Losung: Der HERR hat mich gesandt, zu trösten alle Trauernden. Jesaja 61,1.2
Lehrtext: Selig sind, die da Leid tragen; denn sie sollen getröstet werden. Matth. 5,4
es passieren so abgrundtief traurige
Sachen, dass man nicht mehr von Trost reden möchte oder kann. Wenn ein Kind
stirbt, was willst du da der Mutter noch sagen? Am besten ist dann wohl, dass
ich sie in den Arm nehme und vielleicht noch ihren Namen sage. Mehr geht im
ersten Moment nicht. Ich muss ihre Trauer, ihren Schmerz unter allen Umständen
respektieren, darf das nicht kleinreden und nicht wegtrösten. Ich muss es
gegebenenfalls akzeptieren, dass sie mich weggeschickt, weil sie in ihrem
Schmerz erstmal allein sein muss. Ich muss meine Hilflosigkeit selbst
aushalten. Und vielleicht ist das sogar so etwas wie ein erster, leiser Trost,
dass die Trauernde spürt, andere sind ebenfalls hilflos und trostlos wie ich.
Vielleicht.
Jeder Mensch trauert anders. Darum gibt es keine Patentrezepte für Trost. Und
jeder muss seinen ganz persönlichen Trauerweg gehen, muss mit dem Verlust leben
lernen. Das gilt auch, wenn eine Freundschaft oder Partnerschaft zerbricht. Vor
allem gilt es, wenn einem eine nicht heilbare Krankheit den Boden unter den
Füßen wegzieht und der Tod unausweichlich ist.
Ja, jeder trauert anders. Doch die meisten durchlaufen auf diesem Weg ähnliche
Stationen, die die Psychotherapeutin Elisabeth Kübler-Ross entdeckt hat:
1. Leugnen
In der ersten Phase bekommst du die Nachricht, dass du an einer unheilbaren
Krankheit leidest. Du willst die Nachricht absolut nicht wahrhaben und
auch die trauernden Angehörigen leisten oft starken Widerstand, sich der
Tatsache zu stellen. "Wahrscheinlich handelt es sich um eine Verwechslung
oder eine Fehldiagnose!“, so die Gedankengänge.
2. Wut
In der zweiten
Phase rücken die Gefühle in den Vordergrund. Zorn und Wut stellen
sich ein! Der Schmerz eines bevorstehenden Todes lässt uns in verschiedene
Richtungen klagen und anklagen. Die Ärzte, Gott, das Universum – wir versuchen
den Frust an einem Schuldigen festzumachen. Wir neigen in dieser
Phase zu unüberlegten Kurzschlussreaktionen wie Hass-Mails oder wilden
Vorwürfen an unsere Mitmenschen.
3. Verhandeln
Diese Phase ist
oft eng verzahnt mit Phase Eins und beschreibt den Wunsch, das eigene Schicksal
mit bestimmten Handlungen abwenden zu können. Zum Beispiel versprichst du
dir, ab jetzt immer gesund zu essen, das Rauchen einzustellen oder schlechte
Angewohnheiten abzustellen. Getreu dem Motto: "Ich tue etwas
Gutes und bekomme dafür etwas Gutes zurück." Die Krankheit wird als eine
Art Strafe für schlechtes Benehmen aufgefasst.
4. Depression
Ab jetzt gibt
es kein Zurück mehr. Nachdem man sich längere Zeit erfolglos gewehrt hat, wird
die Wucht der Bedrohung jetzt als unvermeidbar angesehen. Dies lässt
uns resignieren. Du fühlst dich schwach, allein und hilflos. Trauernde
Angehörige können oft selber mit der Situation nicht umgehen und sind
ebenfalls depressiver Stimmung.
5. Annahme
Mit der Zeit
machst du deinen Frieden mit der Diagnose und versuchst, deinen
Alltag angenehm zu bewältigen. Du lernst, das Leben zu schätzen und
nutzt die verbleibende Zeit - so gut es geht! Auch bist du jetzt in
der Lage, trauernde Angehörige, die noch nicht so weit sind, mit deiner reifen
Einstellung zu beruhigen und Trost zu spenden. - Aber natürlich gibt es auch
bei dir immer mal wieder Momente, in denen du sehr traurig und verzweifelt
bist. Das ist menschlich und auch besser für deine Seele, als alles in dich
hineinzufressen. (übernommen aus brigitte.de)
Ich finde es
gut zu wissen, dass die Depression nicht die letzte Station ist, sondern dass
viele dahin kommen, den Lebensverlust anzunehmen. Ob das Trost ist, weiß ich
nicht. Aber es ist zumindest so etwas wie innerer Friede.
Nein, ich will
niemanden, der einen schweren Verlust erlitten hat, auf irgendein Jenseits
vertrösten. Aber nach meiner Erfahrung tut es einem Sterbenden gut, wenn ich
für ihn bete, ihm die Hand auflege und ihn segne. Doch dazu will ich mir Zeit
lassen, ersteinmal an seinem Bett sitzen, ihm, wenn möglich, zuhören, seine
Hand halten und ihn spüren lassen: Ich bin jetzt für dich da. Und wenn ich ihn
kenne und weiß, dass ihm der Glaube etwas bedeutet, dann singe ich noch ein
oder zwei Lieder, zum Beispiel das Kinderlied EG 593 „Weil ich Jesu
Schäflein bin“ oder vom Morgenlied EG 455 „Gott des Himmels und der
Erden“ die Verse 1, 5 und 6.
Und vielleicht
ist auch das ein Trost, dass ich bei ihm bin in dem festen Vertrauen, dass er
auch im Tod nicht verloren geht, sondern in Gott bleibt und bei ihm geborgen
ist. Ich muss das nicht sagen, aber ich möchte ihn das durch meine eigene Ruhe
und Zuversicht spüren lassen. Ob das gelingt, ist dann Gottes Sache.
Und diejenigen,
die um ihn trauern? Sie sollen sich dafür so viel Zeit nehmen dürfen und so
viel Verständnis bekommen wie sie brauchen. Und dann wird auf die Dauer der
Zeit unmerklich das Leben wieder nach ihnen greifen und sie zurückholen in den
Alltag. Dann werden sie früher oder später wieder lachen und sich freuen
können. Und werden doch etwas von der Trauer in ihrem Herzen bewahren als einen
kostbaren Schatz, der ihnen hilft, in Frieden und Dankbarkeit an den
Verstorbenen zu denken.
Gebet: Herr, ich möchte beizeiten lernen, dass
ich auch wieder hergeben muss, was mir kostbar ist. Und ich möchte bis zuletzt
darauf vertrauen können, dass du für mich da bist zu jeder Zeit und an jedem
Ort. Wenn ich gehe, dann gehe ich in deine Arme. Da bin ich daheim. Amen
Herzliche Grüße,
Ihr / dein Hans Löhr
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