Dienstag, 31. August 2021

Amen, so soll es sein hl

Losung: So spricht der HERR: Gleichwie ich über dies Volk all dies große Unheil habe kommen lassen, so will ich auch alles Gute über sie kommen lassen, das ich ihnen zugesagt habe. Jeremia 32,42 

Lehrtext: Meine Lieben, wir sind schon Gottes Kinder; es ist aber noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden. 1.Johannes 3,2

 

Liebe Leserin, lieber Leser,

 

und wieder zitiere ich Thomas Mann und sage: "Gott ist nicht das Gute, sondern das Ganze". Er ist die alles (!) bestimmende Wirklichkeit. Anders kann ich ihn nicht denken, anders nicht glauben. Er ist die Kraft, die alles hält, auch dich. Doch seine Anziehungskraft ist nicht wie in der Physik die Krümmung des Raums, sondern seine Liebe. Er ist jenseits von Raum und Zeit und doch mittendrin, mittendrin in deinem und meinem Leben.

          Ich kann über menschliches Leid nachdenken und dazu den einen oder anderen hoffentlich nicht banalen Satz sagen. Aber mein Denken stößt schnell an seine Grenzen. Es geschieht Unheil, das mich fassungslos und sprachlos macht. Doch es geschehen auch Dinge, die mich sprachlos machen vor Freude. 

     Was wird, weiß ich nicht. Was ich sein werde, ist noch nicht offenbar (Lehrtext). So oder so, er ist und bleibt mein Gott. Ihm danke ich mein Glück. Zu ihm fliehe ich in meinem Unglück. Denn was er war und ist und sein wird, ist längst offenbar: Der barmherzige Vater, der in der Not bei mir ist und bei dir und uns auch wieder mit guten Tagen segnet. 

     Gott ist das Ganze. Alles hat mit ihm zu tun. Er begegnet mir im Guten, doch auch das Böse geschieht nicht ohne ihn. Warum? Ich weiß es nicht. Doch das glaube ich: er lässt uns beide nicht allein.

Gebet: Herr, dir klage ich all das Entsetzliche, was in dieser Welt Tag für Tag geschieht. Ich verstehe es nicht und bringe es mit dir nicht zusammen. Doch du lässt deine Welt nicht im Stich. Du bleibst bei ihr und bei mir im leidenden Christus am Kreuz. Darauf bestehe ich. Du segnest mich auch wieder mit guten Tagen. Dafür danke ich dir.
Du allein bist mein Schicksal und sonst niemand; keine blinde oder böse Macht. Dir gehöre ich, ob mir Gutes 
widerfährt oder Böses. Das ist dein Wille, und ich sage: Amen, so soll es sein.

Herzliche Grüße!

Ihr / dein Hans Löhr

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Montag, 30. August 2021

Alles ans Licht hl

Losung: Weh denen, die mit ihrem Plan verborgen sein wollen vor dem HERRN und mit ihrem Tun im Finstern bleiben und sprechen: »Wer sieht uns, und wer kennt uns?« Jesaja 29,15 

Lehrtext: Alles wird offenbar, wenn's vom Licht aufgedeckt wird. Epheser 5,13

 

Liebe Leserin, lieber Leser, 

wenn schon bei uns Menschen Vieles ans Licht kommt, was verborgen und geheim bleiben sollte, so kommt bei Gott, der selbst das Licht ist, alles an den Tag.

Warum dann noch andere belügen und hinters Licht führen? Einmal kommt doch alles raus. Das gilt in der Politik, in der Gesellschaft, in der Wirtschaft genauso wie im Privatleben. Mancher schafft es, seine dunklen Geheimnisse mit ins Grab zu nehmen. Dann kommen sie eben hinterher ans Licht. Und wenn auch da nicht, dann vor Gott. Vor ihm ist jede und jeder ein offenes Buch.

Und was ist zum Beispiel mit den teuren Geheimdiensten? Müssen sie nicht im Verborgenen arbeiten? Nach meiner langen Erfahrung taugen Geheimdienste nichts. Das zeigt sich jetzt wieder in Afghanistan, wo sie die Lage komplett falsch eingeschätzt haben. Das war auch in der Vergangenheit so. Geheimdienste werden aus meiner Sicht in ihrer Wirksamkeit völlig überschätzt und in ihrer Gefährlichkeit unterschätzt. Ich denke dabei zum Beispiel an die geheimen Foltergefängnisse des amerikanischen Geheimdienstes CIA in Osteuropa. Offiziell gibt es sie nicht mehr. Aber wenn wir wüssten, was sich in Ost wie West, Nord wie Süd im Geheimen abspielt, ich glaube, uns allen würden – gelinde gesagt – die Haare zu Berge stehen.

Gott jedenfalls ist kein Geheimniskrämer und schon gar kein Finsterling, im Gegenteil. Er lässt uns mit Jesus tief in sein Herz blicken und offenbart uns in seinem Sohn, was er über uns denkt. Er sagt: »Ich weiß wohl, was ich für Gedanken über euch habe: Gedanken des Friedens und nicht des Leides, dass ich euch gebe Zukunft und Hoffnung.« (Jeremia 29,11) Denn »Gott ist Licht und in ihm ist keine Finsternis« (1. Johannes 1,5) Ihm kann ich vertrauen. 

Gebet: Herr, du bist die Wahrheit und die Aufrichtigkeit, du bist in jeder Hinsicht integer und unzweideutig. Darauf wie du durch Jesus zu mir sprichst und zu mir bist, kann ich mich ganz und gar verlassen. Darum habe ich vor dir allergrößten Respekt, aber keine Angst. Darum kann auch ich dir mein Herz vertrauensvoll öffnen und dich lieben. Amen

Herzliche Grüße!

Ihr / dein Hans Löhr

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Sonntag, 29. August 2021

Glauben heute hl

 Losung: Der HERR spricht: Wenn du dich zu mir hältst, so will ich mich zu dir halten. Jeremia 15,19 

Lehrtext: Jesus spricht: Wer mich liebt, der wird mein Wort halten; und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen. Johannes 14,23

 

Liebe Leserin, lieber Leser,

 

als Christ verstehe ich die Losung aus dem Alten Testament so: „Der Herr spricht: Weil ich mich zu dir halte, so kannst du dich zu mir halten.“

 

Als aufmerksamer Leser des Neuen Testaments verstehe ich den Lehrtext so: „Jesus spricht: Weil dich mein Vater zuerst geliebt hat, darum kannst du mich lieben und wirst mein Wort halten, und wir sind zu dir gekommen, um bei dir zu bleiben.“

 

In beiden Fällen behält Gott die Initiative, kommt es auf ihn an. Aber spricht denn Gott zum Propheten Jeremia und zum Evangelisten Johannes anders als zu mir? Nein. Jene haben Gott und Christus im Rahmen ihrer Voraussetzungen, ihrer Möglichkeiten und ihres Glaubens verstanden. Jene hatten keine Bibel wie wir sie haben. Sie hatten viel weniger Überlieferungen als sie uns zur Verfügung stehen und haben somit weniger Kenntnisse von den Glaubenserfahrungen anderer, die später in die Bibel aufgenommen worden sind.

Wir aber können auf einen reichen Bibelschatz zurückgreifen und auf 2000 Jahre Glaubenszeugnisse, die sich inzwischen angesammelt haben. Es bleibt mir gar keine andere Wahl, als die biblischen Schriften auf dieser Grundlage zu lesen und mit meinen Erfahrungen in meiner Zeit neu zu entdecken. 

Ich bin nicht Sklave toter Buchstaben, sondern frei im Geist, die Bibel im Licht des Evangeliums mit meinem Glauben zu verstehen. 

Gebet: Herr, du hältst dich zu mir, darum kann ich mich zu dir halten. Du hast mich schon geliebt, bevor ich geboren wurde, darum kann auch ich dich lieben. Du warst bei mir, noch bevor ich dich erkennen konnte. Und du bleibst auch dann noch bei mir, wenn ich von dieser Welt gegangen bin. Du hast alles in der Hand. Du bist mein Schicksal. Dir gehöre ich. Gott sei Dank. Amen

Herzliche Grüße!

Ihr / dein Hans Löhr

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Samstag, 28. August 2021

G.O.T.T. – Teil 2 hl

Losung: Ich will ihnen ein anderes Herz geben und einen neuen Geist in sie geben. Hesekiel 11,19 

Lehrtext: »Kehrt um zu Gott!«, forderte Petrus sie auf. »Jeder von euch soll sich auf den Namen von Jesus Christus taufen lassen! Dann wird euch Gott eure Sünden vergeben, und ihr werdet den Heiligen Geist empfangen. Euch und euren Kindern gilt diese Verheißung und allen, die fern sind, so viele der Herr, unser Gott, herzurufen wird. Apostelgeschichte 2,38+39

 

Liebe Leserin, lieber Leser,

 

was könnte der neue Geist sein, von dem die Losung spricht? Ich glaube, er hilft mir, dass ich nicht immer nur alte Formeln wiederhole, sondern Gott, mich und die Welt anders als üblich verstehe.

     Normalerweise ist Gott für viele sowas wie ein Supermensch, der denkt und sich verhält wie Menschen es tun nur eben in allem besser, größer, mächtiger. Da projiziert der Mensch sein eigenes Bild in überhöhter Form an den Himmel und nennt es dann Gott. So aber betet er letztlich sich selbst an.

In der Vorstellung von Chinesen ist Gott dann ein Chinese. In der Vorstellung der Schwarzafrikaner ist er schwarz. In der Vorstellung der Schwaben ist er ein Schwabe, ist er, was uns vertraut ist: weiß, ordentlich, tüchtig und deutsch. Und er soll tunlichst die Werte, Moral und Sitten unserer Kultur teilen. Doch Gott ist Gott und kein Mensch. Er ist anders. 


     Ja, auch wir können andere lieben, Familienmitglieder und Freunde, aber nicht bedingungslos und nicht jeden. Und schon gar nicht unsere Feinde. Wir wollen das auch nicht. Ja, wir sind bereit, anderen entgegenzukommen. Doch irgendwie erwarten wir auch eine Gegenleistung, wenigstens Freundlichkeit und Dankbarkeit. Und ja, wir sind tolerant, aber nur bis zu einem gewissen Grad. Mit Verbrechern und Extremisten wollen wir lieber nichts zu tun haben. Sie gehören bestraft. Gut, wenn sie hinter Schloss und Riegel sind. Und manche von uns fürchten sich regelrecht vor Obdachlosen, Behinderten, Schwerkranken und Toten. 

     Nun, das ist von mir vielleicht jetzt etwas pauschal und vereinnahmend ausgedrückt. Möglicherweise hast du ein anderes Bild von dir.


Gott hat keine Berührungsangst

     Gott aber ist Gott und kein Mensch. Er ist anders. Er hat keine Berührungsangst vor nichts und niemandem und auch sonst keine Angst. Er erwartet nichts von seinen Menschenkindern, gar nichts, weil er jeden von uns durch und durch kennt und weiß, wozu wir in der Lage sind. Darum straft und verdammt er nicht. Aber leider belohnt er auch nicht, wie sehr ich mich anstrenge, bei ihm lieb Kind zu sein. Er gibt jedem das Seine und wird jedem gerecht. Und er liebt jeden Menschen bedingungslos, jeden Schuldigen, auch den Verbrecher und Terroristen – doch nicht die Schuld und das Verbrechen. Er kann unterscheiden zwischen dem Menschen und seinen Taten. Seine Zuwendung gilt nicht zuerst denen ganz oben, sondern denen ganz unten. Doch er verachtet auch die Reichen und Mächtigen nicht.

     Und der Lehrtext? Sagt er nicht, dass ich erst bestimmte Vorleistungen erbringen muss wie Bekehrung und Taufe, bevor Gott mir vergibt? Ja, das sagt er. Und ich sage: Gott ist doch kein Krämer, der sich von mir mit bestimmten Leistungen "bezahlen" lässt bevor er zu einer Gegenleistung bereit ist. Er selbst hat in Christus „das Lösegeld“ für mich bezahlt (Markus 10,45; 1. Timotheus 2,6), hat die Leistung erbracht, wozu ich nicht in der Lage bin. Warum es in der Apostelgeschichte anders steht, hat mit ihrem Verfasser zu tun.


Sein Geist vertreibt die Furcht und schafft Vertrauen

     Den neuen Geist, von dem in der Losung die Rede ist, hat Gott uns mit Jesus Christus gegeben.  Er ändert und erfüllt die Herzen. Er ist kein Menschengeist, sondern Gottes heiliger Geist. Einer, der das Herz weit macht für seine Geschöpfe, für die Mitmenschen und seine Welt. Der die Furcht vertreibt und Vertrauen schafft. Der nicht ablehnt, sondern annimmt. Der nicht fordert, sondern schenkt. Nicht straft, sondern vergibt. Nicht verletzt, sondern heilt. Ich kann ihn nicht besitzen, aber darauf vertrauen, dass er immer wieder auch zu mir kommt so wie zu dir und allen, die offen sind für ihn.  

Gebet: Herr, ohne den Geist Jesu weiß ich nicht, wer und wie du zu mir bist. Ohne  den Geist des Evangeliums verstehe ich die Bibel nicht. Ohne deinen befreienden Geist kann ich mich dir nicht öffnen. Du wirst mir deinen Geist geben, damit ich dir vertrauen kann. Amen

Herzliche Grüße!

Ihr / dein Hans Löhr

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Freitag, 27. August 2021

Wie die Bibel zum Leben erwacht hl

Losung: Das Zeugnis des HERRN ist gewiss und macht die Unverständigen weise. Psalm 19,8 

Lehrtext: Alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit. 2.Timotheus 3,16

 

Liebe Leserin, lieber Leser, 

„Auf das, was Gott sagt, kann man sich verlassen. Es verhilft zu neuen Einsichten.“ – So kann man heute die Losung wohl am verständlichsten übersetzen. Und was sagt er? Spricht er mit Bibelworten zu uns? Viele meinen das. Ich denke und glaube, er spricht aus ihnen zu uns. Die Bibelsätze, so wie sie dastehen, sind ersteinmal Menschenworte. Sie werden zu Gottes Wort, wenn sie den Geist des Evangeliums atmen, den Geist Jesu. Jetzt erst bekomme ich Einsichten, die ich nicht hätte, würde ich nur die biblischen Verfasser beim Wort nehmen und nicht Gott.

Sein Wort aber, so lesen wir es im ersten Kapitel des Johannesevangeliums, ist Jesus Christus, der im Stall Geborene, der Liebhaber der Menschen, der Gekreuzigte und Auferstandene. Durch ihn und aus ihm spricht Gott zu dir und zu mir. Das verhilft mir zu neuen Einsichten, wer, was und wie Gott zu mir ist und wer und was ich bin. So kann ich mich, meine Mitmenschen und die ganze Schöpfung in einem neuen Licht sehen, im Licht seiner Liebe.

Der Lehrtext ist seit Jahrhunderten ein Lieblingswort christlicher Pädagogen zur Erziehung der Erwachsenen im Gottesdienst und der Kinder in der Schule. Er lässt mich fragen, ob die Erzieher selbst so erzogen waren und sind. Ich kann ihn unterschreiben, wenn mit der Bibel das Evangelium gelehrt wird, wenn, wie in der Bibel, die Mächtigen zurechtgewiesen werden, wenn durch die Bibel wir Pfarrer und Pfarrerinnen uns bessern und wir alle miteinander uns von der Bibel so erziehen lassen, dass wir einander gerecht werden.    

Gebet: Herr, die Bibel sagt mir nichts, wenn du nicht aus ihr zu mir sprichst, wenn du ihr nicht den Geist des Evangeliums einhauchst und sie so zum Leben erweckst. Darum danke ich dir für die Einsichten, die du mir damit geschenkt hast. So weiß ich, dass du deine Geschöpfe bedingungslos liebst und ich dir vertrauen kann. Amen

Herzliche Grüße!

Ihr / dein Hans Löhr

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Donnerstag, 26. August 2021

Wir sind das Volk! hl

Losung: Hilf deinem Volk und segne dein Erbe und weide und trage sie ewiglich! Psalm 28,9 

Lehrtext: Ihr seid das Volk, das er sich zu eigen machte, damit ihr verkündet die Wohltaten dessen, der euch aus der Finsternis in sein wunderbares Licht gerufen hat. 1.Petrus 2,9 

Liebe Leserin, lieber Leser, 

„Wir sind das Volk!“ – das war im Herbst 1989 in den Straßen von Leipzig der vieltausendstimmige Chor, der die Mächtigen von SED und Stasi zittern ließ. Jetzt konnten sie die Demonstranten nicht mehr als Feinde der Republik ausgrenzen. Jetzt wussten sie: Das Volk, jedenfalls eine große Zahl von Bürgerinnen und Bürgern, steht nicht mehr hinter uns. Wir haben sie uns zu Gegnern gemacht.

„Wir sind das Volk Gottes!“ (Lehrtext) Das können wir sagen hinter verschlossenen Türen und draußen auf den Straßen. Doch auch wir grenzen damit niemand aus. Wir laden alle ein, alle, das mit uns zu sagen. Jeder Mensch gehört zu seinem Volk. Jeder wird in „Gottes wunderbares Licht gerufen“. Es scheint allen, sogar mir.

Bei Gott gibt es keine Exklusivrechte und keinen Absolutheitsanspruch, schon gar nicht für Christen. Eigentlich schade. Ich wäre gern was Besonderes, was nicht alle anderen ebenfalls sind. Die Muslime halten sich doch auch dafür und ebenso die Mächtigen der katholischen Kirche. Offiziell sind wir Evangelischen in ihren Augen noch immer keine Kirche, sondern bloß eine Glaubensgemeinschaft – trotz aller Ökumene.

Na und? Ich lass mir von ihnen doch nicht vorschreiben, wer oder was ich für Gott bin. Ja, ich gehöre zu seinem Volk und bin sein Kind. Das sagt das Evangelium, die frohe (!) Botschaft von Jesus. Und ja, der Papst und die Kardinäle und erst recht alle Katholiken gehören auch dazu. Und die Mullahs und Imame und erst recht die Muslime. Und genauso die Buddhisten, Hindus, Atheisten und Juden. Alle sind sie Gottes Geschöpfe, alle gehören sie zu seinem Volk, sogar die Evangelischen.

 Ob sie das wissen oder nicht, ob sie das glauben oder nicht, spielt für Gott keine Rolle, nur für uns Menschen. Genauso wenig hat es eine Rolle gespielt, ob ich als Kind wusste, dass ich Deutscher bin. Ich war damals so oder so vom deutschen Rechtssystem geschützt und niemand durfte mit mir machen, was er wollte.

Aber wollte ich nicht was Besonderes sein? Bin ich doch, wenn auch mit allen anderen zusammen, auch mit dir. Und, unterscheidet mich denn nichts von ihnen? Habe ich denn keinen Vorteil, dass ich Christ bin?  Doch, ich muss mich nicht mehr abgrenzen und niemand ausgrenzen. Ich darf mich darüber freuen, dass ich so viele Menschengeschwister habe und mit ihnen einen Vater, dem ich vertraue.    

Gebet: Herr, du bist der Vater der Menschen und wir alle sind deine Kinder. Du bist für jeden da und grenzt niemand aus. Du wirst mir den Blick geben, dass auch ich sie alle als meine Schwestern und Brüder sehen kann. Amen

Herzliche Grüße!

Ihr / dein Hans Löhr

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Mittwoch, 25. August 2021

Schwule Gotteskinder hl

Losung: Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn und schuf sie als Mann und Frau. 1.Mose 1,27 

Lehrtext: Im Herrn ist weder die Frau ohne den Mann noch der Mann ohne die Frau; denn wie die Frau von dem Mann, so ist auch der Mann durch die Frau; aber alles von Gott. 1.Korinther 11,11-12

 

Liebe Leserin, lieber Leser,

 

jetzt packe ich den Stier der Homophobie, also der Angst vor Homosexuellen, bei den Hörnern und frage dich:
Wie stehst du dazu? Schuf Gott auch sie zu seinem Bilde? Schuf er sie als Schwule und Lesben so wie er auch diejenigen, die nicht homosexuell sind, zu seinem Bild geschaffen hat? Du merkst schon an meinen sperrigen Formulierungen, wie kompliziert es ist, sich angemessen auszudrücken. Und dann gibt es ja auch noch die sogenannten Diversen, die noch einmal geschlechtlich ganz anders empfinden.

Für mich war das früher kein Thema. Die Schwulen, das waren Sonderlinge, über die wir Heranwachsenden uns lustig gemacht haben. Damit war das Thema erledigt. Ich kannte auch keine, weil sie sich nicht zu erkennen gaben. Sie fürchteten zurecht, dann diskriminiert zu werden. Heute schäme ich mich dafür.
Ich weiß von evangelikalen Christen, die mit Bibelworten Homosexualität verurteilt haben bis, ja bis sie ein homosexuell veranlagtes Kind hatten. Im guten Fall haben sie ihre Einstellung korrigiert und es genauso angenommen wie die anderen Kinder. Im bösen Fall, haben sie ihr Kind verstoßen und schwere Schuld auf sich geladen.
Spätestens wenn Homosexualität in der Familie zum Thema wird, steht die eigene Einstellung gegenüber Schwulen auf dem Prüfstand.
Heute kann jeder, der will, wissen: Homosexuelles Empfinden ist keine Krankheit, sondern eine Veranlagung, mit der ein Mensch auf die Welt kommt. Sie kann nicht „geheilt“, sie kann nur akzeptiert werden. Und Barmherzigkeit und Liebe überbieten bei weitem die wenigen, negativen Bibelstellen zu diesem Thema, die oft noch falsch verstanden werden.

Alle kommen wir von Gott, der alles geschaffen hat (Lehrtext), egal welche sexuelle Orientierung, Hautfarbe oder Religion jemand hat. Und alle sind wir seine Kinder zu seinem Bilde geschaffen. Das gibt jedem einzelnen von uns seine Würde.

Gebet: Herr, du allein weißt, warum jeder Mensch so ist, wie er ist. Jeder ist einzigartig und kommt mit bestimmten Eigenheiten auf die Welt. Jeder braucht einen Platz, wo er von anderen akzeptiert wird und so sein darf wie er ist. Auch ich. Danke, dass ich von meinen Mitmenschen angenommen bin und nicht diskriminiert werde. Darum will auch ich die annehmen, die es schwer haben und die, die schwierig sind. Amen

Herzliche Grüße!

Ihr / dein Hans Löhr

PS: Gestern ist Charlie Watts gestorben, der Schlagzeuger der Rolling Stones. Er wurde 80 Jahre. Bin seit Herbst 1964 Fan der Stones und besonders ihres uneitlen Drummers. Ohne ihn gibt es Stones für mich nicht mehr. Hier zu seinem Andenken einer der bekanntesten Songs der Band: Angie

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Dienstag, 24. August 2021

Die Zauberformel hl

Losung: Seine Macht ist ewig und vergeht nicht, und sein Reich hat kein Ende. Daniel 7,14 

Lehrtext: Gott hat uns errettet aus der Macht der Finsternis und hat uns versetzt in das Reich seines geliebten Sohnes. Kolosser 1,13

 

Liebe Leserin, lieber Leser,

 

hat die Finsternis Macht über dich? Damit meine ich eine pessimistische, furchtsame Einstellung gegenüber der Außenwelt oder problematische Gefühle und Angewohnheiten, die das Zusammenleben mit dir erschweren. Es können auch Krankheiten, Enttäuschungen oder Verletzungen sein, die einen Schatten auf deine Seele werfen.

     Manche fühlen sich von okkulten Angriffen dämonischer und satanischer Mächte bedroht, andere von finsteren, politischen Mächten, die ihnen Chips einpflanzen oder Gift einimpfen oder ihnen auf andere Weise etwas antun. Natürlich sind da auch reale Bedrohungen wie die Klimakrise mit ihren vielfältigen Auswirkungen oder das Artensterben.

     Im Lehrtext heißt es heute: "Nein, die Finsternis hat keine Macht über dich. Du musst nicht vor ihrem Einfluss zittern. Du kannst im Licht von Jesus Christus leben." Natürlich kann dir auch dann etwas zustoßen. Doch dahinter stecken keine teuflischen Mächte. Das gehört zum Lebensrisiko, das jeder trägt, der geboren wird und einmal sterben muss.

     Mir jedenfalls begegnet in Jesus der barmherzige Gott, dem ich vertrauen kann, auf dessen Hilfe ich mich verlasse. Und dir doch auch. Und genau das ist die „Zauberformel“, die die Macht der Finsternis bricht: Gottvertrauen und Vernunft. Das ist das Licht in meinem Leben, welches die schwarzen Schatten vertreibt.

     Finstere, dämonische, satanische Mächte? Da kann ich nur sagen: Was soll’s? Gott hat mir Vernunft geschenkt und ist in Jesus Christus bei mir, überall und zu jeder Zeit. Solange ich das glaube, habe ich keinen Grund mich zu fürchten. Und du auch nicht.      

Gebet: Herr, mit dir an meiner Seite fürchte ich mich in keinem finsteren Tal und vor keiner finsteren Macht. Nun liegt es an dir, mir diesen Glauben und dieses Vertrauen zu schenken und Licht in meinem Leben zu sein. Amen

Herzliche Grüße!

Ihr / dein Hans Löhr

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Montag, 23. August 2021

Nur Gott ist heilig hl

Losung: /Der HERR spricht:/ Entweiht nicht meinen heiligen Namen. 3. Mose 22,32

Lehrtext: Wie der, der euch berufen hat, heilig ist, sollt auch ihr heilig sein in eurem ganzen Wandel. 1. Petrus 1,15

Liebe Leserin, lieber Leser,

das kann ich nicht, das will ich nicht. Ich will mir nicht diese unerfüllbare Forderung zu eigen machen, dass ich in meinem ganzen Verhalten heilig sein könnte (Lehrtext). Unter einem solchen Druck müsste ich zerbrechen. 

Nein, ich kann aus mir keinen Heiligen machen. Ich bin aber längst geheiligt durch Jesus Christus, noch bevor ich etwas für meine Heiligung tun konnte. Als ein solcher bin und bleibe ich zugleich ein fehlbarer Mensch, der Gott, seinen Mitmenschen und sich selbst die Liebe schuldig bleibt, mit der Christus mich liebt, damit ich sie weitergebe.

Niemand kann aus sich einen Heiligen machen. Niemand wird zu einem Heiligen, indem er von einem anderen Menschen heiliggesprochen wird. Es gibt keine Heiligen und es hat sie nie gegeben. Nur Gott allein ist heilig. Menschen aber, wie vorbildlich sie auch leben, sind immer nur von ihm geheiligt - ohne eigenes Zutun, allein aus Gnade, allein dadurch, dass er sie liebt. Das gilt auch für dich und - naja - auch für deinen schwierigen Nachbarn.

Gebet: Herr, du deckst mein Versagen mit dem Mantel deiner Heiligkeit zu. Vor dir muss ich mich nicht schämen. Du machst mir Mut, immer wieder neu zu beginnen und aus meinen Fehlern zu lernen. Du gibst immer wieder eine neue Chance. Danke

Herzliche Grüße

Ihr  / dein Hans Löhr


Sonntag, 22. August 2021

Wir lassen die Kirche im Dorf (Predigt) hl

Liebe Gemeinde,

die Kirchweih war in früheren Zeiten eines der wenigen Feste, meistens sogar das einzige Fest auf dem Dorf, an dem die jungen Leute ausgelassen sein konnten. Oft von den Pfarrern missbilligend beäugt, weil da getanzt und getrunken wurde und was  junge Leute sonst noch so tun.

Aber warum? So war halt die Zeit und die Moral. In vielen evangelischen Pfarrhäusern war, zumindest nach außen hin, immer Karfreitag. Selbst auf der Kirchweih sollte es nach damaligen Begriffen anständig und gesittet zugehen. Aber was ist das dann für ein Fest, wenn die jungen Leute und manche ältere keinen Spaß haben und nicht auch mal über die Stränge schlagen dürfen?! Versteht denn Gott keinen Spaß? Kann er, der die Freude geschaffen hat sich nicht mit seinen Menschenkindern freuen? Nein, er ist kein Spaßverderber, das zeigt Jesus, der auf der Hochzeit zu Kana 750 Liter Wasser in besten Wein verwandelt hat, damit das Fest weitergehen konnte. 750 Liter, das sind 1000 fränkische Bocksbeutel. Prost!

Ich freute mich jedes Mal, wenn im Thanner Bierzelt nicht nur die jüngeren Leute gefeiert haben, sondern auch unsere Seniorinnen, also die Damen vom Gemeindenachmittag. Sie saßen einträchtig auf einer Bierbank nebeneinander und haben sich über die Leute unterhalten, die aus- und eingingen. Da hatten sie ihren Spaß, und den hab ich ihnen von Herzen gegönnt genauso wie das Bier und das Salzknöchle auf ihrem Tisch. 

Schade, dass uns Corona nun schon zum zweiten Mal einen Strich durch unsere Zeltkirchweih gemacht hat. Aber nächstes Jahr holen wir das alles nach. Da bleibt dann kein Auge und keine Kehle trocken. Nein, die Thanner „Kerwa“ lassen wir uns von niemandem nehmen. Bis nächstes Jahr sind alle geimpft und dann gibt es keinen Anlass mehr, dass wir auf dieses Fest verzichten.

Ich denke, wir haben allen Grund, Kirchweih zu feiern, auch wenn vielen das nicht mehr bewusst ist. Was wäre denn unser Dorf ohne die Peterskirche? Und was die Kirche ohne die Dörfer unserer Gemeinde? Sie ist ja um der Menschen willen da. Hier feiern wir unsere Familienfeste und Jubiläen. Hier werden die Kinder und Enkel getauft. Hier werden sie konfirmiert. Hier werden die Brautpaare gesegnet. Hier nehmen wir Abschied von unseren Toten. Und immer wieder feiern wir hier an den Sonntagen und Feiertagen Gottesdienst: 

Am Erntedankfest stehen die Körbe mit den Erntegaben auf den Altarstufen. Am Ewigkeitssonntag brennen hier auf dem Altar die Kerzen für die Verstorbenen des letzten Jahres. Am ersten Advent hängt wieder der Kranz unter der Empore und das Adventstor vor dem Altar wird geöffnet. An Weihnachten steht unsere schöne Krippe vor dem großen Christbaum. An Ostern schmückt eine neue Osterkerze die Kirche. An Pfingsten stehen zwei Birken links und rechts vom Altar.

Und sooft wir uns hier treffen, heißt es zu Beginn: „Unsere Hilfe stehet im Namen des Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat. Wir sind hier zusammenkommen, um miteinander Gottes Wort zu hören, ihn mit unseren Liedern zu loben und zu preisen, das Brot des Lebens und den Wein der Versöhnung zu empfangen und alles, was ein jeder von uns auf dem Herzen hat, im Gebet vor Gott zu bringen.“

Wer weiß schon, meine Lieben, was hier in den vergangenen Jahrhunderten nicht schon alles vor Gott gebracht worden ist. Erinnerst du dich noch an das eine oder andere Gebet, das du hier leise gesprochen hast? An die Bitten in deiner Not und an den Dank für Gottes Hilfe und Segen? Erinnerst du dich noch an die Tränen, die du hier heimlich geweint hast und an die stille Freude, die du in deinen glücklichen Tagen hier empfunden hast?

Und so wie dir ging es hier deinen Eltern und Großeltern und all den Vorfahren, die du gar nicht mehr kennst. In den 20 Jahren, in denen ich nun schon hier mit euch Gottesdienst feiere, ist mancher Platz verweist. Aber ich weiß noch genau wo einst der Jul Dürnberger gesessen hat und der Schmied, der Heiner Schnotz und die Frau Schwab aus Thann. Oder der Karl Niedermüller, die Maria Binner und die Maria Braun aus Selingsdorf. Oder die Elise Kratzer, der Georg Seiler und der Meyers Schorsch aus Winkel. Oder der Heinz Herzog und der Hans Haberecker aus Kallert. Oder der Buckel Heiner, die Schmidts Luis samt Bruder Hans und die Frau Straßner aus Kaudorf und viele mehr, die ich hier jetzt nicht alle aufzählen kann. Sie alle liegen nun vor der Kirche auf dem Friedhof.

Inzwischen besuchen andere die Gottesdienste in der Thanner Kirche und sitzen auf ihren Plätzen. Ich bin zuversichtlich, dass das auch künftig so bleibt, dass immer wieder welche nachrücken und auch auf euren Plätzen einmal andere sitzen. Sie werden dann genauso wie ihr jetzt Gottes Wort hören, singen und beten. Man muss nicht immer gleich schwarz sehen.

Jeder von euch hat so seine ganz persönlichen Gründe, warum er hierher in den Gottesdienst kommt. Aber das verbindet uns miteinander, dass wir uns hier unserem wunderbaren Gott nahe fühlen, dem Schöpfer von Himmel und Erde, von dir und mir, unserem barmherzigen Vater. Und dass hier das Evangelium von unserem Herrn Jesus Christus verkündigt wird, der Gottes Liebe zu uns auf die Erde gebracht hat, durch den uns vergeben ist und wir eine lebendige Hoffnung haben, die über den Tod hinausreicht.

Das alles geschieht hier in der Peterskirche, deren Weihe wir jetzt feiern. Und so wollen wir uns heute aufs Neue versprechen: Wir lassen die Kirche im Dorf. Wir halten dieses Haus in Ehren, das unsere Vorfahren gebaut haben und wir ehren in ihm unseren Gott, wie auch sie ihn geehrt haben. 

Denn in all den Stürmen der Zeit und unseres Lebens finden wir hier Zuflucht und Trost, bekommen wir neuen Lebensmut und schöpfen wir neue Hoffnung. Hier fassen wir Vertrauen zu unserem Gott, der bei uns ist und bleibt in guten wie in schlechten Zeiten und der seine schützende und segnende Hand über unsere Gemeinde hält und jeden, der bei uns wohnt. 

Das, liebe Freunde, ist doch Grund genug, dass wir jedes Jahr aufs Neue Kirchweih feiern. Heuer noch mit gebremstem Schaum. Nächstes Jahr aber wieder so, wie wir es seit vielen Jahren gewohnt sind. Denn die Thanner und die Bewohner aus den Dörfern unserer Gemeinde lassen sich die Freude am Leben nicht verderben. Auch sie ist schließlich Gottes Geschenk. Amen

Samstag, 21. August 2021

Gott kommt zuvor

Losung: Ehe sie rufen, will ich antworten; wenn sie noch reden, will ich hören. Jesaja 65,24

Lehrtext: Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren. Römer 5,8

Liebe Leserin, lieber Leser,

"Gott weiß, was du brauchst, noch ehe du ihn darum bittest" (Matthäus 6,8). So sagt es Jesus  und nimmt damit den Gedanken aus dem  heutigen Losungswort auf. Für mich heißt das: Gott braucht meine Bitten nicht, sondern ich. Er weiß ohnehin, was zu tun ist und was nach seinem Willen geschehen wird. Und er tut das zu seiner Zeit. 

Mich aber beruhigt, wenn ich ihm gesagt habe, was mir auf der Seele liegt und was ich mir von ihm wünsche. Dann, so meine ich, habe ich meine Anliegen an ihn abgegeben. Dann ist er dran, obwohl er schon längst am Werk ist, das Richtige für mich zu tun noch bevor ich meinen Mund aufgetan habe.

Noch mehr beruhigt mich, wenn ich darauf vertraue, dass er für mich da ist, auch wenn ich ihn nicht darum gebeten habe. Gott macht sich nicht von meinem Glauben und meinen Bitten  abhängig. Er tut für mich, was aus seiner Sicht dran ist, auch wenn das nicht immer meinen Wünschen entspricht.

Er kommt mir in jeder Hinsicht mit seiner bedingungslosen Liebe zuvor. Das sagt auch der Lehrtext.

Gebet: Herr, du bist mir voraus. Wohin ich auch gehe, immer gehe ich dir entgegen. Was ich auch will, immer kommst du mir zuvor und gibst mir, was du für mich vorgesehen hast. Ich habe Verantwortung für mich, meine Mitmenschen und deine Welt. Ich muss mich entscheiden. Doch du lenkst meinen Schritt. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr

Freitag, 20. August 2021

In Gottes Hand

Losung: Bei Gott steht die Kraft zu helfen und fallen zu lassen. 2. Chronik 25,8

Lehrtext: Wer will verdammen? Christus Jesus ist hier, der gestorben ist, ja mehr noch, der auch auferweckt ist, der zur Rechten Gottes ist und für uns eintritt. Römer 8,34

Liebe Leserin, lieber Leser,

"verdammt!" Dieser Ausruf kommt mir schon mal über die Lippen, wenn ich mir mit dem Hammer auf den Daumen geklopft habe. Manche meinen, das sei ein Fluch und somit von der Bibel verboten. Naja, man kann's auch übertreiben. Zwischen dem Hammer und meinen Mitmenschen ist schon noch ein Unterschied. Ihnen soll ich zurecht nicht die ewige Verdammnis an den Hals wünschen. Selbst dann nicht, wenn es sowas gar nicht gibt. Denn, "wer will verdammen? Christus Jesus ist hier, der zur Rechten Gottes sitzt und für uns eintritt." So sagt es Paulus im heutigen Lehrtext. Doch seiner Meinung nach gilt das nur für Gottes Auserwählte, nur für die, die getauft sind und an Jesus Christus glauben.

Aber vielleicht soll man nicht nur an Jesus Christus glauben, sondern mit ihm, also ihm auch in seinem Glauben folgen. Vielleicht  soll man wie er an Gott als den barmherzigen Vater glauben und ihm ganz und gar vertrauen. Soll wie er glauben, dass alle Gottes Geschöpfe sind, selbst "die Vögel unter dem Himmel und die Lilien auf dem Felde" und er für alle sorgt, für Juden und Samariter, Heiden und sogar für uns Christen. Vielleicht? Für mich ist das keine Frage. Ich versuche so zu glauben und damit geht es mir gut.

Ja, bei Gott steht die Kraft, zu helfen und fallen zu lassen. Er hat die Möglichkeit zu beidem (Losung). Und in der Tat, immer wieder mal hat es den Anschein, dass er Menschen und manchmal auch Völker fallen lässt. Und vielleicht hast auch du schon mal so empfunden, als hätte Gott dich fallen lassen. Doch auch wenn wir in diesem Leben in Unglück und Leid, Elend und Tod fallen, so fällt doch niemand ins Bodenlose, fällt niemand tiefer als in Gottes Hand. 

Nein, niemand ist ewig verdammt. Auch die nicht, die es nach unserem Urteil sein sollten. Niemand ist verloren. Alle sind sie und bleiben sie in Gottes heilender und rettender Hand, sogar du und - ich.

Gebet: Du kannst nicht tiefer fallen / als nur in Gottes Hand, / die er zum Heil uns allen / barmherzig ausgespannt.

Es münden alle Pfade / durch Schicksal, Schuld und Tod / doch ein in Gottes Gnade / trotz aller unsrer Not.

Wir sind von Gott umgeben / auch hier in Raum und Zeit / und werden in ihm leben / und sein in Ewigkeit.  Amen (EG 533)

Herzliche Grüße,

Ihr / dein Hans Löhr



Donnerstag, 19. August 2021

ausgelassen

Losung: David und ganz Israel tanzten mit aller Macht vor Gott her, mit Liedern, mit Harfen, mit Psaltern, mit Pauken, mit Zimbeln und mit Trompeten. 1. Chronik 13,8

Lehrtext: Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch! Eure Güte lasst kund sein allen Menschen! Der Herr ist nahe! Philipper 4,4-5

Liebe Leserin, lieber Leser,

als junger Mensch muss man auch mal ausgelassen sein. Und als älterer? Hm, da bietet sich zum Beispiel das Fußballstadion an. Da kannst du lautstark deine Emotionen rauslassen. Die Kirche bietet sich dafür eher nicht an.

Mir fällt gerade auf, dass ich schon seit vielen Jahren nicht mehr im Stadion war. Naja, der 1. FC Nürnberg, dem ich mich seit Jugendtagen verbunden fühle, hat in der Vergangenheit wenig Anlass zu ausgelassenem Jubel geboten.

Warum bietet sich die Kirche nicht an? Vor allem das Bibelwort heute sagt was anderes: "Mit aller Macht, mit Pauken und Trompeten vor Gott tanzen", das hat zumindest König David mit dem ganzen Volk der Israeliten getan (Losung). Wow, das waren noch Zeiten! Da war Stimmung auf den Straßen!

Das wäre doch mal ein Vorschlag, um die Kirchen aus ihrer Langeweile zu rütteln. Ich hab das mit einer Kollegin in den 90er Jahren versucht. Damals gab es eine Gregorianik-Techno-Nacht in der Katharinen-Kirche in Hamburg: 

Eine ganze Nacht lang laute Techno-Musik mit Lightshow in der Kirche und dann wieder geistliche, gregorianischen Musik. Wir fuhren hin und waren begeistert. Uns ist es danach gelungen, den eher konservativen Kirchenvorstand der Markuskirche in München davon zu überzeugen, dass wir das auch in unserer Stadt machen. Dann kam das Verbot der Kirchenleitung. Sie hat aus lauter Angst vor möglichen negativen Schlagzeilen den Kirchenvorstandsbeschluss kalt ausgehebelt und damit gegen die eigenen Prinzipien verstoßen.

Also nix damit, auch einmal in der Kirche zu tanzen und ausgelassen zu sein und dann auch wieder ruhig und besinnlich. Die Chance war vertan, mal eine neue Erfahrung zu machen. 

Zurück zum Losungswort. Ich meine, wir brauchen gottesdienstliche Formen, die nicht immer nur den protestantischen Kopf ansprechen, sondern mehr noch die menschlichen Gefühle.

Aber kannst du dir einen deutschen Pfarrer oder Pastor vorstellen, der wie David vor Gott ausgelassen singt und tanzt? Ich habe mich das auch nur hin und wieder gemeinsam mit meinen Kindergottesdienstkindern getraut. Immerhin hat es ihnen und mir Spaß gemacht. Darf denn in einem Gottesdienst überhaupt Spaß sein? Oder muss man da zum Lachen immer in den Keller?

"Freut euch in dem Herrn auf alle erdenkliche Weise", heißt es im Lehrtext. Nächsten Sonntag habe ich wieder Gottesdienstvertretung in meiner letzten Gemeinde. Ob ich da mal die Besucherinnen und Besucher zu einer La-Ola-Welle auffordern soll?

Gebet: Herr, ich danke dir, dass ich mein ganzes Leben mit seinen Höhen und Tiefen in dir leben kann. In dir bin ich traurig, in dir freue ich mich. Du zählst meine Tränen. Du siehst mich lachen. Du vertreibst die Schatten auf meiner Seele; denn du bist meine Freude. Amen

Herzliche Grüße,

Ihr / dein Hans Löhr