Donnerstag, 30. November 2017

Mose, Maria oder ich? hl

LosungDer HERR sprach zu Mose: Du hast Gnade vor meinen Augen gefunden, und ich kenne dich mit Namen. 2.Mose 33,17 

LehrtextDer Engel kam zu Maria hinein und sprach: Sei gegrüßt, du Begnadete! Der Herr ist mit dir! Lukas 1,28 

Liebe Leserin, lieber Leser,

Mose müsste man sein. Mit ihm hat Gott geredet. Er kannte ihn mit Namen, hatte ein besonders enge Beziehung zu ihm. Er war der "Promi" unter den Israeliten.
Nein, Mose möchte ich nicht sein. Denn er hatte Gott auf eine Art und Weise erlebt, die mich eher befremdet: Teilweise gnädig, teilweise zornig. Teilweise vergebend, teilweise strafend. Teilweise fürsorglich, teilweise hart. Nein, so möchte ich Gott nicht erleben. Und so muss ich ihn auch nicht erleben. 
     Maria müsste man sein. Mit ihr hat Gott durch seinen Engel geredet. Er kannte sie mit Namen und schenkte ihr die große Gunst, die Mutter von Jesus zu werden.
Nein, Maria möchte ich nicht sein. Wäre ich eine Frau, möchte ich nicht unter solch erbärmlichen Umständen ein Kind gebären müssen. Wäre ich eine Mutter, möchte ich mein eigenes Kind nicht am Kreuz verbluten sehen.
     Ich möchte ich selbst sein und kein anderer Mensch. Mit mir redet Gott durch das Wort der Bibel. Mit mir redet er, wie ich glaube, im Gebet. Mit mir redet er auch durch andere Menschen und durch seine Schöpfung. Er kennt mich mit Namen, da es in der Bibel heißt: »Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein.« (Jesaja 43,1) Er hat eine besondere Beziehung zu mir, denn er ist mein himmlischer Vater und ich bin sein Kind, das er liebt. 
     Aber muss ich nicht auch leiden und sterben? Ja, doch das ist keine Strafe, sondern der Preis des Lebens. Aber ist Gott nicht auch fern, manchmal bis zur Unkenntlichkeit? Ja. Und manche Fragen, die ich Gott stelle, bleiben ohne Antwort. Doch ich glaube und vertraue darauf, dass auch für mich stimmt, was er durch den Engel Maria gesagt hat: »Der Herr ist mit dir!« (Lehrtext) Und ich glaube und vertraue darauf, dass das auch für dich gilt.
     Ja, Gott kennt mich mit Namen und dich auch. Er heilt und tröstet. Aber er fordert uns auch heraus.

Gebet: Herr, ich danke dir, dass du mich kennst und dass ich mit dir persönlich reden kann. Durch Jesus kann ich ein besonderes Vertrauensverhältnis zu dir haben. Ich gehöre dir. Das tut mir gut und gibt mir Kraft. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

Mittwoch, 29. November 2017

Der Segen von Willow Creek hl

LosungBessert euer Leben und euer Tun, so will ich euch wohnen lassen an diesem Ort. Jeremia 7,3 

LehrtextSie verkauften Güter und Habe und teilten sie aus unter alle, je nachdem es einer nötig hatte. Und sie waren täglich einmütig beieinander im Tempel und brachen das Brot hier und dort in den Häusern, hielten die Mahlzeiten mit Freude und lauterem Herzen und lobten Gott und fanden Wohlwollen beim ganzen Volk. Apostelgeschichte 2,45-47 

Liebe Leserin, lieber Leser,

es war im Herbst 1972, als ein 20jähriger Amerikaner in einer theologischen Ausbildungsstätte die Worte aus dem heutigen Lehrtext hörte. Da fragte er sich und seinen Professor, ob es denn auch heute möglich wäre, eine Gemeinde auf diesen Prinzipien aus Apostelgeschichte Kapitel zwei aufzubauen. Sie kamen überein, es zu versuchen. Am 12.10.1975 fand dann der erste Gottesdienst der protestantischen Willow Creek Gemeinde in einem gemieteten Kino nahe bei Chicago statt. Es kamen 125 Besucher. Heute kommen an jedem Wochenende 25.000 zu den Willow-Gottesdiensten im Großraum Chicago. Bill Hybels, so heißt der Gründer dieser Gemeinde, hat mit unglaublicher Hingabe an Gott, mit Charisma, Begabung und Selbstdisziplin die Gemeinde 42 Jahre geleitet und legt nun die Leitung in jüngere Hände. 
     Er engagiert sich aber weiterhin in den weltweiten Leitungskongressen, die er ins Leben gerufen hat und mit denen er alljährlich 400.000 Gemeindeleiter in 130 Ländern erreicht. Sie bekommen da Impulse für ihre Arbeit zu Hause und erfahren für sich persönlich Ermutigung und Motivation. Auch aus unserer Gemeinde nehmen in den letzten zwölf Jahren die Leitungsverantwortlichen in den Kirchenvorständen an diesen Kongressen teil. In unserer Gemeindearbeit profitieren wir enorm von den Impulsen von Willow Creek, insbesondere in der Arbeit für Kinder und bei den zeitgemäßen Lichtblick-Gottesdiensten. Auch diese Losungsauslegungen gehen auf eine Anregung zurück, die ich einer Studie der Willow Creek-Gemeinde entnommen habe. 
     Bill Hybels ist nach meiner Kenntnis der mit Abstand bedeutendste Impulsgeber für evangelische Gemeinden weltweit. Seine bahnbrechende Arbeit würde auch unserer evangelischen Landeskirche aus ihrem geistlichen Niedergang  heraushelfen, wäre man nur bereit, diese Impulse aufzunehmen und umzusetzen.
     Auch die Willow Creek Gemeinde hat den Satz aus Apostelgeschichte zwei (Lehrtext) nicht wortwörtlich umgesetzt. Aber die Menschen, die sich zugehörig fühlen, richten ihr Leben an diesen Prinzipien aus, suchen die Gemeinschaft in Kleingruppen, feiern regelmäßig gemeinsam Gottesdienste und setzen sich darüber hinaus mit einem erstaunlichen Engagement für Menschen in Not ein, sei es im Großraum Chicago oder in den Katastrophengebieten dieser Welt. Nein, sie verkaufen nicht alle Güter und Habe. Aber sie spenden in einem Ausmaß, das wir uns in Deutschland nicht vorstellen können. Allerdings wird ihnen auch nicht automatisch die Kirchensteuer abgenommen, sondern sie geben gern und freiwillig, nicht nur 8 % von der Einkommensteuer wie bei uns, sondern ein Vielfaches, nämlich regelmäßig 10 Prozent von ihrem Einkommen.
     Bill Hybels genießt weltweit ein hohes Ansehen, besonders in den USA. Er war unter anderem persönlicher Berater der Präsidenten Clinton und Obama und mischt sich auch jetzt in die Politik ein, wenn es darum geht, für die Sache der Armen und Schwachen Partei zu ergreifen.
     Und wie kam es zu alledem? Da hat ein junger Mann die Bibelworte aus unserem Lehrtext ernst genommen und angefangen, sie in unserer heutigen Zeit zu verwirklichen. Der Segen, der auf dieser Arbeit liegt, spricht für sich selbst. Ich bin dankbar, dass auch wir in unserer Gemeinde etwas davon erleben.

Gebet: Herr, ich danke dir für Bill Hybels, durch den du so viele Menschen und Gemeinden segnest, auch uns. Segne du weiterhin die Arbeit der Willow Creek Gemeinde, denn sie ist eine Ermutigung und Hoffnung für so viele Gemeinden überall auf der Erde. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

Dienstag, 28. November 2017

Wir Kainskinder hl

LosungIst's nicht so: Wenn du fromm bist, so kannst du frei den Blick erheben. Bist du aber nicht fromm, so lauert die Sünde vor der Tür, und nach dir hat sie Verlangen; du aber herrsche über sie. 1.Mose 4,7 

LehrtextBefreit von der Sünde, seid ihr in den Dienst der Gerechtigkeit gestellt worden. Römer 6,18 

Liebe Leserin, lieber Leser,

 »Und der HERR sah gnädig an Abel und sein Opfer, aber Kain und sein Opfer sah er nicht gnädig an. Da ergrimmte Kain sehr und senkte finster seinen Blick. Da sprach der HERR zu Kain: Warum ergrimmst du? Und warum senkst du deinen Blick? Ist's nicht so: Wenn du fromm bist, so kannst du frei den Blick erheben. Bist du aber nicht fromm, so lauert die Sünde vor der Tür, und nach dir hat sie Verlangen; du aber herrsche über sie. Da sprach Kain zu seinem Bruder Abel: Lass uns aufs Feld gehen! Und es begab sich, als sie auf dem Felde waren, erhob sich Kain wider seinen Bruder Abel und schlug ihn tot.« 
(1. Mose 4,5-8)  
     Da, so möchte ich fortfahren, verstummte der Gesang der Engel im Himmel und Schweigen legte sich über die Erde wie ein Leichentuch. Denn der Damm war gebrochen. Von nun an sollte der Bruder den Bruder erschlagen, der Menschenbruder den Menschenbruder überall auf der Erde bis heute, ohne Aussicht darauf, dass das Morden und Kriegführen je ein Ende nehmen wird. Von nun an würde das Blut der Erschlagenen unablässig zum Himmel schreien. Und einmal würde der Mensch gegen Gott selbst die Hand erheben. Würde den Menschensohn erschlagen, Jesus, in dem Gott auf die Erde kommt, um uns Kainskinder zu retten. Denn Abel hatte keine Kinder. Aber Kain, Adams und Evas Sohn.
     Das ist der Spiegel der Wahrheit über uns Menschen, den uns die Bibel vorhält. Ich kann davor die Augen verschließen. Ich kann das bestreiten. Kann mir selbst in die Tasche lügen und sagen: ‚Aber ich bin doch ganz anders.‘ Wirklich? 
     Das ändert nichts daran, dass es sich so verhält. Denn Adam und Eva, Kain und Abel sind keine Figuren der Vergangenheit, sondern leben jetzt. Jetzt lassen sie sich in Versuchung führen. Jetzt schiebt einer die Schuld auf den anderen. Jetzt sehne ich mich, wie Kain, nach Anerkennung und zerfrisst mich der Neid, wenn sie anderen zuteil wird. Jetzt bin ich wütend auf Gott, wenn er anscheinend andere bevorzugt und mich übergeht. Wie weit ist es dann noch, bis ich zu meinem Menschenbruder sage „Du bist für mich gestorben!“? Wie weit, bis ich ihn verletze? Wie weit, bis ich ihn töte? - »Wenn du jedoch Böses planst, so lauert die Sünde schon vor deiner Tür. Sie will dich zu Fall bringen, du aber herrsche über sie. Du aber beherrsche dich selbst!«
     Wie aber könnte ich Gott unter die Augen treten, wenn ich Böses für meine Mitmenschen plane, um ihnen zu schaden? Wenn ich es unterlasse, ihnen zu helfen, obwohl ich es könnte?  - Jesus kann es, der von meinesgleichen Erschlagene, der, beladen mit der Schuld seiner Menschengeschwister, vor Gott steht und sagt: »Vater vergib, denn sie wissen nicht was sie tun.(Lukas 23,34a)«  Ja, »das Blut Abels, der von seinem Bruder umgebracht wurde, schrie nach Rache, aber das Blut von Christus spricht von der Vergebung.« (Hebräer 12,24b)
     Und ich? Wie steht es um mich? »Jetzt aber bin ich von der Herrschaft der Sünde frei geworden; nun kann ich Gott dienen und tun, was ihm gefällt« (Lehrtext). Ja, das kann ich und du auch. Aber tue ich's auch?
 
Gebet: Vater im Himmel, führe mich nicht in Versuchung, sondern erlöse mich von dem Bösen Und vergib mir meine Schuld wie auch ich denen vergebe, die an mir schuldig geworden sind. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

Montag, 27. November 2017

Was die Welt im Innersten zusammenhält hl

LosungDer Welt Grundfesten sind des HERRN, und er hat die Erde darauf gesetzt. 1.Samuel 2,8

LehrtextGott hat den Sohn eingesetzt zum Erben über alles, durch den er auch die Welt gemacht hat. Er ist der Abglanz seiner Herrlichkeit und das Ebenbild seines Wesens und trägt alle Dinge mit seinem kräftigen Wort. Hebräer 1,2-3 

Liebe Leserin, lieber Leser

     ha, erwischt. An der Losung sieht man doch, dass die Bibel nicht recht hat. Jedes Kind weiß, dass die Erde kein Fundament hat, auf dem sie ruht, sondern von der Schwerkraft der Sonne in ihrer Bahn gehalten wird und mit 108000 km/h um die Sonne rast.
     Na gut, wer so denkt, soll die Bibel wieder zuschlagen und sich von Goethes Mephisto (Teufel) im Buch Faust sagen lassen: »Original, fahr hin in deiner Pracht! – Wie würde dich die Einsicht kränken.« (Faust II, Kapitel 20)
     Zugegeben, Hanna, aus deren Gebet die heutige Losung stammt, konnte zu ihrer Zeit nicht wissen, was wir heute wissen können. Aber ist deswegen das, was sie sagt, falsch? Überglücklich dankt sie Gott, dass er ihr den Samuel geschenkt hat, den sie von ihm erbeten hatte. Überglücklich dankt sie ihm, dem Schöpfer der Welt. Aus Sicht des Glaubens hat Hanna damit natürlich recht. Hätte sie nicht geglaubt, hätte sie Gott auch nicht um ein Kind bitten können, wäre sie womöglich auch nicht schwanger geworden. Denn auch in dieser Hinsicht wirken Leib und Seele erstaunlich zusammen. 
     Aus Sicht des Glaubens hat sie aber auch mit dem, was im Losungswort steht, recht. Nein, die Erde steht nicht unbeweglich und unverrückbar im Mittelpunkt des Universums. Nein, sie ist auch nicht im Wortsinn auf ein festes Fundament gegründet. Aber im übertragenen Sinne schon. Mag die Erde auch durch die Teleskope der Astronomen betrachtet ein unbedeutendes Staubkörnchen an einem unbedeutenden Ort im riesigen Universum sein. Für Gott ist sie der Mittelpunkt seines Interesses, das Werk seiner Liebe, gemacht durch seinen Sohn (Lehrtext). Und du bist sein Augenstern. Sie ruht nicht auf Pfeilern, die in die Unterwelt hinabreichen. Aber sie ist gegründet auf Gottes Wort, durch das er Himmel und Erde gemacht hat. Das gibt ihr mehr Halt als alle Fundamente und Naturgesetze dieser Welt. Der Lehrtext sagt das noch präziser: »Jesus Christus ist ganz und gar Gottes Ebenbild. Sein Wort ist die Kraft, die das Weltall zusammenhält.« (Übersetzung: HFA) 
     Und was fange ich jetzt damit an? Ich finde, es macht schon einen Unterschied, ob ich glaube, dass das Universum und mit ihm die Erde und auch ich aus purem Zufall entstanden sind. Ob das vielleicht das Werk irgendeiner Macht ist, deren Absicht ich nicht kenne. – Oder ob ich glaube, dass ein gütiger und liebender Gott das alles geschaffen hat, der mir sein Wesen in Jesus Christus zeigt. Bin ich ein Zufallsprodukt, ist alles nur Zufall. Dann könnte alles, was ist, auch ganz anders sein. Was hat es dann für einen Wert? Was hat es dann für einen Sinn? Oder herrscht sogar über und in allem eine dunkle Macht? Wie soll ich mich dann zu ihr verhalten? Muss ich dann nicht Angst vor ihr haben und ihr Opfer bringen, um sie gnädig zu stimmen?
     Gott sei Dank ist es anders. Gott sei Dank lebe ich in einer Welt, die von ihm gesegnet ist. Gott sei Dank bin ich sein Geschöpf, von ihm gewollt, von ihm behütet, von ihm geliebt. Das ‚stärkt mir den Rücken‘. Das macht mir Mut zum Leben. Das gibt mir die Freiheit, mich vertrauensvoll anderen Menschen zuzuwenden, statt mich misstrauisch von ihnen zurückzuziehen. Diese Welt gehört Gott und nicht dem Teufel. Sie ist aus Liebe gemacht und nicht aus Zufall entstanden. Sie ist gesegnet und nicht verflucht. In diesem Glauben schaue ich sie mit anderen Augen an als viele sonst diese Welt anschauen. In diesem Glauben sehe ich auch mich anders. In diesem Glauben ist das Leben – trotz allem – lebenswert. 

Gebet: Herr, die Physiker sagen, dass alle Materie durch die Schwerkraft gehalten wird. Doch du hältst auch die Physiker und die Materie und die Schwerkraft in deiner Hand. Du bist es, der auch meiner Seele Halt gibt. Deine Kraft ist stärker als alle Schwerkraft. Deine Kraft ist die Liebe, mit der du alles hältst und trägst - auch mich. Danke.

Herzliche Grüße

Hans Löhr

Sonntag, 26. November 2017

Alte Wundergeschichte oder aktuelle Glaubensgeschichte? hl

LosungWir wissen nicht, was wir tun sollen, sondern unsere Augen sehen nach dir. 2.Chronik 20,12 

LehrtextLasst uns aufsehen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens. Hebräer 12,2 

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Kriegsgeschichten der Israeliten aus dem Alten Testament vor 2500 und mehr Jahren sind ganz interessant zu lesen. Aber im Grunde bedeuten sie mir nichts mehr. Sie haben mit mir heute nichts zu tun. Oder vielleicht doch? Es kommt wohl darauf an, wie ich sie lese. Und deshalb möchte ich einmal die heutige Losung in ihrem Zusammenhang abdrucken:
     König Joschafat betete: »Herr, uns bedrohen die Ammoniter, die Moabiter und die Edomiter vom Gebirge Seïr! Unser Gott, bestrafe du sie! Wir selbst können nichts ausrichten gegen dieses riesige Heer. Wir sehen keinen Ausweg mehr, doch wir vertrauen auf dich! (Losung)« Plötzlich kam der Geist des HERRN über Jahasiël, einen Leviten, und er rief: »Hört, ihr Leute von Juda, ihr Einwohner Jerusalems und du, König Joschafat! So spricht der HERR: ›Habt keine Angst! Fürchtet euch nicht vor diesem großen Heer! Ich werde gegen sie kämpfen, nicht ihr! Und ihr werdet sehen, wie ich, der HERR, euch rette.‹ Habt also keine Angst, verliert nicht den Mut! Der HERR wird euch beistehen
     Man kann das als Wundergeschichte aus der Vergangenheit lesen. Ich lese es als Glaubensgeschichte für die Gegenwart. Denn auch ich war schon einmal in einer ausweglosen Situation und werde vermutlich wieder dahin kommen, dass ich nicht weiß, wie es weitergehen wird. Auch ich war mit Problemen konfrontiert, die mir unlösbar schienen, mit Schwierigkeiten, die für mich unüberwindbar waren. Und dann habe ich das alles Gott im Gebet vorgelegt und etwa Folgendes zu ihm gesagt:
     Gebet: Herr, ich bin jetzt am Ende meiner Möglichkeiten. Aber ich will nicht verzweifeln. Ich lege alles in deine Hand und hoffe darauf, dass du die Dinge so regelst, dass es wieder weitergeht. Ich habe keine Kraft mehr zu kämpfen. Aber ich vertraue darauf, dass du mit deiner großen Kraft für mich kämpfst. Wie auch immer das Ergebnis sein wird, ich nehme es an, weil es aus deiner Hand kommt. Amen
     Und dann ging es tatsächlich wieder weiter. Dann war plötzlich eine Tür, wo vorher nur eine Wand war. In einem solchen Gebet fühle ich mich Jesus verbunden, der damals im Garten Gethsemane unmittelbar vor seiner Verhaftung ähnlich gebetet hatte. Ihm verdanke ich es zu allererst, dass ich an Gott glauben und ihm vertrauen kann. Er soll auch der Beschützer meines Glaubens bleiben, dass ich nicht aufhöre weiter auf Gott zu vertrauen, was auch immer geschieht.

Herzliche Grüße

Hans Löhr

Samstag, 25. November 2017

Ich bitte um eine Bewertung


Liebe Leserin, lieber Leser meiner Losungsauslegungen,

ich bitte Sie heute um eine kleine Gefälligkeit. Am Ende der jeweiligen Auslegung können Sie den Text bewerten, indem Sie in das betreffende Kästchen klicken:
Reaktionen: 
Es wäre mir für die Auswertung der Auslegungen eine große Hilfe, wenn Sie das bei den letzten zehn tun könnten.

Vielen Dank im Voraus!

Hans Löhr



Ein Mantel und eine Tasse Tee hl

LosungAchtet ernstlich darauf um eures Lebens willen, dass ihr den HERRN, euren Gott, liebt. Josua 23,11 

LehrtextGott ist Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm. 1.Johannes 4,16 

Liebe Leserin, lieber Leser,

hast du schon dein Testament gemacht? Falls ja, geht es darin nur um materielle Dinge, die du vererben willst, oder auch um ideelle Dinge, die du deinen Angehörigen einmal hinterlassen willst? Zum Beispiel um ein persönliches Segenswort für sie oder um ein Bibelwort, das du ihnen als dein Glaubensvermächtnis weitergeben möchtest...
Die heutige Losung ist ein Auszug aus dem Vermächtnis des Josua. Darin legt er den Israeliten ans Herz, sich nur ja nicht von Gott abzuwenden, sondern ihn immer wieder zu suchen und sich ihm zuzuwenden (= lieben), weil das für ihr Leben von zentraler Bedeutung sei.
     Wie ist das bei dir? Bleibst du derselbe egal, ob Gott für dich wichtig ist oder nicht? Hat also deine Beziehung zu Gott auch für dein Leben eine Bedeutung? Ich denke von mir, dass ich schon ein anderer wäre, wenn mir der Glaube nicht wichtig wäre. Aber natürlich ist das schwer zu sagen, weil ich mich eben nur so kenne, wie ich bin und nicht so, wie ich auch sein könnte.
     In Anlehnung an das Vermächtnis von Josua denke ich, dass der Glaube – und das ist ja nichts anderes als Vertrauen und Zuwendung zu Gott – mein Leben nicht wenig beeinflusst. Und dabei geht es mir in erster Linie jetzt nicht um eine äußerlich erkennbare Lebensführung, nicht um mein Verhalten gegenüber anderen, sondern um meine innere Einstellung zu Gott. Mir tut es einfach gut, mit ihm leben zu dürfen und nicht ohne ihn leben zu müssen. Und das vor allen Dingen deshalb, weil, wie der Lehrtext sagt, Gott Liebe ist. Er ist mein wärmender Mantel, in den meine Seele schlüpft, wenn sie in dieser oft so lieblosen Welt friert. Und wenn es mir gelingt, zu meinen Mitmenschen höflich, freundlich und liebevoll zu sein, dann erfüllt mich das mit einem guten Gefühl, dann wärmt mich das von innen wie eine Tasse heißer Tee an einem Wintertag. Damit, so hoffe ich, komme ich gut auch durch die kalten Zeiten meines Lebens.

Gebet: Allmächtiger Gott, als Kind dachte ich, du seist streng und unnahbar, würdest fordern und drohen. Ich dachte, du seist wie Schulrektor B. und Dekan S. , könntest nicht lächeln und nicht freundlich sein. Aber seitdem ich verstanden habe, dass du mir in Jesus begegnest, sehe ich dich anders. Seitdem ich weiß, dass du Liebe bist, blüht mein Glaube auf und wächst mein Vertrauen. Hilf mir, in der Liebe zu bleiben, freundlich und hilfsbereit, aufrichtig und verständnisvoll zu sein, damit ich in dir bleibe und du in mir. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

Freitag, 24. November 2017

Gottes Möglichkeiten hl

LosungDer HERR wird den Armen nicht für immer vergessen; die Hoffnung der Elenden wird nicht verloren sein ewiglich. Psalm 9,19 

Lehrtext: Wir werden beim Herrn sein allezeit. So tröstet euch mit diesen Worten untereinander. 1.Thessalonicher 4,17-18 

Liebe Leserin, lieber Leser,

ist das wirklich so, was die heutige Losung sagt? Wird Gott den Armen nicht für immer vergessen? Wird die Hoffnung der Elenden nicht verloren sein ewiglich? Wer selbst armen Menschen nicht hilft, wer einem anderen, dem es dreckig geht, nicht beisteht, der wird sagen: "Nein, das ist nicht so. Die Armen sind vergessen und die Elenden verloren." Wer aber in Gottes Namen oder aus anderen Motiven hilfsbereit ist, kommt womöglich zu einem anderen Schluss. Denn du und ich, wir sind eine Möglichkeit Gottes, zu helfen. Ob aus dieser Möglichkeit auch Wirklichkeit wird, liegt an uns. 
     Ich weiß, dass zum Beispiel in Afrika hunderttausenden Kindern, die in Armut und Elend leben, geholfen wird. So wie unsere Kirchengemeinde den Waisenkindern in Kilanya in Tansania hilft, so tun das weltweit zahllose andere Gemeinden und Einzelpersonen. Sie alle sind Gottes Hände und Füße , wenn es um die HIifsbedürftigen geht. Dazu kommen dann noch christliche und andere HIlfsorganisationen wie Brot-für-die-Welt, Misereor, Mercy Ships, Kindernothilfe, Ärzte ohne Grenzen und so weiter. Alle setzen sich für Notleidende in aller Welt ein. Gott fragt nicht nach dem Taufzeugnis, wenn es darum geht, wer in seinem Sinn und nach seinem Willen hilft. Für ihn ist jeder willkommen, der das tut.
     Und nun zum Lehrtext: "Ich bin da!" - so heißt bekanntlich der Name Gottes, wenn man ihn aus der hebräischen Bibel übersetzt. "Ich bin da!" - das gilt, so der Apostel, in diesem Leben und in jenem. Wo auch immer wir sind, in der Wiege oder auf der Bahre - Gott bleibt uns treu. Darauf gibt uns Jesus sein Wort. Dafür ist er gestorben.

Gebet: Ja, Herr, das glaube ich, dass du niemand vergisst und niemand verloren gibst. Wäre es nicht so, würde mein Glaube wie ein Kartenhaus zusammenbrechen. Wir alle leben doch von deiner Treue, ob wir arm sind oder ob es uns gut geht. Das macht dich ja zu Gott, dass du für deine Geschöpfe da bist und darum auch für mich. Und wenn ich einmal daran zweifeln sollte, weil ich von deiner Nähe nichts spüre, so schicke mir einen Menschen, der dich vertritt. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

Donnerstag, 23. November 2017

Erkenntnis und Glaube hl

LosungHERR, wenn ich an deine ewigen Ordnungen denke, so werde ich getröstet. Psalm 119,52 

LehrtextMaria setzte sich dem Herrn zu Füßen und hörte seiner Rede zu. Lukas 10,39 

Liebe Leserin, lieber Leser,

     kann man Gott eigentlich beweisen? Schön wär's. Alle Versuche im Laufe der Theologiegeschichte, Gott beweisen zu wollen, sind gescheitert. Unter anderem deswegen, weil es Gott nicht gibt, wie es etwa den Bodensee gibt. Er ist kein Gegenstand, über den man nachdenken, den man erforschen könnte. Sonst könnte ich ja einen Platz außerhalb von Gott einnehmen, um aus dieser Distanz über ihn zu reden. Doch einen solchen Platz gibt es nicht. Alles findet in ihm statt und durch ihn. Ohne ihn ist nichts, was ist. Mein kleines Menschenhirn kann immer nur Teile der Schöpfung wahrnehmen. Aber Gott ist mehr als die Summe aller Teile. Mehr als seine Schöpfung. Er ist das Ganze.
Gott kann ich nur glauben. Aber was heißt schon „nur“? Dass ich ihn glauben kann, ist sein wunderbares Geschenk. Und der Glaube eröffnet Welten, die der Verstand nicht erschließen kann.
     Betrachte ich aber diese Welt als einer, der glaubt, dann kann ich wie der Mensch aus der heutigen Losung reden, den die ewigen Ordnungen und Gesetze Gottes trösten. Dann kann ich mir die Naturgesetze, die zur Entstehung des Universums und des Lebens geführt haben, bewusst machen und darin für mich Gottes ewiges Wirken ahnen, von dem auch ich ein Ergebnis bin. Dann habe auch ich in seinem großen Schöpfungsplan meinen kleinen Platz. Und das ist eine tröstliche Vorstellung. Das bringt mich zum Staunen und zum Loben. Aber es führt mich nicht zum Glauben. 
     Denn glauben und vertrauen kann ich nur auf dem Weg, den auch Maria im Lehrtext gegangen ist, dass ich mich in einer persönlichen Beziehung zu Jesus befinde, ihn höre und mir zu Herzen nehmen, was er sagt. Er spricht nicht von Schöpfungstheorien, sondern von Gottes Liebe zu allen seinen Geschöpfen. Bei ihm geht es nicht um kosmische Größenordnungen, sondern um den Wert, den jedes einzelne Geschöpf hat und die Welt im ganzen. Glauben im Sinne der Bibel heißt nicht in erster Linie großartige Erkenntnisse haben, sondern in einer persönlichen Beziehung mit Gott leben. Das kann ein genialer Wissenschaftler genauso wie ein Kind. Diese Beziehung entsteht und wird gefestigt, indem ich mit Gott rede (bete), ihn Anteil nehmen lasse an dem, was mich bewegt, aber auch auf das höre, was er mir durch das Wort der Bibel und da besonders durch Jesus Christus sagen will.

Gebet: Herr, je mehr ich über den gestirnten Himmel über mir weiß und darüber, wie alles Leben entstanden ist, desto mehr staune ich. Ich sehe und verstehe nur Einzelheiten. Aber du bist das Ganze. Mehr noch als in den Sternen und  Galaxien begegnest du mir in deinen Geschöpfen, in meinen Mitmenschen. Du bist nicht nur ein Gott für alles Frohe und Helle, für alles Leichte und Schöne. Du kommst zu mir auch in meiner Traurigkeit und Finsternis, in dem, woran ich schwer zu tragen habe und was mir nicht gefällt. In Jesus zeigst du mir, dass du mir treu bist und ich dir vertrauen kann so wie gestern, so auch heute und morgen. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

Mittwoch, 22. November 2017

Schafe!, Schafe! hl

LosungHilf deinem Volk und segne dein Erbe und weide und trage sie ewiglich! Psalm 28,9 

Lehrtext: Jesus spricht: Ich habe noch andere Schafe, die sind nicht aus diesem Stall; auch sie muss ich herführen, und sie werden meine Stimme hören, und es wird eine Herde und ein Hirte werden. Johannes 10,16 

Liebe Leserin, lieber Leser,

Schafe auf der Weide sind ein Hingucker. Wenn kleine Kinder aus dem Autofenster schauen rufen sie entzückt: „Schafe!, Schafe!“ Aber auch Erwachsenen zaubert der Anblick einer Schafherde mit ihrem Schäfer ein Lächeln ins Gesicht. Gründe dafür gibt es viele: Schafe gelten als harmlos, Lämmer sind süß, eine Herde mit Hirten in der Natur hat etwas Idyllisches an sich. In der Bibel gibt es noch andere Gründe, warum da Schafe eine so große Rolle spielen. Sie brauchen einen Hirten, ohne den sie nicht existieren könnten. Einen, der sie zu nahrhaften Weidegründen führt, zu Wasserquellen, der sich um sie kümmert und sie bei Gefahr beschützt. So wie es der Psalm 23 „Der Herr ist mein Hirte“ beschreibt.
     Das kommt auch in der heutigen Losung zum Ausdruck. Der Mensch, der diesen Satz zum ersten Mal gebetet hat, wusste, dass er sein Schicksal nicht allein in der Hand hat und auch sein Volk ohne Gottes Schutz in Gefahr gerät. Natürlich gab es auch damals Verantwortliche in Politik und Kirche, Könige, Priester, hohe Beamte, Militärs... Aber die Geschichte zeigt, dass auf sie nur bedingt Verlass ist. Darum bittet jener Mensch, dass Gott sein Volk segnen, versorgen und sicher durch die Zeiten tragen möge.

    Schade, dass wir nach dem Scheitern der Sondierungsgespräche in Berlin auf absehbare Zeit keine stabile Regierung haben werden. Aber ich bin zuversichtlich, dass es eine konstruktive Lösung geben wird. Jetzt müssen alle kühlen Kopf bewahren und Geduld haben, die politisch Verantwortlichen genauso wie wir, die Bürgerinnen und Bürger.
     Noch zuversichtlicher aber bin ich, dass Gott seine Menschen nicht im Stich lässt, dass er uns auf seine Weise „weidet“ und in die Zukunft führt. Würde ich das nicht glauben, wäre mir um die Zukunft vor allem meiner Kinder und Enkel bang. Aber auch wenn wir von ihm geführt werden, wir müssen schon auch selbst etwas zur Gestaltung stabiler Lebensverhältnisse beitragen und dabei bereit sein, auf ihn zu hören und ihm zu folgen.

     Im Lehrtext spricht Jesus von „anderen Schafen“. Das sind wir, die wir nicht zum Volk der Juden gehören, aus dem er kommt. Mit ihnen zusammen und nicht ohne sie und ebenso mit den Menschen aus anderen Völkern und Religionen sollen wir eine Herde werden, seine Herde, sein Volk. Und er wird unser aller Hirte sein. 
     Ja, das ist Zukunftsmusik. Aber eine, die man jetzt schon hören kann so wie das Lied aus Beethovens neunter Sinfonie, deren vierter Satz zugleich die Europahymne ist: „Freude schöner Götterfunken … Alle Menschen werden Brüder, wo dein sanfter Flügel weilt.“ In diesem Gedicht ist es allgemein die Freude, die uns zu Brüdern und Schwestern macht. In der Bibel ist es die spezielle Freude, von der der Engel in Bethlehem singt: „Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird, denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus der Herr!“ Das ist für mich der Grund, warum ich mich freuen kann. Und diese Freude verbindet uns Menschen gleich welcher Herkunft, statt uns zu trennen. Sie will uns verbrüdern, statt verfeinden. Sie wird uns erlösen, statt verdammen. Diese Freude hat Hand und Fuß. Sie liegt in der Krippe. In ihr kommt Gott zu uns, der große Menschenhirte.

Gebet
Schaue die Zertrennung an,
der kein Mensch sonst wehren kann;
sammle, großer Menschenhirt,
alles, was sich hat verirrt.
Erbarm dich, Herr! 
(EG 262,3 Johann Christian Nehring, 1704)

Herzliche Grüße

Hans Löhr

Dienstag, 21. November 2017

Zwischen den Polen hl

LosungWohl dem, der barmherzig ist und gerne leiht und das Seine tut, wie es recht ist! Psalm 112,5 

LehrtextWie ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, so tut ihnen auch! Lukas 6,31 

Liebe Leserin, lieber Leser,

ist denn das gar so schwer, dass wir Menschen auf dieser Erde miteinander auskommen? Ist denn das gar so schwer, dass wir am Arbeitsplatz, in der Familie oder in der Partnerschaft miteinander auskommen? Ist das denn gar so schwer, dass ich mit mir selbst auskomme?
     Ja und nein. Ja, es ist schwer, weil, wie der Apostel Paulus schreibt, »ich ja selbst nicht verstehe, was ich tue. Das Gute, das ich mir vornehme, tue ich nicht; aber was ich verabscheue, das tue ich... Zwar habe ich durchaus den Wunsch, das Gute zu tun, aber es fehlt mir die Kraft dazu.« (Römer 7,15.18) So gesehen, ist es schwer, das Richtige zu tun. 
     Aber doch ist es auch wieder leicht, weil es eben nicht kompliziert ist. Ich muss mich nicht erst durch ein Handbuch für die richtige Lebensführung durcharbeiten. Ich muss nicht erst die Betriebsanleitung lesen, wie ich denn mit anderen auskommen kann. Ich muss nur tun, was Jesus im Lehrtext sagt: darin meinen Mitmenschen zuvorkommen, was ich mir von ihnen für mich erwarte. Ich schreibe bewusst „zuvorkommen“, weil es nicht im Sinne Jesu ist, zu warten, bis andere den ersten Schritt getan haben. Und weil dieses Warten die Beziehungen erst recht vergiftet.
     So bin ich hin und hergerissen zwischen diesen beiden Polen: Einerseits fehlt mir die Kraft, das Gute zu tun; siehe Paulus. Andererseits macht es mir Freude, einen anderen Menschen zu überraschen mit einer Gefälligkeit, einem Gruß, einem Besuch, einem Kompliment...
     Ja, schwer ist es mit anderen auszukommen, wenn ich nur meinen augenblicklichen Gefühlen und Gedanken folge, mich von den Impulsen treiben lasse, die ich gerade spüre. Wenn ich also nur mich im Blick habe. Die Bibel nennt das Sünde. Leichter ist es, wenn ich mich frage, was meinem Mitmenschen gut tut. Wenn ich mich bemühe, ihn zu verstehen und ich ihn nicht gleich aufgebe, wenn es zwischen uns beiden mal verkantet ist. Schwer ist es, wenn ich sage: Der ist für mich gestorben. Leichter, wenn ich mit ihm leben will.
     Meine Motivation, das Meine für das Zusammenleben mit anderen zu tun, ist, dass Gott das Seine für das Zusammenleben mit mir getan hat (siehe Losung). Er ist zu mir barmherzig und leiht nicht nur gern, sondern schenkt gern und kommt mir in allem, was er sich von mir Gutes erwartet, zuvor.
     Ist denn das gar so schwer, dass wir Menschen miteinander auskommen, im Großen wie im Kleinen, mit anderen Staaten und Völkern und ebenso in Familie und Partnerschaft? Eigentlich nicht. Weil das, was Jesus im Lehrtext sagt, die „Goldene Regel“ für das Zusammenleben genannt wird, - auch in anderen Religionen. Wer also Frieden will, sollte auch Frieden anbieten.

Gebet: Herr, ich bitte dich um die Kraft, das Gute, das ich mir vornehme, auch tun zu können. Ich bitte dich um die Kraft zum ersten Schritt, um gerade auch auf den zugehen zu können, mit dem ich mich schwer tue. Ich danke dir, dass du das alles bei mir getan hast und auf mich zukommst, immer wieder, mit deiner Barmherzigkeit und Liebe. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

Montag, 20. November 2017

Was ich will und was ich nicht will hl

LosungIhr sollt nichts dazutun zu dem, was ich euch gebiete, und sollt auch nichts davontun, auf dass ihr bewahrt die Gebote des HERRN, eures Gottes. 5.Mose 4,2 

LehrtextJesus sprach zu ihnen: Meine Mutter und meine Brüder sind diese, die Gottes Wort hören und tun. Lukas 8,21 

Liebe Leserin, lieber Leser,

wie willst du leben? Wie sollst du leben? Als ein Mensch, der an Gott glaubt, suchst du die Antwort auf diese Fragen in der Bibel und findest sie vielleicht im heutigen Losungswort. Doch wenn du den Befehl des Mose in diesem Bibelwort wörtlich nimmst, musst du Jude werden und alle seine 613 Gebote und Verbote peinlich genau beachten. Jesus aber hat, wie du vielleicht weißt, alle zusammengefasst im Doppelgebot der Liebe: „Du sollst Gott lieben von ganzem Herzen und deinen Nächsten wie dich selbst“ (Matthäus 22,37-40). In diesem Gebot, so fügt er hinzu, sind alle anderen Gebote erfüllt.
     Ich jedenfalls bin im wahrsten Sinne des Wortes heilfroh, dass ich keine 613 Gebote und Verbote beachten muss, sondern mich auf eins konzentrieren kann. Und das zu erfüllen, ist schwer genug und bleibt eine lebenslange Aufgabe. Und doch will ich auch nach diesem Gebot leben, denn ich weiß von keiner besseren Orientierung für ein sinnvolles, menschenwürdiges Leben als die Liebe. Und ist es nicht wunderbar, lieben zu können? Das gilt für die Liebe unter Menschen genauso wie für die Liebe zu Gott. Immer wieder denke ich mir manchmal: Was für ein schöner Glaube, der auf der Liebe gründet und nicht auf Befehl und Gehorsam; denn Liebe kann man nicht befehlen. Sie ist ein Kind der Freiheit.
     Unter Nächstenliebe verstehe ich freundlich und hilfsbereit zu sein, aufrichtig und verständnisvoll. Unter der Liebe zu Gott verstehe ich dankbar und froh zu sein, vertrauensselig und treu. Ja, ein solcher Mensch möchte ich sein. Ich bin es nicht so wie ich will. Ich bin nicht am Ziel dieser Liebe, aber auf dem Weg. Manchmal bleibe ich stecken. Manchmal verirre ich mich. Manchmal stolpere ich. Aber ich kenne das Ziel und weiß, in welche Richtung ich weiterleben möchte.
     Und auch das weiß ich, dass ich auf diesem Weg Jesus zur Seite habe, nicht nur als meinen Herrn, sondern auch als meinen Bruder (Lehrtext). Was für eine erstaunliche Aussage, wenn er in diesem Bibelwort (Lukas 8,21) sagt: Meine Mutter ist nicht Maria und meine Brüder und Schwestern sind nicht meine leiblichen Geschwister wie Jakobus, Joses, Judas und Simon samt meinen Schwestern (siehe Markus 6,3 u.a.). Sondern meine wahre Mutter und meine wahren Geschwister sind die, die Gottes Wort hören und tun, die Gott und ihren Nächsten lieben wie sich selbst.

Gebet: Herr, ich will nicht mehr auf Menschen hören, die mir weismachen wollen, was im Glauben richtig oder falsch ist. Ich will nicht auf die hören, die mir mit allen möglichen biblischen Geboten kommen und sich dahinter verstecken, um Einfluss auf mich nehmen zu können. Ich will nicht auf die hören, die den Eindruck erwecken, als wüssten sie in den Dingen des Glaubens alles besser und seien es höchste kirchliche Würdenträger und Gelehrte. Ich will schlicht und einfach auf dich hören und nach deinem Wort leben. So will ich dich und meine Mitmenschen lieben so gut ich kann, weil du auch mich liebst. Und ich will dich bitten, mir dazu immer wieder die nötige Kraft zu geben. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

Sonntag, 19. November 2017

Bist du gesegnet? hl

LosungDer HERR, dein Gott, hat dich gesegnet in allen Werken deiner Hände. 5.Mose 2,7 

LehrtextSo ist nun weder der etwas, der pflanzt, noch der begießt, sondern Gott, der das Gedeihen gibt. 1.Korinther 3,7 

- Manchmal, liebe Leserin, lieber Leser, manchmal muss einem manches einfach gesagt werden, weil man es selbst nicht glaubt oder übersieht.
- Manchmal muss dir gesagt werden und musst du dir sagen lassen, dass du gesegnet bist. Ja gesegnet! Und mir muss das ebenso gesagt werden.
     Ich habe heute die Mutter eines jungen Mannes getroffen, der eine Augenklappe tragen muss, weil er doppelt sieht, dessen linke Gesichtshälfte gelähmt ist, dessen linker Arm den Befehlen des Gehirns unzureichend folgt, der auf dem linken Ohr nichts hört, beim Artikulieren beeinträchtigt ist und nur schleppend laufen kann.
     Dieser Mann ist gesegnet und wie! Wieso? Weil er Mitte August nach einem Unfall mit schwersten Kopfverletzungen so gut wie tot war. Ich hatte das in diesen Losungsauslegungen schon mal kurz erwähnt. Und nach einiger Zeit auf der Intensivstation im künstlichen Koma ist er wieder aufgewacht und macht seither unglaubliche Fortschritte. Nach der Reha kommt er kommenden Montag heim. Er ist noch nicht am Ziel. Noch hat er einen weiten Weg vor sich bis sich die genannten Beeinträchtigungen weiter bessern. Und manches wird ihm wohl bleiben. Aber er und seine Familie und wir, seine Freunde und Bekannten, sind einfach nur glücklich und froh und total dankbar. Was für eine Gnade! Was für ein Wunder! - Was für ein Segen! 
     Für den jungen Mann haben mehr Menschen gebetet, als man es vorher hätte vermuten können, auch solche, die ihn gar nicht persönlich kennen. Auch Esoteriker und Schamanen haben auf ihre Weise ihm gute Gedanken geschickt. Ein atheistischer Freund fragte mich: "Sind denn meine guten Gedanken für ihn ähnlich hilfreich wie deine Gebete?" "Ach weißt du, mein Guter", sagte ich, "für Gott ist es ein Leichtes, aus deinen Gedanken ein wunderbares Gebet zu machen. Denke nur weiterhin gut an ihn." 
     Aber worauf ich eigentlich hinaus will: Segen ist immer relativ. Will sagen: Hätte jener junge Mann keinen Unfall gehabt und würde trotzdem solche Einschränkungen haben, käme wohl keiner auf die Idee zu sagen, dass er gesegnet ist. So aber kann man Gott gar nicht genug preisen. Oft ist unsere Bewertung nur eine Frage der Perspektive, der Blickrichtung.
     Und wie ist das mit dir? Bist du gesegnet? Empfindest du das so, wenn du darüber nachdenkst? Ich kann das von mir so sagen.
     Nein, ich bin nicht mit Glück überschüttet. Auch bei mir gibt es Dinge, die ich gern anders hätte. Jedenfalls denke ich das so. Aber wenn ich's genau bedenke, bin ich im Vergleich zu den meisten anderen Menschen auf diesem Planeten ein Glückskind, einer, dem Gott viel Gutes getan hat und tut. Ich habe wirklich keinen Grund, unzufrieden zu sein, obwohl ich's immer wieder mal bin. Selbst die Brüche in meinem Leben, selbst das, was mir nicht gelungen ist, wo ich etwas vermisse, das ich für wichtig halte - selbst das hat sich im Nachhinein manches Mal noch zum Guten gewendet, hat mich reifer, gelassener und stärker gemacht. Und mit dem, dem ich nichts Positives abgewinnen kann, kann ich zumindest leben.
     Ja, ich bin gesegnet auch in vielem, das ich mit Kopf und Hand getan habe (Losung). Und meistens ist es so, wie es im Lehrtext heißt: Ich habe manches begonnen und wenn es dann erfolgreich war, hat Gott das Gedeihen dazu gegeben. Und wo es nicht erfolgreich war, hatte es bestimmt auch seinen Sinn, selbst wenn ich ihn nicht verstehe. Jedenfalls ist es mir lieber, mein Leben und auch das jenes jungen Mannes im Zusammenhang mit Gott zu sehen und zu bewerten als ohne ihn. Viel lieber!
     Nochmal: Wie ist das mit dir? Bist du gesegnet?

Gebet: Mein Gott, wenn ich's recht bedenke, verdanke ich deinem großen Segen, dass ich überhaupt bin und dass es mir alles in allem schon so viele Jahre gut geht. Verzeih, wenn ich manchmal vor anderen so tue, als hätte ich das, was gelungen ist, nur mir zu verdanken. Du weißt, ich tu‘s, weil ich mir Anerkennung wünsche. Dabei sollte es mir doch genügen, dass du mich als deinen Menschen anerkennst und dafür sorgst, dass ich dankbar sein kann. Halte du deine schützende und segnende Hand auch weiterhin über mich, meine Lieben und alle, die dich darum bitte. Und über die anderen auch. Amen

Ach bleib mit deinem Segen
bei uns, du reicher Herr;
dein Gnad und alls Vermögen
in uns reichlich vermehr.
(Josua Stegmann, 1627)

Herzliche Grüße 

Hans Löhr

Samstag, 18. November 2017

Licht auf der Bühne des Lebens hl

LosungDas Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell. Jesaja 9,1

LehrtextJesus Christus hat sich selbst für uns gegeben, damit er uns erlöste von aller Ungerechtigkeit und reinigte sich selbst ein Volk zum Eigentum, das eifrig wäre zu guten Werken. Titus 2,14 

Liebe Leserin, lieber Leser,

im Theater oder in der Oper wird manchmal ein einzelner Künstler auf der Bühne besonders hervorgehoben, indem  er mit einem Scheinwerfer von oben angestrahlt wird, während alles um ihn herum dunkel bleibt. Dein „Scheinwerfer“ ist Jesus Christus, das Licht der Welt. In ihm und durch ihn leuchtet Gottes Gnade für dich, das Geschenk seiner Liebe.
Doch was hilft es dir, wenn du davon nichts weißt oder dieses Licht nicht siehst? Du brauchst „Augen des Glaubens“, damit du wie das Volk in der Losung das Licht sehen kannst, das hell über dir scheint. Doch wie bekommt man solche Augen? Bei mir sind es zwei Dinge: 
     Zum einen lasse ich mich berühren von biblischen Geschichten, insbesondere davon, was die Bibel von Jesus erzählt. Und ich lasse mich berühren von Musik, von geistlichen Liedern: von alten Chorälen aus dem Gesangbuch ebenso wie von neuen Lobpreisliedern, von der h-moll Messe von Johann Sebastian Bach und von der c-moll Messe von Wolfgang Amadeus Mozart, vom Musical "Jesus Christ Superstar", von Oratorien, Kantaten und Spirituals.
     Zum anderen bin ich irgendwann mal davon ausgegangen, dass es so ist. Dass das, was die Bibel sagt, für mich stimmt. Dass ich in jenem Licht leben und Gott, wie er sich in Jesus zeigt, mein Vertrauen schenken kann. Ich frage nicht mehr: Ist das wirklich so? Stattdessen glaube ich, dass es für mich wahr ist. Im Licht der Bibel und des Glaubens sehe ich diese Welt und mich selbst anders. Jetzt bin ich nicht mehr ein Zufallsprodukt der Evolution inmitten anderer Zufallsprodukte. Jetzt bin ich ein Geschöpf und Kind Gottes, von ihm geschaffen, gesegnet, behütet, geliebt und erlöst. Jetzt „sehe“ ich das »große Licht« aus der Losung auch über mir. 
     Manchmal sehe ich es auch nicht, wenn ich allzu sehr mit mir selbst beschäftigt bin, mit meinen Problemen und Sorgen. Aber dann glaube ich wieder, dass gerade dann sein Licht besonders hell über mir scheint. Und dieser Glaube und dieses Gottvertrauen wächst mit jedem Gebet, das ich spreche. Da bleibe ich mit meinem Gott in Kontakt und er mit mir. Da vergewissere ich mich, dass er für mich da ist.
     Im Lehrtext heißt es in einer neueren Übersetzung: »Jesus Christus hat sein Leben für uns gegeben und uns von aller Schuld befreit. So sind wir sein Volk geworden, das ihm allein gehört; dem vergeben ist und das bereit ist, von ganzem Herzen Gutes zu tun.« Irgendwannn einmal habe ich kapiert, dass es auf diese Reihenfolge ankommt. Dass er zuerst etwas für mich getan hat und ich daraufhin in der Lage bin aus Dankbarkeit Gutes zu tun. Ja, ich will mich nach ihm richten. Nicht weil ich das müsste, sondern weil es mich erfüllt.
     Es ist ein gutes Gefühl, mir bewusst zu machen, dass ich auf der Bühne des Lebens in Gottes freundliches Gnadenlicht getaucht bin. Darin will ich bleiben.

Gebet: Herr, du bist das Licht der Welt. Sei und bleibe du auch mein Licht, jetzt und in Zukunft. Zeige mir in diesem Licht deine Wahrheit und leuchte mir auf meinem Weg. Leuchte,  wenn es um mich und in mir dunkler wird bis dein großer Tag anbricht. Amen

Morgenglanz der Ewigkeit,
Licht vom unerschaffnen Lichte,
schick uns diese Morgenzeit
deine Strahlen zu Gesichte
und vertreib durch deine Macht
unsere Nacht. 

Leucht uns selbst in jener Welt
du verklärte Gnadensonne;
führ uns durch das Tränenfeld
in das Land der süßen Wonne,
da die Lust, die uns erhöht,
nie vergeht. 
(Christian Knorr von Rosenrot, 1654)

Herzliche Grüße

Hans Löhr

Freitag, 17. November 2017

Sein sind die Lebenden und sein sind die Toten hl

LosungDeine Toten werden leben. Jesaja 26,19 

LehrtextSelig sind die Toten, die in dem Herrn sterben von nun an. Ja, der Geist spricht, dass sie ruhen von ihren Mühen. Offenbarung 14,13 

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Toten, so sagt es der Prophet in der Losung, gehören Gott. Sie sind seine Toten. Ich muss mir um sie keine Sorgen machen. Ich muss nichts tun, damit sie selig werden. Sie sind geborgen in Gott. Die Lebenden, so sagt es die Bibel, gehören Gott. Sie sind die Seinen. Muss ich mir dann um mich Sorgen machen? Und was muss ich tun, um ihm zu gefallen? Nein, denn auch ich bin geborgen in Gott und du auch. Wir können unseren täglichen Aufgaben nachgehen im Vertrauen darauf, dass für uns gesorgt ist, dass auch morgen die Sonne aufgehen wird und wir Brot auf dem Tisch haben und wir mit unseren Kräften und Möglichkeiten uns die nötigen Mittel zum Leben verschaffen können. Das geht so, Tag für Tag, seitdem wir auf der Welt sind, bis wir eines Tages auch zu seinen Toten gehören, die leben werden und die ausruhen von ihren Mühen (Lehrtext).

Gebet: Gott, du bist Herr über uns Lebende und unsere Toten. Beide gehören wir dir in Zeit und Ewigkeit. Du überlässt uns nicht einer dunklen Schicksalsmacht. Du überlässt uns nicht dem Nichts. Du überlässt uns nicht uns selbst. Sondern du kümmerst dich um uns und sorgst dafür, dass wir in dir geborgen sind. Darum vertrauen wir uns dir an im Leben und im Sterben. Darum hoffen wir auf dich auch für die, die uns vorausgegangen sind und denen auch wir einmal nachfolgen werden. Du hast uns alle ins Leben gerufen. Du rufst uns auch wieder alle zu dir, wo alles begonnen hat und alles vollendet wird. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

Donnerstag, 16. November 2017

Warum mich Weihnachten tröstet hl

LosungNationen werden zu deinem Licht gehen und Könige zu deinem strahlenden Lichtglanz. Jesaja 60,3

 LehrtextEs werden kommen von Osten und von Westen, von Norden und von Süden, die zu Tisch sitzen werden im Reich Gottes. Und siehe, es sind Letzte, die werden die Ersten sein, und sind Erste, die werden die Letzten sein. Lukas 13, 29+30

Liebe Leserin, lieber Leser,

der strahlende Lichtglanz von Jerusalem, um den es in der Losung geht, ist Gott selbst. Doch der Schöpfer von Himmel und Erde ist kein Lokal- und Nationalgott. Er ist universell, überall zugleich. Darum heißt es am Anfang des Johannesevangeliums von Jesus: »Das war das wahre Licht, das alle Menschen erleuchtet, die in diese Welt kommen. Es war in der Welt, und die Welt ist durch dasselbe gemacht; und die Welt erkannte es nicht. Er kam in sein Eigentum; und die Seinen nahmen ihn nicht auf. Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden: denen, die an seinen Namen glauben.« 
     In ihm sehe ich den "strahlenden Lichtglanz" Gottes. In ihm begegnet mir Gott selbst, wo ich auch bin, ob in Sommersdorf oder Jerusalem, in San Francisco oder Timbuktu, in Murmansk oder in Kapstadt. Bei seiner Geburt, so erzählt es die Weihnachtsgeschichte, nahmen ihn die Menschen nicht auf. Da kam er bei den Tieren zur Welt. Nicht im Königspalast, sondern im Stall. Und er lag nicht in einer goldenen Wiege, sondern in einem schäbigen Futtertrog. Und es duftete nicht nach Balsam und Weihrauch, sondern stank gottserbärmlich nach der Pisse von Ochs und Esel. Mitten in einer Mistlache stand damals die Krippe. Da kam, da kommt der strahlende Lichtglanz zu uns Menschen. 
     Zu denen zuerst, die, hungrig und zerlumpt, nicht besser leben als ihre Tiere, zu Schafhirten und Viehtreibern. Die sonst immer die Letzten sind, die auf der untersten Sprosse der sozialen Leiter stehen, die weit weg sind von Tempel und Palast, von Kirche und Politik, - die sind bei Gott plötzlich die Ersten unter allen Menschen, die Ersten, denen das Evangelium gilt: »Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch (!) große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr«. Das tröstet auch mich. Denn nun weiß ich: Ich kann nicht tiefer sinken als in sein Herz. Ich kann nicht tiefer fallen als in seine Hand. 
     Diesen Gott liebe ich, weil er mein Herz berührt. Ich würde ihn nicht lieben, wäre er zuerst der Gott der Reichen und Schönen, der Mächtigen und der Stars, der Päpste, Bischöfe und Pfarrer. Ein solcher Gott könnte mir gestohlen bleiben. Weil er sich aber zuerst der Letzten erbarmt hat, der rohen und verwahrlosten Hirten, Menschen der untersten Schublade, kann ich darauf vertrauen, dass er sich auch meiner erbarmt, dass er mich genauso wenig vergisst wie sie, was auch immer mit mir geschieht. Und auch derer, die jetzt die Ersten sind, wird er sich erbarmen. Denn hinter den schönsten Fassaden wohnen oft die ärmsten Menschen.
     Und dann werden wir einmal alle zusammen sein: Die Letzten und die Ersten, Asiaten und Europäer, Afrikaner und Amerikaner, Arme und Reiche, du und ich... Wir alle, die wir seine Einladung angenommen haben, werden an seinem Tisch sitzen und das Fest der Erlösten feiern. Und die anderen? Die auch!

Gebet
Du kannst nicht tiefer fallen
als nur in Gottes Hand,
die er zum Heil uns allen
barmherzig ausgespannt.

Es münden alle Pfade
durch Schicksal, Schuld und Tod
doch ein in Gottes Gnade
trotz aller unserer Not.

Wir sind von Gott umgeben
auch hier in Raum und Zeit
und werden in ihm leben
und sein in Ewigkeit. (Arno Pötzsch)

Herzliche Grüße

Hans Löhr

Mittwoch, 15. November 2017

Was ist dein Gott? hl

LosungEuer Herz sei ungeteilt bei dem HERRN, unserm Gott. 1.Könige 8,61

LehrtextWer dem Herrn anhängt, der ist ein Geist mit ihm. 1.Korinther 6,17 

Liebe Leserin, lieber Leser,

was ist dein Gott? Das, woran dein Herz hängt, schreibt Martin Luther in seinem Großen Katechismus. Nun, mein Herz hängt auch an meiner jüngsten Enkeltochter. Deshalb ist sie aber nicht mein Gott. Darum möchte ich sagen: ‚Mein Gott ist, worauf ich bedingungslos und ganz und gar vertraue.‘ Das kann schon mal nicht sein, was in dieser Welt und Zeit ist und genauso unvollkommen und vergänglich wie ich es bin. Das kann kein anderer Mensch sein und nicht Geld und Besitz und erst recht nicht ich selbst. Zu alledem kann ich nur ein begrenztes Vertrauen haben. 
     Also ist doch Gott mein Gott? Ja schon. Aber vertraue ich ihm wirklich bedingungslos? Vertraue ich ihm ganz und gar? Ich bin mir da nicht so sicher. Ich weiß doch, dass ich kein so großer Glaubensheld bin. Im Augenblick - ja da kann ich sagen „mein Herz hängt an ihm“. Das kostet mich nichts. Deswegen werde ich nicht verfolgt oder anderweitig benachteiligt. Und außerdem geht's mir zur Zeit ganz gut, da kann ich freilich uneingeschränkt sagen „ich hänge an ihm“. Aber wenn sich die Zeiten ändern? Wenn die Winde rauer wehen, mir ins Gesicht?
     Ich weiß es nicht. Ich kann mich nicht auf ein stolzes Bekenntnis zu Gott festnageln lassen. Aber er hat sich in Jesus zu mir bekannt und sich darauf festnageln lassen im wahrsten Sinn des Wortes. Er hat sein Herz ungeteilt bei mir (vergleiche Losung). Er hängt an mir mehr noch als ich an meinen Kindern. Doch er ist nicht eines Geistes mit mir (vergleiche Lehrtext). Sein Geist ist nicht wankelmütig, sondern treu. Sein Geist wird nicht getrübt durch Enttäuschung, Zorn oder Schuld. Sein Geist ist hell und klar:

Gebet:
Du bist ein Geist der Freuden,
Von Trauern hältst du nichts,
Erleuchtest uns im Leiden
Mit deines Trostes Licht.
Ach ja, wie manches Mal
Hast du mit süßen Worten
Mir aufgetan die Pforten
Zum goldnen Freudensaal.

Du bist ein Geist der Liebe,
Ein Freund der Freundlichkeit,
Willst nicht, dass uns betrübe
Zorn, Zank, Hass, Neid und Streit.
Der Feindschaft bist du feind,
Willst, dass durch Liebesflammen
Sich wieder tun zusammen,
Die voller Zwietracht seind. (Paul Gerhardt, 1653)

Herzliche Grüße

Hans Löhr

Martin Luther hat es so gesagt: »Einen Gott haben«, so schreibt er zum ersten Gebot, »heißet etwas haben, darauf das Herz gänzlich vertraut.« Denn dieses «Gebot fordert: das ganze Herz des Menschen und alle Zuversicht auf Gott allein zu setzen und auf niemand anders.«

Dienstag, 14. November 2017

Von Sternguckern, Galaxien und Wahrheit hl

LosungEs sollen hertreten und dir helfen die Sterngucker, die an jedem Neumond kundtun, was über dich kommen werde! Siehe, sie sind wie Stoppeln, die das Feuer verbrennt. Jesaja 47,13-14 

LehrtextIch habe keine größere Freude als die, zu hören, dass meine Kinder in der Wahrheit wandeln. 3.Johannes 1,4 

Liebe Leserin, lieber Leser,

bist du neugierig? Kannst das ruhig zugeben. Ist erstmal nichts Schlechtes. Die Neugier treibt uns Menschen seit vielen Jahrtausenden an, die Welt zu erforschen, unser Wissen zu erweitern und neue Möglichkeiten zu erschließen. So weit, so gut. Zur Neugier gehört auch, wissen zu wollen, was die Zukunft bringt. Auch das ist verständlich. Aber problematisch wird es, wenn wir dabei in die Esoterik abgleiten. Das jedenfalls sagt das heutige Losungswort. Denn Astrologie im Sinne von Wahrsagerei [nicht zu verwechseln mit Astronomie, der Wissenschaft vom Universum] bringt nichts, höchstens den Sternguckern, die daran verdienen. 
     Aber was sollen die circa 300 Milliarden (!) Sterne allein in unserer Milchstraße (1) , diese glühenden Gasbälle mir schon sagen? Und was die Sterne in den mehr als eine Billion beobachtbaren Galaxien im Universum, ganz zu schweigen von den zusätzlich 90 Prozent Galaxien, die nicht beobachtbar sind? Unsere Zukunft, sagt die Bibel, ist Gott. Er hat mir etwas zu sagen. Er ist der Herr über Zeit und Ewigkeit. In seiner Hand steht auch meine Lebenszeit.
     Wahrheit statt Wahrsagerei - darum geht es im Lehrtext. Die Wahrheit über Gott und die Welt und damit auch über mich erfahre ich durch Jesus Christus. Er, so sagt es das Evangelium, ist diese Wahrheit. Er hat nicht große Sprüche gemacht, sondern uns Menschen Gottes Liebe gebracht und dafür sein Leben gegeben. Denn wahr ist nur, was in Liebe geschieht. Alles andere ist wirklich. In dieser Wahrheit kann ich unter, genauer, in seinem Sternenhimmel leben (wandeln) und du auch.  

Gebet: Herr, was sein wird - du allein weißt es. Ich aber lebe jetzt. Und jetzt will ich dir vertrauen. Jetzt deine Freundlichkeit weitergeben so gut ich kann und dich damit ehren. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

(1) "Milchstraße" ist der Name unserer spiralförmigen Heimat-Galaxie. Eine Galaxie ist eine durch die Schwerkraft gebundene Ansammlung von Sternen (= Sonnen) und ihren Planeten sowie von Gasnebeln. 

Unsere Sonne ist ein mittelgroßer Stern. Für einen Umlauf um das Zentrum der Milchstraßen-Galaxis benötigt sie 220 bis 240 Millionen Jahre bei einer Geschwindigkeit von 961.200 km/h. Während du diese Zeilen liest, rast du also mit der Erde mit einer Geschwindigkeit von 108000 km/h um die Sonne und mit der Sonne mit fast einer Million Stundenkilometern durch die Milchstraße und mit der Milchstraße im Supercluster der lokalen Gruppe mit zwei Millionen Kilometern pro Stunde durch das Universum. Suchst du schon mal den Sicherheitsgurt?

Montag, 13. November 2017

Beten mit der Badewanne hl

LosungDie Angst meines Herzens ist groß; führe mich aus meinen Nöten! Psalm 25,17 

LehrtextDer Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, wird eure Herzen und Sinne in Christus Jesus bewahren. Philipper 4,7 

Liebe Leserin, lieber Leser,

letzte Woche in der U-Bahn fuhr die Angst mit. Man sieht sie den vielen Menschen, die da auf kleinem Raum zusammen sind, nicht unbedingt an. Die meisten schweigen, starren auf ihr Handy oder schauen ausdruckslos aus dem Fenster. Aber in jedem Wagen fahren Männer und Frauen mit, die vom Arzt eine schlechte Nachricht bekommen haben, deren Partnerschaft auf der Kippe steht oder die aus der Wohnung raus müssen. Ihr Arbeitsplatz ist nicht sicher oder sie haben mit dem Chef oder den Kollegen große Probleme. Sie machen sich Sorgen um  Angehörige oder um ihre finanzielle Situation. Und dann sind da noch die, denen der Klimawandel und seine Folgen Angst macht oder die politische Situation wie Terror und Kriegsgefahr... Auch wer an Gott glaubt, kann Angst haben wie jener Mensch in der heutigen Losung.
     Großenteils sind die Ängste berechtigt und lösen sich nicht so ohne weiteres in Luft auf. Aber ich bin ihnen nicht hilflos ausgeliefert. Die beiden Bibelworte heute enthalten zwei Mittel ihnen beizukommen. 
     Das eine ist, Gott meine Angst zu sagen, möglichst genau, und ihn zu bitten, mich da herauszuholen (Losung). Und das andere, mich mit dem Wort aus dem Lehrtext segnen zu lassen, mit dem Frieden Gottes. Beide sind je eine Seite derselben Medaille, der Goldmedaille des Gottvertrauens. Um sie zu gewinnen, mache ich mir bewusst, dass Gott auch in meinen Ängsten bei mir ist. Und wie? Indem ich zum Beispiel mit der Badewanne bete.
     Normalerweise dusche ich lieber. Aber als ich neulich spät abends vom Schreibtisch aufgestanden bin, habe ich erst gemerkt, dass ich ganz ausgekühlt war. Da habe ich mir eine Badewanne eingelassen, um wieder warm zu werden. Es war einfach wunderbar, bis zum Kinn im Wasser zu liegen und zu spüren, wie die Wärme in den Körper kam. Und dann sagte ich unwillkürlich:

Gebet: Herr, wie dieses Wasser, so umgibst du mich von allen Seiten. In deiner Gegenwart kann ich mich entspannen. Deine Liebe wärmt mich und durchdringt mich und vertreibt die kalte Angst. Bleibe bei mir. In dir bin ich geborgen. Amen

Als ich dann im Bett lag, habe ich noch die wohlige Wärme des Badewassers in mir gespürt. Schnell habe ich noch mit dem Daumen ein kleines Kreuz über meinem Herzen gemacht und bin "bewahrt im Frieden Gottes(Lehrtext) eingeschlafen.

Herzliche Grüße

Hans Löhr

Sonntag, 12. November 2017

Zurechtweisen, aber wie? hl

LosungDu sollst deinen Bruder nicht hassen in deinem Herzen, sondern du sollst deinen Nächsten zurechtweisen, damit du nicht seinetwegen Schuld auf dich lädst. 3.Mose 19,17

LehrtextWeist die Nachlässigen zurecht, tröstet die Kleinmütigen, tragt die Schwachen, seid geduldig mit jedermann. 1.Thessalonicher 5,14 

Liebe Leserin, lieber Leser,

mal ehrlich, möchtest du von jemandem zurechtgewiesen werden? Von deinen Eltern, deinem Partner, deinem Chef? Ich nicht. Mir gefällt das Wort „zurechtweisen“ nicht. Gut, wenn jemand der Meinung ist, aus irgendwelchem Grund mit mir unzufrieden zu sein, dann kann er ja mit mir darüber reden und sagen: „Ich verstehe nicht, warum du das und das gesagt oder getan hast“. Dann kann ich mich dazu verhalten. Aber wenn einer kommt und herumkritisiert: ‚Das hast du falsch gemacht, da hast du dich daneben benommen, du hast versagt …‘ – wenn mir jemand so kommt, mache ich zu und lass mir auch nichts sagen. Ich frage mich dann und manchmal auch ihn: ‚Wer bist du, dass du so mit mir redest? Bist du denn vollkommen? Wie steht's mit dem „Balken in deinem Auge“ (Matthäus 7,3-5) und dem Glashaus, in dem du sitzt?‘
     Andererseits ist Schweigen auch keine Lösung, wenn etwas geschieht, womit ich nicht einverstanden sein kann. Aber immer gilt der Grundsatz: „Der Ton macht die Musik“. Das gilt erst recht für denjenigen, der in der stärkeren Position ist und einen Schwächeren kritisiert. Einfach unkontrolliert losbrüllen und seinen Emotionen freien Lauf lassen, ist zumeist die schlechteste Variante. Leider platzt auch mir manchmal der Kragen, wenn meine jüngeren Kinder überhaupt nicht mehr vom Smartphone aufschauen und zuhören, wenn ich ihnen etwas zu sagen habe. Aber stolz bin ich nicht darauf. Doch wenn die Schwächeren bei den Starken und Mächtigen kein Gehör finden, haben sie meines Erachtens das Recht, auch mal richtig laut zu werden.
     Am Schluss des heutigen Lehrtextes steht, was an erster Stelle stehen sollte, wenn man sich mit jemandem auseinandersetzt: »Seid geduldig mit jedermann!« Das gilt meines Erachtens umso mehr, weil Gott doch auch mit mir geduldig war und ist. Was mir aber an der Losung gefällt, ist, dass ich mich nicht im Hass von meinem Bruder abwenden, sondern mich mit ihm auseinandersetzen soll, um zu klären, was die Beziehung stört. Und was mir am Lehrtext gefällt, ist, dass er uns Christen einen Auftrag gibt, den wir der ganzen Gesellschaft zumuten sollten: „Tragt die Schwachen!“ Wir können das nicht nur an die sozialen Einrichtungen delegieren. Jeder ist aufgerufen, ob von der Bibel oder von seinem sozialen Gewissen, dazusein und anzupacken, wenn Not am Mann und an der Frau ist. 

Gebet: Herr, von dir lasse ich mir gern etwas sagen, weil ich weiß, dass mir das zum Besten dient. Ich will nicht orientierungslos durchs Leben irren, sondern auf den Weg schauen, den du zeigst. Gib mir aber auch die nötige Geduld mit meinen Mitmenschen, weil doch auch du Geduld mit mir hast. Gib mir Kraft, sie, wenn nötig, zu tragen, weil auch du mich trägst. Gib mir die Bereitschaft, sie bei Bedarf zu trösten, weil auch du mich tröstest. Amen

Herzliche Grüße

Hans Löhr

Das passende Zitat: 
»Unruhestifter zurechtweisen, Kleinmütige trösten, sich der Schwachen annehmen, Gegner widerlegen, sich vor Nachstellern hüten, Ungebildete lehren, Träge wachrütteln, Händelsucher zurückhalten, Eingebildeten den rechten Platz anweisen, Streitende besänftigen, Armen helfen, Unterdrückte befreien, Gute ermutigen, Böse ertragen und – ach – alle lieben.« Aurelius Augustinus (354-430), Bischof von Hippo