Samstag, 30. September 2023

Frei von Geldgier hl

Losung: Besser wenig mit der Furcht des HERRN als ein großer Schatz, bei dem Unruhe ist. Sprüche 15,16 

Lehrtext: Führt ein Leben frei von Geldgier, begnügt euch mit dem, was da ist. Hebräer 13,5

Liebe Leserin, lieber Leser,

von meiner Schwiegermutter habe ich mir den Satz gemerkt, dass man »mit warmen Händen geben« soll, also noch zu Lebzeiten und nicht erst über ein Testament, wenn die Hände und nicht nur sie schon erkaltet sind. Sie hat sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten auch daran gehalten, obwohl ihr das nicht leicht gefallen ist. Geboren im Jahr 1912, hat sie alle Höhen und Tiefen des letzten Jahrhunderts miterlebt. Sie selbst stammte aus einer wenig begüterten Familie, wo man eisern gespart hat. Und so hat es sie sicher Überwindung gekostet, immer wieder ihren Kindern und Enkelkinder etwas zu schenken. Anmerken hat sie sich das nicht lassen. Als glaubenstreuer Frau, stand für sie die Bibel über ihren Verlustängsten. Sie kannte sehr wohl den Satz von Jesus: „Niemand kann zwei Herren dienen; du kannst nicht Gott dienen und dem Mammon, dem Gott des Geldes“ (Matthäus 6,24). Vielleicht kannte sie auch den heutigen Lehrtext, da sie viele Jahrzehnte im Losungsbüchlein der Herrnhuter Brüdergemeine gelesen hat.

Ich musste kein so entbehrungsreiches Leben führen wie meine Schwiegermutter in ihren jüngeren Jahren. Und trotzdem hat es mich immer wieder Überwindung gekostet, mit Geschenken und mit Geld großzügig zu sein. Das Sparen hat auch in meiner Familie eine Rolle gespielt. Inzwischen sehe ich das nicht mehr so eng. Die kurze Zeit, die ich noch auf der Erde bin, wird mein Geld wohl reichen. Und darum will ich dem anderen Wort Jesu folgen: »Macht euch Freunde mit dem ungerechten Mammon«. Er, also das Geld, soll mich nicht beherrschen, sondern mir dienen, dass ich damit anderen eine Freude machen und etwas Gutes tun kann. Schließlich habe ich mehr als genug.

Gebet: Herr, du bist in jeder Hinsicht überaus großzügig. Du segnest auch mich mit einem Leben, in dem mir nichts fehlt, was ich brauche und was mir Freude macht. Im Vergleich zu den meisten Menschen auf der Erde gehöre ich zu den Reichen. Das will ich nicht vergessen und darum dankbar bleiben und mehr geben als nehmen. Hab vielen Dank für deinen Segen. Damit hilfst du mir, dass ich keine Geldsorgen haben muss. Amen                                                             
Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr

Hinweis für Smartphone-Nutzer: So finden Sie alle Losungsauslegungen seit 2010: Weiter nach unten gehen. Auf den Link "Web-Version anzeigen" tippen. In der rechten Spalte gewünschtes Jahr, Monat und Tag aufrufen.
**************************************************************
Sie können die Losungsauslegungen gerne über WhatsApp, E-Mail, Twitter, Facebook etc., weitergeben: Den Link einfach markieren, kopieren und versenden.
Mit Spracherkennung diktiert. Erkennungsfehler bitte melden. Sie werden nachträglich korrigiert.
***********************************************************
1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen.
Ich lege Losung und Lehrtext aus, weil einer Untersuchung zufolge das Nachdenken über Bibelworte den Glauben am stärk. Sten wachsen lässt. 

Freitag, 29. September 2023

Hoffen auf den lebendigen Gott hl

Losung: Wir wollen mit euch gehen, denn wir haben gehört, dass Gott mit euch ist. Sacharja 8,23 

Lehrtext: Wie sollen sie hören, wenn niemand da ist, der verkündigt? Römer 10,14

Liebe Leserin, lieber Leser,

So spricht der Herr Zebaoth: Zu jener Zeit, (wenn endlich die Heilszeit beginnt und die Völker der Welt sich an den Juden orientieren, die sie bisher gedemütigt und verachtet haben) werden zehn Männer aus allen Sprachen der Völker einen jüdischen Mann beim Zipfel seines Gewandes ergreifen und sagen: Wir wollen mit euch gehen, denn wir haben gehört, dass Gott mit euch ist (Losung: Sacharja 8,23).

Mich verblüfft immer wieder, wie sehr die Propheten des Alten Testamentes daran festhalten, dass Gott das Volk Israel einmal aus aller Schmach und aus allen Leiden erlösen werde und alle Völker nach Jerusalem pilgern würden, um ihm zu begegnen. Die äußeren Verhältnisse waren geradezu das Gegenteil von der strahlenden Zukunft, die die Propheten den Juden verheißen haben. Und trotzdem oder gerade deshalb haben sie die schreckliche Gegenwart nicht auch noch bejammert und beklagt, sondern haben ihren Blick in die Zukunft gerichtet, in die Zukunft Gottes. Denn sie konnten sich keine Zukunft ohne ihn vorstellen. Und sie glaubten, dass Gott für sein Volk einmal alles gut machen werde: “Du bist die Zukunft, zu dir will ich hin …“

Blick ins Licht

Dieser Blick nach vorn ins Licht statt auf die finstere Gegenwart, sollte dem Volk helfen, nicht aufzugeben, die Leidenszeit zu bestehen und an der Hoffnung auf Gott festzuhalten. Und in der Tat, wenn auch noch viele Leidens- und Verfolgungszeiten über die Juden kommen sollten, sie haben bis heute an ihrem Glauben festgehalten und trotz der vielen Opfer überlebt. Sie sind ein lebendiges Beispiel für die Kraft der Hoffnung.

Uns hier in Deutschland geht es im Großen und Ganzen noch gut, auch wenn die Schwierigkeiten zunehmen und die Zukunft nichts Gutes verheißt. Das jedenfalls können wir jeden Tag in den Nachrichten sehen oder in der Zeitung lesen. Aber in der Bibel lesen wir, dass Gott auch unsere Zukunft ist durch alle Schwierigkeiten hindurch und über alle Problemberge hinweg. Das gilt für das persönliche Schicksal des Einzelnen wie für das unserer Nation und letztlich für das aller Völker dieser Erde.

Kein Schwanengesang

Deshalb sehe ich es nicht als meine Aufgabe, auch noch in den Schwanengesang einzustimmen und den wachsenden Pessimismus zu verstärken. Das ist Sache der Medien. Meine Sache als Christ und Bibelleser ist, dass ich von der Hoffnung rede, auch wenn dazu zur Zeit kein Anlass zu bestehen scheint. Denn ich hoffe nicht auf Menschen, die nicht die Gabe haben, um die nächste Kurve zu schauen. Ich hoffe  nicht auf Politiker und Politikerinnen, nicht auf Parteien und Medien, nicht auf Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen. Sie alle sind ja auch nur Menschen, klug und begabt gewiss, aber doch auch nur mit begrenztem Verstand und endlicher Kraft. Ich hoffe auf den lebendigen Gott, dessen Geist in Jesus Christus unter uns wirksam ist. Der uns gerade auch in den Katastrophen begegnet und neue Türen öffnet, wo es für uns nicht mehr weitergeht. Von ihm will ich reden und schreiben, damit andere mit mir gemeinsam hoffen und glauben - und handeln.

Und wieder einmal bete und singe ich:
Gebet: Meine Hoffnung und meine Freude, / meine Stärke, mein Licht, / Christus, meine Zuversicht, / auf dich vertrau‘ ich und fürchte mich nicht, / auf dich vertrau‘ ich und fürchte mich nicht. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr

Hinweis für Smartphone-Nutzer: So finden Sie alle Losungsauslegungen seit 2010: Weiter nach unten gehen. Auf den Link "Web-Version anzeigen" tippen. In der rechten Spalte gewünschtes Jahr, Monat und Tag aufrufen.
**************************************************************
Sie können die Losungsauslegungen gerne über WhatsApp, E-Mail, Twitter, Facebook etc., weitergeben: Den Link einfach markieren, kopieren und versenden.
Mit Spracherkennung diktiert. Erkennungsfehler bitte melden. Sie werden nachträglich korrigiert.
***********************************************************
1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen.
Ich lege Losung und Lehrtext aus, weil einer Untersuchung zufolge das Nachdenken über Bibelworte den Glauben am stärk. Sten wachsen lässt. 

Donnerstag, 28. September 2023

Anders leben, anders glauben? hl

Losung: Der HERR wird sein Volk nicht verstoßen noch sein Erbe verlassen. Psalm 94,14 

Lehrtext: Wir sind Bürger im Himmel; woher wir auch erwarten den Heiland, den Herrn Jesus Christus. Philipper 3,20

Liebe Leserin, lieber Leser,

wer anders lebt, glaubt anderes. Als junger Mensch habe ich anders geglaubt als jetzt. Wer ein einigermaßen sorgenfreies Leben führt, glaubt anders, als wer mit Problemen zu kämpfen hat. Wer in der Familie, auf der Arbeit oder sonst wo mit anderen in Konflikten lebt, glaubt anders, als wer in Ruhe gelassen wird und andere in Ruhe lässt. Im Krieg, bei Verfolgung, auf der Flucht, bei Katastrophen, in schwerer Krankheit, in Krisen- und Notzeiten glauben Menschen anders als in normalen, friedlichen Zeiten … Deshalb finden wir, vor allem in den Psalmen, auch die unterschiedlichsten, biblischen Glaubensäußerungen: Lob- und Klagelieder, Bittgebete, Dank- und Vertrauenslieder. Zahllose Menschen haben sich in ihren unterschiedlichsten Lebenssituationen darin wieder gefunden und sie sich zu eigen gemacht.

Unser heutiges Losungswort stammt aus dem erschütternden Psalm 94. Mit dem Wunsch nach Rache und Vergeltung, der darin zum Ausdruck kommt, kann ich nichts anfangen. Ja, er widerspricht geradezu meinem Glauben. Aber wäre ich in einer solchen Extremsituation wie der Mensch, der diesen Psalm verfasst hat, wer weiß, wie ich dann denken und fühlen würde, wie ich glauben und mich verhalten würde. Vielleicht würde ich dann ähnlich zu Gott beten wie er. Hoffentlich komme ich niemals in eine solche Situation. Hoffentlich muss ich niemals Gottes Rache beschwören. Ich müsste dazu vom Glauben abfallen, wie er mir jetzt wichtig ist.

Wer anders lebt, glaubt anderes. Wie lebst du gerade? Und wie glaubst du?

Alles sagen und zeigen

Geht es dir im Großen und Ganzen gut, bist du dann Gott dankbar? Geht es dir zur Zeit nicht gut, kannst du dann trotzdem Gott vertrauen und auf ihn hoffen? Denkst du täglich an ihn und bist mit ihm im Gespräch? Kannst du dein Herz vor ihm ausschütten und ihm alles sagen, was dich bewegt? Kannst du ihm auch das, was in dir dunkel ist, wovor du manchmal selbst erschrickst, sagen und zeigen?

Wem sonst kannst du in deine geheimsten und intimsten Regungen Einblick geben als ihm? Er kennt dich ja sowieso und wird dich deshalb weder verachten noch gar bestrafen. Aber dir wird es besser gehen, wenn du ihm einmal alles gegeben hast, was dich belastet und beschämt. Nein, Gott wird dich nicht verstoßen (Losung), gewiss nicht. Du gehörst auch künftig zu ihm. Er ist dein Himmel. Bei ihm bist du daheim (Lehrtext).

Gebet: Herr, auch wenn ich noch so enttäuscht war, auch wenn ich mich noch so aufgeregt habe, du hast verhindert, dass ich außer Rand und Band geraten bin und nicht mehr gewusst habe, was ich tue. Ich bin dir so dankbar, dass ich in keiner Extremsituation bin, in der ich meinen Glauben verlieren könnte. Bewahre mich auch künftig davor. Amen

                                                                                                                   

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr

Hinweis für Smartphone-Nutzer: So finden Sie alle Losungsauslegungen seit 2010: Weiter nach unten gehen. Auf den Link "Web-Version anzeigen" tippen. In der rechten Spalte gewünschtes Jahr, Monat und Tag aufrufen.
**************************************************************
Sie können die Losungsauslegungen gerne über WhatsApp, E-Mail, Twitter, Facebook etc., weitergeben: Den Link einfach markieren, kopieren und versenden.
Mit Spracherkennung diktiert. Erkennungsfehler bitte melden. Sie werden nachträglich korrigiert.
***********************************************************
1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen.
Ich lege Losung und Lehrtext aus, weil einer Untersuchung zufolge das Nachdenken über Bibelworte den Glauben am stärk. Sten wachsen lässt. 

Mittwoch, 27. September 2023

Erdenkinder sind Gotteskinder hl

Losung: In Gottes Hand sind die Tiefen der Erde, und die Höhen der Berge sind auch sein. Psalm 95,4 

Lehrtext: Betet an den, der gemacht hat Himmel und Erde und Meer und die Wasserquellen! Offenbarung 14,7

Liebe Leserin, lieber Leser,

Kurzfassung

Was ist schon groß und was ist klein? Was wertvoll und was wertlos? Was wichtig und was unwichtig? Was hat Kraft und was ist schwach? Was ist gut und was böse? Das alles sind menschliche Urteile, die wir brauchen, um in dieser Welt zurechtzukommen und miteinander leben zu können. Doch will ich nicht vergessen, meine Urteile sind nicht Gottes Urteile, meine Wertmaßstäbe nicht die seinen. In der Bibel, beim Propheten Jesaja, sagt Gott: „So viel der Himmel höher ist als die Erde, so sind auch meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken“ (Jesaja 55,9).

Was für mein Leben und meinen Glauben wichtig ist

Ja, Gottes Schöpfung ist für mich in ihren Dimensionen ganz und gar unvorstellbar und der Schöpfer sowieso. Deshalb glaube ich, dass Gott in Jesus Mensch geworden ist, damit er mir auf diesem Weg nahekommen kann. In ihm zeigt er mir, was für meinen Glauben und für mein Leben wichtig ist und das sind Liebe, Hoffnung und Vertrauen.

In ihm bin ich geboren, in ihm bin ich glücklich. In ihm lebe, liebe und leide ich. In ihm sterbe ich. In ihm bleibe ich. Er, der Schöpfer von allem, ist das Geheimnis der Welt und meines Lebens. Und sein Geheimnis ist Jesus Christus. In ihm zeigt er mir sein Herz. Durch ihn sagt er mir, dass ich ihm gehöre und du auch. Ihn will ich loben und preisen gemeinsam mit dir. Von ihm will ich annehmen, was er mir schickt. Ihm will ich danken gemeinsam mit dir, dass wir Erdenkinder zugleich Gotteskinder sind und bleiben.

Gebet: Herr, was für eine wunderbare Welt hast du auf dem Staubkorn Erde geschaffen! Eigentlich müsste ich jeden Tag staunen, dich dafür loben und preisen und dir danken. Doch dann nehme ich dieses tägliche Wunder als gegeben, gewöhne mich daran und halte es für selbstverständlich. Wenigstens jetzt will ich dir von ganzem Herzen danken, dass ich nun schon so lange dieses Wunder erleben darf. Und all das, was mir nicht gefällt, all die schlechten Nachrichten will ich zurückstellen, damit sie mir den Blick auf dich und deine Schöpfung nicht verstellen. Dich lobe und preise ich, meinen Gott und Herrn, meinen Schöpfer und Erlöser. Amen                                                                                      

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr

Langfassung:

Dass wir so wenig Ahnung haben von Gottes Schöpfung, sollte uns zu denken geben.

Die Dimensionen, die Größenverhältnisse im Universum sind für uns unvorstellbar, auch für die Astrophysiker und Astrophysikerinnen. Fragt man sie, wie viele Sonnen (Sterne) es gibt, antworten sie mit einer groben Schätzung: so viele, wie es Sandkörner an allen Stränden der Weltmeere, in allen Wüsten und auch sonst auf der Erde gibt und mutmaßlich noch mehr Exoplaneten, die diese Sonnen umkreisen. Gut möglich, dass viele von ihnen auf irgendeine Weise „bewohnt“ sind. Wenn ja, sind sie außerhalb unserer Reichweite.

Aber halt, das alles ist nur ein kleiner Teil der Materie im Universum. Geschätzte 80 (!) Prozent sind die so genannte dunkle Materie. Dunkel deshalb, weil man von ihr nur weiß, dass es sie geben muss aufgrund der Geschwindigkeit, mit der sich das Universum ausdehnt und die Galaxien mit ihren Milliarden Sonnen sich bewegen. Hinzu kommen noch 68 Prozent dunkle Energie, von der man ebenfalls so gut wie nichts weiß - bis jetzt. Trotzdem ist das Universum für unsere Beobachtungsmöglichkeiten nahezu leer. So ungeheuerlich sind die Entfernungen.

Hochmut statt Demut

Als jemand, für den Gott der Schöpfer von Himmel und Erde ist, von allem, was es gibt, kann ich nur hinzufügen, dass er, meinem Glauben zufolge, auch der Schöpfer und Herr der dunklen Materie ist und der dunklen Energie. Ansonsten ist er für mich allerwinzigstes Menschlein ganz und gar unvorstellbar. Wir können erstaunlich viel wissen und wissen im Grunde doch so gut wie nichts (Faust), schon gar nicht von Gott. Das muss uns doch überaus demütig machen. Tut es aber nicht. Der menschliche Verstand ist winzig. Die Hybris, der Hochmut, die Eitelkeit, die Selbstgerechtigkeit sind umso größer.

Aber was ist schon groß und was ist klein? Das sind menschliche Kategorien. Für Gott, so viel traue ich mir zu sagen, gibt es sie nicht. Für ihn, wie er sich in Jesus zeigt, ist ein Kind als Mensch genauso „groß“ wie ein Erwachsener und ein Kranker, Behinderter oder Greis genauso „wertvoll“ wie ein junger Gesunder; ein Dementer genauso respektabel wie eine Nobelpreisträgerin.

Verstörende Einsicht

Ein Atom ist für unsere Augen nicht sichtbar. In einem aufwändigen, technischen Verfahren kann man bestenfalls die Atomhülle „sichtbar“ machen. Doch im Vergleich zu seinem Kern ist das Atom so groß wie ein Supermarkt und sein Kern so klein wie ein Sandkorn in seiner Mitte, um von den Elementarteilchen im Kern gar nicht erst zu reden. Sie vermitteln die verstörende Einsicht, dass es letztlich gar keine Materie gibt, sondern nur Felder und Energiezustände. Die Energie aber, die in den Atomkernen steckt, ist so groß, dass man damit alles zerstörende Atombomben bauen kann.

Nochmal: Was ist schon groß und was ist klein? Was wertvoll und was wertlos? Was wichtig und was unwichtig? Was hat Kraft und was ist schwach? Was ist gut und was böse? Das alles sind menschliche Urteile, die wir brauchen, um in dieser Welt zurechtzukommen und miteinander leben zu können. Doch will ich nicht vergessen, meine Urteile sind nicht Gottes Urteile, meine Wertmaßstäbe nicht die seinen. In der Bibel, beim Propheten Jesaja, sagt Gott: „So viel der Himmel höher ist als die Erde, so sind auch meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken“ (Jesaja 55,9).

Fazit

Ja, Gottes Schöpfung ist für mich in ihren Dimensionen ganz und gar unvorstellbar und der Schöpfer sowieso. Deshalb glaube ich, dass Gott in Jesus Mensch geworden ist, damit er mir auf diesem Weg nahekommen kann. In ihm zeigt er mir, was für meinen Glauben und für mein Leben wichtig ist und das sind Liebe, Hoffnung und Vertrauen. In ihm bin ich geboren, in ihm bin ich glücklich. In ihm lebe, liebe und leide ich. In ihm sterbe ich. In ihm bleibe ich. Er, der Schöpfer von allem, ist das Geheimnis der Welt und meines Lebens. Und sein Geheimnis ist Jesus Christus. In ihm zeigt er mir sein Herz. Durch ihn sagt er mir, dass ich ihm gehöre und du auch. Ihn will ich loben und preisen gemeinsam mit dir. Von ihm will ich annehmen, was er mir schickt. Ihm will ich danken gemeinsam mit dir, dass wir Erdenkinder zugleich Gotteskinder sind und bleiben.

Hinweis für Smartphone-Nutzer: So finden Sie alle Losungsauslegungen seit 2010: Weiter nach unten gehen. Auf den Link "Web-Version anzeigen" tippen. In der rechten Spalte gewünschtes Jahr, Monat und Tag aufrufen.
**************************************************************
Sie können die Losungsauslegungen gerne über WhatsApp, E-Mail, Twitter, Facebook etc., weitergeben: Den Link einfach markieren, kopieren und versenden.
Mit Spracherkennung diktiert. Erkennungsfehler bitte melden. Sie werden nachträglich korrigiert.
***********************************************************
1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen.
Ich lege Losung und Lehrtext aus, weil einer Untersuchung zufolge das Nachdenken über Bibelworte den Glauben am stärk. Sten wachsen lässt. 

Dienstag, 26. September 2023

Der Gott der tausend Ohren hl

Losung: Ich freue mich und bin fröhlich über deine Güte, dass du mein Elend ansiehst und kennst die Not meiner Seele. Psalm 31,8 

Lehrtext: Geh hin in dein Haus zu den Deinen und verkünde ihnen, welch große Dinge der Herr an dir getan und wie er sich deiner erbarmt hat. Markus 5,19

Liebe Leserin, lieber Leser,

es reicht schon, dass ich elend bin und meine Seele Not leidet. Aber richtig hart ist es, wenn ich alles mit mir alleine ausmachen muss und niemand zuhört und Anteil nimmt. Aber wenn ich mal mein Herz ausschütten kann, erleichtert mir das meine Last und ich fühle mich besser, wenigstens ein bisschen. Sogar mein Kater scheint ähnlich zu empfinden. Wenn überraschend ein Regenguss kommt, schlüpft er ins Haus und beschwert sich lauthals und empört bei mir, dass er jetzt nass ist. Dann darf ich ihn nicht ignorieren. Dann muss ich ihm zeigen, dass ich zuhöre und anteilnehme.

Bleiben wir bei den Menschen. Was tun die, die niemand haben, dem sie sagen können, wie es ihnen geht, was sie schmerzt und was sie fertig macht? Ich weiß es nicht. Sie tun mir einfach nur leid.

Vom Wert des Zuhörens

Seit Jahrtausenden „rufen Menschen aus tiefer Not“ zu Gott oder zu ihren Göttern, dass sie gehört werden (Psalm 130,1+2). An anderer Stelle heißt es in der Bibel: „Sollte Gott, der das Ohr erschaffen hat, nicht hören können?“ (Psalm 94,9a). Er ist der Gott der tausend Ohren, und eines davon bist du. Manchmal kannst du einem Notleidenden vielleicht helfen. Manchmal nur zuhören.

Aber was heißt schon „nur“? Ob alle Ärztinnen und Ärzte wissen, wie gut es ihren Patienten und Patientinnen tut, wenn sie sich Zeit für sie nehmen und zuhören und nicht nur schnell ein Rezept ausstellen, ein EKG machen oder an den nächsten Facharzt überweisen? Auch wenn sie nicht heilen können, so helfen sie doch mit ihren Ohren und erleichtern fremde Lasten.

Gott hört und sieht

Aber immer, Tag und Nacht, ist da Gott, der die Gebete und die Klagen hört - und den Dank. Der auf seine Weise zu trösten und zu helfen weiß, wie Jesus gezeigt hat. Auf den ich hoffen und dem ich vertrauen will bis zuletzt. Ich muss meine Not nicht in das unermessliche, kalte Weltall hinausschreien, aus dem nicht einmal ein Echo zurückkommt. Denn mein Gott ist und bleibt bei mir. „Er sieht mein Elend und kennt die Not meiner Seele. Das freut mich.“ (Losung).

Gebet: Herr, was hast du dir von mir nicht schon alles anhören müssen! Aber noch immer hörst du mir zu. Noch immer kann ich bei dir abladen, was mich bewegt und schmerzt. Noch immer kann ich dir danken für das, was mir gut tut und mich freut. Weil ich dich habe, bin ich nicht einsam, auch wenn weit und breit niemand da ist, der mir zuhört. "Denn du bist bei mir und tröstest mich" (Psalm 23,4). Amen.                                                                                                                 

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr

Hinweis für Smartphone-Nutzer: So finden Sie alle Losungsauslegungen seit 2010: Weiter nach unten gehen. Auf den Link "Web-Version anzeigen" tippen. In der rechten Spalte gewünschtes Jahr, Monat und Tag aufrufen.
**************************************************************
Sie können die Losungsauslegungen gerne über WhatsApp, E-Mail, Twitter, Facebook etc., weitergeben: Den Link einfach markieren, kopieren und versenden.
Mit Spracherkennung diktiert. Erkennungsfehler bitte melden. Sie werden nachträglich korrigiert.
***********************************************************
1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen.
Ich lege Losung und Lehrtext aus, weil einer Untersuchung zufolge das Nachdenken über Bibelworte den Glauben am stärk. Sten wachsen lässt. 

Montag, 25. September 2023

Worte statt Wörter hl

Losung: Des HERRN Wort ist wahrhaftig, und was er zusagt, das hält er gewiss. Psalm 33,4 

Lehrtext: Jesus spricht: Himmel und Erde werden vergehen; aber meine Worte werden nicht vergehen. Matthäus 24,35  

Liebe Leserin, lieber Leser,

„Worte sind Schall und Rauch“, heißt das Sprichwort, kaum sind sie ausgesprochen, schon sind sie wieder vergessen. Ja, das stimmt, wenn ich bedenke, wie viele Wörter Sekunde für Sekunde über die so genannten „sozialen“ Medien verbreitet, wie viele gedruckt, wie viele gesprochen werden. Nur ein Schwarm Stare, ein Möwenschwarm oder ein Schwarm Spatzen im Gebüsch macht ähnlich viel Krach. Aber wer weiß, vielleicht haben diese sich was Wichtiges zu sagen, von dem ich keine Ahnung habe.

Verlässliche, gehaltvolle und gewichtige Worte sind demgegenüber rar. Aber was ist

der Unterschied zwischen Worten und Wörtern?

Die Aufgabe von Thomas Gottschalk war es, viele Wörter zu machen, um die Leute zu unterhalten. Aber für „gewichtige Worte“ wurde er nicht bezahlt. Politiker und Politikerinnen reden viel, wenn der Tag lang und die Zeit bis zur Wahl kurz ist. Aber haben sie auch wirklich was zu sagen? Hört man von ihnen auch Worte, bei denen man aufmerkt und die Orientierung geben? Und wie ist es mit der Bibel? Enthält dieses dicke Buch nur Wörter oder auch Worte?

Für mich ist mein Konfirmationsspruch oder ein Taufspruch oder ein Trauspruch mehr als nur eine Ansammlung von Wörtern. Und über Losung und Lehrtext denke ich nach, weil sie Bibelworte sind, auch wenn ich nicht mit allem, was da gesagt wird, übereinstimme. Denn auch die Worte der Bibel bestehen aus Wörtern, die Menschen gesagt haben. Und die kann man unterschiedlich übersetzen, verstehen und bewerten. Gottes Wort haben wir eben nur im Menschenwort.

Bergwerk Bibel

Für mich ist die Bibel ein Bergwerk, wie ich hier schon öfter gesagt habe. In ihm kann man unter viel Gestein wertvolle Erze und Mineralien finden: Weisheitssprüche, gehaltvolle Erzählungen, Prophetenworte, bewährte Gebote und Verbote, Gedichte, ein hocherotisches Liebeslied, Listen von Königen,  Berichte von geschichtlichen Ereignissen, Märchen, tiefgründige Mythen, Lehrbriefe, kunstvolle Dramen, Drohworte und Trostworte.

Was die Bibel aber für mich besonders wertvoll macht, ist „das Gold des Evangeliums“, die gute Nachricht von Gott, die uns Jesus bringt und vorlebt. Sie kommt vor allem im Neuen Testament vor, aber auch immer wieder im Alten. Doch das Evangelium ist selten und darum kostbar. Manchmal wird es mit anderen „Nachrichten“ verwechselt.

Worte aus Gold gegen den Strich

Dass es sich um Gold und nicht um irgendein anderes, gewöhnliches „Metall“ handelt, merke ich daran, dass mich diese „gute Nachricht“ (Evangelium) herausfordert und nicht meine Ansichten bestätigt. Dass sie mich gegen den Strich bürstet und nicht streichelt:

- So kommt Jesus, Lukas zufolge, nicht im Königspalast in Jerusalem zur Welt, sondern in einem Stall.
- Er liegt nicht in einer goldenen Wiege, sondern in einem Futtertrog inmitten der Pisse von Ochs und Esel.
- Er beruft als seine Jünger nicht gebildete Männer aus der Hauptstadt, sondern ungebildete Fischer vom Land und wäscht ihnen wie ein Sklave die Füße.
- Er verurteilt Sünder nicht, sondern vergibt ihnen.
- Er hält sich nicht von der heidnischen Frau aus Syrophönizien fern, sondern heilt ihre Tochter.
- Er stellt den Menschen über das Gesetz und heilt am Sabbat.
- Er hat keine Berührungsangst gegenüber körperlich und seelisch Kranken;
- auch nicht gegenüber jener andersgläubigen Frau in Samarien, die er um Wasser bittet. 
- Er stößt die mutmaßliche Prostituierte im Haus des Pharisäers Simon nicht zurück, als sie ihm die Füße mit ihren Haaren trocknet, sondern nimmt sie gegenüber dem Gastgeber in Schutz.
- Er beteiligt sich nicht daran, die Ehebrecherin zu steinigen, sondern zeigt den Selbstgerechten die Doppelmoral auf und rettet so ihr Leben.
- Er zieht als Obdachloser durchs Land.
- Er wendet sich zuerst Kindern zu und lässt die Erwachsenen warten.
- Er bringt in seiner Geschichte vom Verlorenen Sohn Gott ganz anders zur Sprache, als das zuvor der Fall war, als barmherzigen Vater, der den Gescheiterten ohne Wenn und Aber annimmt.
- Er lobt nicht die fleißige Martha, sondern ihre Schwester Maria, die sich Zeit für ihn nimmt und ihm zuhört. 
- Er spricht in der Geschichte vom barmherzigen Samariter von der Liebe zum Feind.
- Er kommt zu Petrus über das Wasser der Angst, um ihn mit Gottvertrauen daraus zu retten.
- Er identifiziert sich mit den Geringsten unter den Menschen und gibt ihnen Würde.
- In seinen Seligpreisungen preist er die Armen und die Friedensstifter, die Sanftmütigen und die Trauernden.
- Er lehnt Gewalt ab.
- Er kritisiert die Mächtigen in Staat und Tempelkirche.
- Er zieht in Jerusalem nicht auf einem Schlachtross ein, sondern auf einem Esel, ohne Macht, ohne Waffen, ohne Leibwächter, ohne Geld.
- Als man ihn verhaften will, läuft er nicht davon.
- Er hält auch noch die andere Backe hin.
- Und als sie ihn kreuzigen, verrät er Gottes Liebe nicht, sondern vergibt noch seinen Peinigern.
- Er ist für die Welt gestorben und bleibt doch ihre lebendige Hoffnung.
- Er herrscht nicht, sondern dient und erweist sich damit als mein Herr.
- So kommt er zu mir - und zu dir.

Was er sagt, sind nicht schmeichelhafte Wörter, sondern Worte mit Substanz, die nach wie vor Orientierung geben, trösten und Hoffnung machen. Worte, aus denen Gott spricht. Ich aber muss mich immer wieder neu um dieses Wort bemühen. Dazu brauche ich seinen Geist, um es in unserer Zeit und in meiner Situation neu zu verstehen. Denn wenn ich nur wortwörtlich nachsage, was in der Bibel steht, mache ich zwar viele Wörter, aber verfehle Gottes Wort.

Gebet: Herr, so wie du gesprochen, gehandelt und gelebt hast, sagst du zu mir:
„Fürchte dich nicht vor dem Leben, fürchte dich nicht vor dem Tod, fürchte dich nicht vor Gott. Ich liebe dich bedingungslos. Ich bin dein Hirte und werde dich nicht verlieren.“
Das gibt mir Kraft und lässt mich vertrauen. 
Amen
                                                                                                        
Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr

Hinweis für Smartphone-Nutzer: So finden Sie alle Losungsauslegungen seit 2010: Weiter nach unten gehen. Auf den Link "Web-Version anzeigen" tippen. In der rechten Spalte gewünschtes Jahr, Monat und Tag aufrufen.
**************************************************************
Sie können die Losungsauslegungen gerne über WhatsApp, E-Mail, Twitter, Facebook etc., weitergeben: Den Link einfach markieren, kopieren und versenden.
Mit Spracherkennung diktiert. Erkennungsfehler bitte melden. Sie werden nachträglich korrigiert.
***********************************************************
1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen.
Ich lege Losung und Lehrtext aus, weil einer Untersuchung zufolge das Nachdenken über Bibelworte den Glauben am stärk. Sten wachsen lässt. 

Sonntag, 24. September 2023

Ich bin der „Nächste“ hl

Losung: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst; ich bin der HERR. 3.Mose 19,18 

Lehrtext: Ein Samariter, der auf der Reise war, kam dahin; und als er den Verletzten sah, jammerte es ihn; und er ging zu ihm, goss Öl und Wein auf seine Wunden und verband sie ihm, hob ihn auf sein Tier und brachte ihn in eine Herberge und pflegte ihn. Lukas 10,33-34

Liebe Leserin, lieber Leser,

»du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst«, heißt das Gebot, das bereits im Alten Testament steht und das Jesus wieder aufgreift. Eigentlich klingt das ganz einfach. Der Nächste ist der Mensch, der mir emotional am nächsten steht. Aber lieben, also für ihn dasein, soll ich immer auch den, der mich im Augenblick am meisten braucht.

In der Geschichte vom „barmherzigen Samariter“ (Lukas 10,25-37), aus der unser Lehrtext stammt, bekommt jenes Gebot bei Jesus noch mal eine überraschende Wendung. Da heißt es mit anderen Worten: Ich bin der Nächste dem ich gerade begegne. Und als solcher soll ich ihn lieben. Nächstenliebe heißt bei Jesus als Nächster lieben abgesehen davon, wie nah oder fern mir der Mensch steht, der mir gerade über den Weg läuft. Oder noch genauer: Ich werde meinem Mitmenschen zum Nächsten im Sinne Jesu, wenn ich ihm barmherzig (Lukas 10,37) begegne, also verständnisvoll, hilfsbereit, freundlich, unabhängig davon, um wen es sich handelt oder wie freundlich oder unfreundlich er zu mir ist. Da zeigt sich, ob ich mich als Mensch und als Christ erweise.

Der Clou

Der eigentliche Clou der Geschichte vom barmherzigen Samariter wird oft übersehen. In ihr geht es um einen schwerverletzten Juden, der dringend Hilfe braucht. Aber der jüdische Priester und danach der jüdische Tempeldiener machen einen Bogen um ihren halbtoten Glaubensgenossen, vermutlich, weil sie rechtzeitig zum Tempeldienst in Jerusalem sein und sich mit dem Blut des Verletzten nicht unrein machen wollen.

Wenn ihm der Samariter, der als dritter vorbeikommt, nicht hilft, könnte man das noch am ehesten verstehen. Schließlich waren die Juden mit den Samaritern verfeindet, weil sie ihrer Meinung nach einen falschen Glauben hatten und deshalb unrein waren. Mit Samaritern gab man sich als Jude nicht ab und vermied jede Begegnung mit ihnen.

Doch der Samariter achtet nur darauf, dass der Verletzte Hilfe braucht. Die Religion, die Konfession, die Volkszugehörigkeit spielen in diesem Fall für ihn keine Rolle. Er, der Samariter, ist für den Überfallenen jetzt der Nächste. Und darum ist es an ihm, zu helfen. So einfach ist das.

Die größte Revolution in der Geschichte der Menschheit

Für Jesu jüdische Zuhörer war diese Geschichte eine Provokation. Denn seinen Nächsten lieben, wie es das Gesetz des Alten Testaments vorschreibt, ist in seinen Augen nicht mehr auf die Mitglieder des jüdischen Volkes begrenzt. Das gilt nun für jeden Menschen: für jeden Russen, Ukrainer, Asylsuchenden, Geflüchteten, Muslim, Atheisten, unabhängig von seiner Nationalität, Herkunft, seinem sozialen Status, seiner Religion, seiner  Konfession, seiner sexuellen Orientierung, seiner politischen Einstellung, seines Charakters, seiner Schuld, seinen Absichten … Ich behaupte mal, Jesu Gebot war die größte Herausforderung in der Geschichte der Menschheit – und ist es bis heute.

Aus der Kraft meines Glaubens

Es ist auch nicht so, als ob das für mich alles kein Problem wäre. Ganz im Gegenteil. Ein solches Verhalten, wie Jesus es verlangt, ist für mich eine große Zumutung. Das kostet mich enorme Überwindung. Aber wenn ich Christ sein und bleiben will, kenne ich dazu keine Alternative. Er selbst hatte vorgelebt, wie er mit denen umgegangen ist, die ihm so viel Böses angetan haben. Ich bin mir sicher, dass ich nicht so viel Liebe und Kraft habe wie er. Aber deshalb darf ich sein Gebot nicht abschwächen, dass ich der Nächste bin dem, der mir jeweils begegnet, sei es als Freund oder Feind. Und dass Jesus an mich den Anspruch hat, als ein solcher einem anderen verständnisvoll, hilfsbereit und freundlich zu begegnen. So oft ich daran scheiterte, soll und will ich keine Ausreden suchen, sondern mich zu meinem Scheitern bekennen und versuchen, das nächste Mal es besser zu machen aus der Kraft meines Glaubens.

ASB

Übrigens, das Wort „Samariter“ im Namen des Wohlfahrtsverbandes „Arbeiter-Samariter-Bund ASB“ weist auf Jesu Erzählung vom barmherzigen „Samariter“. Der Leitspruch dieser Hilfsorganisation heißt passgenau: »Wir helfen allen Menschen – unabhängig von ihrer politischen, ethnischen, nationalen und religiösen Zugehörigkeit. Wir helfen hier und jetzt.« Ob das auch für alle kirchlichen und christlichen Organisationen, Gruppen, Kreise und ihre Mitglieder gilt?                                                                                           

Gebet: Herr, du sagst mir klipp und klar wie ich mich anderen Menschen gegenüber verhalten soll. Doch das fällt mir schwer, weil ich Unterschiede machen möchte zwischen denen, die mir nahe stehen und denen, die ich nicht leiden kann, die mir weh getan haben oder die mir fremd sind. Doch ich will mich nicht an meinen problematischen Gefühlen orientieren, sondern an dir und deinem Wort. Gib mir dazu die Kraft und den Glauben. Amen                                                                                                                   
Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr

Hinweis für Smartphone-Nutzer: So finden Sie alle Losungsauslegungen seit 2010: Weiter nach unten gehen. Auf den Link "Web-Version anzeigen" tippen. In der rechten Spalte gewünschtes Jahr, Monat und Tag aufrufen.
**************************************************************
Sie können die Losungsauslegungen gerne über WhatsApp, E-Mail, Twitter, Facebook etc., weitergeben: Den Link einfach markieren, kopieren und versenden.
Mit Spracherkennung diktiert. Erkennungsfehler bitte melden. Sie werden nachträglich korrigiert.
***********************************************************
1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen.
Ich lege Losung und Lehrtext aus, weil einer Untersuchung zufolge das Nachdenken über Bibelworte den Glauben am stärk. Sten wachsen lässt. 

Samstag, 23. September 2023

Ich brauche ihn jetzt hl

Losung: Schäme dich nicht, denn du sollst nicht zum Spott werden. Jesaja 54,4 

Lehrtext: Paulus schreibt: Ich schätze mich selbst nicht so ein, dass ich's ergriffen habe. Eins aber sage ich: Ich vergesse, was dahinten ist, und strecke mich aus nach dem, was da vorne ist. Philipper 3,13

Liebe Leserin, lieber Leser,

Paulus möchte an seinem Lebensende wie ein Marathonläufer durchs Ziel gehen. Und dazu will er nicht mehr an frühere Irrwege und Umwege denken, an Schwächeperioden und Fehleinschätzungen. Er will nur noch nach vorn schauen (Lehrtext) und schreibt wenige Verse vor unserem Lehrtext: »Ich möchte Christus erkennen und die Kraft seiner Auferstehung und die Gemeinschaft seiner Leiden und so seinem Tode gleichgestaltet werden, damit ich gelange zur Auferstehung von den Toten (Philipper 3,10+11).« Und zugleich weiß er, dass er immer noch auf dem Weg ist. Er ist noch nicht am Ziel, er hat den Siegeskranz noch nicht ergriffen, noch nicht in der Hand. Aber er läuft und läuft, weil er von Christus ergriffen ist (Philipper 3,12).

Guter Hirte statt Siegespreis?

Paulus war etwa 50 Jahre, als er gestorben ist, möglicherweise als Märtyrer in Rom. Verlässliche Aufzeichnungen darüber gibt es nicht. Jedenfalls war er noch voller Elan und Tatkraft. Und er glaubte, dass die Wiederkunft Jesu Christi unmittelbar bevorstünde und deshalb alles andere wenig oder gar keinen Wert mehr habe. Ich frage mich manchmal, wie er wohl geglaubt und geschrieben hätte, wäre er 20 Jahre älter gewesen, mit mehr Lebens- und Glaubenserfahrung, hinfällig und krank. Vielleicht wäre ihm dann wichtig gewesen, dass Jesus ihn als sein guter Hirte begleitet und durch die harten Zeiten trägt.

Für mich ist die Auferstehung nicht das absolute Ziel, dem ich alles andere unterordne, um es auf jeden Fall zu erreichen. Dass ich einmal dahin kommen werde und wie es dann sein wird, das überlasse ich Gott. Dafür ist er zuständig. Ich brauche ihn jetzt auf meinem Weg, in den guten und den schweren Zeiten. Ich brauche ihn im Diesseits, in dieser Welt, mitten in diesem Leben. Und ich bin zuversichtlich, dass er in Jesus Christus jetzt bei mir ist so wie er auch bei dir ist. Denn Gott ist treu und macht seinem Namen alle Ehre, der aus dem Hebräischen ins Deutsche übersetzt heißt: IchBinDa.                                                                  

Gebet: Herr, du siehst ja, wie ich mich durchs Leben kämpfe. Und es wird nicht leichter werden. Du weißt, dass ich dich brauche, deine Kraft und vor allem deine Nähe. Ja, ich glaube und spüre bisweilen, dass ich von dir ergriffen bin. Das stärkt meine Seele und macht mich zuversichtlich. »Herr, bleibe bei mir, denn es will Abend werden und der Tag hat sich geneigt(Lukas 24,29) Amen                                                  

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr

Hinweis für Smartphone-Nutzer: So finden Sie alle Losungsauslegungen seit 2010: Weiter nach unten gehen. Auf den Link "Web-Version anzeigen" tippen. In der rechten Spalte gewünschtes Jahr, Monat und Tag aufrufen.
**************************************************************
Sie können die Losungsauslegungen gerne über WhatsApp, E-Mail, Twitter, Facebook etc., weitergeben: Den Link einfach markieren, kopieren und versenden.
Mit Spracherkennung diktiert. Erkennungsfehler bitte melden. Sie werden nachträglich korrigiert.
***********************************************************
1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen.
Ich lege Losung und Lehrtext aus, weil einer Untersuchung zufolge das Nachdenken über Bibelworte den Glauben am stärk. Sten wachsen lässt. 

Freitag, 22. September 2023

Am Boden mit Gott hl

Losung: Siehe, du wirst Völker rufen, die du nicht kennst, und Völker, die dich nicht kennen, werden zu dir laufen um des HERRN willen, deines Gottes, und des Heiligen Israels, der dich herrlich gemacht hat. Jesaja 55,5 

Lehrtext: Ich beuge meine Knie vor dem Vater, von dem jedes Geschlecht im Himmel und auf Erden seinen Namen hat, dass er euch Kraft gebe nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit, gestärkt zu werden durch seinen Geist an dem inwendigen Menschen, dass Christus durch den Glauben in euren Herzen wohne. Epheser 3,14-17

Liebe Leserin, lieber Leser,                                                                   

das ist eine starke Geste, wenn ich, wie der Apostel, nicht für mich, sondern für einen anderen Menschen vor Gott auf die Knie gehe und ihn bittet, dass er ihn stärke durch seinen Geist (Lehrtext mit Nachfolgeversen). Manchmal geschieht das am Bett eines schwerkranken Kindes oder eines Sterbenden. Und das geschieht dann nicht aus Berechnung, sondern unwillkürlich, weil das Leid den Betenden auf die Knie zwingt und er zugleich Gott gegenüber zeigt, dass er nun hilflos und ratlos ist.

Immerhin habe ich noch diese Möglichkeit. Und vielleicht ist das der letzte Rettungsanker. Ich weiß schon, dass ich Gott mit dieser Geste nicht beeindrucken kann. Und ich werde damit bei ihm auch nichts erreichen, was er sich nicht ohnehin vorgenommen hat. Auch wenn ich auf den Knien liege und bete, ist das keine Garantie, dass der Mensch, für den ich das tue, gesund wird. Und wenn es doch geschieht, kann ich das nicht mir und meinem Gebet zum Verdienst anrechnen. Was aber geschieht ist dies, dass ich selten näher bei Gott bin und er bei mir als auf meinen Knien. Da unten auf dem Boden begegnen wir uns beide. Da kann ich noch einmal aus tiefstem Herzen ja zu ihm sagen, ja zu seinem Willen und ja zu dem, was geschieht.

Gebet: Herr, ich vertraue darauf, dass du mich nicht übersiehst, wenn ich vor dir auf den Knien liege. Und ich glaube, dass du dann neben mir kniest und deinen Arm um mich legst, mich hältst und mir zeigst, dass du jetzt ganz nah bei mir bist. So gibst du mir Kraft, das zu tragen und anzunehmen, was geschieht. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr

Hier eine frühere Auslegung zum Thema: „unbeugsam

Hinweis für Smartphone-Nutzer: So finden Sie alle Losungsauslegungen seit 2010: Weiter nach unten gehen. Auf den Link "Web-Version anzeigen" tippen. In der rechten Spalte gewünschtes Jahr, Monat und Tag aufrufen.
**************************************************************
Sie können die Losungsauslegungen gerne über WhatsApp, E-Mail, Twitter, Facebook etc., weitergeben: Den Link einfach markieren, kopieren und versenden.
Mit Spracherkennung diktiert. Erkennungsfehler bitte melden. Sie werden nachträglich korrigiert.
***********************************************************
1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen.
Ich lege Losung und Lehrtext aus, weil einer Untersuchung zufolge das Nachdenken über Bibelworte den Glauben am stärk. Sten wachsen lässt.