Dienstag, 5. September 2023

Durchgestrichen und verbrannt hl

Losung: Ich tilge deine Missetat wie eine Wolke und deine Sünden wie den Nebel. Kehre dich zu mir, denn ich erlöse dich! Jesaja 44,22

 

Lehrtext: Gott hat den Schuldbrief getilgt, der mit seinen Forderungen gegen uns war, und hat ihn aufgehoben und an das Kreuz geheftet. Kolosser 2,14        

Liebe Leserin, lieber Leser,

Fehlverhalten, Sünde, Schuld - für mich kein Larifari, gerade weil ich weiß, dass mir das vergeben ist. Für mich sind das auch keine Fremdwörter. Zwar bemühe ich mich, meinen Mitmenschen gegenüber anständig zu sein, aber ich weiß doch, dass ich immer wieder mal den einen oder die andere durch ein unbedachtes Wort oder eine harte Kritik verletzt habe. Und dann sind da noch die negativen Gefühle und Gedanken, gegen die ich aktiv etwas unternehmen muss, damit sie nicht mein Denken und Fühlen und somit auch mein Verhalten beherrschen. Wenn ich mich über jemand ärgere, kann es schon sein, dass ich insgeheim denke: „Du Idiot!“ Doch inzwischen gelingt es mir öfter, dass ich dann gleich zu mir sage: „Hans, schäm dich!“ Ein „Heiliger“ bin ich trotzdem nicht. Ich muss mit meinen Unzulänglichkeiten leben. 

Ich glaube, dass meine Gefühle und Gedanken auch für Gott eine Rolle spielen. Er ignoriert mein Verhalten nicht einfach so. Im Gegenteil. Er registriert es. Er ist enttäuscht. Aber dann, menschlich gesprochen, nimmt er einen Stift in die Hand und streicht durch, was er registriert hat, was auf meinem Schuldbrief steht. Ich möchte gar nicht wissen, wie groß dieser Zettel ist und was da alles darauf steht. Das aber möchte ich wissen und das glaube ich auch, dass er mir vergeben hat, dass mir vergeben ist. Nicht einfach so, als ob mein Verhalten belanglos wäre. Sondern weil da einer ist, der mit seiner Liebe dafür bezahlt hat.

Der Tag, an dem ich vor ihm stehe 

Und dann kommt einmal der Tag, an dem ich vor ihm stehe und er mir den Schuldschein überreicht. Dann werde ich erschrocken sagen: „Um Gottes willen, so ein großer Zettel vollgeschrieben von oben bis unten. Habe ich wirklich so viel falsch gemacht? Habe ich wirklich so versagt? Ich kann mich gar nicht erinnern“. Und er wird mir antworten: »Du hast doch gelesen, was in der Bibel steht: »Unsre Missetaten stellst du vor dich, unsre unerkannte Sünde ins Licht vor deinem Angesicht.“ (Psalm 90,8). Ja, auch das steht hier drauf, was dir gar nicht bewusst geworden ist, was du verdrängt hast und schnell wieder vergessen wolltest und was du nicht der Rede wert erachtet hast. Und oft waren es die kleinen Dinge, die deinen Mitmenschen und mir am meisten zu schaffen gemacht haben. Aber mach dir deshalb keinen Kopf mehr. Ist ja alles vergeben. Hier, nimm den Zettel, und wirf ihn ins Feuer, ins Feuer der Liebe meines Sohnes Jesus.«
Tja, und dann werde ich beschämt sein, und er wird meine Scham in Freude verwandeln, die bleibt. 
 

Gebet: Herr, mit dir kann ich jeden Tag neu beginnen; denn du trägst mir nichts nach. Ich muss mich nicht mit einem schlechten Gewissen herumschlagen. Ich gebe dir, was misslungen ist und vertraue darauf, dass du vergibst. Amen

Herzliche Grüße

Ihr / dein Hans Löhr

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1728 erschien in Herrnhut die erste Tageslosung, ein Bibelwort aus dem Alten Testament, das für jeden Tag des Jahres ausgelost wird. Dazu wird der Lehrtext, ein passendes Bibelwort aus dem Neuen Testament, ausgesucht. Inzwischen erscheinen die täglichen „Losungen“ in etwa 50 Sprachen.

Ich lege Losung und Lehrtext aus, weil einer Untersuchung zufolge das Nachdenken über Bibelworte den Glauben am stärk. Sten wachsen lässt.  

6 Kommentare:

  1. Zum Lehrtext: Das ist ein dramatisches Bild, das mir gleichwohl noch nie eingeleuchtet hat. Damals, zu Zeiten des Paulus, war das stimmig, aber zweitausend Jahre später, wo längst ein neuer Deckel aufgemacht worden sein muss? Nein. So naiv kann man wohl nicht sein, oder?

    Fontane wirkt da realistischer:

    "Ein Gott wird gekreuzigt auf Golgatha,
    Es brennen Millionen Scheiter,
    Märtyrer hier und Hexen da,
    Doch es kribbelt und wibbelt weiter."


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  2. Vater, lehre mich dir zu vertrauen. Du hast mir schon so unendlich viel vergeben und geholfen. Danke Elisabeth

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  3. An Thomas von Anna: So naiv bin ich auch.-Und es ist gut so.

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  4. Mein Vorschlag, jedenfalls für mich: nicht „ ich schäme mich“ sondern „lass das jetzt sein ( verflixt nochmal) ! Herzlichen Gruß Barbara

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  5. Gottes Liebe wird doch mit der Liebe von Eltern zu ihren Kindern verglichen !?Ich ,als Mutter habe manches Fehlverhalten meiner Kinder nachvollziehen können.Meint Ihr nicht,daß Gott gelassener und verständnisvoller mit unseren unperfektem Leben umgeht als wir denken? ..Es belastet mich ,mich immer wieder ..schuldig zu fühlen,daß Jesus das Alles erleiden mußte wegen mir ,der nicht allen Ansprüchen der Bibel genügt.

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    1. Ich glaube, Jesus musste nicht sterben, damit mir vergeben werden kann. Sondern er hat an seiner Liebe zu allen festgehalten, damit wir endlich wissen und darauf vertrauen können, dass Gott uns vergeben hat. Das hat mit „Blutopfer“ und ähnlichen zu Interpretationen seines Kreuzestodes nichts zu tun.

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