Samstag, 14. August 2021

Vorsicht bei Ordnungen

Losung: HERR, wenn ich an deine ewigen Ordnungen denke, so werde ich getröstet.
Psalm 119,52

Lehrtext: Das Leben ist erschienen, und wir haben gesehen und bezeugen und verkündigen euch das Leben, das ewig ist, das beim Vater war und uns erschienen ist. 1. Johannes 1,2

Liebe Leserin, lieber Leser,

was sind die ewigen Ordnungen Gottes? 
Für Juden sind das die Gesetze in den fünf Büchern Mose. 
Für die meisten Christen sind das die 10 Gebote. 
Katholiken meinen, Gottes Ordnungen im sogenannten Naturrecht zu finden. 
Reaktionäre, lutherische Theologen schwadronierten in den 30er Jahren von den "Schöpfungsordnungen" und begaben sich damit in gefährliche Nähe zur rassistischen Blut- und Bodenideologie des Nationalsozialismus. 
Aber lässt sich denn unser überaus lebendiger Gott (Lehrtext) mit starren, ewigen Ordnungen in Verbindung bringen? Sind sie nicht eher eine Fiktion ängstlicher Menschen, die in ihnen Halt und Orientierung suchen? Oder ein Herrschaftsinstrument, um die Beherrschten zu disziplinieren? 
Und dann ist da noch der Satz von Friedrich Nietzsche, der sagt: "Nur dem Regelmäßigen und Geordneten hat man allein alles Wohlbefinden zu verdanken." Da ist was dran für alle, die keine Teenager mehr sind. Auf ein gewisses Maß an Ordnung möchte ich nicht verzichten, weder in Staat und Gesellschaft noch im persönlichen Leben.
Statt von Ordnungen Gottes spreche ich lieber von Gottes Geist, der alles bewirkt und in allem wirkt. Er bringt alles ins Leben und erhält alles am Leben, indem er schlicht und einfach da ist, zu jeder Zeit und an jedem Ort. Das ist die eine Seite seines Wesens. Die andere ist, dass er sich allem, was er geschaffen hat, in Liebe zuwendet und das auch für uns zum einzigen Gebot macht.
Dadurch bewahrt und erhält er alles, solange er will. Auf dieser Basis errichten wir Menschen oft eher schlecht als recht unsere Ordnungen und geben ihnen dann einen religiösen Anstrich, um sie unumstößlich zu machen.
Jesus kam nicht als kirchlicher Ordnungshüter auf die Erde. Er lässt sich nicht einsperren in jüdische Gesetze und erst recht nicht in christliche Rituale und Kulte, nicht in Tabernakel, noch in den Wortlaut und die Buchstaben der Bibel. 
Es waren menschliche Gesetze, nach denen er verurteilt und getötet wurde. Mit unseren Vorstellungen von Law and Order, von Recht und Ordnung hat er nichts zu tun.
Er lehnt Ordnungen oder Gebote nicht einfach ab. Aber für ihn müssen sich alle religiösen und weltlichen Ordnungen daran messen lassen und darin bewähren, ob sie den Menschen dienen und ihnen Freiheit ermöglichen, die Freiheit zu einem Zusammenleben in Frieden und Nächstenliebe.

Gebet: Herr, du stehst über allem menschlichen Chaos und über allen Ordnungen. Du bist weder penibel noch pedantisch. Du bist der kreative, schöpferische Geist. Darin bin ich lebendig und frei. So gibst du mir Orientierung und Halt. Amen


Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr


1 Kommentar:

  1. Guten Morgen. Unbd immer wieder gilt:
    Liebe deinen Nächsten, wie Dich selbst.
    Gottes Liebe und Gnade ich für alle reichlich vorhanden.
    Wir müssen uns nur mit uns selber aussöhnen.
    Gott segne uns alle
    Elisabeth

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