Mittwoch, 22. November 2017

Schafe!, Schafe! hl

LosungHilf deinem Volk und segne dein Erbe und weide und trage sie ewiglich! Psalm 28,9 

Lehrtext: Jesus spricht: Ich habe noch andere Schafe, die sind nicht aus diesem Stall; auch sie muss ich herführen, und sie werden meine Stimme hören, und es wird eine Herde und ein Hirte werden. Johannes 10,16 

Liebe Leserin, lieber Leser,

Schafe auf der Weide sind ein Hingucker. Wenn kleine Kinder aus dem Autofenster schauen rufen sie entzückt: „Schafe!, Schafe!“ Aber auch Erwachsenen zaubert der Anblick einer Schafherde mit ihrem Schäfer ein Lächeln ins Gesicht. Gründe dafür gibt es viele: Schafe gelten als harmlos, Lämmer sind süß, eine Herde mit Hirten in der Natur hat etwas Idyllisches an sich. In der Bibel gibt es noch andere Gründe, warum da Schafe eine so große Rolle spielen. Sie brauchen einen Hirten, ohne den sie nicht existieren könnten. Einen, der sie zu nahrhaften Weidegründen führt, zu Wasserquellen, der sich um sie kümmert und sie bei Gefahr beschützt. So wie es der Psalm 23 „Der Herr ist mein Hirte“ beschreibt.
     Das kommt auch in der heutigen Losung zum Ausdruck. Der Mensch, der diesen Satz zum ersten Mal gebetet hat, wusste, dass er sein Schicksal nicht allein in der Hand hat und auch sein Volk ohne Gottes Schutz in Gefahr gerät. Natürlich gab es auch damals Verantwortliche in Politik und Kirche, Könige, Priester, hohe Beamte, Militärs... Aber die Geschichte zeigt, dass auf sie nur bedingt Verlass ist. Darum bittet jener Mensch, dass Gott sein Volk segnen, versorgen und sicher durch die Zeiten tragen möge.

    Schade, dass wir nach dem Scheitern der Sondierungsgespräche in Berlin auf absehbare Zeit keine stabile Regierung haben werden. Aber ich bin zuversichtlich, dass es eine konstruktive Lösung geben wird. Jetzt müssen alle kühlen Kopf bewahren und Geduld haben, die politisch Verantwortlichen genauso wie wir, die Bürgerinnen und Bürger.
     Noch zuversichtlicher aber bin ich, dass Gott seine Menschen nicht im Stich lässt, dass er uns auf seine Weise „weidet“ und in die Zukunft führt. Würde ich das nicht glauben, wäre mir um die Zukunft vor allem meiner Kinder und Enkel bang. Aber auch wenn wir von ihm geführt werden, wir müssen schon auch selbst etwas zur Gestaltung stabiler Lebensverhältnisse beitragen und dabei bereit sein, auf ihn zu hören und ihm zu folgen.

     Im Lehrtext spricht Jesus von „anderen Schafen“. Das sind wir, die wir nicht zum Volk der Juden gehören, aus dem er kommt. Mit ihnen zusammen und nicht ohne sie und ebenso mit den Menschen aus anderen Völkern und Religionen sollen wir eine Herde werden, seine Herde, sein Volk. Und er wird unser aller Hirte sein. 
     Ja, das ist Zukunftsmusik. Aber eine, die man jetzt schon hören kann so wie das Lied aus Beethovens neunter Sinfonie, deren vierter Satz zugleich die Europahymne ist: „Freude schöner Götterfunken … Alle Menschen werden Brüder, wo dein sanfter Flügel weilt.“ In diesem Gedicht ist es allgemein die Freude, die uns zu Brüdern und Schwestern macht. In der Bibel ist es die spezielle Freude, von der der Engel in Bethlehem singt: „Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird, denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus der Herr!“ Das ist für mich der Grund, warum ich mich freuen kann. Und diese Freude verbindet uns Menschen gleich welcher Herkunft, statt uns zu trennen. Sie will uns verbrüdern, statt verfeinden. Sie wird uns erlösen, statt verdammen. Diese Freude hat Hand und Fuß. Sie liegt in der Krippe. In ihr kommt Gott zu uns, der große Menschenhirte.

Gebet
Schaue die Zertrennung an,
der kein Mensch sonst wehren kann;
sammle, großer Menschenhirt,
alles, was sich hat verirrt.
Erbarm dich, Herr! 
(EG 262,3 Johann Christian Nehring, 1704)

Herzliche Grüße

Hans Löhr

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