Lehrtext: Eine Sünderin trat von hinten zu Jesu Füßen, weinte und fing an, seine Füße mit Tränen zu netzen und mit den Haaren ihres Hauptes zu trocknen, und küsste seine Füße und salbte sie mit dem Salböl. Jesus aber sprach zu der Frau: Dein Glaube hat dir geholfen; geh hin in Frieden! Lukas 7,38.50
Liebe Leserin, lieber Leser,
Hast du Vorurteile gegenüber bestimmten Leuten? Ich schon. Sollte ich nicht. Ich weiß. Aber ich habe sie nun mal. Einige konnte ich Gott sei Dank inzwischen ablegen, zum Beispiel gegenüber Homosexuellen oder Russen. Ich hatte sie von meinen Eltern erworben, deren Einstellungen in der Zeit der Weimarer Republik und des Nationalsozialismus geprägt worden waren und die sie an mich eher unbewusst weitergeben haben. Eigentlich war ich als Kind gegenüber vielem, was mir fremd war, sowieso voreingenommen.
Manchmal kamen „Zigeuner“, so sagte man damals, in unser Dorf. Die hatten einen schlechten Ruf und galten als Diebe. Erst viel später habe ich erfahren, was die Nazis an ihnen verbrochen hatten. Juden gab es keine mehr. Sie und ihr Schicksal wurden totgeschwiegen. Doch schon wer einen fremden Dialekt gesprochen hatte, war mir irgendwie suspekt.
Heute ist für mich die sexuelle Orientierung anderer ihre Angelegenheit. Die Russen sind für mich Menschen wie du und ich und die „Zigeuner“, jetzt Sinti und Roma, ebenso.
Ob es überhaupt Menschen ohne Vorurteile gibt?
Im heutigen Wort aus dem Lukas-Evangelium geht Jesus auf den Ärger seines Gastgebers, des Pharisäers (1) Simon, ein. Der ließ sich deutlich anmerken, wie sehr er diese Prostituierte (2) verachtete, die plötzlich in seinem Haus auftauchte. „Sie trat von hinten zu Jesu Füßen, weinte und fing an, seine Füße mit Tränen zu netzen und mit den Haaren ihres Hauptes zu trocknen, und küsste seine Füße und salbte sie mit dem Salböl.“ (3)
Der Pharisäer
Darüber war der fromme Simon verständlicherweise erbost. Denn erstens war die Frau nicht eingeladen und zweitens galt sie nach den damaligen Vorstellungen im Judentum als unrein. So eine wollte er nicht in seinem Haus haben. Und schon gar nicht sollte sie seine Gäste belästigen.
Die Frau
Die Prostituierte aber sagt mit ihrer Geste: „Jesus, wenn mich auch alle verachten, du nicht. Sei du auch mein Gast. Komm in mein schwieriges Leben, so wird meine wunde Seele gesund.“
Jesus
Und er? Er hat sie nicht mit seinen Füßen weggestoßen. Hat sie nicht wie Dreck behandelt wie das die Simons dieser Welt tun. Er sah in ihr nicht die Prostituierte. Er blickte tiefer. Er sah einen Menschen in Not. Und er „sprach zu der Frau: Dein Glaube hat dir geholfen; geh hin in Frieden!“ (2)
Das Problem hier ist nicht die Sünderin, sondern der selbstgerechte Pharisäer. Wer mit einem anderen grundsätzlich nichts zu tun haben will, wer ihn aus moralischen oder anderen Gründen verurteilt oder gar verachtet, - der ist das Problem. Und vielleicht würde es ihm helfen, so zu beten, wie auch ich es immer wieder nötig habe:
Gebet: Herr, womit auch immer ich zu dir komme, du stößt mich nicht zurück. Denn du weißt, warum ich so bin wie ich bin. Du kennst auch meine Probleme, die ich mit denen habe, die nicht meinen Werten entsprechen. Hilf mir in meinen Schwierigkeiten, heile mich von meinen Vorurteilen und vergib mir meine Selbstgerechtigkeit. Amen
Herzliche Grüße,
Ihr / dein Hans Löhr
(1) Pharisäer: Im Judentum zur Zeit Jesu waren Pharisäer eine religiöse und politische Partei. Sie legten das Gesetz Mose streng aus und grenzten sich von anderen ab, die sie als unrein betrachteten.
(2) Die seit der frühen Kirche wahrscheinlichste Erklärung. Manche glauben, sie sei Maria Magdalena gewesen.
(3) Lukas 7,38.50, der heutige Lehrtext. Die ganze Geschichte steht in Lukas 7,36-50
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1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen. Ich lege Losung und / oder Lehrtext aus, weil das Nachdenken über Bibelworte den Glauben reifen lässt. ***************************************************
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Danke für diese Auslegung . Das ERINNERN an die Vorurteile haben wir sicher fast alle nötig . Ich wünsche uns , dass es uns gelingt vorurteilsfrei durch unser Leben zu gehen.
AntwortenLöschenLieber Herr Löhr vielen Dank für Ihre Auslegung ja Vorurteile habe ich reichlich und brauche Gottes Hilfe um sie abzulegen jeden Menschen mit Gottes Augen sehen und in Liebe zu begegnen das wünsche ich mir sehr für mich und scheitere doch immer wieder aber Jesus ist größer und bringt mich auf dem richtigen Weg ihnen und ihrer Familie Gottes reichen Segen herzliche Grüße Angelika
AntwortenLöschenVater bitte hilf mir, dass ich keinen Menschen verachte, auch wenn er anderer Meinung ist als ich es bin. Lehre mich immer wieder, dass alle Deine geliebten Kinder sind. Bitte hilf Du mir auch weiter in meinen großen Schwierigkeiten. Ich wünsche allen einen behüteten und gesegneten Tag.
AntwortenLöschenJa, das mit den Vorurteilen, mit den Schubladen dieser Welt, ist so eine Sache und kaum einer kann sich wohl davon frei machen. Vielen Dank, dass ich heute wieder daran erinnert werde diese "Schubladen" auf zu lassen und somit offen für alle Mitmenschen zu sein.
AntwortenLöschenDanke, dass Sie mich mit Ihren Auslegungen immer wieder in die Spur bringen. Ute
AntwortenLöschenLiebet eure Feinde umd Betet für sie.
AntwortenLöschenIch bin mit Leib und Seele Demokrat.
Aber was sich hier in den letzten Jahren in Deutschland abspielt spottet jeder Beschreibung.
Allein das letzte Interview mit Frau Weidel und den ganzen Inzenierungen im Hintergrund macht mich betroffen.
Ich würde die AFD selber nicht wählen,aber wie mit ihr einer Demokratisch gewählten Partei umgegangen wird macht mich traurig.
Das ist eben Demokratisch das man auch andere Meinungen bzw. Mehrheiten anderer Akzeptiert,das muss man Aushalten.
Habe viele Gespräche geführt mit Menschen die AFD gewählt haben und muss sagen,sie haben in vielen Punkten recht,weil ich sie versucht habe zu verstehen und nicht sie gleich in eine Schublade gesteckt habe.
Und wenn ich ehrlich bin macht mir die Politik der alt Parteien viel mehr Angst.
Und sie haben keine Antworten auf die Fragen was die Mehrheit der Bevölkerung wirklich beschäftigt.
Nein sie fahren unser Land Wirtschaftlich an die Wand,nein noch schlimmer sie sind regelrechte Kriegstreiber und ziehen uns wieder in einen Krieg,das grenzt schon an Faschismus.
Für mich sind wir auf dem Weg in eine Diktatur.
Ein kluger Kopf hatte mal gesagt der Faschismus wird wiederkehren,er wird sich aber dann Antifaschismus nennen. 🙏