Losung: Aber mit dir will ich nicht
ein Ende machen. Ich will dich mit Maßen züchtigen, doch ungestraft kann ich
dich nicht lassen. Jeremia 30,11
Lehrtext: So demütigt euch nun unter die
gewaltige Hand Gottes, damit er euch erhöhe zu seiner Zeit. 1.Petrus 5,6
Liebe
Leserin, lieber Leser,
immer,
wenn ich das Bibelwort aus dem Lehrtext lese, muss sich an meinen Studienfreund
Karl denken. Als er das erste Mal Beichte und Abendmahl feiern sollte, war er sehr aufgeregt. „Hoffentlich
mache ich alles richtig“, ging es ihm durch den Kopf. Dann war es soweit. Er
stand in seinem neuen Talar vor der Gemeinde mit dem Buch für die Beichtfeier in
der Hand und sagte: »Demütigt euch
vor mir mit dem lebendigen Gott!«
Fällt dir etwas auf? Falls nicht, dann vergleiche
seinen Satz mit dem Lehrtext. Richtig hätte es also heißen müssen: „Demütigt
euch mit mir vor dem lebendigen Gott.“
Karl jedenfalls wurde schamrot, als ihm dieser Satz entglitten war. Ob im
Gottesdienst außer ihm das jemand gemerkt hat? Gerade bei liturgischen
Formeln hören viele nicht so genau hin, weil sie entweder kompliziert
oder allzu geläufig sind. Wir, seine jungen Kollegen damals, haben jedenfalls schallend
gelacht, als er uns das erzählte, zumal Karl sonst sehr gewissenhaft ist.
Ich kann inzwischen damit nichts mehr anfangen,
dass ich mich vor Gott oder »unter seine gewaltige Hand« demütigen soll, damit
er mich erhöhe. Ist das denn überhaupt noch Demut, wenn ich bereits darauf
schiele, dass ich dafür »erhöht“ werde?
Wenn ich schon andere auffordere, sich vor Gott zu
demütigen, dann muss ich selbst ein Musterexemplar von Demut sein. Aber kann
ich dann andere überhaupt noch dazu auffordern? Kann ein Demütiger fordern?
Wenn, dann so wie Jesus, der sagt: »Kommt her zu
mir alle, die ihr belastet seid. Ich will es euch leichter machen. Lernt von
mir: Ich bin von Herzen demütig.« (Matthäus 11,28)
Was ich von ihm lernen soll, kann ich an seinem
Leben ablesen oder in Johannes 13 nachlesen, wo er seinen Jüngern die Füße
wäscht und dazu sagt: »Ein Beispiel habe ich euch gegeben, damit ihr tut, wie
ich euch getan habe.« (Johannes 13,15) Er fordert nicht andere auf, sondern dient selbst, trägt meine Lasten,
erleichtert mein Herz und gibt mir so ein Beispiel, was es heißt, demütig zu sein.
Und im
Matthäusevangelium sagt er zum selben Thema: »Ihr wisst: Die Herren der Welt
unterdrücken ihre Leute und lassen sie ihre Macht spüren. Bei euch muss es
anders sein! Wer unter euch groß sein will, soll euer Diener sein, und wer an
erster Stelle stehen will, soll euch dienen wie ein Knecht. Auch ich, der
Menschensohn, bin nicht gekommen, um mich bedienen zu lassen, sondern um zu
dienen.« (Matthäus 20,25-28)
Der ursprüngliche Sinn des alten deutschen Wortes
„Demut“ heißt Dienemut, also Mut und Bereitschaft zum Dienen. In diesem Sinn
war Jesus demütig. So will auch ich mich von ihm auffordern lassen, ihm zu dienen in denen, die meine Hilfe brauchen.
Übrigens 1, ein Minister, ein Bischof, ein Arzt,
ein Richter, ein Pfarrer etc. und auch die Frauen in diesen Funktionen sind in
erster Linie nichts anderes als „Dienstleister“. Ihre Aufgabe ist es, den
Menschen, für die sie da sind und von denen sie bezahlt werden, nach besten
Kräften zu dienen statt über sie zu herrschen.
Übrigens 2, im Evangelium werden die herrschenden Verhältnisse nicht bekräftigt, sondern vom Kopf auf die Füße gestellt. In der Realität ist es anders. Darum sollen Christen »fröhliche Partisanen des lieben Gottes« (Karl Barth) sein, auch in der Kirche. Wäre das auch was für dich?
Gebet: Herr, du sagst,
du bist mein Diener. Dich so zu sehen, fällt mir schwer. Und doch trifft es zu,
da du Tag und Nacht für mich da bist. Du dienst mir mehr als eine fürsorgliche Mutter
ihrem Kind. Darum habe ich allen Grund, dir dankbar zu sein. Gib auch mir die
Bereitschaft und Kraft dir in meinen Mitmenschen zu dienen, die Hilfe brauchen.
Amen
Herzliche
Grüße,
Ihr
/ dein Hans Löhr
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