Liebe
Gemeinde,
heute
geht es in der Predigt darum, wie wir uns mit unserem Glauben gegen ein
Gespenst wehren können. Denn ein Gespenst geht um in Europa, das Gespenst der
Angst. Viele fragen sich bang, was wohl mit dem Ukraine-Krieg auf uns noch
alles zukommt. Wie wir künftig genug Energie bekommen. Ob wir die steigenden
Preise und die Kreditzinsen künftig noch stemmen können. Ob die Inflation weiter
steigt und die Ersparnisse wegfrisst. Ob wieder eine neue Corona-Variante
zuschlägt und unser Leben lähmt. Ob das mit dem Klimawandel so weitergeht und
welche Zukunft dann vor allem unsere Kinder und Enkel haben. Und zu alledem
kommen vielleicht noch persönliche Sorgen und Probleme, mit denen man sich halt
so rumschlägt.
Ja, das
Gespenst der Angst geht um in Europa, in unserem Land, in unseren Dörfern. Doch
diesem Gespenst, liebe Freunde, werden wir keine Macht über uns einräumen. Denn
wir glauben an den allmächtigen Gott und vertrauen darauf, dass er uns gerade
in schwierigen Zeiten nahe ist und wir mit ihm auch durch finstere Täler
kommen. Jenes
Gespenst will das Immunsystem, also die Widerstandskraft unserer Seele
zerstören. Aber das werden wir nicht zulassen. Wir sind seit unserer Taufe mit
Gottvertrauen geimpft, darum lassen wir uns von der allgemeinen Angst in dieser
Zeit nicht anstecken.
Dazu will
ich mit euch zusammen zuerst auf die Bibel hören, was sie uns in dieser
Situation zu sagen hat. Und dann werde ich noch davon sprechen, wie sich Martin
Luther gegen die Anfechtungen seiner Zeit und in seinem Leben gewehrt hat.
Wir
sind ja nicht die ersten, die mit den großen Problemen ihrer Zeit und auch mit
privaten Schwierigkeiten zu kämpfen haben. Wenn man auf die Geschichte zurückschaut,
dann hat es den Anschein, als ob für die Menschen zu allen Zeiten die Frage im
Mittelpunkt stand: wie kann ich mit meinen Ängsten fertig werden, wie meine
Lasten schultern, was kommt noch alles auf uns zu? Das war auch bei den
Menschen zur Zeit der Bibel so.
Nur was
wir hier in Deutschland in den letzten 77 Jahren erlebt haben, war die große
Ausnahme. Wir hatten keinen Krieg, keinen Hunger und im Westen Deutschlands
auch keine Diktatur. Äußerlich gesehen ging es den meisten von uns so gut wie
keinem unserer Vorfahren. Doch mit einem Mal bedroht uns nun vieles
gleichzeitig. Kein Wunder, dass das vielen in unserem Land Angst
macht. Was also sagt die Bibel und wie sind die Menschen damals mit ihren
Problemen umgegangen?
Was die Bibel zu sagen hat
Als
erstes fällt mir ihr Dennoch-Glaube auf. Wenn es für sie schwierig wurde,
haben sie ihren Glauben nicht weggeworfen, sondern sich nur umso fester an Gott
gehalten. Das hat ihrer Seele Kraft gegeben, auch in schlechten Zeiten
durchzuhalten und nicht vorschnell aufzugeben. Und darum haben sie in ihren Psalmen
und Gebeten solche Sätze wie diese gesagt:
»Gott
ist unsere Zuflucht und Stärke, ein bewährter Helfer in Zeiten der
Not. Darum fürchten wir uns nicht, selbst wenn die Erde erbebt, die Berge
wanken und in den Tiefen des Meeres versinken«. (Psalm 46,2+3)
Und,
liebe Freunde, ist das heute anders? Wer sonst ist denn »unsere Zuflucht und
Stärke und ein bewährter Helfer in Zeiten der Not«? Herr Biden in Washington
vielleicht oder Herr Scholz in Berlin? Frau von der Leyen in Brüssel oder Herr
Söder in München? Vorhin, in der Lesung, haben wir diesen Satz gehört: »Verlasset
euch nicht auf die Herrschenden; sie sind Menschen, die können ja doch nicht
helfen.« (Psalm 146) Nein, wir verlassen uns auf Gott wie alle, die glauben seit
biblischen Zeiten bis heute, wie auch unsere Vorfahren sich auf ihn verlassen
haben. Darum gehen wir doch in die Kirche und feiern Gottesdienst. Darum falten
wir daheim unsere Hände und beten. Das macht unsere Seele wieder stark und immun gegen die Angst.
Gottvertrauen statt Panik
Statt
in Panik zu verfallen, haben sich die Menschen in der Bibel ihres
Gottvertrauens vergewissert. Sie ließen sich jenes Gotteswort gesagt sein, das
noch heute als Tauf- und Konfirmationsspruch gewählt wird: »Sei mutig und
entschlossen! Lass dich nicht einschüchtern und hab keine Angst! Denn ich, der Herr, dein Gott, stehe dir bei, wohin du auch gehst.« (Josua 1,9)
Die
Nachrichten, liebe Freunde, können uns tatsächlich einschüchtern. Aber
die Nachrichtensprecherin kann uns nicht beistehen. Sie kann nur sagen, was
geschieht, und das ist meistens nicht gut. Darum halte ich mich an jene Zusage
aus dem Alten Testament. Und du sollst das auch tun. Und wenn du nachher aus
der Kirche gehst, sollst du dir sagen: »Gott
steht mir bei, wohin ich auch gehe.«
Mag
sein, dass andere dich deshalb für naiv halten, dass sie dich insgeheim
auslachen, weil du an Gott glaubst. Lass dich deshalb nicht verunsichern. Zur
Zeit Jesu war das nicht anders. Da heißt es im Markusevangelium: »Jesus hörte
nicht auf das, was von den Leuten gesagt wurde, und sprach: ‚fürchte dich
nicht, glaube nur!‘ (Markus 5,35+36) Ja, das will ich tun, denn »der Glaube ist der Sieg,
der die Welt überwunden hat«, heißt es im ersten Brief des Johannes (1. Joh 5,4). Heute
hat es den Anschein, als ob die Welt über den Glauben gesiegt und ihn
überwunden habe. Doch das war auch vor 2000 Jahren nicht anders. Der Glaube muss sich immer wieder neu in den Herausforderungen der jeweiligen Zeit bewähren und
die Gläubigen dürfen sich nicht ins Bockshorn jagen lassen. Was haben denn die,
die nicht glauben stattdessen anzubieten? Und wenn sie Sorgen haben, wer sorgt
dann für sie? Wir hier kennen wenigstens dieses Bibelwort: »Alle eure Sorge
werft auf ihn; denn ER sorgt für euch!« (1.Petrus 5,7)
Dennoch glauben
Ich
könnte jetzt noch mehr Bibelworte nennen, die uns in schwierigen Zeiten Mut
machen. Doch lasst mich noch dieses eine sagen. In Psalm 73 sagt ein geplagter
Mensch zu Gott: Wie groß auch die Probleme sind, »dennoch bleibe ich stets an
dir, Herr; denn du hältst mich bei meiner rechten Hand. Wenn ich nur dich habe,
so frage ich nichts nach Himmel und Erde. Wenn mir gleich Leib und Seele
verschmachtet, so bist du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein
Teil. Das ist meine Freude, dass ich mich zu Gott halte und meine Zuversicht
setzte auf den Herrn.«
Vom
Glauben der Menschen in der Bibel hat auch Martin Luther gelernt. Deshalb heißt
es in seinem persönlichen Glaubensbekenntnis ganz ähnlich:
»Ich
glaube an Gott den Vater, den allmächtigen Schöpfer des Himmels und der Erde. Das
heißt: Ich
setze mein Vertrauen auf keinen Menschen auf Erden, auch nicht auf mich selbst,
auch nicht auf meine Kraft, Können, Besitz, Frömmigkeit oder was ich sonst
habe. Ich setze mein Vertrauen auf keine Kreatur, sie sei im Himmel oder auf
Erden. Ich
wage und setze mein Vertrauen allein auf den unsichtbaren, unbegreiflichen,
einzigen Gott, der Himmel und Erde erschaffen hat und allein über alles
Geschaffene herrscht. Ich vertraue beständig auf ihn, wie lange er auch auf
sich warten lässt. Weil er
denn Gott ist, so weiß er, wie er's mit mir aufs Beste machen soll. Weil er
mein Vater ist, will er's auch tun und tut es herzlich gern.«
Luthertext revidiert von Hans Löhr,
Weimarer Ausgabe Band 6, S.215, 23-216, 29 (Auszug)
Ja, ein Gespenst geht um in Europa, das Angst macht. Ein
Gespenst mit vielen Namen. Auch ich schaue bedenklich und sorgenvoll auf das,
was zur Zeit geschieht und frage mich, wo das noch alles hinführt. Doch
zugleich weiß ich, dass stimmt, was ein Film aus den 80er Jahren sagt: „Angst
essen Seele auf“. Das will ich nicht, auf keinen Fall. Wenn ich spüre, dass Sorgen
von mir Besitz ergreifen und die Angst in mir hochkriecht, dann sage ich das
Gott und füge hinzu:
Gebet:
„Herr, mit deiner Hilfe wehre ich mich gegen dieses Gespenst. Du hast
versprochen, bei mir zu sein, gerade wenn es schwierig wird. Lass mich deine
Nähe spüren, dass ich neuen Lebensmut schöpfe und dir vertraue. Was auch kommt, du hast die Kontrolle. Dein Wille geschieht, und
nicht meiner. In Jesus kommst du als der menschenfreundliche und barmherzige
Gott zu mir, der seine Geschöpfe nicht vergisst. Denn du bist mir treu, und ich will
dir auch treu sein. Amen
Herzliche Grüße,
Ihr / dein Hans Löhr
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