher Absturz, der ihn bis kurz vor den Selbstmord führte. Er hatte den Eindruck, gescheitert zu sein und sah keine Perspektive mehr. Doch die guten Worte seiner Großmutter, seines Lehrers und seiner damaligen Freundin erwiesen sich als stärker. Er begann wieder an sich zu glauben und fand auch zum Glauben an Gott zurück. Und so fing er wieder von vorne an und baute nach mancherlei Schwierigkeiten gemeinsam mit seiner Frau Irène und einem Freund eine überaus erfolgreiche Firma auf.
Hier könnte die Geschichte enden. Doch erst nachdem Erich Lejeune sich aus der Firma zurückgezogen hatte, wurde die Bestimmung seines Lebens deutlich. Sein Erfolg hat einen Zweck, der über das Geldverdienen hinausgeht. Mit seiner Frau rief er eine Stiftung ins Leben mit dem Titel „Herz für Herz“. Ihre beiden Herzen sollten künftig für die kranken Herzen von Kindern vor allem in der Dritten Welt schlagen. Bis heute hat die Stiftung von Erich und Irène Lejeune fast 5000 Kinder in Vietnam gerettet, deren Herzen geschädigt waren von dem Gift, das die Amerikaner im Vietnamkrieg über dem Land versprüht hatten.
So hat ein Münchner Volksschüler aus einfachen Verhältnissen es bis ganz nach oben geschafft. Er wurde erfolgreicher Unternehmer. Er bekam für seine Leistungen zweimal den Titel Doctor honoris causa. Ihm wurde der bayerische Verdienstorden und das Bundesverdienstkreuz verliehen. 
Das alles hat er mit viel Disziplin geschafft und weil andere und er selbst an seine Begabungen geglaubt haben. Er hat sich von den negativen Erfahrungen und den negativen Urteilen über ihn nicht irremachen lassen, weil er rechtzeitig auf Durchzug schaltete. Weil er an Gott glaubt und an sich selbst, an das, was jener ihm fürs Leben mitgegeben hat.
Ob Gott diesen Mann dafür ausgesucht hat, um so vielen Kindern zu helfen? Ob er deshalb so erfolgreich war? Würden wir diese Kinder und ihre Eltern fragen, die Antwort wäre eindeutig.

Auch du bist nicht das, was die Leute von dir denken oder sagen, sondern was Gott zu dir sagt. Wenn man schlecht über dich redet, schalte auf Durchzug. Lass solche Meinungen nicht in dein Herz. Aber öffne deine Ohren für das, was Gott sagt und lass sein Wort in dich ein, Worte wie diese:
„Ich bin es, der dich gewollt und geschaffen hat. Du bist von mir beschenkt mit vielen Begabungen. Bis heute behüte ich dein Leben. Denn du bist wertvoll. Ich brauche dich, dass du etwas von der Liebe weitergibst, mit der ich dich liebe. Du bist einzigartig, so, wie ich dich haben will. Höre nicht auf die negativen Stimmen anderer. Höre aber auf mich. Ich bin es, der dich jeden Morgen weckt. Ich bin es, der die die Kraft für dein Leben gibt. Ich bin es, der dir durch schwierige Zeiten hilft, der deine Tränen trocknet und es in deinem Leben wieder hell macht. Höre auf mich und vertraue mir. Ich bin für dich da." Amen

Samstag, 19. August 2017

Herr, du machst mein Leben hell hl

LosungDeine Sonne wird nicht mehr untergehen und dein Mond nicht den Schein verlieren; denn der HERR wird dein ewiges Licht sein. Jesaja 60,20 

LehrtextGelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten. 1.Petrus 1,3 

Liebe Leserin,

jeden Tag geht die Sonne für dich unter. Und einmal im Monat verliert der Mond seinen Schein. Anders gesagt, auf den Tag folgt die Nacht, auf Licht folgt Finsternis. Aber einmal, am Ende der Zeit, wird eine andere Sonne aufgehen, die nicht mehr untergeht und ein anderer Mond scheinen, der nicht mehr abnehmen wird. Dann, so sagt es der Prophet Jesaja dem Volk der Israeliten, dann wird Gott selbst deine Sonne sein und du wirst für immer in seinem Lichtglanz leben.
     Darauf warten die frommen Juden noch heute. Christen aber lesen die Prophezeiung anders. Sie glauben, dass sie sich bereits erfüllt hat. Jedes Jahr in der Adventszeit werden die Bibelworte vorgelesen, mit denen Jesaja seine Prophezeiung einleitet: »Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des HERRN geht auf über dir! Denn siehe, Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker; aber über dir geht auf der HERR, und seine Herrlichkeit erscheint über dir.«(Jesaja 60,1) Und jedes Jahr an Weihnachten feiern wir die Erfüllung dieser Prophezeiung, dass Jesus Christus in der Finsternis von Armut und Not, Schuld und Einsamkeit als „Licht der Welt“ aufgegangen ist.
     Viele sehen dieses Licht nicht, weil du es nur mit den Augen des Glaubens sehen kannst. Und darum hat es auch mit meinem Glauben zu tun, wie hell dieses Licht in mein Leben strahlt. Manchmal ist es verborgen hinter den Wolken meiner Gottvergessenheit und Sorgen. Und trotzdem scheint dieses „ewige Licht“ (Losung) mit unverminderter Intensität. 
     So ist das meine Hoffnung, dass sich die Wolken wieder verziehen, meine Freudensonne aber bleibt. Im Lehrtext heißt es dazu, dass Gott selbst mich und dich zu einer solchen lebendigen Hoffnung wiedergeboren hat, weil wir sie nicht mit Jesus begraben mussten, sondern weil sie mit ihm auferstanden ist.

Gebet: Herr, so wie ich weiß, dass in finsterster Nacht deine Sonne auf der anderen Seite der Erde scheint, so will ich glauben, dass du meine Freudensonne bleibst auch in den dunklen Zeiten meines Lebens. Die Schatten der Nacht müssen weichen. Die Finsterrnis muss vergehen. Du aber kommst und machst mein Leben hell. Amen

Herzliche Grüße 

Hans Löhr

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Freitag, 18. August 2017

Wasser für den Seelendurst hl

LosungIhr werdet mit Freuden Wasser schöpfen aus den Brunnen des Heils. Jesaja 12,3

LehrtextJesus spricht: Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke! Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen. Johannes 7,37-38 

Liebe Leserin, lieber Leser,

nachdem nun in unserer Region so gut wie alle Dörfer ans Fernwasser angeschlossen sind, sind die meisten Hofbrunnen nutzlos geworden. Jahrhundertelang haben sie den Durst von Mensch und Vieh gestillt. Heute braucht man nur den Wasserhahn aufzudrehen, und schon fließt qualitativ hochwertiges Wasser heraus, das man bedenkenlos trinken kann. Davon können die weitaus meisten Menschen auf der Erde nur träumen. Gerade in den heißen Regionen müssen zumeist Frauen oft weite Wege gehen, um die Wasserbehälter zu füllen und dann die Last auf dem Kopf nach Hause tragen. So ähnlich war es auch in biblischen Zeiten im alten Israel. Da wusste man, wie kostbar Brunnen mit Trinkwasser sind und hat sich gefreut, wenn man nach der Mühe des Tages daraus schöpfen und trinken konnte.
     So, sagt der Prophet Jesaja, so ist es auch mit der guten Zeit (Heil) die Gott seinem Volk verheißt. Jetzt, so heißt das, sehnt ihr euch noch nach dieser Zeit und müsst darunter leiden, dass sie noch nicht eingetroffen ist. Aber nicht mehr lang, und ihr könnt sie in vollen Zügen genießen und euren Durst nach einem besseren Leben löschen.
     Wir hier in Deutschland haben ein solches besseres Leben, die meisten jedenfalls. So wie wir eben auch Wasserhähne haben, die man nur aufdrehen muss. Das alles scheint nichts Besonderes mehr zu sein. Möge nie die Zeit kommen, in der wegen einer großen Energiekrise die Wasserpumpen nicht mehr funktionieren oder aus anderen Gründen kein Trinkwasser mehr zur Verfügung steht. Es wäre der absolute Albtraum.
     Aber es gibt noch einen anderen Durst. Einen Durst nach Sinn, Liebe und Geborgenheit. Den löscht kein Fernwasser und kein Hofbrunnen. Den löscht, so sagt es der Lehrtext, Jesus. Er ist das lebendige Wasser, das heilt und erquickt und ins ewige Leben quillt (Johannes 4,14). Keiner muss es erst suchen. Keiner muss erst einen Brunnen graben oder eine Leitung verlegen. Das einzige, was man muss, ist kommen und trinken. Und wer von ihm dieses lebendige Wasser bekommen hat, kann selbst wieder andere Menschen erquicken und vor dem seelischen Verdursten retten.

Gebet: Herr, was ich zu dieser Zeit in diesem Land brauche, ist nicht noch mehr Wohlstand, aber Zuversicht und Gottvertrauen. Du bist die Quelle, aus der beides fließt. Lass dich von mir finden, dass du meinen Seelendurst stillst, meinen Durst nach Frieden und Sinn.  Amen

Herzliche Grüße  

Hans Löhr