Sonntag, 31. Mai 2020

stolz und dankbar hl

Losung: Wehe denen, die ein Haus zum andern bringen und einen Acker an den andern rücken, bis kein Raum mehr da ist und ihr allein das Land besitzt! Jesaja 5,8 

Lehrtext: Wir sind durch einen Geist alle zu einem Leib getauft, wir seien Juden oder Griechen, Sklaven oder Freie, und sind alle mit einem Geist getränkt. 1.Korinther 12,13 

Liebe Leserin, lieber Leser, 

doch, darauf bin ich stolz, dass in der Bibel der Gedanke der sozialen Gerechtigkeit schon vor rund 2500 Jahren immer wieder zur Sprache kommt (Losung). Die Propheten des Alten Testamentes hatten ein feines Gespür, dass sich Glaube an Gott und Ungerechtigkeit zwischen den Menschen nicht vertragen.

     Zwar galt das die ganze Zeit hindurch bis zu uns. Aber sehr oft und sehr lange schlief dieser Gedanke im harten Boden der Geschichte, bis er in den Bauernkriegen der Reformationszeit kurzzeitig wach wurde. Nachdem die Obrigkeit ihn wieder blutig unterdrückt hatte, ist er dann 1789 in der französischen Revolution und im folgenden 19 Jahrhundert endgültig erwacht. Das geschah leider weithin ohne oder gegen die Kirche, die sich mit den Herrschenden auf das engste verbunden hatte. Auch gegen die Sklaverei hatte sie sich zu spät eingesetzt. Das hat ihrer Glaubwürdigkeit bis heute großen Schaden zugefügt.

     Gott sei Dank ist das inzwischen zumindest in den westlichen Ländern anders. Der Sozialstaat in unserem Land wird von beiden großen Kirchen gestützt und durch umfangreiche diakonische Tätigkeiten ergänzt. Aber nicht vergessen seien die Kämpfe vor allem im 19. Jahrhundert um menschlichere Arbeitsbedingungen und gerechten Lohn, die die damals noch jungen sozialistischen Parteien und Gewerkschaften führen mussten und deren Erfolg nicht wenige mit Gefängnis und Tod bezahlt haben.

Gott und die Menschenwürde

     Der Gedanke der sozialen Gerechtigkeit ist aus dem Glauben heraus gewachsen, dass Gott alle Menschen geschaffen hat und dass dies jedem einzelnen seine Würde und seinen Wert gibt. Sein Geist, so sagt es der Lehrtext, wirkt in allen, unabhängig von ihrer Herkunft und Nationalität oder ihrem sozialen Status. Gottes Geist in Jesus Christus bringt die unterschiedlichsten Menschen zur Gemeinschaft der Glaubenden zusammen. In den letzten 250 Jahren hat er nach und nach zu der Erkenntnis geführt, dass alle Menschen Kinder Gottes und somit Schwestern und Brüder sind, auch wenn das alltägliche Leben noch dahinter herhinkt.

     Glaube und Ungerechtigkeit vertragen sich nicht. Das haben die Propheten des Alten Testaments gewusst. Das ist seitdem eine bleibende Mahnung für uns Christen. Ja, ich bin stolz, dass der Gedanke der sozialen Gerechtigkeit aus der Bibel kommt und sich nach langer Zeit durchgesetzt hat. Und ich bin dankbar, dass ich in einem Land wohnen darf, in dem er lebendig und im Großen und Ganzen wirksam ist. Denn gerade jetzt, in der Corona-Krise, zeigt sich, dass unser Sozialstaat weithin funktioniert. 

Gebet: Herr, wo wären wir Menschen ohne deinen Geist, den Geist der Liebe und der Wahrheit, der Gerechtigkeit und der Freiheit? Erfülle mich heute an Pfingsten neu mit dem Feuer deines Geistes, dass er meinen Glauben und mein Leben bestimme. Gieße ihn über deine Kirche aus, dass sie im Glauben wieder jung und in der Liebe wieder brennend werde. Amen

Frohe Pfingsten!
 

Ihr / dein Hans Löhr 

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Samstag, 30. Mai 2020

Egal wie und was: du bleibst gesegnet hl

Losung: Bileam sprach: Wenn mir Balak sein Haus voll Silber und Gold gäbe, so könnte ich doch nicht übertreten das Wort des HERRN. 4.Mose 22,18 

Lehrtext: Wir sind ja nicht wie die vielen, die mit dem Wort Gottes Geschäfte machen; sondern wie man aus Lauterkeit und aus Gott redet, so reden wir vor Gott in Christus. 2.Korinther 2,17

Liebe Leserin, lieber Leser,

heute drucke ich ein biblisches Märchen ab, das du weiter unten in einer ruhigen Minute lesen kannst. „Märchen?“ Ja, denn eine Erzählung, in der Tiere sprechen, gehört zur literarischen Gattung der Märchen. „Aber Märchen sind doch gar nicht wahr.“ Das stimmt einerseits. Andererseits enthalten sie tiefe Einsichten und Wahrheiten über das Leben der Menschen oder in diesem Fall über Gott und sein Verhältnis zu dir und mir.
     „Die Moral von der Geschichte“ vom Zauber Bileam und seiner sprechenden Eselin ist, dass niemand verflucht werden kann, den Gott gesegnet hat. Und das gilt auch für dich. Du bist ein gesegneter Mensch, egal wie schwer das Leben auch manchmal ist. Alles, was andere Schlechtes zu dir oder über dich gesagt haben, kann daran nichts ändern. Nicht ihre Meinung, Kritik oder Beleidigungen zählen, sondern einzig und allein Gottes Segen. Du bist gesegnet! Gesegnet mit seiner Kraft, mit seiner Nähe, mit seiner Liebe. Sage dir das immer wieder vor, wenn du verunsichert und seelisch verletzt worden bist. Sage dir das auch in den Augenblicken vor, in denen du dich selbst nicht leiden kannst und beschimpftst.
     Balak wollte mit Bileam ein Geschäft machen, dass dieser täte, was er will und nicht was Gott will. Aber daraus wurde nichts. Gestern habe ich ein Video über amerikanische Fernsehprediger gesehen, die von ihren Anhängern nicht nur im üblichen Rahmen Spenden erpressen, sondern gleich Bargeld oder Schecks in Höhe von 1000 US-Dollar. Sie behaupten frech und lügnerisch, dass die Gutgläubigen von Gott mehr zurückbekommen würden, als sie jetzt spenden. Sie behaupten, das Privatflugzeug, dass sie sich davon gekauft haben, sei ein "Predigt-Jet". Doch dann sieht man, wie sie damit nach Asien zur Großwildjagd fliegen.
     Darüber kann ich mich maßlos aufregen. Doch das ändert nichts. Auch wenn ich das alles nicht begreife, so stelle ich es Gott anheim und vertraue darauf, dass er schon die richtige Antwort weiß.
Gebet: Herr, nie will ich vergessen, dass du mich gesegnet hast. Selbst in schweren Zeiten bin ich nicht verflucht, sondern wächst mir aus deinem Segen Kraft zu, auch die Lasten zu tragen. Doch auch andere, die mir begegnen, hast du gesegnet, auch die, mit denen ich Probleme habe. Darum will ich in ihnen deinen Segen achten und zu ihnen freundlich bleiben. Amen

Herzliche Grüße, 
Ihr / dein Hans Löhr

Und nun das biblische Märchen (4. Mose 22 + 23):

Balak, der König der Moabiter, sandte Boten nach Petor, einer Stadt am Euphrat in seinem Heimatland. Von dort sollten sie Bileam, den Sohn von Beor, zu Hilfe holen. Balak ließ ihm ausrichten: »Ein Volk (die Israeliten) ist aus Ägypten gekommen und hat sich in unserer Gegend breitgemacht. Sein Heer steht an unserer Grenze und bedroht uns. Wir sind ihm völlig unterlegen. Deshalb brauchen wir deine Hilfe. Komm doch und verfluche dieses Volk! Denn wir wissen: Wenn du jemanden segnest, dann gelingt ihm alles, und wenn du jemanden verfluchst, dann ist er verloren. Mit deiner Hilfe können wir sie vielleicht besiegen und aus dem Land vertreiben.«
     Die führenden Männer der Moabiter und Midianiter zogen also zu Bileam, und sie brachten seinen Lohn gleich mit. Als sie ihm Balaks Botschaft ausgerichtet hatten, antwortete Bileam: »Bleibt heute Nacht hier. Morgen werde ich euch mitteilen, was der HERR mir sagt.« Da blieben die Fürsten aus Moab bis zum nächsten Tag in Petor.
     In der Nacht erschien Gott Bileam und fragte: »Was sind das für Männer bei dir?« Bileam erwiderte: »Sie kommen vom moabitischen König Balak, dem Sohn von Zippor. Ein Volk aus Ägypten ist bei ihnen eingefallen und hat das ganze Land besetzt. Nun soll ich hingehen und diese Leute verfluchen. Balak hofft, dass er sie dann besiegen und vertreiben kann.« Gott befahl Bileam: »Geh nicht mit! Verfluche dieses Volk nicht, denn ich habe es gesegnet!«
     Am Morgen stand Bileam auf und sagte zu den Abgesandten Balaks: »Ihr müsst allein in euer Land zurückkehren. Der HERR erlaubt mir nicht, mit euch zu gehen.« So brachen die führenden Männer der Moabiter ohne ihn auf und trafen unverrichteter Dinge wieder bei Balak ein. Sie erklärten ihm: »Bileam weigerte sich mitzukommen.«
     Da sandte Balak wieder Boten nach Petor, diesmal noch mehr und noch bedeutendere Männer. Sie reisten zu Bileam und sagten zu ihm: »Balak, der Sohn von Zippor, bittet dich: Lass dich nicht abhalten, zu mir zu kommen. Ich werde dich reich belohnen und alles tun, was du willst. Komm doch und verfluche dieses Volk für mich!« Bileam erwiderte: »Selbst wenn Balak mir seinen Palast voll Gold und Silber gibt, kann ich nichts tun, was der HERR, mein Gott, mir verbietet, ganz gleich, wie wichtig oder unwichtig es ist. Doch bleibt auch ihr über Nacht hier. Ich will sehen, ob der HERR noch einmal zu mir spricht.«
In der Nacht erschien Gott Bileam wieder und forderte ihn auf: »Geh mit den Männern, die dich holen wollen! Aber tu nur das, was ich dir sage.«

Die sprechende Eselin

Am Morgen stand Bileam auf, sattelte seine Eselin und zog mit den moabitischen Fürsten los. Zwei Diener begleiteten ihn. Gott aber war zornig, dass Bileam mitging, und der Engel des HERRN stellte sich ihm in den Weg, um ihn aufzuhalten. Die Eselin sah den Engel, der mit dem Schwert in der Hand mitten auf der Straße stand. Sie brach zur Seite aus und lief ins Feld. Bileam schlug sie, um sie wieder auf den Weg zurückzubringen. Nun stellte sich der Engel des HERRN auf einen engen Weg, der zwischen Weinbergen hindurchführte. Die Straße war hier von Mauern eingefasst. Wieder sah die Eselin den Engel und drängte sich ganz an die Seite, so dass Bileams Bein an die Mauer gedrückt wurde. Wieder schlug er sie.
Der Engel des HERRN ging nochmals ein Stück weiter und versperrte Bileam nun an einer anderen Stelle den Weg, die so eng war, dass man weder rechts noch links vorbeikommen konnte. Als die Eselin den Engel sah, legte sie sich auf den Boden. Bileam wurde wütend und schlug sie mit seinem Stock.
     Da ließ der HERR das Tier sprechen. Es sagte zu Bileam: »Was habe ich dir getan? Warum hast du mich jetzt schon zum dritten Mal geschlagen?« Bileam schrie: »Weil du mich zum Narren hältst! Hätte ich nur ein Schwert zur Hand, ich würde dich töten!« Das Tier erwiderte: »Bin ich nicht deine Eselin, auf der du schon immer geritten bist? Habe ich jemals so etwas getan wie heute?« Bileam sagte: »Nein.«
     Da öffnete der HERR ihm die Augen, und er sah den Engel mit dem Schwert in der Hand auf dem Weg stehen. Bileam verneigte sich vor ihm bis zum Boden. Der Engel des HERRN sprach: »Warum hast du deine Eselin dreimal geschlagen? Ich war es, der sich dir entgegengestellt hat, weil du auf einem verkehrten Weg bist. Deine Eselin hat mich gesehen und ist mir dreimal ausgewichen. Hätte sie es nicht getan, dann hätte ich dich mit dem Schwert getötet und sie am Leben gelassen.«
     Da sagte Bileam zum Engel des HERRN: »Ich habe Schuld auf mich geladen. Ich wusste nicht, dass du mir den Weg versperrt hast. Wenn du gegen diese Reise nach Moab bist, kehre ich sofort um.«
     Doch der Engel des HERRN erwiderte: »Geh mit den Männern! Aber sag nur das, was ich dir auftrage!« So zog Bileam mit den Abgesandten Balaks weiter.
     Als Balak von Bileams Kommen erfuhr, ging er ihm bis zur Grenze Moabs entgegen und traf ihn in der Stadt Ar am Fluss Arnon. Balak machte Bileam Vorwürfe: »Warum bist du nicht sofort gekommen? Habe ich dir nicht gesagt, dass ich dich dringend brauche? Du meinst wohl, ich kann dich nicht angemessen belohnen?« Bileam entgegnete: »Nun bin ich ja hier. Aber ich kann nicht einfach sagen, was ich will, sondern nur, was Gott mir eingibt.« Danach zogen Balak und Bileam nach Kirjat-Huzot. Dort opferte der König Rinder, Schafe und Ziegen, und mit einem Teil des Fleisches ließ er Bileam und die führenden Männer der Moabiter bewirten.
     Am nächsten Morgen führte Balak Bileam hinauf nach Bamot-Baal. Von hier aus konnte man den Rand des israelitischen Lagers sehen. Bileam forderte Balak auf: »Bau mir sieben Altäre und bring mir sieben Stiere und sieben Schafböcke!« Balak tat, was Bileam verlangte. Gemeinsam brachten sie auf jedem Altar einen Stier und einen Schafbock als Brandopfer dar. Dann sagte Bileam zu Balak: »Bleib du hier bei deinen Opfern! Ich will gehen und sehen, ob der HERR zu mir kommt. Wenn er mir etwas zeigt, werde ich es dir berichten.«
    Bileam stieg auf eine kahle Anhöhe, und dort begegnete ihm Gott. Bileam sagte: »Ich habe sieben Altäre für dich aufgebaut und auf jedem einen Stier und einen Schafbock geopfert.« Da ließ Gott ihn wissen, was er reden sollte, und forderte ihn auf: »Nun geh wieder zu Balak und richte ihm meine Botschaft aus.« 
     Bileam kehrte zu Balak zurück, der neben den Brandopfern wartete. Bei ihm standen die führenden Männer der Moabiter. Bileam fing an zu reden: »Aus dem Land der Aramäer hat Balak mich geholt, aus den Bergen im Osten hat mich der König Moabs gerufen: ›Komm und verfluche für mich das Volk Israel, bring Unheil über die Nachkommen von Jakob.‹ Aber wie kann ich jemanden verfluchen, den Gott nicht verflucht? Wie kann ich jemandem Unheil bringen, dem Gott, der HERR, nichts antun will? Von diesem Berg aus kann ich Israel sehen, ich habe es genau im Blick: Dieses Volk wohnt ganz allein und unterscheidet sich von allen anderen Völkern. Wer kann die unendliche Schar der Nachkommen von Jakob zählen? Nicht einmal ein Viertel von Israel lässt sich erfassen! Wenn ich nur eines Tages so in Frieden sterben könnte wie diese aufrichtigen Menschen, wenn mein Ende nur dem ihren gleichen würde!«
     Da rief Balak: »Was tust du mir an? Ich habe dich geholt, damit du meine Feinde verfluchst. Und nun segnest du sie!« Bileam erwiderte: »Muss ich nicht genau das sagen, was der HERR mir aufträgt?« Balak versuchte es mit Bileam ein weiteres Mal. Doch wieder segnete dieser die Israeliten statt sie zu verfluchen. Dann kehrte er in seine Heimat zurück.  

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Freitag, 29. Mai 2020

vertrauen, lieben und sich freuen hl

Losung: Meine Zunge soll reden von deiner Gerechtigkeit und dich täglich preisen. Psalm 35,28 

Lehrtext: Die Jünger kehrten zurück nach Jerusalem mit großer Freude und waren allezeit im Tempel und priesen Gott. Lukas 24,52-53 

Liebe Leserin, lieber Leser, 

was macht eigentlich deinen Glauben aus? Kannst du das in Worte fassen? Ich habe es mal für mich versucht: „vertrauen, lieben und sich freuen“. Etwas ausführlicher: „Gott, wie er mir in Jesus begegnet, vertrauen, ihn und seine Geschöpfe lieben und sich über ihn und das Geschenk des Lebens freuen.“ Mir genügt das, um trotz allem, was schwer ist, immer wieder froh und dankbar zu sein. Doch Freude und Dankbarkeit wollen sich auch Luft machen. Und das geht am besten, wenn ich mit anderen singe, zum Beispiel in einem Gottesdienst.

Zur Zeit geht das aus Rücksicht auf die Gesundheit anderer wie der eigenen leider noch nicht. Umso mehr freue ich mich, wenn ich gemeinsam mit ihnen wieder alte Choräle und neue Lobpreislieder singen kann so wie dieses (klick): 

Ich lobe meinen Gott von ganzem Herzen.
Erzählen will ich von allen seinen Wundern und singen seinem Namen.
Ich lobe meinen Gott von ganzem Herzen.
Ich freue mich und bin fröhlich, Herr, in dir. Halleluja!
Ich freue ich und bin fröhlich, Herr, in dir. Halleluja!
(Psalm 9,2.3) 

Das größte von allen seinen Wundern aber wurde mitten in der Nacht, wie könnte es anders sein, von einem Engel hinausposaunt: „Siehe, ich verkündige euch große FREUDE, die allen Menschen gilt: Euch ist heute der Retter geboren, Jesus Christus, der Herr!“

Gebet:
Ich freue mich über den Herrn, alles was ich bin und habe,
mein Herz, mein Verstand und mein Mund, alles soll ihn loben.
Ich freue mich über den Herrn, ich will immer an ihn denken und will nicht das Gute vergessen, das er mir bis heute getan hat.

Ich freue mich über den Herrn, er hat mir die Schuld vergeben. Er heilte, was an mir krank war und schenkte mir neues Leben.

Ich freue mich über den Herrn, er ehrt mich mit seiner Freundschaft mehr als mit einer Krone. Er hat meine Kraft erneuert.

Ich freue mich über den Herrn, über den allmächtigen Vater, über den Sohn Jesus Christus und den Geist, der uns heiligt. Amen

(nach Psalm 103 von Friedrich Walz, gekürzt. Siehe auch: Predigt „Haltegriffe“) 

Herzliche Grüße, 

Ihr / dein Hans Löhr 

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Donnerstag, 28. Mai 2020

Eleanor Rigby hl

Losung: Wende dich zu mir und sei mir gnädig; denn ich bin einsam und elend. Psalm 25,16


Lehrtext: Der Kranke antwortete Jesus: Herr, ich habe keinen Menschen, der mich in den Teich bringt, wenn das Wasser sich bewegt; wenn ich aber hinkomme, so steigt ein anderer vor mir hinein. Jesus spricht zu ihm: Steh auf, nimm dein Bett und geh hin! Johannes 5,7-8

Liebe Leserin, lieber Leser,

»Eleanor Rigby sammelt den Reis in der Kirche auf, wo eine Hochzeit war… Pater McKenzie schreibt an einer Predigt (für eine Trauerfeier), die niemand hören wird. Niemand kommt dazu. Eleanor Rigby stirbt in der Kirche, und wird gemeinsam mit ihrem Namen begraben. Keiner kommt. Pater McKenzie streift die Erde von seinen Händen, als er das Grab verlässt. Niemand wird errettet. Alle diese einsamen Leute – wo kommen sie nur her? Alle die einsamen Leute - Wo gehören sie hin?«
    Ich weiß nicht mehr, wie oft ich diese Schallplatte hintereinander angehört habe, als dieser Beatles-Song 1966 erschienen ist. Bald hatte ich die nötigen 4,50 Mark zusammengekratzt. Und dann habe ich den Tonarm des Plattenspielers immer wieder aufs Neue in die Rille gesetzt. Der ungewöhnliche Sound dieses Popsongs, den Paul McCartney komponiert hatte, passt perfekt zum Text: Vier Violinen, zwei Bratschen und zwei Violoncelli. Hier das Lied auf Youtube (klick): Eleanor Rigby 

Immer und überall

     Ob es diese Frau jemals gegeben hat? Immerhin hat man einen alten Grabstein mit diesem Namen auf einem Friedhof in Liverpool gefunden. Doch den Lebensdaten zufolge war sie schon gestorben, als die Beatles noch gar nicht geboren waren. Andererseits hat es schon immer Eleanor Rigbys gegeben, überall - Menschen, die »einsam und elend« (Losung) waren. Und nicht wenige von ihnen werden so ähnlich gebetet haben wie es die Losung sagt. Ich glaube, dass man auch heute nicht weit gehen muss, um sie zu finden.
     Ob Gott die Gebete all der einsamen und elenden Eleanor Rigbys erhört? Ob er überhaupt jemand erretten wird? 
     Da liegt also so ein Eleanor-Rigby-Mensch jahrelang an einem angeblich magischen Teich (Lehrtext) und wartet, dass sich das Wasser auf geheimnisvolle Weise bewegt. Doch immer kommen ihm andere zuvor. Als Jesus ihn trifft und seine Geschichte hört, sagt er nicht etwa „Du Armer, wenn der Wassergeist das nächste Mal brodelt, trage ich dich in den Teich“. Er bedauert ihn auch nicht lang und breit. Er sagt kurz und bündig: „Steh auf und geh!“ Ausführlicher und mit meinen Worten: „Was liegst du hier in deinem Aberglauben herum? Los, geh weg von diesem Ort! Hier findest du keine Hilfe. Verlasse deine Krankheit, verlasse dein Elend, verlasse deine Einsamkeit!“
     Aber, so will ich einwenden, wenn das nur so einfach wäre. Was hilft es den Elenden und Einsamen heute, dass Jesus damals einen einzelnen geheilt hat? Wenn ich ihre Misere nur besinge und mich meinen traurigen Gefühlen hingebe, so hilft das nichts. Doch viele haben sich seitdem an Jesus ein Beispiel genommen und haben Einsame besucht und das Elend gelindert oder gar beseitigt. Man sagt, es sei ein Wunder, wie Jesus damals Menschen geholfen habe. Ich meine, es ist ein viel größeres Wunder, dass Gottes Kraft durch ihn bis heute in vielen Menschen wirksam ist und sie motiviert, sich um die zu kümmern, die einsam und elend sind.
     
Gebet: Herr, »alle die einsamen Leute - wo gehören sie hin?« Sie gehören dir und uns. Du hast viele Möglichkeiten, solchen, die elend und einsam sind, zu helfen. Ich will eine davon sein. Und wenn ich einmal arm dran bin, wirst du mir ebenfalls durch Menschen helfen, die sich an dir orientieren. Doch du bist auch im Glauben bei mir, dass ich nicht einsam sein muss und hilfst mir aus meinen Schwierigkeiten wieder heraus. Amen

Herzliche Grüße 
Ihr / dein Hans Löhr

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Mittwoch, 27. Mai 2020

Aushalten, was noch gut werden muss hl

Losung: Der HERR wird's vollenden um meinetwillen. Psalm 138,8 

Lehrtext: Paulus schreibt: Ich bin darin guter Zuversicht, dass der in euch angefangen hat das gute Werk, der wird's auch vollenden bis an den Tag Christi Jesu. Philipper 1,6 

Liebe Leserin, lieber Leser, 

natürlich habe ich mich beim ersten Lesen der Losung sofort gefragt: Was wird Gott vollenden um meinetwillen? Die Übersetzung Martin Luthers verwirrt eher als dass sie Klarheit schafft. Deshalb habe ich mich nach einer anderen Bibelübersetzung umgesehen, nach „Hoffnung für alle“. Und da heißt die heutige Losung: »Ja, HERR, du bist auch in Zukunft für mich da, deine Gnade hört niemals auf! Was du angefangen hast, das führe zu einem guten Ende!«

     Das klingt schon anders. Und das bestärkt mich in meinem Glauben, dass Gott alles, was er geschaffen hat, auch vollenden wird: Dich und mich, alles was lebt, Himmel und Erde (Jesaja 65,17; 2. Petrus 3,13; Offenbarung 21,1). Wie das sein wird, das weiß ich nicht und kann es mir auch nicht vorstellen. Das ist seine Sache, und darum überlasse ich das auch ihm. „Er wird‘s gut machen“ (Psalm 37,5). Darauf vertraue ich. Und das macht mich zuversichtlich. 

Gott wird das Alte noch einmal neu machen 

     Natürlich weiß ich auch, dass alles, was jetzt ist und geschieht, sich nicht einfach so in Wohlgefallen auflösen und zum Guten entwickeln wird. Nichts wird sich von selbst vollenden. Manches, so hat es den Anschein, wird eher schlechter. Vor allem das, wo wir Menschen unsere Finger im Spiel haben. Und darum muss Gott selbst eingreifen, das Alte noch einmal neu machen (Offenbarung 21,5) und so zu einem guten Ende bringen. Das ist die große Hoffnung, die mit Jesu Auferstehung in die Welt gekommen ist und die mir hilft, auch das, was mir Herz und Leben schwer macht, in ihrem Licht zu sehen.

     Ja, das stimmt, noch liegt viel im Argen. Aber das ist nur das Vorletzte. Denn auch das stimmt: Einmal wird alles gut! Nicht, weil ich oder sonst wer es gut machen könnte, sondern weil Gott es tut. Das glaube ich. Und das hilft mir, nicht zuletzt mich selbst auszuhalten und alles, was sonst noch gut werden muss. 

Gebet: Herr, meine Sache ist es, in dieser vergehenden Weltzeit und meiner begrenzten Lebenszeit so gut es geht mit meinen Mitmenschen und mit mir selbst zurechtzukommen. Deine Sache ist es, alles zu vollenden, was hier und jetzt nur Bruchstück sein kann. Dann werde ich schauen, was ich jetzt nur glauben kann. Amen

Herzliche Grüße!

Ihr / dein Hans Löhr

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Dienstag, 26. Mai 2020

Gotteskind und Weltkind hl

Losung: Der HERR schaut vom Himmel auf die Menschenkinder, dass er sehe, ob jemand klug sei und nach Gott frage. Psalm 14,2

Lehrtext: Stellt euch nicht dieser Welt gleich, sondern ändert euch durch Erneuerung eures Sinnes, auf dass ihr prüfen könnt, was Gottes Wille ist, nämlich das Gute und Wohlgefällige und Vollkommene. Römer 12,2


Liebe Leserin, lieber Leser,

viele, die sich heutzutage für klug halten, fragen in der Regel nicht nach Gott. Sie meinen, dass diese Frage mit ihrem Verstand und ihrer Vernunft nicht vereinbar sei. Im Mittelalter und in der Antike war das umgekehrt.
     Wir heute nennen uns die „modernen“ Menschen. Viele verstehen sich nicht mehr als Kinder Gottes, sondern als Kinder der Aufklärung, der industriellen, kapitalistischen Revolution, der wissenschaftlichen Revolution und jetzt in unserer Zeit als Zeitgenossen der vermutlich noch tiefgreifenderen Revolution der künstlichen Intelligenz. Wir wissen sehr viel über das Universum, die Evolution, unsere Menschengeschichte und unsere Umwelt. Wir wissen viel über uns selbst, über unseren Körper und vor allem über unser Gehirn und die biochemischen Voraussetzungen für unsere Gefühle und Gedanken, für unseren Glauben und unser Bewusstsein. Einerseits ist das alles ernüchternd, andererseits faszinierend. Wir leben in einer „Welt der Wunder“, von der man sich vor unserer Zeit keine Vorstellungen machen konnte.
     Für mich ist das alles Grund genug, zutiefst dankbar zu sein und mich über meinen Gott zu freuen. Ich freue mich über die Wunder seiner Schöpfung. Aber noch mehr darüber, dass Gott, diese unfassbare Kraft und Macht, die alles hervorgebracht hat, mir in Jesus persönlich begegnet. Durch ihn kann ich eine Beziehung zu ihm haben, seine Liebe und Barmherzigkeit erfahren und ihn wieder lieben. Doch bevor ich nach ihm frage (Losung), ist mir wichtig, dass er nach mir fragt. Dass ich ihm nicht gleichgültig bin, sondern dass er Interesse an mir hat und Anteil nimmt an meinem Leben und Ergehen.

Große Scheine - kleine Münzen

     Der Lehrtext ist leider wieder mal arg pauschal. Was »das Gute, das Wohlgefällige und das Vollkommene« ist, – diese großen Scheine muss ich für mich gegen die kleinen Münzen des alltäglichen Lebens tauschen. Für mich ist gut, dass ich meine Kinder und Enkel meine Liebe spüren lasse, die Beziehungen zu meinen Freunden und Bekannten pflege, freundlich zu den Nachbarn bin, die Kassiererinnen, Paketboten und Müllmänner zuvorkommend und respektvoll behandle, die Vögel im Garten füttere, den Kater streichle, die Blumen gieße … Ich hoffe, dass das alles und noch mehr Gott und meinen Mitmenschen gefällt. Dazu gehört auch, dass es mir leid tut, wenn ich jemandem weh getan habe. Und das »Vollkommene«? Keine Ahnung, was das sein soll. In dieser Welt und Zeit gibt es nichts Vollkommenes. Es sei denn, dass ich mein Herz dem öffne, der allein vollkommen ist.
     Ansonsten bin ich nicht nur ein Gotteskind, sondern auch ein Weltkind, ein Mensch wie viele andere auch. Ich habe es nicht nötig, mich von der Welt, die Gott geschaffen hat, abzuwenden und etwas Besonderes sein zu wollen (Lehrtext). Ich gehöre wie du dem Himmel und der Erde. Das macht mein Menschsein aus. Darum lebe ich gern.

Gebet: Herr, du bist ein wunderbarer Gott! Ich freue mich über dich, liebe dich und bin dir dankbar. Erhalte mir diesen Glauben auch in dunklen Zeiten. Amen

Herzliche Grüße!
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Montag, 25. Mai 2020

Strohhalm Gebet hl

Losung: HERR, frühe wollest du meine Stimme hören, frühe will ich mich zu dir wenden und aufmerken. Psalm 5,4 

Lehrtext: Hört nicht auf zu beten und zu bitten! Lasst euch dabei vom Heiligen Geist leiten. Bleibt wach und bereit. Bittet Gott inständig für alle Christen. Epheser 6,18 

Liebe Leserin, lieber Leser, 

wie viele mögen heute aufgewacht sein und die Ängste und Sorgen von gestern waren immer noch da? Die bedrohliche Krankheit – im Traum war sie eben noch weg, aber jetzt meldet sie sich zurück. Der schwere Konflikt in der Firma hat sich nicht in Luft aufgelöst. Die Partnerschaftskrise ist eher noch schlimmer geworden …..  Wie viele mögen heute gleich nach dem Aufwachen so ähnlich gebetet haben wie im Losungswort: „HERR, schon früh am Morgen hörst du mein Rufen. In aller Frühe bringe ich meine Bitten vor dich und warte sehnsüchtig auf deine Antwort.“?

Solange es mir gut geht, kann ich freilich jeden Morgen Gott danken und ihn für den neuen Tag preisen. Aber wenn ich nur noch ein Häuflein Elend bin, wenn die Albträume Wirklichkeit sind und nicht verschwinden, muss ich schon beim Aufwachen seufzen und mich fragen: Ob Gott mich sieht? Ob er mich hört? Ob er mir hilft? Mitten im Leid weiß man das nicht. Da kann man sich oft nicht mehr vorstellen, dass es wieder einmal anders werden wird, besser und vielleicht sogar gut. Wenigstens ist dann das Beten wie ein Strohhalm, an den man sich klammern kann. Woran klammern sich die, die nicht beten können?

Gebet: Herr, wenn es ganz schlimm kommt, bist du mein letzter Halt. Und wenn ich dann nicht einmal mehr Kraft habe zu beten, so sollen meine Sorgen und Ängste zu dir reden.
Dass ich nur dich nicht vergesse! Dass ich mich dann nur nicht von dir abwende! Und wenn doch, dann wende du dich mir umso mehr zu. Wenn ich falle, fang mich auf. Wenn ich am Boden liege, heb mich auf. Wenn ich mich aufgeben will, gib mir wieder Kraft und neuen Mut. Amen
 

Herzliche Grüße!

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Sonntag, 24. Mai 2020

Ruf aus der Tiefe hl

Losung: Bei dir ist die Vergebung, dass man dich fürchte. Psalm 130,4 

Lehrtext: Wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr! Kolosser 3,13 

Liebe Leserin, lieber Leser,

wenn du seelisch ein Tief hast, was machst du dann? Vielleicht hast du mitfühlende Menschen um dich, die dich aufmuntern und dir helfen, aus der Tiefe wieder herauszukommen. Gott hilft dir auch auf diese Weise.

     Vielleicht geht es dir aber auch wie dem Menschen, der den Psalm 130 mit der heutigen Losung verfasst hat. Dann hast du niemanden, der dir heraushelfen könnte. Dann bleibt dir nur noch so zu beten wie er: »Aus der Tiefe rufe ich, HERR, zu dir. Herr, höre meine Stimme! Wenn du, HERR, Sünden anrechnen willst – Herr, wer wird bestehen? Denn bei dir ist die Vergebung, dass man dich fürchte. Meine Seele wartet auf den Herrn mehr als die Wächter auf den Morgen; mehr als die Wächter auf den Morgen.« (Psalm 130,1-4.6).

     Welches Tief dieser Mensch erlebt hat, wird nicht gesagt. Möglicherweise war er schwer krank oder in finanziellen Schwierigkeiten oder er wurde von anderen gedemütigt und bedrängt oder er war sonst wie verzweifelt. Vielleicht hat er sein Unglück auch als Folge seines Versagens vor Gott gesehen, weil er die damals wichtigen Gebote nicht erfüllt hat. Doch er hat sich nicht aufgegeben. Er hat gekämpft. Hat sich gegen seine Lage mit diesem Gebet (Psalm 130) gewehrt und Gott damit gezeigt, dass er auf seine Hilfe wartet »mehr als die Wächter auf den Morgen«.

Von Gott große Stücke halten

     Und noch etwas, er hat nicht ängstlich darum gebettelt, dass Gott ihm sein Versagen vergeben möge, sondern ihm gesagt, welch große Stücke er von ihm hält, dass er ein barmherziger Gott ist, der vergibt. Und er hat ihm gesagt, dass er deshalb großen Respekt vor ihm hat und ehrfürchtig über ihn staunt. Der Lehrtext spricht davon, welche Konsequenzen das haben soll, nämlich dass ich das Vaterunser ernstnehme und umsetze, also denen vergebe, die an mir schuldig geworden sind, weil Gott mir vergibt.

     Ich lebe als ein Mensch, dem vergeben ist und vergeben wird. Und ich soll nicht nur meinen Mitmenschen verzeihen, sondern sie auch um Verzeihung bitten. Und das, liebe Leserin, lieber Leser, ist noch schwerer. Wer gesteht schon gerne seine Fehler und sein Versagen ein? Vermutlich nur der, der seelisch stark und erwachsen ist.

Gebet: Herr, ich muss dir gegenüber nicht unsicher sein. Du hörst mich, wenn ich um Hilfe rufe. Du vergibst mir wie du mir bisher vergeben hast. Wie sonst soll ich vor dir bestehen? Als einer, der von deiner Vergebung lebt, will ich auch anderen verzeihen. Gib mir dazu die Kraft. Amen

Herzliche Grüße!

Ihr / dein Hans Löhr

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Samstag, 23. Mai 2020

Gott des Segens hl

Losung: Mose sprach: Siehe, ich lege euch heute vor den Segen und den Fluch: den Segen, wenn ihr gehorcht den Geboten des HERRN, eures Gottes, die ich euch heute gebiete; den Fluch aber, wenn ihr nicht gehorchen werdet den Geboten des HERRN, eures Gottes. 5.Mose 11,26-28 

Lehrtext: Dient dem Herrn Christus! Denn wer unrecht tut, der wird empfangen, was er unrecht getan hat; und es gilt kein Ansehen der Person. Kolosser 3,24-25 

Liebe Leserin, lieber Leser, 

könnte an der heutigen Losung nicht doch etwas dran sein, auch wenn sie aus meiner Sicht mit dem Evangelium von Jesus Christus nicht vereinbar ist?

     In nahezu allen Religionen sind die Verbote, die das Zusammenleben einer größeren Zahl von Menschen regeln „Gebote des Herrn“, also des jeweiligen Gottes oder der jeweiligen Götter. Ihre Missachtung wird unter Strafe gestellt. In der Tat, wenn sie befolgt werden, geht es dort, wo die Religion das öffentliche Leben beeinflusst, der Gemeinschaft wie auch dem Einzelnen besser.

     Nicht töten, nicht stehlen, nicht lügen, die Familie durch Ehebruch nicht gefährden, nicht betrügen, nicht gierig sein … das sind in allen Gesellschaften fundamentale Normen, ohne die sie nicht bestehen können und der Einzelne nicht gut leben kann. In unserer säkularen Gesellschaft ist das bürgerliche Gesetzbuch an die Stelle der Bibel und ihrer Verbote getreten und die Androhung von staatlicher Strafverfolgung an die Stelle der Drohung mit dem Fluch Gottes (Losung).

Was meine Gesinnung ändert

     Brauchen wir dann überhaupt noch die biblischen Verbote und Gebote? Die Strafandrohung zielt auf die Furcht des Einzelnen vor Strafe und soll abschrecken. Bei den meisten gesetzestreuen Bürgern wirkt das. Darüberhinaus ächten diese noch einen Straftäter mit gesellschaftlicher Ausgrenzung. Doch beim wichtigsten Gebot der Bibel, das uns Jesus gegeben hat, geht es um etwas ganz anderes. Es zielt auf die Gesinnung. Wie ich gesinnt bin, darauf hat ein Staat keinen Einfluss. Er kann nicht fordern, dass ich meinen Nächsten liebe wie mich selbst. Er kann schon gar nicht verlangen, dass ich Gott liebe. Jesus aber tut das.

     Was mich dazu bewegt, ihm zu folgen, ist nicht die Furcht vor Strafe und Fluch, sondern seine gute Nachricht, dass Gott mich zuerst und schon immer geliebt hat und das auch künftig tun wird. Doch dazu muss jene Nachricht mich erreichen, nicht nur mein Ohr, sondern mein Herz und muss in mir zur Gesinnung werden. Der heutige Lehrtext hilft mir dabei wenig. Da wird wieder gedroht wie auch sonst in Staat und Religion. Da geht es wieder um Angst und nicht darum, meine Gesinnung zu ändern und in mir die Liebe zu wecken.

     Da hilft mir die Gute Nachricht zum Beispiel aus dem ersten Johannesbrief mehr, wo es heißt: „Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus. Denn die Furcht rechnet mit Strafe; wer sich aber fürchtet, der ist nicht vollkommen in der Liebe. Lasst uns lieben, denn Gott hat uns zuerst geliebt.“ (1. Joh. 4,18+19)

Gebet: Herr, du willst nicht meine Furcht, sondern schenkst mir deine Liebe, dass sie mich bewege und ich sie weitergebe. So erfülle ich alle deine Gebote. Wie sollte ich dich nicht lieben, der du mir so viel Gutes tust? Ich freue mich über dich, denn du bist ein Gott des Segens und nicht des Fluchs. Amen

Herzliche Grüße!

Ihr / dein Hans Löhr

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Freitag, 22. Mai 2020

Gott mit gebrochenem Herzen hl

Losung: Ist nicht Ephraim mein teurer Sohn und mein liebes Kind? Denn sooft ich ihm auch drohe, muss ich doch seiner gedenken; darum bricht mir mein Herz, dass ich mich seiner erbarmen muss, spricht der HERR. Jeremia 31,20 

Lehrtext: Als der Sohn noch weit entfernt war, sah ihn sein Vater und es jammerte ihn, und er lief und fiel ihm um den Hals und küsste ihn. Lukas 15,20 

Liebe Leserin, lieber Leser,

Ephraim ist einer der Vorfahren der Israeliten, der zweite Sohn Josephs und somit ein Enkel Jakobs. In der heutigen Losung werden die Israeliten insgesamt so genannt. Der Sinn ist wohl, dass sie als die angesprochen werden, die sie durch die Jahrhunderte, ja Jahrtausende hindurch sind und bleiben: als Gottes Volk. Das gilt, auch wenn sie sich immer wieder von ihm abgewandt haben.

     Aber das gehört nun mal zu den Kernsätzen der Bibel: „Wenn wir untreu sind, so ist Er doch treu.“ (2. Tim. 2,13) Für ihn sind die Israeliten damals wie die Juden heute seine geliebten Kinder, sowie auch wir Christen und schließlich und endlich alle Menschen, die er gewollt, geschaffen und durch Christus erlöst hat.

Hauptsache, du bist da

     Und nun heißt es auf anrührende und sehr menschliche Weise in der Losung: Gott bricht es das Herz, sodass er sich immer wieder seiner Menschenkinder erbarmen muss (!), auch wenn er ihnen am liebsten Strafe androhen möchte. Er kann einfach nicht anders, weil er jeden von uns liebt.

     Doch sooft er an mich denkt, sooft er mich auf meinen krummen Wegen durchs Leben stolpern sieht, geht ein Ziehen durch seine Brust. Dann schüttelt er meinetwegen den Kopf, seufzt und tut, was Jesus in seinem Gleichnis vom „Verlorenen Sohn“ sagt: Er wartet nicht auf mich, sondern läuft mir entgegen und schließt mich in seine Arme. Und wenn ich dann irgendetwas sagen will, dass es mir leid tut oder so etwas, dann sagt er: Ist schon gut. Hauptsache, du bist da. 

Gebet: Herr, wie bin ich froh, dass du mein Gott bist, dass du mich in deine Arme schließt, jetzt schon im Glauben und einmal auch im Schauen. Es tut mir so leid, wenn ich dir weh tue. Aber mehr noch freue ich mich, dass ich mich auf dich verlassen kann. Denn du bist und bleibst barmherzig und treu. Amen 

Herzliche Grüße!

Ihr / dein Hans Löhr

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Donnerstag, 21. Mai 2020

Die Wahrheit in Liebe leben hl

Losung: Die ihr den HERRN liebet, hasset das Arge! Psalm 97,10 

Lehrtext: Lasst uns wahrhaftig sein in der Liebe und wachsen in allen Stücken zu dem hin, der das Haupt ist, Christus. Epheser 4,15 

Liebe Leserin, lieber Leser, 

eigentlich muss mir das gar nicht mehr extra gesagt werden, dass ich das Böse hassen soll, wenn ich Gott liebe. Das versteht sich doch von selbst. Oder? Könnte es nicht auch sein, dass zwei Seelen in meiner Brust leben, die eine, die Gott liebt und die andere, die ihn wieder vergisst und tut, was nicht recht ist? So ähnlich schreibt es auch der Apostel Paulus in seinem Brief an die Römer: »Ich aber bin nur ein Mensch und der Herrschaft der Sünde ausgeliefert. Ich verstehe ja selbst nicht, was ich tue. Das Gute, das ich mir vornehme, tue ich nicht; aber was ich verabscheue, das tue ich.« (Römer 7,14.15)

     Bei Menschen, die mir nahe stehen und die ich mag, kann es sein, dass mich bestimmte Dinge an ihrem Verhalten stören. Ich weiß oft gar nicht mal genau warum. Aber dann reagiere ich plötzlich etwas ungehalten oder unangemessen kritisch, obwohl ich kein Recht dazu habe. Das tut mir meistens gleich wieder leid, aber was gesagt ist, ist gesagt. Es genügt nicht, wenn ich mich dann schäme und um Entschuldigung bitte. Ich muss das abstellen. Und dabei hilft mir, wenn ich das im Gebet noch einmal reflektiere und mir klar mache, dass das einfach nicht passt: Gott lieben und zu einem seiner Menschenkinder ungehalten sein.

     Meine Aufgabe ist stattdessen, was der heutige Lehrtext sagt: »Die Wahrheit in Liebe leben und in allem zu Christus hinwachsen, dem Haupt der Gemeinde.« Was für ein schönes Motto: »Die Wahrheit in Liebe leben«. Beides gehört ja zusammen. Liebe ohne Wahrheit ist heuchlerisch. Und Wahrheit ohne Liebe ist hartherzig. Im ersten Fall bin ich nicht aufrichtig. Wer möchte schon so geliebt werden? Im zweiten nicht gerecht. Da werde ich meinen Mitmenschen nicht gerecht. Dazu fällt mir das schöne Wort ein: „Man darf die Wahrheit dem anderen nicht wie einen nassen Lappen um die Ohren schlagen, sondern soll sie ihm wie einen wärmenden Mantel hinhalten.“ So geschieht, was der Lehrtext sagt, so wächst man zu Christus hin.“

Gebet: Herr, deine Wahrheit über mich könnte ich nicht ertragen, würdest du mir nicht in Liebe begegnen. So aber kann ich sie annehmen und versuchen, mich danach zu richten. Amen 

Herzliche Grüße!

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Mittwoch, 20. Mai 2020

Helfen aus Dankbarkeit hl

Losung: Der Gerechte erkennt die Sache der Armen. Sprüche 29,7 

Lehrtext: Gott ist nicht ungerecht, dass er vergäße euer Werk und die Liebe, die ihr seinem Namen erwiesen habt, indem ihr den Heiligen dientet und noch dient. Hebräer 6,10 

Liebe Leserin, lieber Leser,

„Ich glaube … an die Gemeinschaft der Heiligen“, heißt es im Glaubensbekenntnis. Als junger Mensch dachte ich noch, das seien die Heiligen, wie sie in der katholischen Kirche verehrt werden. Erst als Theologiestudent habe ich gelernt, dass sich die ersten Christen gegenseitig so genannt haben (Lehrtext), zuerst die Christengemeinde in Jerusalem. Dem Glaubensbekenntnis zufolge ruft der Heilige Geist Menschen in diese Gemeinschaft, die sich selbst alsbald „Kirche“, auf Griechisch Ekklesia, übersetzt „die Herausgerufenen“ genannt hat.
     Damals gehörte es zum Kennzeichen christlichen Lebens, dass man seine Mitchristen (also die Heiligen) nach Kräften unterstützt hat, besonders wenn sie arm oder krank waren. Doch dazu musste man offenbar von den Gemeindeleitern immer wieder aufgefordert werden. Denn auch die ersten Christen waren keine Engel, sondern hatten eigene Interessen und verloren darüber manchmal die Not ihrer „Brüder und Schwestern im Glauben“ aus den Augen.
     Der unbekannte Verfasser des Hebräerbriefs, aus dem der Lehrtext kommt, macht das recht geschickt. Er motiviert seine „Heiligen“ zu diesem „Dienst der Liebe“, indem er sagt: »Wir sind überzeugt, dass ihr gerettet werdet und das Ziel erreicht, weil Gott sich daran erinnert, was ihr getan habt und wie ihr aus Liebe zu ihm anderen Christen geholfen habt und noch immer helft.« Statt denen, die unwillig sind, zu drohen, stellt er ihnen den Lohn von Gott für ihre guten Taten vor Augen.
     Martin Luther hat diese Art zu argumentieren nicht gefallen, weil sie der von ihm abgelehnten „Werkgerechtigkeit“ entspricht. Deshalb hat er auch den Hebräerbrief ebenso wie den Judas-Brief, den Jakobus-Brief und die Offenbarung des Johannes nicht sonderlich geschätzt, von der er sagte: „Mein Geist will sich in dies Buch nicht schicken.“
Nächstenliebe ist kein Tauschobjekt
     Nichtsdestoweniger gehört die Hilfe für Notleidende zum Zentrum des christlichen Glaubens. Doch das Motiv dazu sollte nach evangelischem Verständnis nicht die Eintrittskarte ins Himmelreich sein, sondern die Dankbarkeit Gott gegenüber für seine Hilfe, die er täglich zuteilwerden lässt. Nächstenliebe ist demzufolge kein Tauschobjekt wie Geld, mit dem man sich Vorteile erkauft, sondern folgt der Liebe zu Gott und fließt aus einem dankbaren Herzen.
     So verstehe ich auch die heutige Losung. Der „Gerechte“, weniger missverständlich: der Mensch, der Gott vertraut, hat auch einen Blick für seine Mitmenschen in Not. »Er erkennt die Sache der Armen.« Hier, im Alten Testament, sprudelt bereits die Quelle der sozialen Gerechtigkeit. Die karitativen und diakonischen Tätigkeiten der Kirchen sowie unser moderner Sozialstaat lassen sich darauf zurückführen.     

Gebet: Herr, noch nie musste ich materielle Not leiden. Ich hatte immer genug zu essen, anzuziehen, ein Dach über dem Kopf und medizinische Hilfe. Ich weiß nicht, warum ich im Vergleich zu den meisten anderen Menschen zu den Privilegierten auf der Erde gehöre. Doch ich will dieses Privileg auch als Auftrag verstehen, die Armen nicht zu vergessen. Damit danke ich dir für alles, was du mir Gutes getan hast und tust. Amen 

Herzliche Grüße!

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