Losung: Alle, die dich verlassen, müssen zuschanden werden; denn sie verlassen den HERRN, die Quelle des lebendigen Wassers. Jeremia 17,13
Lehrtext: Kommt, es ist alles schon bereit! Lukas 14,17
Liebe Leserin, lieber Leser,
sollen diejenigen, die sich von Gott abwenden, bestraft werden? Was meinst du?
Ich meine, was der Prophet Jeremia im heutigen Losungswort sagt, erinnert fatal an das, was der Koran von Menschen sagt, die sich vom islamischen Glauben abgewandt haben. Die Sure 3,86–91 bezeichnet als „Lohn“ der Abtrünnigen, dass der Fluch Gottes, der Menschen und der Engel auf ihnen liegt (9,68) und dass es keine Hilfe für die Verfluchten gibt. Sie sind Ungläubige und dazu verdammt, in der Hölle zu brennen. Dennoch nennt der Koran außer der Strafe im Jenseits kein konkretes Strafmaß für das Diesseits und auch kein Strafverfahren.
Auch das Prophetenwort aus dem Alten Testament bleibt vage. „Zuschanden werden“ bedeutet hier wohl so viel, dass es den Menschen, die Gott verlassen, auf jeden Fall schlecht geht. Doch diese Ansicht wird bereits im Alten Testament angezweifelt, wenn es zum Beispiel im Buch des Predigers Salomo heißt: »Es geschieht so vieles auf der Welt, das keinen Sinn ergibt: Da geht es rechtschaffenen Menschen so schlecht, wie es den Gottlosen gehen sollte. Und da haben Gottlose ein so schönes Leben, als hätten sie Gottes Gebote befolgt. Das kommt mir alles so sinnlos vor!« (Prediger 8,14)
Für mich folgt daraus, dass man im Zusammenhang mit dem Glauben ganz und gar darauf verzichten sollte, anderen Menschen zu drohen. Was soll das auch nützen? Welchen Gefallen soll Gott an Menschen haben, die aus purer Angst an ihn glauben?
Der Lehrtext klingt zunächst recht freundlich, da in dem Gleichnis von Jesus der Gastgeber seine Gäste zum Abendessen bittet und sagt „Kommt, es ist schon alles bereit!“ Aber da sie sich entschuldigen und nicht erscheinen, lädt er stattdessen die Bettler und Obdachlosen ein. Über die Ferngebliebenen aber sagt er im Zorn: „Von denen, die ich zuerst eingeladen habe, wird keiner auch nur einen einzigen Bissen bekommen.“ Das ist menschlich verständlich, aber nicht göttlich in dem Sinn, wie ich Jesus sonst kenne.
Ich meine aus der Bibel verstanden zu haben, dass wer sich von Gott und Jesus abwendet und der Einladung zum Glauben nicht folgt, nicht bestraft wird, sondern sich selbst bestraft. Denn er muss ohne Gottvertrauen leben und ohne das Versprechen, von Gott geliebt zu sein. Vielen scheint das heutzutage nichts auszumachen. Mir schon. Ich bin froh im Glauben mit Gott leben zu können und möchte darauf nicht mehr verzichten.
Gebet: Herr, viele, die sich von dir abwenden und denen der Glaube egal ist, haben womöglich nie die Chance bekommen, dich so kennenzulernen, wie du dich in Jesus gezeigt hast. Viele kommen mit der Institution Kirche nicht zurecht und lehnen darum auch dich ab. Viele meinen, dass es dich nicht gäbe, weil sie dich nicht mit ihrem Verstand fassen können. Ich glaube nicht, dass du über sie zornig bist, sondern dass sie dir leid tun. Aber du wirst auch sie nicht verlieren, weil doch auch sie deine Geschöpfe und Kinder sind. Denn du bist ein barmherziger Gott. Du bist nicht beleidigt, sondern gütig. Amen
Herzliche Grüße
Hans Löhr
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