Losung: Der HERR hat mich gesandt, zu verkündigen ein gnädiges Jahr des HERRN und einen Tag der Rache unsres Gottes. Jesaja 61,1.2
Lehrtext: Jesus spricht: Die Zeit ist erfüllt und das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen. Tut Buße und glaubt an das Evangelium! Markus 1,15
Liebe Leserin, lieber Leser,
hast du Angst vor Gott? Hast du Angst, er könnte mit dir ins Gericht gehen und dich bestrafen? Hast du ein schlechtes Gewissen, wenn du an ihn denkst und daran, dass nach seinen Maßstäben dein Leben manches zu wünschen übrig lässt? Dann, so behaupte ich, sind für dich Gott und Jesus Christus zweierlei. Dann könnte der eine dich mehr bedrohen als der andere dich liebt. Als Christ glaube ich nicht an Gott, wie ihn sich die Juden vorgestellt haben und noch heute vorstellen. Als Christ glaube ich, was im Neuen Testament steht, dass sich der allmächtige und unbegreifliche Gott, der Schöpfer von Himmel und Erde, in Jesus zeigt und mir nahe kommt.
Das konnte der Prophet Jesaja noch nicht glauben, der lange vor Jesus gelebt hatte. Er durfte für sein, in der babylonischen Gefangenschaft geschundenes Volk ein „gnädiges Jahr des Herrn“ verkündigen, die Rückkehr in die Heimat. Doch das musste aus seiner Sicht dann auch für die Feinde heißen, dass sich Gott selbst an ihnen rächen würde. (Losung) Das hatten doch auch die anderen Völker von ihren Göttern so erwartet. Aber Jesaja übersieht, dass sein Volk nicht unschuldig unterworfen und in die Verbannung deportiert worden war.
Die anderen Propheten sagten sehr klar, dass dies eine Strafe war dafür, dass Gott in seinem eigenen Volk keine Rolle mehr gespielt hat und sie eigenmächtig taten, was sie wollten. Die Babylonier waren für ihn nicht mehr und nicht weniger als sein Werkzeug, um das Gericht an seinem Volk zu vollstrecken.
Aber war das wirklich so? War Gott der strenge und strafende Richter für sein Volk?
Jesus hat so nicht gedacht, obwohl auch er allen Grund gehabt hätte, so ähnlich wie Jesaja zu reden. Er schrie nicht nach Rache an den Römern, die sein Land im eisernen Griff ihrer Militärdiktatur hatten. Er sagte stattdessen: „Schaut weniger auf die politischen Verhältnisse und mehr auf euch selbst und ändert euch. Tut Buße", wortwörtlich übersetzt: "Besinnt euch, denkt um und schlagt einen neuen Weg ein. Die Zeit hat sich geändert. Was die Vorfahren ersehnt hatten, hat sich erfüllt. Gott selbst ist nahe herbeigekommen. Das ist die gute Botschaft (Evangelium). Die sollt ihr glauben. Ihr könnt ihr vertrauen."
Und was wäre der neue Weg, den wir einschlagen könnten? Ich kenne nur den, den Jesus uns zeigt, wenn er sagt: "Liebe Gott und deine Mitmenschen wie dich selbst. Das ist alles." Liebe statt Strafe und Rache, ja sogar Feindesliebe. Keine Schuldvorwürfe mehr gegen andere. Stattdessen Selbstbesinnung, Selbstkorrektur und unbedingtes Vertrauen, dass dieser Weg Gottes Weg ist, die "rechte Straße" (Psalm 23) auf der er mich führt.
Puh, das ist anspruchsvoll. Denn jetzt habe ich nichts mehr, worauf ich mich hinausreden könnte. Keinen, auf den ich Schuld schieben könnte. Stattdessen muss ich selbst die komplette Verantwortung für mein Leben übernehmen, mich selbst ändern, wenn ich will, dass sich in meinem Leben etwas ändern soll. Stattdessen muss ich werden, was nur wenige sind: erwachsen.
Gebet: Herr, es ist zu einfach, die Schuld für das, was mir nicht passt oder nicht gelingt auf andere zu schieben. Aber dabei komme ich bei dir nicht weit. Du willst, dass ich als dein Sohn eigenverantwortlich lebe und mich bereitwillig für den neuen Weg entscheide, den du mir zeigst. Ich weiß, ich kann nicht von anderen erwarten, dass sie sich zu meinen Gunsten ändern, selber aber so bleiben wie ich bin. Ich bin es, der sich neu orientieren muss und die anderen so annehmen, wie sie sind. Dabei wirst du mir helfen. Amen
Herzliche Grüße
Hans Löhr
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