Losung: Mein Herz wendet sich gegen mich, all mein Mitleid ist entbrannt. Ich will nicht tun nach meinem grimmigen Zorn. Denn ich bin Gott und nicht ein Mensch, heilig in deiner Mitte. Hosea 11,8.9
Lehrtext: Jesus spricht: Ich bin nicht gekommen, dass ich die Welt richte, sondern dass ich die Welt rette. Johannes 12,47
Liebe Leserin, lieber Leser,
ein Sprichwort sagt: „Den Neid der anderen muss man sich verdienen; Mitleid
bekommt man geschenkt.“ Hier hat das Wort „Mitleid“ einen abschätzigen Klang.
Wer will schon bemitleidet werden? Das würde doch bedeuten, dass einem etwas
fehlt, dass man so ist, wie andere nicht sein wollen. Beneidet werden hingegen, die so sind, wie man selbst gerne sein möchte. So ist das bei uns
Menschen.
Und wie ist das bei dir? Möchtest du denn gerne bemitleidet werden? Also
ich nicht. Ich möchte mit meinen Problemen und Schwierigkeiten möglichst allein
fertig werden können, ohne auf Mitleid und fremde Hilfe angewiesen zu sein.
Selbst ist der Mann!
Kalter Zufall und mitleidloser Gott?
Hm, aber möchte ich auch, dass meine Mitmenschen mir gegenüber mitleidlos
sind? Möchte ich denn selbst ohne Mitleid sein? Möchte ich denn in einer Welt
ohne Mitleid leben? Und möchte ich erst recht unter einem mitleidlosen Himmel
wohnen, wo mich der Zufall kalt anblickt oder ein mitleidloser Gott?
Ich bewundere diejenigen Bewohner auf der kleinen italienischen Insel Lampedusa,
die jetzt die tausenden von Geflüchteten notdürftig versorgen, die vorgestern
und gestern auf vielen Booten aus Nordafrika gekommen sind. Sie fragen nicht
erst lange, ob die Fluchtgründe berechtigt sind. Sie warten nicht erst auf
staatliche Hilfe, die, wenn überhaupt, nur sehr spärlich fließen wird. Sie
warten schon gar nicht darauf, dass andere europäische Länder bereit sind, die
Menschen aufzunehmen.
Sie schaffen einfach auf eigene Kosten Lebensmittel und Wasser herbei und
versuchen den Kranken und Verletzten so gut es geht zu helfen. Sie tun das,
obwohl sie, soweit ich weiß, von der eigenen Regierung und von vielen ihrer Landsleute
dafür kritisiert werden. Sie tun das, weil nun einmal die Menschen da sind und man sie nicht ins Meer
zurücktreiben oder verkommen lassen darf. Sie tun das, weil, um mit der Losung zu sprechen, „ihr Herz
von Mitleid entbrannt ist“. Das ist das stärkste Argument, warum man den Geflohenen
einfach helfen muss.
Aufnahme und Ablehnung von Geflüchteten
Ja ich weiß, die Aufnahme von vielen Geflüchteten stellt jedes Land vor
Probleme. Viele haben vor den Fremden einfach Angst und lehnen sie schon
deshalb ab. Ich weiß auch, dass am Ende des Zweiten Weltkrieges und danach die deutschen Flüchtlinge aus Ostpreußen, Westpreußen, Schlesien und dem Sudetenland von den
eigenen Landsleuten im Westen oft nur widerwillig aufgenommen wurden, obwohl
sie auf der Flucht und bei der Vertreibung unter den Gewalttaten der Roten
Armee unsäglich gelitten haben. Da hat sich bitter gerächt, dass zuvor die
deutsche Nazi-Wehrmacht die Sowjetunion überfallen und den Menschen dort großes
Leid zugefügt hatte.
Gut, das kann man alles diskutieren, analysieren und politisch einordnen.
Aber alles Reden, Schreiben und Senden in den Medien ändert nichts an der
Tatsache, dass Menschen fliehen und Hilfe brauchen und dass sie deshalb auf das
Mitleid anderer angewiesen sind.
Wer wird einmal mit mir Mitleid haben?
Und dann denke ich mir, wer weiß, auf wessen Mitleid ich noch angewiesen
sein werde. Vielleicht ist es dann eine Afrikanerin, die gestern in Lampedusa
angekommen ist und auf verschlungenen Pfaden nach Deutschland kommen und dort
eine Ausbildung als Pflegekraft machen wird. Und ich frage mich, ob alle, die
die Asylsuchenden bei uns ablehnen, bereit sind, zu unterschreiben, dass sie
einmal im Bedarfsfall auf die Pflege durch einen solchen Menschen verzichten
werden.
Ich glaube, Gottes Mitleid zeigt sich auch darin, dass er mir und
vielleicht auch dir einmal durch solche Menschen helfen wird, dass er uns durch
eine Afrikanerin oder durch einen Afrikaner zum „Nächsten“ wird wie jener
Samariter dem unter die Räuber gefallenen Juden, wovon Jesus erzählt (Lukas 10.25-37). Und das Pikante an dieser
Geschichte ist ja, dass damals die Juden die Samariter als falschgläubig
und unrein abgelehnt haben.
Nicht Richter, sondern Retter
In Jesus kommt Gott jedenfalls nicht als Richter zu uns, sondern als Retter
(Lehrtext), nicht als
einer der ausgrenzt, sondern annimmt, nicht als einer der straft, sondern hilft und heilt und zwar ohne Ansehen der Person und ihres Glaubens. Dazu kann
ich nur sagen: Gott sei Dank!
Gebet: Herr, wo ein Mensch für einen anderen
oder für ein Tier Mitleid empfindet, bist du zugegen. Wo der Mensch dem
Menschen kein Wolf ist, sondern zum Helfer wird, bist du zugegen. Wo ich dir
mein Herz und meine Möglichkeit zu helfen zur Verfügung stelle, bist du zugegen.
Mitleid und Hilfsbereitschaft unter uns Menschen sind für mich starke Hinweise,
dass du für uns da bist. Amen
Herzliche Grüße
Ihr / dein Hans Löhr
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1728 erschien
in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das
für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes
Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die
täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen.
Ich lege Losung und Lehrtext aus, weil einer Untersuchung zufolge das
Nachdenken über Bibelworte den Glauben am stärk. Sten wachsen lässt.
Der Gründer von Cap Anamur ,Rupert Neudeck wurde später von einem geretteten Boat People im Krankenhaus behandelt, nachdem dieser in Deutschland Medizin studierte.
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