Samstag, 9. September 2023

Die Probleme des Paulus hl

Losung: Er gedenkt ewiglich an seinen Bund, an das Wort, das er verheißen hat für tausend Geschlechter. Psalm 105,8 

Lehrtext: Gottes Gaben und Berufung können ihn nicht gereuen. Römer 11,29 

Liebe Leserin, lieber Leser,

Gott hat sich mit seinem Volk, den Juden, verbündet, heißt es im Alten Testament (zB Losung). Doch die frühen Christen verstanden nicht, weshalb sich dann nicht alle Juden haben taufen lassen und, wie sie, Christen geworden sind.

Worüber sich Paulus den Kopf zerbrochen hat

Paulus war der erste Christ, von dem wir 20 Jahre nach Jesu Tod um das Jahr 50 ein schriftliches Zeugnis von seinem Glauben haben. Er setzt sich in seinen Briefen unter anderem mit jenem Problem auseinander. Er fragt sich, ob nach wie vor gilt, dass Gott sein Volk, die Juden, unter allen anderen Völkern auserwählt und sich für immer mit ihm verbunden hat (Losung)? Und was hat das für die vielen zu bedeuten, die keine Juden waren und deren Gott nicht kannten, nun aber Christen geworden sind?

Paulus‘ Flucht in die Unbegreiflichkeit Gottes und Unerforschlichkeit seiner Wege

Mit der Antwort, die Paulus zu geben versucht (Lies Römer 11,1-32), ist er selbst nicht zufrieden. Wer soll seine komplizierten Gedanken auch verstehen? Wie kann man erklären, dass Gott nach wie vor zu seinem Wort steht und die Juden sein erwähltes Volk bleiben, auch wenn sie jetzt erst mal auf Zeit für Jesus und damit für ihr Heil blind sind (Römer 11,25)? Jedenfalls bricht Paulus seinen Erklärungsversuch, aus dem unser heutiger Lehrtext kommt, abrupt ab, und gibt zu:

»O welch eine Tiefe des Reichtums, beides, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes! Wie gar unbegreiflich sind seine Gerichte und unerforschlich seine Wege! Denn ‚wer hat des Herrn Sinn erkannt oder wer ist sein Ratgeber gewesen‘? Amen (Römer 11,33-36)

Vielleicht war das noch das Klügste, was Paulus machen konnte, da er sich als Jude, der er doch einst war, in den juristischen Kategorien seines alten Glaubens verfangen hatte. Er war noch nicht so weit, das Jesus-Geschenk, das Gott aller Welt gemacht hatte, egal ob sie Juden oder Heiden sind, in seiner ganzen Tragweite zu begreifen und anzunehmen. Nein, auch Paulus war kein Heiliger und musste innerhalb der Grenzen seines Verstehenshorizonts versuchen, sich und anderen die neue Situation zu erklären. Immerhin hat es 2000 Jahre gedauert, bis auch viele Christen, wenn auch längst noch nicht alle, die uneingeschränkte und bedingungslose Liebe Gottes in Jesus zu allen seinen Geschöpfen entdecken konnten.

Gebet: Herr, ich danke dir, dass du nicht in erster Linie auf die Religion, den Glauben oder das Bekenntnis eines Menschen schaust, sondern in ihm dein geliebtes Geschöpf siehst. Denn was du geschaffen hast, das hast du auch gewollt. Und was du gewollt hast, das hast du auch erwählt. Du begegnest mir in Jesus Christus und ich entdecke dich in ihm. Darum will ich auf niemand herabschauen, der anders glaubt als ich, sondern mich über die Gabe des Glaubens freuen, die du mir gegeben hast. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr

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1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen.
Ich lege Losung und Lehrtext aus, weil einer Untersuchung zufolge das Nachdenken über Bibelworte den Glauben am stärk. Sten wachsen lässt. 

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